ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
166 Snugethiere. Achie cØrdunng. Blatt abrupfen und fel6ft den Strohhalm aufheben. Sein anherstes Ende breitet sich in eliten krelsformigen Rand au9, der vorn in einen fingerartigen Anhang ver- långert und int Innern ungeinein nerveureich ist. Je nachdem dieses Ende sich frumnit, ausdehnt oder zusam- menziehl, der Finger die eine oder andere Stellung ait- niinint, wird Ergreifen und Festhalten feltft der klem- sten Gegen stande moglich. Aus den Abbildungen Fig. 642 — 647. ergiebt sich fowohl der anhere Unterschied zwifchen den Rtusfeln der beiden Geschlechter als auch die Mannichfal igkeit der Bewegungen feines Endes. Freffend flopfl der Elephant sich das Fulter mit dem Russel iit das Maul und fu((t, tint zti trinfen, faugend feine Canale mit Waffer, welches er sich ttachher in dett Mund giehl. Eitt beweglicher Knorpel verfchlieht das otere Eude deS Ruffets da, wo die mit Knochen ttntge- bene Nafenhohle beginnt, und Verhinberl als Klappe das Ueberstromen des eiiigefaugten Massers in die Hintere Nafenhohle und die Lustwege. Uebrigens vermag der Elephant das Masser ttach Belleben int Russel aufzube- wahrett, es langsam attszugiehelt oder mit Kraft Heraus- zutreiben. Der scharfe, trompetenartige Ton, den er zuttt Zeichen iitnerer Zufriedenheit bisweilen horen laht, wird gleichsalls im Ruffel Hervorgebracht. Das junge Thier trinkt ubrigens an den Zitzen feiner Mutter in gewohit- ticher Meife. So plump und fchwerfallig die anhere Form auch fcheinen mag, fo schreitet der Elephant, zuntal auf ebe- nem Boden, doch mit anfehnticher Schnelligfeit vor- warts. Erzurnt sturmt er mit folcher Schnelle und so unaushaltsam gegen den Beleidiger, bah Jager, die ihn mit der Kugel verfehlt hatten und nicht ganz vorzitglich beritten waren, von ihnt eingeholt und todtgestampst wordett sind. Jndeffen behalt der Gang allezeit ettvas Besonderes, Unelastisches, was ittdeffen im Knochenbaue feine Erklarttitg sindet. Wetttt man das Sfelett des Pserdes, von welcher toir nitter Fig. 648. die sinchtigeit Ninriffe bieteit, am entfprechenden Orte aber eine sorg- fattige Abbilditng liefertt tverden, mit dentjenigett des Elephanten (Fig. 635.) vergleicht, so ergiebt sich, bah nicht allein die Knochen der Glieder in dem letzteren fenkrecht, Hingegen beitit Pferbe, zuntal am Hlnterfnhe, tinter Winkeln auf einaitder stehen, sondern attch in ihren Langeuverhaltniffen sich fehr unåhulich sind. Die Ver- gleichung des Oberarmes und Oberschenkels (ad) beider Thiere betveist dieses. Hattplfachlich liegt aberdie Ursache der leichten Betoegung, der Fluchtigkeit und der Sprttitg- fertigkeit des Pferdes in dem Unterfnhe (Ic f), toelches aus zwei, der gleicheu Zahl von Zehett entsprechenden Kno- chen befteht, die nichts Anderes sind, als sehr verlangerte Mltlelfnhknochen (Metatarsen), die am Elephanten, toie an den mit ganzer Sohle auftretenden Thieren uberhaupt, sehr furz sind und den eigentlichen Plattfnh bilden. Vermoge der groheren Lange des Oberfchenkelknochens steht das Knie (6) beitit Elephanten viel tiefer als bel dem Pferde, titid daher knteel er in derfelben Art nieder toie der Menfch (Fig. 649.). Im Uebrigen bedarf es nicht des Betveifes, dah der saulenartige Bau der Glieder der nngeheuren Schwere des Korpers entfpricht, und dah der Kitochenbau des Pferdes mit der letzteren nnvertraglich getoefeit tvåre. Ausgetvachsene Elephanten messen 8—10 Fuh in der Hohe, felten 1—2 Fuh ntehr. Nach Cuvier folien die toilden ehedem bis 18 Fust hoch getoorden fein. Der Englander Seott, der lange Zeit in Indien lebte, erzahlt attsdrucklich, dah der grohte ihnt je vorgekont- mene Elephant vom Scheitel bis zur Sohle 12 Fuh 2 Zoll, an den Schultern ohngefahr 10% Fuh hoch und 15 Fuh lang getoefen sei. In bent zoologifchen Museum von St. Petersbnrg besindet sich jedoch ein 14 Fuh Hostes Sfelett. Das Gewicht betragt von 70 — 80 Centner. Die toeiblichen Thiere sind stets fleiner als die mann- lichen; das neugeborene miht ohngefahr 36 Zoll in der Hbhe. Das Wachsthumendet ztoifchett dem 18—24. Le- bensjahre intb betragt durchschnittlich int ersten Jahre 11 Zoll, int zweiten Jahre 8 Zoll, im dritten 6 Zoll, im Vierten 5 Zoll, int snitslen ebensoviel, int sechsten 3^ Zoll, int stebenleit 2Va Zoll; int Ganzeit genommen ist sein Forlschreiten ttttr in den ersten Jahren sehr bemerflich und ninunt dann schnell ab. Wahrscheiitlich branchen die mannlichen Individuelt zur vollett Enttoickelung långere Zeit als die toeiblichen, die ubrigens ziemlich srust und vor vollendetem Wachslhume sich sortpflanzeu, 20 Mo- nate 18 Tage trachlig sind und ttttr ein Junges aus ein Mal tversen. Die ztoei Zitzen stehen an der Brttst zwi- schett ben Vorberffthen; bas Junge saht sie (Fig. 650.) mit der Seite des Maules und fucht den Zufluh ber Milch dttrch Drucken mitbetn Russel ztt vermehrett. Den Natur- sorschern bes letzten Jahrhuiiberts, Buffott tiitb Anberen, Ivar diefes ttitbefannl, nicht so ben Rontern, tvie sich aus einent toohlerhalleiten Wanbgemalbe in Pompeji (Fig. 653.) ergiebt. Zufolge bes physiologifchen Lehrfatzes, bah bie Lebensbauer eines Thieres int festen Verhaltniffe ztt ber Periobe feiner Unreife ftehe, bie erst mit vollenbetem Wachslhume adlåuft, muffen Elephanten ein hoheS Al- ter erreichen, int tvilben Zuftanbe vielleicht an 200 Jahre. Dah sie in ber Gefangenschaft bis 120 Jahre all geroorben sittb, ist wohlverbnrgle Thatfache. Die Haiti ist von anfehnlicher Dicke, ratth, fast nube- Haart tinb in ber Regel von bunkler Farbe. Spielarlen sittb ztvar nicht felten, inbeffen sinb sie toeniger bttrch Abtveichung ber Farbe als bttrch Untanberung ber festen Theile, alfo burch Statur tt. s. to., unterschieben. Man glaubl, bah bie in Jitbien gelegentlich beodachlete rothlich- gratte Fardung nicht naturlich fei, fonbern bttrch Reibeit an fremben Gegeitstaitben ober burch Nieberlegen auf ben Erbbobett entstehe. Der afrikanifche Elephant foll jeboch in Spielarlen mit tvirflich rolhlicher Haiti vor- kontmen. Weiste Elephanten sinb nichts Anberes als Albinos, ziemlich felten tinb baster von hostem Werthe in Jublen. Am Hofe von Ava sinb sie getoiffermaahen nnentbehrliche Sstmbole bes Konigthumes; Vornestme unb Geringe tofirben es fur eine uble Vorbebeutung halten, follte ber Furst bel offentlichen Aufzugen sich ohne folche Thiere zeigeu, toelchen man in Slant unb Birntah fogar elite Art von religiofer Verehrttitg er- toelst. Auch ben elafstfcheit Volkern bes Alterthumes touren sie bekannt unb tourben, tole aus elner ettvas verachllichen Benterfung bes Dichters Horatitts Hervor- geht, ber fchaulustigeit Menge bel grohen Festen vorge- ffthrt. Die zahmett Elephanten Jnbiens zerfalleu in ztoei Hanptranen, Kumariah unb Mergih, zwifchen welchen eine Menge von Unterraoen bie Uebergange vermitteln. Die Kumariah sinb von vorzugstoeis gebrungenem unb fehr starken Bane, habeit verhaltnihinahig fehr kurze Ffthe unb langen Ruffel; bie Mergih sinb, vollig ans- getoachfen, hoher als jene, aber von leichterem Bane unb baher zuiii Lafttragen unb zur Erbulbung anhaltenber Strapazen toelt toeniger geschickt, haben långere Fuhe unb verhaltnihinahig kurzeren unb bunneren Ruffel. Kraftige Enttoickelung bes letzteren Organs toirb immer als Zeichen besserer Raye angefehen unb erhoht ben Preis bes Thieres. Auherbem entfcheibet auch bie Långe unb befonbers ble Richtung ber Stohzahne fiber ben Werth, unb baher fuchen ble reicheren Jubler unter ben oben erwahnten Dahntelahs blejenlgen aus, beren Stoh- zahne mogllchst Horizontal stehen, unb fchmucken ble letz- teren mit allerlel, nicht felten ziemlich werthvollen Zier- rathen. Die Nahrung ber toilben Elephanten ist ausfchlieh- lich vegetabilisch; Gras, Baumblatter unb, too menfch- liche Nieberlassungen in ber Naste sinb, Felbfruchte, fcheinen gleich toillkommen unb toerben in ganz unglaub- licher Menge verzehrt. Gerath eine wilbe Heerbe in an- gebauete Lanbereien, fo richtet sie, mehr noch burch Zer- ftampfen ber cultivirten Gewachfe als burch Verzestren berfelben/ bie ungeheuersten Vertoustungen an. Die zahinen legen vlele Leckerhaftigkeit an ben Tag, lieben Suhigkeiten, verschmahen mit Fett zugerichtetes Backwerk nicht unb sinb bie einzigeit Thiere, toelchen geiftige Ge- Iranke zufagen. Sie verfchlingen mit grvhter Lust er- staunliche Portionen bes starksten Brannltveins unb tourben bei gebotener Gelegenheit ebeitfo nit bas Laster sich getoohnen, tvie unrettbar verlorene Trinker unter ben Menfchen. Schabliche ober minber angetiestme Speifett uitterfcheibeit sie fast augettblicklich burch ben Geruchstnn, ber nachst bent Horsinit bei ihiteit, allerbittgs auf Kosten ber ubrigen Siitne, auf Hochster Stufe steht. Der afri- kanifche Elephant nahrt sich toåhrenb ber irockenen, bie Vegetation unlerbrechettben Jahreszeit von ben vorzug- lich faftigen Wurzeln getoiffer baumartiger, gefellig wach- fenber Mimofen, toelche bie Hohe von 15—20 Fuh er- reichen unb bttrch ihr sehr Hartes unb zahes Holz sich auszeichiteit. Er ziehi, ttitt ztt ben Wurzeln ztt gelangen, ben ganzeit Batint aus ber Erbe, lost ihn, too ber leh- tttige, zur Sleluharle vertrocknete Boben zuviel Wiber- stanb leistet, vorher mil ben Slohzahuen toie mittels getoalliger Hebel los unb fetzl istit enblich verkehrl, ble Krone zu unterst, tvieber hin, um begueni bas Frefsett begintien ztt tonnen. Neberhaupt scheint blefe Leckerhaf- tigkeit ben Elephanten, minbeftenS ben gezahtnlen, ntehr als irgenb ettvas Anberes, zu korperlichen Anstrengun- gen unb zur Enttoickelung ber Jntelllgenz unb bes Scharf- sinnes betvegen ztt tonnen, bie von jeher mit Bewuitbe- rung beobachtel toorben sittb. Seit ben Zeiieit ber åtteften grtechifchen Schriftsteller bis Herab auf bie Beschrelher ber Jagben int brilifchett Jublen ist eine so uuuberfeh- liche Menge von Anekboleu zufammengetragen toorben, bah eine Austoahl unter ihueu zu tressen eine uberaus fchtolerlge Aufgabe fein tourbe. Dah manches vollig Nuglaubliche unb mit nftchlernen Aitstchleit ber Thier- nalttr Unvereinbare in biefen Berichten unlerlauft, barf nicht in Bettounberung fetzett, beitit bas Rlefeuhafle er- grelfl uberall bie Phautaste unb veraulaht, bah Erfchel- mingen, bie an tleineren Organismen mil ziemlicher Gleichgiltigkeit betrachtel toerbett tourben, falfch aufge- faht unb in fpateren Erzahluugen fibertrieben toleber- gegeben toerben. Cuvier Halte jebeufalls Recht, wenn er ben Elephanten lu gelstiger Beziehuug ttur ueben ben Hunb geftellt tvissen toollte unb Ucbertreibungen ent- gegentral, bie von alteren Schriftstellern oftmals in ber Absicht begaugeit tvorben sinb, um Irgenb eine elgene, melst Wunberliche Theorle zu unterftutzen. Der Elephant besitzl nicht mehr Jntelllgenz als ble begfiustigsten unter ben ubrigen Saugethiereu unb tourbe, im entgegeugefetz- lett Falle, eine unerklarbare unb allen Analogien unb naturhistorlschen Erfahrungen wiberfprechenbe Ausnahme macheit. Im toilben Zustanbe ist er Sklav feiner Lelben- fchaften unb toirb burch biefe zuttt Hanbeln angelriebett. Er verfallt in Besiuuuug raubeube Wtilh, toenit eitt Attgriff ihn reizt, ist ber rohesten Siitnlichkell eben fo unlerthan toie jebeS aubere Thier unb, burch Gefchlechts- trieb angefetierl, fo bliub, bah er bie gewohnlichsten Hin- terhalle nicht bemerkt unb in Gefangenschaft gerath. Zahmbarkeit theill er mit vielen anberen Thieren, leistet aber, abgefeheit von ber attherorbeullicheit korperlichen Befahiguug, keltie Dienfte, bie unter gleichen Berhalt- ttissen vont Pferbe nicht auch zu erhalten fein tv firben. Was titan bon feiner Treue unb Aufttterkfainkell gegen getoohute Fuhrer, feiner Dankbarkeit gegen Wohlwol- lenbe, feiner Rachfucht gegen Beleibiger, feiner List, too es gilt, feinent Appelite Befriedlgttitg zu fchaffeit, unb feiner Diensttvilligkeit bei guler Behanblttug erzahlt, gehbrl ant Hunbe ber niebrigsteit Ra^e zu ben gewohn- lichsten Erfcheinungen, ble man aber barttnt nicht beachtet, well sie alllagliche sinb. Man faun, ohne Ungerechllgkelt zu begehen, behaupten, bah ber Elephant nicht ntehr Gelehrigkell besitze, als ber Hunb. Gebåchtnih zeichnel beibe gleichniåhlg vor anberen Thieren aus. Ein Mal int'Jahre verlierl ber Elephant alle zahnte Gewohiittng unb tvirb beinahe fo gefahrlich unb ungehorfam, wie int wllben Zuftanbe. In Oftlubien glebt man ihnt bann bie Frelhell unb gestattel ihnt, sich in bie Waider zu