Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Uagethiere.
Snugethiere.
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einen Weg offnen, sind ytsaiitnten nnverkennbare Zeichen.
Ziemlich Wehrlos oder doch zur raschen Flucht unsåhig
und daher Verfolgungen ansgesetzt, verbergen sich die
Wuhlittause den Tag uber in ihren Gangen und Hohlen
und kommen nur des Nachts hervor, um ihre aus Saine-
reien, Knollenwurzeln, Zwiebeln, Baumrinden und viel-
leicht in feltenen Fallen aus Fleisch bestehende Nahrung
aufzusuchen. Die meisten der in diese Familie gehoren-
den Gattungen sind auslandisch und in Sudafrika und
Nordamerika vorzugsweis heimisch, indessen kommen
einzelne auch in Sudamerika und Asien vor. Europa
besitzt nur eine derselben und zwar allein in seinen ostlich-
sten Landem, Ungarn, Griechenland und dem sudlichen
Rusiland, die Gattung Blindmoll, von Welcher eine
der zwei bekannten Arten, der Zenini oder Slepez der
Russen vielleichi schon dem Aristoteles bekannt war, wenn
anders unter dem Aspalar desselben nicht der sudeuropai-
sche Maulwurf zu versiehen ist, dessen Augen von der
behaarten Korperhaut vollig uberzogen sind. Gleiches
sindet Statt bei dcin Blindmolle, der unter allen Sange-
thieren das kleinste, cinem Mohnkorne an Umsang glei-
chende Auge hat, allein in dem, ungeachtet des Mangels
an einem ausieren Ohre, scharfen Horsinne volle Entscha-
digung erhielt. Durch Lebensweise nahert er sich dem
Maulwurfe, grabt wie dieser unter Rasenplatzen, stosit
Erdhaufen empor, legt vielverzweigte Gange und weirere
Hohlen an, ist gesellig und bildet ganze Colonien. Seine
Nahrung besteht nur in Wurzeln, besonders denjenigen
einer Schirmpflanze (Chaerophyllum bulbosum), indessen
tragt er auch Getreide zum Wintervorrathe ein. Er be-
wegt sich schnell und stosiweis und eben so leicht vorwarts
als ruckwarts, vermag aber schneller yt graben als zu
laufen. Des Morgens sonnt er sich in Gesellschaft
seines Weibchens an der Mundung seines Baues, Hedt
bei dem geringsten Gerausch beit Kopf empor und nimmt
eine drohende Stellung an; angegriffen schnanbt er,
knirscht mit den Zahnen, vertheivigt sich entschlossen und
vermag schlimme Bisse zu versetzen. Die Zahl der Jun-
gen soll zwei betragen. Die Gestalt ist iut Grohen
diejenige des Maulwurfes, das Fell dicht und tveichbe-
Haart, rothlich gran. Aus dem Kopfe stehen drei weisi-
liche Flecken und an den Seiten desselben verlauft eine
mit steifem Haar besetzte Hautfalte. Die Lange des
Korpers betragt 8 Zoll, des Schwanzes a Linien.
XVIII. ^traubinotl. (Bathyergus.)
Gattungscharakter: Nagezahne weit vorstehend,
grosi, mit keilformiger Schneide, die oberen tief gefurcht;
Backenzahne uberalt 4, auf der Kaustache mit schleifen-
formigen Schmelzleisten versehen, (Gebisi Fig. 508.).
Augen offen. Fusie funszehig, die ausieren Zehen der
vorderen mit sehr langen Grabekrallen. Schwanz fehr
kurz, borstig.
1. Der Strandmoll. (Bathyergus maritimus.) Fig. 509.
Der Strandwols gleicht in der Lebensart dem Blind-
moll, lebt jedoch in Sudafrika, znmal in den sandigen
Kustengegenden, wo er stellenweis den Boden dergeftalt
untergrabt, dasi selbstdas Gehen beschwerlich wird, indeni
bie dunne Erbrinde unter dem Tritte des Menschen so-
gleich zusammenbricht. An Grosie uberlrisft er den
Hamster, wird bis 18 Zoll lang, hat ein weichcs, glanz-
loses, Hellgraues Fell, dicken, Walzenformigen Korper,
kurze, stammige Beine und 3 Zoll langen Schwanz.
Seine Zahne sind von gewaltiger Grosie und Starke;
der vordere Theil des Gaumens ist kurz behaart.
XIX. Kaminratte. (Ctenomys.)
Gattungscharakter: Nagezahne Hervorragend,
ungefurcht, mit breiter Schneide; Backenzahne uberall 4,
ablang, der vorderste am kleinsten, die folgenden an Grosie
zunehmend, mit platter Kaustache und ohne Schmelz-
leisten (Gebisi Fig. 510.). Fusie kurz, funszehig, die vor-
deren mit langen, zum Graben geschickten, die Hinteren
mit breiten Krallen.
1. Die magellanische Kammratle. (Ctenomys magellanicus.) Fig. 511.
Der um die Naturgeschichte der sudlichsten Spitze
Amerika's sehr verdiente englische Naturforscher Darwin
entdeckte an den Magalhaensstrasie einen Nager, den die
Eingeborenen Tucutuco nennen und welcher, mit zwei
brasilischen Arten die Gattung Kammratte ausmachend,
die Gestalt eines Hamsters, mit der Lebensart eines
Maulwurfes verbindet. Ergrabt wie dieser, unterminirt
ganze Flachen leichteren oder Halbsandigen Bodens, ist
des Nachts thatig, nahrt sich von Wurzeln und Hauft
Vorrathe auf. Am Tage kontint er felten auf die Ober-
stache, Verrath sich aber durch einen besondern grunzett-
den Laut, der, in regelinapigem Takt viermal hinter ein-
ander wiederholt, unter der Erde Hervorkont und den
mit der Thierwelt senes Landes unbekannten Frerndling
ausierordentlich uberrascht. Sein Gang ist langsam und
plump; er verntag nicht uber das geringste Hindernisi
zu springen und ist so dumm und unbeholfen, dasi er
ausierhalb seines Baues leicht ergriffen wird. In der
Gesangenschast murben die von Darwin erlangten Indi-
viduelt sehr bald zahut, hielten mit den Borderfusien
die Nahrung fest und schienen kein scharfes Gesicht yt
besttzen. Biele sollen vollig blind sein. Der Korper ist
walzenfhrmig, der Schwanz mittellang, weisilich, wenig
behaart, die Farbe gelblich grau; die 'Glieder sind kurz,
die Fuhsohlen nackt und kleine Ohremnuscheln vor-
Handen. Lin den Hinterzehen stehen steise Borsten. Die
Lange des Korpers betragt 9 Zoll, des Schwanzes 3 Zoll.
XX. Taschenratte. (Ascomys.)
Gattungscharakter: Nagezahne vorragend, mit
meihelsormiger Schneide, die oberen gefnrcht, die unteren
glatt. Backenzahne sederseits vbend, unten 4, oder uberall
4,wurzellos, fast drehrund, mit platter, in der Mitte vertief-
ter Krone, ohne Schmelzsalten (Fig. 512. Gebisi nach
Cuvier, Fig. 513. Gebisi nnd Schadel nach Richardson).
Fusie sohlengattgig, sunszehig, die vorderen mit grohen
Grabekrallen. Weite, nach ausiengeoffuete Backentaschen.
1. $ ic gemeine Tasch-nratic. (Ascomys bursarius.) Fig. 514.
Nach ausien geoffnete Backentaschen sind bis jetzt nur
bei zwei Nagethiergattungen gefnnden worden, die in
Nordamerika ziemlich artenreich, iut Ganzen noch eine
genauere Untersuchung bedurfen, und in zovlogischen
Sammlungen zu den Seltenheiten gehoren. Man Hat
lange Zeit an so besonderem Bau nicht recht glauben
wollen., yinuit nachdeni Shaw i. I. 1799 die erste und
lange Zeit einzige Abbildung (Fig. 515.) der eana-
dischen Taschenratte (Sandratte der Amerikaner) gegeben
hatte, auf welches das Thier zu beideit Seiten des Halses
grosie, geaderte Sacke tragt. Jedent Betrachter muhke
einfallen, das mit nnterirdischem Leben, mit Graben und
mit Kriechen in engen Gangen so verletzbare und unbe-
quente Anhangsel nicht vereinbar seieit, und daher zog
man die Eristenz des ThiereS selbst in Zweifel, von tvel-
cheitt dem uberhaupt nicht sehr gewissenhaften Shaw nur
eine schlechte, in Canada entworfene Zeichming vorge-
legen Hatte. Erst 1822 wtirde dieses Thier von Lichten-
steitt genan nntersiicht und abgebildet (Fig. 516.) und
sestgestellt, dah jetter hinter den Mundwinkeln liegettder
Behalter eine blosie Hautfalte, keineswegs aber mit der
dunneit Blase zu verwechselit sei, die, in die Mundhohle
geossnet, bei Hatnstern u. s. w. die eigentliche Backentasche
darstellt. Es lasit sich jette Hautfalte durchaus nicht nach
ausien untstulpen tind kattn also nicht, wie in der fehler-
Haften Abbildung Shaw's, als vollgestopster Betttel frei
herabhangen. Die Mundungen beider Taschen sind in
naturlicher Grosie unter Fig. 517 dargestellt. Mit Blu-
men, dem bevorztigien Fittier, mittels der Borderpsoten
angefullt, verandern fte die Umrisse des Kopfes itti attf-
falligsteli Grade tind dilden nach unten grosie Hervorra-
gtingen. Die eattadische Taschenratte hat die typische
Korpergestalt, die kurzen Glieder nnd Grabenagel der
Wuhlmause, ein oben braunrothes, an den Seiten gelb-
liches, am Batiche graties Fell, einen 9 Zoll tangen, dunn
behaarten Schwanz. Der Korper mipt 8 Zoll. Sie
gråtit tind stosit Erdhaufen aus wie ihre Verwandten,
koiitmi sehr selieit an die Oberstache und lebt von ver-
schiedenen Pflanzentheilen, Bluthen, Saanten ttitd Wttr-
zeltt. Aitdere Arten Hat man int Westen des Misstsippi
tind bis Kalisornien entdeckt. Wie wenig gesichtet die
Naturgeschichte der ganzen Gattung sei, geht aus den
Angaben uber ihre Lebensart hervor, denit nordanterika-
nische Zoologen haben von einigen Arten Nnbegreifliches
erzahlt, z. B. dasi sie den Sand aus ihren Gangen in
den Backentaschen sortschasfen nnd diese durch ttutstiilpting
entleeren; selbst uber die Zahl der Backenzahite ist man
noch nicht vollig iut Klaren und Hat daher diese mit
ausieren Taschen versehenen Nager in zivei Gattungen
getreitnt. Nach Fr. Cuvier (Fig. 512.) ist die Zahl
der oberen Backenzahne 4, nach Richardson (Fig. 513.)
ist sie 5, vielleichi ein Jrrihunt, enistaitden aus der ztoei-
lappigett Gestaltnitg des vorderstett dieser Zahne.
Zu denjenigen Nagern, deren Verwandtschasten noch
keineswegs feststehen, gehort auch ein von Clark nnd Le-
tvis am Colttinbiastitsse enidecktes tind Sewellel (Aplo-
dontia leporiua) benanntes Thier. Der dicke, wie bei
Katiittcheii gestaltete Korper, der grosie, in eine breite und
stnmpfe Nase endende Kops(Schadet 518 1) ttitd die kurzen
Fusie sind gleichformig dicht behaart. Backentaschen fehleit ;
die Ohrett sind ntenschenåhitlich, aber kurz, die Augett klein,
die Fusie fuiifzehig, die Krallen lang, znsamntengedruckt
(Fig. 518 ° Hinterfusi, 8 Sohle desselben, 7 Vorderftth).
Das Gebisi (518 21 4) besteht aus vorrageitden gesurchten
Nagezahtten, 5 oberen, 4 unteren Backenzahuen leder-
stils, die wurzellos, einsach, auf der Kaustache vertieft
ohne querlaufende Schmelzleisten fast prismatisch ge-
staltet sind (Fig. 518 5). Man weisi wenig uber dieses
Thier, welches indessen mit den Wnhlinåusen in der Le-
bensart ubereinstiiniitt ttitd durch Korperbilditng ihueit
mehr genåhert steht als anberen Familien der Etager.
Sech ste Familie.
Mause.
XXI, MauS. (Mus.)
Gattungscharakter: liniere Nagezahne mei-
Helsorntig zusammeitgedritckt, zngespitzt; Backenzahne
uberall 3, mit Schinelz uberzogen und mit stumpshocke-
riger Krone, der vordere groper (Gebisi Fig. 519.).
Vorderfupe vierzehig mit Daumenwarze, Hinterstthe
ftinfzehig, scharfkrallig. Schwanz mittellang oder sehr
lang mit Schuppenringen, felten Haarig.
Die an der Spitze stehende Gattung giebt ein Bild
der ganzen Familie, die bei grosiem Reichthuine an Arten
und einer uber den ganzen Erdkreis reichenden Berbrei-
tung, in vielen Beziehungen sich uberall gleich bleibt.
Die yt ihr gehorenben Thiere sind mit Ansnahnte von
zwei int Wasser lebenden (Sunipfratte ttttr Sumpsbiber)
selieit viel groper als eine Ratte, die Mehrzahl erreicht
nicht eintttal diese Grosie, und einige gehoren yt ben
kleinsten aller bekaiintett Saugethiere. Bei allen sind bie
Hinterglieber langer als bie vorbereit, bie Augen ttitb
Ohren tnehr ober minder grosi, die letzteren dunnbehaart.
Die Schnauze ist verlangert und zngespitzt, mit tangen
Bartborsten und tiesgespattener Obertippe versehen; die
Vorderzahne sind niehrentheits gelb gefårbt, die Backen-
zahne dettteit auf die Fahigkeit zur Eruahrung aus bei-
bett Reichen. Der Petz besteht aus feinent, bichten, ost
seibetiartig glanzenben Unterhaar ttitb langerent, jeboch
ttiemals stachtigen Gratittenhaar. Theils attt Batiche,
theits an ber Brust stehen 4 — 12 Zitzett, welchen bie
Fruchtbarkeit ber Weibchen entspricht, bie wenigstens
sechs Junge auf ein Mat wersen, unb int Lanse bes Jah-
res sichchrei- bis sechsmat fortp stanzen. Bei so rascher
Veriitehrung unb ber Sucht, auch nach Besriebigung bes
Hungers Alles zu gentagen, richten bie maufeartigen
Nager tnehr Schabeit an, als alle attbere, unb tonnen ttitt
so eher zur Laubplage toerben, als sie uteist ein nacht-
tiches Leben ftihren, sich ben Verfolgungen listig zu ent-
gehen tvissen ttitd uberhaupt Spitren einer in der ganzen