ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
130 Iciugethiere. Srdjfte Drditung. 3. Der capische Gietenschllfer. (Myoxus capensis.) Sig. 475. Fr. Cuvier und nach ihm einige andere Zoologen haben den europaischen Siebenschlafer znm Repræsen- tanten einer besonderen Gattung (Pinselschwanz, Gra- phiurus) erhoben, die aber nur durch verhiilinistmastige Kleinheit lind einfacheren Ban der Backenzahne unter- schieden ist und streng genonnnen Hochstens fur klima- tische Unterform der alten Gattung Siebenschlafer an- gesehen werden kann. Dieses nur in Sudafrika und dort nicht einmal Hausig vorkommende Thier hat die Groste des Gartenschlafers, einen dichtwolligen, weichen, oben dunkelgraubraunen, unten weihen Pelz und gleichlang be- Haarten, runden Schwanz. Durch die Augen uud bis zu den Ohren lauft eine breite, schwarzbraune Binde. Ueber Sitten und Aufenthalt fehlt es an Nachrichten. Dritte Familie. Springer. Vil. Springmaus. (Dipus.) Gatttungscharakter: Obere Nagezahne mit tiefer Langsfurche; Backenzahne jederseits vben 3—-4, nuten 3, mit Schmelz bedeckte Hockerzahne (Gebist Fig. 476.). Vorderfuhe ungemein kurz, funfzehig, Hinter- fuste ausnehmend lang, dreizehig. Schwanz sehr lang, an der Spitze mit einer Fahne. 1. Die Igyptische Springmaus. (Dipus aegyptiaeus.) Fig. 477 —479. Die dritte Familie der Nager ahnelt der Gattung der Kanguru's durch die sonderbaren Verhaltniffe der Glieder zu einauder und erhalt durch dieselben ein Hochst eigenthumliches, man mochte sagen, vogelartiges Ansehen. Die vier zu ihr gehoreuden Gattungen sind zwar in eben so vielen Welttheilen zu Haus, altein sie kommen alle durch Befahigung zuui Springen uberein und be- wohnen daher nicmals die Walder, sondern offene Ebenen, Steppen oder Sandwuften, uber die sie in uu- glaublich weiten Satzen, fast mit der Schnelligkeit der am Boden streifenden Vogel, hinschiesten. Mit den letzteren haben sie auch anatomische Aehnlichkeiten; bei den eigentlicheit Springmausen besteht der erstaunlich tange Mittetfust nicht aus mehreren, der Zahl der Zehen entsprechenden Kuochen, sondern genau so wie am Vogel aus einem einzigen, auf dessen vorderem Ende die drei Zehen eingelenkt sind. Wo vier oder funf Zehen vor- Handen sind, stehen die austeren nie auf einer Ebene mit den mittleren drei, die allein den Boden beruhren. An ausgewachsenen Jndividuen sind die Rohreuknochen hohl und marklos, daher sprode und Hart wie bei Vogeln. In atten Gattungeu der Familie dienen die vorderen Glieder ungeachtet ihrer austerordentlichen Kurze als Bcwegungswerkzeuge, austerdem auch zum Ergrei- fen der Nahrung oder vielmehr znm Aufgraben des Bodens, sind funfzehig und, mit Ausschlust des Dau- mens, welcher bisweilen einen Kuppennagel tragt, mit scharfen Kratlen versehen. Der Schwanz vernlehrt un- verkennbar das Springvermogen, indem er, wie bei Kanguru's, den Korper elastisch fortschnetlt und mittelst der breiten endstandigen Fahne densetben titt Augenblicke des Fluges steuert. Die agyptische Springmaus bevolkert die durrsten und Heistestcn Orte in den Wusten des nordlichen Afrika, Syriens und Arabiens, lebt gesellig, grabt 5ur Wohnung fur sich und ihre Jungen lange Gange in den Sand- Hugely oder ituter morschen, uralten Ruinen und be- dient sich zu diesem Zwecke, nach Sonnini's Berichte, nolhigenfatts ihrer eben so Harten als starten Nage- zahne, welchen weder das Harteste Holz, noch selbst dunne Sandsteinschichten Widerstand teisten tonnen. Alle Reisende schildern diese Thicre als ungemein scheu und furchtsam, sprechcn aber mit Verwunderung von ihrer Schnelligkeit wahrend der Flucht, vie sie ergreifen, sobald ihnen der Ruckzug zu deu Bauen, in welche sie bei dem geringsten Gerausch schtiipfen, abgeschnitten wird. Der heste Windhund hat Muhe, sie einzuhoten, wenn sie einmal in Bewegung sind. Der Sprung selbst geht naturlich von den Hinterfusten aus, deten Ober- schenkel mit sehr entwickelten Muskeln versehen sind, wird aber theils durch die austeren Korperverhaltnisse, theils durch die mehr oder weniger vollstandige Ver- wachsung der Halswirbel unterstutzt, die dem Kopfe eine starre Steltung giebt. Wahrend des Sprunges liegen die Vorderglieder an der Brust, bilden aber im Nieder- fallen auf den Boden eine Stutze. Die Schnelligkeit, mit welcher die aufrechte Stellung wieder erlangt und cut neuer Sprung ausgefuhrt wird, ist ubrigens so grost, dast dem Beobachter der augenblickliche Gebrauch der Vorderglieder leicht entgeht und der alte Jrrthum entstehen und sich erhalten konnte, dah die Springmause nur auf die Hinterfuste in aufrechter Stellung nieder- fielen und zur Fortbewegung die vorderen Fuste niemals anwendeten. Die letztere wird ubrigens nicht allein durch die Lange der Mittelfuhknochen, sondern auch ditrch die Beschaffenheit der Zehen besordert. Lange, borsten- artige Haare bedecken die ganze untere Seitc derselben und vermehren, an den Seiten Hervorragend, ihre Flache, geben auf tiefem Flugsande dem Tritte Festigkeit und Sicherheit und schutzen gegen die gluhende Hitze des Wustenbodens. Aeltere Berichterstatter erklaren die Springmause mit Unrecht fur voltige Nachtthiere; sie spielen am Tage in der Nahe ihrer Hohleu und gefalten sich vorzugsweis im Sonnenschein, der nuf den pstan- zenlosen Wusten Nordafrika's um Mittag eine allett anderen Thieren fast unertragliche Temperatur Hervor- bringt. Ungestort sitzen sie wie Eichhorner aufrecht, bedienen sich auch nach Art derselben ihrer Vorderglie- der. Ihr Futter besteht in Wurzeln und Zwiebeln von Liliengewachsen, die sie geschickt aufgraben, sonst auch in Fruchten, Saamen und Blattern. Sie scheinen in eine Art von periodischer Erstarrung zu verfallen, in- dessen fehlen genaue Untersuchungen uber diesen dem Winterschlafe nordischer Thiere ahnlichen Zustand. Aegypter und Araber essen ihr schmackloses Fleisch und fangen sie durch Verstopfung atter Zugange der Baue, mit Ausnahme eines einzigen, der mit einem Netze uberzogen wird. Wenige Thiere ertragen die Gefangen- schaft mit eben so unverkennbarem Widerwilten als diese. Sie verbergen sich sorgfaltig am Tage, sind des Nachts um so rastloser, bleiben immer hochst misttrauisch, rei- ben durch Ungeduld sich auf uud sterben in kurzer Zeit. Die Farbung der beschriebenen Art ist oben gelblich aschgrau, unten weist, die Schwanzquaste ist schwarz, an der Spitze weist. Der Korper mistt 6—7 Zolt, der Schwanz 7 — 8 Zolt. Die schwarzbindige Springmaus (Fig. 480. 481.), die Shaw abbildele, die aber seitdem keinem Zoologen wieder vorgekommen ist, kann nur als eine in Farbung etwas abweichende Spielart der agyptischen Species angesehen werden. — Die rauch fustige Springmaus (Dipus hirtipes) Fig. 482., eine der kleinsten ihrer Gattung, wurde von Ehrenberg und Hemprich am obern Nil, zwischen Syene und Dongola entdeckr und verhalt sich in Sitte und Lebeusweise wie die verwandten Arten. Sie mistt bis zum Schwanze 5 Zotl, ist oben gelbgrau, dunkel gewellt und hat lange, reinweiste Borsten an den Zehen. Ihr 8 Zolt langer Schwanz endet in einen zweizeiligen Haarbuschel, der, platt ausgebreitet, eine dunkle, pfeilformige Zeichnung gewahren lastt. VIII. Sandspringer. (Scirtetes.) Gattungscharakter: Obere Nagezahne unge- furcht; Backenzahne jederseits oben 4, unten 3 (Gebist Fig. 483., c Oberkiefer, d Unterkiefer). Fuste funfzehig. Gestalt der Springmause. 1. Der plattschwanzige Sandspringer. (Scirtetes platyurus.) Fig. 484. Die Sandspringer sind zwar den Springmausen un- gemein nahe verwandt, aber durch die angegebenen Kenn- zéicl-eu als Gattung unterschieden, ubrigens auch mit nur zwei Ausnahmen Bewohner der sudrussischen und mittelasiatischen Steppen. Der Osteolog entdeckt zivi- schen ven Schadeln betder Gattungen manche Unahu- lichkeit, namentlich tritt die das Hororgan bergende Kno- chenblase an den Springmausen im auffallendften Grade Hervor, erscheint aber flach bei den Sandspringern, einer an den von oben gesehenen Schadeln beidcr Gattungen (Fig. 476 b 483 b) sich deutlich darlegende Verschieden- Heit. Der von Eversmann in der bucharischen Steppen unfern vom Aralsee entdeckte und hier abgebildete Sand- springer hat zwei hoher stehende Afterzehen, keine Zcheu- Horsten, platte Fahne am Schwanzende und ist oben gelbgrau und schmutzig gran gefarbt. Die Lange des Korpers betragt 4 Zoll, des Schwanzes 3 Zoll. ■— Weit bekannier i ft seit Gmelin und Pallas der derselben Gattung angehorende, in den Steppen Suvrustlands und in Sibirien gemeine Alagtaga (Scirtetes Jacu- lus), der, wie die Springmause, vielverzweigie und mit mehreren Mundungen versehene Gange aushohlt, sich hierdurch die Moglichkeit des Eutkommens stchert, den langen Winter in voltiger Erstarrung verbringt nnd nicht allein von Pflanzen, sondern auch von Jnsecten und selbst von kleinen Vogeln sich nahrt. In sudlicheren Gegenden ist der Alagdaga fruchtbarer als in nordlichen, wird aber nirgends in solchen Schaaren angetroffen wie die agyptische Springmaus, die er jedoch noch an Fluch- tigkeit ubertrifft, indem selbst ein guter Reiter ihn einzu- Holen nicht vermag. Man stellt ihm des wohlschmecken- den Fleisches wegen eifrig nach und fangt ihn auf gleiche Wtise wie die Araber ihre Springmaus. Sein Pelz ist ungemein fein und weich, oben rothlich gelb, unten weist, der an der Spitze flockige Schwanz schwarz nnd weist. Der Korper mistt ,7 Zoll, der Schwanz 10 Zoll. IX. Hlipfinans. (Meriones.) Gattungscharakter: Obere Nagezahne mit tiefer Langsfurche; Backenzahne jederseits oben 4, der vorderste sehr klein, unten 3, alle auf der Kauftache mit unregel- mahig gewundeucn Hockern von Schmelz versehen (Ge- bih Fig. 485.). Vorderfuste kurz, vierzehig, Hinterfuste sehr lang, funfzehig, mit warzenformigem Daumen. Schwanz lang, ohne Endquaste. 1. Tie Lavrador-Hupsmaus. (Meriones labradoricus.) Fig. 486. Aus sparsant vorhandenen Berichten geht soviel Her- vor, dah die in Nordamerika allein heimischen drei Arten von Hupfmaufen auf gleiche Art, mit derselben Kraft und Schnelligkeit springen wie die Springmause der ostlichen Halbkugel, sich vorzugsweis in dicht bebuschten Wiesen- randern aufhalten und Hohlen ausgraben, in ivelchen sie uberwintern, ohne Vorrathe einzutragen. Sie sind furchtsam, mehr Nacht- als Tagthiere, ben Verfolgungen der Eulen und anderer Raubthiere sehr ausgesetzt und nahren sich nur von Vegetabilien. Die abgebildete Art ist in Canada und von dort bis an den grohen Sclaven- see sehr Hausig, oben braun, an den Seiteit gelblich, am Bauche weih, hat einen langen, zugespitzten Kopf, abge- rundete Ohren und einen 2y2 Zoll langen , mit Schup- penringen umgebenen, sehr dunn behaarten Schwanz. Die Lange des Korpers betragt 4 Zoll. X. Springhaase. (Pedetes.) Gattungscharakter: Nagezahne abgestutzt, unge- furcht; Backenzahne allenthalben 4, aus zwei Blattern zusammengesetzt (Gebih Fig.487.). Vorderfuhe vierzehig, mit Grabekrallen, Hinterfuste funfzehig, mit breiten, Huf- ahnlichen Nageln. Schwanz lang, dichibehaart. 1• Der capische Springhaase. (Pedetes cafler.) Fig. 488. Der uber einen grohen Theil Sudafrika's verbreitete Springhaase stellt bis jetzt die einzige Art einer hinsichi- li ch ihrer systematischen Stellung noch etwas zweifel- Haften Gattung dar, die iit Beziehmtg auf anhere Ge- stalt und Lebensweife aber unverkennbare Verwandtschaft mit den vorhergehenden Hat. Er grabt mit den Vorder- fuhen, wirft dett Sand mit den Hinterfusten schnell und geschickt hinter sich, sindet am Tage in diefen, stets in leichtem Boden angelegten Bauen Sicherheit gegen die zahlreichen Raubthiere feines Vaterlandes, kommt nur des ylachts hervor, besucht dann Pstanzungen und