Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Fleiscstfresser.
Saugethiere.
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Hinsichtlich der Katzen noch viel ubler angebracht, als
in Bezug auf die ehrlicheren Hunde. Ailerdings ist die
erstere in ihrer Art nicht minder nutzlich, in manchen,
nn Mausen und Ratten besonders reichen Landern
Vollig nnentdehrlich und durch andere Thiere nicht
Vertretbar. Ohne groste Zahlen eines Schlages von
sehr grosten und tvilden Katzen wfirben die von Ratten
hit unglanblichsten Grade gestlagten Pflanzer einiger
Westindischen Jnseln an ihren Zuckerernten den etitpsind-
lichsten Verlust erleiden. Als mau znr Sicherung groster
Fasanenen von der neapolitanischen Jnsel Procida alle
"Katzen auf koniglichen Befehl entfernt hatte, nahmen
die Verwustungen der Mause so zu, dast man den Befehl
kanin schnelt genug ausheben komite. Jni Mittelalter
wurde die Wichtigkeit der Hanskatzen wohl erkannt und
fur sie, bei ihrer Seltenheit, ein Hober Preis bezahlt.
Die erwahnten Gesetze von Wales bestimmen die vor
eintausend Jahren bort sehr bedeutende Summe von vier
Pennies als Werth einer Mausekatze, von einem Penny
fur ein noch blindes Junges.
Die Schildernng der Sitten und des BenehmenS
der Hanskatze durfte um so uberflussiger sein, fe weui-
ger die Gelegenheit mangelt, sie zn bevbachten. Jeder-
Manil fennt die groste Reinlichkeit dieser Thiere, ihre
Abneigung gegen das Wasser, ihre Geschmeidigkeit,
Neignng zum Spielen, Fahigkeit ziini Klettern, Geduld
1111 Lauern auf Mause, Liebe znr Beguemlichkeit, die
Art, wie sie Wohlgefallen ausdriicken, selbst die beson-
dere, an Raseret granzende Vorliebe fur gelvisse stark-
riechende Pstanzen, die man im Garten gegen sie zn
schutzen nicht vermag, die elektrische Eigenschaft ihres
Haares, ihren tiefen Schlaf und viele andere, theils
nierkivnrdige Eigenheiten. Die Katzen liefern einen
glstnzenden BeiveiS von der Macht und dem moralischen
Einflnsse, die der Mensch auf Thiere ausubr, anderer-
seits von der Biegsamkeit ihrer elgenen Natur, denii
Wenn sie viel Weniger zahm als Hunde sind, so gehoren
sie dafur einer im ivilden Stande durch Blisttrauen,
List und Gewaltsamkeit ausgezeichneten Thiergrustpe an.
klitter sich sind sie selten sehr einig, vielmehr mistgun-
stig iilid gehassig, lieben aber ihre zu ffiuf bis sechs
bei jedeni Murfe geborenen, neun Tage blind bleibenden
Jungen mit ausnehmender Zartlichkeit. Sie sind mit
18 Monaten ausgewachsen, bleiben den grostten Theil
ihres Lebens fruchtbar, iverden aber hochst selten alter
als 12—15 Jahre. Sie zerfallen in viel iveniger Rayen
als die Hunde, andern aber in Ffirbung eben so sehr
ab. Unter diesen Spielarten sind die am deullichsten
bezeichneten die Cyperkatze, mil graueni, schwarzge-
streiften Felle, die buntgefieckte sstanischeKatze, die
schieferblane Karthauserkatze, bie mit seidenglan-
zendem, silberweisten Haare versehene Angorakatze.
3u ben in Deutschland nicht vorkommenben Spielarten
gehort bie mit Hangeohren versehene chinestsche, bie
burch gedrestten, knotigen Schwanze ausgezeichnete von
Madagasear und bie in Corttwallis und auf der Jnsel
Man haufige, ganz ungeschwanzte Katze.
16. Die agyptische Katze. (Felis maniculata.) Fig. 389.
Gs ist iin Vorausgehenden bereits angedeutet ivor-
ben, dast gegenwartig die Frage nach Abstammung der
Hauskatze eine andere Losung erhalt, als in vergangenen
Beiten, und dah man die agyptische Katze als das Ur-
khier ansteht. Sie wurde von Rnppell in Nubien, ivest-
lich ooni Ril bei Ainbukol, entbectt, wo sie dichtbe-
bn(chte Gegenden bewohnt. An Groste gleicht sie einer
scwohnlichen Hauskatze, ist oben mehr oder weniger
sahlgelblich, rotstlicher auf Hinterkopf und Rucken-
linie, theils sein schwarz gesprenkelt, an den Seiten
Heller, am Bauche weistlich. 21111 Rumpfe stesten ver-
lvaschene schmale Querbinden, die an den Beinen deut-
licher Hervortreten, am Oberkopfe und Nakken acht
schmale Langebiudeu. Der 10 Zoll lange Schwanz ist
oben fahlgelb, tinten weist, mit dret schwarzen Ringen
unigeben, an der Spitze schwarz.
17. Der Caracal. (Felis Caracal.) Fig. 390. 391.
Die Luchse, zu welchen auch der Caracal 511 rech-
11en ist, bilden eine von den iibrigen Katzen deutlich
getrennte Gruppe und.sind kennbar durch Hvchbeinige
Statur, sehr kurzen, die Fersen kauin erreichenden
Schwanz und lange, auf der Spitze des austeren Ohres
stehende Haarpinsel. Auch im Gebisse finden sich einige,
fedoeff nur bei sestr genaner Vergleichung bemerkbare
Unterschiede. Kenntlich sind sie austerdem durch die
rotbliche Grundfarbe des gar nicht oder doch sestr un-
deutlich gesieckten Pelzes und die in der Mitte weist-
grauen, am Ende schwarzen Ostren. Hinsichtlich der
Groste folgen sie auf die Leoparden 1111b bewohnen
vorzugsweis bie kaltesten Erbstriche, einzelne inbessen
auch warme Lanber. Zu ben letzteren gehort ber Ca-
racal, ber, uber ganz 'Afrika, Arabien 1111b einen grosten
Theil Asiens verbreitet, ohne ben 1O Zoll langen
Schwanz 2 Fust mistt, von lebhaft rothbrauner, am
Bauche mestr blaffer Farbung ist unb burch zwei ober-
halb der Llugen stehende weiste Flecken sich auszeich-
11et. Der Bau beatet auf Starke unb Gewanbtheit,
bie grosten Augen staben einen Hfimischeit Ausbruck,
und aus dem Benestmen und den Beivegungen spricht
Wilbsteit unb Unzahmbarkeit. Der illame ist aus der
verdorbenen tfirkischen Benennung Kara, schwarz, und
gulasch, Ostr, (perstsch sudschast-gusch oder sia-
gusch) entstanden. Auf ben Caracal beziehen sich bie
Wunberlichen Fabeln, bie fiber ben Luklis in ben classi-
schen Schriftstellern vorkommen. Plinius macht ihn zn
einen ber sonberbar gestalteten Ungeheuer Aethiopiens,
unb ber auch auf uns fibergegangene 'Ausbruck, Luchs-
augen, entsprang aus einer alten Sage von ber an bas
Unbegreifliche granzenben Scharfsichtigkeit fenes Raub-
thieres. In ber Wirklichkeit gleicht ber Caracal burch
Sitten unb Charakter allen anderen grosteren unb stfir-
keren Katzeu, jagt eben so auf ebener Erdé als in ben
Wipfeln ber mit Schnelligkeit und Sichersteit erstiege-
nen Baume, verfolgt Vogel, aber auch solche Sauge-
thiere, die ihm an Kraften fiberlegen sind, die er jeboch
bejtegt, indeni er aus der Hoste auf sie Herabspringt,
sie iui Nacken erfasti und mit der grostten, schon von
Aelian als charakteristisch angeffihrten Hartnackigkeit
festhalt. Nach einer alten, aber nicht wahrscheinlichen
Angabe folgt er rem Lowen unb anderen grosten Raub-
thieren, um die von ihnen zurfickgelassenen Reste der
Beute aufzuzehren; nach Temminck unteniimmt er mit
'Anderen seines Stammes gemeinschastliO Jagden gegen
Antilopen und ahnliche westrlose Wiederkauer, die, 11111-
stellt unb von alten Seiten angefalten, in rascher Flucht
umsonst Rettung sitchen. Zur Zeit des Reisenden The-
venot richtete man in Persien unb Jnbien ben Caracal
zur Jagb ab; gegenwartig scheint biese Kunst ganz in
Bergeffenheit gesunken zu sein. Sie must nicht geringe
Schwierigkeiten gehabt staben, inbein ber Caracal i11
europaischen Menagerien auch bei bet aufmerksamsten
Behandlung altezeit wild unb misttrauisch bleibt, sich
niemals an bie Gefangenschaft gewohnt, burch 'ben
blosten Llublick fremder Personen 511111 Aerger gereizt
wirb unb jebe freundliche Annaherung mit brohenbem
Knurren zurfickweist. Jin 3orne brfickt er bie Ohren
an ben Kopf, stetscht bie Zfihne unb lastt, wahrenb feine
'Aligen mit boshafter Wuth leuchten, einen tiefer zischen-
ben Ton horen, brullt aber nie wie andere groste Katzeu-
arten. Das Licht scheint ihm lastig unb baher liegt er
fibellaunig, Hfimisch unb misttrauisch stets im bunkelsten
Winkel seines Kafigs. 3111 wilben Staube vermeibet
er Menschen soweit als moglich , ivirb aber, trotz seiner
verhaltuistinastigen Kleiuheit, zn einem sestr gefahrlichen
Feinbe, sobalb man ihn in bie Enge treibt ober itttr
leicht verwunbet. Sein Felt ist vou keinem besonderen
Werthe.
18. Der gesticfelte Luchs. (Felis caligata.) Fig. 392.
Bruce beschrieb zuerst einen afrikamschen Luchs, ben
man haufig mit dent asiatischen Snmpftuchs verweck-
selte, obgleich beibe sich wohl unterscheiben. Der erstere
koinint au Groste unb Farbung ber Wilbkatze sestr nahe,
stat 5lunr Ohrettpiitsel, aber verhaltnistmastig langen
Schwanz unb steht sonach zwischen eigenttichen Katzen
unb Luchsen in ber Mitte. Die Hauptfarbe ist oben
graugetb, tveil jebes Haar brei verschieben gefarbte
Ringe tragt, tinten weistlich, an ben Ohreu lebhaft
rostroth, an ber Hinteren Seite bes Unterfustes unb an
ben Sobien schwarz. Der Schwanz hat etwas mestr als
bie Halbe Lange bes 22 — 23 Zoll langen Korpers, mestr
buukelgraue Farbung unb tragt gegen sein Ende einige
schwarzliche Ringe. Das Weib ist getbticher, unb bie
Jungen zeichnen sich durch beuttiche Seitenstreifen ans,
die im reisen Alter vertvaschen und sestr undeutlich er-
scheittett. Bruce fattd dieses Tstier zuerst in Abyssmien,
tro es besonders die ivilden Perlbfihner Heimsucht, aber
auch von den Beuteresten des Leoparden leben soll.
Spatere Reisende trafen es in anderen Gegenden Afrika'S,
von Aegypten bis zum Cap der gttieit Hoffnung und
selbst im sfiblichen Jnbien. — Als klimatische Abart
wirb die sogenannte Kafferkatze (Felis calFra) Fig.
393. angesehen ,^bie, nur burch bunklere Ffirbung, das
weiter Hinaufreicheiibe Schwarz ber Pfoten, bie breitere,
schwarze Spitze ber Ostren unb itit Verstfiltnist tfiiigeren
Schivanz ttitlerschiedeit, in ganz Sfibafrika gemeitt ist unb
selbst unfern ber Capstabt in ben Wfildern aitgelroffen
wirb. In Lebensart unb Wesen soll sie ber europaischen
Wilbkatze vollkommeit gleichett.
19. Der Stumpfluchs. (Felis chaus.) Fig. 394.
Die eben erwahiite Berwechselting zweler Arten er-
klfirt sich aus ber Aehnlichkeit ber Ffirbung betber, bie
inbessen bei genauer Uiitersuchung genugenbe Verschie-
denheiten erkenuen lastt. Der Sumpflucho ist nirbt
allein gelber als ber Stiefelluchs, sonbern auch kenntlich
an ben rostgelben Unterfusten, dent ganz ungefleckten
Runtpf, einem schwarzen, von bent Atigenivinkel bis zur
stuinpfen Schnauze verlaufenen Slretfeit unb ben an der
Spitze schwarz geringellen, ein Biertel ber Korperlange
ausmachenbeu Schwanze. Die Haarpinsel bes auf der
Rfickenseite graubrauueit Ohres erreichen nur geringe
Lfittge. Der Bau ist kraftig, bie Statur sestr Hochbemig,
das Wollhaar bicht, bas Grattuetihaar aber lang, rauh,
ungleich unb bttnn verstreut, ber Pelz baster eben nicht
schon zn nentteit. Rfippell, welcher bie Verwechselung
jetter Arten zuerst aufklfirte, fanb ben Sumpfluchs ini
Nilgebiete, Guldenstadt iveit srither ittt sfiblichen Rust-
littib unb itttt ben caspischett See, Sykes in Deccan,
Andere entdeckten ihn in Persien. Ueberall ziesti er
Itittip sige, aber mit Niederholz bewachseneu Eiuoben znr
Wohnung vor, soll, attster von Sfingethieren und Pb-
gelit, auch von Fischen leben, Bfiunte selten erklellern
unb schwer zu zfihmen sein.
20. Der (europlische Luchs. (Felis Lvnx.) Fig. 395.
Unter alleti Katzen bietet jedenfalls ber gemeine ober
europfiische Luchs ben systematischen Zoologen die grost-
ten Schwierigkeiten, inbein er an einem unb bentselben
Orte so in Ffirbung abfindert, bast es kauin moglich ist,
feine Art mit einer lcharf bestimmenbeu Phrase zu be-
zeichnen, itud es baster zweifelhaft bleibt, ob die neuerer
Zeit als Reprasenlanlen bejonberer 'Arten anerkanuten
Formen mestr sind al's ortliche ober klimatische Abwei-
chungen einer schwankenben Grunbform. Der gemeine
Luchs mistt ohue ben 7 Zoll langen Schwanz 3Vs Fttst,
steht nit ben Schultern I Fust 7 Zoll, ant Krettze 1 Fust
9 Zoll boch unb ist daher fast boppelt grofjer als eine
Wilbkatze. Die Oberfeite ist lebhaft rostroth, bunkler,
aber ttnbetttlich auf betit Rumpfe, beutlicher ttitb brattit
gefleckl auf ben weihrothlichen Porberfttsteu. AufKehle,
Vorberhals, Brust, Battclt titid Jnnenseite der Schenkel
Herrscht Weist vor. Die weistgrauen, schwarz eingefastten
Ostren tragen einen anberthalben Zoll langen schwarzen
Haarpinsel. Sestr charakteristisch ist ein siarker, aus
iveichen, langen Haareu bestehenber Pelzkragen ober
Backenbart, der, unter ben Ostren anfaugend, bis zum
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