ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Nagethiere. Saugethiere. 151 a^Soft lang, aufrecht, zugespitzt, die Beine dunn, Hoch, fast gleich lang. Der Korper mihl 40 3o(t, der Schwanz 11/2 30ff; ausgewachsene Jndividuen wiegen 20 — 26 Pfuitb; jung eingefangen sollen sie zu Hansthieren leicht erziehbar sein. XXXV. Meerschweinchen. (Cavia.) Gattungscharakter: Overe Nagezahne glatt, ungefurcht, mit keilformiger, schwach ausgerandeter Schtieibe; untere zusammengedn'lckt, mit abgerundeter Schneide; Backenzahne uberall vier, Vlatterig, wurzellos (Gebitz Fig. 563.). Serberfuge vierzehig mit kurzeren Seitenzehen, Hinterfutze mit drei gleichlangen 3ehen ; Nagel krallend, breit oder zufammengebruckt. Schwanz fehlt ganz. 1. Tas gemeine Meerschweinchen. (Cavia aperea.) Obgleich vielleicht kaum mehr als drei Jahrhunderte seit Einftthrung des Meerschweinchens in Europa ver- gangen sind, so ist dennoch seine Abstainmung Vereits sehr ungeroih. Man nimmt freilich als Stammthier die in Brasilien und den Nachbarlanbern sehr gemeine Ape- rea an, muh aber zugeben, batz zwischen dieser und dem bei uns ganz heimisch gewordenen Meerschweinchen Un- terschiede bestehen, die zu wichtig sind, um sur Folgen der Cultur und kunstlicher Verhaltnisse angesehen werden zu durfen. In Sudamerika selbst kennt man das Meer- schweinchen nur als fremdes, aus Europa gebrachtes Thieri nach Paraguay kamen 1820 die ersten Eremplare. Weder in Brasilien noch in den Nachbarlandern giebt es einen wirklich wilden Nager, der dem zahmen Meer- schweinchen ganz ahnlich ware; nur die Aperea kommt ihm nahe. Sie ist kurzbehaart, aus der Oberseite braun, unten gelblich grau, an den Futzen braunlich weih und gegen 10 3od lang. Die meisten Reisenden erkldren sie fur ein sehr verbreitetes, in der Lebensart unserem wilden Kaninchen ahnliches Thier, welches, im freien 3ustande scheu und fluchtig, in der Gefangenschaft sich sehr leicht an den Menschen gewohnt, aber mit dem aus Europa gebrachten Meerschweinchen sich weder paart, noch uber- Haupt vertragt. Darwin begegnete ihm fast uberall und in grotzen 3ahlen in der Nahe von Buenos Ayres und sonst am ilfer des Platastromes, zumal an etwas sum- pfigen, mit Wasserpfianzen uberwachsenen Orten. Wo der Boden trocken und etwas Huglich ift und Heckett von Agave und indischer Feige oder andere Dickichte Schutz darbieten, grabt die Aperea Hohlett mit ziemlich langen 3ugangen, begnugt sich aber auf sumpfigen Stellen mit einem unter hohen Pfianzen angebrachten Verstecke. Sie Wirft ein Mal im Jahre 1 — 2 Junge, kommt des Nachts hervor, besucht danil Felder und Pstanzuiigen, grabt Wurzeln aus und kann, wo sie sehr Haufig ist, manchen Schaden anrichten. Den Hunden entgeht sie iiicht, wird auch in Fallen gefangen und zu Hunderten erlegt, Wenn grotze Ueberschweinmungen sie mit anderen auf beschrank- ten Rauin zusaminengedrangt haven. Das Fleisch essen tben nur Jnbier; das Fell ist werthlos. — Unser Meer- schweinchen ist zu Vekannt, um Beschreibung zu bedurfen, besitzt aber einige auf die Fortpflanznng bezttgliche Eigenthumlichkeiten, die ihm besonderes physiologisches Interesse verleihen. Menige Sfingethiere von gleicher Grotze sind im gleichen Grade fruchtbar. Da ein Meer- schweinchen gegen acht Jahre alt wird, jahrlich drei Mal 4 —6 sehende und Vehaarte, schon nach 6 Monaten fort- Pstanzungsfahige Junge wirft, so kann die Nachkotttnten- schaft eines einzigen Paares schon nach 5—6 Jahren zu einer ganz erstaunlichen 3ahl attgewachchn sein. Die grotze Buntheit, die Unregelinatzigkeit der 3eichnting und der deutliche Hang zur vermehrten Abartung bezeichnen ubrigens das Meerschweinchen als ein durch Cultur sehr Uingeandertes Thier. 2. Jting’S Meerschweinchen. (Cavia Kingii.) Friedr. Cuvier hat von den eigentlichen Cavien eine Gattung abgetrennt, die er Kerodon nennt, die sich aber nur durch etwas einfacheren Bau der Backenzahne unter- scheidet(Gebitz Fig. 564.) und eigentlich auf ein, in Bra- stlien, Moco (Cavia rupestris) genanntes Thier begrun- det, welches kieiner als die Aperea, oben aschgrau, an den Oberschenkeln rostbraun gefarbt ist. Eine zweite Art entdeckte Capitain King, wahrend der beruhinten Erpebition nach der Subspitze Amerika's, unfern Puerto deseado an der Ostkuste Patagoniens. Sie ist 9 3oll lang, grau gefarbt, durch einen weitzen, der Kinnlade entlang laufenden Strich ausgezeichnet, und scheint uber ganz Patagonien bis zur Strahe Magalhaen's verbreitet zu sein, wo sie den Eingeboretten zur Bekleidung der Kinder Felle liefert. Darwin bemerkte grotze 3ahlen in den niedrigen Gebuschen und Hecken am Rio negro, und der Jesuit Falkner behauptet, dah der Name eines der sudlichen Volkstamme Patagoniens sich aufdie Alenge sener Nager beziehe, die mit ihm das Land theilen. Spa- nier und halveivilisirte Jndier Heitzen diese „Conejos" (Kaninchen) und haben hierdurch zur Verbreitung des Jrrthums Veranlassung gegeben, datz diese unserem Melt- theile angehårenbett Nager, gegen alle Regeln der Geo- graphie der Thiere, auch in einem weitentlegenen Lande der anderen Halbkugel wild vorkamen. XXXVI. Paka. (Coelogenys.) Gattungscharakter: Obere Nagezahne unge- furcht, mit keilformiger, Horizoutal abgestutzter, untere mit abgerundeter Schneide; Backenzahne uberall vier, zusammengesetzt, die ersten grotzer (Gebitz Fig. 565. vis 567.). Aeuhere, durch breite und weit abstehende Joch- beine gedeckte Backentaschen. Vorderfutze mit Nagel tra- gender Daumenwarze; Hinterfutze sunfzehig mit klauen- ahnlichett Nageln. Schwanz stumnielfortttig. 1. Die gelbe Paka. (Coelogenys fulvus.) Fig. 569. Die Gattuiig Paka zeichnet sich von allen Saugethie- ren durch eine Art auherer Backentaschen aus, die nicht, wie in der Gattung Ascomys (S. 135), nur in den weichen Bedeckungen angebracht sind, sondern mit einer eigeitthum- lichen Bildung des Schabels (Fig. 568.) in Verbindung stehen und daher der Physiognomie des Thieres etwas even so Ungewohnllches als Charakteristisches mittheilen. Das stark gekrummte und auf seiner autzeren Flache sehr rauhe Jochbeill ist namlich in so enormen Grade entwickelt, datz es wie ein breites Knochenschild den grohten Theil des Unterkiefers nberdeckt und eine Hohle bildet, die mit einer dunnen, Haarlosen Haut, der Fortsetzung der Gesichts- haut, ausgekleidet, aber nur durch einen engen, nach un- ten gerichteten Spalt zuganglich ist. Nutzen oder Att- wendbarkeit dieses Behalters sind noch unerklart; zum Magazine kann er nicht dienen, da sein 3ugang viel zu eng ist unb die Umschlietzung durch sehr Harte Knochen irgend eine Ausdehnung nicht zulatzt. Autzerdem sind noch achte, tin Maule sich offitetibe Backentaschen vorhatt- den, die zu beiden Seiten des Halses ziemlich weit Hittab- reichen. Die Korpergrohe der Paka ist ansehnlich, ber Bau plump, das Ansehen schwerfallig und unziemlich, der Kopf sehr breit, die Oberlippe tief gefpalten und das Auge weit vorragend. Die Glieder sind stammig und kraftig, die Hiitiereit langer als die vorderen, mit hufahn- lichen Nageln verfehen und in der Ruhe gemeiniglich eitt- geknickt, wodurch der an sich ungraziofe Korper eine Ve- fonders ungeschickte Stellung erhalt. Die zwei bis jetzt bekannien Arten der Gattung leben von Guyana bis Paraguay in den Uferwaldungen grotzer Flusse oder ausgedehnter Sumpfe, legen Baue an, sedoch so nahe der Oberflache, dah Fuhgattger leicht in sie einbrechen, und sollen diese mit drei 3ugangen versehen und unter Bauinlaub zu verbergen suchett. Ungeachtet ihrer Schwere und Pluinpheit laufen und springen sie mit ziemlicher Gewandtheit und entkommen im Masser leicht feder Ver- folgung durch geschicktes Schwimnten und Tauchen. Sie verlasseit am Tage kaum ihre Bane, sind gegen das Licht empfindlich, vertheidigett stch dennoch mit vielem Muthe gegen die Jager und vermogett die schlimmsten Bisse zu versetzen. Nur des Nachts sucheit sie ihre aus Pfianzen bestehende Nahrung auf tind richten nicht felten in 3uckerrohcfeldern sehr erheblichen Schaden an. Die Meibchen roerfen ein'Mal iin Jahre ein Junges, welches lange 3eit bei der Mutter bleibt. Beide Geschlechter lieben die Reinlichkeit, halten ihre unterirdifchen Moh- nungen stets frei vom Schmutze, putzen Gesicht und Schnurrhaare nach Katzenart mit den Vorderpfoten, die mit Speichel angefeuchtet roerden, und Vedienen sich auch der Hinterbeine, um das Fell nach allen Richtuitgen ge- Horig zu glatten. Aeltere Schriftsteller halten die Pa- ka's fur Verwandte der Schweine und mågen zu dieser Ansicht durch die Fuhbildung, das borftenartige Haar, die grunzende Stinime und die Sitte jetter Thiere, mit der Schnauze den Boden aufzuwuhlen, gebracht wordetr feitt. Friedr. Cuvier u. A. Haven Paka's im gefangenetr 3uftande beobachtet, tvelche nur geringe Spitren von Jiitelligetiz darlegten, dafur bei einiger Reizttng in fehr Heftigen 3orn geriethen und sich befonders darin gefielen, einen Haufen Stroh unb Hen mit den 3ahnett zusatn- meitzutragett ttttd auf ihm den groherett Theil des Tages rtthend ztt verbringen. 3n Brasilien schatzt man das fette, roohlfchtneckeitde, jedoch unverdauliche Fleisch und gerbt die als Pelzwerk roerthlose Haut zu Leder. Die schwarzliche Paka (Fig. 570.) lebt in Gu- yana unb soll auch aus den sudlichen Antillen gesundett roorden sein. Sie ist brautischroarz und tragt auf feder Seite 4 — 5 Reihen roeiher Flecken. Die Lange des Korpers betragt 1 Fuh 9 3oll. XXXVII. Wasserschwein. (Hydrochoerus.) Gattungscharakter: Nagezahne an der Vorber- feite tief gefurcht, keilformig, mit Horizontaler Schneide; Backenzahne uberall vier, blatterig, mit fcharfeckig ge- brochenen Schmelzfalten, der Hinterfte der grohte (Gebitz Fig. 571.). Vorderfutze vierzehig ; Hinterfutze breizehig, mit Schroiminhaut verfehen. Schroanz fehlt. 1. Das amerikanische Wasserschwein. (Hydrochoerus Capybara.) Fig. 572. Das amerikanische Wasserschwein ist der grotzte alfer Nager, schwerfallig unb masfenhaft, zum Fettroerben sehr geneigt, tnit Borsten bebeckt unb in seiner Lebensart ben Dickhautern so ahnlich, bah es von jeher unb von allen in Sudamerika ansassigen europaischen Volkern mit Namen belegt tv orden ist, die sich auf jene vermuthete Verwanbtschaft beziehen. Es bedarf inbessett nicht des Beweises, dah diese Aehnlichkeit ttur eine auhere unb der Capybara, wie ihn die Brasilier ttetttteit, ein achter Nager sei. Er behauptet einen sehr bebeutenden Verbreitungs- bezirk unb wird vom Orinoko bis zum Plata, rom atlantischen Meere bis fast an bie Vorberge ber Åndes an allen grohen Flussett unb Seen, unb zwar in kleinen Gesellschaften angetroffen, roelche den Tag unter bent Gebusche der Ufer verftecki zubringen unb bes Nachts ihrer Nahrung ttachgehen. Er fchwintmt fchnell unb mit vieler Ausbauer, laht babei ebett nur bie Nasenspitze Her- vorragen, taucht fehr geschickt, verntag, nach Huitibolbt's Beobachtung, 8 — 10 Minuten unter bent Masser aus- zuhalten unb entgeht auf biefe Meise bisiveilen feinetn gefahrlichften Feinbe, bem amerikanischen Tiger, ber ihm vor allett anbereit Thierett nachstellt. Ueberhaupt ift er amphibisch, fchroimntt bes Nachts ohne wesentliche Ur- sachen stunbenlang herunt, befchrankt sich aber keines- roeges auf bie Flusse, wie Azara meinte, sonberit besucht auch Baiett bes Meeres und Munbungen groher Sirottte, roo bas Masser fast so salzig ist roie auf offener See. Darwin fchoh in ber Bah von Montevibeo ein altes Meibchen von 3 Fuh 8 Joll Lange und 98 Pfunden Geroicht, unb Offiziere berselben Erpebition bemerkten mehrere Capybara's um bie Jnfel Goriti an ber Mutt- bung bes Platastromes. Humbolbt erblickte an ben Ufern bes Apure Truppen von 50 — 60 Stuck unb erfuhr von ben Jnbiertt, bah bie Chiguira's, roie Masferschiveitte bort heihen, zu geroifsen 3eiten hunbertiveis auf ben grohen Grassteppen eintreffeit ttttb ein nach ihnen ge- nanntes Gras (Chiquirera) abrociben. In voltiger Ruhe sttzt ber Capybara roie Kaninchen unb viele attbere Na- ger auf ben Hintersuhen in aufrechter Stellung, nahrt