ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Uagethicre. Snugcthicre. 127 allezeit vorhanben oder so regelmapig sein; Cuvier und Geoffroy behaupten sogar, bag der Gang ungetheilt in cine zur Wvhnung bienende, 3 — 7 Fup breite Kammer auslaufe. Solche Bane find bas gemeinsame Werk, aber auch bie gemeinsame Behausung ganzer, aus 5 —15 Jn- bivibnen bestehenbeii Familien, bie, im Sommer spielenb uiib Nahrung suchenb, an ben Bergabhangen Herum- streifen, stch aber niemals weit von ihren Banen entfernen und immer eine ober mehrere Wachen ausstellen, bie mittels eines burchbringenben Schreies bie nahenbe Ge- fahr anzeigen. Sie ziehen sich ohngefahr um Mitre Septembers in bie Baue znruck, verstopfen bie Munbun- gen berselben mit vorher beigeschaffter Erbe unb Hen uiib verfallen alsbalb in einen tiefen, bis zum Aprilmo- nate bauernben Schlaf. Nach Fr. Cuvier's Beobachtung foII jebes Murmelthier anf einem fest zusammengearbei- teten Henbunbel in znsammengerollter Stellung liegen. Wintervorrathe finbet man in biesen Banen niemals, weil bie Bewohner wahrenb ber talten Zeit nicht erwa- chen. Wenn biese im Herbste sich zuruckziehen, sinb sie stets sehr fett unb iverben bann, mindestens von ben nicht besonbers verseinerten Aelplern, fur Leckerbisseu gehalten; im Fruhjahre kommen sie bafnr in sehr abge- magertem Zustanbe Hervor, stellen jeboch Umfang bes Korpers unb Kraste burch Genug junger Alpenkrauter balb ivieber her. In gewohnlichen Verhaltnisseii Harm- los unb furchtsam, vertheibigen sie sich nothigenfalls mit Muth unb Entschlossenheit unb vermogen mit ihren gropen Vorberzahnen dem Angreifenben sehr empfinbliche Bisse beizilbringen. Sie sinb Sohlenganger, tonnen in aufrechter Stellung auf ben Hinterfupen sich bewegen, fressen aufrecht sitzenb wie Eichhorner, fuhren bas Futter in ben Vorberpfoten zum Munbe unb bringen bei jebem Wurfe 3 —5 Junge, bie, bekauntlich sehr zahmbar, meist bas einzige Eigenthum armer, bie Heimath verlassenber Savoyarbenkinber sinb, oftmals aber benselben bie ersten Grunblagen eines sehr bescheibenen, inbessen in ben Ber- gen Unabhangigkeit gewahrenden Vermogens verschaffen. — Das Alpeumurmelthier gleicht an Groge einem Ka- ninchen, migt 1 Fug 7 Zoll ohne ben 5 Zoll langen Schivanz, Hat einen bichten, aus ziveierlei Haar bestehen- ben Pelz, ber am Bauche branbgelb, auf bent Rucken von theils gelblich, theils schwarzlich graner Farbe ist, geringelte ober boch mit schwarzen Spitzen versehene Haare, keine eigenttiche Ohrenmuschel, sonbern nur An- beutungen berselben, groge Augen, runbe Pupillen, be- Haarte, nur auf ber Scheibewanb nackte, Nafe, ungemein lang behaarte Waugen, tiefgespaltene Oberlippe unb lange Bartborsten. Der Schivanz enbel in einen schwar- zen Haarbusch. 2. Der Bobak. (Arctomys Bobac.) gig. 469. Der Bobak vertritt im norbostlichen Europa unb ganz Sibirien bis Kamtschatka bas Alpeumurmelthier, besitzt aber nicht aklein einen unenblich grogeren Verbrei- tungsbezirk, sonbern auch bie Fahigkeit, auf Ebenen aus- zubauern, zieht inbessen, feine Venvanbtschaft Hierburch verrathenb, Hugliche Gegenben als Wohnort vor. Seiue Baue sinb eben so geraumig als tief unb beherbergen Familien, bie von 20 — 40 Kopfe zahlen unb sich mit Hen zum Vorrathe versehen, weil bie Daner bes norbi- . schen Winters Enthaltung von aller Nahrung nicht er- laubt, bie sparliche Vegetation bes Fruhlings sich allzu langsam entwickelt. Die vorherrschenbe Farbe bes Felles ist graugelb, bie Oberseite braun gewellt, bie Bauchseite gelblich ober rostrothlich, bie Nase schwarz. Die Lange des Korpers betragt 15 Zoll, des Schwanzes 5 Zoll. 3■ DaS canadische Murmelthier. (Arctomys Empetra.) Sig. 470. Nordamerika besitzt mehrere, zum Theil durch altere Beschreiber verwechselte, jetzt aber genugenb auseinander gesetzte Murmelthiere, unter welchen das canadische den ganzen Norden, von der Hudsonsbah bis zu den russischen Besitzungen an der Norbwestkuste, einznnehmen scheint und zufolge Richarbsoifs genauen Uiitersnchungen uoch unter 610 N.-Br. unb vielleicht in noch norblicheren und Zweite Familie. Schlafmause. VI. Schlafmaus. (Myoxus.) Gattungscharakter: Obere Nagezahne nicht gefurcht, Schneibe keilformig, untere schmal unb spitzig; Backenzahue uberall 4, zusammengesetzl, baher auf ber Kauflache mit vorragenben Schmelzleisten versehen (Ge- big Fig. 471.); Backentaschen fehlen ; Ohren mittelgrog; Gangsuge. Schivanz lang, veranberlich. 1• Die kleine Haselmaus. (Myoxus avellanarius.) Fig. 472. Die Schlafmause verbinben bie Eichhorner mit ben Mausen, inbem sie theils im Ban unb in ber Gestaltung, theils in ber Lebensiveise, soivohl mit ber einen als ber au- beren bieser Gruppen Verwaubtschaften barlegen. Durch Bilbung ber Fuge, zumal ber vorberen, bas Profil bes Kopfes unb bie zweizeilige Behaarung bes Schwanzes bei vielen, wenn auch nicht allen Arten, bas Leben auf Baumen, bie Gewohnheit aufrecht zu sitzen unb bas Futter mit ben Vorberpfoten zu bent Munbe zu fuhren, erinnern sie an bas Eichhorn, burch Kleinheitbes Korpers, allgemeine Gestaltung unb seldst bie Fahigkeit zum ra- schen Laufen auf ebener Erbe an Mause unb Ratten. Ihre Zahnbilbung ist jeboch von eigenthumlichem Baue unb berechligt sie zur Vertretung einer besonbern, wenn auch kleinen Familie. Die eben nicht zahlreichen Arten bewohnen a(fein bas milbere Europa, Mittelasten unb 'Subafrika, sinb zierlich an Gestalt, faunt jemals langer als einen halben Fug, meistens viel kleiner unb burch feinen Balg unb angenehme Farbung ausgezeichnet. Der Schivanz tragt balb eine Enbquaste langerer Haare, balv ist er ruiib unb zottig, ober auch platt unb zwei- zeilig. Deutschlaub besitzt nur zwei, Hochstens brei Ar- ten, unter welchen bie kleine Haselmaus in ganz Mit- teleuropa bis Schweben unb Toscana angetroffen ivirb unb uur bem sublichsten Europa ganz fehlt. Sie scheint Geselligkeit zu lieben unb legt an geivifsen bevorzugten Drteit Colonien von zehn bis zwolf Nestern neben ein- anber unb zwar im Schatten von bichtem Gebusch ober llnterholze an, giebt aber Hugligeit unb etivas felsigen Gegenben stets ben Vorzug vor offenen Ebenen. Auf ben nieberen Aesten lauft sie in schneller, gleichsam ba- Hingleitenber Bewegung, klettert mit Leichiigkeit, springt so gewanbt uub iveig auch in augerorbentlich Verwach- senen Stellen so geschickt AuSivege aufzufinben, bag man fte wohl nur in selteneren Fallen mit ber Hanb erhascht. Waizenkorner, Eicheln, Buchsaamen unb Haselnusse machen ihr Futter auS. Es ist eine verburgte, eine Zeitlang in Zweifel gezogene Thatsache, bag sie schnell bie Harten Schaalen ber letzteren jernagt unb sie vorzug- lich zum Wintervorrathe eintragt. Ihr Winterschlaf ist keineswegs anhaltenb, bettit bei Heiterem Wetter verlagr sie Mittags ihren unter Baumwurzelu ober in Fels- spalten befinblichen Schlupfwinkel, zieht sich aber znruck, fobalb bie Temperatur sinkt, rollt sich zusammen unb verfallt in so tiefen Schlaf, bag titan in biesem Zustanbe ste in bie Hanb nehinen unb, ohne Furcht vor Erweckung, Herumkugeln ko-« ^.ia erste Fruhjahr setzt biesem, kalteren Breiten lebt. Es soll, gegen die Gewvhnheir vieler Arten seiner Gattung, tiefe Baue einsam beivoh- nen, aber auch Baume und Busche erkletteru, um, wie man vermuthet, ihre Knospen oder jungen Blatter zu fressen. Der Reisende Drummond bestatigt diese Angabe. Okach Graham grabt biefeS Murmelthier senkrecht Hinab bis in betrachtliche Tiefen, baut nur in trockenem Boben unb in einiger Entfernung von ber Knste unb Flugufern, unb nahrt sich vorzugsweis von trockenem Grase, wel- ches an ben letzteren eingejammelt wirb. Die Jnbier halten bas Fleisch in ber Jahreszeit, wo es fett ist, fur ein Vorzugliches Gericht unb treiben bas Thier burch eingegossénes Wasser aus seinem Baue. Der Pelz ist vollkommen iverthlos. wenngleich ost unterbrochenen, boch nicht vollig abweis- baren Winterschlafe Schranken; lange vor bem Eriva- chen ber Pflanzenwelt eilen bie Haselmause geschasrig ini Gebusche uinher unb zehren bann von ben wohlver- borgenen, im Herbste eingetragenen Vorrathen. Im Mai iverfen sie brei bis vier blinbe, nach einigen Tagen erst zum Sehelt befahigte, inbessen sich schnell zur voltigen Unabhangigkeit entwickelnbe Junge. Sommerhaushalt unb Fortpflaitzung finben statt in einem aus trockenem Grase unb Baumblattern verfertigten, beinahe Halbkug- ligen Neste, bessen oberes Enbe eine enge Zugangsiiitnt- buttg barbietet. — Die Farbung ist oben lebhaft zim- metbraun, nitten weig, ber Schwanz zweizeilig behaart. Die Hinteren Daunten sinb nagellos, bie Augen grog unb Hervorragenb. Die Lange bes Korpers betragt 3 Zoll, bes Schwanzes 2V2 Zoll. 2. Tie grotze Haselmaus. (Myoxus Nitela.) Fig. 473. 3ni sublichen Europa gehort bie kleine Haselmaus zu ben selteneren Thieren unb wirb burch eine anbere, bort Lerot genaniite, titehr als boppelt so groge Art vertreten, bie, statt ben Menschen zu vermeiben unb int Freien zu leben, vorzugsweis in Garten sich einnistet unb baher wohl auch unter bem Namen bes Garten- schlafers in ben Hanbbuchern aufgefuhrt wirb. Man versucht nteistens umsonst, bie feineren Obstsorten, ita- mentlich bie Pfirsichen, vor ihr zu sichern. Am Tage in Erblocherit pber unter Mauern verborgen, entgeht sie ben Verfolgungen ber erbitterten Gartner, kontini aber bes Nachts hervor, erklettert geschickt bie Spaliere unb weig riter alle Hinbernisse hinweg unb fogar burch bie Maschen angespannter Drahtgeflechte zu ben lockenben Fruchten zu gelangen. Glucklicherweise wirb sie nirgenbs in grogen Zahlen ober gar in gemeinsam raubenben Gesellschasten angetroffen unb erstarrt schott bei fo ge- ringer Kalle zum tiefen Winterschlafe, bag minbestens ein Theil ber spatherbstlichen Fruchte ihren Angriffen entgeht. Nothigenfalls soll sie Kafer als Nahrung nicht verschmahen. Die Farbung ist angenehm brattit mit gratt uberlaufen auf bettt Rucken unb an ben Seiteit, weig am Bauche uub ben Fugen, schwarzlick, an ben Schenkelit. Durch bie Augen unb von bort bis auf bie Schulteru verlauft ein schwfirzlicher Strejf. 3. Ter Siebenschlafer. (Myoxus Glis.) Fig. 474 Der Siebenschlafer bewohnt Deutschlaub unb t'iber- Haupt bas mittlere Europa, halt sich nur in Walbern auf, verschlaft als achtes Nachtthier ben Tag unb streift des Nachts uinher. Zum Futter soll er nicht immer Pstanzenstoffe alleiit erwahlen, sonbern auch junge Nest- vogel nicht verschmahen. Die Erscheinung bes Witt- terschlafes tritt att ihm so untfanglich unb beutlich Her- vor, bag er von subettropaischen Phvsiologen vvrzugs- weis zur Anstellung von Versuchett benutzt worbeit ist. Durch Sirteii unb seldst burch korperliche Groge gleicht er bem Eichhorite, springt zwar mit geringerer Behen- bigkeit, klettert aber eben fo geschickt als bieses bis auf bie hochsten Bauntgipfel. Zur Schlafstelle wahlt er einen hohlen Staittm unb polstert biesen sorgfaltigst ntit weichem Moofe aus, titacht aber keitt Nest in bett Ziveigett wie bas Eichhorn, steigt udrigens felten Hinab, furchtet bie Feuchtigkeit unb triitkr toenig. Seine Paa- rungszeit failt auf bas erste Fruhjahr; bas Wetbcheit gebart bei jebem Wurfe 4—5 schnell erivachfenbe Junge. Die Lebensbauer soll hochstens 6 Jahre detragen. An bie Gefangenschaft geivohnt ber Siebenschlafer sich leicht ttitb wirb bei gitter Futterung ungemein fett. Die Ita- liener halten jein Fleisch fur sehr schmackhast; bie alten Romer legten zur Ziicht von Siebeitschlafern i ni Grogen fogar besonbere Behalter an, bie sehr grogen irbetten Halbkugeln glichen, an ben Wattben terrassirt, oden mit Gittern bebeckt waren unb auch in ben Hausern von Herculanum nicht fehlteu. — Die Farbung i st oben schott aschgrau, nitten weig; bie Augen umgiebt ein buntter Kreis. Der Schwanz ist zweizeilig langbehaart. Der Korper iitigt 5—6 Zoll, ber Schwanz 5 Zoll.