ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
142 Snugethicre. Sechste Vrdnung. zu Gebote. Wird hiermil Alles erlangt, was deis Thier zur Selbsterhaltung und zur Erhaltuiig seiner Art in der Nachkommenschaft tebarf, so steht dennoch Jnstincl ties unter Jntelligenz. Jener kann nur in bestimmten Gran-, ^en thatig sein, verliert alle Anwenddarkeit, menn Um- stande eintreten, auf welche er nicht eingerichtet ist; diese degreift Alles, papt sich allen Zeiten und Verhaltnissen an und regelt die Handlungen nach Umstanden. Der Hamster bietet ein merktourbiges Beispiel von gesteiger- tem Jnstinct bei sehr geringer Jntelligenz, denn unfahig zur Beurtheilung der Zukunst, gehorcht er dem dunkeln Eorgesuhle des Kommenben und sorgt sur den langen Winter mit einem Fleihe und einer Vorsicht, die ihn von je beruhmt gemacht Halen. Weiter reicht aber diest Befahigung nicht, denn in jeder andern Beziehung ver- dient der Hamster den Namen eines Hochst Leschrankten, autzeren Verhaltnissen willenlos unterworfenen Ge- schopsts, melches in der Gesangenschaft sich an Alles ge- gewohnt, was es steht und hort und niemals die Person, die ihn jahrelang futtert, von einer anderen unteycheiden leriit, oder durch Dankbarkeit auszeichnet. In Verbin- dnng mit jenem Vorherrschen des Jnstinctes steht bei sehr vielen Thieren, znmal deutlich bei dem Hamster, eine Wildheit und Grimmigkeit, die dem verhaltnihmåhig klei- nen und schwachen Korper nicht angemessen ist. Tressen ein Paar dieser Thiere auf einander, so entspinnt sich ein - erbitterter Kamps und der Sieger frihi den unterliegenden Gegner auf. Der Hamster greist in blinder Wuth sedes ihm zufallig begegnende, wenn anch ungleich grovere Thier an, springt auf das unbesorgt vorubergehende Pferd und scheuet stlbst den Kampf mit dem Menschen nicht. Erblickt er den Gegner, so bereitet er sich, anch vollig ungereizt, augenblicklich zum Angrisse, indem er die Baekentaschen entleert, Kopf und Hals so weit als moglich aufblaht, und sich in ausrechter Stellung auf die Hinterfnhe nieberlahl. Was er durch einen weiten syrling mit den Zahneti erfapt, laht er freiwillig nicht vieder los, man muh ihn todten, unt sich stiner zu ent- ledigen. Fur sich stlbst sorgt er mit unablassiger Aemsig- keit. Er legt im lockeren Boden der Fruchtfelder, 3—4 Fuh unter der Oberslache, einen Bau an, der in der Regel aus drei bis fnnf geraumigen, innerlich gut aus- geglåtteten Kammern besteht, die, 4 — 10 Fup von ein- ander entferni, dnrch einen Gang in Verdindung stehen. Die eine dient znr Wohnung, ist innerlich mit Gras oder Moos weich gefuttert und Hat einen schiefen Ziigang, nach oben aber eine stnkrechte Rohre, die nur zum Aus- schutten der eingetragenen Korner dient. Die Backen- taschen des Hamsters sind von Hautiger Tertur nach hin- ten besestigt, lassen sich daher nicht umftulpen und fassen einige Loth Getraidekorner, die mit Vorsicht ausgewahlt und des Keimes beranbt werden, ehe sie in den Magazi- nen zum Wintergebrauche Aufnahme finden. Nicht zu- frieden mit einem Vorrathe des besten Getraides, der bei alten Jnbivibuen bis zu einem Centner steigt, tragt der Hamster zuletzt noch Bohiien, Wicken, Linstn und Erbsen ein, die jedoch iinvermengt mit den anderen Arten des Proviants aufbewahrt werden. Nahet endlich der Win- ler, so zieht er sich in feltten wohlgesullten Bau znruck, schlieht ztierst die stnkrechte Fallrohre, geht noch eine Zeit lang aus, verstopft endlich den eigentlichen Ziigang und verbringt die ersteti Wintermonate wachenb. Ende Jahres versallt er in Winterschlaf, erwacht wieder im Marz, verzehrt datin den Rest seiner Vorrathe, koiumt Hervor, mit von dem Saatkorne sich zu nahren, legt einen netten Bau an und begattct sich zweimal in jedeiit Som- mer. Die Batte der Weibchen sind geranmiger als dieje- nigen^der Mannchen, allein weniger reichlich mit Win- tervorrathen angefullt. Die Zahl der ^litfaiigs blinben Jungen betragt bei jedent Wtirfe 5—6; sie werden drei Wochen lang gesaugt, tiahren sich im Sommer, wie die Alten, von grunen Pflanzenblattern und saftigen Wur- zelii und wachsen schnell heran. Aus unbekannten Grun- den sagt nicht jede Gegend dem Hamster gleicisnapig zu, demi wie Haufig er in dem weiten Gebiete vom Oby und Kaukasus bis nach Thuringen atich vorkommt, so gehort er westlicher doch zu den Seltenheiten und fehlt, zur gropen Zusriedenheit der Land^ute, in den fruchtbaren Rhcinlan- derit. In England hat man ihn noch nte bemerkt; einge- wandert aus Asien, wie die Ratten, ist er nicht wie diest in Schiffen verschleppt worden und hat sich uberhaupt nur sehr langsam verbreitet. Wo er so haufig ist, wie in Thuringen, und auf beschrankten Gebietstheilen in jedeiu Herbste in vielen Tansenden aufgegraben wird, fugt er dem Landmanne sehr empfindlichen Schaden zu. Sein oben rostbraunes, utiten schwarzeS Fell liefert ein geringeres, indessen nicht unzierliches Pelziverk. Die Lange des Korpers betragt 8 Zoll, des Schwanzes ntehr als 1 Zoll. — Sibirien hat noch 5 — 6 Arten von Hamstern auf- zuweisen; aus der asiatischen Turkei ketint man eine Art, und eine aus Canada. XXIII. Kullentttaus. (Hapalotis.) Gattungscharakter: Skagezahne auf der ^lupen- flache gekrummt, glatt, mit meihelformiger, abgerunbeter Schneide; Backenzahne uberall 3, mit schmelzsaltiger Krone. Kops zugespitzt, mit weit vorragenderNasenspitze; Ohren lang, fast nnbehaart. ’ Schwanz mittelmahig, mit Schuppenringen. Vorberfnhe mit nndetitlicher Dautnen- Warze, Hinterfnhe fnnfzehig. Die zu dieser Gattung gehorenben zwei Arten ver- treten auf den baumlosen Ebetten Neuhollands die Springmause und Sandspringer der afrikanischen Wnsten titid der asiatischen Steppen, scheinen auf gattz gleiche Weise zu leben, springen wie diest, tonnen aber, alle auhere Aehnlichkeii ungeachtet, im System nicht neden denselben stehen, weil sie im Zahnbau betrachtlich ab- weichen. Die abgebildete Art, die Weihfuhige Kul- leninaus (II. albipes) Fig. 532. ist unt die Halfte groHer als eine Ratte, oden granbraun, an Banch tind Fupeii Weih, und hat nicht sowohl den Schwanz einer Springmaus als eines Kanguru's. XXIV. Silmpfratte. (Hydromys.) Gattungscharakter: Nagezahne ungefurcht, mit keilformigen Schiteiden; Backenzahne uberall zwei, zu- sammengesetzt, auf der Kanflache ausgehohlt, der er|te langer (Gebih lFig. 533.). Schitauze fpitzig; Ohren klein, rund. Schwanz lang, cylindrisch. Fupe fnnfzehig, die vorderen mit kurzent Daunten, die Hinteren mit Schwimmhant versthen. Unter den Maustn zeichnet ^iefe Gattung sich aus durch die sehr geringe Zahl und das Derhaltnip ber Backenzahne ztt einander. Der vordere besteht aus drei ungleichen Schichten und i ft beinahe dreimal groher als der zweite, an welchem nur zwei Lamellen demerkbar sind. Man nimmt zwei Arten an, die jedoch bei genauer Untersuchung vielleicht in eine zusammenfallen durften, und an der Westkuste von Neuholland entdeckt Worden sind. Beide sinv zum Atifenthalte im Wasser bestimmt und angemessen gebildet, haben daher einen langlichen Korper und platten Kopf wie die Fischotter, kurze und anliegende Ohren, breite Schwimmhaute zwischen den Zehen der Hinterfnhe und glatte anliegende Behaarung. Der Korper miht 1 Fuh, der drehrunde, mit kurzen Bor- sten bedeckte Schwanz 8 Zoll. Die Farbung beider i ft oben dunkel kastanienbraun; die eine Varietat, die gelb- bauchige Sumpfratte (H. chrysogaster) Fig. 534. unterscheidet sich von der anderen, unten weihen, nur durch die orangengelbe Farbung des Banches. Ueber ihre Lebensweife fehleti genaue Nachrichten; wahrscheinlich weicht sie von derjenigen anderer im Wasfer vorzngsweis sich anfhaltenben Nager (z. B.der Bifamratte) toenig ab. XXV. Elfeurattc. (Euryotis.) Gattungscharakter: Nagezahne beider Kiefern auf der Vorderfeite mit einfacher, aber tiefer Furche ver- fehen; Backenzahne uberall drei, zufammengefetzt, der dritte so grvh, wie die beiden vorderen ztifammenge- noittmett (Gebih 535.). Schitauze stumps; Nast mit Haarkamm; Ohren sehrbreit, fast kreisformig. Schivanz mit Schtippeitriitgett. Daumentoarze der Borberfuhe mit Nagel; Hinterfnhe vierzehig. Obgleich die Elfenratten, von welchen titan bereits an acht, ilur in'Sudafrika lebende, Arten ketint, in Grohe und Gestalt den eigentlichen Ratten sehr glcichen, so toeichen sie doch durch Zahnbau ab tind sind, toie der letztere andeutet, keinesivegs halbe Raubthiere, sonderit friedliche Pflanzenfresser. Die Backenzahne bestehen aus gettau verbundenen Lamellen, die aber in der Zahl fo toechseln, bah siebett von ihnen den dritten, nur ztoei den ztoeiten Backenzahn bildett. Alle Arten haben grohe, weit vorftehende Augen und sehr breite, runde Ohren; in der Ohrmuschel ragt ein Hautiger Rand vor, der, sich niederlegeud, den Gehorgang vollftanbig schlieht. Die furchenzahnige Elfenratte (E. unisulcata) Fig. 536. tourde am Fruhesten bekannt und beschrieben und mit einem eigentlich unpassenden Artennamen versthen, indeni der in diestm hervorgehobene Charakter alle spater entdeckten .gemeinsam ist. Sie ist oben braunroth, unten grailtoeih in das Gelbliche, hat ein sehr toeiches, stines Fell, miht, ohne den 3^ Zoll langen Schwanz, 7 Zoll ut* scheint auf den durren Ebenett im Jnnern Sub- afrika's ziemlich gewohnlich ztt sein. XXVI. Feldinatts. (Hypudaeus.) Gattungscharakter: Nagezahne ungefurcht, die unteren auf der Schneide abgeruitdet; Backenzahne uberall drei, blatterig, sehr dicht ftehend (Gebih Fig. 537.). Augen klein; Ohren sehr kur;, ttteist unter dem Felle verborgen. Schwanz mittellang, kurz behaart. Vorber- fuhc mit Dailittentoarze; Hinterfnhe vierzehig. 1. Tie Wasserratte. (Hypudaeus amphibius.) Fig. 538. 539 *. Laien verwechseln sehr haufig die eigenlliche Wasser- ratte mit der gemeineit schwarzen Ratte, die nicht sekten in Gossen und Grabeit, zuittal in der Nahe von Geban- den und Stallen ihre Wohnung aufschlagt. Allein ab- gesehen von den wesentlicheit naturhistorischen Unterschie- den sind die Lebensmeise und Sitten beider fich toenig ahnlich. Die Wasserratte vermeidet den Bienschen, dritigl nicht in sein Haus, ernahrt sich ohne ihm lastig ztt toer- den tind ist uberhaupt toeit ntehr ein Wasser- als Land- thier. Jhren Bau legt sie in den toeichen, etwas fteil ansteigenden oder untertoaschenen Ufer ruhiger Geivas- fer, Teiche und Canale an, fuhrt einen Gang, dessen Mundung sich am Wasserspiegel befindet, schief aufwarts und bis in eine Hohe, welche das Hochwasser nie erreicht, tind grabt an feinem Ende eine geraumige Kammer aus, in welcher das Weibchen mehrmals im Jahre 5 —7 blinde, dunnbehaarte Junge wirft. Sie ist Rachts thatiger als am Tage, koinnit daher an fonnigen Tagen erst gegen Abend zttiit Vorscheitt, entfernt sich aber felten toeit vom Uferrande, sucht bei leichten Veranlaffungen im Wasser Sicherbeit und entkommt, unter der Decke von Wasserpsianzen fortschtoimmend, nach ihreni Baue. Im Dunkeln schwimmt sie fnrchtloser an der Oberflache und hinterlaht zumal in den dichteren Schichten von Meerlinsen lange, noch des Morgens erkenitbare freie Striche. Jhrent Zahnbaue nach kann fte ititr psianzen- frefsend sein, indessen behaupten einige Beobachter, dah sie anch jungen Fischen nachstelle, Frosche, Filchlaich und Jnsecten verzehre, eine Angabe, toelche von Anderen als vollig ungegrundet dehandelt wird und beweist, wie ntanche Thatsachen, stlbst in der Geschichte gewohnlicher einheimischer Thiere, noch der Aufklarung bedurfen. Dah sie Wintervorrathe eiptrage und zwar in ziemlicher Menge, leidet Hiitgegen keineit Zweifel. Sie thut aber durch das Wegschleppeit von allerlei cultivirten Wlirzeln, von Kartoffeln, Erbsen, Bohnen u. s. to. jedenfalls we- niger Schaden, als durch Untergrabung der Ufer, zumal von Canalen und ahnlichen kostspieligen Bauen. Sie ztt vertreiben Halt bei ver Unzuganglichkeit ihrer Woh- nungen ungentein schwer. Die ersten Wintermonate