ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Aetttetthiere. Siiugethiere. 115 schlaff. Der Beutel des Weibchens vollkommeit, weit nad) hinten stehend. 1. Der spitznasige Beuteldachs. (Perameles nasuta.) Fig. 408. 409. Die Beuteldachse vertreten in Neuholland die Laitb- spitzmanse, Teiirek und aiibere Jnsectenfresser der alten Welt. Dnrch Bildung der Glieder den Kanguru's unge- inein verwandt, weichen sie von denselben dnrch Zahnbau ab. Dnrch Statur und Korperitittrisse erinnern sie an Kaniiicheii, Haben jedoch eine sehr verlangerte, dunne und scharszngespitzte Schnauze und eine weit uber den Oberkiefer Hervorstehenbe Nase. Die innerste der funf Vorberzehen ist nur als Rudiment vorhanden, die ansierste toarzenformig und mit sehr kleinem Nagel versehen. Die Hinteren Glieder sind zwar nicht so iiitverhaltnitz- mahig entwickelt, wie am Kanguru, ubertreffeti aber die vorderen an Lange und sind mit unbehaarten Sohlen versehen. Obgleich das Gebis sich wie bei achten Jnsec- tenfressern verhalt, so verschmahen die Beuteldachse ben- noch nicht pflaitzliche Nahrung, leben sogar, nach Ver- sicherung elniger Colonisten, nur von saftigeren Wurzeln, die sie mittels ihrer scharsen Krallen geschickt ans dem Harten Boden graben oder mit dem spitzen Russel auf- wuhlen. In der Nahe von Meierhofen Hausenb, lernen sie bald die Kornspeicher kennen, thun den Vorrathen so viel Schaben, wie irgend Mause und Ratten in Europa, sind aber im Ganzen weniger zu furchten, weil sie Bre- terwande und Balkenwerk nicht zernagen, noch viel we- niger aber dnrch feste Mauern sich Zugange zn bahnen vermogen und daher leicht abzuhalten sind. Wahrschein- lich haben diese Beraubungen der Kornboden veranlast, dasi nenhollandische Colonisten die Beuteldachse mit verschiedenen, dort ursprunglich einheimischen wirklichen Vtagethieren verwechselt und unter dem Gesammtnainen von Ratten und Mansen begriffen haben. Ungeachtet der oben mitgetheilten Angaben dieser Leute, die freilich nicht immer ganz vorurtheilsfreie und scharfe Beobachter sind, fanit es doch moglich sein, dasi der Beutelbachs, wie schon Geoffroy behauptete, auch einen grohen Antheil seiner Nahrung dnrch Fangen von Jnsecten erlange und sich seines Russels, wie ahnlich gebildete Jnsectenfresser, be- diene, um sene ans der Erde Hervorzitwuhlen. 2lnaloge Bildung des Gebisses berechtigt stets zum Schlnsse anf gleiche Ernahrungsart. Man weisi mit Sicherheit, dasi die gemeine Ratte sich sehr zur Rolle eines fleischfresseit- den Raubthieres neigt, obgleich ihr Gebitz nicht entfernt so deutlich auf die Nothwendigkeit animalischer Ernah- rung Hintveist, wie in den Beutelbachsen. Wie dem auch sei, so nahern sich diese in der ausieren Erscheinung allerdings inehr pflanzenfressenden Nagern als blutgie- rigen Raubthieren. In ihren Bewegungen erinnern sie an Kaninchen, haben aber einen sehr besonderen Gang, der eigentlich auS eiuer Reihe kurzer Sprunge besteht, die, bisweilen vom Lanse nicht leicht unterscheidbar, mit gekrummtem Rucken ausgefuhrt werden und keineswegs so, wie bei dem Kanguru, allein von den Hiittersuhen ansgehen, noch von dem Schwanze bestimmt nnd verstarkt werden. Im Sitzen stutzen sie sich indessen auf den letz- teren, nehmen diese Stellung jedesmal teint Fressen an und fnhreti dann, wie Eichhorner, das Futter mit den Borderpsoten nach dem Munde. Sie bedieneit sich der im Ganzen sehr geschickten Vorderglieder zum Ausgraben von Wurzeln und sollen auf diese Art den Colonisten an ihren Kartoffelfeldern manchen Abbruch thun. Gefangen Werden sie leicht zahm, gewohnen sich an den Menscheu und scheinen gutmuthig und ohite Falsch zn fetit. Man fennt bereits an 10—11 Arten, die, mit Ausnahnie einer "in Neuguinea entberften, alle in Neuholland und auf Vandiemenslaud leben. Der spitznasige Beuteldachs bewohnt die Hoheren nnd kuhleren Berggegenden von Neusudwales, scheint in den Heisien Ebeneii gar nicht vorzukomnteit und hat, wie alle Thiere kalterer Heimathen, einen dichten, aus seiner, aschgrauer Grundwolte und tangent, schlichten, etwas rauhen Grannenhadr bestehen- den Pelz. Die Farbe ist etwas gelblicher als an der Ratte, an der Bauchseite silberweih; der sehr lange Kops spitzr sich zur hunnen Schnauze zn, die wieder in eine lange, feiite, vorn kable Nase anslaust. Die zngespitzten, sehr kitrz behaarten Ohren stehen anfrecht; die Augen sind sehr klein. Die Lange des Korpers betragt 15 Zoll, diejenige des Schwanzes 6 Zoll. VI. Stutzbeutler. (Choeropus). Gattungscharakter: Vorberzahne oben 8, utiten 6; Eckzahne jederseits 2; Backenzahne uberall 7, wovoii 3 Luckenzåhne, znsammen 46 Zahne. Vorberfusie zwei- zehig, Hinterfusie wie am Beuteldachse, aber danmenlos. 1, Der braungraue StutzbeuUer. (Choeropus castanotis.) Fig. 410. Dieses seltene Thier wtirde von Mitchell, dem ninthi- gen Erforscher der nnbekannten Wiisten des iniieren Ileuhollands, im Junius 1836 an den Ufern des Mur- rahflusses entdeckt und stellt eine der sonderbarsten For- melt der ganzen Familie dar. Schon der breite, runde Kops, an dem eine lange, sehr dunne Schnauze, wie der Stiel an einer Frucht oder der Hals an einer Flasche, ohne eigentlichen Uebergang befestigt ist, giebt ihiii ein sehr eigenthumliches Ansehen. Die Vorderfusie gleichen denjenigen des Schweines und destehen ans zwei gleich langen, am Ende mit flauenartigen Nageln utnschlossenen Zehen; die Hinterfusie sind lang und zum Springen ein- gerichtet. Dem ersten von Mitchell beschriebenen Ereni- plare fehlte der wahrscheinlich durch eine Verletzuiig viel fruher verloren gegangene Schwanz, woher der auch auf der Origiitalabbilduitg vorkommenbe Jrrthum entstand, dah das Thier uberhaupt schwanzlos fei. Man Hat jedoch spater Balge aus Nensudwales erhalten, welche mit eineiii dunubehaarten, ziemlich langen Schwanze versehen Waren. Abweichend ist endlich die Stellung des Bentels, der nicht nach vorn, wie an alten anderen Beutelthieren, sondern nach hinten geåffnet ist. Die Grosie ist diejenige eines fleineren Kaninchens, die Farbe braunlich gran, nitten weisi; der dickbehaarte Schwanz tragt am Ende einen Haarpinsel. Von der Lebensweise ist nichts be- fannt. Das von Mitchell erlangte Thier toar selbst den Eingeborenen niemals vorgekommeii, tourde auf ebener Erde angetroffen und aus eiiieni hohlen Bannie, in wel- cheni es Sicherheit gesucht hatte, lebend Hervorgezogen. VII. Ameiseilbeutler. (Myrmecobius.) Gattungscharakter: Vorberzahne sehr klein, oben 8, uiiten 6; Eckzahne jederseits 2, ziemlich lang ; Backenzahne jederseits oben 8, nitten 9, die vorderen 3 Luckenzåhne, znsammen 52 Zahne. Vorderfusie funf- zehig, Zehen tief gefpalten, mit starken, krallenartigen Na- gelit, Hinterfusie vierzehig, Schwanz lang, dicht behaart. 1. Der gestreiste Ameisenbeutler. Fig. 411. Der Ameisenbeutler ist ohngefahr von der Grosie eines Eichhornchens. Die am Vordertheile des Korpers roth- liche Fårbnng geht von der Mitte an langsam in das Schwarz der Hinteren Halfte uber, auf welcher neun weisie Binden gnernber stehen. Die Unterseite des Kor- pers und die innere Seite der Vorderbeine ist gelblich weisi, der Schwanz zottig behaart, weisi, ockergelb und schwarz gemischt. Die Behaarung ist boppelt und be- steht aus kurzer, dichter Wolle und ziemlich ranhem Grannenhaar. Nase und Lippen sind schwarz. Im Gesicht stehen einzeln verstreute Borsten. Ob ein Beutel vorhanden sei, oder durch eine blosie Hautfalte vertreten werde, ist noch ungewisi. Der Korper misit von der Nase bis zur Schwanziourzel 10 Zoll, der Schwanz 7 Zoll. Dieses eben so schone als interessante kleitte Thier tourde von eiiieni Lieutenant Dale im Jnnerit von West- australien, ohngesahr 90 engl. Meilen sudwestlich vom Schtoanenflusse, toahrend eines Entdeckungszuges attfge- futtden. Man erhielt innerhalb weniger Meilen zwei Jitdividuen, die anfgeschreckt in hohlen Baninen sich ver- bargen. Ueberhaupt scheint der Ameisenbeutler, von welchem iteuerdiitgs die Felle Hunfig nach England ge- brachtworden sind, Gegendeit zitiit Wohnorte vorzuziehen, wo zahlreiche morsche ititd umgesturzte Bannie Jnsecteii unb zuntal Ameisen beherbergen, die vorzugsweis als Nahrung bienen mågen. Die Gestalt ber mit vielett Spitzen unb Hockern versehenen Backenzahne beutel un- verkeunbar auf solche Nahrung hin, bie um so leichter unb sicherer zn zerkleinern sein wirb, weil, verntoge einer sehr besonbern Drehung ober Krummung ber Aeste bes Unterkiefers (Fig. 412.), bie Kauflachen ber bort befittb- lichen toahren Backenzahne itothwenbig mit benjenigen ber eittgegenstehenben Zahne in genaueste Beriihrung kommen muffen. Dritte Familie. Pflanzenfrcssende Bentelthiere. VIII. Kanguru. (Halmaturus.) Gattungscharakter: Vorberzahne oben 6, tinten 2; Eckzahne fehleit ; Backenzahne uberall 4, sekten 5, mit Schmelzfalteu durchzogen, auf ber Kauflache stunipf- hockerig (Fig. 413.). Vorberfusie sehr kurz, tiefgefpalten fnufzehig, Hinterfusie sehr lang, ziiiti Springen eittge- richtet (Skelett Fig. 414.), vierzehig, baumenlos, bie l'eiben mittleren Zehen vertoachsen, bie mittelste sehr (ung ; Krallennagel. 1. Das grosie Kanguru. (Halmaturus giganteus.) Fig. 426. Die pflanzenfressenden Bentelthiere sind anf den ersteir Blick an der eigenthitinlicheii Bildung der Vorderzahne kenntlich, von Welchen immer zwei, viel groher als die anderen, mit der Spitze schief vortoarts liegen. Jhre Backenzahne verhalten sich wie bei vielen anderen Pstan- zenfressern und sind mit vier ftumpfen Hockern versehen. Als bezeichneiib fur die ganze Gruppe wirb mit Recht bie Gattung Kanguru aitgeseheii, welche ubrigens bie grositen aller bekannten Bentelthiere begreift. Sie besitzt eine sehr eigeitthumliche Gestalt unb Korperverhaltnisse, bie in viel kleinerem Maasistabe sich nur bei Wenigen an- bereii Saugethieren, am Ersten noch bei ben spater zu beschreibenben Springmausen ivieberholen. Der Vorber- theil bes Korpers scheint bei ihnen schwach unb gleichsam zn Gunsten bes erstaunlich entwickelten Hintertheils in ber Ausbilbung zuruckgeblieben. Die Hinteren Glieber stub stark iiiib lang, ber bie Sohle barstellenbe Mittelsusi an ber unteren Flsiche mit eineiii bis zn ben Zehen ver- lansenbeii schwieligen Kisseir uberzogeit. Auf biesein Fnsi- theile ruht in gewohnlicher sitzenber Stellung ber ganze. Korper, wahrenb ber nach Hinten fest aiifgestemmte, sehr bicke unb muskelreiche Schwanz bas Gleichgewicht erhalt. Das Skelett (Fig. 414.) lehrt bas scheinbare Misiver- Haltnisi in ber Ausbilbuitg ber zivei Korperhalften keiinen unb zeigt, wie ber Korper von hinten nach vorn abnimint, selbst bie Knochen an Durchmesser verlieren unb ber Brustkasten unb bie Oberarme schwach unb sein erschei- neit im Gegensatz zu bem breiten Becken unb ben gewal- tigeii Oberschenkelkttochen. Mit so besonderem Bane steht naturlich bie Bewegungsart im Verhaltnisse. Auf bie kurzen Vorberfusie gestutzt, baher in vorn ubergeneigter Stellung, scheint bas Kanguru nur unbequem sein Fut- ter erreichen zu konneii unb verharrt baher in ihr eben nicht langer als nothwenbig. Bei bem geringsten Ge- ransch richtet es sich zur volten Lange auf, schanet anf- merksam unt sich Her unb vermag ohne vorbereitenbe Be- wegniig unb nur burch einfache Ausstreckung ber zusam- mengeschlageneit Hinterglieber aus einmal aus ber Rithe in einen Sprung itberzitgehen, ber burch Weite unb Schnelligkeitalle Erwartiing ubertrifft unb, burch mehrere anbere geiolgt, bas Thier in wenigen Augeitblicken aus bem Bereiche jeber gewohnlicheit Gefahr bringt. Die Månnchen stehen gelegentlich aus ben Zehenspitzen, in- beiti sie bas Gleichgewicht burch ben Schwanz, wie iitit- telS eines brillen Fnsies, betoahren, unb erscheinen bann abenteuerlich hoch. Kampfenb stiitzen sie sich Augenblicke Hinburch nur auf ben Schwanz unb schlagen zugleich mit allen Gliebern gegen ihren Feinb aus. Die Kraft ber Hinterglieber ist so grosi, basi ein einziger richtig treffen- ber Schlag berselben ben grositen Hiinv tobt Hinstreckt unb ber Jager selbst bem schwerverwunbeten Kaiigum 15*