ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Fleifchfreffer. Snugethiere. 95 3. Pantherkatzen auf rothgelbem Grunde mit Ring- oder Augenflecken versehene, in den niedrigsten Formen graue oder braunliche, fast ungesteckle; 4. Luchskatzen mit Haarpinseln auf der Ohrenspitze. 1. Der Lowe. (Felis Leo.) Fig. 352 — 363. Der Lowe bilder in der Gattung der Katzen eine Gruppe, die theils durch Bildung des Schabels, plum- peres Gebisi, Grosie der unteren Vorberzahne, breitere und kurzere Nasenknochen, theils durch die anliegende Behaarung, Schwanzbuschel, Mahne des Mannes, mah- nenlosen Hals des Weibes (Fig. 352.) und stumpfere Krallen unterschieden ist, deshalb aber noch nicht zum Range einer besonderen Gattung erhoben zu werden verdient. Grosie und Farbung wechseln je nach der Spielart, indessen ist die letztere gemeiniglich brauugelb am ausgewachsenen Thiere, blasigelb am Jungen, wel- ches mit rostgelben, im zweiten Jahre ganz verschwin- denden Flecken gezeichnet ist. Die zahlreichen, seit alten Zeiten bekannten Varietaten, zu welchen man den von ben Alten erwahnten, von den Neueren aber nicht ge- sehenen fchwarzeu Lowen Vorderastens als zweifelhaftes Thier nicht wohl zahlen kan«, lassen sich auf Hochstens vier zuruckfuhreni 1. den Lowen vom Senegal, von Mittelgroste, lebhaft gelb, Mahne des Mannes gleichfarbig, ctwas dunn, Brust, Bauch und Jnnenseite der Schenkel kurz behaart; 2. den Lowen aus der Berberei (Fig. 353. 354.),den gropten aller bekannten, bunkel braungelb, Gestcht fahlbraun, Ruckenmahne sehr lang, dicht und ebenso wie die inahnenartige Behaa- rung entlang der Mittellinie des Bauches und der Brust und die langen Haare der Jnnenseite der Schen- kel von weit dunklerer Farbung als der ubrige Korper; an dem wahrscheinlich hierher gehorenden subafri- tanischen Lowen (Fig. 355.) sind Mahne und Bauchhaare fast ganz schwarz; 3. den asiatischen Lowen (Fig. 356. 357.), auch persischer Lowe genannt, klemer als die afrikanischen Spielarten, Hell isabellgelb oder rehfarbig, Mahne nicht sehr reichlich, aber aus besonders langen, bunkelbraunen Haaren be- stehend, Bauch, Brust und Schenkel inwendig laitg behaart au der selteneren indischen Varietat (Fig. 358.), kurz behaart an der persischen (Fig. 359.); 4. den Lowen von Guzurate (Fig. 360.), den sogenannten mahnenlosen Lowen, dessen schon Plinius gedenkt, von ziemlich niedriger Statur, mit etwas kurzem, aber au der Spitze vorzugsweis stark bebuschteit Schwauze, sehr kurzer und dunner, aus gekrumiitten Haaren bestehender Mahne. Ein allen Spielarten gemeinsamer, ehedem viel zu Hoch angeschlagener zoologischer Charakter ist ber fabelhaft beschriebene sogenannte Schwanzstachel (Fig. 361.), der nichts Anderes ist als ein kurzer, leicht abfallender, nagelartiger Anhang Per Schwanzspitze. Die Heimath des Lowen ist wesentlich Afrika, vom Gap bis an den Atlas; vor ber franzostschen Besitznahme und Einwanderung geubter Jager war er sogar im Gebiete von Algier nicht felten. In Asien ist er viel weniger verbreitet und sein Borkommen in Bengalen nur stit einigen Jahrzehnten nachgewiesen. ^twas Haufiger scheint er im 'Stromgebiete des Jndus zu sein, kommt aber dem afrikanischen weder an Grose und Starke, noch an Muth und Wildheit gleich. Felle bes mahnenlosen Lowen wurden zuerst um 1834 aus Indien nach England gebracht. Nach Smee, einem britischen Offizier, ber sich lange in den nordwestlichen Granzprovinzen Indiens aufhielt, ist diese Barietat in den Waldebenen der Flusse Sombermuttih und Bhardar und von da bis an die Granze von Cutch so Haufig, bah sener Berichterstatter im Laufe eines Monates eilf Stuck mit eigener Hand erlegte. Durch Anzundung der ausgebehiiten Dschungels, welche dort lveite, unbewohnte Strecken einnehmen, vertrieben, sallt er in die bekannten Gegenden ein und richtet unter den Heerden furchtbare Berivnstungen an. Eines t.r von 1 Smee getobteten mannlichen Thiere masi von der Rase Izur Schwanzspitze 8 Fus, 9 Zoll, stand 3 Fup 6 Zoll hoch und wog ausgeweidet 490 englische Pfunde. Die frische Fusttapse hatte, gueruber gemeffen, 6VsZoll Breite. Das; in Arabien Lowen vorkommen, geht aus den Er- zahluugen der Eingeborenen Hervor, indessen scheinen sie nicht zahlreich zu sein. In Sudafrika streiften sie ehedem bis in die unmittelbare Nahe der Capstadt. Die zugenommene Bevolkerung hat sie theils ausge- tilgt, theils so ties itt das Jnnere zuruckgedrangt, dasi viele Colonisten nie cinen lebenden gesehen Haben. Sie fandeii an den eingeborenen Bauern Hollandischer Abstaminung furchtbare Feinde, indeni diese mit kalt- blutiger Geistesgegenwart und Erfahrung eine an das Wunderbare granzende Fertigkeit im Gebrauche der Kugel- buchsen verbinden und gesahrliche Jagden so sehr lieben, dasi Einzelne aus der Loweujagd ein formliches Geschaft machen und weite Streifzuge in das Jnnere unterneh- men, um ihre Erbseinde aufzusuchen. Die zahlreichen Berichte sudafrikanischer Reisenden, von Baillant bio auf Burchell und Sinith herab, euthalten Geschichten dieser Jagden, die theils durch die einfache Darftellungs- art der Jager selbst, theils durch das Dramatische der Ereignisse viele Theilnahme erwecken. In sehr ent- legenen Zeiten behauptete der Lowe einen weit grosie- ren Bezirk und war selbst im sudostlicheu Europa einheimisch. Als herres gegen Griechenland zog, litt, nach Herodot's Berichte, sein Trosi gar sehr durch Lowen in der Gegend von Therme, dem spateren Thes- salonia oder Saloniki unserer Zeit. Auch in Mace- donien und Akarnanien und uberhaupt in den Ge- birgen des nordlichen Griechenlandes waren selbst zu Plinius Zeiten noch Lowen vorhanden, die starker und furchtbarer gewesen sein sollen als sene der libyschen Wuste. Laut vielen Stellen der Bibel ivurde einst von denselben Raubthieren auch S»riett Heimgesucht, und nach Oppian ledte ein besonders groher Schlag von Lowen in Armenien und Parthien. Jmponirende, Riesenkraft andeutende Gestalt, kuh- ner Muth und rauberische Gewohnheiten haben den Lo- wen so fruhzeitig zu einem Gegenstande ber allgemeinen Aufmerksamkeit erhoben, dasi wohl uber menige, dem Menscheu nicht unterworsene Thiere eine eben so grosie Menge von theils uralten Nachrichten angesam- inelt vorliegen mogeu. Auch ivenn das Fabelhafte und Ueberflilssige ubergangen wird, bleibt es immer noch eine schwierige Ansgade, die Naturgeschichte biescs furchtbarsten aller reisienden Thiere, nicht des Konigs, wohl aber des Tyrannen anderer Geschopse auf engem Railine zilsaminenzustellen. Weder die wortliche Bc- schreibung noch die beste Zeichnung vermag einen an- gemessenen Begriff von seiner Gestalt und seinein We- sen zu geben; Rhetoren und Maler haben sich an 6etben stets erfolglos versucht. Nicht Stolz oder jetter angedichtete Edelmuth, der in vieten alten Sagen um den Lowen einen falschen Glanz verbreitet, veran- lassen seine Wurbige Haltung und ernste Majestat; sie sind der Ausdruck des Bewutztseins unbezwiitglicher Kraft, des Selbstvertrauens, der Gewohnheit zu stegen. Trilt auch das Heimliche und Falsche des Charakters Hier etwas zuruck, was alle altere Katzen dem Men- schen verhaht macht, so fehlen doch bie Hauplzuge berselben nicht, wo Selbsterhaltung in bas Spiel kommt, benn atich ber Lowe schleicht sich nn ben fur machtig gehaltenen Gegner listig Heraii unb misit vorsichtig bie Weite bes entscheibenben Sprunges. Bei allem Dieseit steht er aber in moralischer Beziehung uber beiti Tiger unb mag als ebleres Thier detrachtet iver- ben, inbent er mehr wahreit unb besonnenen Muth j entwickelt unb keinestveges nur danit auf den Aitgtei- fer losgeht, ivenn eine Verwundung oder unverinuth.ete Herausforderung den Zorn zur Tollkuhnheit gesteigert Hat. Fast allein in seiner grohen Gattung bewahrt er dauernde Anhanalichkeit an sein Weib, schutzt sie und bie Jungen , wahrenb ber Tiger ben seinen nach bent Leben trachtet. In Kamps anf Leben unb Tob laht er sich ungereizt nicht (eidit ein, weicht ihni so- gar aus, inbent er sich langsam zuruckzieht, vertheibigt sich aber, ivenn er gezwungeit wirb, unter beitt furcht- barsten Brullett unb mit unerschutterlichem Muthe gegen bie grohte Ueberzahl. In ber Gefangeitschaft giebt er nicht felten bie unzweibeutigsteii Beweise von Dankbarkeit, gewohnt sich leicht an ben mit Ansmerk- samkeit unb Schonung ihn behanbelitben Warter unb laht sich von bemselben bann inanche jetter Dinge ge- sallen, bie, als Ktinste in Herumziehenben Menagerien gezeigt, minbestens ben Ziveck ersullen, ben grosien Haufen in Staunen zu versetzen. Dasi ubrigens bie- ser Zahmung nientals ganz unbebingt zu Vertraueit sei, unb basi ein ubelangebrachter Scherz, zuinal wah- renb bes Freffeiis ober einer Misistimmutig, bas schlitm- titeritbe Naittrell erwecken unb auf ©initial bas gebtil- bige, unterwurfige Thier in ein furchtbares Ungeheuer umgestalten koitite, Hat bas traurige Schicksal mehr als eines Unbesonnenett bewieseit. Besser als bie Mehr- zahl ber udrigen reisienbeit Thiere erweist sich ber Lowe auch in so ferit, als er an zwecklosem Morben keinen Gefallen zu fiitbeit scheint, sonbern ttttr tottet, tittt sei- nen Hunger zu stillett. Die sich entgegenstehenben Aitsichteit uber Ebelmulh unb Grausamkeit bes Lowen bertthen auf ben wiberfprechenben Berichten von Rei- seitbeit, bie entweber fur sich unb ihre Lastthiere katit- pfen mitsiteii, ober von bent ruhig vorubergehenben Lowen kaiitit bemerkt ztt luerben schienen, unb iverben sich am Bestett erklaren lasten, wenn man bie sehr verschiebene Stimmung bes Hungernbeit ober gesattig- teit Raubthieres in Anschlag briiigt. Der Lowe wohnt nicht in Hochstammigen Walbun- geti, sonbern in Jnbieit in niebrigen Dschungels, tueiten, mit Schils, bauntarligen Graserit unb bicht verwach- fenem Buschwerk bebecktett Flachen, in Afrika auf offe- nen, gluhenbett Ebeneit, ivo ttttr stelleniveis bie Ve- getation einige Hohe erreicht. An irgenb einem ge- schiitzten Orte scharrt er eine flache Vertiefung zum Lager aus, verbringt bort fchlafenb ben Tag, zieht aber bes Abenbs aus. Die nachtlichen, im sublichen Afrika hanfigen Geivitterfturme degrusit er mit hochster Freube. Seine gewohnliche Borsicht ablegenb, streift er Herum nitter furchtbarem mit bein Doniier wechfelnbeit Ge- brull unb verbreitet ausiersten Schrecken tinter bein wehrlosen Wilbe, welches, burch ben Ailfruhr ber Ele- niente eingeschtichtert, faunt ivagt, bas Lager zu ver- lasten. Am Tage naht er sich seiner Bente spahend unb langsam »nb ivirb baher von kaltblutigen Jagern leicht erschosten. 3ft aber bie Wunbe nicht tobtlich, so sturzt er auf ben Gegner, der.verloren i ft, ivenn er keinen zweiten Schusi aufsparte. In Jitbieti sinb Lo- Wenjager untgekommen, obgléich sie auf eitteitt Ele- phanten fahen, ber aber burch bas Gewicht bes spriti- genbett Lowen umgeworfen Wtirbe. Die Bitschhotteit- tottett wissett, bah ber Lowe bes Nachts ober Nlor- getts feineit Raub verzehrt, vollig gesattigt in sehr tiefen Schlas verfailt unb, plotzlich aufgeweckt, alle Be- sonnenheit verHert, unb eilig flieht. Sie schleichen sich an sein Lager, schiehen ihin einen stark vergifteten Pstil in bie Brust unb folgen, wenn er aufspringenb bie Fliicht ergreift, seiner Spur, sicher, nacki einigen Stunben ihn burch bie uitfehlbare Wirkung bes Giftes getobtet aitzutreffeii. Selteti verzehrt ber Lowe seine Bente aus ber Stelle, sonbern schleppt sie in ein eni- legenes Versteck ntit stautteiterregcnbem Kraftauswanbe. Sparrmann sah einen Lowen o hue Schwierigkeit eine Kiih bavonschleppen unb mit i hr belastet einen breiten Graden uberspringen, unb Thompson, ein attberer subasrikanischer Reiseitber, gebenkt bes Falles, wo beritieite Jager fuits Stunben lang einen jungen, mit einem zweijahrigett Kalbe entsliehenben Lowen ver- folgeit muhlen. Lowe unb Loivitt leben in grosier