Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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/leischfrester.
Saugethicrc.
103
sondern eben so vollkommen runde Pupillen wie Leo-
pard und Puma.
9. Der Ocelot. (Felis pardalis.) Fig. 376 — 379.
Der Ocelot vertritt im nordlichen Brasilien die
Stelle der Maracaya, aber einen weit groheren Ver-
breilungsbezirk, der sich uber ganz Mittelamerika, den
sudlichen Theil der Ver. Staaten, Terns, Louistana
und Arkansas erstreckt. Je nach dem Vaterlande cr-
scheint er in mancherlei Spielarten, die man mit Un-
recht als besondere Arten beschricb, ganz vergessend,
bah ein uber 45 Breitegrade verbreitetes Thier noth-
Wendig den verschiedenartigsten Einstussen unterworfen
sein musse und daher nicht aller Orte in genau der-
selben Farbung vorkommen konne. An sich reprasen-
tirt der Ocelot unter den Katzen eine kleinc Gruppe,
bie sich durch schlanke Gestalt, grohe, breite, abgerun-
bete, am Ende mit Haarbuscheln nicht versehene Ohren,
urahig langen, den Boden kaum erreichenden Schwanz,
langliche, zu schiefen Langestreifen an einander gereihte
Flecken des Rumpfes auszeichnet. Die Pupisie ist am
Tage spaltformig, des Nachts kreisrund und sehr
groh, das Auge fahig zum scharfen Sehen, sowohl
bei vollem Lichte als auch im Dunkeln. Die Gruppe
Unlfaht wenige Arten und gehort Amerika asiein an.
Der eigentliche Ocelot miht ohne den nur 16 Zosi
langen Schanz 3 Fuh in der Lange, ist von zierlicher
Gestalt und immer schon gefarbt, wenn auch in dieser
Hinsicht vielen Abanderungen unterworfen. Das Fell
ist graulich-rehgelb, mit unregelmahigen , dunkleren
Flecken gezeichnet, die in Langeftreifen von ziemlicher
Breite zusammenstiesien, glanzend schwarz eingefaht,
auf den Schultern leginnen und, schief nach unten ge-
richtet, entlang den Seiten des Rumpfes verlanfen.
Der Kopf Hat deutlich schwarze Flecke und Striche
auf den Backen; um den Hals zieht sich eine Binde,
auf dem Rucken stehen zwei Reihen schwarzer Flecken;
bie weihliche Unterseite und Glieder sind schwarz ge=
tupfelt, der Schwanz hat gegen 12 schwarze Ringe.
An manchen Spielarten (Figur 379.) stiehen nur die
Ruckenstecke in lange Binden zusammen, wahrend die
grohen und unregelmahigen Seitenflecke getrennt bleiben.
-— Ueber die Lebensart des wilden Ocelot fehlen
umstandliche Nachrichten, indessen durfte dieselbe schwer-
lich von derjenigen der verwandten Arten abweichen.
Man sagt, dah der Ocelot auf Baumasten platt nie-
ber gelegt seine Beute erwarte, aber auch in den Baum-
kronen herum klettere und Vogel erhasche. Nach
kiner unverburgten und wahrscheinlich fabelhaften Er-
Zahlung ubt er, den beweglichen Affen gegenuber, die
besondere List, sich todtzustellen. Neugierig, aber auch
erfreut uber die Regungslosigkeit ihres Erbfeindes, sosien
biese sich nahen, aber den Borwitz mit dem Leben
buhen. — Zu der kleinen Gruppe der Ocelote gehort
uoch die langschwanzige Tigerkatze (Felis ma-
Crura), die um ein Dritttheil kleiner als die eben be-
schriebene und schmachtiger als die Hauskatze ist. Auch
sie tragt streifenartige, ans Flecken zusammengesetzte,
jedoch toenig deutliche Zeichnungen auf einem braun-
gelben, in das Graue ziehenden Grunde. Der wesent-
liche Unterschied dieser in den brasilianischen Waldern
nicht feltenen Katze besteht in der Lange des Schtoanzes,
ber zuruckgelegt bis an den Nacken reicht. Sie miht
ahue den 1 Fuh langen Schtoanz 1 Fuh 8 Zosi in
ber Lange. Nicht minder gehort hierher der gleichfalls
i" Brasilien ledende Margay (Felis tigrina), der,
laum so groh toie eine Hauskatze, der vorhergehenden
ahnlich gefarbt ist, einfarbig dunkelbraune Flecken und
"nen zum Nacken reichenden Schtoanz Hat.
10. Die Pampas - Katze. (Felis pajeros.) Fig. 380.
Die Gruppe der Oeelote schlieht mit einer am wei-
testen nach Suden und ztoar vom 30° S.-Br. bis zur
Magalhaens - Strahe verbreiteten Art, dem zuerst von
Azara beschriebenen Pajeros oder der Pampas - Katze.
Sie lebt, da sene grohe Ebenen meist baumlos sind,
in dem hohen Grase und Gerohrig (Paja der Spanier),
welches, stesienweis undurchdringlich, die stchersten Ver-
bergungsorte darbietet, und scheint an Nahrung keinen
Mangel zu leiden, indem Guanacos, Haasen, mehrere
Nagethiere, Strauhe und Huhnervogel dieselbe Gegend
bewohnen. Den Menschen furchtet sie nicht, >veil sie
ihn fennen zu lernen in jenen oden Wusten keine Ge-
legenheit hat. Dartoin begegnete ihr am Flusse Santa
Cruz und bemerkte mit Vertounderung, dah sie, statt
zu fliehen, sich aufrecht hinsetzte und toie eine erzurnte
Hauskatze zu fauchen begann. Statur und Tracht sind
fast toie an der europaischen Wildkatze, asiein die Be-
Haarung ist toeit dichter, beinahe zottig, indem die
Haare des Vorderruckens bis 3 Zosi, die des Hinter-
ruckens sogar 5 Zosi in der Lange messen. Die asige-
meine Grundfarbe ist graulich gelb und ziemlich bleich;
uber die Seiten laufen zahlreiche, schief gestesite, unre-
gelmahige, gelbe oder braune Binden, und von den Augen
erstrecken sich jederseits ztoei zimmetbraune Streifen
uber die Wangen hinab, um sich an der Kehle zu
vereinigen. Vorder- und Hinterbeine sind auhen mit
schtoarzen Binden gezeichnet, innen, toie der Bauch, auf
toeihem Grunde schtoarz gesteckt. Der kurze Schwanz
Hat die Farbe des Ruckens, ist buschig, ohne Flecken
und Ringel.
11. Die Nepal - Katze. (Felis nepaleusis.) Fig. 381.
Man kennt von der in den Gebirgen Nepals le-
benden Katze nur ein in der Sammlung ber englischen
zoologischen Gesesischaft aufgestesites Eremplar, welches
einige Zeit in der Menagerie lebte, uber Calcutta nach
England gebracht worden luar und in der Gefangen-
schaft sich asiezeit sehr wild erwies, ubrigens meist
in lauernder Stesiung dasah und nicht, wie Katzen
pstegen, in steter Beweglichkeit den Kafig gehend nach
asien Richtungen durchmaah. Ob sie in ihrem Vater-
lande Haufig sei oder viesieicht besondere Sitten ent-
wickele, ist gleich unbekannt. Sie ist von auszeichnend
schmachtigem Baue, uberhaupt verhaltnihmahig sehr
lang und kenntlich durch die Dunne des sehr langen
Schlvanzes. Die Grundfarbe ist rothlich gelb in Gran
ziehend, lueih an der Kehle und dem Bauche; langge-
zogene, tiefschwarze Flecken stehen auf dem Rucken,
breite, unregelmahige, gleichfalls schwarze Flecken zieren
die Seiten und die auhere Flache der Glieder; zwei
schwarze Striche stehen auf den Backen, ein Halbmond-
fortniger Fleck in den Mundwinkeln, und auch der
Schwanz ist gesteckt. Die Lange des Leibes betragt
1 Fuh 1O Zosi, des Schwanzes 10 Zosi.
12. Der Serval. (Felis Serval.) Fig. 382.
Der Serval ist vermoge eines zuerst von Azara
begangenen Jrrthumes lange Zeit mit gewissen sud-
amerikanischen Katzen verwechselt worden, obgleich jahr-
lich viele Felle vom Cap der guten Hoffnung nach
Europa gebracht werden, dje im Rauchwaarenhandel
unter dem Namen der afrikanischen Tigerkatze gehen.
Sein Verbreitungsbezirk scheint ziemlich ausgedehnt
und reicht an der Ostkuste Sudafrika's bis Mozambi-
que; an der Mestkuste sogar bis Sierra Leona. Aus
den ålteren der Capstadt benachbarten Niederlaffungen
seit langer Zeit vertrieben, bewohnt er die Waldigen
Berge des Jnneren, scheuet aber auch den Llufenthalt
auf den heihen, dunn bebuschten Ebenen nicht und ist
uberasi ein gefahrlicher Nachbar der Meierhofe, indem
er mit der List seiner Gattung am Tage sich verbirgt,
um durch nachtliche Ueberfalle in ubelverwahrten Huh-
nerhofen und selbst unter Lammern grohe Niederlagen
anzurichten. Den Jagern kommt er felten zu Gestcht,
wird aber haufig in Fallen gefangen. In Menagerien
ist er ziemlich gewohnlich und bei guter Behandlung
nichts lueniger als bosartig und nnbandig, sondern
vielmehr zum Spielen mit Menschen geneigt und dankbar
gegen seine Warter. Die Gefangenschaft wirkt auf ihn
nicht wie auf manche andere Katzen ein, die, verbittert
und ubessaunig, sich nur gezwungen zu den Kunststucken
hergeben, die von den Besttzern wandernder Menagerien
Herkommttcher Weise den Thieren zugemuthet iverden.
Er scheint sich vielmehr in der Darlegung seiner unge-
meinen Beweglichkeit und Geschmeidigkeit zu gefasien
und fuhrt, auch unaufgefordert, die wunderlichsten
Luftsprunge und Possen aus, spielt wie eine Hauskatze
mit dem eigenen Schwanze und kann sich lange mit
zugeworfenen Kugeln und ahnlichen Gegenftanden be-
schaftigen. Die Lange des Korpers betragt 2 Fuh 11
Zosi, des Schwanzes 12 — 13 Zosi, die Schulterhohe
17 — 18 Zosi. Die Oberseite tstblahgelb, theils dunkler
theils auch in das Strohgelb ziehend, je nach Alter
und Vaterlande. Auf diesem Grunde stehen schwarze
Flecken, die auf dem Nacken in vier schwarze bis auf
deu Oberkopf sich verlangernde Streifen zusammen-
fliehen. Die ganze Unterstache ist weih und gleichfasis
schwarz gesteckt. Den an der Spitze schwarzen Schwanz
umgeben acht schwarze Ringe. Die Ruckseite der Ohren
ist wie bei asien Katzen dunkel gefarbt, tragt aber in
der Mitte einen helleren Fleck. Sehr hohe Beine und
schmachtige Statur geben dem ubrigens kurz- und
rauhbehaarten Serval einige Aehnlichkeit mit dem
Luchse, dem er auch an Grohe und durch kurzen, die
Fersen nicht uberragenden Schwanz gleicht. Er gehort
ubrigens in die Gruppe der mit runden Pupillen ver-
sehenen Katzen und zeichnet sich durch eine sehr eigen-
thumliche Physiognomie aus, indem sein Kopf nicht so
kuglich ivie bei anderen Arten, vielmehr verlangert
und etiMs zusammengedruckt erscheint nnd die ziemlich
grohen Ohren an der Basis fast an einander stohen.
13. Der Jagdleopard oder Gepard. (Felis jubata.) Fig. 383. 384.
Wenn man die Farbung und Zeichnung allein be-
rucksichtigt, so wird der Jagdleopard allerdings in der
Gruppe der gefleckten Katzen miterzubringen sein, ob-
gleich er theils durch allgemeines Ansehen, aber uoch
mehr durch kleine, jedoch bestandige Verschiedenheiten
des Gebisses und die Beschaffenheit der Krallen so ab-
weicht, dah man vorgeschlagen hat, ihn zum Repra-
sentanten einer eigenen Gattung zu erheben. Er ver-
mittelt die Verbindung zwischen den sonst so scharf
getrennten Gattungen der Hunde und Katzen, Hat Etwas
von der allgemeinen Form beider, ohne jedoch dem
Typus der einen oder der anderen genan zu entspre-
chen. An Grohe gleicht er dem Leoparden, ist aber
hochbeiniger und daher mehr einem Hunde ahnlich
und von iveit zarterem Knochenban als die n^rigen
Katzen. Dunne und gestreckte Glieder befahigen ihn
zum schnellen und anhaltenden Laufe, hindern aber das
Erklettern von Baiimen. Die Pfote ist nicht wie an
Katzen breit und abgerundet, sondern dehnt sich in die
Lange, und wenn auch die Einrichtung der Zehen sich
genau so verhalt, wie sie oben (S. 89. Fig. 339 — 342)
beschrieben wurde, so sind die Bander derselben doch
so schlass, dah die Kralle nicht eigentlich znruckziehbar
ist und daher ivie am Hunde stumpf und abgerieben
gefunden wird. Auf der anderen Seite deutet ivieder die
kugelige Form des an sich kleinen Schadels, die rauhe
Zunge und der lange Schwanz auf nahe Verivandt-
schaft mit den Katzen, von loelchen indessen nicht eine
Eckzahne von verhaltnihmahig so auffasiender Schwache
besitzt. Dieler in der Mitte der genaunten Gattungen
stehenden Organisation entspricht in merkwurdigem
Maahe der psychische Charakter. Der Gepard besitzt
zwar viele Starke und einige Vortheile des Baues, die
mehr den Hunden als den Katzen zuftehen, besindet
sich aber, verglichen mit den letzteren, durch Mangel
von furchtbaren Angriffsivaffen im Nachtheile. Meit ent-
fernt, die Mildheit und Furchtlosigkeit der groheren Arten
der letzteren zu entivickeln, giebt er dem inftinttartigen