Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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podier.
Vogel.
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ziemlich trag und einfaltig und Halten stch in kleiuen Ge-
sellschasten zusammen, die kurze Reisen zurucklegen, je
nachdem die Fruchtreife fie aus einer Gegend in die andere
lockt. Solche Wanderungen fallen in Guyana aus die
Monate Marz und September. Von ihrer Fortpflanzung
weih man nichts Genaues; von einigen Arten Heihi es,
bah fte das Rest auf hohen Baumen erbauen und 3—4
weitze, ganz ungefleckte Eier legen sollen. Die Jndier
stellen ihnen sehr nach, um die Federn zu Schmucksachen
zu verarbeiten oder die Balge zu annehmlichen Preisen
an Sammler in ben Seestabten zu verkaufen. Ungeach-
tes der grohen Schonheit Hat man nod) nie lebende
Schniuckvogel nach Europa gebracht; wahrscheinlich ist es
nnmoglich, ihnen wahrenb der Seereise das angemessene
Futter zu bieten. Die als Beispiel der Gattung abgebil-
dete Art Hat ohngefahr die Grohe des Seibenschwanzes;
das Gefieder ist im Allgemeinen feuerroth, eine Farbe,
die auf dem Kopfe an Glanz zunimmt; der Rucken
ist braunroth, die Brust blutroth; die purpurrothen
Schwingfedern haben schwarzrothe Endspitzen. Das
Weibchen ist rostrothlich, am Bauche ockergelb. Man
hat dicsen prachtigen Vogel im ganzen tropischen Brastlien
und vom Fuhe der Andes bis Surinam und Cayenne an-
getroffen. Nach Waterton verweilt er das ganze Jahr
hindurch in den dichtesten Urwaldern von Demerara, lebt
in der Regel einsam, verrath sich aber durch einen Hau-
fig ausgestohenen einfachen Laut, welcher der Sylbe
„Quet" ahnlich klingen foll, und lebt von Saamen ver-
schiedener Baume, namentlich des Hitea und Siolabali,
welche im December reifen. Die Fortpsianzungsgeschichte
ist unbekannt.
XVIII. Tersine. (Procnias.)
Gattungscharakter: Schnabel kur;, Hart; Ober-
kiefer breiter als die Stirn, plaltgedruckt, an den Seiten
ausgeschweirt, vor der zusammengedruckten Spitze aus-
gerandet; Nasenlocher der Stirn genahert, von den Stirn-
federn bedeckt, mit einer kreisformigen Haut umgeben.
Lauf langer als die Mittelzehe; Auhenzehen an der Wur-
zel verbunden. Flugel mittellang; zweite und dritte
Schwingfedern die langsten.
1. Die blaue Tersine. (Proenias ventralis.) Sig. 1354.
Cuvier ist durch den Schnabelbau verfuhrt worden, die
Gattung Tersine, von welcher wenige Arten bekannt sind,
unter die Jnsectenfressenden Vogel zu setzen. Wirklich er-
innert auch der Schnabel durch seine Breite und durch die
Weite der Rachenspalte an die Schwalben, mit welchen
die Tersine ubrigens Nichts gentein hat, indem sie iiur von
Beeren, zuiual den eben so schonen als Haufigen Mela-
stomen, und uberhaupt von weichen Fruchten lebt, die sie,
durch die Weite der Schnabeloffming begunstigt, ohne
Schwierigkeit ganz verschlingt. Die blaue Tersine miht
6 Zoll in der Lange; das Mannchen ist lasurblau, am
Vorderkopse und an der Kehle schwarz, an den Seiten
gneruber rauchschwarz gestreift, an der Mitte des Bauches
weih. Das Weibchen gleicht in der Hauptfarbe dem
Mannchen, hat jedoch grauen Vorderkopf und Kehle,
gelblichen, gneruber grungebanderten Bauch. Das Va-
terland ist Brasilien.
Vierte Familie.
Ziervogel.
Die Familie der Ziervogel begreift nur auslandische,
meistentheils kleine, felten die Grohe einer Taube errei-
chende Vogel, die an Farbenglanz und Buntheit den vor-
hergehenden Schmuckvogeln wenig nachgeben und, der
Mehrzahl nach , das tropische Amerika bewohnen, jedoch
auch in Indien und Australien iticht fehlen. Sie Haben
einen kurzen, gewolbten, seitlich zusammengedruckten, an
der Spitze hakenformig ubergebogenen, dreikantigen, leicht
ausgekerbten Schnabel und Schreitfuhe, d. H. die auheren
Zehen bis zur Wurzel des vorletzten Gliedes mit der Mit-
telzehe verwachsen. Sie bewohnen dichtere Walder, sind
geselliger als die Schmuckvbgel, Halten sich in kleinen
Flugen zusammen und leben in Amerika fast nur von den
weichen und saftigen Beeren der Melastonien.
XIX. Manakin. (Pipra.)
Gattungscharakter: Schnabel kurz; Oberkiefer
dreieckig, an der Wurzel breit, sonst zusammengedruckt,
gewolbt, vor der sehr zusammengedruckten, Hakenfornti-
gen Spitze gekerbt; Nasenlocher an der Schnabelwurzel
seitlich, durch eine befiederte Haut halb geschlofsen. Fuhe
mittellang, Schreitfuhe; Laus langer als die Mittelzehe;
Seitenzehen ungleich. Flugel abgerundet und Schwanz
kurz; dritte und vierte Schwingfedern die langsten.
1. Der rothe Manakin. (Pipra aureola.) Fig. 1355.
Die Manakin (eine zuerst von den Hollaiibischen Colo-
nisteit Surniams aufgebrachte Benennung) sind durchgan-
gig kleine, aber sehr hubsche, durch bunte Farbung ausge-
zeichnete und eben so Heitere als bewegliche, in ihrent
Wesen an unsere Meisen eriiinernde, gesellige Bewohner
der dichtesten Walder des tropischen Amerika. Ohne die
eigentlichen Sunipfe zu lieben, geben sie feuchten Waldern
uberall ben Vorzttg, vermeiden Hingegen die offenen Fluh-
ufer und uberhaupt schattenlose Orte. Des Morgens
vereinigen sie sich zu kleinen Gesellschaften von 8 — 10
Stuck, schliehen sich dann anderen kleinen Vogeln an oder
wissen diese herbeizulocken und lassen 11111 jene Zeit cin
leises, jedoch recht angenehmes Gezwitscher Horen; sobald
die Sonne Hoher steigt, etwa um 9 oder 10 Uhr, losen
diese Gesellschaften sich auf, und die Einzelnen suchen die
Einsamkeit und den dunkelsten Schatten, itiit abgesondert,
jedoch in dauernder Beweglichkeit, ihre Nahrung zu fin-
den. Sie stiegen schnell, aber weder hoch noch anhaltend,
setzen sich nur auf die mittleren Aeste hoher Baume und
kehren schnell zuruck, sobald der Zufall sie bis an den
Rand der Waldung gefuhrt Hat. Von ihrer Fortpflan-
zung weih man sehr wenig; eine Art (P. pareola) banet
gemeinlich auf den Gabelast eines Strauches und zwar so
frei, dah das brutende Weibchen nach allen Richtungen
um sich blicken und nahende Gefahr zeitig entdecken kann.
Die Arten sind ungentein zahlreich und nicht immer leicht
zu unterscheiden, weil auch Hier das Hochzeitkleid, das
Alter und Geschlecht Abanderungen Hervorbringt, die noch
lange nicht genau genug gekannt sind. — Der rothe
Manakin ist uberall roth, ausgenomnieit den schwarzen
Rucken, Flugel und Schwanz und die gelbe Gurgel.
Von den ubrigen abgebildeten Arten bleibt auher der Be-
schreibung Nichts mitzutheilen.
2. Der gehelmie Manakin. (Pipra galeata.) Fig. 1356.
Die allgemeine Farbe ist schwarz, der ganze Kops und
Hinterhals lebhast scharlachroth, der Schwanz breit und
ungewohnlich verlangert. Ueber den Schnabel biegt sich
ein auf der Stirn wurzelnder Federkanini. Das Dater-
land ist Brasilien.
3. Der kamnitragende Manakin. (Pipra cristata.) Fig. 1357.
Die Oberseite ift braungrun oder olivenfarbig, der
Scheitel roth, Kehle und Brust gelblich, Bauch Hochgelb.
Die Fuhe sind schwarz. Einiger kleinen Abanderungen
toegen Hat Swainson, der Auctor unzahliger schlechter
Gattungen, gemeint, auch diese Art abtrennen zu mussen als
neue Gattung (Calyptura), die nur durch sehr kurzen
Schwanz und verlangerte Lause stch unterscheidet.
XX. Diamautvogel. (Pardalotus.)
G attungscharakter: Schnabel sehr kurz; Ober-
kiefer etwas gewolbt, an der Wurzel verbreitert, mit deut-
lichen Firsten, vor der ubergebogenen Spitze tief gekerbt,
ebenso lang als der Unterkiefer; Nasenlocher an der Schna-
belwurzel, seitlich, klein, von einer dunnen Membran
uberragt. Fuhe kurz; Lauf langer als die Mittelzehe, die
auheren Zehen an der Wurzel verbunden. Flugel etwas
zugespitzt, zweite Schwingfeder die langste.
1. Der punetirte Diamantvogel. (Pardalotus punetatus.) Sig. 1358.
Der Name Diamantvogel ist australischen Ursprunges
und zuerst von den englischen Colonisten Neuhollands
einem kleinen Vogel gegeben worden, der auf seinem dun-
keln Gefieder zahlreiche glanzend weihe Puncte tragt. Die
Stellung der Gattung, welche nur wenige auf Neuhol-
laitd und die nahen Jnseln beschrankte Arten begreift, war
lange Zeit eine unentschiedene. Cuvier brachte die Par-
daloten zu den Wurgern; theils seine Vorganger, theils
auch seine Nachfolger haben sich dahin entschieden, sie zu
den Ziervogeln zu stellen. Sie sind von geringer Statur,
nianche kaitnt groher als der Zaunkonig, in der Regel
braun oder grau, uberhaupt nie sehr schon, obwohl bis-
weilen lebhast gefarbt und bewohnen die niedrigen Busch-
walder, die in einem grohen Theile Neuhollands die
eigentlichen Forste vertreten. Ob sie zu ihrer aus Beeren
oder Saamen bestehenden Nahrung gelegentlich nicht Jn-
secten hinzusetzen niogen, ist noch unentschieden, indessen
nicht unwahrscheinlich, da die Flora ihres in vielen Be-
ziehungen ehedent gar sehr uberschatzten Vaterlandes nicht
von der Art ist, um ftuchtfrefsenden Vogeln das ganze
Jahr hindurch reichliche Nahrung darzubieten. — Die
abgebildete zuerst bekannt gewordene Art ist zwar toeit ver-
breitet, indessen, wie die ubrigen, nirgends sehr gemein.
Sie ist oben braungrau, am Burzel rothbraun, an Kehle
und Brust gelb, am Bauche rothgelb, tragt auf dem
Scheitel einen kurzen Federbusch, dessen einzelne Federn
jede einen weihen Fleck zeigt, hat rothbraune Flugel und
schwarzen Schwanz und zeichnet sich ganz besonders aus
durch den reinweihen Perlfleck, der auf jeder Schwing-
und Sternfeder sich wiederholt.
XXI. Klippenvogel. (Rupicola.)
Gattungscharakter: Schnabel mittelmahig, stark;
Oberkiefer etivas gewolbt, eben so breit als hoch, an der
Wurzel zusammengedruckt, vor der ubergekrummten
Spitze ausgerandet; Unterkiefer kurzer, gerad, spitzig;
Nasenlocher oval, seitlich, unter dem Stirnkamme ver-
borgen. Fuhe stark; Schreitfuhe; Lattfe ztirn Theil be-
fiedert; Hinterzehe sehr stark mit krummer Kralle. Erste
Schwingfeder mit am Ende fast unbefiedertem, linienfor-
niigen Schafte, vierte und snuste Schtoinge die langsten.
I. Der Klippenvogel »on Guyana. (Rupicola aurantia.) Sig. 1359.
Unter den durch schone Farben in der Regel sich ans-
zeichitenden sudamerikanischen Vogeln nimmt der Klippen-
vogel keine der geringeren Stellen ein; was ihni an Bunt-
heit abgeht, ersetzt er durch Starke und Reinheit des fast
den ganzen Korper gleichartig tiberziehenben Orangenroth,
durch Grohe und den schonen Federschmuck des Hauptes,
der einem altgriechischen Helme, wie er auf den plastischen
Kunstwerken des Alterthums erscheint, verglichen werden
kann. Man hat ihn fruhzeitig nach Europa gebracht,
wie benn uberhaupt bie glanzenberen Erzeugnisse ber Colo-
nien stets eher bekannt worben sinb als bie einfarbigeren
unb ininber anziehenben, vielleicht aber bem Naturfor-
scher intereffanteren. Noch Heutzutage treiben bie Jnbier
von Guyana mit ben Valgen einen im Verhaltnisse gar
nicht unbebeutenben Hanbel, ba nicht blos jeber Ornitho-
log einen so schonen Vogel zu besitzen wunscht, sonbern
auch Laien, ztimal in Frankreich, mit ihm bie Zirnmer
zu verzieren lieben. Diest unaufhorlichen Verfolgungeit
machen ihn immer feltener, unb aus manchen bewohnteren
Gegenben ist er vollkoninten verschwunben. Ehebem war
er um Cayenne gemein, Heutzutage muffen ihn bie Jager
im tiefsten Jnnern ber unenblichen Walber von Guyana
aussnchen, wo er in felsigen Walbschluchten ein Hochst
einsames Leben fuhrt. Waterton begegnete ihm in ben
starkbewalbeten Gebirgen nicht weit von bem Apurapura,
einem sublichen Seitenstrome bes Effeguebo, wo bie burch
ihre Giftbereitung beruhmten Macust- Jnbier wohiten.
Er befchreibt ihn als schnell, fluchtig unb scheu unb setzt
Hinzu, bah er allein in ben unzuganglichsten Felsschlnch-
ten lebe, bie er nur bes Morgens unb spat Abenbs ver-
laffe, um seine aus Beeren bestehenbe Nahrung auszu-
suchen; er soli uberhaupt von trauriger unb stiller Art
sein unb bie Gesellschast anberer Walbvogel vermeiben.
Sein Nest erbauet er in Felslochern unb ahnlichen bunkelit
Winkeln aus bunneit Zweigen unb trockenem Gras unb
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