ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
118 S'augethiere. Flinste Gr-nung. nur mit grover Vorsicht ftrt) nahern barf. In sehr un- ebenett ©egenben i ft jene Einrichtung der Glieder der Bewegnng nachtheilig; das Kangnni uberschlagt sich leicht an steilen Abhangen, finbet aber anf ben unermeh- lichen, einformigen Grasebenen bes Jnnern von Nenhol- lanb angemefsene Wohnsitze. Die sparlich belaubten unb offenen Buschwalbnngen jenes Landes sucht es, nach Gonlb's Berichte, nur anf, um in ber Helhesten Jahres- zeir gegen bie Mittagssonne Schntz zu finben. Das Masser stirchtet es nicht nnb stnrzt verfolgt sich in bas- selbe, mit bnrch schnelles Schwimmen seinen zahlreichen Feinben, znmal bem wilben Dingo (s. S. 67.), zn ent- kominen. Gefahrlicher sinb ihm bie Verfolgnngen bes Menschen, benn, von Noth gezwungen, hat seldst ber rohe unb geistlose Ureinwohner verschiebene Methoben ersonnen, um bas grohte Milb bes Lanbes zn erlegen. Balb stiehlt er sich mit ber List nnb ber Gebulb bes Raub- thieres soweit heran, bah er ben nie fehlenben Speer zu wersen vermag, balb vereint er sich mit seinen Genossen, um bnrch ein formliches Kesseltreiben bie rathlosen unb voii alten Seiten bnrch Wntheiibes Gebrull geschreckten Thiere nach einem Punkte zn jagen, wo bie mit Speeren unb gewichtige Keulen bewaffneten Jager Harren, benen sekten ein Fluchtling entkommt. Die englischen 'Ansiedler bebienen sich bes Fenergewehrs nnb einer Hnnberaye, bie, zwischen Bullenbeiher nnb Schweihhnnb baS Mittel Hal- tenb, Starke, grimmiges Naturelt nnb grohe Fluchtigkeit verbinbet nnb im Jnnern nnr fur biese Jagb gehalten unb bressirt wirb. Es ist nicht rathsam, einen einzelnen, wenngleich sehr starten Hnnb gegen bas Kanguru zn schicken, weil bieses, ben Kamps annehmenb, seinem Geg- ner nicht selten mit einem einzigeii Fnsischlage Banch unb Brnst anfreiht. Gemeiniglich jagt man mit brei ober vier solchen Hunben, von welchen einige bas Kan- gurn beschaftigen, wahrenb bie anberen ben Augenblick abwarten, um sich auf basselbe zu sturzen unb eS zu Wur- gen. Man hat gesehen, bah Kanguru's einzelne Hunbe mit ben Vorberfusien ergriffen haben unb, sie fest an sich bruckenb, rasch in ben nachsten Teich gesprungen stub, wo sie ben Gegner so lange unter bem Masser festhielten, als er ein Lebenszeichen gab. Alte Mfinnchen snchen sich regelmahig ber Hunbe auf biese Meise zu entlebigen unb sotlen, wie man sagt, sogar schon gegen Menschen basselbe Verfahren versncht haben. Auf Vanbiemenslanb jagen bie Ansiebler bas Kænguru in regelrechter Meise mit achten Fuchshunben. Goulb beschreibt umstanblich eine solche Jagb. Seine Hunbe uberraschten einst auf einer offenen Trift ein altes Mannchen, welches zuerst sich Hoch anfrichtete, um sich blickte unb, nach wenigen Sprungen alsbalb Wieber niebersinkenb, scheinbar ohne alle 'Anstrengung mit solcher Schnetle bavonschoh, bap bie Hunbe ihm faunt zu folgeit vermochten. Es legte einen Meg von 14 englischen Meilen zurnck, ohne nur einmal einzuhalten, nnb wurbe unter gunstigeren Untstan- ben nicht nur viet weiter gelaufen, sondern wahrscheinlich entkonunen sein. Uuglucklicherweise Hatte es sich auf eine schmale, weit in bas Meer Hinausreichenbe Lanbzunge begeben, wo umzukehren unmoglich war. Geaugstigt von ben uaher kommenben Hunben, sturzte es sich in ben zwei Meilen breiten Armen ber See unb burchschnitt muthig bie bnrch einen Gegeuwinb in Bewegnng gesetzten Wogen. Schon hatte es bie Halfte bes Weges glncklich znrnckgelegt, als ber zunehmenbe Weltenschlag es tiinzit- kehren nothigte. Ganz erschopst lanbenb, wurbe es leicht getobtet. Atle Krummungen eingerechnet, hatte es bereits 18 engl. Meilen burchlaufen, als es, weit vor ben Hunben, seine Rettung im Masser suchte unb bort jenen Beweis erstannlicher Starke nnb Ausbauer ablegte. Seine Hinterviertel wogen 70 Pfund. Die Weite seiner Sprunge wurbe nicht gemefsen, iubessen fanb man spater bei Versolgung eines anberen, auf bem feuchten Kusten- lanke entfliehenben Kanguru's, bap jeber Spruug 15 Fnh inaah nnb jeber bem anberen so vollkommen gleich war, wie bie Schritte eines gut einerercirten Solbaten im Parabemarsche. Selbst im Wasser wirb bas Kanguru nicht leicht von Huitben bewaltigt, benn mit ausrechtem Korper schwimmenb, ergreift es bie unvorsichtigeren seiner Gegner, tancht sie unter unb erfauft sie. ^luf bem Lanbe sinb znmal bie Mannchen sehr knhn nnb muthig unb leistett Hartnackigen Miberstanb. Vermogen sie bas Wasser nicht zu erreichen, so lehnen sie sich mit bem Rucken gegen einen Baunt unb weisen bie nnr von vortt moglichen Angriffe mit solcher Kraft zunick, bah ein einzelner Hnnb, unb ware er von ber starksten Rape, nichts gegen sie verntag. Das Weibchett ist Hingegen sehr furchtsam unb wagt sich kaum zu vertheibigen; von mehreren Hunben zugleich uderfallett, stirbt es bisweilen aus bloher Furcht. Die ehebetu sehr grohe Zahl ber Kangurit's ist bnrch nnablassige Berfolgnngen unb znmal Mildt Einfnhrung euglischer Fnchshttttbe in bewohnteren Gegeitben sehr verminbert worben. Selbst im tiefen Jnnern ber Colonie sangt sie an abzunehmen, benn bie mit ihrett grohen Heerben weit Herumwanbernben Schaaf- Hirten betrachten bie Jagb auf ben Eitttt ober Iteiihollan- bischeu Kasnar unb bas Kanguru als ihr bestes Vergttu- gett unb richten unter jenen Thieren um so grohere Verwnstungen att, ba sie ben Vogel nur seines Fettes tvegen tobten, bas Kanguru aber unbenntzt liegen laffen, ober Hochstens mit seinem Fleische bie Hunbe suttern. Das von Cook 1770 zuerst an ber Kuste von Neusub- wales enlbeckte unb beschriebene Kanguru ift feitt eigent- lich geselliges Thier, wie Grassreffer sottst zu seinpflegen. Selten sieht man sechs bis acht znsammen, sonbern be- gegnet ihnen vielmehr nur einzeln ober hochstens paar- weis. Das Mannchen ubertrifft bas Meibchen bebeutenb an Grohe, miht ohne ben 2 Fuh ivZoll langen Schwanz 3 Fnh 10 Zoll in ber Lange, sitzenb 4 Fuh und wiegt bisweilen 220 Psunb. Der Pelz i ft wollig, bie Farbe ber overen Theile graubrann, bunfter auf bem Rucken, blaffer an ben Seiten ; uber bie Mangen lanst ein graner Streif. Zehen unb Enbhalste bes Schwaitzes sinb schwarz. Das Meibchen tragt 39 Tage. Nach bes be- rnhmten Anatomen Owen Untersuchungen i ft bas an ben Zitzen festgesogene, vor zwolf Stunben geborene Junge kanin snnfviertel Zoll lang. (Abbilbung in natur- licher Grohe Fig. 417. unb bei 1 bie obere Zitze ber linken Seite, an welchem bas Junge angesogen war, bei b nittere Zitze berselben Seite.) Sine Korperbilbungen sinb Halb- burchstchtig, weich, sencht unb gefarbt wie bei bem Regen- tourm. In ftark gekrummter Stellung,mit kurzein, zwischen ben Fnhen aufwarts geschlagenen Schwanze, kaum eine beutliche Bewegnng machend, Hangt es, mit ben grohen Lip- pen angesogen, ungemein fest anberZitzeber Mutter. Die Glieber sinb so unentwickelt, bah sogar bie spater vortre- tenben sehr eigenthumlichen Langenverhaltnisse berselben umgekehit erscheinen unb bie Hinteren um ein Dritttheil kurzer sinb als bie vorberen. Ein so nnvollkommenes Geschopfwurbe, so fest angesogen es auch fein mag, boch nicht vermogen, bnrch eigene Kraft bie Milch aus ber Zitze zu pumpen, nnb baher i ft bie Einrichtung getrofsen, bap ein besonberer, von ber Mutter willkurlich in Be- wegnng gesetzter Muskel bie Milchbruse zufammenbrtickt unb ben nahrenben Saft in bie Mnnbhohle bes Jungen fpritzt. Weil aber Athmnng, Sangen unb Schlucken kaum gleichen Schritr mit ber Einfpritznng halten katiii, fo wurbe Gefahr ber Erstickung eintreten, ware nicht bnrch eine defonbere, zuerst von Geoffroh bemerkte Ein- richtnng ihr vorgebengt. Das obere Enbe ber Lustrohre ober ber Kehlkops (Fig. 418 a) ist namlich in so belveg- lichen Banbern anfgehangt, bah es hoch emporgezogen nnb an bie Ganmenoffnung bes Nasencanals (Fig.418 c) angepreht roerben kann. Wahrenb anf solche Art bie Athmnng in ganz abgeschloffenem Wege ungeftort von Statten geht, stromt aus ber bis zn bem Punkte d in ben Mitnb Hineinragenben Zitze (Fig. 418") bie Milch zn ben Seiten bes Kehlkopfes in ben Schlunb Hinab. Unter bem Schutze ttud ntit Unterstutznng biefer boppel- I ten Einrichtung nahrt sich bas junge Kanguru fast acht Monate ailein von ber Milch seiner Mutter. Noch ver- bleibt es einige Zeit in bem Bentel berselben, begiunt aber ben Kopf Hervorzustreckett (Fig. 416.) nnb versncht in bieser Stellnng zugleich mit ber grasenben Mutter zuerst den Getttih zarterer Pflattzen. Hat es enblich grohere Starke erlangt, so verlaht es ben Bentel, springt Attfangs wankenb unb unsicher, sucht aber immer roieber ben ge- wvhnten, Nahrung bietenben Znfluchtsort, bis es an- sehnliche Grohe unb bas Gewicht von zehn Pfuttb erlangt hat. Auch nach geschehener Trenuung versenkt es gele- gentlich seinen Kops in ben Bentel, in welchem vielleicht schon eine zweite Generation Platz gefunben hat, ergreift battit aber eine anbere Zitze als bie bisher gebranchte. IX. Katignrtl - Rakte. (Hypsiprymnus.) Gattnngscharakter: Vorberzahne oben 6, un- ten 2, bie zwei mittelsten bes Oberkiefers viel langer als bie seitlichen, bie unteren schief vorwarts liegenb; Eck- zahne obett gewohnlich, unten sehlenb; Backenzahne liberalt 5, wovoit 2 Luckenzahne (Gebih Fig. 419., Scha- bel Fig. 420.), zusammen 30 Zahtte. Borberbeitte knrz, stinfzehig, Zehen tief gespalten, ntit starken, zuitt Graben geschickten Klanen. Hinterfithe lang, ztint Sprittgeu ein- gerichtet, vierzehig, baumenlos, bie iitneren Zehen ver- roachsen, mit Kralleitnageltt verfehen. Bentel bes Weib- cheit geschlossen, nach vortt geoffuet. I. Der Potoru. (Hypsiprymnus murinus.) Fig. 421. Die Gattung ber Kangnruratten unterscheibet sich theils bnrch bie Form bes Gebisses, theils bnrch bie sehr verlangerte unb zngespitzte Gestalt bes Kopfes von ben Kanguru's, bestehi aus 10 Arten nnb nmfaht Thiere, bie, vhngefahr von ber Grohe eines Kaninchens, nur von Wurzeln unb von Zwiebeln lilienartiger Gewachse sich nahren, theils gesellig in kleinen Truppen, theils verein- zelt leben unb bisher nur aus Nenhollanb unb einigen ber benachbarten Jnseln gefunben worben sinb. Alle Haben einen sehr spitzigen Kops, tief gespaltene Lippen, ntittel- mahig grohe Ohreu, Hinterfuhe, bie bnrch besonbere Entwickelnng ber Fersenkitochen unb baher entstehenbe Lauge bes Ftthes ihre Bestimmung ztint Springen ver- rathen, enblich einen mittelmahig langen, schuppigen unb sehr bumt behaarten Schwanz. Die als Beispiel abge- bilbete, von ben Ureinwohnern Bettong genanute Art i ft in Neufubwales zientlich getnein, unter alfen am fangsten bekaunt, von Farbe brattn, aus bem Rucken schwarz, braunweihlich gemischt, an ber Uuterseite schmntzig weih, mit langem, etwas ranhen Grannenhaar unb weichem, tvolligen Gruubhaar bekleibet. Der Korper miht 15 Zoll, ber Schwanz 10 Zoll. Die Cofomstett belegen bieses Bentelthier mit bem Nanten ber Kanguru -Rakte unb beschreibeu es als furchtsam unb harmlos, furchten inbessen, weil es znmal Kartoffelit gern ausgrabt, seine Zunahme in ber Nahe bebanter Lanbereieit unb fangen es leicht in Fallen, bie mit Kartoffeln als Sober versehen sinb. Es vermeibet offene Triften, zieht bunn bebuschte Gegeuben znin Wohnorte vor, grabt mit Geschick tieflie- genbe Pflanzenwnrzeln aus unb bewegt sich nach Art ber Kanguru's. Im Bentel bes Weibchen befinben sich 2—4 Zitzen. X. Phalatiger. (Phalangista.) Gattti ilgscharakter: Vorberzahne ber Zahl unb Bilbtiitg uack wie in ben Kanguru - Ratten, bie unteren boppelt langer als bie oberett, nach vorn geneigt wie bei Nagethieren; Eckzahne liberalt 2, ober obett 2 unb unten teiner; Backenzahne 5 uberall, wovoit ber vorbere Luckenzahn (Gebih Fig. 422.). Gangftthe, stinfzehig, Hinterfuhe mit abstehenbem, nteist itagellosen Danitten, bie mittleren Zehen kurzer, bnrch eine Hatit verwachsen; Klatten krallenformig. Schwanz lang unb greifenb; Bentel bes Weibchen geschlossen. 1. Ter rusifarbene Phalanger. (Phalangista fullginosa.) Sig. 423. Die Phalaitger bilben eine ansgezeichnete, in mehrere Gattungen zerfallbare Gruppe von Beutelthiereii, welche bnrch etwas verlangerten Kopf, leicht gewolbte Stirn, seitlich stehenbe Augen, oblonge Pupille unb ziemlich langen, bunnbehaarten, gegen bie Spitze, znmal an ber