Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Weitigzahnige.
Saugethiere.
159
Der 20 3oll lange Korper ist schwerfallig, der Kops
breit, statt Schildern mit Harter, gekornter Haut bebeckt,
unb tragt 3 Zoll lange Ohren. Die Panzerhalsten toer-
den durch 13 Gurtel verbunden ; am Bauche stehen runde
Hornwarzchen. Die funf Vorberkrallen stnd ausnehmend
lang, zumal die mittelste. Das Naterland schcint be-
schrankter als bei underen Arten, und nur einige Pro-
vinzen Brasiliens zu begreifen; uber die Sitten des
Tatuay fehlen Nachrichten.
5. DaS Riefengurtelthier. (Dasypus Gigas ) gig. 599.
Zil toelchem Zweck dem Niesengurtelthiere die er-
staunlicheZahl von 96 Zahnen verliehen sei, ist unerklar-
lich, da dasselbe, soviel man aus sparsam vorhandenen
Nachrichten schliehen kann, in Lebensart und Nahrung
sich durchaus nicht von den ubrigen Gurtelthieren ent-
fernt. Azara, dem man die vollstandigsten Beobachtun-
gen uber die ganze Gattung verdaukt, erklsirt das Riesen-
gurtelthier fur sehr selten, und bekam bei mehrjahrigem
Ausenthalte ein einziges zu sehen. In den fast granzen-
losen Walbern, die daS noch unerforschte Land zwischen
Paraguay und Peru bevecken, soll es, nach Aussage der
Jndier, Haufiger gefunben werden und eine erstaunliche
Grohe erreichen. Andere Retsenbe fanden es jedoch auch
in Brasilien, toø es gerade nicht genuin aber Hinreichend
bekannt ist, und die Eingeborenen bei zufalliger Begeg-
nung nicht in Schrecken setzt. Sein Korper miht ohne
den 17 Zoll langen Schtoanz 3 Fuh; der 7 Zoll lange
Kopf ist verhalinihmahig kleiner als bei anderen Arten
und ungemein zugespitzt. Der Panzer besteht aus 12 bis
13 Gurtein, die toiederum auS viereckigen Schuppen
zusammengesetzt sind; den Panzer der Schultern bilden
9, den Panzer des Hiniertheiles 18 Gurtel; den an der
Wurzel hit Umfange 10 Zoll messenden Schwanz unu
geben ringformig, toeiter nach der Spitze hin spiralisch
gestellte, sehr Harte Schuppen. Mit Ausnahme des
Weihlichen Kopfes, Schtoanzes und einer Seitenbinde
ist der ganze Korper schtoarz. Getoaltige Krallen, die
nbrigens in Bau und Bestimmung sich verhalten toie bei
den anderen Arten, verstarken die kurzen, fast unbetoeg-
lichen Zehen.
V. Gurtelmaus. (Chlamyphorus.)
Gattungscharakter: Border - und Eckzahue
fehlenz Backenzahne uberall acht (Gebih und Schadel
Fig. 600 — 603.). Futze funfzehig, mit sehr grohen Gra-
benageln. Leib mit betoeglichen, an der Wirbelsaule
angehefteten, einen hinten abgestutzten Panzer bilvenben
Gurteln bekleidet. Schtoanz kurz, unbetoeglich, nach
unten umgebogen.
1. Die abgestutzte Gurt-lmaus. (Chlamyphorus truncatus.)
8ig. 609. 610.
Die Erfahrung Hat bisher gelehrt, dah sehr eigen-
thumlich gebildete Thiergruppen, die man aus den ersten
Blick fiit vollkommen gesonderte ansehen mochte, alle-
zeit Formen einschlieheu, durch ivelche, nach einer oder
der anderen Richtung, Berbindungen mit anderen Fa-
milien hergesteilt toerden. Man hielt die ersten der ent-
deckten Beutelthiere fur ganz, isolirte, nirgends Hinpas-
sende Saugethiere, bis bei genauerer Erforschung Neu-
Hollands eine ansehnliche Zahl aufgefunden rourbe, bie,
abgesehen von ber besonberen Art ber Fortpflanzung,
bem Begrifse scheinbar fernliegenber Orbnungen, toie
ber Nager unb Jnsectenfresser vollig entsprachen, also
Uebergange vermittelten. Die Gurtelthiere allein wiber-
sprechen bem Lehrsatze von bem Vorhanbensein unb ber
Nothlvenbigkeit naturlicher Verwanbtschaften; sie sinb
gewissermaahen bie Reprasentanten einer besonberen
Schopfung unb stehen so allein, bah auch bie scharf-
sinnigsten Zoologen sich umsonst bemuht haben, ihre
Annaherung an anbere Saugethiergruppen nachzuivei-
sen. Auch bas zuletzt entbeckte, ztoerghafte Glieb ber
Gurtelthierfamilie, bie Gurtelmaus, geht uber ben eng-
begranzten Kreis nicht hinauS, schlieht sich in auherer
Bilbung ben Bertoanbten genau an unb theilt mit ihnen
sogar ben auffallig beschrankten geographischen Berbrei-
tungsbezirk. Sie tourbe burch einen Norbamerikaner im
3. 1824 unfern Menboza, einer Stabt am iveftlichen
Enbe ber Pampas entbeckt, koninit nur bort vor unb
keinesweges toestlich von ben AnbeS in Chile, einem
Lanbe von ganz entgegengesetzter Beschaffenheit, in
welchem nicht ein Gurtelthier gefunben wirb, zu welchem
aber in alten Zeiten Menboza gehort hat. Aus Un-
kenutnih bieses Umstanbes ist ein vielfach wieberholter
Jrrthum entstanben, unb einer kleinen, sehr eigenthum-
lich gebilbeten Thiergruppe bie aller Erfahrung wiber-
sprechenbe Fahigkeit zugetraut werven, eben so zwischen
hohen Schneegebirgen als auf niebrigen, meist wasser-
losen Steppen leben zu konnen. Die Gurtelmaus ober
Pitschisiago ber Eingeborenen mag verbreiteter sein als
man weih, ist aber bisfetzt nur sublich von Menboza auf
sanbigen Ebenen gefunben, vielleicht anberwarts ihrer
Kleinheit wegen ubersehen morben. Man kennt nur zwei
Eremplare, bie in ben Sammlungen zu Philabelphia
unb Lonbon aufbewahrt iverben, inbefsen auf bas Ge-
naiuste untersucht sinb. Das Aeuhere beutet auf bie ganz
nahe Verwanbtschaft mit ben Gurtelthieren. Den ganzen
Korper beekt ein Panzer von ziemlicher Dicke, jeboch
nur von leberartiger Harte, ber, hinter bem Kopfe an-
fangenb, uber ben Rucken bis auf bas Hintertheil sich
erstreckt unb bort auf einmal so senkrecht abgestutzt ist,
bah bas Thier toie verstummelt erscheint. Er besteht
aus einer Reihe von 24 Gurteln, bie, burch Furchen
geschieben, mit 16 — 20 rechttoinkligen Knochenplatten
belegt, aber nw in ber Mitte auf ben Dornfortsatzen
ber Wirbelknochen befestigt, einen ziemlichen Grab von
Beweglichkeit besttzen unb baher bas Zusammenkugeln
bes Leibes gestatten. Nach vorn ist ber Ruekenpanzer
bis auf bie Vorberstirn verlangert unb bort an ein paar
Halbkugelige Hervorragungen bes Stirnbeines (Profil
bes Schabels Fig. 603.) angeheftet, sonach nur entlang
seiner Mittellinie angetoachsen, ubrigens aber uberall
.fret unb etwas abklastenb. Das Hintertheil schutzt eine
senkrechte Leberplatte, bie ebenfalls mit Knochenschilbern
von etwas unregelmahiger Gestalt bekleibet unb mit
bem nach unten untgebogenen, an ber Spitze breiteren
Schwanze (Fig. 611.) ziemlich fest verwachsen ist. Die
ganze llnterfeite bes Schilbes unb bie gesammie Ober-
flache bes Korpers beckt ein seibenartig feines, Hellblon-
bes Haar, welches weich toie basjenige bes Alaultourfes,
inbefsen nicht ganz so bicht stehenb, an ben Seiten beson-
bers lang unb franzenartig herabhangt. Einige Aehn-
lichkeit mit bem letztgenannten Thiere toirb noch burch
bie bebeutenbe Enttoickelung ber mit grohen Grabekral-
len versehenen Borberglieber unb bie Verhaltnihinahige
Schwache ber Hinterfuhe hervorgebracht. Man schlieht
aus bieser Bilbung auf'grohe Fahigkeit zur Fortbetoe-
gung unter bem Boben, Hingegen auf langsamen unb
ungeschickten Gang an ber Oberstache. Ueberhaupt beu-
tet bie ganze Organisation auf unterirbisches Leben; bie
ganze Vorberhfilfte bes Korpers ist kraftiger als bie
Hintere, ber spitze, kurze, recht eigentlich zum Wuhleii
geschaffene Kops toirb burch einen Atlas (obersten Hals-
toirbel) von besonberer Starte (Fig. 607.) unterstutzt,
unb ist mit bemselben burch breite unb steise Banber
verbunben;
auch unter
Am Skelett
ben starten
bas Auge ist nicht allein klein, sonbern
bem uberhangenben Haar Halbverborgen.
(Fig. 604.) finben sich ahnliche Aitzeigen;
Schabel schutzen bie Hervorragungen bes
Stirnbeines, ben Brustkasten bie breiten Rippen gegen
jeben zu starken Druck, unb ahnliche Dienste leisten nach
Hinten bie sehr eigenthumlich gebilbeten Huftknochen
(Beckett Fig. 605. 606.). Die toenigen uber bie Lebens-
toeise vorhaitbenen Nachrichten stimiiten vollig mit jenen
auf Anatomie begrunbeten Voraussetzungen. Die Gur-
telmaus grabt, toie ber Maultourf, lange Gange unter
bem Boben, bewegt sich bort allein mit Schnelligkeit
unb Geschick, unb vermeibet bie ihr ttngunstige Ober-
stache so sorgfaltig, bah sie ben meisten Eingeborenen
unbekannt bleibt unb iit ihrent eigenen Baterlanbe als
Seltenheit angestaunt toirb. Aus ber Zahnbilbung muh
man anf eine Nahrung schliehen, bie teiner sehr genauen
Zertleinerung bebarf, unb toahrscheinlich aus Jnsecten,
ben Larven berselben unb unterirbischen Wtirmerit be-
steht. Die Lange bes Korpers betragt 5 Zoll, bes
Schtoanzes 1 Zoll.
Dah in ber vortoeltlichen Schopfung bie Gurtelthiere
nicht itur nicht gefehlt haben, sonbern burch Riesen
vertreten worben sinb, belveisen bie, auf ben palaontolo-
gisch hochst interessanten Pampas aufgefunbenen Reste
voit Panzern. Darf man von ben nach Lonbon ge-
brachten Fragmenteit auf bas Ganze unb von biesent
auf bas Thier selbst schliehen, so toaren bie vorivelt-
licheit Arntabille von erstaunlicher Grohe unb tourbig,
gemeinsam mit bem Riesenfaulthiere bas Lanb zu beivoh-
nen. Es ist inbefsen noch nicht gelungen, Skelette ober
boch einzeliie Kitochen in ber Nahe bieser Panzer zu
filtben unb Hierburch Bermuthungen in Geivihheit zu
verwanbeln. Dah solche knochige Decken nicht, toie man
vermuthet hat, bem Megatherium angehort haben koti-
nen, Hat Otoen bewiesen unb dieselben vielmehr einem
iinberen vortoeltlichen Riesenthiere (Glyptodon) zuge-
schrieben, bessen Reste gleichfalls in ben Platastaaten ge-
fttnben toorben sinb unb an bie Gurtelthiere unserer
Zeit ntahnen. Bon einem verivaubten, jeboch aller
Wahrscheinlichkeit nach ungepanzerteit Thiere, ivelches
ztoischen ben Faulthieren unb bem zunachst zu beschrei-
beiiben Ameisenscharrer in ber Mitte steht, bem Sceli-
dotheri uin (Fig. 612 — 616.) entbeckte Dartoin im
norblichen Patagonien Schabeltrummer unb einzeliie
Knochen. Dem Bane nach gleichen bie Zahne benjenigen
bes Riesenfaulthieres, in ber Stellung erinnern sie an
bie nachstfolgende Gattung ber Ietzttoelt.
VI. Ameisenscharrer. (Orycteropus.)
Gattungscharakter: Borber- unb Eckzahue
fehlen; Backenzahne oben sieben, unten sechs, tourzellos,
aus parallelen Fasern bestehenb, bie oberett vorberen leicht
ausfallenb (Gebih Fig. 617—619.). Munbofsnung
eng ; 3unge lang, ausstreckbar. Korper behaart. Fuhe
vorn vier-, hinten funfzehig, mit sehr grohen Grabe-
krallen.
1. Der captsche Ameisenscharrer. (Orycteropus capensis.) Fig. 020.
Der Ameisenscharrer Heiht bei ben Hollanbischen Co-
lonisten Subafrika's Erbschtoein, ein Nante, ber nicht
entfernt auf bie Gestalt, Hochstens auf bie Behaarung
bezogen toerben fann unb nut ivahrscheinlichsten von
bem Geschmacke bes bort beliebten Fleisches Hergeleitet
toirb. Bei sehr ansehnlicher Grohe halt sich bieses son-
berbare Geschops boch ttur unter ber Erbe auf unb
nahrt sich allein von Jnsecten, zumal von Terntiten tinb
Ameisen, bie in nranchen Gegenben Subafrika's ben
Boben mit ihreit 3—4 hohen, Tauscube von Canalen
bergenben Batten bebecken. Die einzige Thatigkeit bes
Ameisenscharrers besteht in Zerstorung ber letzteren unb
bem Auffressen ihrer erschreckt hervorsturzenben Betooh-
ner; er ist lichtscheu, konimt nur im Dunkeln auf bie
Oberstache, verntag bem Angriffe keine achtungswerthe
Waste entgegenzitsetzen unb sucht bei bent geringsten Ge-
rausche in seiner Hohle Sicherheit. Merkt er, bah biese
entbeckt ist unb an bem einen Enbe aufgegraben toirb,
so touhlt er in ber entgegengesetzien Richtung mit sol-
cher Schnelligkeit vorwartS, bah mehrere rustige, zugleich
grabenbe Manner nicht verntogen, mit bem unterirbi-
schen Arbeiter Schritt zu halten. Er hat Jnstinet genug,
sotoeit als moglich senkrecht hinabzutotihlenunb Hierburch
bie Dicke ber Erbschicht ztoischen sich unb ben Berfol-
gern zu vergrohern. Aufgegraben stammt er sich zuletzt
mit solcher Kraft an bie Wanbuiigen bes Ganges, bah
ein einzelner Mann ihu nie hervorziehen kann; sein
Wiberstanb erschlastt nur banit, toenn es dem Feitibe
moglich getoorben ist, ihnt lahnteitbe Wuiiben beizudrin-
gen. Wo bergleichen unterirbische Hohlen Haufig sinb,
brechen Ochsenkarren unb Reiter burch bie Erdschicht;
bie letzteren gerathen nicht selten in grohe Gesahr, ivenn