Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Snugcthiere.
Fiinfte tørdnung.
einem bid;ten, etwas fraufen, glfinzenden, dem Masser
undurchdringlichen Pelze bekleidet. Von dem kastanien-
braunen Scheitel lauft fiber den ganzen Rucken dis zn
dem undehaarten Greisschwanze ein branner Streif, der
sich in vier grohe Flecken verbreitet, die ihrerseits durch
sildergraue Bander geschieden sind. Die ganze Unterseite
ist weihlich, das auhere Ohr hautigs die 0!ase zugespitzt.
Die fnnf Zehen der Vorderglieder sind tiefgespalten und
unverbunden und tragen tlehie, schwache Krallen ; der
Daumen ist zwar beweglich, steht tiefer als die anderen
Zehen, laht sich aber nicht wie an einer wahren Hand
einwarts beugen und tragt einen breiten Plattnagel.
Andeutung einer sechsten, jedoch knochenlosen und in
Hinsicht ihres Zweckes unbekannten Zehe sindet sich an
der Wurzel des Daumens. Eine ansehnliche Schwimm-
Hant verbindet die fnnf Zehen der breiten Hintersufie.
Erinnert der auhere Ban soweit an die Otter, so deuten
geraumige Backentaschen auf Verwandtschaft mit gewifsen
Nagethieren und machen dieses Wasserdeutelthier zu
einem sehr anomalen, jedoch gleichzeitig sehr verschiedenen
Saugethieren verwandten Geschopfe. In Sammlungen
gehort es zu den Seltenheiten, odgleich sein natfirlicher
Verbreitungsbezirk von Rio Janeiro durch das ganze
Knstenland Sudamerika's bis nach Honduras reicht.
Von seiner Lebensart ist sehr wenig bekannt. Man Weih
nur, dah es, wie die auf ahnliche Meise ledenden amphi-
bischen Saugethiere, in Uferlochern der Flusse sich auf-
Halt, von allerlei Masserthieren und wohl auch von
Fischlaich ledt, Fische geschickt einfangt, seine Beute in
den Backentaschen verbirgt und am Lande verzehrt.
Seine Jungen soll es zeitig in das Masser fuhren und
dort zur Jtigd erziehen. Natterer, der 17 Jahre als
Naturforscher in Brasilien herumreiste, erlangte im
Ganzen nur drei Eremplare, wovon eines in einer von
jenen trichterformigen, au8 Weiden gestochtenen Reusen
gefunden wurde, deren man sich in Brasilien, eben so
wie in Europa, in raschstromenden Gewassern zum Fi>ch-
fange bedient.
III. Schweifbeutler. (Dasyurus.)
Gattungscharakter: Vorderzahne oden 8, 1111-
ten 6; Eckzahne groh; Backenzahne fiberall 6, wovon
2 Lfickenzahne, zusammen 42 Zahne. (Gebih Fig. 403.)
Vordersuhe ffinfzehig, Hinterfupe vierzehig mit sehr
kleiner Daumenwarze oder ganz ohne solche. Schwanz
mittellang, schlaff, dichtbehaart.
1. Der bårenartige Schweifbeutler. (Dasyurus ursinus.) Fig. 404.
Alle Arten der in Rede stehenden Gattung leben
ausschlrefilich in Australien und sind daher nur seit
Anfang dieses Jahrhunderts nach und nach entdeckt
und beschrieben worden. Sie vertreten dort die Stelle
der Marder und Viverren der nordlichen Melt, nahren
sich bei nachtlicher Lebensweise von kleinen Saugethieren
und Vogeln und klettern nicht. An Grohe gleichen sie
meistens einer Katze, sind behend in ihren Bewegungen,
von leichtem Baue und schmachtiger Gestalt. Cine be-
merkenswerthe Ausnahme macht indessen vie oben ait-
gefuhrte Art, deren wohlgewahlter Name die auhere
Gestalt andeutet. Dem gedrungenen Korper nach gleicht
sie weit mehr einem schwerfalligen Dachse als einem
rasch beweglichen Raubthiere, hat einen dicken Kops,
kurze, stumpfe Schnauze, kleine Augen, weiten Rachen,
kurze, plumpe, muskelreiche Glieder, weir vorftehende
Fersen und unbehaarte, Hartschwielize Sohleu. Hal-
tung und sogar manche Sitten erinnern an den Baren;
das Futter wird mit den Vorderfuhen 511111 Blunve
gefuhrt; der Gang geschieht durch Auftreten mit voller
Sohle und ist nicht minder schwerfallig und unbeholfen
als bei dem Baren; im Sitzen ruht der Halbaufrechte
Korper auf dem Hintertheile. Die Lange des Korpers
betragt 18 Zoll, des Schwanzes 8 Zoll, die Behaa-
rung ist lang und grob, die Farbe glanzend schwarz-
braun; auf der Brust steht ein groher, weihlicher Fleck,
andere bisweilen auf den Oberschenkeln; die Ohren
sind abgerundet und fast ganz undehaart. Die er)teit
Ansiedler auf Vandiemcnslaud fuhrten bittere Klagen
uber dieses damals ungemein Haufige Beutelthier, indem
sie bei aller Vorsicht nicht vermochten, Hfihner und
anderes Gestfigel vor seinen Nachstellungen zu sichern.
Den verwiesenen Verbrechern lieferten die Schweifbeutler
indefsen durch ihr zartes Fleisch, welches demjenigen
des Kalbes ahnlich sein soll, manches willkommene
Gericht. Durch die Zunahme der Cultur und das Nie-
derschlagen der Waldungen wurden sie zwar aus der
unmittelbareu Nahe von Hobarttown verdrangt, sind
aber noch jetzt in den einsamen Forsten sehr Haufig
und werden dort leicht in Fallen gefangen, die man
mit irgend einer Art von Fleisch statt Koder versehen
kann, weil sie fiber jede animalische Skahrung mit glei-
cher Gefrafiigkeit herfallen und, wie man aus ihren
Fahrten aus dem sandigen Strande folgert, auch ver-
faulte Fische, Walfischspeck, und was das Meer sonst
ausspfilen mag, nicht verschmaheu. Sie qehen nur des
Nachts auf Raub aus, lassen dann eine Stimme Horen,
die zwischen Hohlem Bellen und Knurren in der Mitte
liegt, schleichen sich furchtlos an vereinzelte Aleierhofe
Heran, 11111 Hfihnersialle zu deranden, und verbringen
den Tag schlafend und wohlverborgen in tiefen Erd-
lochern. Jhre Kiesern sind so stark, und ihre Beifikraft
ist so groh, dah sie jedem gewohnlichen Hunde stegreich
widerstehen; im Kampfe entwickeln sie ungemeine Wild-
Heit, vertheidigen sich wfithend gegen jede Uebermacht
bis zum Ende und sind nachst den Beutelhunden die
einzigen, aber auch sehr gefahrlichen Raubthiere, die
auf Vandiemensland tinter jungen Schaafen Verheerun-
gen anrichten. Das Weibchen bringt bei jedem Wurfe
vier bis ffinf Junge, die wie bei allen Beutelthieren
eben nur wie Anfange kunftiger Thiere aussehen und
ivahrend der Daner dieses unvollkommenen Zustandes
fest an den Zitzen hangen, fibrigens durch einen voll-
kommenen Beutel geschfitzt sind. Man Hat diesen
Schiveifbeutler soivohl in Neuholland als in Europa
in der Gefangenschaft zu beobachten ostmals Gelegen-
heit gehabt und ihn stets als unzahmbar, wild und
bissig erkannt. Der plumpe Kopf und der weite Rachen
gaben ihm das Ansehen grofier Grimmigkeit ohne Zu-
satz irgend bemerklicher Jntelligenz, die fiberhaupt allen
Bentelthieren, vorzngsweis aber den fleischfressenden
abgeht, und deren Mangel schou aus der unvortheil-
Haften Bildung des flachen Schadels erhellt, dessen
Gesichtswinkel an dem gemeinen Opossum nur 17° be-
tragt. Aus dem lethargischen Tagschlafe erweckt, fletscht
der Schweifbeutler alsbald sein furchtbares Gebih und
beifit im Augenblicke zu; seinen Marter lernt er nie
kennen tind erlangt wenigstens niemals Anhanglichkeit
an deuselben, fallt mit widerlicher Gefrafiigkeit nnd
knurrend fiber das dargebotene Futter her, zieht sich
stets in den dunkelsten Winkel seines Kafigs zurfick,
indem ihm Pas Tageslicht im Hochsten Grade peinlich
ist, nnd gehort zu den nnangenehmsten aller Thiere,
die man je gefangen gehalten und zu zahinen versucht
Hat.
Die Gattung Beutelbilch (Phascogale) unter-
scheidet sich von der eben besprochenen nur durch die
grofiere Zahl der Zahne (46 zufaminen), indem sie
fiberall 7 Backenzahne hat, von welchen drei als Lficken-
zahne gelten mfissen. Sie nmfafit gegen 10 Arten,
von welchen keine die gemeine Wanverratte an Grofie
viel fibertrifft, alle dnrch Gestalt an dieses bekamite
Thier erinnern, sonst aber dnrch spitzige Schnanze,
nackte Nase, tiefe Furche zwischen den Nasenlochern,
langen und behaarten Schwanz ein gewisses Familien-
ansehen erhalten. Wahrscheinlich ist der Schwanz zum
Greifen und Umwickeln 11111 fremve Gegenstande geschickt
und bei dem Leben auf Baumen ein wichtiges Werkzeug.
Der pinfelschwanzige Beutelbilch (Phascogale penicil-
lata, Fig. 405.) lebt 1vie die fidrigen in Neuholland,
nahrt sich von kleinen Vogeln, wahrscheinlich auch von
Jnfecten, was man aus ven scharfspitzigen Backenzahnen
zu folgern berechtigt ist, vringt nach Ratteuart in das
Jiinere ver Hauser, ist im Ganzen gran geffirlt, am
Kinue und Bauche weihlich 1:116 vurch langen , dunkeln
Ruckenstreif und schwarzen Haarpinsel am Ende des
Schwanzes ausgezeichnet.
IV. Beutelhund. (Thylacinus.)
Gattungscharakter: Vorderzahne oben 8, tinten
6, gleich lang; Eckzahne lang, stark; Backenzahne fiberall
7, Wovon 3 Lfickenzahne, zusammen 46 Zahne. Vorder-
sfifie ffinfzehig, Hintersufie vierzehig, mit starken Krallen.
Schivanz zusammengedruckt, unten und an den Seiten
nnbehaarl. Das Weibchen hat einen vollkommenen
Beutel.
1. Der Zebra - Beutelhund. (Thylacinus cynocephalus.) Fig. 400.
Der Beutelhund fibertrifft alle andere fleischfreffende
Beutelthiere, die durchschnittlich nur die Grofie einer
ausgewachsenen Katze erreichen, oft kaum einer Ratte
gleichkommen, dnrch Hohe und Massenhaftigkeit seines
Korpers. Statur und Grofie sind ziemlich wie bei einem
jungen Wolfe oder mittelgrofien Jagdhunde, auch gleicht
der Kopf durch seine Umriffe demjenigen eines Hundes,
nur i ft das Maul viel weiter gespalten, das Auge grofier,
runver, hervorstehender und daher die Physiognomie
etwas abweichend. Der 3 Fuh 7—8 Zoll lange Korper
ist dicht, kurz und glatt behaart, schmutzig braungelb,
guer fiber den Rficken mit ohngefahr 16 dunkleren Bin-
den gezeichnet, die, in der Mitte breit, nach den Enden
hin spitzig zulaufen 11116 zum Theil sich bis auf die Ober-
schenkel verlangern. Der anderthalben Fufi lange
Schwanz ist nur an der Wurzel mit weichem, sonst aber
mit steifem Haar bedeckt. Die Lebensweise des Beutel-
hundes weicht wenig von derjenigen der ihm verwandten
Raubthiere ab. Nachtlich lebend wie diese, verbringt er
den Tag in Felsspalten oder in den dunkeln Schluchlen,
die, dem Menschen fast undurchdringlich, zwischen den
wilden Bergen von Vandiemensland sich verzweigen.
Seine aufierordentliche Empfindlichkeit gegen das Tages-
licht verrath das unaufhorliche Zucken der Slickhaut der
Augen; des Nachts wild und gefabrlich und gleichgrofien
Hunden weit fiberlegen, nimmt er sich am Tage scheu und
muthlos, sucht den Kampf zn Vermeiden und wird dann
selbst von schwachen Gegnern leicht bestegt. Hunger
scheint ihn allein zum Aasgehen am Tage zwingen 511
konnen, indessen sind seine Bewegungen dann unbeholfen
und langsam und unverkennbar durch Kurzstchtigkeit und
das daher entstandene uusichere Gesfihl gestort. Er be-
machtigt sich leicht der kleineren Arten von Kanguru und
friht selbst den Ameisenigel auf, der, nach allen Richtungen'
von langen, Harten und speerartigen Dornen starrend, fur
unverwundbar gehalten werden inochte. Harris, der 1
australische Reisende, fing einen Beutelhund in einer mit
Fleischkoder. versehenen Falle, der jedoch nach einigen
Stunden an einer inneren Verletzung starb, eben so grim-
mig als 611111111 zu sein schien, von Zeit zu Zeit einen
kurzen, rauhen Kehlton ausstiefi und wie eine Eule die
Nickhaut unablassig bewegte. Nach Gunn wird dieses
den Schaafheerden des Nachts sehr gesahrliche Raubthier
in den entlegenen Gebirgen von Vandiemensland, z. B.
in den Hampshire- und Woolnorth-Bergen, noch immer
sehr Haufig angetroffen. Man Hat es noch nie lebend
nach Europa gebracht.
Zweite Familie.
Jnsectcnfrcssende Beutelthiere.
V. Beuteldachs. (Perameles.)
Gattungscharakter: Vvrverzahne oben 10, un-
ten 6; Eckzahne jederseits 2 veutliche; Backenzahne
fiberall 7, vie 3 vorveren Lfickenzahne, die Hinteren wah-
reit mit 5 Zacken versehen (Gebih Fig. 407.). Vorder-
ffifie ffinfzehig, die drei mittleren Zehen langer, die beiden
auheren sehr klein, alle ntit scharfen, grabenden Krallen
versehen; Hinterffifie ffinfzehig mit sehr kurzem, nagel-
losen Daumen, die zweite und dritte Zehe vurch eine
Haut verbunden. Schwanz mittellang, kurzbehaart.