ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Ilagethiere. S'augethiere. 139 nasse. Jahre sind der Walkmans eben so wenig zutraglich als uberhaupt den grabenden Liagern. In gewohnlidten Jahren Halt sie sich mehr in Waldern als auf freiem Felde auf, besucht aber des Nachts Parten und Pslan- zungen, zeruagt die Rinde junger Dattmsttzlinge oder frisil ihre Blattknospen, grabt neu gesaete Eicheln, Erb- sen und Bohnen auf und beisit den zarten Keim ab. Da sie Wintervorrathe eintragt, so schadet sie fast noch mehr durch Verschleppen und Aufwuhlen, als durch Gefrahig- keit. In Jahren, wo sie sich auherordentlich vermehrt, verlaht sie die an Nahrung armeren Walder, verbreitet sich in Schaaren uber die Felder, zerknickt durch Hinauf- springen die Halme und zerftort weit niehr Getraide als sie zur eigenen Erhaltung Ledars. Nach der Ernte zieht das Heer von dannen, wird aber aus diesen Wan- derungen durch zahlreiche Feinde bei Tag und Nacht ver- solgt und sehr vermindert. Nach Lalhani ist die kurz- Hhrige Eule (Strix brachyotus) ihr naturlicher und furchtbarster Gegner. In gewissen Gegenden Englands Hat man bemerkt, dah die Ankunft der verderblichen Waldmause das Signal fur jene dort nicht gemeine Eule war, sich in grohen Zahlen einzufinden und gemeinsame IJagden anzustellen, die fast zur Ausrottung der Mause fuhrten. Tritt Nahrungsmangel ein, so sollen die letzleren auch Heine Nestvogel anfallen und sogar sich gegensei- tig auffressen. Sie schwimmen geschickt und laffen sich durch Heinere Fluffe in ihren Wanderungen nicht auf- Halten, werden aber dabei Hechten und Barschen zur Beute. Buffon wollte in ihrer periodisch gesteigerlen Fruchtbarkeit nichts Ungewohnliches erkennen, und leitete die Vermehrung einzig aus der Menge der bei jedem Wurfe geborenen Jungen ab, die er auf 10—12 schatzte. Jiidessen ist diest Zahl jedenfalls zu grosi, indem das Weibchen nur 6 Zitzen hat und zwischen der Zahl der Nachkvmmmen und der Ernahrungsorgane ein Wechstl- verhaltnisi herrscht, und ausierdem muhte dann jene un- gewohnliche Vermehrung stels dieselde fein, statt nur periodisch eiuzutrelen. Das Weibchen legt fur sich und die Jungen ein Nest an, welches aus einer flachen mit Moos gesutterten Hohle besteht und wirft in gewohn- lichen Jahren zweimal in jedem Sonuner. liebrigens lassen sich die Waldmause trotz ihrer naturlichen Furcht- samkeit zahmeti und sind frei von dem unangenehmen, den ubrigen Maustn anhangenden Geruche. 6. Tie Zwergmaus. (Mus minutus.) Fig. 526. 527. Die Zwergmaus scheint sehr weit verbreitet zu fein, ist aber an vielen Orten bisher ubersehen und nur in neueren Zeiten aufgefunden worden. Nach Pallas ist sie in den Birkenwaldern Ruhlands nnd Sibiriens sehr geniein und vom Oby bis nit die Wolga verbrei- tet, nach Boie wird sie in Schleswig und Holstein aller Orten angetrossen, und englische Zoologen Haben nachgewiesen, dah sie, obgleich lange ubersehen, in den meisten Gegenden Englands vorkomme. Auch im mitt- leren Deutschland fehlt sie nicht, scheint aber nirgends sehr Haufig zu stin und die ostlichen Provinzen, wie Schlesien und die Lausitz, im Vorzuge zu bewohnen. Sie stellt eines der kleinsten aller Saugethiere dar, wird nur 2% Zost lang, wiegt ohngefahr ein halbes Queiti- chen, ist oben rostroth, unten weih und hal kurze, ab- gerundete Ohren, einen Schwanz von Halber Leibes- lange und glanzend schwarze, lebhafte Augen. In Hanser wagt sie nie einzudringen, wird aber mit den Korilgarben haufig in die Scheuern gebracht und be- wohnt bebuschte Feldraine oder, im Sommer, die Ge- traidefelder selbst. Vor allen verwandten Nagern zeich- net sie sich durch Kunst im Bau eines fast kugelrunden Nestes aus, welches, nur fur die Jungen bestimmt und eben groh genug, um 7— 8 derselben uufzuneh- men, zwischen den Kornhalmen ausgehangt wird, aus kunstlich verwebten Rispen und zerschlitzten Blattern groherer Grasarten besteht und eine seitliche, uberaus kleine Oeffnung hat, welche das Weibchen sorgfaltig verschlieht, sobald es die Jungen fur einige Zeit ver- der Analogie nach zu schliehen haben, dah die Maus zu kelner Zeit ein ganz selbststandiges Geschopf gewesen fei, sondern ihr Leben von denjenigen groherer Thiere abhangig gemacht, unbemerkt oder unverfolgt mit ihnen denselben Ban bewohnt und von den Nahrungsresteti, die jene ubrig gelassen, fid) genShrt, uberhaupt also vom Anbeginn au die Rolle eines furchtsamen und leicht ubersehenen Parasiten gespielt habe. HeutigeS Tages erscheint die Maus freilich nur in Gesellschaft deS Menschen und ist, obwohl ursprunglich ein europaisches Thier, jenem bis in die entferntesten Erdwinkel gesolgt. Meist aller Orten in grosien Zahlen vorkommend, ist sie dennoch kein eigentlich geselliges Thier, indem fede fur sich und allein lebt, ausgenommen in der Paarungszeit. Jede Art menschlicher Nahrung ist anch ihr genehm; obgleich nicht so gestahig wie die Ratten, wird sie theils durch grosiere Naschhaftigkeit und Lusterttheit, theils durch die Sucht muthwistigen und zwecklosen Zernagens fast eben so beschwerlich als diese. Jhre Vermehrung ist um so schneller, da die Tragezeit nur 22 — 24 Tage begreist, bei jedem Wurfe 4—6 Junge fallen, dieser Act im Lanse eines Sommers funf bis fechs Male wie- derholt wird und die Jungen, die schon nach 14 Tagen fur sich selbst sorgen, mit dem Alter von 4 Monaten zur Fortpflanzung fahig werden. In Lebensweise ist sie mehr nachiliches als Tagthier, scheint auch im Dunkeln befser zu sehen und mag durch diefe Eigenfchaft wohl oft ihren zahlreichen Feinden entkommen, uliter welchen der scheinbar plumpe und ungesuge Jgel ihr nicht weni- ger gefahrlich ist als die Katze. Bekanntlich ist die Albinobildung keine Seltenheit unter den Maustn im sreien Zustande. Bon dergleichen Jndividuen, die in der Gefangenschast sich fortpstanzen, stammen die weisien Mause (Fig. 523.), die, hin und wieder als Zimmerthiere beliebt, sehr zahm und 5—6 Jahre alt werden, wie alle Aldino's aber gegen die Kalte nicht minder empfindlich sind als gegen das Licht. 4. Die Brandmaus. (Mus agrarius.) Fig. 524. Die Brandniaus gehort im wcstlichen Deutschland zu den Seltenheiten, kommi zwar in den ostlichen Pro- vinzen zahlreicher vor, ist aber vorzugsweis auf den weiten Ebenen Rusilands heimisch, wo sie, nach Pallas' Berichte, zumal die Birkeiiwalder bewohnt, im Sommer Streifzuge auf die Komfelder unternimmt und deni noch auf den Halmen stehenden Getraide ansthulicheti Scha- den znfugt, in manchen Jahren aber den Vorrathen in die Scheuern solgt und dort, ungesehen und unvertilgbar, die grohten Verwustungen anrichtet. In Thuringen be- sucht sie im Vorzuge die Erbsenfelder, bezieht im Winter ebenfalls die scheuern, wird aber nirgends sehr schad- lich. Durch Lebensweise, Aufenthalt unter dem Boden und Fruchtbarkeit gleicht sie den ubrigen Maustn. Sie ist von der Grosie der Hausmaus, ledhaft rostbraun, entlang dem Rucken mit dunklerem Streifen gezeichnet, und Hat einen drei Viertel der Korperlange gleichkom- menden, mit I20 Schuppenringen uingebenen Schwanz. 5. Die SBalbmnitS, (Mus sylvaticus.) Fig. 525. Die geographische Derbreitung der Waldmaus ist mindestens in Europa faft eben so grosi, als diefenige der Hausmaus, und daher leidet durch sie abwechstlud der Landmann Italiens mit demjenigen Schwedens. Sie gehdrt zu jenen schon mehrfach erwahnten Thieren, die in gewissen Jahren auf einmal in unsaglicher Menge erscheinen, mit Gier uber die Fruchtfelder herfallen, durch die thatigste Verfolgung an Zahl nicht vermindert wer- den konnen und durch keine Vorkehrung abzuhalten sind. Welche Umstande jene ausiergewohnliche Frucht- barkeit Hervorbringen, ist noch unttforscht; zum Gluckdes Landmannes tritt sie nicht alle Jahr oder in ganz kurzen Zwischenraumen hervor, bindet sich ubrigens nicht an die sieben- oder neunjahrigen Perioden, an welche Manche fest glauben. Kann man irgend ein ausieres Moment mit jener Erscheinung in Verbindung bringen, so wird allein anhaltende Trockenheit ast solches gelten konnen; laht. Den Winter verbringl die Zwergmaus in Lochern unter der Erde; ob sie da in tiefen Schlaf verfalle oder ob sie Wintervorrathe eintrage, ist noch nngewih. In England wist man entdeckt haben, dah fie keines- wegs allein kornerfressttid sti, sondern gern Jnsecten ver- zehre und in der Gefangenschast ihre sonstige Schen so weit ablege, um eine summende Fliege aus der darbieten- den Hand zu nehmen. Der kurze Schwanz sost ein vollkommenes Greiforgan darstesten und bei dem Erklet- tern der Drahte deS Kafigs in bestandiger Thatigkeit fein. Sie wird ziemlich zahm, faht die Korner mit den Vorderpfoten, glattet mit diesen ihren feinen Pelz und schlaft, indem sie sich gitr Kugel zusammenrostt. Die Gattung der Mause i ft in manchen Beziehungen fur den Zoologen eine der schwierigsten in der Claffe der Saugethiere. Sie ist an sich schon sehr umfanglich, denn, nach Abtrennung vieler Llrten, die toegen des etwas adtoeichenden Zahnbaues in besondere Gattungen vereinigt toorden sind, bleiben immer noch gegen andert- halb Hundert Species, die nur in der Gattung der Mause im strengen Sinne untergebracht toerden konnen. Auherdem besitzen diest Species ein so grohes Fantilien- ansehen und kommen, trotz sehr toeit entlegener Heittta- then und bemerklicher lluterschiede in Grohe und Tracht doch in asten, zur Diagnose wesentlichen Kennzeichen ost so uberein, dah ihre Unterscheidung und das sogenannte Bestimmen durch Buchern die grohten Schtoierigkeiten darbietet und in vielen Fallen nicht bis zur Vostkommenen Sicherheit getrieben toerden kann. Von den sehr zahlrei- chen anslandischett Arten, beren Verzeichnih alljahrlich wachst, da jeder Erdentoinkel, sogar das Feuerland und die Jnsel Ascension, noch unbeschriebene dargeboten haben, ist in der Regel nichts toeiter verzeichnet als Far- bung, Maahe u. s. to., die Lebensgeschichte aber unbe- kannt. Wir begnugen uns daher, aus dieser grohen Zahl nur ztoei abzubilden, indem die trockene Beschreibung von Arten nur dem Zoologen von Fach interessant fein kann. Die Streifenmaus aus der Berberei (Fig. 528.) i ft oben braun und mit 9—10 weisien Streifen gezeichnet, hat an den Vorderfuhen nur drei Zehen, einen dunnen, dem viertehalb Zost langen Korper gleichkom- menden Schwanz. Sie-ist in den Umgebungen Algiers keineswegs felten und heiht im Arabischen Phar Azeph, Biaus der Zwergpalme, weil fte vorzuglich im Schutze dieser Pflanze, welche weite Strecken durrett Landes itber- zieht, sich aufhalt. Afrika scheint vorzugsweis da- Land der bunigestreistett Mause zu fein, denn sowohl Aegypten als das Cap d. g. Hoffttuttg besitzen folche. Darwin's Maus (Fig. 529.) lebt auf dem trockenen und steinigett Boden des nordlichen Chile; ihr Pelz be- steht oben aus verniengten zimnietbraunen und schwarz- licheit Haaren, sonst ist der Kopf graulich, die Unter- feite weih. Backen und Korperstiten sind fahlgelb. Sie misit ohne den 5 Zost langen Schwanz einett Halben Fusi. XXII. Hamster. (Cricetus.) Gattungscha,rakker: Obere Nagezahne nteihel- fortnig, nittere auf der Schneide ziisammengedruckt und fpitzig. Backenzahne uberall 5, der vorderfie groher als die ubrigen, fo^ mit Schmelz uberzogen und mit stumpf- hockeriger Kauflache ^vih Fig. 530.). Fusie ziemlich gleichlang, Gangfuhe, die ti orStr.-n vierzehig mit Datt- mettwarze, die Hinteren funfzehig. Weite Bauenlaschen. 1. Der enropaische Hamster. (Cricetus vulgaris.) Fig. 531. Die Natur entwickelt einen grohen Reichthum 3« Hilfsmitteln in allen Fasten, wo Jnstitict die mangeln ^e geistige Befahigung und Urtheilskraft vertret-" f-'r Sie erfullt avf diestni Wege sthr beschrankte T der Fahigkeit und dem unabweislichen Trieb lungen, die selbst der verstandige Mensch n' wurde, mit groherer Sicherheit und Zweckt ztiftthren. Jettetn, nach wenigen Richtut tigen Jnstincte stehett gewohnlich nur sch dettttvch aber vollig ausreichettde Organ, 18