Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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S'augethiere.
Flinste Gr-nung.
nur mit grover Vorsicht ftrt) nahern barf. In sehr un-
ebenett ©egenben i ft jene Einrichtung der Glieder der
Bewegnng nachtheilig; das Kangnni uberschlagt sich
leicht an steilen Abhangen, finbet aber anf ben unermeh-
lichen, einformigen Grasebenen bes Jnnern von Nenhol-
lanb angemefsene Wohnsitze. Die sparlich belaubten unb
offenen Buschwalbnngen jenes Landes sucht es, nach
Gonlb's Berichte, nur anf, um in ber Helhesten Jahres-
zeir gegen bie Mittagssonne Schntz zu finben. Das
Masser stirchtet es nicht nnb stnrzt verfolgt sich in bas-
selbe, mit bnrch schnelles Schwimmen seinen zahlreichen
Feinben, znmal bem wilben Dingo (s. S. 67.), zn ent-
kominen. Gefahrlicher sinb ihm bie Verfolgnngen bes
Menschen, benn, von Noth gezwungen, hat seldst ber
rohe unb geistlose Ureinwohner verschiebene Methoben
ersonnen, um bas grohte Milb bes Lanbes zn erlegen.
Balb stiehlt er sich mit ber List nnb ber Gebulb bes Raub-
thieres soweit heran, bah er ben nie fehlenben Speer zu
wersen vermag, balb vereint er sich mit seinen Genossen,
um bnrch ein formliches Kesseltreiben bie rathlosen unb
voii alten Seiten bnrch Wntheiibes Gebrull geschreckten
Thiere nach einem Punkte zn jagen, wo bie mit Speeren
unb gewichtige Keulen bewaffneten Jager Harren, benen
sekten ein Fluchtling entkommt. Die englischen 'Ansiedler
bebienen sich bes Fenergewehrs nnb einer Hnnberaye, bie,
zwischen Bullenbeiher nnb Schweihhnnb baS Mittel Hal-
tenb, Starke, grimmiges Naturelt nnb grohe Fluchtigkeit
verbinbet nnb im Jnnern nnr fur biese Jagb gehalten unb
bressirt wirb. Es ist nicht rathsam, einen einzelnen,
wenngleich sehr starten Hnnb gegen bas Kanguru zn
schicken, weil bieses, ben Kamps annehmenb, seinem Geg-
ner nicht selten mit einem einzigeii Fnsischlage Banch
unb Brnst anfreiht. Gemeiniglich jagt man mit brei
ober vier solchen Hunben, von welchen einige bas Kan-
gurn beschaftigen, wahrenb bie anberen ben Augenblick
abwarten, um sich auf basselbe zu sturzen unb eS zu Wur-
gen. Man hat gesehen, bah Kanguru's einzelne Hunbe
mit ben Vorberfusien ergriffen haben unb, sie fest an
sich bruckenb, rasch in ben nachsten Teich gesprungen stub,
wo sie ben Gegner so lange unter bem Masser festhielten,
als er ein Lebenszeichen gab. Alte Mfinnchen snchen
sich regelmahig ber Hunbe auf biese Meise zu entlebigen
unb sotlen, wie man sagt, sogar schon gegen Menschen
basselbe Verfahren versncht haben. Auf Vanbiemenslanb
jagen bie Ansiebler bas Kænguru in regelrechter Meise
mit achten Fuchshunben. Goulb beschreibt umstanblich
eine solche Jagb. Seine Hunbe uberraschten einst auf
einer offenen Trift ein altes Mannchen, welches zuerst
sich Hoch anfrichtete, um sich blickte unb, nach wenigen
Sprungen alsbalb Wieber niebersinkenb, scheinbar ohne
alle 'Anstrengung mit solcher Schnetle bavonschoh, bap
bie Hunbe ihm faunt zu folgeit vermochten. Es legte
einen Meg von 14 englischen Meilen zurnck, ohne nur
einmal einzuhalten, nnb wurbe unter gunstigeren Untstan-
ben nicht nur viet weiter gelaufen, sondern wahrscheinlich
entkonunen sein. Uuglucklicherweise Hatte es sich auf eine
schmale, weit in bas Meer Hinausreichenbe Lanbzunge
begeben, wo umzukehren unmoglich war. Geaugstigt
von ben uaher kommenben Hunben, sturzte es sich in ben
zwei Meilen breiten Armen ber See unb burchschnitt
muthig bie bnrch einen Gegeuwinb in Bewegnng gesetzten
Wogen. Schon hatte es bie Halfte bes Weges glncklich
znrnckgelegt, als ber zunehmenbe Weltenschlag es tiinzit-
kehren nothigte. Ganz erschopst lanbenb, wurbe es
leicht getobtet. Atle Krummungen eingerechnet, hatte es
bereits 18 engl. Meilen burchlaufen, als es, weit vor ben
Hunben, seine Rettung im Masser suchte unb bort jenen
Beweis erstannlicher Starke nnb Ausbauer ablegte.
Seine Hinterviertel wogen 70 Pfund. Die Weite seiner
Sprunge wurbe nicht gemefsen, iubessen fanb man spater
bei Versolgung eines anberen, auf bem feuchten Kusten-
lanke entfliehenben Kanguru's, bap jeber Spruug 15
Fnh inaah nnb jeber bem anberen so vollkommen gleich
war, wie bie Schritte eines gut einerercirten Solbaten im
Parabemarsche. Selbst im Wasser wirb bas Kanguru
nicht leicht von Huitben bewaltigt, benn mit ausrechtem
Korper schwimmenb, ergreift es bie unvorsichtigeren seiner
Gegner, tancht sie unter unb erfauft sie. ^luf bem Lanbe
sinb znmal bie Mannchen sehr knhn nnb muthig unb
leistett Hartnackigen Miberstanb. Vermogen sie bas
Wasser nicht zu erreichen, so lehnen sie sich mit bem
Rucken gegen einen Baunt unb weisen bie nnr von vortt
moglichen Angriffe mit solcher Kraft zunick, bah ein
einzelner Hnnb, unb ware er von ber starksten Rape,
nichts gegen sie verntag. Das Weibchett ist Hingegen
sehr furchtsam unb wagt sich kaum zu vertheibigen; von
mehreren Hunben zugleich uderfallett, stirbt es bisweilen
aus bloher Furcht. Die ehebetu sehr grohe Zahl ber
Kangurit's ist bnrch nnablassige Berfolgnngen unb znmal
Mildt Einfnhrung euglischer Fnchshttttbe in bewohnteren
Gegeitben sehr verminbert worben. Selbst im tiefen
Jnnern ber Colonie sangt sie an abzunehmen, benn bie
mit ihrett grohen Heerben weit Herumwanbernben Schaaf-
Hirten betrachten bie Jagb auf ben Eitttt ober Iteiihollan-
bischeu Kasnar unb bas Kanguru als ihr bestes Vergttu-
gett unb richten unter jenen Thieren um so grohere
Verwnstungen att, ba sie ben Vogel nur seines Fettes
tvegen tobten, bas Kanguru aber unbenntzt liegen laffen,
ober Hochstens mit seinem Fleische bie Hunbe suttern.
Das von Cook 1770 zuerst an ber Kuste von Neusub-
wales enlbeckte unb beschriebene Kanguru ift feitt eigent-
lich geselliges Thier, wie Grassreffer sottst zu seinpflegen.
Selten sieht man sechs bis acht znsammen, sonbern be-
gegnet ihnen vielmehr nur einzeln ober hochstens paar-
weis. Das Mannchen ubertrifft bas Meibchen bebeutenb
an Grohe, miht ohne ben 2 Fuh ivZoll langen Schwanz
3 Fnh 10 Zoll in ber Lange, sitzenb 4 Fuh und wiegt
bisweilen 220 Psunb. Der Pelz i ft wollig, bie Farbe
ber overen Theile graubrann, bunfter auf bem Rucken,
blaffer an ben Seiten ; uber bie Mangen lanst ein graner
Streif. Zehen unb Enbhalste bes Schwaitzes sinb
schwarz. Das Meibchen tragt 39 Tage. Nach bes be-
rnhmten Anatomen Owen Untersuchungen i ft bas an
ben Zitzen festgesogene, vor zwolf Stunben geborene
Junge kanin snnfviertel Zoll lang. (Abbilbung in natur-
licher Grohe Fig. 417. unb bei 1 bie obere Zitze ber linken
Seite, an welchem bas Junge angesogen war, bei b nittere
Zitze berselben Seite.) Sine Korperbilbungen sinb Halb-
burchstchtig, weich, sencht unb gefarbt wie bei bem Regen-
tourm. In ftark gekrummter Stellung,mit kurzein, zwischen
ben Fnhen aufwarts geschlagenen Schwanze, kaum eine
beutliche Bewegnng machend, Hangt es, mit ben grohen Lip-
pen angesogen, ungemein fest anberZitzeber Mutter. Die
Glieber sinb so unentwickelt, bah sogar bie spater vortre-
tenben sehr eigenthumlichen Langenverhaltnisse berselben
umgekehit erscheinen unb bie Hinteren um ein Dritttheil
kurzer sinb als bie vorberen. Ein so nnvollkommenes
Geschopfwurbe, so fest angesogen es auch fein mag, boch
nicht vermogen, bnrch eigene Kraft bie Milch aus ber
Zitze zu pumpen, nnb baher i ft bie Einrichtung getrofsen,
bap ein besonberer, von ber Mutter willkurlich in Be-
wegnng gesetzter Muskel bie Milchbruse zufammenbrtickt
unb ben nahrenben Saft in bie Mnnbhohle bes Jungen
fpritzt. Weil aber Athmnng, Sangen unb Schlucken
kaum gleichen Schritr mit ber Einfpritznng halten katiii,
fo wurbe Gefahr ber Erstickung eintreten, ware nicht
bnrch eine defonbere, zuerst von Geoffroh bemerkte Ein-
richtnng ihr vorgebengt. Das obere Enbe ber Lustrohre
ober ber Kehlkops (Fig. 418 a) ist namlich in so belveg-
lichen Banbern anfgehangt, bah es hoch emporgezogen
nnb an bie Ganmenoffnung bes Nasencanals (Fig.418 c)
angepreht roerben kann. Wahrenb anf solche Art bie
Athmnng in ganz abgeschloffenem Wege ungeftort von
Statten geht, stromt aus ber bis zn bem Punkte d in
ben Mitnb Hineinragenben Zitze (Fig. 418") bie Milch
zn ben Seiten bes Kehlkopfes in ben Schlunb Hinab.
Unter bem Schutze ttud ntit Unterstutznng biefer boppel-
I ten Einrichtung nahrt sich bas junge Kanguru fast acht
Monate ailein von ber Milch seiner Mutter. Noch ver-
bleibt es einige Zeit in bem Bentel berselben, begiunt aber
ben Kopf Hervorzustreckett (Fig. 416.) nnb versncht in
bieser Stellnng zugleich mit ber grasenben Mutter zuerst
den Getttih zarterer Pflattzen. Hat es enblich grohere
Starke erlangt, so verlaht es ben Bentel, springt Attfangs
wankenb unb unsicher, sucht aber immer roieber ben ge-
wvhnten, Nahrung bietenben Znfluchtsort, bis es an-
sehnliche Grohe unb bas Gewicht von zehn Pfuttb erlangt
hat. Auch nach geschehener Trenuung versenkt es gele-
gentlich seinen Kops in ben Bentel, in welchem vielleicht
schon eine zweite Generation Platz gefunben hat, ergreift
battit aber eine anbere Zitze als bie bisher gebranchte.
IX. Katignrtl - Rakte. (Hypsiprymnus.)
Gattnngscharakter: Vorberzahne oben 6, un-
ten 2, bie zwei mittelsten bes Oberkiefers viel langer als
bie seitlichen, bie unteren schief vorwarts liegenb; Eck-
zahne obett gewohnlich, unten sehlenb; Backenzahne
liberalt 5, wovoit 2 Luckenzahne (Gebih Fig. 419., Scha-
bel Fig. 420.), zusammen 30 Zahtte. Borberbeitte knrz,
stinfzehig, Zehen tief gespalten, ntit starken, zuitt Graben
geschickten Klanen. Hinterfithe lang, ztint Sprittgeu ein-
gerichtet, vierzehig, baumenlos, bie iitneren Zehen ver-
roachsen, mit Kralleitnageltt verfehen. Bentel bes Weib-
cheit geschlossen, nach vortt geoffuet.
I. Der Potoru. (Hypsiprymnus murinus.) Fig. 421.
Die Gattung ber Kangnruratten unterscheibet sich
theils bnrch bie Form bes Gebisses, theils bnrch bie sehr
verlangerte unb zngespitzte Gestalt bes Kopfes von ben
Kanguru's, bestehi aus 10 Arten nnb nmfaht Thiere, bie,
vhngefahr von ber Grohe eines Kaninchens, nur von
Wurzeln unb von Zwiebeln lilienartiger Gewachse sich
nahren, theils gesellig in kleinen Truppen, theils verein-
zelt leben unb bisher nur aus Nenhollanb unb einigen ber
benachbarten Jnseln gefunben worben sinb. Alle Haben
einen sehr spitzigen Kops, tief gespaltene Lippen, ntittel-
mahig grohe Ohreu, Hinterfuhe, bie bnrch besonbere
Entwickelnng ber Fersenkitochen unb baher entstehenbe
Lauge bes Ftthes ihre Bestimmung ztint Springen ver-
rathen, enblich einen mittelmahig langen, schuppigen unb
sehr bumt behaarten Schwanz. Die als Beispiel abge-
bilbete, von ben Ureinwohnern Bettong genanute Art i ft
in Neufubwales zientlich getnein, unter alfen am fangsten
bekaunt, von Farbe brattn, aus bem Rucken schwarz,
braunweihlich gemischt, an ber Uuterseite schmntzig weih,
mit langem, etwas ranhen Grannenhaar unb weichem,
tvolligen Gruubhaar bekleibet. Der Korper miht 15
Zoll, ber Schwanz 10 Zoll. Die Cofomstett belegen
bieses Bentelthier mit bem Nanten ber Kanguru -Rakte
unb beschreibeu es als furchtsam unb harmlos, furchten
inbessen, weil es znmal Kartoffelit gern ausgrabt, seine
Zunahme in ber Nahe bebanter Lanbereieit unb fangen
es leicht in Fallen, bie mit Kartoffeln als Sober versehen
sinb. Es vermeibet offene Triften, zieht bunn bebuschte
Gegeuben znin Wohnorte vor, grabt mit Geschick tieflie-
genbe Pflanzenwnrzeln aus unb bewegt sich nach Art ber
Kanguru's. Im Bentel bes Weibchen befinben sich 2—4
Zitzen.
X. Phalatiger. (Phalangista.)
Gattti ilgscharakter: Vorberzahne ber Zahl unb
Bilbtiitg uack wie in ben Kanguru - Ratten, bie unteren
boppelt langer als bie oberett, nach vorn geneigt wie
bei Nagethieren; Eckzahne liberalt 2, ober obett 2 unb
unten teiner; Backenzahne 5 uberall, wovoit ber vorbere
Luckenzahn (Gebih Fig. 422.). Gangftthe, stinfzehig,
Hinterfuhe mit abstehenbem, nteist itagellosen Danitten,
bie mittleren Zehen kurzer, bnrch eine Hatit verwachsen;
Klatten krallenformig. Schwanz lang unb greifenb;
Bentel bes Weibchen geschlossen.
1. Ter rusifarbene Phalanger. (Phalangista fullginosa.) Sig. 423.
Die Phalaitger bilben eine ansgezeichnete, in mehrere
Gattungen zerfallbare Gruppe von Beutelthiereii, welche
bnrch etwas verlangerten Kopf, leicht gewolbte Stirn,
seitlich stehenbe Augen, oblonge Pupille unb ziemlich
langen, bunnbehaarten, gegen bie Spitze, znmal an ber