Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Uagethicre.
Snugcthicre.
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allezeit vorhanben oder so regelmapig sein; Cuvier und
Geoffroy behaupten sogar, bag der Gang ungetheilt in
cine zur Wvhnung bienende, 3 — 7 Fup breite Kammer
auslaufe. Solche Bane find bas gemeinsame Werk, aber
auch bie gemeinsame Behausung ganzer, aus 5 —15 Jn-
bivibnen bestehenbeii Familien, bie, im Sommer spielenb
uiib Nahrung suchenb, an ben Bergabhangen Herum-
streifen, stch aber niemals weit von ihren Banen entfernen
und immer eine ober mehrere Wachen ausstellen, bie
mittels eines burchbringenben Schreies bie nahenbe Ge-
fahr anzeigen. Sie ziehen sich ohngefahr um Mitre
Septembers in bie Baue znruck, verstopfen bie Munbun-
gen berselben mit vorher beigeschaffter Erbe unb Hen
uiib verfallen alsbalb in einen tiefen, bis zum Aprilmo-
nate bauernben Schlaf. Nach Fr. Cuvier's Beobachtung
foII jebes Murmelthier anf einem fest zusammengearbei-
teten Henbunbel in znsammengerollter Stellung liegen.
Wintervorrathe finbet man in biesen Banen niemals,
weil bie Bewohner wahrenb ber talten Zeit nicht erwa-
chen. Wenn biese im Herbste sich zuruckziehen, sinb sie
stets sehr fett unb iverben bann, mindestens von ben
nicht besonbers verseinerten Aelplern, fur Leckerbisseu
gehalten; im Fruhjahre kommen sie bafnr in sehr abge-
magertem Zustanbe Hervor, stellen jeboch Umfang bes
Korpers unb Kraste burch Genug junger Alpenkrauter
balb ivieber her. In gewohnlichen Verhaltnisseii Harm-
los unb furchtsam, vertheibigen sie sich nothigenfalls mit
Muth unb Entschlossenheit unb vermogen mit ihren
gropen Vorberzahnen dem Angreifenben sehr empfinbliche
Bisse beizilbringen. Sie sinb Sohlenganger, tonnen in
aufrechter Stellung auf ben Hinterfupen sich bewegen,
fressen aufrecht sitzenb wie Eichhorner, fuhren bas Futter
in ben Vorberpfoten zum Munbe unb bringen bei jebem
Wurfe 3 —5 Junge, bie, bekauntlich sehr zahmbar, meist
bas einzige Eigenthum armer, bie Heimath verlassenber
Savoyarbenkinber sinb, oftmals aber benselben bie ersten
Grunblagen eines sehr bescheibenen, inbessen in ben Ber-
gen Unabhangigkeit gewahrenden Vermogens verschaffen.
— Das Alpeumurmelthier gleicht an Groge einem Ka-
ninchen, migt 1 Fug 7 Zoll ohne ben 5 Zoll langen
Schivanz, Hat einen bichten, aus ziveierlei Haar bestehen-
ben Pelz, ber am Bauche branbgelb, auf bent Rucken
von theils gelblich, theils schwarzlich graner Farbe ist,
geringelte ober boch mit schwarzen Spitzen versehene
Haare, keine eigenttiche Ohrenmuschel, sonbern nur An-
beutungen berselben, groge Augen, runbe Pupillen, be-
Haarte, nur auf ber Scheibewanb nackte, Nafe, ungemein
lang behaarte Waugen, tiefgespaltene Oberlippe unb
lange Bartborsten. Der Schivanz enbel in einen schwar-
zen Haarbusch.
2. Der Bobak. (Arctomys Bobac.) gig. 469.
Der Bobak vertritt im norbostlichen Europa unb
ganz Sibirien bis Kamtschatka bas Alpeumurmelthier,
besitzt aber nicht aklein einen unenblich grogeren Verbrei-
tungsbezirk, sonbern auch bie Fahigkeit, auf Ebenen aus-
zubauern, zieht inbessen, feine Venvanbtschaft Hierburch
verrathenb, Hugliche Gegenben als Wohnort vor. Seiue
Baue sinb eben so geraumig als tief unb beherbergen
Familien, bie von 20 — 40 Kopfe zahlen unb sich mit
Hen zum Vorrathe versehen, weil bie Daner bes norbi-
. schen Winters Enthaltung von aller Nahrung nicht er-
laubt, bie sparliche Vegetation bes Fruhlings sich allzu
langsam entwickelt. Die vorherrschenbe Farbe bes Felles
ist graugelb, bie Oberseite braun gewellt, bie Bauchseite
gelblich ober rostrothlich, bie Nase schwarz. Die Lange
des Korpers betragt 15 Zoll, des Schwanzes 5 Zoll.
3■ DaS canadische Murmelthier. (Arctomys Empetra.) Sig. 470.
Nordamerika besitzt mehrere, zum Theil durch altere
Beschreiber verwechselte, jetzt aber genugenb auseinander
gesetzte Murmelthiere, unter welchen das canadische den
ganzen Norden, von der Hudsonsbah bis zu den russischen
Besitzungen an der Norbwestkuste, einznnehmen scheint
und zufolge Richarbsoifs genauen Uiitersnchungen uoch
unter 610 N.-Br. unb vielleicht in noch norblicheren und
Zweite Familie.
Schlafmause.
VI. Schlafmaus. (Myoxus.)
Gattungscharakter: Obere Nagezahne nicht
gefurcht, Schneibe keilformig, untere schmal unb spitzig;
Backenzahue uberall 4, zusammengesetzl, baher auf ber
Kauflache mit vorragenben Schmelzleisten versehen (Ge-
big Fig. 471.); Backentaschen fehlen ; Ohren mittelgrog;
Gangsuge. Schivanz lang, veranberlich.
1• Die kleine Haselmaus. (Myoxus avellanarius.) Fig. 472.
Die Schlafmause verbinben bie Eichhorner mit ben
Mausen, inbem sie theils im Ban unb in ber Gestaltung,
theils in ber Lebensiveise, soivohl mit ber einen als ber au-
beren bieser Gruppen Verwaubtschaften barlegen. Durch
Bilbung ber Fuge, zumal ber vorberen, bas Profil bes
Kopfes unb bie zweizeilige Behaarung bes Schwanzes
bei vielen, wenn auch nicht allen Arten, bas Leben auf
Baumen, bie Gewohnheit aufrecht zu sitzen unb bas
Futter mit ben Vorberpfoten zu bent Munbe zu fuhren,
erinnern sie an bas Eichhorn, burch Kleinheitbes Korpers,
allgemeine Gestaltung unb seldst bie Fahigkeit zum ra-
schen Laufen auf ebener Erbe an Mause unb Ratten.
Ihre Zahnbilbung ist jeboch von eigenthumlichem Baue
unb berechligt sie zur Vertretung einer besonbern, wenn
auch kleinen Familie. Die eben nicht zahlreichen Arten
bewohnen a(fein bas milbere Europa, Mittelasten unb
'Subafrika, sinb zierlich an Gestalt, faunt jemals langer
als einen halben Fug, meistens viel kleiner unb burch
feinen Balg unb angenehme Farbung ausgezeichnet.
Der Schivanz tragt balb eine Enbquaste langerer Haare,
balv ist er ruiib unb zottig, ober auch platt unb zwei-
zeilig. Deutschlaub besitzt nur zwei, Hochstens brei Ar-
ten, unter welchen bie kleine Haselmaus in ganz Mit-
teleuropa bis Schweben unb Toscana angetroffen ivirb
unb uur bem sublichsten Europa ganz fehlt. Sie scheint
Geselligkeit zu lieben unb legt an geivifsen bevorzugten
Drteit Colonien von zehn bis zwolf Nestern neben ein-
anber unb zwar im Schatten von bichtem Gebusch ober
llnterholze an, giebt aber Hugligeit unb etivas felsigen
Gegenben stets ben Vorzug vor offenen Ebenen. Auf
ben nieberen Aesten lauft sie in schneller, gleichsam ba-
Hingleitenber Bewegung, klettert mit Leichiigkeit, springt
so gewanbt uub iveig auch in augerorbentlich Verwach-
senen Stellen so geschickt AuSivege aufzufinben, bag man
fte wohl nur in selteneren Fallen mit ber Hanb erhascht.
Waizenkorner, Eicheln, Buchsaamen unb Haselnusse
machen ihr Futter auS. Es ist eine verburgte, eine
Zeitlang in Zweifel gezogene Thatsache, bag sie schnell
bie Harten Schaalen ber letzteren jernagt unb sie vorzug-
lich zum Wintervorrathe eintragt. Ihr Winterschlaf ist
keineswegs anhaltenb, bettit bei Heiterem Wetter verlagr
sie Mittags ihren unter Baumwurzelu ober in Fels-
spalten befinblichen Schlupfwinkel, zieht sich aber znruck,
fobalb bie Temperatur sinkt, rollt sich zusammen unb
verfallt in so tiefen Schlaf, bag titan in biesem Zustanbe
ste in bie Hanb nehinen unb, ohne Furcht vor Erweckung,
Herumkugeln ko-« ^.ia erste Fruhjahr setzt biesem,
kalteren Breiten lebt. Es soll, gegen die Gewvhnheir
vieler Arten seiner Gattung, tiefe Baue einsam beivoh-
nen, aber auch Baume und Busche erkletteru, um, wie
man vermuthet, ihre Knospen oder jungen Blatter zu
fressen. Der Reisende Drummond bestatigt diese Angabe.
Okach Graham grabt biefeS Murmelthier senkrecht Hinab
bis in betrachtliche Tiefen, baut nur in trockenem Boben
unb in einiger Entfernung von ber Knste unb Flugufern,
unb nahrt sich vorzugsweis von trockenem Grase, wel-
ches an ben letzteren eingejammelt wirb. Die Jnbier
halten bas Fleisch in ber Jahreszeit, wo es fett ist, fur
ein Vorzugliches Gericht unb treiben bas Thier burch
eingegossénes Wasser aus seinem Baue. Der Pelz ist
vollkommen iverthlos.
wenngleich ost unterbrochenen, boch nicht vollig abweis-
baren Winterschlafe Schranken; lange vor bem Eriva-
chen ber Pflanzenwelt eilen bie Haselmause geschasrig
ini Gebusche uinher unb zehren bann von ben wohlver-
borgenen, im Herbste eingetragenen Vorrathen. Im Mai
iverfen sie brei bis vier blinbe, nach einigen Tagen erst
zum Sehelt befahigte, inbessen sich schnell zur voltigen
Unabhangigkeit entwickelnbe Junge. Sommerhaushalt
unb Fortpflaitzung finben statt in einem aus trockenem
Grase unb Baumblattern verfertigten, beinahe Halbkug-
ligen Neste, bessen oberes Enbe eine enge Zugangsiiitnt-
buttg barbietet. — Die Farbung ist oben lebhaft zim-
metbraun, nitten weig, ber Schwanz zweizeilig behaart.
Die Hinteren Daunten sinb nagellos, bie Augen grog
unb Hervorragenb. Die Lange bes Korpers betragt 3
Zoll, bes Schwanzes 2V2 Zoll.
2. Tie grotze Haselmaus. (Myoxus Nitela.) Fig. 473.
3ni sublichen Europa gehort bie kleine Haselmaus
zu ben selteneren Thieren unb wirb burch eine anbere,
bort Lerot genaniite, titehr als boppelt so groge Art
vertreten, bie, statt ben Menschen zu vermeiben unb int
Freien zu leben, vorzugsweis in Garten sich einnistet
unb baher wohl auch unter bem Namen bes Garten-
schlafers in ben Hanbbuchern aufgefuhrt wirb. Man
versucht nteistens umsonst, bie feineren Obstsorten, ita-
mentlich bie Pfirsichen, vor ihr zu sichern. Am Tage in
Erblocherit pber unter Mauern verborgen, entgeht sie
ben Verfolgungen ber erbitterten Gartner, kontini aber
bes Nachts hervor, erklettert geschickt bie Spaliere unb
weig riter alle Hinbernisse hinweg unb fogar burch bie
Maschen angespannter Drahtgeflechte zu ben lockenben
Fruchten zu gelangen. Glucklicherweise wirb sie nirgenbs
in grogen Zahlen ober gar in gemeinsam raubenben
Gesellschasten angetroffen unb erstarrt schott bei fo ge-
ringer Kalle zum tiefen Winterschlafe, bag minbestens
ein Theil ber spatherbstlichen Fruchte ihren Angriffen
entgeht. Nothigenfalls soll sie Kafer als Nahrung nicht
verschmahen. Die Farbung ist angenehm brattit mit
gratt uberlaufen auf bettt Rucken unb an ben Seiteit,
weig am Bauche uub ben Fugen, schwarzlick, an ben
Schenkelit. Durch bie Augen unb von bort bis auf bie
Schulteru verlauft ein schwfirzlicher Strejf.
3. Ter Siebenschlafer. (Myoxus Glis.) Fig. 474
Der Siebenschlafer bewohnt Deutschlaub unb t'iber-
Haupt bas mittlere Europa, halt sich nur in Walbern
auf, verschlaft als achtes Nachtthier ben Tag unb streift
des Nachts uinher. Zum Futter soll er nicht immer
Pstanzenstoffe alleiit erwahlen, sonbern auch junge Nest-
vogel nicht verschmahen. Die Erscheinung bes Witt-
terschlafes tritt att ihm so untfanglich unb beutlich Her-
vor, bag er von subettropaischen Phvsiologen vvrzugs-
weis zur Anstellung von Versuchett benutzt worbeit ist.
Durch Sirteii unb seldst burch korperliche Groge gleicht
er bem Eichhorite, springt zwar mit geringerer Behen-
bigkeit, klettert aber eben fo geschickt als bieses bis auf
bie hochsten Bauntgipfel. Zur Schlafstelle wahlt er
einen hohlen Staittm unb polstert biesen sorgfaltigst
ntit weichem Moofe aus, titacht aber keitt Nest in bett
Ziveigett wie bas Eichhorn, steigt udrigens felten Hinab,
furchtet bie Feuchtigkeit unb triitkr toenig. Seine Paa-
rungszeit failt auf bas erste Fruhjahr; bas Wetbcheit
gebart bei jebem Wurfe 4—5 schnell erivachfenbe Junge.
Die Lebensbauer soll hochstens 6 Jahre detragen. An
bie Gefangenschaft geivohnt ber Siebenschlafer sich leicht
ttitb wirb bei gitter Futterung ungemein fett. Die Ita-
liener halten jein Fleisch fur sehr schmackhast; bie alten
Romer legten zur Ziicht von Siebeitschlafern i ni Grogen
fogar besonbere Behalter an, bie sehr grogen irbetten
Halbkugeln glichen, an ben Wattben terrassirt, oden mit
Gittern bebeckt waren unb auch in ben Hausern von
Herculanum nicht fehlteu. — Die Farbung i st oben
schott aschgrau, nitten weig; bie Augen umgiebt ein
buntter Kreis. Der Schwanz ist zweizeilig langbehaart.
Der Korper iitigt 5—6 Zoll, ber Schwanz 5 Zoll.