Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Snugethiere.
Achie cØrdunng.
Blatt abrupfen und fel6ft den Strohhalm aufheben.
Sein anherstes Ende breitet sich in eliten krelsformigen
Rand au9, der vorn in einen fingerartigen Anhang ver-
långert und int Innern ungeinein nerveureich ist. Je
nachdem dieses Ende sich frumnit, ausdehnt oder zusam-
menziehl, der Finger die eine oder andere Stellung ait-
niinint, wird Ergreifen und Festhalten feltft der klem-
sten Gegen stande moglich. Aus den Abbildungen Fig.
642 — 647. ergiebt sich fowohl der anhere Unterschied
zwifchen den Rtusfeln der beiden Geschlechter als auch
die Mannichfal igkeit der Bewegungen feines Endes.
Freffend flopfl der Elephant sich das Fulter mit dem
Russel iit das Maul und fu((t, tint zti trinfen, faugend
feine Canale mit Waffer, welches er sich ttachher in dett
Mund giehl. Eitt beweglicher Knorpel verfchlieht das
otere Eude deS Ruffets da, wo die mit Knochen ttntge-
bene Nafenhohle beginnt, und Verhinberl als Klappe das
Ueberstromen des eiiigefaugten Massers in die Hintere
Nafenhohle und die Lustwege. Uebrigens vermag der
Elephant das Masser ttach Belleben int Russel aufzube-
wahrett, es langsam attszugiehelt oder mit Kraft Heraus-
zutreiben. Der scharfe, trompetenartige Ton, den er zuttt
Zeichen iitnerer Zufriedenheit bisweilen horen laht, wird
gleichsalls im Ruffel Hervorgebracht. Das junge Thier
trinkt ubrigens an den Zitzen feiner Mutter in gewohit-
ticher Meife.
So plump und fchwerfallig die anhere Form auch
fcheinen mag, fo schreitet der Elephant, zuntal auf ebe-
nem Boden, doch mit anfehnticher Schnelligfeit vor-
warts. Erzurnt sturmt er mit folcher Schnelle und so
unaushaltsam gegen den Beleidiger, bah Jager, die ihn
mit der Kugel verfehlt hatten und nicht ganz vorzitglich
beritten waren, von ihnt eingeholt und todtgestampst
wordett sind. Jndeffen behalt der Gang allezeit ettvas
Besonderes, Unelastisches, was ittdeffen im Knochenbaue
feine Erklarttitg sindet. Wetttt man das Sfelett des
Pserdes, von welcher toir nitter Fig. 648. die sinchtigeit
Ninriffe bieteit, am entfprechenden Orte aber eine sorg-
fattige Abbilditng liefertt tverden, mit dentjenigett des
Elephanten (Fig. 635.) vergleicht, so ergiebt sich, bah
nicht allein die Knochen der Glieder in dem letzteren
fenkrecht, Hingegen beitit Pferbe, zuntal am Hlnterfnhe,
tinter Winkeln auf einaitder stehen, sondern attch in ihren
Langeuverhaltniffen sich fehr unåhulich sind. Die Ver-
gleichung des Oberarmes und Oberschenkels (ad) beider
Thiere betveist dieses. Hattplfachlich liegt aberdie Ursache
der leichten Betoegung, der Fluchtigkeit und der Sprttitg-
fertigkeit des Pferdes in dem Unterfnhe (Ic f), toelches aus
zwei, der gleicheu Zahl von Zehett entsprechenden Kno-
chen befteht, die nichts Anderes sind, als sehr verlangerte
Mltlelfnhknochen (Metatarsen), die am Elephanten, toie
an den mit ganzer Sohle auftretenden Thieren uberhaupt,
sehr furz sind und den eigentlichen Plattfnh bilden.
Vermoge der groheren Lange des Oberfchenkelknochens
steht das Knie (6) beitit Elephanten viel tiefer als bel
dem Pferde, titid daher knteel er in derfelben Art nieder
toie der Menfch (Fig. 649.). Im Uebrigen bedarf es nicht
des Betveifes, dah der saulenartige Bau der Glieder der
nngeheuren Schwere des Korpers entfpricht, und dah der
Kitochenbau des Pferdes mit der letzteren nnvertraglich
getoefeit tvåre. Ausgetvachsene Elephanten messen 8—10
Fuh in der Hohe, felten 1—2 Fuh ntehr. Nach Cuvier
folien die toilden ehedem bis 18 Fust hoch getoorden fein.
Der Englander Seott, der lange Zeit in Indien lebte,
erzahlt attsdrucklich, dah der grohte ihnt je vorgekont-
mene Elephant vom Scheitel bis zur Sohle 12 Fuh 2
Zoll, an den Schultern ohngefahr 10% Fuh hoch und
15 Fuh lang getoefen sei. In bent zoologifchen Museum
von St. Petersbnrg besindet sich jedoch ein 14 Fuh Hostes
Sfelett. Das Gewicht betragt von 70 — 80 Centner.
Die toeiblichen Thiere sind stets fleiner als die mann-
lichen; das neugeborene miht ohngefahr 36 Zoll in der
Hbhe. Das Wachsthumendet ztoifchett dem 18—24. Le-
bensjahre intb betragt durchschnittlich int ersten Jahre 11
Zoll, int zweiten Jahre 8 Zoll, im dritten 6 Zoll, im
Vierten 5 Zoll, int snitslen ebensoviel, int sechsten 3^ Zoll,
int stebenleit 2Va Zoll; int Ganzeit genommen ist sein
Forlschreiten ttttr in den ersten Jahren sehr bemerflich
und ninunt dann schnell ab. Wahrscheiitlich branchen die
mannlichen Individuelt zur vollett Enttoickelung långere
Zeit als die toeiblichen, die ubrigens ziemlich srust und
vor vollendetem Wachslhume sich sortpflanzeu, 20 Mo-
nate 18 Tage trachlig sind und ttttr ein Junges aus ein
Mal tversen. Die ztoei Zitzen stehen an der Brttst zwi-
schett ben Vorberffthen; bas Junge saht sie (Fig. 650.)
mit der Seite des Maules und fucht den Zufluh ber Milch
dttrch Drucken mitbetn Russel ztt vermehrett. Den Natur-
sorschern bes letzten Jahrhuiiberts, Buffott tiitb Anberen,
Ivar diefes ttitbefannl, nicht so ben Rontern, tvie sich aus
einent toohlerhalleiten Wanbgemalbe in Pompeji (Fig.
653.) ergiebt. Zufolge bes physiologifchen Lehrfatzes, bah
bie Lebensbauer eines Thieres int festen Verhaltniffe ztt
ber Periobe feiner Unreife ftehe, bie erst mit vollenbetem
Wachslhume adlåuft, muffen Elephanten ein hoheS Al-
ter erreichen, int tvilben Zuftanbe vielleicht an 200 Jahre.
Dah sie in ber Gefangenschaft bis 120 Jahre all geroorben
sittb, ist wohlverbnrgle Thatfache.
Die Haiti ist von anfehnlicher Dicke, ratth, fast nube-
Haart tinb in ber Regel von bunkler Farbe. Spielarlen
sittb ztvar nicht felten, inbeffen sinb sie toeniger bttrch
Abtveichung ber Farbe als bttrch Untanberung ber festen
Theile, alfo burch Statur tt. s. to., unterschieben. Man
glaubl, bah bie in Jitbien gelegentlich beodachlete rothlich-
gratte Fardung nicht naturlich fei, fonbern bttrch Reibeit
an fremben Gegeitstaitben ober burch Nieberlegen auf
ben Erbbobett entstehe. Der afrikanifche Elephant foll
jeboch in Spielarlen mit tvirflich rolhlicher Haiti vor-
kontmen. Weiste Elephanten sinb nichts Anberes als
Albinos, ziemlich felten tinb baster von hostem Werthe
in Jublen. Am Hofe von Ava sinb sie getoiffermaahen
nnentbehrliche Sstmbole bes Konigthumes; Vornestme
unb Geringe tofirben es fur eine uble Vorbebeutung
halten, follte ber Furst bel offentlichen Aufzugen sich
ohne folche Thiere zeigeu, toelchen man in Slant unb
Birntah fogar elite Art von religiofer Verehrttitg er-
toelst. Auch ben elafstfcheit Volkern bes Alterthumes
touren sie bekannt unb tourben, tole aus elner ettvas
verachllichen Benterfung bes Dichters Horatitts Hervor-
geht, ber fchaulustigeit Menge bel grohen Festen vorge-
ffthrt. Die zahmett Elephanten Jnbiens zerfalleu in ztoei
Hanptranen, Kumariah unb Mergih, zwifchen welchen
eine Menge von Unterraoen bie Uebergange vermitteln.
Die Kumariah sinb von vorzugstoeis gebrungenem unb
fehr starken Bane, habeit verhaltnihinahig fehr kurze
Ffthe unb langen Ruffel; bie Mergih sinb, vollig ans-
getoachfen, hoher als jene, aber von leichterem Bane unb
baher zuiii Lafttragen unb zur Erbulbung anhaltenber
Strapazen toelt toeniger geschickt, haben långere Fuhe
unb verhaltnihinahig kurzeren unb bunneren Ruffel.
Kraftige Enttoickelung bes letzteren Organs toirb immer
als Zeichen besserer Raye angefehen unb erhoht ben
Preis bes Thieres. Auherbem entfcheibet auch bie Långe
unb befonbers ble Richtung ber Stohzahne fiber ben
Werth, unb baher fuchen ble reicheren Jubler unter ben
oben erwahnten Dahntelahs blejenlgen aus, beren Stoh-
zahne mogllchst Horizontal stehen, unb fchmucken ble letz-
teren mit allerlel, nicht felten ziemlich werthvollen Zier-
rathen.
Die Nahrung ber toilben Elephanten ist ausfchlieh-
lich vegetabilisch; Gras, Baumblatter unb, too menfch-
liche Nieberlassungen in ber Naste sinb, Felbfruchte,
fcheinen gleich toillkommen unb toerben in ganz unglaub-
licher Menge verzehrt. Gerath eine wilbe Heerbe in an-
gebauete Lanbereien, fo richtet sie, mehr noch burch Zer-
ftampfen ber cultivirten Gewachfe als burch Verzestren
berfelben/ bie ungeheuersten Vertoustungen an. Die
zahinen legen vlele Leckerhaftigkeit an ben Tag, lieben
Suhigkeiten, verschmahen mit Fett zugerichtetes Backwerk
nicht unb sinb bie einzigeit Thiere, toelchen geiftige Ge-
Iranke zufagen. Sie verfchlingen mit grvhter Lust er-
staunliche Portionen bes starksten Brannltveins unb
tourben bei gebotener Gelegenheit ebeitfo nit bas Laster
sich getoohnen, tvie unrettbar verlorene Trinker unter ben
Menfchen. Schabliche ober minber angetiestme Speifett
uitterfcheibeit sie fast augettblicklich burch ben Geruchstnn,
ber nachst bent Horsinit bei ihiteit, allerbittgs auf Kosten
ber ubrigen Siitne, auf Hochster Stufe steht. Der afri-
kanifche Elephant nahrt sich toåhrenb ber irockenen, bie
Vegetation unlerbrechettben Jahreszeit von ben vorzug-
lich faftigen Wurzeln getoiffer baumartiger, gefellig wach-
fenber Mimofen, toelche bie Hohe von 15—20 Fuh er-
reichen unb bttrch ihr sehr Hartes unb zahes Holz sich
auszeichiteit. Er ziehi, ttitt ztt ben Wurzeln ztt gelangen,
ben ganzeit Batint aus ber Erbe, lost ihn, too ber leh-
tttige, zur Sleluharle vertrocknete Boben zuviel Wiber-
stanb leistet, vorher mil ben Slohzahuen toie mittels
getoalliger Hebel los unb fetzl istit enblich verkehrl, ble
Krone zu unterst, tvieber hin, um begueni bas Frefsett
begintien ztt tonnen. Neberhaupt scheint blefe Leckerhaf-
tigkeit ben Elephanten, minbeftenS ben gezahtnlen, ntehr
als irgenb ettvas Anberes, zu korperlichen Anstrengun-
gen unb zur Enttoickelung ber Jntelllgenz unb bes Scharf-
sinnes betvegen ztt tonnen, bie von jeher mit Bewuitbe-
rung beobachtel toorben sittb. Seit ben Zeiieit ber åtteften
grtechifchen Schriftsteller bis Herab auf bie Beschrelher
ber Jagben int brilifchett Jublen ist eine so uuuberfeh-
liche Menge von Anekboleu zufammengetragen toorben,
bah eine Austoahl unter ihueu zu tressen eine uberaus
fchtolerlge Aufgabe fein tourbe. Dah manches vollig
Nuglaubliche unb mit nftchlernen Aitstchleit ber Thier-
nalttr Unvereinbare in biefen Berichten unlerlauft, barf
nicht in Bettounberung fetzett, beitit bas Rlefeuhafle er-
grelfl uberall bie Phautaste unb veraulaht, bah Erfchel-
mingen, bie an tleineren Organismen mil ziemlicher
Gleichgiltigkeit betrachtel toerbett tourben, falfch aufge-
faht unb in fpateren Erzahluugen fibertrieben toleber-
gegeben toerben. Cuvier Halte jebeufalls Recht, wenn er
ben Elephanten lu gelstiger Beziehuug ttur ueben ben
Hunb geftellt tvissen toollte unb Ucbertreibungen ent-
gegentral, bie von alteren Schriftstellern oftmals in ber
Absicht begaugeit tvorben sinb, um Irgenb eine elgene,
melst Wunberliche Theorle zu unterftutzen. Der Elephant
besitzl nicht mehr Jntelllgenz als ble begfiustigsten unter
ben ubrigen Saugethiereu unb tourbe, im entgegeugefetz-
lett Falle, eine unerklarbare unb allen Analogien unb
naturhistorlschen Erfahrungen wiberfprechenbe Ausnahme
macheit. Im toilben Zustanbe ist er Sklav feiner Lelben-
fchaften unb toirb burch biefe zuttt Hanbeln angelriebett.
Er verfallt in Besiuuuug raubeube Wtilh, toenit eitt
Attgriff ihn reizt, ist ber rohesten Siitnlichkell eben fo
unlerthan toie jebeS aubere Thier unb, burch Gefchlechts-
trieb angefetierl, fo bliub, bah er bie gewohnlichsten Hin-
terhalle nicht bemerkt unb in Gefangenschaft gerath.
Zahmbarkeit theill er mit vielen anberen Thieren, leistet
aber, abgefeheit von ber attherorbeullicheit korperlichen
Befahiguug, keltie Dienfte, bie unter gleichen Berhalt-
ttissen vont Pferbe nicht auch zu erhalten fein tv firben.
Was titan bon feiner Treue unb Aufttterkfainkell gegen
getoohute Fuhrer, feiner Dankbarkeit gegen Wohlwol-
lenbe, feiner Rachfucht gegen Beleibiger, feiner List, too
es gilt, feinent Appelite Befriedlgttitg zu fchaffeit, unb
feiner Diensttvilligkeit bei guler Behanblttug erzahlt,
gehbrl ant Hunbe ber niebrigsteit Ra^e zu ben gewohn-
lichsten Erfcheinungen, ble man aber barttnt nicht beachtet,
well sie alllagliche sinb. Man faun, ohne Ungerechllgkelt
zu begehen, behaupten, bah ber Elephant nicht ntehr
Gelehrigkell besitze, als ber Hunb. Gebåchtnih zeichnel
beibe gleichniåhlg vor anberen Thieren aus. Ein Mal
int'Jahre verlierl ber Elephant alle zahnte Gewohiittng
unb tvirb beinahe fo gefahrlich unb ungehorfam, wie
int wllben Zuftanbe. In Oftlubien glebt man ihnt bann
bie Frelhell unb gestattel ihnt, sich in bie Waider zu