Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Iciugethiere.
Srdjfte Drditung.
3. Der capische Gietenschllfer. (Myoxus capensis.) Sig. 475.
Fr. Cuvier und nach ihm einige andere Zoologen
haben den europaischen Siebenschlafer znm Repræsen-
tanten einer besonderen Gattung (Pinselschwanz, Gra-
phiurus) erhoben, die aber nur durch verhiilinistmastige
Kleinheit lind einfacheren Ban der Backenzahne unter-
schieden ist und streng genonnnen Hochstens fur klima-
tische Unterform der alten Gattung Siebenschlafer an-
gesehen werden kann. Dieses nur in Sudafrika und dort
nicht einmal Hausig vorkommende Thier hat die Groste
des Gartenschlafers, einen dichtwolligen, weichen, oben
dunkelgraubraunen, unten weihen Pelz und gleichlang be-
Haarten, runden Schwanz. Durch die Augen uud bis zu
den Ohren lauft eine breite, schwarzbraune Binde. Ueber
Sitten und Aufenthalt fehlt es an Nachrichten.
Dritte Familie.
Springer.
Vil. Springmaus. (Dipus.)
Gatttungscharakter: Obere Nagezahne mit
tiefer Langsfurche; Backenzahne jederseits vben 3—-4,
nuten 3, mit Schmelz bedeckte Hockerzahne (Gebist Fig.
476.). Vorderfuhe ungemein kurz, funfzehig, Hinter-
fuste ausnehmend lang, dreizehig. Schwanz sehr lang,
an der Spitze mit einer Fahne.
1. Die Igyptische Springmaus. (Dipus aegyptiaeus.) Fig. 477 —479.
Die dritte Familie der Nager ahnelt der Gattung
der Kanguru's durch die sonderbaren Verhaltniffe der
Glieder zu einauder und erhalt durch dieselben ein Hochst
eigenthumliches, man mochte sagen, vogelartiges Ansehen.
Die vier zu ihr gehoreuden Gattungen sind zwar in
eben so vielen Welttheilen zu Haus, altein sie kommen
alle durch Befahigung zuui Springen uberein und be-
wohnen daher nicmals die Walder, sondern offene
Ebenen, Steppen oder Sandwuften, uber die sie in uu-
glaublich weiten Satzen, fast mit der Schnelligkeit der
am Boden streifenden Vogel, hinschiesten. Mit den
letzteren haben sie auch anatomische Aehnlichkeiten; bei
den eigentlicheit Springmausen besteht der erstaunlich
tange Mittetfust nicht aus mehreren, der Zahl der Zehen
entsprechenden Kuochen, sondern genau so wie am Vogel
aus einem einzigen, auf dessen vorderem Ende die drei
Zehen eingelenkt sind. Wo vier oder funf Zehen vor-
Handen sind, stehen die austeren nie auf einer Ebene
mit den mittleren drei, die allein den Boden beruhren.
An ausgewachsenen Jndividuen sind die Rohreuknochen
hohl und marklos, daher sprode und Hart wie bei
Vogeln. In atten Gattungeu der Familie dienen die
vorderen Glieder ungeachtet ihrer austerordentlichen Kurze
als Bcwegungswerkzeuge, austerdem auch zum Ergrei-
fen der Nahrung oder vielmehr znm Aufgraben des
Bodens, sind funfzehig und, mit Ausschlust des Dau-
mens, welcher bisweilen einen Kuppennagel tragt, mit
scharfen Kratlen versehen. Der Schwanz vernlehrt un-
verkennbar das Springvermogen, indem er, wie bei
Kanguru's, den Korper elastisch fortschnetlt und mittelst
der breiten endstandigen Fahne densetben titt Augenblicke
des Fluges steuert.
Die agyptische Springmaus bevolkert die durrsten
und Heistestcn Orte in den Wusten des nordlichen Afrika,
Syriens und Arabiens, lebt gesellig, grabt 5ur Wohnung
fur sich und ihre Jungen lange Gange in den Sand-
Hugely oder ituter morschen, uralten Ruinen und be-
dient sich zu diesem Zwecke, nach Sonnini's Berichte,
nolhigenfatts ihrer eben so Harten als starten Nage-
zahne, welchen weder das Harteste Holz, noch selbst
dunne Sandsteinschichten Widerstand teisten tonnen.
Alle Reisende schildern diese Thicre als ungemein scheu
und furchtsam, sprechcn aber mit Verwunderung von
ihrer Schnelligkeit wahrend der Flucht, vie sie ergreifen,
sobald ihnen der Ruckzug zu deu Bauen, in welche sie
bei dem geringsten Gerausch schtiipfen, abgeschnitten
wird. Der heste Windhund hat Muhe, sie einzuhoten,
wenn sie einmal in Bewegung sind. Der Sprung selbst
geht naturlich von den Hinterfusten aus, deten Ober-
schenkel mit sehr entwickelten Muskeln versehen sind,
wird aber theils durch die austeren Korperverhaltnisse,
theils durch die mehr oder weniger vollstandige Ver-
wachsung der Halswirbel unterstutzt, die dem Kopfe eine
starre Steltung giebt. Wahrend des Sprunges liegen
die Vorderglieder an der Brust, bilden aber im Nieder-
fallen auf den Boden eine Stutze. Die Schnelligkeit,
mit welcher die aufrechte Stellung wieder erlangt und
cut neuer Sprung ausgefuhrt wird, ist ubrigens so
grost, dast dem Beobachter der augenblickliche Gebrauch
der Vorderglieder leicht entgeht und der alte Jrrthum
entstehen und sich erhalten konnte, dah die Springmause
nur auf die Hinterfuste in aufrechter Stellung nieder-
fielen und zur Fortbewegung die vorderen Fuste niemals
anwendeten. Die letztere wird ubrigens nicht allein
durch die Lange der Mittelfuhknochen, sondern auch ditrch
die Beschaffenheit der Zehen besordert. Lange, borsten-
artige Haare bedecken die ganze untere Seitc derselben
und vermehren, an den Seiten Hervorragend, ihre Flache,
geben auf tiefem Flugsande dem Tritte Festigkeit und
Sicherheit und schutzen gegen die gluhende Hitze des
Wustenbodens. Aeltere Berichterstatter erklaren die
Springmause mit Unrecht fur voltige Nachtthiere; sie
spielen am Tage in der Nahe ihrer Hohleu und gefalten
sich vorzugsweis im Sonnenschein, der nuf den pstan-
zenlosen Wusten Nordafrika's um Mittag eine allett
anderen Thieren fast unertragliche Temperatur Hervor-
bringt. Ungestort sitzen sie wie Eichhorner aufrecht,
bedienen sich auch nach Art derselben ihrer Vorderglie-
der. Ihr Futter besteht in Wurzeln und Zwiebeln von
Liliengewachsen, die sie geschickt aufgraben, sonst auch
in Fruchten, Saamen und Blattern. Sie scheinen in
eine Art von periodischer Erstarrung zu verfallen, in-
dessen fehlen genaue Untersuchungen uber diesen dem
Winterschlafe nordischer Thiere ahnlichen Zustand.
Aegypter und Araber essen ihr schmackloses Fleisch und
fangen sie durch Verstopfung atter Zugange der Baue,
mit Ausnahme eines einzigen, der mit einem Netze
uberzogen wird. Wenige Thiere ertragen die Gefangen-
schaft mit eben so unverkennbarem Widerwilten als diese.
Sie verbergen sich sorgfaltig am Tage, sind des Nachts
um so rastloser, bleiben immer hochst misttrauisch, rei-
ben durch Ungeduld sich auf uud sterben in kurzer Zeit.
Die Farbung der beschriebenen Art ist oben gelblich
aschgrau, unten weist, die Schwanzquaste ist schwarz,
an der Spitze weist. Der Korper mistt 6—7 Zolt, der
Schwanz 7 — 8 Zolt.
Die schwarzbindige Springmaus (Fig. 480.
481.), die Shaw abbildele, die aber seitdem keinem
Zoologen wieder vorgekommen ist, kann nur als eine
in Farbung etwas abweichende Spielart der agyptischen
Species angesehen werden. — Die rauch fustige
Springmaus (Dipus hirtipes) Fig. 482., eine der
kleinsten ihrer Gattung, wurde von Ehrenberg und
Hemprich am obern Nil, zwischen Syene und Dongola
entdeckr und verhalt sich in Sitte und Lebeusweise wie
die verwandten Arten. Sie mistt bis zum Schwanze
5 Zotl, ist oben gelbgrau, dunkel gewellt und hat lange,
reinweiste Borsten an den Zehen. Ihr 8 Zolt langer
Schwanz endet in einen zweizeiligen Haarbuschel, der,
platt ausgebreitet, eine dunkle, pfeilformige Zeichnung
gewahren lastt.
VIII. Sandspringer. (Scirtetes.)
Gattungscharakter: Obere Nagezahne unge-
furcht; Backenzahne jederseits oben 4, unten 3 (Gebist
Fig. 483., c Oberkiefer, d Unterkiefer). Fuste funfzehig.
Gestalt der Springmause.
1. Der plattschwanzige Sandspringer. (Scirtetes platyurus.) Fig. 484.
Die Sandspringer sind zwar den Springmausen un-
gemein nahe verwandt, aber durch die angegebenen Kenn-
zéicl-eu als Gattung unterschieden, ubrigens auch mit
nur zwei Ausnahmen Bewohner der sudrussischen und
mittelasiatischen Steppen. Der Osteolog entdeckt zivi-
schen ven Schadeln betder Gattungen manche Unahu-
lichkeit, namentlich tritt die das Hororgan bergende Kno-
chenblase an den Springmausen im auffallendften Grade
Hervor, erscheint aber flach bei den Sandspringern, einer
an den von oben gesehenen Schadeln beidcr Gattungen
(Fig. 476 b 483 b) sich deutlich darlegende Verschieden-
Heit. Der von Eversmann in der bucharischen Steppen
unfern vom Aralsee entdeckte und hier abgebildete Sand-
springer hat zwei hoher stehende Afterzehen, keine Zcheu-
Horsten, platte Fahne am Schwanzende und ist oben
gelbgrau und schmutzig gran gefarbt. Die Lange des
Korpers betragt 4 Zoll, des Schwanzes 3 Zoll. ■—
Weit bekannier i ft seit Gmelin und Pallas der derselben
Gattung angehorende, in den Steppen Suvrustlands
und in Sibirien gemeine Alagtaga (Scirtetes Jacu-
lus), der, wie die Springmause, vielverzweigie und mit
mehreren Mundungen versehene Gange aushohlt, sich
hierdurch die Moglichkeit des Eutkommens stchert, den
langen Winter in voltiger Erstarrung verbringt nnd
nicht allein von Pflanzen, sondern auch von Jnsecten
und selbst von kleinen Vogeln sich nahrt. In sudlicheren
Gegenden ist der Alagdaga fruchtbarer als in nordlichen,
wird aber nirgends in solchen Schaaren angetroffen wie
die agyptische Springmaus, die er jedoch noch an Fluch-
tigkeit ubertrifft, indem selbst ein guter Reiter ihn einzu-
Holen nicht vermag. Man stellt ihm des wohlschmecken-
den Fleisches wegen eifrig nach und fangt ihn auf gleiche
Wtise wie die Araber ihre Springmaus. Sein Pelz ist
ungemein fein und weich, oben rothlich gelb, unten weist,
der an der Spitze flockige Schwanz schwarz nnd weist.
Der Korper mistt ,7 Zoll, der Schwanz 10 Zoll.
IX. Hlipfinans. (Meriones.)
Gattungscharakter: Obere Nagezahne mit tiefer
Langsfurche; Backenzahne jederseits oben 4, der vorderste
sehr klein, unten 3, alle auf der Kauftache mit unregel-
mahig gewundeucn Hockern von Schmelz versehen (Ge-
bih Fig. 485.). Vorderfuste kurz, vierzehig, Hinterfuste
sehr lang, funfzehig, mit warzenformigem Daumen.
Schwanz lang, ohne Endquaste.
1. Tie Lavrador-Hupsmaus. (Meriones labradoricus.) Fig. 486.
Aus sparsant vorhandenen Berichten geht soviel Her-
vor, dah die in Nordamerika allein heimischen drei Arten
von Hupfmaufen auf gleiche Art, mit derselben Kraft und
Schnelligkeit springen wie die Springmause der ostlichen
Halbkugel, sich vorzugsweis in dicht bebuschten Wiesen-
randern aufhalten und Hohlen ausgraben, in ivelchen sie
uberwintern, ohne Vorrathe einzutragen. Sie sind
furchtsam, mehr Nacht- als Tagthiere, ben Verfolgungen
der Eulen und anderer Raubthiere sehr ausgesetzt und
nahren sich nur von Vegetabilien. Die abgebildete Art
ist in Canada und von dort bis an den grohen Sclaven-
see sehr Hausig, oben braun, an den Seiteit gelblich, am
Bauche weih, hat einen langen, zugespitzten Kopf, abge-
rundete Ohren und einen 2y2 Zoll langen , mit Schup-
penringen umgebenen, sehr dunn behaarten Schwanz.
Die Lange des Korpers betragt 4 Zoll.
X. Springhaase. (Pedetes.)
Gattungscharakter: Nagezahne abgestutzt, unge-
furcht; Backenzahne allenthalben 4, aus zwei Blattern
zusammengesetzt (Gebih Fig.487.). Vorderfuhe vierzehig,
mit Grabekrallen, Hinterfuste funfzehig, mit breiten, Huf-
ahnlichen Nageln. Schwanz lang, dichibehaart.
1• Der capische Springhaase. (Pedetes cafler.) Fig. 488.
Der uber einen grohen Theil Sudafrika's verbreitete
Springhaase stellt bis jetzt die einzige Art einer hinsichi-
li ch ihrer systematischen Stellung noch etwas zweifel-
Haften Gattung dar, die iit Beziehmtg auf anhere Ge-
stalt und Lebensweife aber unverkennbare Verwandtschaft
mit den vorhergehenden Hat. Er grabt mit den Vorder-
fuhen, wirft dett Sand mit den Hinterfusten schnell und
geschickt hinter sich, sindet am Tage in diefen, stets in
leichtem Boden angelegten Bauen Sicherheit gegen die
zahlreichen Raubthiere feines Vaterlandes, kommt nur
des ylachts hervor, besucht dann Pstanzungen und