Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
Mit 1100 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
tlnfletljirrr.
Saugethicre.
143
Verbringt sie wachenb in ihrem Bane und verzehrt dann
eitten Theil der gesammelten Vorrathe, spater verfallt sie
in anhaltenden Schlaf und f6inuit erst nach entschiedeiiem
Eintritte des Fruhjahres wieder zum Vorschein. Unter
den ihr desonders zur Nahrung dienenden Psianzen nennt
man Rohrkolbeii, Caliiius, Bachdunge, giebt ihr ader
anch Schiild, die Rinde junger Baume zu denagen nnd
seldst die Kornselder zu deranden, welche in der Nahe der
Teiche nnd Flusse liegen. Laufend bewegt sie sich Weder
besonders schnell nod; gewandt, schwimmt gut, vermag
indesseii nut nuf knrze Zeit unterzutauchen. Angegriffen
setzt sie sich mit Entschloffenheil zur Wehr, beisil empsind-
lich, hat ader zahlreiche und gefahrliche Feinde an der
kurzohrigen Eule, den Wieseln nnd Hechlen. An Grosie
kouiuit sie kanin ver gemeinen Hausratte gleich, ist oden
erdbraun, an den Seiten rostrothlich, am Bauche gran,
tomuit feltener tit schwarzen Spielarten vor und bewohnt
sast ganz Europa und Sibirien dis in die Nahe des
Eisnieeres.
2. Die Wurjelmaus. (Hypudaeus oeconomus.) Fig. 540.
Steller, Pallas und sast alle ihre Nachsolger ertoah-
nen einen in Sibirien vom Jrtisch bis zum Eisnieere nnd
dis zur Knste von Kamtschatka verbreiteten kleinen Nager,
der, unserer Feldinans in vielen Stncken nhnlich, dxr
-eingebvrenen Bevolkernng von grosier Wichtigkeit ist.
Man gad diesem ausierordentlich hanfigen, die frnchtba-
reren Thaler dewohnenden Thiere den Nainen Wntzel-
mans, weil es den kurzen, ader Heisien Sommer Hiudnrch
beschaftigt ist, die sastigen Wurzeln verschiedener wilder
Pstanzen einzntragen, sorgsaltig zu reinigen und in
Mengen, die bis 10 Psund ansteigen tonnen,^iti ihren
geraumigen Banen, unterzudringen. Die nomadischen
oder vom Fischfnnge ledenden Volkerschaftett des ostlich-
steti Sibirien graden diese Vorrathe auf, sondern die
anerkaitnt schadlichen Wurzeln aus, behalten aber genug
udrig, iini sich seldst geraume Zeit zu ernahren. Die
Wurzelutause iverben ivie die Lemminge in manchen
Jahten, indessen stets nur ini Fruhlinge, durch einen
aus gewohnlichen Ursachen iiicht Herleitbaren Wattder-
trieb ergriffen, vereinigen sich dann in Haufen von vie-
len Tausenden und ziehen, inindestens in Kamtschatka, in
gerader Richtung nach Westen. Kein gewohulicheS Hitt-
dernisi vermag sie aufznhalten, so klein und schwach sie
sind, sturzett sie sich dennoch muthig in die den geraden
Weg sperrenden Flusse, Landsten und sogar in schmale
Meeresarme, und menn auch ungezahlte Mengen ini
Schwimmen ermuben und ertrinkeii, oder Raubfischeii
nnd Raubvogeln zur Bente toerben, fo drangen doch
immer neue Schaaren in derselben Richtung vortvarts.
Jni Juli erreichen sie die Ostkuste der grohen Hnlbinsel,
ioertoei(en bort knrze Zeit, setzen dann die Wanderung
sfidtoarts fort nnd gelangen zuletzt i ni October, zu klej-
nen Gesellfchaften zusammengeschmolzen, in der Nahe
der Sudspitze Knuttschntkn's an. Durch die Fruchtbarteit
der toenigen in der Heimath zutuckgebliebenen toirb in
einigen Jahten die durch fo grosie Austoanderung zerris-
sette Lucke ivieder gesullt. Dieselbe oder eine sehr ahn-
liche Art von WaiidermauS lebt in Island, too sie einen
nngelvohnlichen Scharsstnn bei Fortschasfung und Atts-
betoahrung eingesammelter Vorrathe enttoickelt. Wenn
eine kleine, aus sechs bis zehn Jndividuen gebilbete und
gemtinfam arbeitende Gesellschaft, sich durch einen Flusi
gehindert sieht, so siicht sie tin flaches Stuck troctenen
Kuhdunger, thurnit die eingesammelten Beereti in der
Mitte aus und schleppi das sonderbare Fahrzeug in das
Wasser. Die Einzelnen besteigen es, lehnen sich gegen
den Fruchthaufen, lassen aber die Schtvanze in das Was-
ser hangen und bebienen sich derselben, um rudernd das
andere User, toenn auch erst in groherer Ferne, zu er-
reichen. Diese Erzahlung klingt fo toundetbar und
erinnert so lebhaft an unzahlige andere, schon lange toi-
derlegte naturgeschichtliche Fabeln, dasi man keinen Augen-
blick anstehen tourde, sie zu beztoeiseln, tourbe sie nicht
durch so achtunqstoerthe Reisende verbitrgt, toie burch
den Englander Henderson und die Danen Olassen und
Povelson, die sich auherdem noch auf einige namentlich
angefuhrte, den gebildeten Standen angehorende Islander
als Augenzeugen berufen. Die sibirische Wurzelmaus
foll auch in der Schweiz gefunden toorden sein. Sie ist
oben brattn, nit den Seiten gelblich, tinten grauiveih und
hat sehr knrze Ohren. Der Korper misit 3 —3Vs Zoll,
der Schtoanz etton 1 Zoll.
3. Tie gemeine Feldmaus. (Hypudaeus arvalis.) Fig. 541.
Es giebt fnuni ein Thier in Europa, tvelches trotz
Kleiitheit, korperlicher Schtoache und Wehrlosigkeit zu
eiitent so surchibaren Feinde des Menfchen toerben kann,
toie bie gemeine, in Deutschlnnd nur zu tvohl bekannte
Feldmaus. In ungeheuren Mengen von Zeit zu Zeit
austretenb unb durch die anhaltendsten Verfolgungen
nicht merklich zu vermindern, uberaus gefrasiig, utter-
utublich im Graben und Untertvuhlen, nur durch nasse
Jahre in ihrer raschen Vermehrung beschrankt, unempfind-
lich gegen grosie Hitze unb Trockenheit, Vielittehr burch
beibe recht belebt, vermag sie Theuerung zu erzeugen unb
grosie Proviitzen in Noih zu bringen. Sie zerstort nicht
allein bie Aehre, sonbern zernagt auch ben Halm zu
kleinen Stucken unb raubt bent Lanbtttanne selbft das
Stroh, den nrinlichen Rest seiiter Fruhjahrshossnungen.
Bistveilen verschoitt sie nicht einntal das Santkorn des
Herbstes und vernichtet so ben Ertrag ziveier Jahre.
Den Winter ertrngt sie, toenn er nur kali genug ist,
benn ber sorgsaltig angelegte, mit vielen Vorrathen er-
susite unterirbische Ban schutzt ihr, anhaltenber Feuch-
tigkeit allein erliegenbes Leben. Sie ist hin unb' Ivieder
ein ebett so verderblicher Feinb ber Walber als ber
Fruchtselber. In England zeigte sie sich 1813 unb 1814
in ben erfteren so Haufig, zerstorte ztintal bie ein- bis
ztoeifnhrige Bnumsaat fo vollstandig, basi man bie erttste-
sten Besorgnisse zu hegen beganit. Besonders litten burch
sie zivei beruhmte, in mnncher Hinsicht classisch geivor-
deite Forste (Nelv Forest unb Forest os Deatte), tvo in
toeiten Strichen nicht allein alle Setzlinge durch sie ber
Rinde beraubt unb getobtet tourben, sondern sogar sehr
viele sunfjahrige Eichen und Edelknstnnien eingingen,
toeil die Mause, tun gernbe Wege zu bahneit, ihre Wttr-
zeltt zernagt Hatten. Die Stechpalnie, ein im mittlereii
unb sudlichett Deutschland nirgends toild vorkommender,
in England aber haufiger unb bei nllen Classen sehr be-
liebter Bautti, tonr bis an bie autzersten Ztoeigeber Rinbe
beraubt, unb der Schaben so grosi, bah bie Regierung
ernstliche Vorkehrunget^reffen lieh. Matt glanbt, dasi
durch bie itu grosiartigsten Maahstabe unb feder titog-
lichen Weise betriebene Verfolgtttig dnmals, in kurzer
Zeit unb in fenen ztoei Forsten allein, uber 200,000
Feldmause getobtet toorben stub. In getoohnlichen Jah-
rett bilben naturliche Feinbe, bie Tag - unb Nachtthiere,
ein Hittreichenbes Gegeitgetoichi gegen bie Felbmaus, bie
ubrigenå mehrmals im Jahre 8 Junge ivirft, nn Grosie
ber Hausmaus gleicht, oben graugelblich, tinten aschgrnit
gesarbt ist, kurzen Schivnttz unb etions nus bent Pelze
vorrngeitbe Ohren Hat.
4. Tic Schtermaus oder Reitmaus. (Hypudaeus tenestris) Fig, 539.
Zu ber eben beschriebenen gemeinen Feldmaus gesellt
sich in Oberbaiern, dem Elsnsi unb ber Schweiz als
verberblicher Gehilfe bie Scheermnus ober Reitmaus.
Sie i ft kleiner als bie Wasserratte, etwn 5Va Zoll lang,
oben gelblich braun, nit ben Seiten heller, tinten gelblich ;
grnu; ber Schwanz misit 2Hz Zoll unb ist oben brnutt,
sonst fast unbehnart; bie kurzen Ohren werben burch ben
Pelz verborgen. Man furchtet nicht mit ilnrecht bie
Befuche ber Reitmaus noch ntehr als biefenigen bes
Maulwurfes, benn nicht allein grabt sie ivie bieser unb
ztoar toeit naher an bie Oberstache, fonbern sie thut ben
Gartett toeit mehr Schaben, indeni sie kein System bei
Anlegung ihrer unendlich verztoeigten, viele Pstanzen-
tourzeln zerstorenden Gange besolgt, viele Fruchte unb
esibare Wurzeln verschleppt unb felbst junge Baume be-
itahegelegeue Garten solchen Angriffen nuogesetzt, zu
beren erfolgreichen Abtoehr man nod; kein genugenbes
Mittel entbeckt Hat.
5. Ter Lemming. (Hypudaeus Lemmus.) Fig. 542.
Der im Anfange bes 16. Jahrhunberts zuerst beschtie-
bene, feitdem aber oftmals und in alken Beziehungen
unterfuchte Lemming toohnt nur auf dem hvhen Granz-
gebirge ztoifchen Schtoeden unb Normegen unb vermehrt
sich bort, ungenchtet ber Rnuhheit des Klintn's und ber
tlNgemeinen Arinuth ber Natur, in folchem Verhaltnisse,
bah er in 10 — 20 fahrigen Zwischenraumen in Zugen
von vieten Tausenden austoanbert. Solche Heere toei-
cheit vor keinent Hinbernifse nus ber eiunial geiiommenen
Richtiiiig, lasfen iveber burch Fetter noch burch Wasser
sich nushalten, kommen dabei in groheit Znhlen um unb
Hinterlassen breite, geglnltete Strahen, nus toelchen feder
Grashalm bis zur Wurzel abgenagt ist. Die Waitbe-
ritng toirb gemeiniglich nnch ben nieberen Gegendeit ge-
richtet, indesseii ge^^en nur Einzelne bis an ben both-
nischen Meerbusen ober bie Norbsee. In getoohnlichen
Zeiten ftnb bie Lemminge, obgleich in manchen Gegendeit
: sehr haufig, bod; keine eigentlich geselligen Thiere, son-
dern leben unb bniteit vereinzelt ohne gegenfeitigen Ver-
kehr. Sie legen keine Wintermngazine an, sonbern lan-
seit auch Uliter bein Schnee in getouhlten Gangen ttmher,
um Nahrung nuszustnben, bie aus Pssanzenblattern,
Renlithiernioos u. s. to. besteheit soll. Der Korper misit
6 Zoll, ift oben rothlich leberfarbig, schtonrz gefteckt und
gestreift, unten toeip. An ben Vorberfuhen stehen lange
Grabekrallen. Der Schtoanz ist kanut Vs Zoll lang.
Einige Zoologen trennen ben Lemming toegen leicht
gefurchter Nngezahne unb eltons abtoeichenbem Bane
ber Backenzahne von den Felbutnusen und bilben eine
befonbere Gnttung, ivelche noch sieben nubere nur in sehr
kalken Lanbern Asiens unb Norbnuterikn's vorkommenbe
Arten begreift.
XXVII. Rennmaus. (Gerbillus.)
Gattungscharakter: Obere Nagezahtie gesurcht;
Backenzahne uberalt brei, einfach, mit Schmelz uberzo-
gen. (Fig. 543 -^° Schabel von ber Seite, von obeit
unb von unten, d Oberkiefer, 0 Unterkieser.) Vorbersuhe
kurz, vierzehig, Daumentonrze mit Plattnagel; Hiiiter-
fusie breimal langer als bie Vorberfusie, sunfzebig mit
utahig langen Krallen.
1. Vurtøn's Rennmaus. (Gerbillus Burtonii.) Fig. 541.
Die Reiininnuse sinb eben so niebliche als betoegliche
Geschopse unb zum Theil von sehr nngenehrner Farbung,
aber bem Feldbatte in Jnbien unb Afrika ebett fo Hiti-
berlich, als bie Felbmaufe in unserent Welttheile. Neber
bie Sitteii ber abgebilbeten, in Dnrfur entbeckten Att
fehlen Rachrichten; tvahrscheiulich weichen sie nicht be-
beutenb ab von benfenigen ber iitbischen RennuinuS (G.
indicus), ivelche Harbtoicke genau beschriebeu Hat. Matt
halt biefes Thier in Jnbien fur eine grosie Plage, toeit
es bie besten Aehren abitagt unb in Holsten schleppi,
bie von vielen geuteinsnut und in Vertraglichkeit betoohnl
toerben. Diese nufgehausten Vorrathe toerben nur in ber
burresteu Jnhreszeit angegriffen, sonst burch Einverstand-
ttisi Aller gpschont, unb finb so bebeutenb, basi bie Man-
ner einer getoisseit nieberen, von ber Jngb lebenben Hin-
bu-Kaste, die Kundschers, es ber Mfihe iverth Hallen,
sie aitfzugrabeii, iiibein oft innerhalb eines Umkreises
von 20 Schritten ein Scheffelntanh voll ber vortrefflich-
steit Aehren verborgen liegt. Ant Tage bleiben diese
Rennuinttse in ihren Hhhlen, allein sobald es dunkelt,
kommen sie schanreniveis hervor und verbreiten sich nnch
allen Richtungen. Sie tnusen ztoar sehr schnell, scheineit
aber bas Springen vorzuziehen und sind iut Stande, bei
fedeiit Sprunge 12 — 15 Fusi zuriickzulegen. Niemals
nahern sie sich den Hansern und sind theils- tvegen ihrer
Menge, theils tvegen ihrer Vorsichtigkeit nuverlilgbar.
Das geringste Gerausch vernnlasit sie zur eiligsten Flucht
nnch ihren Hohlen, die sie nicht verlassen, so lange irgenb
nagt. Besonders sind dem Wasser oder senchten Wiesen Etwas ibren Verdndit erreat. In fritditbareii Ebetteit