Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugcthiere.
Siebente Grdnung.
noch Niemand absichtlich aufsuchte unv die nur durch
Zufall nach sehr Hohetn Wasserstande in ausgerifsenen
Stellen lehmiger Flusinstr entdeckt und nach Buenos
Ayres gebracht tourben. Diplomatische Agenten Eng-
lunds, toelche ihre Stellung zu benutzen verstanden , und
der Reisende Durtoin, haben in dem letzten Jahrzehent
von jenen vortoeltlichen Schatzen Bieles und Wichtiges
fur die englischen Sammlungen erlangt. Unter diesen
Bereicherungeu steht das 1841, nur sleben Stunden von
Buenos Ayres am Flufse Luran entdeckte Skeleit des
Riesensaulthieres obenan, toelches Otoen in London auf
das Genaueste untersuchte und beschrieb. Der Bau der
Zahne ist toie bei dem Ai und betoeist, dah senes Ge-
schopf sich von Blattern genahrt Haben musse, toie das
im Vergleich zwerghafte Faulthier unserer Zeit. Bei
seiner Grosie und dem Gewichte seiner toahrhaft unge-
Heuren Knochen kann es jedoch Baume nicht erstiegen
haben, sondern hat dieselben abgebrochen oder mit den
Wurzeln ausgeriffeti. Man toird zu dieser Voraussetzung
durch den Bau des Skeletts berechtigt. Eiu erstaunlich
breites Becken, Hinterglieder, deren einzelne Knochen
kleiuen Saulen gleichen, ein sehr fest gebaueter, mit
grosien Muskeln verseheuer Schwanz unterstutzien, toie
ein Dreisusi, den Korper, dessen vordere Halste in Halb
aufrechter Stellung die Baumstamme umfasite, umsturzte
oder abbrach. Solche Kraftauherungen tonnen ubrigens
einem Thiere nicht schtoer gefalleu sein, toelches bei der
Grosie eines Elephanten oder Rhinoeeros Knochen von
einer Dicke besasi, die, in der Jetzttoelt vollig beispiel-
los, entsprechende Betoegungsmuskeln voraussetzen lasit.
Fallende Stamme ntogen das Riesenfaulthier ost in Ge-
fahr gebracht haben, gegen toelche es indessen durch den-
selben Schadelban, der oben an dem Ai nachgetoiesen
tourde, ziemlich geschutzt toar. An dem in London be-
fiudlichen Schadel finden sich die Spuren einer grohen
Zertrummerung der Hirnschale, die, vottkommen geheilt,
dem Thiere noch manches Jahr zu leben gestattet Haben
muh.
III. Megatherium. (Megatherium.) Fig. 589 — 594.
Das erste, nicht ganz vottstandige Skelett dieses ztoei-
ten Riesenthieres tourde 1798 von Buenos Ayres nach
Madrid gebracht und blied lange Zeit das einzige be-
kannte. Erst 1839 entdeckte man am Rio salado ein
ztoeites, noch unvottstandigeres, toelches Wooddine-
Parish, der britische Consul, ankaufte und nach London
sendete. Es ist sotoeit als moglich zusammengesetzt
toorden und abgebildet unter Fig. 589., aus toelcher bie
toirklich vorhandenen Knochen bunkel schaffirt, bie feh-
lenben toeisi gelassen toorben sinb. Da glucklichertoeise
von ben paarigen Knochen immer ber eine vorhanben
tour, so konnte man Zeichnungen bes Skeletts ent-
toerfen, toie basselbe von vorn (Fig. 590.) unb von ber
Seite (591.) gesehen sich zeigen musite. Der beigefugte
Maasistab von 2 Fusi engl. giebt einen Begriff von ben
ungeheuren Dimensionen bieses Thieres, toelches ohne
Ztoeifel sich itahrte unb Baume umrisi toie bas Riesen-
faulthier, inbem auch hier ber Hmtere Korpertheil burch
ein erstaunlich breites Becken (Fig. 592.) unterstutzt
tourbe, unb bie mikroskopische Unterfuchung ber Durch-
schnitt von Zahnfragmenten (Fig. 594.) bieselbe Beschaf-
fenheit im feineren Bane bes Gebiffes entbecken liesi,
toelche jenein unb unseren ztoerghaften Ai eigenthum-
lich ist.
In Norbamerika haben einst gleichfatts Faulthiere,
ober minbestens ganz nahe vertoanbte Ebentaten gelebt.
Sie gehoren ber Gattung Riesenkrallenthier (Me-
galonyx) an unb toaren nicht grosier als Ochsen, aber
von ungleich schtoererem Knochenbaue. Bottstanbige Ske-
lette sinb noch nie gefunden tourben, ihre Reste uber-
Haupt selten.
IV. Gilrtelthier. (Dasypus.)
Gattungscharakter: Borberzahue keine (in
einer einzigen Art zwei odere); Eckzsihne fehlen; Backen-
zahne uberall von acht bis vier unb ztoanzig. Korper be-
panzert. Glieber gleichlang.
1. Das gemelne Gurtelthier. (Dasypus aiovemcinctus.) Fig. 595.
Der Harnisch, toelcher bei atten Gurtelthieren bie
obere Seite bes Korpers schntzt, bistoeilen auch in Ringe
getrennt ben Schtoanz umgiebt, besteht aus zahlreichen,
einer Mosaik ahnlichen Platten, bie an sich aus unent-
toickelt gebliebenen, zusammengeleimten Haar entstanben
zu sein scheinen unb in brei grosiere Gruppen vereint
sinb. Ein Schilb aus verharteter Haut steht auf bem
Oberkopse, reicht bistoeilen bis an bie Augen unb i|t
aubere Male auf bem Hinierhaupte in Querbanber ge-
stellt. Ein ztoeites, sehr breites Schilb erstreckt sich uber
bie Schultern; hinter biesem liegen 3—12 Gfirtel, bie
unter sich utittels schmaler, aber sehr biegsamer Haut-
streifen verbunden sinb; ben ganzen Hintertheil fiber-
toolbt ein anberes sehr grohes Schilb, toelches au ber
Schtoanztourzel Haldkreisformig ausgeschnitten ist. Der
ganze Harnisch ist mit einer gemeinsamen, trockenen Ober-
haut fiberzogen, unter toelcher man bie Wurzeln unb
Theile ber abgenutzten Haare entbeckt, bie, auf bem
Rficken selten nottig enttoickelt, sehr verstreuet, an bem
Bauche aber ettoas bichter stehen unb langer sinb. Der
Panzer ist schmarzlich ober braun, niemals ledhaft ge-
farbt ober besonbers gezeichnet, bas Haar bemjenigen
eines jungen Schtoeines ahnlich, ber Schtoanz ziemlich
lang unb balb mit Warzen von verharteter Haut, balb
mit sehr Harten Panz.rringen umschlossen. Die Hinten
stets in ber Ffinfzahl vorhandenen Zehen enden in theils
sehr starke, haufig ungleiche Grubenugel. Die kleinen,
seittoarts stehenben Augen passen zum nuchtlichen Sehen ;
bie grosien, tutensormigen Ohren besitzen viele Betoeg-
lichkeit. Die in verschiebeuen Arten ber Zahl nach ausier-
ordentlich verschiebeuen Zahne gleichen sich im Bane,
sinb einsach, ohne Schmelzfulten, schtoach, cylinbrisch, an
ber Spitze schief abgestutzt, stehen entfernt von einunber
unb scheinen bei Schliesiung ber Kinnlabe sich kreuzen
zu konnen. In einigen Arten zahlt man nicht toeniger
als 96 Zahne. Unter ben Sinnen mochte ber Geruchstnn
ber enttoickelste sein. Gfirtelthiere verrathen keine Jntel-
ligenz unb leben ungesettig; nie trifft man ztoei in ber-
selben Hohle an, unb bie Geschlechter suchen sich, zwar
bes Nachts, unb nur auf so lange Zeit aus, als bie Natur
gebietet. Jhr Gang ist langsam unb geschieht ohne Ver-
anberung ber Horizontalen Linie bes Rfickens, toeil bie
Dornforlsatze ber Wirbel alle einer Richtuug, unv
ztoar von vorn nach hinten, folgen. Im Lanse Holt
sie zwar ein Mensch leicht eiu, inbessen entkommen fle
ost, toeil sie vermogen, sich in unglaublich kurzer Zeit
in ben Boben einzutofihlen unb bort, toenn nicht zu
grosie Hinberniffe entgegenstehen, so schnett vorzurficken,
basi man genothigt ist, bis sieben Fusi tiefe Locher zu
graben, um zu ihnen zu gelangen. Sie legen ihre Bane
toeber sorgfaltig an, noch betoohnen sie bieselben lange
Zeit, sonbern toahlen nette, aus Borsicht unb aus Furcht
vor ben grosien Katzenarten, bie ihnen vorzfiglich aus-
lauern. Die Jnbier unterscheiben bennoch bie detoohnten
Hohlen leicht von ben verlassenen, inbem um bie Mfin-
bungen ber ersteren stets Mengen von Mosguiten schtoar-
men. Konnen sie ben unterirbischen Zufluchtsort nicht
schnett genug erreichen, so rotten sie sich zusammen ober
legen sich platt nieber, suchen aber toeber zu beisieu noch
zu kratzen. Die Kratten bienen ihnen nur um zu graben
unb nothigenfalls im Jnnern ihrer Bane sich so fest un-
zustammen, basi itut eine sehr kraftige Hanb sie Heraus-
zuziehen vermag. Ihre Bane verlaffen sie am Tage Hoch-
stens toenn ber Hunger sie ztoingt unb bei sehr trubem
Wetter; in ber Regel gehen sie iiur bes Nachts aus, um
atterlei Getofirui, Jnseeten, namentlich Ameisen unb Ter-
miten, zur Nahrung aufzusuchen, nicht aber, toie man
gesagt hat, uin kleinen, am Boben brutenben Bogeln
nachzustetten. Das Riesenfaulthier sott in Paraguay bie
Betoohner einsamer Meiereien ztoingen, bie Leichen in
Breter unb Dornen eingehfittt zu vergraben. Atte Arten
geniesien gern verfaultes Fleisch, benn unter ben vielen
fleischfressenben Thieren, toelche auf ben Pampas um bie
Korper bes nur ber Haute tvegen getodteteit Rinbviehes
sich sammeln, sind stets viele Gfirtelthiere anzutreffen.
Die Weidchen haben nie mehr als vier Zitzen, toerstn
aber von 6 — - 10 Junges ein unter anderen Saugethieren
sehr selteues Mihverhaltnisi. Die in der Menagerie der
londoner zoologischen Gesellschaft geborenen Jungen tou-
ren blind; ihre noch toeiche Huut zeigte ulle Fulten und
Felder des ertoachseiien Thieres. Sie touchsen so schnett,
dah eines in Zeit von 10 Wochen 52 linjen un Getoicht
getoonnen und 9'/s 3oil in der Lange zugenommen Hatte.
Das Fleisch atter Gfirtelthiere ist toeisi und fett und
gleicht duher dem Schiveinefleische, hat im frischen Zu-
stande einen nicht angenehmen Geruch, toirv aber gern
gegessen, obgleich Jedermanu die Armaditte als Aasfreffer
kennt. Zahmen lassen sie sich zwar, eignen sich aber nicht
zu Hausgenosseu, toeil sie Alles uutertofihlen. Atte sind
sfidumerikauisch und betoohnen attein Ebenen; auf den
offenen Steppen der Platustuaten kommen aubere und
zuhlreichere Arten vor, uls in den Urtoaldern von Bra-
silien und Guyana. Eine der genteinsten ist der Tatu-
Peba der Brasilier (Fig. 595.) von 18—20ZollLunge,
mit 13 Zoll langem Schtounze, 8 Backenzahneu fiberall,
7—9 Gfirteln und schtoarzlichem Harnisch.
2. Das tugetfSrmige Gurtelthier, Apar. (Dasypus Apar.) Fig. 596.
Der gewohnliche Panzer der Gfirtelthiere erlangt im
Apur knochenartige Hurte und sehr grosie Glatte, behalt
aber viele Betoegtichkett. Angegriffen rollt sich der Apar
sogleich zu einer Kugel zusammen, fiber toelche toeder
Ffisie noch Schtoanz Hervorragen und vermag in dieser
Stellung so grosie Muskelkraft zu fiben, dah stlbst starke
Manner die Aufrollung umsonst versuchen. Kein anderes
Gfirtelthier besttzt diest Fahigkeit, toelche indessen dem Apar
ffir den Mangel scharfer und grosier, zum Graben geeig-
neter Kratten entschadigen muh. Er vermag nicht sich
einen Zufluchtsort zu bereiten, lauft schlecht, ist ganz
toehrlos, daher furchtsam, toird aber durch stineit Panzer
unvertoundbar. Jugdhuude sind nicht tut Stunde dieses
zu zerbeihen ttnb versuchen umsonst das zusummengerottte
Thier fortzuschleppen, beitit indem sie basselbe von ber Seite
pucken toollen, entschlfipft bie zu grosie unb glatte Kugel
ihren Zahuen. Ein kanin 3 Zoll lunger Schtoanz zeich-
net bieje kleine, nuf ben Pampas von Buenos Ayres
Heimische Art vor unberen aus. Der Korper misit 14
Zoll unb Hat nur brei Gfirtel. Der Panzer ist von
schtoarzgrauer Farbe.
3. Das borstige Gurtelthier. (Dasypus setosus.) Fig. 597.
Das borstige Gfirtelthier macht burch Besttz von ztoei
oberen Vorberzahnen einen schou im Gattungscharukter
ertoahute Ausnahme von atten unberen Arten, obgleich
es mit benselben burch Bekleibung unb Ledensart vollig
fibereinkomtut. Es ist keinesivegs von uuszeichnenber
Grosie, misit ohne ben 8 Zoll langen Schtoanz nur 14
Zoll in ber Lange, soll aber alle aubere an Starke fiber-
tressen, baher viel toeniger schett sein unb un bie Mfin-
bttng seiner Erdhohle heruufkommen, sobalb irgeub ein
ungetoohnliches Gerausch seiite Aufmerksamkeit erregt.
Ossene Ebenen vermetbet es, betvohnt nur bie Walber,
nnb ztoar vom grositen Theile Brasiliens unb Puraguay's,
besucht des Nachts nahe Pflanzungen, unt Alelonen, Ba-
tateit und andere Frfichte zu rauben« frisit aber auch
Aas und hat die Gewohnheit, -in eine flache Grube nie-
dergestreckt auszuruhen. Schulter- und Hinterpanzer
sind durch 6 — 7 Gfirtel verbunden; den Schtoanz utn-
geden 21 sehr Harte Binden.
4. Das kahlschwlnzige Gurtelthier, Tatuay. (Dasypus gymnuius.)
Fig. 598.
Der amerikanische Narne Tatu-ay, vertoundetes Gur-
telthier bedeutend, sott sich auf die Schuppenlosigkeit des
Schtvanzes beziehen, toelche atterdings diest Art von den
vertvandten sehr toohl unterscheidet. Nur an der Unter-
seite des 7 Zoll langen Schtvanzes stehen einige ver-
streuete Schilder, stine Oberseite ist ziemlich toeichbehuurt.