Denkschrift Aus Anlass Des Hundertjahrigen Bestehens Der Maschinen Und Lokomotivfabrik
Und Der Vollendung Der Lokomotive Frabriknummer 10.000
År: 1910
Forlag: Henschel & Sohn
Sted: Cassel
UDK: St.f. 061.5(43)Hen
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Anlage des Casseler Werkes neu gestaltet, nachdem teils vorher, teils während dieser Zeit
die dazu erforderlichen Nachbargrundstücke angekauft waren.
An Stelle der im Laufe der Zeit unzureichend gewordenen Betriebs- und Verwaltungs-
stätten entstanden der Neuzeit entsprechende Bauwerke, in welchen sich die schaffende
Tätigkeit ungehindert entfalten konnte. Besondere Aufmerksamkeit wurde der durch-
gängigen Verjüngung der maschinentechnischen Einrichtungen zugewandt. Mit erheblichen
Geldopfern wurde der Werkzeugmaschinenpark umgestaltet, neue Arbeitsweisen verdrängten
die alten, um den gesteigerten Ansprüchen an die Leistungsfähigkeit des Unternehmens
und die Güte der Ausführung gerecht werden zu können.
Daß alle diese Neu- und Umbauten bei vollem, ungestörtem Betriebe der Fabrik
stattfanden, darf als ein Zeichen vorzüglicher Disposition besonders hervorgehoben werden.
Diese gewaltige Umgestaltung der alten Lokomotivfabrik bildete aber nur einen
Teil des weitsichtigen Planes, den Karl Henschel sich vorgezeichnet hatte. Mit der
entsprechend dem Bedarfe vergrößerten Leistungsfähigkeit der Fabrik machte sich in
wachsendem Maße die Abhängigkeit von den meistenteils zu Verbänden zusammen-
geschlossenen Werken fühlbar, welche die Materialien für den Lokomotivbau, wie Bleche,
Röhren, Radsätze, Stahlguß- und Stahlschmiedestücke lieferten, eine Abhängigkeit, die sich
nicht allein auf die Preisstellung, sondern auch auf Qualität und Lieferzeiten erstreckte.
Es gab zur Erreichung größerer Selbstständigkeit nur einen Weg: das war der Neubau
oder Erwerb eines eigenen Hüttenwerkes. Um die Konkurrenz nicht durch ein
neues Werk zu vermehren, wurde der Ankauf eines bereits bestehenden beschlossen und
im Februar 1904 von der Dortmunder »Union« die Henrichshütte bei Hattingen
a. d. Ruhr käuflich erworben.
Während der Ausbau der Casseler Werke noch in vollem Gange war, begannen
die gleichen, noch viel umfangreicheren Arbeiten auf diesem Hüttenwerk. War es für die
Dortmunder Union nur ein Werk von untergeordneter Bedeutung gewesen, so mußte es
jetzt zu einem in sich abgeschlossenen Qualitätswerk ersten Ranges erweitert werden,
um den Ansprüchen des Stammhauses genügen zu können.
Es war eine Riesenarbeit, die in den verflossenen 5 bis 6 Jahren dort geleistet
wurde, die sich um so schwieriger gestaltete, als es sich um sehr verschiedenartige
Fabrikationszweige und um die Einführung mancher bis dahin der Hütte unbekannter Be-
triebe handelte, von denen nichtsdestoweniger sofort ein tadelloses Fabrikat und pünktliche
Lieferung verlangt werden mußten.
Die Henrichshütte ist heute wohl eins der besteingerichteten und größten Werke
dieser Art in Rheinland -Westfalen. Die Zahl der Arbeiter und Beamten beträgt 3500
gegen 1300 zur Zeit des Ankaufs.
Die Lokomotivfabrik in Cassel beschäftigte, als Karl Henschel im Jahre 1900 die
Leitung übernahm, 2200 Personen. Schon im Jahre 1908 waren es 6200.
Es gehörte ein ungewöhnlicher Wagemut dazu, sich zur Ausführung so ausgedehnter
Pläne, zu der völligen Umgestaltung der alten Lokomotivfabrik und dem gleichzeitigen
Ankauf und Ausbau eines großen Hüttenwerkes zu entschließen. Eine ebenso ungewöhn-
liche Energie und Arbeitsleistung aber war auch erforderlich, um diese Pläne in verhältnis-
mäßig so kurzer Zeit zur Ausführung zu bringen. Noch niemals seit seinem Bestehen
hat das Unternehmen in seiner Entwicklung einen so gewaltigen Schritt vorwärts getan,
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