Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Uagethiere.
Saugethierc.
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eristiren ; sibirische und nordamerikanische unterscheiben
sich don den europaischen nicht wesentlich. Die letzteren
erreichen indessen eine bedeutendere Grohe und sollen aus-
gewachsen, aber ausgeweibet, bis 45 Psund schwer ftin.
Die breiten Schwimmhaute der Hinterfuhe gestalten schnel-
les und geschicktes Schwimmen, roahrenb der Schwanz
steuert; das Tauchen geschieht mit groher Schnelle; die
Fahigkeit, unter dem Wasser auszuhalten, ist zwar dedeu-
tenb, hat indessen, wie bci allen luftathmenden Thieren,
ihre Granzen. Die Anatomie des Bibers bietet mancheS
sehr Interessante; der Magen zeigt Theilungen und erin.
nert an denjenigen des Wiederkauers; die Mundung der
Geschlechtswerkzeuge und des Darmcanals liegen in einer
sogenannten Cloake und verhalten sich sonach ahnlich
denselben Theilen der oben beschriebencu Monotremen.
In ztvei dem Aster naheliegenden Drusen wird das Ca-
storeum oder Bibergeil abgesondert, ein kaseartiger, gel-
ber Stoff don durchdringendem Geruche, der trocken eine
erdartige Beschaffenheit erlangt, als krampfstillendes Mit-
tel einst viel haufiger angewenbet wurde als gegenwar-
tig, und aus Sibirien und Canada gebracht wird. Das
fibirische gilt fur besser und wird theurer bezahlt. Das
Fleisch des Vibers ist ehbar und wird, mindestens von
den nordamerikanischen Jagern, sur sehr wohlschmeckend
erklart. Zum Fange bedient man sich der Retze und ver-
schiedcu eingerichteter Fallen; die Jager der Hudsonsbah-
Companie, die beruhmten Trappers, entwickeln bei dem
Aufsuchen des Vibers eine eben so grohe Kenntnih der
Lebeusweise des Thieres, als Kunst in der Verfertigung
und Ausstellung ihrer Fallen, fuhren aber, im Kampfe
mit dem rauhen Klima, ein eben so beschwerliches als
von Gesahren umringtes Leben, und erubrigen Hochst
felten genugende Mittel, um ihr Alter in Ruhe und sorg-
los zu verbringen. Ehedem sendete sene Gesellschaft
alljahrlich an 150,000 Biberfelle nach Europa, gegen-
toartig fnum 60,000, obgleich ihre Jager bis an die
Kusten des grohen Oceans vorgedrungen sind, und Viel-
leicht ist die Zeit nicht feril, wo die in den Mythen der
nordamerikanischen Jndier eine Rolle spielenden Viber,
ebenso wie jene Eingeboreneu, den Meihen im alleinigen
Besitze des weiten Landes lasien werden.
XXX. Sumpfbiber. (Myopotamus.)
Gattungscharakter: Nagezahne stark; Backen--
zahne uberall 4 mit gewundenen Schmelzfalten (Gebih
Fig. 549.). Fuhe funfzehig, die Hinteren mit Schwimm-
haut versehen. Schwanz lang, drehrund, fchuppig, be-
Haart.
1. Der Coppu. (Myopotamus C'oypus.) Fig. 550.
Seit Anfang dieses Jahrhuilderts brachte man jahr-
lich viele Tansende von Fellen aus Sudamerika, die, im
Handel unter dem Namen Rakunda oder Nutria gehend,
von Hutmachern viel verarbeitet tourben, den Zoologen
aber mif keine irgend bekannte Thierart zuruckfuhrbar
fchienen. Spat und mit Muhe verfchaffte man sich voll-
stanbige, mit Gebih versehene Eremplare und erkannte
in ihnen ein von dem Chilenen Molina um 1780 be-
reits befchriebenes, und Coppu benaiintes Thier. Nur
der Schtoanz unterfcheidet dieses sudamerikanische Was-
serthier vom Viber, denn im Gebih, der Korpergestalt
und der Behaarung ergeben sich keine bemerklichen Un-
Hhnlichkeiten. Selbst die Lebensart ist dieselbe, indes-
sen bauet der Coppu nicht, sondern begnugt sich mit
kunstlosen, oberhalb der Wasserlinie im weichen Ufer
ausgegrabenen Hohlen, in welchen das Weibchen 3—7
Junge toirft, halt sich ubrigens stets in kleinen Ge-
feltfchasten zufammen, und zieht ruhige Gewasser rasch
ftromenden Flusseii vor. Wahrscheinlich lebt ztoischen
den Jnfeln des Chonos-Archipels, fudlich don Chile, eine
zweite Art, denn sie toird, nach dem von Dartoin mitge-
theilten Berichte der Fischer von Chilo'é, nur in den klei-
neren Meeresarmen angetroffen, und nahrt sich nicht toie
der Coppu des Festlandes von Pstanzen allein, sondern
sticht Muscheln und andere Weichthiere aus. Der eigent-
liche Coppu ift uber einen ansehnlichen Theil des gentahigten
Sudamerika, namentlich uber die Platastaaten, Patago-
nien und Chile verbreilet und toird, ungeachtet seiner
Scheu und seines nachtlichen Lebens, in grohen Zablen
theils in Fallen gefangen, theils durch besonders abge-
richtete Hunde erlegt, die jedoch, um es mit ihren Gegnern
aufnehmen zu konnen, stark und muthig sein mussen. Die
Haufigkeit dieses keinestoegs toerthlosen Thieres erhellt
aus der amtlichen Angabe des Zollhauses von Buenos
Avres, too 1827 — 28, aus der Provin; Entre Rios allein
306,000 Balge eingefuhrt tourben. Das Fleisch soll
Weih unb wohlschmeckenb sein, unb ein ausgetoachsenes
Jnbivibuum 10—12 Pfunb toiegen. Die Gefangenschaft
ertragt der Coppu nicht nur, sonbern toird auch sehr
zahm unb ertoeist sich bankbar gegen seinen Herrn. Aus-
getoachsen miht er bistoeilen 2 Fuh ohne ben 16 Zoll lan-
gen Schtoanz, Hat bie Gestalt bes Vibers, gleich niebrige
Fuhe, sehr bichtes, bem Wasser fast unburchbringliches
Unterhaar unb langes, glaiizenbbraunes Grannenhaar;
nur an ber Schnauze ist er grautoeih. Die Augen stehen
sehr hoch oben unb einanber genahert, bie Ohren sind
klein, abgerunbet, auherlich behaart; hinter ben oberen
Nagezahnen befinbet sich eine kurzbehaarte Gaumenstelle.
II.
Aagethicrc ohne Schlusselbeinc.
Achte Familie.
Stachclschweine.
XXXI. Stachelschwein. (Hystrix.)
Gattungscharakter: Nagezahne an ber Vorber-
stache ungefurcht, mit keilformiger Schneibe; Backenzahne
uberall vier, zusammengesetzte Mahlzahne, auf ber Kau-
flache mit getounbenen Schmelzfalten (Gebih Fig. 551.,
Schabel Fig. 552.). Vorberfuhe vierzehig mit Danmen-
toarze; Hinterfnhe fnnfzehig. Korper mit runben, lan-
gen, sehr spitzigen Dornen besetzt.
1. Dc,s gemeine Stachelschwein. (Hystrix cristata.)
Fig. 553. 554.
Die Familie ber Stachelschtoeine ertoeist sich als eine
vollig naturliche, schon burch bie in allen Arten sich wie-
berholenbe Bekleibung mit Stacheln, bie, in einigen Gat-
tungen mit toeichem Haar untermengt, zum Theil unter
biesem verborgen sind, unb in ihrer Beschaffenheit Wech-
seln. Alle hierher gehorende Thiere sind von ettoas ge-
brangtem, aber schwersalligen Bane, haben kurze, aber
kraftige, mit grohen Krallen versehene Fuhe, graben ober
klettern baher sehr geschickt, laufen nicht gut, enttoickeln
roen igen Jnstinct, sinb bes Nachts thatiger als am Tage,
roohnen in Erbhohlen ober in hohlen Baumstammen,
freffen nur Pstanzenstoffe, gehoren allein ben roarmeren
Weltgegenben an unb sinb ber Mehrzahl nach von an-
sehnlicher Grohe.
Das gemeine Stachelschwein erscheint, wegen seiner
sonberbaren Gestalt unb Bekleibung, wie ein Frembling
unter ber eben nicht auffallig uiib uberhaupt gleichformig
gebilbeten Thierwelt Europas, unb mag, wie schon Agri-
cola meinte, weil es nur in wenigen Provinzen Italiens
und nirgenbs zahlreich angetroffen wird, ein verwilbertes
Thier, unb vielleicht von ben Romern aus Nordafrika
eingefsthrt worben sein. Schon ber Untstanb, bah bie
europaische Form stets kleiner unb mit wenigeren unb
schwacheren Dornen bewaffnet ist, als bie afrikani-
sche, mag biese Vermuthung rechtfertigen. Hingegen ist
bas Stachelschwein ein unbezweifelt von jeher einheimi-
scher Bewohner von ganz Afrika bis zum Cap, von Jn-
bien, Persien unb Mittelasien bis zum caspischen See,
unb rourbe von Hobgson auch in ben meisten Gegenben
Nepal's aufgefunben. Harmlos unb einsani verbringt
es in seiner Hohle ben Tag, schleicht Nachts Hervor, um
Fruchte, Baumrinben unb anbere Pflanzentheile aufzu-
suchen, unb scheint eine kurze Zeit hinburch in Winter-
schlaf zu fallen. Trag unb furchtsam vermag es boch ben
unvorstchtigen Feinb auf empfinbliche Art abzuweisen,
inbent es biesem ben Rucken zukehrt, ihn in gekrummter
Stellung, ben Kops zur Erbe gebogen, empfangt, unb,
mit voller Gewali zuruckbrangenb, burch bie Stacheln
vielfach verwunbet. Dergleichen Verletzungen sinb nicht
allein sehr schmerzhast, sonbern Heilen auch sehr langsam.
Die Stacheln sinb von verschiebener Beschaffenheit, theils
bis 15 Zoll lang unb biegsam, schtoarz ober weihlich,
theils kurz, sehr stark, Hart unb unnachgiebig, schwarz
unb weih geringelt unb mit elfenbeinharten, uberaus
scharfen Spitzen versehen, auf beren Kanten man bei ge-
nauer Untersuchung Reihen sehr kleiner Sagezahne ivahr-
nimmt. Diese gesammte Bekleibung fann willkurlich
aufgerichtet wetben mittels eines grohen Muskels, ber,
unter ber Hant sich ausbreitenb, ber kraftigsten Zusam-
menziehungen fahig ist. Stacheln einer britten Art stehen
auf bem kurzen Schwanze ; fle gleichen trerfenen, hohlen,
Dorit offenen Feberkielen von bebeutenbem Umfange, stehen
auf weit hunneren unb elastischen Stielen, gerathen bei
ber geringsten Veranlaffung in Bewegung, unb bringen
bann eine Art von sehr vernehmbarem Rasseln Hervor.
Siefallen, vermoge ihrer minber festen Verbinbung, leicht
aus unb mogen Veranlaffung zu ber Fabel gegeben haben,
bah bas Stachelschwein ferne Dornen, wie Speere, aus ber
Entsernung auf ben Feinb schleubere. Im Uebrigen wirb
bieses Thier leicht sehr fett, baher in Italien gern ge-
gessen unb sein Fleisch von Manchen bem Schweinefteische
vorgezogen. Am Cap ist es Haufig unb gehaht wegen
bes Schabens, welchen es ben Garten zufngt. Nur er-
zurnt laht es eine grunzenbe Stimme horen. Die Lange
bes Korpers betragt 2 Fuh, bes Schwanzes 4 Zoll.
XXXII. Nrsou. (Erethizon.)
Gattungscharakter: Nagezahne ungefurcht, mit
keilformiger Schneibe; Backenzahne uberall vier, zwei-
bis vierwurzelig, auf ber Krone mit gewunbenen Schmelz-
falten (Gebih Fig. 551.). Vorber- unb Hinterfnhe funf-
zehig, mit starken Krallen. Schwanz mittellang, zum
Greifen nicht geschickt.
1. Der Urfon.' (Erethizon dorsatum.) Fig. 556.
Die nicht im Boben grabenbe, sonbern auf Baunten
lebenbe Unterabtheilung ber Stachelschweine zerfallt wie-
ber in zwei Gruppen, je nachbem ber Schwanz irenig
Biegsamkeit besttzt, ober als eigentlicher Greiffchwanz, in
Verbinbung mit ben sehr krummen unb starken Krallen,
bie Fahigkeit zum Klettern erhoht. Zu ber ersten bieser
Gruppen gehort ber in Norbamerika, vom Staate Neuyork
bis in bie falten Wildnisse ber Hubsonsbay verbreitete
Urson, ein achtes Baumthier, welches felten am Boben
Herumlaufenb angetroffen tbirb, fonbern nur von ben
Stammen Hinabsteigt, unt unter ihren Wurzeln fein
Nachtlager zu halten, uberhaupt viel fchlast, Durchnas-
fung fehr surchtet, im Sommer trinkt, im Winter Schnee
verfchluckt, Rinbe unb Nabeln ber Fichten friht, Men-
fchen eben nicht fcheuet unb burch feine fehr spitzigen
Stacheln sich ersolgreich vertheibigt. Die Jnbier essen
sein Fleisch unb verarbelten bas Fell nach Ausziehung ber
Stacheln. Das Mannchen ist bunkelbraun, bas Weib-
chen lichter gefarbt, Leibe sinb mit ziemlich langen,
roeichen Haaren bebeckt, unter welchen bie starken, an ber
Spitze ruckwarts gezahnten Stacheln verborgen liegen.
Nur am Kopfe, auf bem Krenze uub Schwanze treten
biefe Stacheln unverhullt Hervor, am Bauche fthlen sie
ganz; sie sinb ubrigens fo lofe mit ber Haut verbunben,
pah sie leicht im Korper bes Feinbes stecken bleiben, an
welchem ber Urson absichtlich voruberstreift. Die Lange bes
Korpers betragt bis 2'/s Fuh, bes Schwanzes 6 Zoll.
XXXIII. Coettbu. (Cercolabes.)
Gattungsch araktér: Gebih bes Urfon. Vor-
berfuhe vierzehig ohne Daunienwarze, Hinterfnhe funf-
zehig; alle Sohleit uubehaart. Schwanz lang unb greifenb.
1. Der Ceendu. (Cercolabes prehensilis.) Fig. 557.
Der gesammte Bau stempelt ben Coenbit zu einem
kletternben, auf Baunten heimischen unb betoeglichen,
am Boben ungeschickten unb fremben Thiere, welches
ungetn unb mit unverkennbarer Muhe einen kurzen
Weg zurucklegt, unb erst bei Wieberereichung eines Stam-
mes einige Lebhaftigkeit verrath. Sein Korper ist langlich,
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