ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Fleiscstfresser. Saugethiere. 107 Hinsichtlich der Katzen noch viel ubler angebracht, als in Bezug auf die ehrlicheren Hunde. Ailerdings ist die erstere in ihrer Art nicht minder nutzlich, in manchen, nn Mausen und Ratten besonders reichen Landern Vollig nnentdehrlich und durch andere Thiere nicht Vertretbar. Ohne groste Zahlen eines Schlages von sehr grosten und tvilden Katzen wfirben die von Ratten hit unglanblichsten Grade gestlagten Pflanzer einiger Westindischen Jnseln an ihren Zuckerernten den etitpsind- lichsten Verlust erleiden. Als mau znr Sicherung groster Fasanenen von der neapolitanischen Jnsel Procida alle "Katzen auf koniglichen Befehl entfernt hatte, nahmen die Verwustungen der Mause so zu, dast man den Befehl kanin schnelt genug ausheben komite. Jni Mittelalter wurde die Wichtigkeit der Hanskatzen wohl erkannt und fur sie, bei ihrer Seltenheit, ein Hober Preis bezahlt. Die erwahnten Gesetze von Wales bestimmen die vor eintausend Jahren bort sehr bedeutende Summe von vier Pennies als Werth einer Mausekatze, von einem Penny fur ein noch blindes Junges. Die Schildernng der Sitten und des BenehmenS der Hanskatze durfte um so uberflussiger sein, fe weui- ger die Gelegenheit mangelt, sie zn bevbachten. Jeder- Manil fennt die groste Reinlichkeit dieser Thiere, ihre Abneigung gegen das Wasser, ihre Geschmeidigkeit, Neignng zum Spielen, Fahigkeit ziini Klettern, Geduld 1111 Lauern auf Mause, Liebe znr Beguemlichkeit, die Art, wie sie Wohlgefallen ausdriicken, selbst die beson- dere, an Raseret granzende Vorliebe fur gelvisse stark- riechende Pstanzen, die man im Garten gegen sie zn schutzen nicht vermag, die elektrische Eigenschaft ihres Haares, ihren tiefen Schlaf und viele andere, theils nierkivnrdige Eigenheiten. Die Katzen liefern einen glstnzenden BeiveiS von der Macht und dem moralischen Einflnsse, die der Mensch auf Thiere ausubr, anderer- seits von der Biegsamkeit ihrer elgenen Natur, denii Wenn sie viel Weniger zahm als Hunde sind, so gehoren sie dafur einer im ivilden Stande durch Blisttrauen, List und Gewaltsamkeit ausgezeichneten Thiergrustpe an. klitter sich sind sie selten sehr einig, vielmehr mistgun- stig iilid gehassig, lieben aber ihre zu ffiuf bis sechs bei jedeni Murfe geborenen, neun Tage blind bleibenden Jungen mit ausnehmender Zartlichkeit. Sie sind mit 18 Monaten ausgewachsen, bleiben den grostten Theil ihres Lebens fruchtbar, iverden aber hochst selten alter als 12—15 Jahre. Sie zerfallen in viel iveniger Rayen als die Hunde, andern aber in Ffirbung eben so sehr ab. Unter diesen Spielarten sind die am deullichsten bezeichneten die Cyperkatze, mil graueni, schwarzge- streiften Felle, die buntgefieckte sstanischeKatze, die schieferblane Karthauserkatze, bie mit seidenglan- zendem, silberweisten Haare versehene Angorakatze. 3u ben in Deutschland nicht vorkommenben Spielarten gehort bie mit Hangeohren versehene chinestsche, bie burch gedrestten, knotigen Schwanze ausgezeichnete von Madagasear und bie in Corttwallis und auf der Jnsel Man haufige, ganz ungeschwanzte Katze. 16. Die agyptische Katze. (Felis maniculata.) Fig. 389. Gs ist iin Vorausgehenden bereits angedeutet ivor- ben, dast gegenwartig die Frage nach Abstammung der Hauskatze eine andere Losung erhalt, als in vergangenen Beiten, und dah man die agyptische Katze als das Ur- khier ansteht. Sie wurde von Rnppell in Nubien, ivest- lich ooni Ril bei Ainbukol, entbectt, wo sie dichtbe- bn(chte Gegenden bewohnt. An Groste gleicht sie einer scwohnlichen Hauskatze, ist oben mehr oder weniger sahlgelblich, rotstlicher auf Hinterkopf und Rucken- linie, theils sein schwarz gesprenkelt, an den Seiten Heller, am Bauche weistlich. 21111 Rumpfe stesten ver- lvaschene schmale Querbinden, die an den Beinen deut- licher Hervortreten, am Oberkopfe und Nakken acht schmale Langebiudeu. Der 10 Zoll lange Schwanz ist oben fahlgelb, tinten weist, mit dret schwarzen Ringen unigeben, an der Spitze schwarz. 17. Der Caracal. (Felis Caracal.) Fig. 390. 391. Die Luchse, zu welchen auch der Caracal 511 rech- 11en ist, bilden eine von den iibrigen Katzen deutlich getrennte Gruppe und.sind kennbar durch Hvchbeinige Statur, sehr kurzen, die Fersen kauin erreichenden Schwanz und lange, auf der Spitze des austeren Ohres stehende Haarpinsel. Auch im Gebisse finden sich einige, fedoeff nur bei sestr genaner Vergleichung bemerkbare Unterschiede. Kenntlich sind sie austerdem durch die rotbliche Grundfarbe des gar nicht oder doch sestr un- deutlich gesieckten Pelzes und die in der Mitte weist- grauen, am Ende schwarzen Ostren. Hinsichtlich der Groste folgen sie auf die Leoparden 1111b bewohnen vorzugsweis bie kaltesten Erbstriche, einzelne inbessen auch warme Lanber. Zu ben letzteren gehort ber Ca- racal, ber, uber ganz 'Afrika, Arabien 1111b einen grosten Theil Asiens verbreitet, ohne ben 1O Zoll langen Schwanz 2 Fust mistt, von lebhaft rothbrauner, am Bauche mestr blaffer Farbung ist unb burch zwei ober- halb der Llugen stehende weiste Flecken sich auszeich- 11et. Der Bau beatet auf Starke unb Gewanbtheit, bie grosten Augen staben einen Hfimischeit Ausbruck, und aus dem Benestmen und den Beivegungen spricht Wilbsteit unb Unzahmbarkeit. Der illame ist aus der verdorbenen tfirkischen Benennung Kara, schwarz, und gulasch, Ostr, (perstsch sudschast-gusch oder sia- gusch) entstanden. Auf ben Caracal beziehen sich bie Wunberlichen Fabeln, bie fiber ben Luklis in ben classi- schen Schriftstellern vorkommen. Plinius macht ihn zn einen ber sonberbar gestalteten Ungeheuer Aethiopiens, unb ber auch auf uns fibergegangene 'Ausbruck, Luchs- augen, entsprang aus einer alten Sage von ber an bas Unbegreifliche granzenben Scharfsichtigkeit fenes Raub- thieres. In ber Wirklichkeit gleicht ber Caracal burch Sitten unb Charakter allen anderen grosteren unb stfir- keren Katzeu, jagt eben so auf ebener Erdé als in ben Wipfeln ber mit Schnelligkeit und Sichersteit erstiege- nen Baume, verfolgt Vogel, aber auch solche Sauge- thiere, die ihm an Kraften fiberlegen sind, die er jeboch bejtegt, indeni er aus der Hoste auf sie Herabspringt, sie iui Nacken erfasti und mit der grostten, schon von Aelian als charakteristisch angeffihrten Hartnackigkeit festhalt. Nach einer alten, aber nicht wahrscheinlichen Angabe folgt er rem Lowen unb anderen grosten Raub- thieren, um die von ihnen zurfickgelassenen Reste der Beute aufzuzehren; nach Temminck unteniimmt er mit 'Anderen seines Stammes gemeinschastliO Jagden gegen Antilopen und ahnliche westrlose Wiederkauer, die, 11111- stellt unb von alten Seiten angefalten, in rascher Flucht umsonst Rettung sitchen. Zur Zeit des Reisenden The- venot richtete man in Persien unb Jnbien ben Caracal zur Jagb ab; gegenwartig scheint biese Kunst ganz in Bergeffenheit gesunken zu sein. Sie must nicht geringe Schwierigkeiten gehabt staben, inbein ber Caracal i11 europaischen Menagerien auch bei bet aufmerksamsten Behandlung altezeit wild unb misttrauisch bleibt, sich niemals an bie Gefangenschaft gewohnt, burch 'ben blosten Llublick fremder Personen 511111 Aerger gereizt wirb unb jebe freundliche Annaherung mit brohenbem Knurren zurfickweist. Jin 3orne brfickt er bie Ohren an ben Kopf, stetscht bie Zfihne unb lastt, wahrenb feine 'Aligen mit boshafter Wuth leuchten, einen tiefer zischen- ben Ton horen, brullt aber nie wie andere groste Katzeu- arten. Das Licht scheint ihm lastig unb baher liegt er fibellaunig, Hfimisch unb misttrauisch stets im bunkelsten Winkel seines Kafigs. 3111 wilben Staube vermeibet er Menschen soweit als moglich , ivirb aber, trotz seiner verhaltuistinastigen Kleiuheit, zn einem sestr gefahrlichen Feinbe, sobalb man ihn in bie Enge treibt ober itttr leicht verwunbet. Sein Felt ist vou keinem besonderen Werthe. 18. Der gesticfelte Luchs. (Felis caligata.) Fig. 392. Bruce beschrieb zuerst einen afrikamschen Luchs, ben man haufig mit dent asiatischen Snmpftuchs verweck- selte, obgleich beibe sich wohl unterscheiben. Der erstere koinint au Groste unb Farbung ber Wilbkatze sestr nahe, stat 5lunr Ohrettpiitsel, aber verhaltnistmastig langen Schwanz unb steht sonach zwischen eigenttichen Katzen unb Luchsen in ber Mitte. Die Hauptfarbe ist oben graugetb, tveil jebes Haar brei verschieben gefarbte Ringe tragt, tinten weistlich, an ben Ohreu lebhaft rostroth, an ber Hinteren Seite bes Unterfustes unb an ben Sobien schwarz. Der Schwanz hat etwas mestr als bie Halbe Lange bes 22 — 23 Zoll langen Korpers, mestr buukelgraue Farbung unb tragt gegen sein Ende einige schwarzliche Ringe. Das Weib ist getbticher, unb bie Jungen zeichnen sich durch beuttiche Seitenstreifen ans, die im reisen Alter vertvaschen und sestr undeutlich er- scheittett. Bruce fattd dieses Tstier zuerst in Abyssmien, tro es besonders die ivilden Perlbfihner Heimsucht, aber auch von den Beuteresten des Leoparden leben soll. Spatere Reisende trafen es in anderen Gegenden Afrika'S, von Aegypten bis zum Cap der gttieit Hoffnung und selbst im sfiblichen Jnbien. — Als klimatische Abart wirb die sogenannte Kafferkatze (Felis calFra) Fig. 393. angesehen ,^bie, nur burch bunklere Ffirbung, das weiter Hinaufreicheiibe Schwarz ber Pfoten, bie breitere, schwarze Spitze ber Ostren unb itit Verstfiltnist tfiiigeren Schivanz ttitlerschiedeit, in ganz Sfibafrika gemeitt ist unb selbst unfern ber Capstabt in ben Wfildern aitgelroffen wirb. In Lebensart unb Wesen soll sie ber europaischen Wilbkatze vollkommeit gleichett. 19. Der Stumpfluchs. (Felis chaus.) Fig. 394. Die eben erwahiite Berwechselting zweler Arten er- klfirt sich aus ber Aehnlichkeit ber Ffirbung betber, bie inbessen bei genauer Uiitersuchung genugenbe Verschie- denheiten erkenuen lastt. Der Sumpflucho ist nirbt allein gelber als ber Stiefelluchs, sonbern auch kenntlich an ben rostgelben Unterfusten, dent ganz ungefleckten Runtpf, einem schwarzen, von bent Atigenivinkel bis zur stuinpfen Schnauze verlaufenen Slretfeit unb ben an der Spitze schwarz geringellen, ein Biertel ber Korperlange ausmachenbeu Schwanze. Die Haarpinsel bes auf der Rfickenseite graubrauueit Ohres erreichen nur geringe Lfittge. Der Bau ist kraftig, bie Statur sestr Hochbemig, das Wollhaar bicht, bas Grattuetihaar aber lang, rauh, ungleich unb bttnn verstreut, ber Pelz baster eben nicht schon zn nentteit. Rfippell, welcher bie Verwechselung jetter Arten zuerst aufklfirte, fanb ben Sumpfluchs ini Nilgebiete, Guldenstadt iveit srither ittt sfiblichen Rust- littib unb itttt ben caspischett See, Sykes in Deccan, Andere entdeckten ihn in Persien. Ueberall ziesti er Itittip sige, aber mit Niederholz bewachseneu Eiuoben znr Wohnung vor, soll, attster von Sfingethieren und Pb- gelit, auch von Fischen leben, Bfiunte selten erklellern unb schwer zu zfihmen sein. 20. Der (europlische Luchs. (Felis Lvnx.) Fig. 395. Unter alleti Katzen bietet jedenfalls ber gemeine ober europfiische Luchs ben systematischen Zoologen die grost- ten Schwierigkeiten, inbein er an einem unb bentselben Orte so in Ffirbung abfindert, bast es kauin moglich ist, feine Art mit einer lcharf bestimmenbeu Phrase zu be- zeichnen, itud es baster zweifelhaft bleibt, ob die neuerer Zeit als Reprasenlanlen bejonberer 'Arten anerkanuten Formen mestr sind al's ortliche ober klimatische Abwei- chungen einer schwankenben Grunbform. Der gemeine Luchs mistt ohue ben 7 Zoll langen Schwanz 3Vs Fttst, steht nit ben Schultern I Fust 7 Zoll, ant Krettze 1 Fust 9 Zoll boch unb ist daher fast boppelt grofjer als eine Wilbkatze. Die Oberfeite ist lebhaft rostroth, bunkler, aber ttnbetttlich auf betit Rumpfe, beutlicher ttitb brattit gefleckl auf ben weihrothlichen Porberfttsteu. AufKehle, Vorberhals, Brust, Battclt titid Jnnenseite der Schenkel Herrscht Weist vor. Die weistgrauen, schwarz eingefastten Ostren tragen einen anberthalben Zoll langen schwarzen Haarpinsel. Sestr charakteristisch ist ein siarker, aus iveichen, langen Haareu bestehenber Pelzkragen ober Backenbart, der, unter ben Ostren anfaugend, bis zum 14 *