Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
Mit 1100 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Saugetytere.
Vierte Ordnung.
7. Der Nebelparder. (Felis macroscelis.) Fig. 374.
Der Jrbis. (Felis Uncia.) Fig. 373.
zweifelhaften Arten ber gesteckten Katzen,
gebacht wurbe, tourbe man ben Jrbis zu
6.
Zu ben
beren oben
8. Dik Maracaya. (Felis mitis.) Fig. 37S.
102
klimatischen fastt die asiatische durch Hellere Grund-
farbe auf, toenn uran sie mit der afrikanischen ver-
gleicht. Der auf Java und Sumatra ledende Par-
der oder Panther ist bedeutend kleiner als der
achte Leopard, hat einen, dem Rumpfe (mit dem Kopfe)
an Lange gleichenden Schwanz, lebhafter gelber Far-
bung, grohere, weniger zahlreiche, im Jnneren des
Ringes viel dunklere Flecken. Lluch der Panther scheint
manchen Abanderungen unterworfen, benn man kennt so-
gar eine beinahe schwarze mit ganz verwaschenen Flecken,
die irrig als besondere Art (Felis Melas, Fig. 372.)
beschrieben worden ist. Erwagt man die Geringfugig-
keil ver dargestestten, doch nur auf Farbung beruhen-
den und in einander ubergehenden Uuterschiede, so kann
man kaum anstesten, nach dem Borgange bedeutender
Zoologen die angefuhrten Thiere fur identisch zu
Hallen, zumal da die umsichtigste Vergleichung vieler
Eremplare eine wahre specifische Differenz nicht anf-
finden liest und auch die angeblichen osteologischen
Verschiedenheiten (24 Schtoanzwirbel bei deur Leopard,
28 bei dem Parder) als bestandige sich nicht bewahrt
staben. Es wurden sonach beide nur klimatische For-
uren derselben Species sein, fur welche, als weniger
znr Hervorbringnng von Mihverstandnissen geeignet,
der Name Leopard beizubestalten sein wurde. Die
Romer staben ostne Zweifel die grohen gesteckten Katzen
der alten Welt ebenfasts durch einander geworfen, denn
sonst liehe sich nicht erklaren, wie von einer einzigen
und jetzt seltenen Spielart der asiatischen, unter dem
Namen des Parders, bei ben Kampfen im Circns,
z. B. unter Probus, auf Einmal 200 Stuck dem
Bolke vorgefuhrt werden konnten.
Die verschiedenen unter dem Namen des Leoparden
begriffenen Abarten kommen aste durch schone, ge-
schmeidige Form, Leichtigkeit, Zierlichkeit und doch
unverkeirnbare Krast der Bewegungen uberein und
sind jebenfasts die schonsten aster Katzeir. Sie leben
mestr in Walbern als auf offenen Ebenen, erfteigen
Baume mit so groher Leichtigkeit, dah man sie in
Nordamerika mit einem „Baumkatzen" bedeutenben Na-
men belegt, bewegen sich mit so vogelgleicher Schnestig-
keit zwischen den dicht verwachsenen Aesten, dah sie
dem Jager nur cin stochst unsicheres Ziel darbieten,
verfolgen Affen und Vogel, in Sudafrika besonders
Antilopen, furchten aber aus Instinkt den Menschen
und greifen ihn nur an, wenn sie von ihm gereizt,
oder durch anhersten Hunger geplagt toerben. Man
fangt sie in Fasten und vermag sie ostne grohe Muhe
zu zahmen. In der Gefangenschaft ertoeiseu sie sich
ziemlich gutmuthig und geduldig, empfangen die Lieb-
kosnngen bekannter Personen mit katzenartigem Schnur-
ren, brucken Behagen aus, inbem sie sich an bie Gitter
ihres KafigS mit schlangenartiger Geschmeibigkeit rei-
ben ober an ben Warter anschmiegen, unb bezeigen
Uebermaah gnter Laune bnrch Sprunge von solcher
Schneste, bah bas Auge ihnen kaum zu folgen ver-
mag. — Das Weib tragt neun Wochen; bas Angen
ber blindgeborenen Jungen offnen sich mit bem zehn-
ten Tage.
rechnen haben, von welchem znerst Buffon eine un-
vollkommene Abbilbung gab, hatte sich nicht, Ein-
mal wenigstens, in Lonbon ein lebenbes, vom persi-
chen Golfe gebrachtes Eremplar befunben, welches
genan abgebilbet unb beschrieben worben ist. Ob biese
Katze in ihrem Vaterlanbe selten sei, mag bahinstehen;
jebenfasts finbet man sie Weber in Menagerien noch
ihre Feste im Handel. Ihr Korper miht 3^ Fuh, der
Schwanz etwas weniger, die Grohe ist ziemlich bie-
jenige eines Leoparben, bie Farbung gelblich weih, in
bas Graue ziehenb, ber Kopf schtoarz gesteckt. An
den Seiten ziehen sich zwei Reihen von sehr unregel-
mLhigen, verwaschenen oder nicht scharf begranzten
Flecken hin, deren Ringe nicht geschlossen sind. Die
ganze Zeichnung erinnert zwar an den Leopard, ist
aber nicht entfernt so deutlich noch so regelmahig in
Reihen gestestt. Die dichte, lange und weiche Behaa-
rung deutet auf ein kalteres Vaterland des Thieres,
welches schwerlich auf den heisten Ebenen Indiens an-
getrosscn worden ist, sondern die hohen Gebirge be-
wostnt und laut der neuesten Forschung uber ganz
Mittelasien und dis in das sfibliche Siberien verbreitet
ist, too es den Leopard vertritt. Der von Buffon
dem Jrbis gegebene Name „Onze" toird schon darum
vertoorfen toerden mussen, toeil er sestr leicht zu Ver-
toechselungen mit dem Jaguar, der Onza der spanischen
Amerikaner, fustren konnte.
Der Nebelparber verbindet die gesteckten Katzen mit
dem gestreiften Tiger, dem er an kraftigem Bane qleicht,
dessen Grohe er aber kaum znr Halfte erreicht. Die
schwarzbraunen Zeichnungen seines gelblich granen
Festes sind toeder eigentliche Augenflecken noch Strei-
fen, bilden auf dem Kopfe Punkte, an den Backen,
Seiten des Halses unb auf dem Nacken breite Striche,
an den Seiten des Rnmpfes grohe, langliche, am Hin-
teren Rande scharf begranzte, in den ubrigen Umriffen
ettoas vertoafchene, in schiefe Reihen gestestte Flecke.
Entlang dem Rucken laufen ztoei schtoarze Binden.
Die Unterseite des Rumpfes und die Jnnenfeite der
Glieber sind lostgelb, theiltoeis gesteckt; der sestr lange
Schwanz ist schmal schtoarz geringelt, an der Spitze
einfarbig, ebenso toie der Korper mit sestr langem,
dichten und seidenartig Weichen Haar bekleidet. Un-
geachtet des auherordentlich starken Banes der Glieder
ist die Gestalt schon und zierlich. Der verstaltnih-
mahig kleine Kopf besitzt keinestoeges den sonst asten
grohen Katzen elgenen Ausdruck von unzahmbarer
Wildheit. Wirklich entspricht auch der Charakter des
Nebelparbers ben aus seiner Physiognomie gezogenen
Voraussetzungen, benn toeit entfernt bavon, bem Men-
schen gefahrlich zu toerben, scheint er vielmehr gcgen
benselben eine gewisse natfirliche Zuneigung zu fustlen,
getoohnt sich in ber Gefangenschaft leicht unb schnest
an ihn, ist jenen plotzlichen Anfasten ubler Laune
ober jenen Ausbruchen angeborener Wilbheit nicht
untertoorfen, welche ben Umgang mit anderen, wenn
auch scheinbttr ganz gezahmten Katzenarten bedenklich
machen, spielt gern mit Kindern, sucht und erkennt
mit Dankbarkeit die ihm gespendeten Liebkosungen.
Die Eingeborenen von Sumatra unb Borneo furchten
ihn nicht, benn er ist nirgenbs haufig unb thut, wenn
er sich in in bie Nahe ber Dorfer zieht, nur bem
Febervieh unb kleineren Hauststieren Schaben. ^eine
Bente erlangt er nicht bnrch Umherstreifen, sonbern
baburch, bah er sich ruhig auf einen Baumast legt
unb auf bas vornbergehenbe Wilb herabspringt. sein
malayischer Name „Rima Dahaun" bebeutet in wort-
licher Uebersetzung „Katze ber Gabelafte" unb ist ohne
Zweifel von jenem Jagbverfahren herzuleiten. Die in
Sammlungen vorhanbenen Eremplare stammen meist
aus Sumatra unb zwar aus ber Gegenb von Bencoo-
len; ob ber Nebelparber, wie gesagt worben i|t, auch
auf bem Festlanbe Asiens lebe, namentlich in Siam,
bebarf noch ber genaueren Untersuchung, benn mog-
licherweise wirb er bort bureb eine anbere, aber ahnliche
Art vertreten.
Nachst bem Jaguar ift bie Maracaya bie gro 6te ber
amerikanischen Katzen. Sie erreicht nur bie Halbe
Grohe bes ersteren, gleicht ihm aber hinsichtlich ber
Gestalt unb Lhnelt ihm selbst burch bie Farbung, be-
sttzt investen einen kleineren Kops und etwas kurzeren
Schwanz, der wenig uber die Fersen reicht und nach
oben gekrummt getragen Wird. Beide Thiere slimmen
auch in der Zeichnung uberein, indeni die Maracaya
auf dem Rucken vier einfache Fleckenreihen, an den
Seiten unregelmahige, einen dunkelbraunen Grund ein-
schliehenbe Ringe tragt. Am Kopfe und Halse stehen
schwarze Langestreifen, auf der Stirn Punkte, um den
Hals ein unvollkonimenes Band. Die Grundfarbe
des Felles zieht in Helleres Graugelb als bei dem
Jaguar; der 1 Fuh lange Schwanz hat an der Spitze
drei schwarze Ringe. Die Lange des Korpers betragt
fast 2% Fust, die Schulterhohe 1 Fuh 4 Zoll. Die
erste Kenntnist dieser ungemein zierlichen Katzenart ver-
dankt man Azara, der sie unter dem Namen Chibi-
guazu beschrieb. Sie ist in Paraguay so Haufig,
dast einer von Azara's Freunden auf dem Raume von
einigen Quadratstunden im Laufe von zwei Jahren
nicht Weniger als 18 Stuck einfing, ledt aber auch im
sublichen Brasilien und verbreitet sich in der entge-
gengesetzten Richtung bis in das nordliche Patagonien.
Dennoch ist sie nur wenigen Eingeborenen genau
bekannt. Llicht leicht dringt ein Jager in die dicht
verwachsenen und unzuganglichen Orte der Urwalber,
die sie zum Wohnorte erwahlt und nur des Nachts,
am Liebsten bei sturmischem Wetter, verlaht, um dem
Raube nachzugehen. Begunstigt von solchen Zustan-
den, schleicht sie sich an die Niederlassungen, dringt
kuhn in die Stalle und todtet aste erreichbaren Huhner
und kleinen Hausthiere. Jst die Nacht ruhig oder
gar vom Monde erhestt, so verlastt sie kaum den
schutzenden Wald und wagt sich mindestens nicht an
die Meierhofe. Menschen und Hunde vermeidet sie
sorgfaltig und beobachtet uberhaupt so groste Vorsicht,
dast der im Anstande befindliche Jager sie selten zu
sehen bekommt und unverrichteter Dinge davon zu
gehen gezwungen ist. Man glanbt,.bah sich stets ein
Paar zusammenhalte und ein gewisses Jagdrevier be-
Haupte und basselbe nicht uberschreite; sonderbar ist
es wenigstens, dast man an demselben Orte in der
Regel ein Paar fangt. Jung eingefangen, wird die
Maracaya bald zahm und entwickelt dann die Sitten
und Manieren einer Hauskatze, verbringt jedoch in
zusammengekugelter Stestung schlafend den grostten
Theil des Tages, um dafur des Nachts mit wahrer
Unermublichkeit im Kafige hin und her zu springen.
Befanden sich mehrere in demselben Behaltniffe, so
konnten nur besondere Zufaste die Einigkeit storen und
ein kurzes Gefecht veranlafsen, welches ganz nach Art
der Hauskatze mit Pfotenhieben und unter vielem
Sprudeln gefuhrt wurde. Vor Hunden von gleicher
Groste furchteten sie sich, frasten Fleisch aster warm-
blutigen Thiere, bekamen jedoch todtliche Hautkrankhei-
ten durch Genust des Fleisches von zahmen Hauskatzen
und wurden durch uberaus Heftiges Erbrechen ergriffen
und durch nachfolgende Auszehrung getobtet, wenn
man sie eine Zeit lang mit Schlangen, Kroten und
anderen Reptilien futterte. Aster anderen Vlahrung
zogen sie Huhner vor, die sie am Kopfe und Halse
erfastten, augenblicklich todteten, aber erst nach geho-
riger Enlfernnng der Federn zu fressen begannen. Sie
leckten ubrigens ihr Fest wie die Hauskatze, waren nicht
minder reinlich als dieselbe und wurden zum Theil
so zahm, dah man einzelne vollig frei im Hause her-
umlaufen lassen durfte. Friedrich Cuvier Hatte Gele-
genheit, eine Maracaya in der pariser Menagerie lån-
gere Zeit lebend zu beobachten, und beftatigt in der
Hauptsache ganz den Beåcht Azara's, zumal Hinsicht-
lich des sanften und zuthulichen Wesens, welches in
gleicher Art bei keiner anderen Katzenart beobachtet
worden ist und der Maracaya auch ihren systematischen
Namen verschasst hat Auch nach Deutschland i ft diese
Katze gebracht worden, uberhaupt in Menagerien ge-
rade nicht selten. Sie hat ubrigens nicht zugespitzte,