Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
78
Vogel.
Aweite Vrdnung.
Krautern, und legt nur zwei vollig Weiste Eier die in
Gestalt und Groste denjenigen der Taube ganz gleich sind.
3 in Uebrigen zeichnet er sich noch durch sehr eigenthumliche
Bildung der Schwingfedern zweiter Ordnung aus, die
nicht minder als die Deckfedern und Ruckenfedern keine
festen Fahnen haben, sondern in viele weiche, los Herab-
Hangende Strahlen aufgelost sind. Der Schwanz ist
braun, am Ende gelb und rechtwinkelig abgestutzt; der
Schnabel und die Fusse sind blahroth. Das Weibchen
erreicht an Groste das Mannchen nicht, hat einen niedrige-
ren Federkamm und allgemeine bisterbraune Farbung.
Lebende Eremplare kamen bisher noch nicht nach Europa.
2. Der Klippenvogel von Peru. (Rupicola peruviana.) Fig. 1360.
Die andere Art der in Rede stehenden Gattung be-
wohnt die westlichen Gegenden des tropischen Sudamerika
und zumal den ostlichen Abhang der Andes, durste aber
schwerlich bis in die grohen und Heisten Centralebenen hin.
absteigen. Gemelli Carreri suhrt in seiner Geschichte
Merico's unter dem Namen Chiacliia lacca einen Vogel
an, den man irrig fur den peruanischen Klippenvogel ge-
nommen Hat, der sicherlich keinen so weiten Verbreitungs-
bezirk haben kaun. In Sitten gleichtdieser der zuerst er-
wahnten bekannteren ostamerikanischen Art. Die Jndier
nennen ihn Tunqui und fuhlen gegen ihn einiges Mist-
trauen, weil er nur in den abgelegensten Gegenden und
zwischen dichtbeschatteten, aber fast unzuganglichen Felsen
haust, einsam lebt und sich gern so lange als moglich vor
dem Menschen verbirgt. Er verrath sich durch eine
abenteuerliche Stimme, die mit Nichts befser als dem
Grunzen eines Schweines verglichen werden kann und
in den einsamen Waldern weithin schallt. Die feltener
in die Walder Herabsteigenden Bewohner der Hochsten Kette
der peruanischen Andes sind geneigt, mit dem Tunqui viele
aberglaubssche Sagen zu verbinden, und trauen ihm wohl
gar Verstandnist mit solchen Machten zu, die das Volk als
von jeher dem Menschengeschlechte feindlich sich gedacht
Hat. Die dichten, austerordentlich fruchtbaren Walder
bieten ubrigens dem beerenfreffenden Tunqui Nahrung im
grohten Ueberstuffe. Von den Sitten und der Fortpflan-
zung desselben hat man keine Kenntnih. Niemals ist er
lebend nach Europa gebracht worden und selbst in ornitho-
logischen Sammlungen ziemlich sekten, da man ihn nur
aus grosten Umwegen uber Lima erhalten kann. Lange
Zeit hat er fur bloste Spielart der zuerst beschriebenen
Art gegolten, von welcher er ubrigens durchaus verschie-
den ist durch ansehnliche Groste, lebhafte Orangenfarbe,
dunkelschwarze Schwing- und Steuerfedern, aschgraue
mittlere Flugeldeckfedern und gleichartige Farbung des
einem Helmbusch ahnlichen Kopfschmuckes, der auf seinem
oberen,- halb kreisformigen Kamme bei der ostamerikani-
schen Art dunkler ist als an den Seiten und zeilig gestellt,
Hingegen bei der peruanischen Species kraus erscheint.
3. Der grune Alippenrogel. (Rupicola viridis.) Fig. 1361.
Die dritte Art der Gattung lebt in groster Entfernung
von den beiden vorhergehenden, namlich in den Waldern
von Sincapore und Sumatra, und weicht in einigen nicht
wesentlichen Stucken von denselben ab. Der Fedcrbusch
des Kopfes ist kurzer und krauser und besteht aus Federn,
die, nicht reihenweis gestellt, sich bis weit nach vorn uber
den Schnabel legen und die Nasenlocher verbergen; auch
sind die Fuhe Kletterfuste. Raffles, dem wahrscheinlich
die amerikanischen Klippenvogel nicht bekannt waren, Hat
die indische Art zu einer besonderen Gattung (Calypto-
mene) erhoben. Die Malaien nennen dieselbe Burong
Tampo Pinang, besitzen aber uber ihre Lebensweise nicht
mehr Kenittnist, als der Naturforscher aus der Ansicht des
Vogels und Vergleichen leicht abnimmt. Raffles fand
in seinem Magen Nichts al^ Saamen und Theile wilder
Gewachse und erhielt ihn mit Schwierigkeit, weil er, von
Natur scheu, sich stets auf den Gipfeln der Hochsten
Baume niederlaht. Das Gefieded ist von prachtigem
Smaragdgrun, etwas heller um die Augen und an den
Seiten des Halses. Vor dem Auge und oberhalb desselben
gleichen die an der austerstenSpitze grunen Federn schwarzem
Sammet; die vorderen Schwingen und die ganze Unter-
seite des Flugels sind rauchschwarz, uber die grunen
Deckfedern laufen drei sammetschmarze Bander. Der
zehnfederige Schwanz ist kurz und abgerundet, oben
grun, unten blaulichschwarz, die Iris blau, der Lauf
am oberen Theile befiedert, die Auhenzehe nach Hinten
Wendbar. Das Weibchen unterscheidet sich durch Man-
gel des Kopfputzes und minder reine Farbung; die
schwarzen Flecken am Kopfe und die Binden auf den
Flugeln fehlen ganz.
Funfte Familie.
Meisen.
Alle der Familie der Meisen angehorende Vogel sind
von kleiner Statur, sehr lebhast und beweglich, leben
meist zwischen den Baumkronen, steigen an den Aesten
auf und ab oder laufen um die horizontalen in Spiral-
linien und vermogen uberhaupt jede Stellung anzuneh-
men, wahrend sie in Riffen der Rinde, den Knospen,
Bluthen und Fruchten nach Jnsecten suchen. Reicht
diese Nahrung nicht aus, so geniehen sie, besonders im
Winter, auch Samereien, und einige grohere stehen
nicht an, uber schwachere Vogel herzusallen, welche sie
durch Schnabelhiebe auf den Kopf todten, um ihnen
das Hirn zu freffen. Vor dem Menschen verrathen sie
wenige oder keine Furcht, nahern sich nicht selten unge-
scheuet den Wohnungen, und viele wahlen vorzuglich
gern Obstgarten, Hecken und kleines, die Dorfer umge-
bendes Buschholz zur Wohnung. Der Charakter der
Familie liegt in dem dunnen, kurzen, kegelformigen, an
der Wurzel nackten oder mit einigen kleinen Borsten
umgebenen Schnabel, den unter Federn versteckten, klei-
nen, runden, mit einem erhohten Hautrande eingeschlos-
senen Nasenlochern, den verhaltnihmahig starken Wan-
delfuhen und geschildeten Laufen und den etmas kleinen,
abgerundeten Flugeln. Das Gefieder ist bei allen mehr
oder minder weich und seidenartig, seine Farbung oft
recht lebhast. Die zahlreichen Arten gehoren mehr den
gemahigten als heisten Klimaten an und erscheinen in
den ersteren theils als Zug- theils als Strichvogel,
bleiben theilweise auch den ganzen Winter Hindurch in
kalten Gegenden.
XXII. Golvhahnchen. (Regulus.)
Gattungscharakter: Schnabel kurz, gerade,
dunn, pfriemenformig, vorn zusammengedruckt; Ober-
kiefer gegen die Spitze mit feiner Kerbe; Nasenlocher
durch eine nach vorn gerichtete, kammartig eingeschnit-
tene Feder verdeckt.
1. Das gemeine Goldhlhnchen. (Regulus crococephalus.)
Fig. 1362. 1363.
Das Goldhahnchen, der europaische Colibri, wie er
wohl genannt worden ist, mag in dem an Formen min-
der reichen Norden Europa's die zahlreichen Colibris
Amerika's verrreten, da es den kleinsten aller inlandi-
schen Vogel darstellt, hat aber mit jenen durchaus keine
Verwandtschaft. Es bewohnt ganz Europa, sogar die
jenseits des Polarkreises gelegenen Lander, zieht wah-
rend des Sommers die Nadelholzer vor, kommt im
Winter in die Garten und sucht dort, vom Hunger an-
gereizt, die den Zweigen ankledenden Jnsecteneier. Ohne
Furcht und, seiner Kleinheit wegen, der Schonung ge-
wih, nahert es sich in der rauhsten Zahreszeit sogar den
Wohnungen, vertragt ziem^sh hohe Kaltegrade und
zieht unregelmahig und spat davon, wenn die Tempera-
tur austerapdentlich sinkt. Im Fruhjahre kehrt dieser
niedliche Vogel in kleinen Gesellschaften zuruck, die sich
bisweilen zu ansehnlichen Flugen vereinigen und die
Hecken und niedrigen Busche anfullen. Sie sind unge-
mein beweglich, werden am Tage kaum jemals sitzend
und ausruhend angetroffen, klettern beinahe in jeder
Stellung an den Aesten Herum und leben von sehr
kleinen Jnsecten, die sie theils im Fluge erhaschen, theils
aus den Riffen der Baumrinden hervorziehen oder von
den Blattern und Blumen ablesen. Im Spatjahre sind
sie sehr fett und sollen, ungeachtet ihrer Kleinheit, Hin
und wieder gern gegeffen und auf die Markte der Stadte
gebracht werden. Sie werden in engmaschigen Netzen
gefangen, gewohnen sich leicht und schnell an vie Gefan-
genschaft und fahren auch im Kafige fort, ihr leises, aber
angenehmes Zwitschern horen zu lassen. Man kann sie
schon nach wenigen Tagen dahin bringen, cin gefangenes
Jnsect aus der Hand zu nehmen. Sie nisten allein in
schattigen Waldern und Hangen ihr sehr kunstliches,
auswendig aus Moos, Wolle und Spinnweben zusam-
mengefilztes, inwendig sehr weiches und mit seitlichem
Zugange versehenes Kugelnest an die Spitze der Zweige
von Fichten und anderen Waldbaumen. Im Verhalt-
nisse zu dem Baumeister und Bewohner kann dieses un-
gemein grost heisten; stets wird es von Zweigen oder
grohen Blattern beschattet und gegen Naffe geschutzt.
Das Weibchen legt 6—8 erbsengroste, fleischfarbene,
dunkel gewolkte Eier. Wahrend der Brutung weilt das
Mannchen singend in der Nahe des Nestes und lost ge-
gen Mittag das Weibchen ab. So geinein das Gold-
hahnchen in Deutschland und England ist, so selten
wird es in Frankreich gesehen, wo es nie bruten soll.
Aufder Oberseite ist es olivengrun, unten weihlichgelb ge-
farbt; die etwas verlangerten Scheitelfedern bilden einen
aufrichtbaren, crocusgelben, schwarz eingefahten Kamin,
Stirn und Zugel sind weihgrau. Die Lange betragt
3% par. Zoll. Erst in neuerer Zeit Hat man von ihm
als besondere Art das feuerkopfige Goldhahn-
chen (Regulus ignicapillus) getrennt, welches dieselben
Sitten und gleiches Vaterland Hat, etwas kleiner und
durch rostgelbliche Stirn , schwarzen Zugel und Augen-
kreis, in der Mitte feuerrothen, an der Seite schwefel-
gelben Federschopf unterschieden ist.
XXIII. Meise. (Parus).
Gattungscharakter: Schnabel kurz, gerade,
stark, kegelformig, etwas zusammengedruckt; beide Kie-
fern gleich lang; Nasenlocher an der Schnabelwurzel
klein, rund, durch die aufliegenden Zugelfedern versteckt.
Fuste kurz, stark. Flugel klein, kurz; die vierte und
funfte Schwingfedern die langsten.
1. Die Kohlmeise. (Parus -eoertrifetts?) Fig. 1364 a.
Die Meisen entwickeln im Vorzuge den oben geschil-
derten Charakter der ganzen Familie; sie sind unruhig,
listig und muthig, gesellig, aber zum Unfrieden geneigt,
laufen an der Erde Hupfend, klettern eben so schnell als
geschickt und beinahe in jeder denkbaren Stellung an
Baumen hin und her, fliegen in kurzen Bogen und
nicht anhaltend, folglich nach Art der Klettervsgel und
besonders der Spechte, zwitschern, ohne eigentlichen Ge-
sang Hervorzubringen, nahren sich von Jnsecten und
nicht minder von Saamen und Fruchten und sind sehr
fruchtbar. Sie gehoren mehr den katten und gemastig-
ten Klimaten als den warmen an, sind in Europa,
Nordasien, Nordamerika zu Haus, kommen auch am
Cap der guten Hoffnung, auf den sudasiatischen Jnseln
und Neuholland selten vor, fehlen indeffen dem tropi-
schen Amerika. Man trennt sie in Waldmeisen
(erste bis funfte der nachstfolgenden Arten) mit starkem,
kegelformigen Schnabel, welche in Baumhohlen und
Felsenspalten nisten, und Rohrmeisen mit sehr kur-
zem, hohen, an der Seite zusammengedruckten Schnabel,
welche ihr beutelformiges Nest an Rohrstengeln auf-
Hangen. — Die zu der ersten Gruppe gehorende Kohl-
meise mistt 5% — 6 Zoll in der Lange. Das reife
Mannchen ist oben olivengrun, unten gelb, Kopf und
Hals sind schwarz, Wangen und Schlafe schneeweih, die
kleinen Flugeldeckfedern aschblau, die Schwingfedern
und Steuerfedern grauschwarz, weist oder gelblich ein-
gefaht; am Weibchen sind alle Farben matter oder un-
reiner. Sowie diese Meise zu den gemeinsten und daher
bekanntesten aller deutschen Vogel gehort, so erscheint
sie auch in anderen Landern der alten Welt nordlich von