Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Ilagethiere.
S'augethiere.
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nasse. Jahre sind der Walkmans eben so wenig zutraglich
als uberhaupt den grabenden Liagern. In gewohnlidten
Jahren Halt sie sich mehr in Waldern als auf freiem
Felde auf, besucht aber des Nachts Parten und Pslan-
zungen, zeruagt die Rinde junger Dattmsttzlinge oder
frisil ihre Blattknospen, grabt neu gesaete Eicheln, Erb-
sen und Bohnen auf und beisit den zarten Keim ab. Da
sie Wintervorrathe eintragt, so schadet sie fast noch mehr
durch Verschleppen und Aufwuhlen, als durch Gefrahig-
keit. In Jahren, wo sie sich auherordentlich vermehrt,
verlaht sie die an Nahrung armeren Walder, verbreitet
sich in Schaaren uber die Felder, zerknickt durch Hinauf-
springen die Halme und zerftort weit niehr Getraide
als sie zur eigenen Erhaltung Ledars. Nach der Ernte
zieht das Heer von dannen, wird aber aus diesen Wan-
derungen durch zahlreiche Feinde bei Tag und Nacht ver-
solgt und sehr vermindert. Nach Lalhani ist die kurz-
Hhrige Eule (Strix brachyotus) ihr naturlicher und
furchtbarster Gegner. In gewissen Gegenden Englands
Hat man bemerkt, dah die Ankunft der verderblichen
Waldmause das Signal fur jene dort nicht gemeine Eule
war, sich in grohen Zahlen einzufinden und gemeinsame
IJagden anzustellen, die fast zur Ausrottung der Mause
fuhrten. Tritt Nahrungsmangel ein, so sollen die letzleren
auch Heine Nestvogel anfallen und sogar sich gegensei-
tig auffressen. Sie schwimmen geschickt und laffen sich
durch Heinere Fluffe in ihren Wanderungen nicht auf-
Halten, werden aber dabei Hechten und Barschen zur
Beute. Buffon wollte in ihrer periodisch gesteigerlen
Fruchtbarkeit nichts Ungewohnliches erkennen, und leitete
die Vermehrung einzig aus der Menge der bei jedem
Wurfe geborenen Jungen ab, die er auf 10—12 schatzte.
Jiidessen ist diest Zahl jedenfalls zu grosi, indem das
Weibchen nur 6 Zitzen hat und zwischen der Zahl der
Nachkvmmmen und der Ernahrungsorgane ein Wechstl-
verhaltnisi herrscht, und ausierdem muhte dann jene un-
gewohnliche Vermehrung stels dieselde fein, statt nur
periodisch eiuzutrelen. Das Weibchen legt fur sich und
die Jungen ein Nest an, welches aus einer flachen mit
Moos gesutterten Hohle besteht und wirft in gewohn-
lichen Jahren zweimal in jedem Sonuner. liebrigens
lassen sich die Waldmause trotz ihrer naturlichen Furcht-
samkeit zahmeti und sind frei von dem unangenehmen,
den ubrigen Maustn anhangenden Geruche.
6. Tie Zwergmaus. (Mus minutus.) Fig. 526. 527.
Die Zwergmaus scheint sehr weit verbreitet zu fein,
ist aber an vielen Orten bisher ubersehen und nur
in neueren Zeiten aufgefunden worden. Nach Pallas
ist sie in den Birkenwaldern Ruhlands nnd Sibiriens
sehr geniein und vom Oby bis nit die Wolga verbrei-
tet, nach Boie wird sie in Schleswig und Holstein
aller Orten angetrossen, und englische Zoologen Haben
nachgewiesen, dah sie, obgleich lange ubersehen, in den
meisten Gegenden Englands vorkomme. Auch im mitt-
leren Deutschland fehlt sie nicht, scheint aber nirgends
sehr Haufig zu stin und die ostlichen Provinzen, wie
Schlesien und die Lausitz, im Vorzuge zu bewohnen.
Sie stellt eines der kleinsten aller Saugethiere dar, wird
nur 2% Zost lang, wiegt ohngefahr ein halbes Queiti-
chen, ist oben rostroth, unten weih und hal kurze, ab-
gerundete Ohren, einen Schwanz von Halber Leibes-
lange und glanzend schwarze, lebhafte Augen. In
Hanser wagt sie nie einzudringen, wird aber mit den
Korilgarben haufig in die Scheuern gebracht und be-
wohnt bebuschte Feldraine oder, im Sommer, die Ge-
traidefelder selbst. Vor allen verwandten Nagern zeich-
net sie sich durch Kunst im Bau eines fast kugelrunden
Nestes aus, welches, nur fur die Jungen bestimmt
und eben groh genug, um 7— 8 derselben uufzuneh-
men, zwischen den Kornhalmen ausgehangt wird, aus
kunstlich verwebten Rispen und zerschlitzten Blattern
groherer Grasarten besteht und eine seitliche, uberaus
kleine Oeffnung hat, welche das Weibchen sorgfaltig
verschlieht, sobald es die Jungen fur einige Zeit ver-
der Analogie nach zu schliehen haben, dah die Maus zu
kelner Zeit ein ganz selbststandiges Geschopf gewesen
fei, sondern ihr Leben von denjenigen groherer Thiere
abhangig gemacht, unbemerkt oder unverfolgt mit ihnen
denselben Ban bewohnt und von den Nahrungsresteti,
die jene ubrig gelassen, fid) genShrt, uberhaupt also vom
Anbeginn au die Rolle eines furchtsamen und leicht
ubersehenen Parasiten gespielt habe. HeutigeS Tages
erscheint die Maus freilich nur in Gesellschaft deS
Menschen und ist, obwohl ursprunglich ein europaisches
Thier, jenem bis in die entferntesten Erdwinkel gesolgt.
Meist aller Orten in grosien Zahlen vorkommend, ist sie
dennoch kein eigentlich geselliges Thier, indem fede fur
sich und allein lebt, ausgenommen in der Paarungszeit.
Jede Art menschlicher Nahrung ist anch ihr genehm;
obgleich nicht so gestahig wie die Ratten, wird sie theils
durch grosiere Naschhaftigkeit und Lusterttheit, theils
durch die Sucht muthwistigen und zwecklosen Zernagens
fast eben so beschwerlich als diese. Jhre Vermehrung ist
um so schneller, da die Tragezeit nur 22 — 24 Tage
begreist, bei jedem Wurfe 4—6 Junge fallen, dieser
Act im Lanse eines Sommers funf bis fechs Male wie-
derholt wird und die Jungen, die schon nach 14 Tagen
fur sich selbst sorgen, mit dem Alter von 4 Monaten zur
Fortpflanzung fahig werden. In Lebensweise ist sie
mehr nachiliches als Tagthier, scheint auch im Dunkeln
befser zu sehen und mag durch diefe Eigenfchaft wohl oft
ihren zahlreichen Feinden entkommen, uliter welchen
der scheinbar plumpe und ungesuge Jgel ihr nicht weni-
ger gefahrlich ist als die Katze. Bekanntlich ist die
Albinobildung keine Seltenheit unter den Maustn im
sreien Zustande. Bon dergleichen Jndividuen, die in der
Gefangenschast sich fortpstanzen, stammen die weisien
Mause (Fig. 523.), die, hin und wieder als Zimmerthiere
beliebt, sehr zahm und 5—6 Jahre alt werden, wie alle
Aldino's aber gegen die Kalte nicht minder empfindlich
sind als gegen das Licht.
4. Die Brandmaus. (Mus agrarius.) Fig. 524.
Die Brandniaus gehort im wcstlichen Deutschland
zu den Seltenheiten, kommi zwar in den ostlichen Pro-
vinzen zahlreicher vor, ist aber vorzugsweis auf den
weiten Ebenen Rusilands heimisch, wo sie, nach Pallas'
Berichte, zumal die Birkeiiwalder bewohnt, im Sommer
Streifzuge auf die Komfelder unternimmt und deni noch
auf den Halmen stehenden Getraide ansthulicheti Scha-
den znfugt, in manchen Jahren aber den Vorrathen in
die Scheuern solgt und dort, ungesehen und unvertilgbar,
die grohten Verwustungen anrichtet. In Thuringen be-
sucht sie im Vorzuge die Erbsenfelder, bezieht im Winter
ebenfalls die scheuern, wird aber nirgends sehr schad-
lich. Durch Lebensweise, Aufenthalt unter dem Boden
und Fruchtbarkeit gleicht sie den ubrigen Maustn. Sie
ist von der Grosie der Hausmaus, ledhaft rostbraun,
entlang dem Rucken mit dunklerem Streifen gezeichnet,
und Hat einen drei Viertel der Korperlange gleichkom-
menden, mit I20 Schuppenringen uingebenen Schwanz.
5. Die SBalbmnitS, (Mus sylvaticus.) Fig. 525.
Die geographische Derbreitung der Waldmaus ist
mindestens in Europa faft eben so grosi, als diefenige
der Hausmaus, und daher leidet durch sie abwechstlud
der Landmann Italiens mit demjenigen Schwedens.
Sie gehdrt zu jenen schon mehrfach erwahnten Thieren,
die in gewissen Jahren auf einmal in unsaglicher Menge
erscheinen, mit Gier uber die Fruchtfelder herfallen, durch
die thatigste Verfolgung an Zahl nicht vermindert wer-
den konnen und durch keine Vorkehrung abzuhalten
sind. Welche Umstande jene ausiergewohnliche Frucht-
barkeit Hervorbringen, ist noch unttforscht; zum Gluckdes
Landmannes tritt sie nicht alle Jahr oder in ganz kurzen
Zwischenraumen hervor, bindet sich ubrigens nicht an
die sieben- oder neunjahrigen Perioden, an welche Manche
fest glauben. Kann man irgend ein ausieres Moment
mit jener Erscheinung in Verbindung bringen, so wird
allein anhaltende Trockenheit ast solches gelten konnen;
laht. Den Winter verbringl die Zwergmaus in Lochern
unter der Erde; ob sie da in tiefen Schlaf verfalle
oder ob sie Wintervorrathe eintrage, ist noch nngewih.
In England wist man entdeckt haben, dah fie keines-
wegs allein kornerfressttid sti, sondern gern Jnsecten ver-
zehre und in der Gefangenschast ihre sonstige Schen so
weit ablege, um eine summende Fliege aus der darbieten-
den Hand zu nehmen. Der kurze Schwanz sost ein
vollkommenes Greiforgan darstesten und bei dem Erklet-
tern der Drahte deS Kafigs in bestandiger Thatigkeit
fein. Sie wird ziemlich zahm, faht die Korner mit den
Vorderpfoten, glattet mit diesen ihren feinen Pelz und
schlaft, indem sie sich gitr Kugel zusammenrostt.
Die Gattung der Mause i ft in manchen Beziehungen
fur den Zoologen eine der schwierigsten in der Claffe
der Saugethiere. Sie ist an sich schon sehr umfanglich,
denn, nach Abtrennung vieler Llrten, die toegen des
etwas adtoeichenden Zahnbaues in besondere Gattungen
vereinigt toorden sind, bleiben immer noch gegen andert-
halb Hundert Species, die nur in der Gattung der
Mause im strengen Sinne untergebracht toerden konnen.
Auherdem besitzen diest Species ein so grohes Fantilien-
ansehen und kommen, trotz sehr toeit entlegener Heittta-
then und bemerklicher lluterschiede in Grohe und Tracht
doch in asten, zur Diagnose wesentlichen Kennzeichen ost
so uberein, dah ihre Unterscheidung und das sogenannte
Bestimmen durch Buchern die grohten Schtoierigkeiten
darbietet und in vielen Fallen nicht bis zur Vostkommenen
Sicherheit getrieben toerden kann. Von den sehr zahlrei-
chen anslandischett Arten, beren Verzeichnih alljahrlich
wachst, da jeder Erdentoinkel, sogar das Feuerland und
die Jnsel Ascension, noch unbeschriebene dargeboten
haben, ist in der Regel nichts toeiter verzeichnet als Far-
bung, Maahe u. s. to., die Lebensgeschichte aber unbe-
kannt. Wir begnugen uns daher, aus dieser grohen Zahl
nur ztoei abzubilden, indem die trockene Beschreibung
von Arten nur dem Zoologen von Fach interessant fein
kann. Die Streifenmaus aus der Berberei
(Fig. 528.) i ft oben braun und mit 9—10 weisien Streifen
gezeichnet, hat an den Vorderfuhen nur drei Zehen, einen
dunnen, dem viertehalb Zost langen Korper gleichkom-
menden Schwanz. Sie-ist in den Umgebungen Algiers
keineswegs felten und heiht im Arabischen Phar Azeph,
Biaus der Zwergpalme, weil fte vorzuglich im Schutze
dieser Pflanze, welche weite Strecken durrett Landes itber-
zieht, sich aufhalt. Afrika scheint vorzugsweis da-
Land der bunigestreistett Mause zu fein, denn sowohl
Aegypten als das Cap d. g. Hoffttuttg besitzen folche.
Darwin's Maus (Fig. 529.) lebt auf dem trockenen
und steinigett Boden des nordlichen Chile; ihr Pelz be-
steht oben aus verniengten zimnietbraunen und schwarz-
licheit Haaren, sonst ist der Kopf graulich, die Unter-
feite weih. Backen und Korperstiten sind fahlgelb. Sie
misit ohne den 5 Zost langen Schwanz einett Halben
Fusi.
XXII. Hamster. (Cricetus.)
Gattungscha,rakker: Obere Nagezahne nteihel-
fortnig, nittere auf der Schneide ziisammengedruckt und
fpitzig. Backenzahne uberall 5, der vorderfie groher als
die ubrigen, fo^ mit Schmelz uberzogen und mit stumpf-
hockeriger Kauflache ^vih Fig. 530.). Fusie ziemlich
gleichlang, Gangfuhe, die ti orStr.-n vierzehig mit Datt-
mettwarze, die Hinteren funfzehig. Weite Bauenlaschen.
1. Der enropaische Hamster. (Cricetus vulgaris.) Fig. 531.
Die Natur entwickelt einen grohen Reichthum 3«
Hilfsmitteln in allen Fasten, wo Jnstitict die mangeln ^e
geistige Befahigung und Urtheilskraft vertret-" f-'r
Sie erfullt avf diestni Wege sthr beschrankte T
der Fahigkeit und dem unabweislichen Trieb
lungen, die selbst der verstandige Mensch n'
wurde, mit groherer Sicherheit und Zweckt
ztiftthren. Jettetn, nach wenigen Richtut
tigen Jnstincte stehett gewohnlich nur sch
dettttvch aber vollig ausreichettde Organ,
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