ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
1 ^leifchfrefier. Snugethierc. 99 zu zahmeit als der Lotoe, einpfinbet Neigung zu seinem Marter, verhalt stch ruhig, sobald er gesattigt ist 11116 Schrecken und Ausretzungen ihm nicht al'sichtlich berettet toerben, schlast bann geraunte Zeit und erwiebert Lieb- kosungen bekannter Personen, roenn auch in ber aller- dings zroeibeutigen 9(rt ber vom bosen Geroissen fchein- bar immer geplagten Hauskatze. In seinem Vaterlanbe ist er ein um so furchtbarerer Nachbar einsamer Dorser, als er nicht nur bes Menschen nicht schont, sonbern, toie man erzahlt, ihn im Vorzuge zur Beute erroahlt unb felten eher gesehen roirb als in ben stlugenblicken, too seinem Anfall anszutoeichen saft unmoglich ist. Die Vegetation Jnbiens begnnstigt seine Vermehrung ober boch Erhaltung, benn trotz ber unablassigen Versolgun- gen scheint er an Zahl nicht abznnehmen. Nach Sykes tourben, laut amtlicher Angaben, artein in ber Provinz Kanbeisth in ben Jahren 1825 —29 eintausenbzroei- breifig Tiger erlegt. Nach Marsben roerben in Suina- tra ganze Dorser von ben Tigern entvolkert, bie bas berblenbete Volk aus religiosem Vorurtheile unb in ber Ueberzeugung, bast fte bie Hullen verstorbener Men- schen sinb, zu tobten nicht roagt. So stark unb Ichnert sinb biese Raubthiere, bah sie ohne Schroierigkeit ben Reiter vom raschen Pserbe reisen unb, ihn im Rachen festhaltenb, mit unverminberter Schnelligkeit burch bie bichtesten Busche flch einen Weg ossnen. Tigerjagbeit sinb beliebte Nergnugungen Jnbiens, artein mit nicht geringen Gefahreit verbunben. Wenige Pserbe lassen sich bis zu bem Grabe bressiren, bah sie bie Jager in bie Nahe bes Tigers trugen, vielinehr steigen sene aus Elephanten, storen ben Feinb aus seinem Lager auf, suchen ihn im Davonlaufen zu erschiehen, gerathen aber bisweilen in grohe Gefahr, roenn bieser, aus bas Aeuherste getrieben, um ben Menschen zu erreichen, auf bie Schultern bes Elephanten springt, ber bann arten Gehorsam vergiht unb bie Lage ber Jager zur boppelt gefhhrlichen macht. Beispiele von bem traurigsten Aus- gange bieser Jagben, bie ubrigens ber Englanber Wil- liamson in einem ausgezeichneten Prachtroerke abgebilbet Hat, sind keinesroegs ganz selten. Auch kommen Farte bor, bah einzelne Reisenbe aus ber Mitte ber llebrigen burch plotzlich Hervorsturzenbe Tiger geraubt roerben, bie man bes Nachts artein burch starte Feuer, vor roelchen sie glucklicherweise Furcht empfinben, znruckschencht, ein Mittel, roelches gegen ben anbers gearteten LSwen keine Sicherheit verleiht. — Das Gebrull bes Tigers ist toe- 11ig schroacher als bassenige bes Lotoen unb erschasti ge= ’ ineiniglich, roenn vorte Sattigung erlangt ist; ein kurzes, scharfes Geschrei ist Zeichen berDrohung unb ein eigett- thumliches, bem Niesen ahnelnbes Blasen ober Ansath- men bruckt, minbestens bei Gesangenen, Wohlgefarten unb freunbliche Stimmung aus. In Lonbon pstanzte sich einst ein Paar fort. Das Weib trug Hunbert unb eiitige Tage, bas Junge roar Halb so groh als eine Hauskatze, etroas herter gefarbt als bie Aeltern, ubrigens ganz gleich gezeichnet. 4. Der Jaguar. (Felis Onza.) Fig. 367. Zroischen einigen beinahe gleich grohen unb mit Augenstecken ober Ringeln gezeichneten Katzenarten, besonbers bem Leoparb, bem Panther unb bem Jaguar (Onze), herrscht so viele Aehnlichkeit, bah man bie Arten Haufig verwechselt Hat. Die Beschreibung bes Jaguar ist ubrigens barum nicht leicht, roeil seine Zeichnungen ostmals abanbern, bistoeilen fogar beibe Korperfeiten sich nicht vortkontmen gleichen. Die Grunbfarbe feines kurz- unb weichbehaarten Pelzes ist braungelb, um Bauche roeih; an ben Seiten ftehen — 6 Langereihen von fchroarzen Augenstecken, beren Vinge niemals ganz gefchloffen sinb, entlang ber Wir- ^lfaule eine Reihe von grohen unb unregelmahigen fchroarzen Flecken, an ber Jnnenfeite ber Fuhe fchroarz- liche Querstreifen. Er beroohnt roalbige Gegenben, yt in Subamerika keinesroeges felten, roenn auch nicht entfernt fo haufig, toie zur Zeit von Humbolbt's Reife, too jahrlich an 2000 Ferte nach Europa ver- fchifft tourben, unb gehorte einst felbst zu ben getoohn- lichen Raubthieren bes fublichen Norbamerika, too er jetzt nur in ben abgelegensten unb unzuganglichsten Sumpftoalbungen vorkommt. An Starte unb Furcht- barkeit steht er nur bem inbischen Tiger nach, uber- trifft an Grohe ben Leoparb, lebt einfam toie aste grohe Raubthiere, hat getoohitlich einen festen Stanb- ort, gemeinlich eine Hohle ober tiefe Felsspalte, in toelcher er ben Tag verfchlaft, vertaufcht biefen Aufent- Halt nur geztoungen mit einem anberen unb macht ihn zutil Aitttelpunkte toeiter Streifereien. Wasferarme Gegenben vermeibet er unb halt sich am Liebsten in ber Nahe groher Strome auf, inbem er ebenfo geschicki fchtoimmt als klettert unb seine Beute im Wasser fo gut zu fangen toeih als auf bem Lanbe. Ruhig ftehenb in Hutiefen, toirst er mit blitzschnerten Tatzen- fchlagen bie arglos in seine Nahe kommenben Fische au bas User, ein Verfahren, welches, ben Jnbiern von jeher bekanut, mit Unrecht in Ztoeifel gezogen roorben ist, inbem bekauntlich selbft manche Hauskatzen fischeu. Des Nachts schleicht er auf ben Sanbbauken bes Amazonas unb Orinoko Herunt, ergreift bie vor- sichtigen unb fcharfhorenben, an bas Lanb fteigenben Schilbkroten, beren Fleifch er aus ber Schaale gefchickt hervorholt, ohne biese zu zerbrechen, grabt ihre unter bem Lanbe toohlverborgenen Eier auf ober fauert auf bie auskriechenben Jungen. Auberemale erklinimt er geraufchlos bie hochsten Bairote unb uberfastt bie gefellig fchlafeuben Affett, bie, bes Nachts auherst furchtfant unb hilslos, in schristes Geschrei ausbrechett unb kaunt zum Entfliehen Muth haben. Kein Thier ist vor seinem Angriffe sicher, unb in betoohnteren Gegenben scheuet er ben Menschen so toenig, bast er sich bes Nachts ben Hutten nåhert unb bie getoohnlich ubelvertoahrien Hausthiere tobtet unb bavonfchleppt. Jst er einmat in ber Gegenb eines Beute getoahreu- ben Jnbierborses heimisch getoorben, so halt es schtoer, ihn zu vertreiben. Selbft ben Menfchen toirb er ge- fahrlich, toeitn auch nicht in gleichem Grabe toie ber inbifche Tiger, inbem er ben ruhig Stehenbleibeuben ober Betoassneten eine Zeitlang anfieht unb bann fcheu unb listig zurucktoeicht, um, fobalb er sich un- gefehen nteint, bie Flucht zu ergreisen. Sehr trover- inuthetes Zufamntentreffen verfetzt ihn aber in fo grohe, zum Theil toohl aus Schrecken entstanbene Wuth, bah er, bie getoohnliche Borsicht vergeffenb, unmittelbar auf ben Menschen fturzt, ber verloren ist, toenn ihm bie Kaltblutigkeit bes Jnbiers ober Waffett sehlen. Geschichten bieser furchtbaren Kampfe, toelchen ber Jager, toenn auch siegreich, boch nientals ohne fchtoere Vertounbungen entgeht, erzahlt matt in arten einfamen Nieberlaffungen ber Heisten Walbregion von Brasilien, Peru unb Coloinbien. Dtirch Hunbe be- lastigt, fpringt ber Jaguar aus Bautue unb bietet bann bem Schutzen ein sicheres Ziel. Die Jnbier tobten ihn mit jenen ost befchriebenen kleinen, stark vergifteten, aus Blasrohren getriebenen Pfeilen, bie er nicht achtet, ba fte bei bem Erobringen kanut star- ter als ein Dorn stechen, bie ihn aber nach Verlauf von einer Viertelstunbe tobten. Ungleich gesahrlicher ift bie Antoenbtrog bes Feuergemehrs auf ben lauernb basitzenben Jaguar, benn trifft ihn bie Kugel nicht tobtlich, fo veranlaht ihn ber Knast unb ber Schnterz ber Streisrounbe, sich aus ben Schutzen zu fturzen. Eine alte, aber uberast in Amerika Glaubett finbenbe Ueberlieserung, bie atech in Asien hinsichilich bes Ti- gers sich toieberholt, erklart ben Jaguar, ber einmal Menfchensteisch gefresfen, sur besonbers furchibar; er soll fortan anbere Nahrung gering achten unb bem Menschen artein nachstellen. Auch finben sich unter ben Jnbiervolkern Sparen senes Aberglaubens, bessen bei bem Wolfe gebacht rourbe, inbem folche Jaguare, bie aus ber Nahe ber Dorfer nicht zu vertreiben sinb unb bie Betovhner bauernb bebrohen, als bie Hullen verstorbener lasterhaster Menfchen angesehen toerben. Wie groh ubrigens bie Starte bieses Raubthieres set, ergiebt sich aus ber Erzahlung Azara's. Ein Jaguar Hatte ein Pferb getobtet, entfloh aber, gestort burch ben Reiseuben, kehrte balb nachher zuruck, schleppte seine Bente bis an einen sechzig Schritte entsernten, breiten unb tiefen Fluh, erfahte sie mit ben Zahuen, schtoantm mit ihr an bas entgegengesetzte User unb zog sie in einen ttahen Walb. Wahrenb ber furchtbaren nachilichen Getoitter ber tropifchen Regenzeit erfchallt bas fchreckenbe Gebrull ber Jaguare besonbers Haufig unb laut unb bringt, mit ben brohnenben, tiefen Lau- ten ber grohen Krokobile vermengt, einen toahrhaft fchauerlichen Einbruck Hervor. In alken anberen Be- ziehungen gleichen biese grohen Katzett Amerika's ben ubrigen Vertoanbten. Sie paaren sich mit Eintritt ber trockenen Jahreszeit. Die Tragezeit ist vier Mo- nate; bie Jungen toerben mit offenen Augen geboren. — Zu ben Spielarten gehort toahrscheinlich auch bie svgenannte schtoarze Oitze, beren Flecken imb Ringe nur unter getoissen Winkeln ber ausfallenbeit Licht- ftrahlen benterkbar sinb, aber an bem von vom ge- sehetten schtoarzbraunen Thiere verschtoittben. Sie ist groher als bie gemeine gelbe Varietat, fast so stark gegliebert toie ber inbische Tiger, gilt fur vorzugstoets grimtuig unb gefahrlich unb scheint nur in ben Nr- toalbern bes Gebietes bes Antazonenstromes, aber vom Fuhe bes AttbeS bis an bas atlantische Meer vorzu- kontmen. 5. Der Leopard. (Felis Leopardus-) Fig. 368 — 372. Die systematische Unterschelbung ber mit Atigen- fiecken versehenen Katzen ber alten Welt ist so fchtoie- rig, bah trotz arter Bemuhungen ber ansgezeichnetsten Zoologen in Bezug ans sie noch immer viele Unge- toihheit herrscht. Abgefehen bavvn, bah Bttffvn unb eiitige seiner Nachfolger sogar ben amerikanischen Ja- guar, ber fchon burch knrzeren Schtoanz iroterschieben ist, mit ahnlich gezeichneten Katzen Dlsrika's vertoech- selten, sinb ber afrikanische Leoparb unb ber subasta- tische Paiither ober Parber ostutals sur ibettiisch erklart toorben, eine Ansicht, zu toelcher schott bie Griechen unb Romer, toelchen es sreilich an scharssichtigen Zoo- logen mangelte, ben Grtrob gelegt Habeu. Bon bel- ben ist astein ber Leoparb in Menagerien unb Samut- lungett haufig, geht aber oft tinter salschen Nanten; ber Panther ist hochst felten, viesteicht kaunt lebenb in Europa gesehen toorben unb eigentlich nur nach Festen bekanut. Der erstere ist uber ganz Afrika unb einen Theil Asiens, Borberinbien, Persien unb viel- leicht Armenien verbreitet, miht, ausgetoachfen, ohne ben 2 Fuh 8 — 10 Fuh langen Schtoanz, beinahe 5 Fuh, unterscheibet sich vom Jaguar burch fchlankeren Korper, hohere unb bunttere Beine, kleineren Kopf unb langeren Schtoanz. Auf bem bleich lebergelben Gruitbe bes Festes stehen reihentoeis gestestte zahlreiche brairoe Flecken, bie, ohne eigentlichen Augeuptroki zu haben, burch Ringe eingefchloffen stub, bie an sich aus utehreren kleinen, zusammenfliehenben fchtvarzen Punkten bestehen unb nicht vostkoutmen kreisfonnig, foubern ettoas eckig, ober an ber Auhenlinie toellen- sorutig ausgeranbet sinb unb baher mit Rosetten ver- glichen toorben sinb. Einsarbig schtoarze, voste Flecken stehen aus Kops, Nacken, Schultern unb Gliebern; am Bauche geht bie lichte Grunbsarbe enblich in Rein- tveih uber, unb ebenso gefarbt sinb Unterkieser, Bor- berhals, Brust unb Junenseite ber Glieber, jeboch stehen aus asten biesen Theilen schtoarze, troregelmahige Flecke. Die Oberseite bes Schtoanzes ist gleichfalls gesteckt, bas Enbe beffelben schivarz geringelt. Spiel- arten, toelche bie ertoahuten Vertoechfelungeu Herbei- gesuhrt haben mogen, sinb nicht fetten; unter ben 13*