Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Jllustrirte
Naturgeschichte des Thierreichs.
Erste Classe.
Saugethiere.
Einleitung.
^Saugethiere sind warmblutige, lustathmenbe Wirbel-
thiere, welche (mit Ausnahme einer einzigen Familie)
entwickelte Junge gebaren und dieselben sangen. Diese
Definition reicht vollig aus, um Saugethiere von anderen
mit Knochengerust versehenen Geschopfen zu unterscheiden,
indeni die niederen Wirbelthiere sogenanntes kaltes Blut
Haben und zum grofien Theil (Fische) Wasser athmen, die
Bogel hingegen ihre Jungen im Zustande unentwickelter
Keime (Eier) gebaren. Es wfirbe Hinreichen, Saugethiere
als solche zu bezeichnen, beren Weibchen ohne Ausnahme
mit Milch absondernden Drusen versehen sind und durch
das Produet derselben ihre Jungen ernahren, Weil diese
Organisation in genau derselben Form und denselben
Zweck erfuckend im ganzen Thierreiche nicht weiter vor-
tommt, mag sie auch in feltenen Fallen durch Analoges,
aber im Wesentlichen ganz Verschiedenes ersetzt werden.
Saugethiere stehen an der Spitze der gesammten thierischen
Schopsung, benn sie sind in korperlicher und geistiger Be-
ziehung vollkommener als alle andere Thiere; in der er-
steren, weil sie, um einen mannichsaltigeren Berus erfullen
^und vielartige Lebensaufierungen geben zu tonnen, Organe
in grofierer Zahl und hoherer Entwickelung erhalten
Haben ; in der zweiten, weil sie nicht allein Jnstinct, sondern
nuch Jntelligenz besitzen. Instinkt, die besondere Kraft,
welche als unmittelbare Ursache die Thiere zum Handeln
treibt, vorzuglich aber die einfachste Seite der Selbster-
Haltung, das Geschaft der Emahrung angeht, die Hanb-
lungen endlich zu unfreiwilligen macht, besitzen alle Thiere
als solche, die Pfianze niemals; Jntelligenz hingegen, als
bie Fahigteit in einem gewifsen, allerdings beschrankten
Tirade zu resiectiren, wird zuerst bei Bogeln bemerkbar
und erreicht die vorgeschriebene Hochste Stufe allein bei
Saugethieren.
e Die grofiten Thiere der gegenwartigen Schopfung ge-
Horen dieser Classe an, benn nitter ben Walthieren kennt
man Arten, bie bis 100 Fus lang und (nach Scoresbh)
an 255,000 Pfund schwer werden. Anders verhielt sich
^leses in der Borwelt, indem aus den Trummern der zahl-
reichen untergegangenen Saugethiere sich nirgends aus
c>ne Grofie schliefien lafit, wie sie mehrere schlangenartige
Reptilien besessen habeu mussen. Den Ertremen der
Grofie stehen aber diejenigen der Kleinheit in derselben
Claffe entgegen; bie Giraffe wirb 18 Fufi hoch, bieZwerg-
maus kaum fiber zwei Zoll lang. Zwischen Beiben liegen
bie zahlreichsten Abstufungen. Nicht minber bietet bie
Gestalt grofie Mannichsaltigkeit, benn abgesehen von ge-
Wohnlicheren Verschiebenheiten, finbet man hier neben ben
normalen Umrissen bes Horizontalen b. h. aus vier Fufien
einhergehenben Lanbsaugethieres noch bie vogelahnliche
Bilbung in ben Hanbstfiglern, bie fischformige in ben Wa-
len. Der Korper ist in ben meisten Fallen mit Haar be-
kleibet, welches je nach seiner Beschaffenheit Grannenhaar,
b. H. lang unb meist gerabe, nie mit anberem Haar znsam-
mengekrauselt ist, ober im Gegentheile Wolle genannt
wirb, Haufig zur Borste sich umgestaltet, seltener zum Sta-
chel wirb unb keinem Saugethiere vollig fehlt. Aus ber
bicken borkigen Haut bes Rhinoceros stehen minbestens
einzelne Borsten, in ben Panzern unb Schuppen ber son-
berbaren Armabille unb Manis weist genauere Untersu-
chung ben Ursprung aus zusammengeleimten Borsten nach,
unb unter ber anfierlich glatten Haut ber Wale hat man
Hin unb wieber bas unentwickelt gebliebeue Haar entbeckt.
Der Name Haarthiere ist baher fur bie Geschopfe
ber ersten Classe sehr bezeichnenb unb bilbet ben Gegensatz
zu ber Benennung Feberthiere fur bie Bogel. In Hinstcht
ber Buntheit unb Schone ber Farbung lassen beibe Ab-
theilungen eine Vergleichung nicht zu, benn auffallige unb
grelle Farben, roth, blau ober Hochgelb werben nur an
unbehaarten Korpertheilen gewisser, unter anberen Bezie-
Hungen sehr Hafilicher Affen bemerkt. Nur an wenigen
Saugethieren ist bie Farbung einzélner Korpertheile so ab-
stechenb, wie am Hyanenhunbe (Canis pictus) unb an einigen
Fuchsen unb Nagern, vielmehr ist sie gemeiniglich sehr
einfach ober, wie ber Kunstausbruck lautet, verwaschen,
was baburch entsteht, batz jebes einzelne Grannenhaar in
abwechseluben Ringen heller unb bunkler gefarbt ist.
Klima unb Jahreszeit, vorzuglich aber kunstliche Einwir-
kung bes Menschen bringen theils periobische, theils fest-
stehenbe Abanberungen in ber Beschaffenheit bes Haares
Hervor, welches sonach als unbestanbiger in seinem
aufieren Berhalten sich erweist als irgenb ein anberer
Korpertheil. Die Buntheit unserer Hausthiere unb bie
spannenlange Wolle bes Merinoschafes liefern Bei-
spiele.
Das Knochengerust ber Saugethiere entspricht Hinsicht-
lich seiner Hauptsachlichen Theile bem in ber allgemeinen
Einleitung besprochenen Skelette ber Wirbelthiere, anbert
aber im Einzelnen in bem Berhaltnisse ab, als bie Hori-
zontale Stellung ber viersufiige Gang, bie Luftathulung
unb selbst bie Art ber Fortpstanzung Mobificationen erhei-
schen. Die Wirbel, aus beren Zusammensetzung bie
eigentliche Grunblage bes ganzen Gebaubes, bie Wirbel-
saule entsteht, sinb je nach ben Gattungen von wechselnber
Zahl, boch niemals bie Ertreme so erreichenb wie bei Rep-
tilien, inbem ber Korperbau ber Saugethiere allezeit ein
gebrungener bleibt. Den grofiten Abstufungen ist bie
Zahl ber Wirbel bes Schwanzes unterworfen, ber fibri-
gens nur wenigen ganz fehlt. Halswirbel sinb bei ber
Giraffe sowohl wie ber kurzhalsigen Maus nie mehr als
steben vorhanben, benn aus Jrrthume beruhte es, wenn
man ben Faulthieren lange Zeit neun solcher Wirbel zu-
schrieb. Die Zahl ber Glieber, welchebei ben Lanbsauge-
thierenbie einzigen Bewegungsorgane sinb, bei Walenburch
ben Schwanz vertreteu werben, ist niemals mehr als vier,
zwei bei ben im Berhaltnisse zahlenarmen fischsormigen.
Die Bilbung bieser Organe ist eben so mannichfach als
bie Lebensweise ber einzelnen Gattungen; bie Erwagung
ihrer Beziehungen zu bem Geschaft ber Selbsterhaltung
ist baher nicht minber lehrreich als interessant, wfirbe
aber an biesem Orte bas Eingehen in viel zu zahlreiche
Einzelnheiten verlangen, bie zweckmafiiger in ber Einlei-
tung zu jeber Orbnung erortert werben. Es mag baher
genugen, bes Unterschiebes zu gebenken, ber im Baue ber
Glieber stattfinbet, je nachbem sie einfach bestimmt sinb
ben Korper zu tragen unb fortzubewegen ober auch anbere
Dienste zu leisten. Im erstereu Falle Werben bie vorberen
nicht burch Schlusselbeine von einanber gehalten, bie man
als Wiberlageu ansehen nurfi, ohne welche bas kraftige
Einwartsbeugen bes Oberarmes nicht wohl moglich sein
wfirbe; es fehlt baher bieses Knochenpaar allen Sauge-
thieren, bie niebriger als bie ersten Familien ber reihenben
Raubthiere stehen. Da bie Fahigkeit bes Unterarmes
unb Unterschenkels sich um bie eigene Are mehr ober weni-
ger Herumzubrehen (Rotation) mit festem Gange unver-
traglich ist, so wirb jene bei Saugethieren, welche sich ber
Glieber allein zur Fortbewegung bebienen, baburch be-
schrankt ober vollig aufgehoben, bah ber Speichenknochen,
welcher jene Drehung vermittelt, entweber ganz fehlt ober
nur burch einen kurzen Ansatz angebeutet ist, sonach Un-
terarm unb Untersufi nicht aus zwei parallelen, sonbern
nur aus einem Knochen (z. B. Reh) besteht. Aus glei-
chem Gruube werben bie langen tiesgespaltenen Zehen
immer kurzer, verlieren an Zahl unb erscheinen enblich,
nach Aufien burch gemeinsamen Huf umkleibet, wie ein-
fache, bieten aber bafur bem Korper eine breitere unb mehr
sichere Grunblage. Wo aber ben Gliebern eine zweite