Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Dickhauter.
Saugethiere.
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begeben. Sobald diese Periode ungewohnlicher Erregung
fiberstanden ift, kehrl er freiwillig 511 seiiiem Fuhrer und
in Dienstbarkeit zuruck. Die vollig Wilden Elephan-
ten hatten sich vorzugsweis an dichtbewaldeten Flnh-
ufern auf oder auf naturlichen, aber wasserreichen Wie-
sen. Wie diele andere Dickhauter tonnen sie ohne Hatt-
fige Bader kaum leben, bringen einen Theil der helhe-
sten Tageszeit im Wasser zu und verlangen selbst in
unseren kalteren Klimaten ansehnliche Wasservorrathe,
um sich mittels des Ruffets taglich mehrmals zu uber-
giehen. Sie schwimmen geschickt und kreuzen die breile-
sten Flusse; der Korper sinkt dabei ties ein, und nur der
Kops und der emporgestreckte Russel ragen Hervor. Sie
verschmahen ubrigens auch ein Schlammdad nicht und
Walzeit sich ebenso gern inl Moraste wie das Rhinoce-
ros titid Schwein. Die antrocknende Schlammschicht
schutzt wahrscheinlich die grobe aber sehr empfindliche
Haut gegen Stiche von Jnsecten, die der indische Ele-
phant ubrigens noch durch schnelles und geschicktes
Wedeln mit abgeriffenen Baumzweigen zu vertreiben
verftrht.
Im wilden Zustande halten sich Elephanten in ktei-
nen Gesellschaften zusammen die gemeinlich aus meh-
reren weiblichen Jndividuen unb ihren Jungen bestehend,
von einem mannlichen Thiere angeffihrt werden. Eine
solche Truppe, die in der Mitte eines uppigen Waldes
der Tropenlander ungestort und verdachtslos weidet,
soll eines der imposantesten Schauspiele darbieten.
Pringle beschreibt in seinen afrikanischen Skizzen eine
solche Scene, deren Beschauung jedoch nicht ohne grohe
Gefahr ist. Grohe mannliche Elephanten Wandern aus
undekamiten llrsachen bisweilen ganz allein Herum; sie
sind gemeinlich ungleich wilder als alle andere und schei-
nen besonderen Gesallen an zwecklosen, aber von der
grohten Kraft zeugenden Verwustungen zu finden. Die
Jager stellen ihnen vorzugsweis nach und setzen sich den
anhersten Gefahren aus, um sie einzufangen. Sie sol-
gen Tag und Nacht und in Begleitung von zwei bis vier
wohlabgerichteten Weibchen (Kuhnikihs) dem einsamen
aber furchtbaren Wanderer und nahern sich ihm, wenn
der gunstige Augenblick gekommen scheint, mit grohter
Vorsicht. Scheinbar ganz gleichgiltig kommen bie zah-
men Elephanten an den wilden heran, machen ihn durch
ihre Liebkosungen sicher und suchen seine Aufmerksam-
keit von den langsam Herbeikriechenden Jagern abzu-
ziehen, welchen sie sogar in der Anlegung gewaltiger
Seilc um die Fuhe des Betrogenen beistehen sollen.
Verlassen von den treulosen Weibchen, sucht er zu
folgen, entdeckt dann erst seine Gefangenschaft, strebt
in anherster Wuth sich von den Seilen zu befreien
(Fig. 651.), die wo moglich um einen Baum geschlun-
gen werden, oder solgt langsam nud durch die Bande
gehindert den Weibchen, bis es den Jagern gelingt, die
nachschleppenden Seile zu ergreifen und irgendwo zu
besestigen. Bisweilen zersprengt er diese und entkommt
in den Wald, wohin auch der Tollkfihnste ihm zu fol-
gen nicht tungen Wurde; halten aber bie Fesseln, so er-
schopst er sich nach einem vber zwei Tagen in seiner Wuth
(Fig. 652.), laht sich, vom Hunger unb ben Anstrengungen
ermattet, endlich gefangen nehmen und unter der Aus-
sicht seiner verratherischen Freundinnen nach einer Nie-
derlaffung bringen, wo ein paar Monate sorgfaltiger
Zucht hinreichen, ihn mit seinem Schickyrle auszusohnen
und zu Dienstleistungen abzurichten. In Nepal und den
norbostlichen Provinzen Indiens fangt man den Ele-
phanten mit Wurfschlingen, die, un Gebrauche den sud-
amerikanischen Lassos ahnlich, von zwei auf gutabge-
richteten Elephanten reitenden Jagern geworfen wer-
den. 3n auderen Gegenben stellt man mehrere Tansend
Manner anf, die, in kleinen Truppen und 20 — 30
Schritte von einander entfernt, die aufgefundene Heerde
gradweis einengen und zuletzt in einen kunstlich einge-
richteten, aber mit den startsten Palisaden utngebenen
Hof treiben. Die Gefangenen entdecken bald ihre Lage,
gerathen in auherfte Wuth, werden aber vom Durchbre-
chen durch das Geschrei der Menge, Flintentnall und
Feuerwerk abgehalteii. Endlich verlockt man mit vorge-
Haltenem Futter einzelne durch eine Seitenthur in eine
enge Abtheilung des Gefangnisses, in welchem der Raum
zum Widerstande mangelt, bindet sie ohne viele Muhe
und uberlaht es dem Hunger, sie zu zahmen. Menschen-
leben gehen bei diesen verschiedenen Jagden allezeit ver-
loren, allein man lauft in Indien jede Gefahr, um sich
Thiere zu verschaffen, die fur viele Zwecke unentbehrlich
und ziemlich theuer sind, in der Gefangenschaft aber sich
hochst felten fortpstanzen. Es ist betannt, wie seit den
altesten Zeiten stattliche Elephanten, die, mit edeln Me-
tallen und Seidenftoffen aufgeputzt, kostbare Sanften fur
die Reiter tragen, zu dem Lurus der Reichen gehort
haben, und wie man sie im Kriege, wandernde Festungen
vergleichbar, ehedem anwendete. Man hat den letzteren
Gebrauch seit Jahrhunderten aufgegeben, findet aber auch
bei der Heutigen Kriegsfuhrung im Elephanten einen
schwer entbehrlichen Alllirten, der sedes britische Heer in
Indien degleitet, Zelte und Vorrathe tragt, mit der Stirn
das schwere Geschutz uber die rauhesteii Wege schiebt, wo
weder Pferde noch Ochsen etivas vermogen, in Gesell-
fchaft mit einem anderen sogar aus tiefen Morfisten ein-
gesunkene Stficke heraushebt und auf steilen Bergpfaden
hinaufzieht.
Die beiden betannten Arten muffen ehedent einen weit
groheren Verbreitnngsbezirk eingenornmen haben als
Heutzutage. Plinius und Aelian fprechen von Elephan-
ten als Bewohnern der Walder am Fuhe des Lltlas, und
die grohe Zahl, welche die Carthgger in kurzer Zeit zu-
sarnmenbrachten, tint dem drohenden Einfalle Scipio's
(205 v.Chr.) zu begegnen, beweift, dah jene Thiere nicht
sehr weit von der afrikanischen Nordtfiste einheimisch ge-
wesen sein muffen. Die Romer machten mit ihm zuerst
Bekanntschaft, als Pyrrhus (281 v. Chr.) in Italien
erschien, und hatten mit afrikanischen Elephanten im
punischen Kriege zu kampfen. In der Schlacht'von Pa-
normus (Palermo) nahmen sie einhundert gefangen,
welche der Consul Metellus nach Ront sendete, wo sie
zum Vergnfigen des blutgierigen Voltes im Ciretts
kampsten und starben. Spater brauchten die Romer
selbst den Elephanten in ihren Kriegen; Scipio stellte in
der Schlacht von Magnesta afrikanische den astatischen
des Antiochus entgegen und veranlahte blutigen Kamps
zwischen ben Eingeborenen weit entlegener, durch Meere
und Wfisten geschiedener Lander. Mit der Zeit wurde
der Elephant in Italien immer gemeiner, muhte bei alten
offentlichen Aufzfigen erscheinen und ward im Circus
dem immer tiefer sinkenden Volte zuletzt unentbehrlich.
Erstaunliche Zahlen von afrikanischen Elephanten ntuffen
wahrenb 500 Jahren bei jetter grausamen Volksluft um-
gekommen oder in ihrem Vaterlande selbst getobtet wor-
den sein, um der Nachfrage nach Elfenbein zn begegnen,
die vielleicht zu teiner Zeit so groh gewesen i ft als da-
damals, wo nicht allein Seffel und anderes grohes Ge-
rath der Reichen aus ihm verfertigt, sondern fogar Wande
der Tempel und Festhallen mit ihm getafelt wurden.
Mit dem Verfalle des Romerreiches schwand diefer Lurus,
und zur Zeit Justinian's (527 n. Ch.) wurde ein Ele-
phant in Rom und Byzanz als grohe Seltenheit ange-
staunt; die Verbindung zwifchen Europa unV Afrita
wurde immer geringer, feit wandernde Araber die Nord-
fufte des letzteren Welttheiles erobert hatten, und zuletzt
entstand der Glaube, dah der afritanifche Elephant un-
zahmbar fei. Im tropifchen Asien fuhr man Hingegen
fort, sich des einheimifchen Elephanten wie in den fruhe-
sten Zeiten zu bedienen. Der indische Kaiser Dschehenb-
fchir (im 9. Jahrh. nach Chr.) soll 12,000 besessen und
40,000 unter die Vornehmen seines Reiches vertheilt
haben. Erwagt man, welchen Aufwand an Futter und
welche Zahl von Menschen zur Ffihrung und Wartung
solche Heerdeit er fordert haben mfihten, so wird matt
nicht anstehen, die ganze Erzfihlung in die Classe gewohn-
licher orientalischer Mahrchen zu setzen. In neueften
Zeiten hat man nnr ein Mal (1796), und zwar bei der
Verheirathung des indischen Ffirsten Vizir Ali, die immer
noch erstaunliche Zahl von 1200 Stfick in einer Proces-
sion aufgeffihrt. Gegenwartig haben europaische Ansich-
ten im britischeu Indien soviel Eingang gefnnden, dah
man Elephanten bei offentlichen Feievlichteiten felten
eine wichtige Rolle fiberweist und sie tlur als Zug- und
Lastthiere Hochschatzt. Jit den Strahen Calfutta's bfir-
feit sie nicht erscheinen, weit Pserde, die an den Anblick
nicht gewohnt sind, sich vor ihnen scheuen; sie werden
nach unb nach in dem Verhaltnisse entbehrlicher, als die
Zahl vortrefflicher Landstrahen zunimmt. Afrita scheint
noch immer grohe Mengen zu enthalten; Denhant zahlte
Gesellschaften von 40 —50 Stfick, und die Eingeborenen
berichteten von Heerden, die bis 2000 start feitt follen.
Es bleibt immerdar mertwfirdig, dah sowohl die indifche
als die afritanifche Art, ohne auszusterben und selbst
ohne bedetitende Verntinderung, die Verfolguitgeit ertra-
gen hat, die feit den etttlegensten Zeiten gegen sie gerich-
tet worden sind. Die Jntportation des Elfenbeines in
England betrug 1831 und 1832 durchfchnittlich 4130
Centner ; nimmt man als mittleres Gewicht eines Stoh-
• zahnes 60 Pfund an, fo bestande die jahrliche Jtttpor-
tation aus 7709 Zahnett, die man durch Todtung von
wenigsten 3854 mannlichen Elephanten erlangte. Es
wird aber diese Zahl in der Wirklichteit zwischen 4500
bis 5000 liegen, tueil bei der Jagd mancher wilde Ele-
phant schwerverwundet enttoiumt oder seine Zahtte nicht
in den Handel gelangen. Im Uetrigen ist jene Summe
nur Theil einer groheren, indettt sehr vieles Elfenbein
auf direcient Wege nach China, Nordamerita tind dem
europaifchett Continent gelangt. Wie der Antheil ver-
fchiedener Lander an jetter Jntportation sich gestalte,
nimmt man am Besten aus der amtlichen Atigabe ab,
dah i. I. 1831 England aus dem westlichett Afrita
2575 Cittr., Vottt Cap d. g. Hoffnuitg nur 98 Cittr.,
von Indien und Ceylon 2173 Cittr. Elfenbein erhielt.
Der Verbrauch diefes Stoffes Hat in unferen Zeiten ver-
Haltnihmahig nbgenominen, theils weil tttatt ihttt nicht
benselben hohen Werth beilegt wie im Alterthume, theils
auch weil jetzt mattcheS andere und beffere Material den
Kfittstlertt zu Gebote steht. Elfenbein vergelbt unfehl-
bar, wetttt es der Luft ausgefetzt wird, und i ft viel wei-
cher als der stets weih bleibende Zahn des Walrosfes
oder des Nilpferdes. In Europa werden bie schottstett
Elfenbeinarbeiten in Dieppe geliefert, ittbeffen kommen
diese den chinesifchett noch nicht gleich, die, zum Theil,
bisher unitachahntbar geblieben sind. Die concentrischen
Kugeln, die tttatt in Canlott ziemlich billig tausl, Hat
noch tein Europaer zu liefern vermocht.
Die zwei der Jetztwelt attgehorendett Arten unter-
scheidett sich durch folgende Kenttzeichett. Der indische
Elephant (Fig. 649 — 654.) Hat einen langlichen
Kopf, concave Stirn (Fig. 636.), Backenzahtte mit wel-
lenformigen Schtnelzleistett (Fig. 639.), vier, felten funf
Hufartige Nagel an den Hinterffihen, verhaltnihtnahig
kleitte Ohren. Die Korperhohe uberfteigt felten 10 Fuh.
Das Vaterland diefer, feit uralten Zeiten von bent Men-
fchen gezahmten unb vielfach bettutztett Art ist bas sfib-
liche Asien, sowohl das Festland als die groheren Jn-
seltt, Ceylon, Bortteo und Sumatra; zum tuesentlichen
Wohnorte bienen ihr ttur wohlbewafferte, dichtbewakdete
Gegenben. Alle in neueren Zeiten nach Europa gebrachte,
in Menageriett bewahrte oder wohl auch zu Darstellun-
gen auf ber Buhtte abgerichtete Elephanten sinb asiatische.
Nach Amerika brachte tttatt um 1760 ben erstett und
stellte ihn in tnehrerett ber datnals noch Englanb unter-
Worfenen Provinzen Norbamerika's zur Schatt. In ben
letzten Jahren hat eitt Norbamerikatter einen Elephanten
auf beitt Lattbwege von Boston nach Pattanta geffihrt,
von bort zur See ttach Peru unb endlich fogar nach
Chile gebracht. In Deutschland gab es zu Gestter's
Zeiten (Anfattg des 16. Jahrh.) Wenige Menschen, die