Denkschrift Aus Anlass Des Hundertjahrigen Bestehens Der Maschinen Und Lokomotivfabrik
Und Der Vollendung Der Lokomotive Frabriknummer 10.000
År: 1910
Forlag: Henschel & Sohn
Sted: Cassel
UDK: St.f. 061.5(43)Hen
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teilte und ohne Kenntnis der Henschelschen Arbeiten einen mit diesen fast bis auf die
Einzelheiten übereinstimmenden Entwurf der Zugförderung mit Preßluftlokomotiven für
seine geplante Bahn ausgearbeitet hatte. Aber die Manchester-Liverpooler Bahn hatte
bereits praktisch entschieden und selbst ein Brunnel konnte nicht mehr ändern, daß es
nun bei der dort zuerst gewählten Eisenbahnkonstruktion in der ganzen Welt verblieb.
Mit unausgesetzter Aufmerksamkeit verfolgte er jedoch die weitere Entwickelung des
Eisenbahnwesens. Im Jahre 1838 ließ er noch einen „Beitrag zur Konstruktionsver-
besserung der Eisenbahnen“ und im Jahre 1844 „Einige Worte über den mechanischen
Teil der Eisenbahnen“ erscheinen. In diesen Schriften machte er Vorschläge für die ge-
eignetere Herstellung der Eisenbahnen zur Ueberwindung grosser Höhenunterschiede. Sie
bestanden im Wesentlichen in der Anlage von Zickzackkehren und in der Anwendung von
2 Treibräderpaaren mit verschiedenen Durchmessern für schwache und stärkere Steigungen.
Sein Gesichtskreis war aber nicht nur auf das technische Gebiet beschränkt. .Von
Natur kunstsinnig veranlagt und künstlerisch gebildet, verstand er es, bei allen seinen Werken
den strengen Nützlichkeitszweck mit dem guten Geschmack und der Gefälligkeit der Form
in wohltuenden Einklang zu setzen. Die nach seinen Entwürfen ausgeführten, pietätvoll
erhaltenen Bauwerke auf der Stätte seiner Wirksamkeit tragen nicht das einförmige Gepräge
moderner Fabrikbauten, sondern atmen den Geist formbeherrschender, künstlerischer Ge-
staltungskraft. Das zeigt u. a. ein Blick auf das noch jetzt bestehende Wohnhaus Mönche-
bergstraße 1, früher auch als Verwaltungsgebäude dienend, und die Gießhalle, die in
Anlehnung an altrömische Vorbilder mit einer 20 m weiten, aus Topfsteinen gemauerten
Kuppel überspannt ist.
Ueber die der Baukunst gesteckten Ziele hat er sich in einer im Jahre 1850 erschienenen
Schrift „Zur Aesthetik der höheren Baukunst“ ausgesprochen, in welcher er die schablonen-
hafte Anwendung der für unser Klima und unsere Lebensweise ungeeigneten hellenischen
Baustile rügt und, vom reinen Begriff des Kunstwerkes und von Vergleichen mit den
Schwesterkünsten ausgehend, Fingerzeige für die Entwickelung der Kunstformen aus dem
Wesen und Zweck des Bauwerkes gibt.
Neben den künstlerischen Neigungen war es besonders das weite Feld der philo-
sophischen Gedankenwelt, welches seinen Geist lebhaft anzog und zur eigenen Betätigung
anregte. Der Beschäftigung mit den ungelösten Fragen dieses Forschungsgebietes ver-
danken seine im Jahre 1840 veröffentlichten „Gedanken über den ununterbrochenen Fort-
gang der Schöpfung aus Raum und Zeit“ ihre Entstehung.
Mit wissenschaftlichen Vereinen und vielen seiner berühmtesten Zeitgenossen stand
er in lebhaftem persönlichen und brieflichen Verkehr.
Sein Bruder Werner, welcher seit 1831 als Professor und Lehrer der Bildhauer-
kunst an der Akademie der bildenden Künste in Cassel wirkte, hatte seinen Einfluß mehr
und mehr auf die künstlerische Gestaltung der Erzeugnisse des Werkes beschränkt und
sich im Jahre 1843 ganz aus dem Geschäft zurückgezogen, um sich ausschließlich seinem
Berufe zu widmen, dem er durch seine technische Tätigkeit so lange Zeit entfremdet ge-
wesen war. Er reiste zu diesem Zwecke im Jahre 1843 nach Rom, wo ihn unmittelbar
vor seiner geplanten Rückreise am 15. August 1850 der Tod ereilte. Sein Mißgeschick,
daß er „während der besten Jahre seines Lebens habe Kanonen gießen müssen“, hatte
seiner Begeisterung für die Kunst keinen Abbruch getan. Neben seiner technischen
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