Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Snugethicre.
Sechste Vrdnung.
zu Gebote. Wird hiermil Alles erlangt, was deis Thier
zur Selbsterhaltung und zur Erhaltuiig seiner Art in der
Nachkommenschaft tebarf, so steht dennoch Jnstincl ties
unter Jntelligenz. Jener kann nur in bestimmten Gran-,
^en thatig sein, verliert alle Anwenddarkeit, menn Um-
stande eintreten, auf welche er nicht eingerichtet ist; diese
degreift Alles, papt sich allen Zeiten und Verhaltnissen
an und regelt die Handlungen nach Umstanden. Der
Hamster bietet ein merktourbiges Beispiel von gesteiger-
tem Jnstinct bei sehr geringer Jntelligenz, denn unfahig
zur Beurtheilung der Zukunst, gehorcht er dem dunkeln
Eorgesuhle des Kommenben und sorgt sur den langen
Winter mit einem Fleihe und einer Vorsicht, die ihn von
je beruhmt gemacht Halen. Weiter reicht aber diest
Befahigung nicht, denn in jeder andern Beziehung ver-
dient der Hamster den Namen eines Hochst Leschrankten,
autzeren Verhaltnissen willenlos unterworfenen Ge-
schopsts, melches in der Gesangenschaft sich an Alles ge-
gewohnt, was es steht und hort und niemals die Person,
die ihn jahrelang futtert, von einer anderen unteycheiden
leriit, oder durch Dankbarkeit auszeichnet. In Verbin-
dnng mit jenem Vorherrschen des Jnstinctes steht bei
sehr vielen Thieren, znmal deutlich bei dem Hamster, eine
Wildheit und Grimmigkeit, die dem verhaltnihmåhig klei-
nen und schwachen Korper nicht angemessen ist. Tressen
ein Paar dieser Thiere auf einander, so entspinnt sich ein
- erbitterter Kamps und der Sieger frihi den unterliegenden
Gegner auf. Der Hamster greist in blinder Wuth sedes
ihm zufallig begegnende, wenn anch ungleich grovere
Thier an, springt auf das unbesorgt vorubergehende
Pferd und scheuet stlbst den Kampf mit dem Menschen
nicht. Erblickt er den Gegner, so bereitet er sich, anch
vollig ungereizt, augenblicklich zum Angrisse, indem er
die Baekentaschen entleert, Kopf und Hals so weit als
moglich aufblaht, und sich in ausrechter Stellung auf
die Hinterfnhe nieberlahl. Was er durch einen weiten
syrling mit den Zahneti erfapt, laht er freiwillig nicht
vieder los, man muh ihn todten, unt sich stiner zu ent-
ledigen. Fur sich stlbst sorgt er mit unablassiger Aemsig-
keit. Er legt im lockeren Boden der Fruchtfelder, 3—4
Fuh unter der Oberslache, einen Bau an, der in der
Regel aus drei bis fnnf geraumigen, innerlich gut aus-
geglåtteten Kammern besteht, die, 4 — 10 Fup von ein-
ander entferni, dnrch einen Gang in Verdindung stehen.
Die eine dient znr Wohnung, ist innerlich mit Gras oder
Moos weich gefuttert und Hat einen schiefen Ziigang,
nach oben aber eine stnkrechte Rohre, die nur zum Aus-
schutten der eingetragenen Korner dient. Die Backen-
taschen des Hamsters sind von Hautiger Tertur nach hin-
ten besestigt, lassen sich daher nicht umftulpen und fassen
einige Loth Getraidekorner, die mit Vorsicht ausgewahlt
und des Keimes beranbt werden, ehe sie in den Magazi-
nen zum Wintergebrauche Aufnahme finden. Nicht zu-
frieden mit einem Vorrathe des besten Getraides, der bei
alten Jnbivibuen bis zu einem Centner steigt, tragt der
Hamster zuletzt noch Bohiien, Wicken, Linstn und Erbsen
ein, die jedoch iinvermengt mit den anderen Arten des
Proviants aufbewahrt werden. Nahet endlich der Win-
ler, so zieht er sich in feltten wohlgesullten Bau znruck,
schlieht ztierst die stnkrechte Fallrohre, geht noch eine
Zeit lang aus, verstopft endlich den eigentlichen Ziigang
und verbringt die ersteti Wintermonate wachenb. Ende
Jahres versallt er in Winterschlaf, erwacht wieder im
Marz, verzehrt datin den Rest seiner Vorrathe, koiumt
Hervor, mit von dem Saatkorne sich zu nahren, legt einen
netten Bau an und begattct sich zweimal in jedeiit Som-
mer. Die Batte der Weibchen sind geranmiger als dieje-
nigen^der Mannchen, allein weniger reichlich mit Win-
tervorrathen angefullt. Die Zahl der ^litfaiigs blinben
Jungen betragt bei jedent Wtirfe 5—6; sie werden drei
Wochen lang gesaugt, tiahren sich im Sommer, wie die
Alten, von grunen Pflanzenblattern und saftigen Wur-
zelii und wachsen schnell heran. Aus unbekannten Grun-
den sagt nicht jede Gegend dem Hamster gleicisnapig zu,
demi wie Haufig er in dem weiten Gebiete vom Oby und
Kaukasus bis nach Thuringen atich vorkommt, so gehort er
westlicher doch zu den Seltenheiten und fehlt, zur gropen
Zusriedenheit der Land^ute, in den fruchtbaren Rhcinlan-
derit. In England hat man ihn noch nte bemerkt; einge-
wandert aus Asien, wie die Ratten, ist er nicht wie diest in
Schiffen verschleppt worden und hat sich uberhaupt nur
sehr langsam verbreitet. Wo er so haufig ist, wie in
Thuringen, und auf beschrankten Gebietstheilen in jedeiu
Herbste in vielen Tansenden aufgegraben wird, fugt er dem
Landmanne sehr empfindlichen Schaden zu. Sein oben
rostbraunes, utiten schwarzeS Fell liefert ein geringeres,
indessen nicht unzierliches Pelziverk. Die Lange des
Korpers betragt 8 Zoll, des Schwanzes ntehr als 1 Zoll.
— Sibirien hat noch 5 — 6 Arten von Hamstern auf-
zuweisen; aus der asiatischen Turkei ketint man eine Art,
und eine aus Canada.
XXIII. Kullentttaus. (Hapalotis.)
Gattungscharakter: Skagezahne auf der ^lupen-
flache gekrummt, glatt, mit meihelformiger, abgerunbeter
Schneide; Backenzahne uberall 3, mit schmelzsaltiger
Krone. Kops zugespitzt, mit weit vorragenderNasenspitze;
Ohren lang, fast nnbehaart. ’ Schwanz mittelmahig, mit
Schuppenringen. Vorberfnhe mit nndetitlicher Dautnen-
Warze, Hinterfnhe fnnfzehig.
Die zu dieser Gattung gehorenben zwei Arten ver-
treten auf den baumlosen Ebetten Neuhollands die
Springmause und Sandspringer der afrikanischen Wnsten
titid der asiatischen Steppen, scheinen auf gattz gleiche
Weise zu leben, springen wie diest, tonnen aber, alle
auhere Aehnlichkeii ungeachtet, im System nicht neden
denselben stehen, weil sie im Zahnbau betrachtlich ab-
weichen. Die abgebildete Art, die Weihfuhige Kul-
leninaus (II. albipes) Fig. 532. ist unt die Halfte
groHer als eine Ratte, oden granbraun, an Banch tind
Fupeii Weih, und hat nicht sowohl den Schwanz einer
Springmaus als eines Kanguru's.
XXIV. Silmpfratte. (Hydromys.)
Gattungscharakter: Nagezahne ungefurcht, mit
keilformigen Schiteiden; Backenzahne uberall zwei, zu-
sammengesetzt, auf der Kanflache ausgehohlt, der er|te
langer (Gebih lFig. 533.). Schitauze fpitzig; Ohren
klein, rund. Schwanz lang, cylindrisch. Fupe fnnfzehig,
die vorderen mit kurzent Daunten, die Hinteren mit
Schwimmhant versthen.
Unter den Maustn zeichnet ^iefe Gattung sich aus
durch die sehr geringe Zahl und das Derhaltnip ber
Backenzahne ztt einander. Der vordere besteht aus drei
ungleichen Schichten und i ft beinahe dreimal groher als
der zweite, an welchem nur zwei Lamellen demerkbar
sind. Man nimmt zwei Arten an, die jedoch bei genauer
Untersuchung vielleicht in eine zusammenfallen durften,
und an der Westkuste von Neuholland entdeckt Worden
sind. Beide sinv zum Atifenthalte im Wasser bestimmt
und angemessen gebildet, haben daher einen langlichen
Korper und platten Kopf wie die Fischotter, kurze und
anliegende Ohren, breite Schwimmhaute zwischen den
Zehen der Hinterfnhe und glatte anliegende Behaarung.
Der Korper miht 1 Fuh, der drehrunde, mit kurzen Bor-
sten bedeckte Schwanz 8 Zoll. Die Farbung beider i ft
oben dunkel kastanienbraun; die eine Varietat, die gelb-
bauchige Sumpfratte (H. chrysogaster) Fig. 534.
unterscheidet sich von der anderen, unten weihen, nur durch
die orangengelbe Farbung des Banches. Ueber ihre
Lebensweife fehleti genaue Nachrichten; wahrscheinlich
weicht sie von derjenigen anderer im Wasfer vorzngsweis
sich anfhaltenben Nager (z. B.der Bifamratte) toenig ab.
XXV. Elfeurattc. (Euryotis.)
Gattungscharakter: Nagezahne beider Kiefern
auf der Vorderfeite mit einfacher, aber tiefer Furche ver-
fehen; Backenzahne uberall drei, zufammengefetzt, der
dritte so grvh, wie die beiden vorderen ztifammenge-
noittmett (Gebih 535.). Schitauze stumps; Nast mit
Haarkamm; Ohren sehrbreit, fast kreisformig. Schivanz
mit Schtippeitriitgett. Daumentoarze der Borberfuhe
mit Nagel; Hinterfnhe vierzehig.
Obgleich die Elfenratten, von welchen titan bereits
an acht, ilur in'Sudafrika lebende, Arten ketint, in Grohe
und Gestalt den eigentlichen Ratten sehr glcichen, so
toeichen sie doch durch Zahnbau ab tind sind, toie der
letztere andeutet, keinesivegs halbe Raubthiere, sonderit
friedliche Pflanzenfresser. Die Backenzahne bestehen aus
gettau verbundenen Lamellen, die aber in der Zahl fo
toechseln, bah siebett von ihnen den dritten, nur ztoei den
ztoeiten Backenzahn bildett. Alle Arten haben grohe,
weit vorftehende Augen und sehr breite, runde Ohren;
in der Ohrmuschel ragt ein Hautiger Rand vor, der, sich
niederlegeud, den Gehorgang vollftanbig schlieht. Die
furchenzahnige Elfenratte (E. unisulcata) Fig.
536. tourde am Fruhesten bekannt und beschrieben und
mit einem eigentlich unpassenden Artennamen versthen,
indeni der in diestm hervorgehobene Charakter alle spater
entdeckten .gemeinsam ist. Sie ist oben braunroth, unten
grailtoeih in das Gelbliche, hat ein sehr toeiches, stines
Fell, miht, ohne den 3^ Zoll langen Schwanz, 7 Zoll
ut* scheint auf den durren Ebenett im Jnnern Sub-
afrika's ziemlich gewohnlich ztt sein.
XXVI. Feldinatts. (Hypudaeus.)
Gattungscharakter: Nagezahne ungefurcht, die
unteren auf der Schneide abgeruitdet; Backenzahne uberall
drei, blatterig, sehr dicht ftehend (Gebih Fig. 537.).
Augen klein; Ohren sehr kur;, ttteist unter dem Felle
verborgen. Schwanz mittellang, kurz behaart. Vorber-
fuhc mit Dailittentoarze; Hinterfnhe vierzehig.
1. Tie Wasserratte. (Hypudaeus amphibius.) Fig. 538. 539 *.
Laien verwechseln sehr haufig die eigenlliche Wasser-
ratte mit der gemeineit schwarzen Ratte, die nicht sekten
in Gossen und Grabeit, zuittal in der Nahe von Geban-
den und Stallen ihre Wohnung aufschlagt. Allein ab-
gesehen von den wesentlicheit naturhistorischen Unterschie-
den sind die Lebensmeise und Sitten beider fich toenig
ahnlich. Die Wasserratte vermeidet den Bienschen, dritigl
nicht in sein Haus, ernahrt sich ohne ihm lastig ztt toer-
den tind ist uberhaupt toeit ntehr ein Wasser- als Land-
thier. Jhren Bau legt sie in den toeichen, etwas fteil
ansteigenden oder untertoaschenen Ufer ruhiger Geivas-
fer, Teiche und Canale an, fuhrt einen Gang, dessen
Mundung sich am Wasserspiegel befindet, schief aufwarts
und bis in eine Hohe, welche das Hochwasser nie erreicht,
tind grabt an feinem Ende eine geraumige Kammer aus,
in welcher das Weibchen mehrmals im Jahre 5 —7
blinde, dunnbehaarte Junge wirft. Sie ist Rachts
thatiger als am Tage, koinnit daher an fonnigen Tagen
erst gegen Abend zttiit Vorscheitt, entfernt sich aber felten
toeit vom Uferrande, sucht bei leichten Veranlaffungen
im Wasser Sicherbeit und entkommt, unter der Decke
von Wasserpsianzen fortschtoimmend, nach ihreni Baue.
Im Dunkeln schwimmt sie fnrchtloser an der Oberflache
und hinterlaht zumal in den dichteren Schichten von
Meerlinsen lange, noch des Morgens erkenitbare freie
Striche. Jhrent Zahnbaue nach kann fte ititr psianzen-
frefsend sein, indessen behaupten einige Beobachter, dah
sie anch jungen Fischen nachstelle, Frosche, Filchlaich und
Jnsecten verzehre, eine Angabe, toelche von Anderen als
vollig ungegrundet dehandelt wird und beweist, wie
ntanche Thatsachen, stlbst in der Geschichte gewohnlicher
einheimischer Thiere, noch der Aufklarung bedurfen.
Dah sie Wintervorrathe eiptrage und zwar in ziemlicher
Menge, leidet Hiitgegen keineit Zweifel. Sie thut aber
durch das Wegschleppeit von allerlei cultivirten Wlirzeln,
von Kartoffeln, Erbsen, Bohnen u. s. to. jedenfalls we-
niger Schaden, als durch Untergrabung der Ufer, zumal
von Canalen und ahnlichen kostspieligen Bauen. Sie
ztt vertreiben Halt bei ver Unzuganglichkeit ihrer Woh-
nungen ungentein schwer. Die ersten Wintermonate