Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Aetttetthiere.
Siiugethiere.
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schlaff. Der Beutel des Weibchens vollkommeit, weit
nad) hinten stehend.
1. Der spitznasige Beuteldachs. (Perameles nasuta.) Fig. 408. 409.
Die Beuteldachse vertreten in Neuholland die Laitb-
spitzmanse, Teiirek und aiibere Jnsectenfresser der alten
Welt. Dnrch Bildung der Glieder den Kanguru's unge-
inein verwandt, weichen sie von denselben dnrch Zahnbau
ab. Dnrch Statur und Korperitittrisse erinnern sie an
Kaniiicheii, Haben jedoch eine sehr verlangerte, dunne
und scharszngespitzte Schnauze und eine weit uber den
Oberkiefer Hervorstehenbe Nase. Die innerste der funf
Vorberzehen ist nur als Rudiment vorhanden, die ansierste
toarzenformig und mit sehr kleinem Nagel versehen.
Die Hinteren Glieder sind zwar nicht so iiitverhaltnitz-
mahig entwickelt, wie am Kanguru, ubertreffeti aber die
vorderen an Lange und sind mit unbehaarten Sohlen
versehen. Obgleich das Gebis sich wie bei achten Jnsec-
tenfressern verhalt, so verschmahen die Beuteldachse ben-
noch nicht pflaitzliche Nahrung, leben sogar, nach Ver-
sicherung elniger Colonisten, nur von saftigeren Wurzeln,
die sie mittels ihrer scharsen Krallen geschickt ans dem
Harten Boden graben oder mit dem spitzen Russel auf-
wuhlen. In der Nahe von Meierhofen Hausenb, lernen
sie bald die Kornspeicher kennen, thun den Vorrathen so
viel Schaben, wie irgend Mause und Ratten in Europa,
sind aber im Ganzen weniger zu furchten, weil sie Bre-
terwande und Balkenwerk nicht zernagen, noch viel we-
niger aber dnrch feste Mauern sich Zugange zn bahnen
vermogen und daher leicht abzuhalten sind. Wahrschein-
lich haben diese Beraubungen der Kornboden veranlast,
dasi nenhollandische Colonisten die Beuteldachse mit
verschiedenen, dort ursprunglich einheimischen wirklichen
Vtagethieren verwechselt und unter dem Gesammtnainen
von Ratten und Mansen begriffen haben. Ungeachtet der
oben mitgetheilten Angaben dieser Leute, die freilich nicht
immer ganz vorurtheilsfreie und scharfe Beobachter sind,
fanit es doch moglich sein, dasi der Beutelbachs, wie schon
Geoffroy behauptete, auch einen grohen Antheil seiner
Nahrung dnrch Fangen von Jnsecten erlange und sich
seines Russels, wie ahnlich gebildete Jnsectenfresser, be-
diene, um sene ans der Erde Hervorzitwuhlen. 2lnaloge
Bildung des Gebisses berechtigt stets zum Schlnsse anf
gleiche Ernahrungsart. Man weisi mit Sicherheit, dasi
die gemeine Ratte sich sehr zur Rolle eines fleischfresseit-
den Raubthieres neigt, obgleich ihr Gebitz nicht entfernt
so deutlich auf die Nothwendigkeit animalischer Ernah-
rung Hintveist, wie in den Beutelbachsen. Wie dem
auch sei, so nahern sich diese in der ausieren Erscheinung
allerdings inehr pflanzenfressenden Nagern als blutgie-
rigen Raubthieren. In ihren Bewegungen erinnern sie
an Kaninchen, haben aber einen sehr besonderen Gang,
der eigentlich auS eiuer Reihe kurzer Sprunge besteht,
die, bisweilen vom Lanse nicht leicht unterscheidbar, mit
gekrummtem Rucken ausgefuhrt werden und keineswegs
so, wie bei dem Kanguru, allein von den Hiittersuhen
ansgehen, noch von dem Schwanze bestimmt nnd verstarkt
werden. Im Sitzen stutzen sie sich indessen auf den letz-
teren, nehmen diese Stellung jedesmal teint Fressen an
und fnhreti dann, wie Eichhorner, das Futter mit den
Borderpsoten nach dem Munde. Sie bedieneit sich der
im Ganzen sehr geschickten Vorderglieder zum Ausgraben
von Wurzeln und sollen auf diese Art den Colonisten an
ihren Kartoffelfeldern manchen Abbruch thun. Gefangen
Werden sie leicht zahm, gewohnen sich an den Menscheu
und scheinen gutmuthig und ohite Falsch zn fetit. Man
fennt bereits an 10—11 Arten, die, mit Ausnahnie einer
"in Neuguinea entberften, alle in Neuholland und auf
Vandiemenslaud leben. Der spitznasige Beuteldachs
bewohnt die Hoheren nnd kuhleren Berggegenden von
Neusudwales, scheint in den Heisien Ebeneii gar nicht
vorzukomnteit und hat, wie alle Thiere kalterer Heimathen,
einen dichten, aus seiner, aschgrauer Grundwolte und
tangent, schlichten, etwas rauhen Grannenhadr bestehen-
den Pelz. Die Farbe ist etwas gelblicher als an der
Ratte, an der Bauchseite silberweih; der sehr lange Kops
spitzr sich zur hunnen Schnauze zn, die wieder in eine
lange, feiite, vorn kable Nase anslaust. Die zngespitzten,
sehr kitrz behaarten Ohren stehen anfrecht; die Augen
sind sehr klein. Die Lange des Korpers betragt 15 Zoll,
diejenige des Schwanzes 6 Zoll.
VI. Stutzbeutler. (Choeropus).
Gattungscharakter: Vorberzahne oben 8, utiten
6; Eckzahne jederseits 2; Backenzahne uberall 7, wovoii
3 Luckenzåhne, znsammen 46 Zahne. Vorberfusie zwei-
zehig, Hinterfusie wie am Beuteldachse, aber danmenlos.
1, Der braungraue StutzbeuUer. (Choeropus castanotis.) Fig. 410.
Dieses seltene Thier wtirde von Mitchell, dem ninthi-
gen Erforscher der nnbekannten Wiisten des iniieren
Ileuhollands, im Junius 1836 an den Ufern des Mur-
rahflusses entdeckt und stellt eine der sonderbarsten For-
melt der ganzen Familie dar. Schon der breite, runde
Kops, an dem eine lange, sehr dunne Schnauze, wie der
Stiel an einer Frucht oder der Hals an einer Flasche,
ohne eigentlichen Uebergang befestigt ist, giebt ihiii ein
sehr eigenthumliches Ansehen. Die Vorderfusie gleichen
denjenigen des Schweines und destehen ans zwei gleich
langen, am Ende mit flauenartigen Nageln utnschlossenen
Zehen; die Hinterfusie sind lang und zum Springen ein-
gerichtet. Dem ersten von Mitchell beschriebenen Ereni-
plare fehlte der wahrscheinlich durch eine Verletzuiig viel
fruher verloren gegangene Schwanz, woher der auch auf
der Origiitalabbilduitg vorkommenbe Jrrthum entstand,
dah das Thier uberhaupt schwanzlos fei. Man Hat
jedoch spater Balge aus Nensudwales erhalten, welche mit
eineiii dunubehaarten, ziemlich langen Schwanze versehen
Waren. Abweichend ist endlich die Stellung des Bentels,
der nicht nach vorn, wie an alten anderen Beutelthieren,
sondern nach hinten geåffnet ist. Die Grosie ist diejenige
eines fleineren Kaninchens, die Farbe braunlich gran,
nitten weisi; der dickbehaarte Schwanz tragt am Ende
einen Haarpinsel. Von der Lebensweise ist nichts be-
fannt. Das von Mitchell erlangte Thier toar selbst den
Eingeborenen niemals vorgekommeii, tourde auf ebener
Erde angetroffen und aus eiiieni hohlen Bannie, in wel-
cheni es Sicherheit gesucht hatte, lebend Hervorgezogen.
VII. Ameiseilbeutler. (Myrmecobius.)
Gattungscharakter: Vorberzahne sehr klein,
oben 8, uiiten 6; Eckzahne jederseits 2, ziemlich lang ;
Backenzahne jederseits oben 8, nitten 9, die vorderen 3
Luckenzåhne, znsammen 52 Zahne. Vorderfusie funf-
zehig, Zehen tief gefpalten, mit starken, krallenartigen Na-
gelit, Hinterfusie vierzehig, Schwanz lang, dicht behaart.
1. Der gestreiste Ameisenbeutler. Fig. 411.
Der Ameisenbeutler ist ohngefahr von der Grosie eines
Eichhornchens. Die am Vordertheile des Korpers roth-
liche Fårbnng geht von der Mitte an langsam in das
Schwarz der Hinteren Halfte uber, auf welcher neun
weisie Binden gnernber stehen. Die Unterseite des Kor-
pers und die innere Seite der Vorderbeine ist gelblich
weisi, der Schwanz zottig behaart, weisi, ockergelb und
schwarz gemischt. Die Behaarung ist boppelt und be-
steht aus kurzer, dichter Wolle und ziemlich ranhem
Grannenhaar. Nase und Lippen sind schwarz. Im
Gesicht stehen einzeln verstreute Borsten. Ob ein Beutel
vorhanden sei, oder durch eine blosie Hautfalte vertreten
werde, ist noch ungewisi. Der Korper misit von der
Nase bis zur Schwanziourzel 10 Zoll, der Schwanz 7
Zoll. Dieses eben so schone als interessante kleitte Thier
tourde von eiiieni Lieutenant Dale im Jnnerit von West-
australien, ohngesahr 90 engl. Meilen sudwestlich vom
Schtoanenflusse, toahrend eines Entdeckungszuges attfge-
futtden. Man erhielt innerhalb weniger Meilen zwei
Jitdividuen, die anfgeschreckt in hohlen Baninen sich ver-
bargen. Ueberhaupt scheint der Ameisenbeutler, von
welchem iteuerdiitgs die Felle Hunfig nach England ge-
brachtworden sind, Gegendeit zitiit Wohnorte vorzuziehen,
wo zahlreiche morsche ititd umgesturzte Bannie Jnsecteii
unb zuntal Ameisen beherbergen, die vorzugsweis als
Nahrung bienen mågen. Die Gestalt ber mit vielett
Spitzen unb Hockern versehenen Backenzahne beutel un-
verkeunbar auf solche Nahrung hin, bie um so leichter
unb sicherer zn zerkleinern sein wirb, weil, verntoge einer
sehr besonbern Drehung ober Krummung ber Aeste bes
Unterkiefers (Fig. 412.), bie Kauflachen ber bort befittb-
lichen toahren Backenzahne itothwenbig mit benjenigen
ber eittgegenstehenben Zahne in genaueste Beriihrung
kommen muffen.
Dritte Familie.
Pflanzenfrcssende Bentelthiere.
VIII. Kanguru. (Halmaturus.)
Gattungscharakter: Vorberzahne oben 6, tinten
2; Eckzahne fehleit ; Backenzahne uberall 4, sekten 5, mit
Schmelzfalteu durchzogen, auf ber Kauflache stunipf-
hockerig (Fig. 413.). Vorberfusie sehr kurz, tiefgefpalten
fnufzehig, Hinterfusie sehr lang, ziiiti Springen eittge-
richtet (Skelett Fig. 414.), vierzehig, baumenlos, bie
l'eiben mittleren Zehen vertoachsen, bie mittelste sehr (ung ;
Krallennagel.
1. Das grosie Kanguru. (Halmaturus giganteus.) Fig. 426.
Die pflanzenfressenden Bentelthiere sind anf den ersteir
Blick an der eigenthitinlicheii Bildung der Vorderzahne
kenntlich, von Welchen immer zwei, viel groher als die
anderen, mit der Spitze schief vortoarts liegen. Jhre
Backenzahne verhalten sich wie bei vielen anderen Pstan-
zenfressern und sind mit vier ftumpfen Hockern versehen.
Als bezeichneiib fur die ganze Gruppe wirb mit Recht
bie Gattung Kanguru aitgeseheii, welche ubrigens bie
grositen aller bekannten Bentelthiere begreift. Sie besitzt
eine sehr eigeitthumliche Gestalt unb Korperverhaltnisse,
bie in viel kleinerem Maasistabe sich nur bei Wenigen an-
bereii Saugethieren, am Ersten noch bei ben spater zu
beschreibenben Springmausen ivieberholen. Der Vorber-
theil bes Korpers scheint bei ihnen schwach unb gleichsam
zn Gunsten bes erstaunlich entwickelten Hintertheils in
ber Ausbilbung zuruckgeblieben. Die Hinteren Glieber
stub stark iiiib lang, ber bie Sohle barstellenbe Mittelsusi
an ber unteren Flsiche mit eineiii bis zn ben Zehen ver-
lansenbeii schwieligen Kisseir uberzogeit. Auf biesein Fnsi-
theile ruht in gewohnlicher sitzenber Stellung ber ganze.
Korper, wahrenb ber nach Hinten fest aiifgestemmte, sehr
bicke unb muskelreiche Schwanz bas Gleichgewicht erhalt.
Das Skelett (Fig. 414.) lehrt bas scheinbare Misiver-
Haltnisi in ber Ausbilbuitg ber zivei Korperhalften keiinen
unb zeigt, wie ber Korper von hinten nach vorn abnimint,
selbst bie Knochen an Durchmesser verlieren unb ber
Brustkasten unb bie Oberarme schwach unb sein erschei-
neit im Gegensatz zu bem breiten Becken unb ben gewal-
tigeii Oberschenkelkttochen. Mit so besonderem Bane steht
naturlich bie Bewegungsart im Verhaltnisse. Auf bie
kurzen Vorberfusie gestutzt, baher in vorn ubergeneigter
Stellung, scheint bas Kanguru nur unbequem sein Fut-
ter erreichen zu konneii unb verharrt baher in ihr eben
nicht langer als nothwenbig. Bei bem geringsten Ge-
ransch richtet es sich zur volten Lange auf, schanet anf-
merksam unt sich Her unb vermag ohne vorbereitenbe Be-
wegniig unb nur burch einfache Ausstreckung ber zusam-
mengeschlageneit Hinterglieber aus einmal aus ber Rithe
in einen Sprung itberzitgehen, ber burch Weite unb
Schnelligkeitalle Erwartiing ubertrifft unb, burch mehrere
anbere geiolgt, bas Thier in wenigen Augeitblicken aus
bem Bereiche jeber gewohnlicheit Gefahr bringt. Die
Månnchen stehen gelegentlich aus ben Zehenspitzen, in-
beiti sie bas Gleichgewicht burch ben Schwanz, wie iitit-
telS eines brillen Fnsies, betoahren, unb erscheinen bann
abenteuerlich hoch. Kampfenb stiitzen sie sich Augenblicke
Hinburch nur auf ben Schwanz unb schlagen zugleich mit
allen Gliebern gegen ihren Feinb aus. Die Kraft ber
Hinterglieber ist so grosi, basi ein einziger richtig treffen-
ber Schlag berselben ben grositen Hiinv tobt Hinstreckt
unb ber Jager selbst bem schwerverwunbeten Kaiigum
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