Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Pirkljiiutcr.
Saugethiere.
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Weg unzerstuckt zuruckgelegt haben. Endlich gesellt sich
noch zu ben Elnwurfen die erwiesene Thatsache, das
sudlich vom Aralste Mammuthknochen, die nach Norden
immer haufiger werden und anf den entlegensten Jnseln
des Eismeeres den Haupttheil des Bodens dilden, nie
gefunden worden sind. Datz Sibirien, Ruhland und
uberhaupt die nordliche Halbkugel einst ein Klima von
sehr hoher Temperatur besessen haben mnsse, wird ubri-
gens aus den versteinerten Resten einer Pflanzenwelt
nachgewiesen, deren analoge Formen der Jetztwelt nur
in aquatorialeii Landern wachsen tonnen, eine Thatsache,
die zu bekannt ist, um weiterer Erorterung zu bedurfen.
Die grosite und am schwersten losbare illufgabe bleibt
aber die Erklarung des Herganges der Vereisnng. Gegen
eine langsam vorgeschrittene Erkaltung des ehemaligen
schonen Klima's zeugen schon die in grosien Lagern vor-
Handenen Mammuthknochen. Sie beweisen, dah die er-
staunlich zahlreiche Generation aus einmal vernichtet
Wurde, nicht langsam ausstarb, als der Futtermangel
zunahm und selbst die warmende Behaarung, zum Schutze
gegen gesteigerte Kalte, unzureichend wurde. Mit Recht
fragt man nun nach den physikalischen Ursachen, die ini
Stande gewesen, vielleicht in wenigen Tagen die mittlere
Jahrestemperatur um 22—25 Centigrade Herabzudrucken,
denn soviel betragt der thermometrische Unterschied zwi-
schen dem tropischen und dem Eismeerklima der Jetztwelt.
Was irgend zur Erklarung dieser furchtbaren Erscheinung,
die mit eineni Male die Schhpfung ganzer Welttheile
vernichtete, gesagt werden kann, gehort mehr oder minder
in das Reich der Vermuthungen. Auffallig bleibt, man
mag die Erkaltung erklaren, wie man ivill, die erstaun-
liche Menge der gerade ini nordlichen Asien vorzugsweis
aufgehansteii Reste, denn wie grosi man sich auch die
einstige Fruchtbarkeit des jetzt vereisten Landes denten
moge, so wurde sie doch ninimer hingereicht haben, um
fast zahllose Heerden riesiger Pstanzenfresser zu ernahren.
Wahrscheinlich ist das Verderben aus groheren Ferneii
Herbeigezogen und hat die weit verstreueten Thiere, die
zur Flucht befahigten Rhinoceros und Mammuth, aus
engeren Rauin zusammengedrangt, wo sie zuletzt ihren
Untergang fanden. Dasi sich ihre Reste ini polaren Klima
weit beffer erhielten, als im mittleren Europa, hat nichts
Wiinderdares; fin von sehr Hartem, nie schmelzenden
Eis umhullter Thierkorper entgeht der Verderbnih, und
selbst die offen darliegenden Knochen verwittern unter
dem arktischen Himmel ungleich weniger als da, wo
Haufige und bedeutende Temperaturwechsel zu den ge-
Wohnlichen Ergebnisseii gehoren. Die Einbettung ganzer
Korper vorweltlicher Riesenthiere in den schwimmenden
Eisblocken des sibirischen Meeres erklart Lyell vurch
Bezugnahme aus die in neiiesten Zeiten sorgfaltigst 1111-
tersuchten Erscheinungen der Gletscher. In fortschreiten-
der Bildung begriffeii, haben diese die mit Schnee und
Eisrinden nberdeckten Korper eingewickelt oder in ihre
Spalten aufgenommen, sind endlich in Blocke zerfallen
und theils als solche am Strande liegen geblieben, theils
als Eisberge fortgeschwommen. Spitzbergen, Gronland
und arktische Gegenden uberhaupt bieten von diesen
fortwahrenden Umgestaltungen, fast den einzigen einer
sonst erstorbenen Welt, die Hanfigsten Beispiele.
II, Mastodon. (Mastodon.)
Gattungscharakter: Gestalt, Russel und Stosi-
zahne des Elephanten. Backenzahne in der Jugeiid sechs,
ini reisen Alter vier, mit doppelreihigen, kegelformigen
Hockern (Fig. 661.), die, durch den Gebrauch abgerieben,
geschlungeiie Schmelzleisten dilden (Fig. 662.). Alle
Fuse funfzehig.
1. Der grosie Mastodon. (Mastodon giganteus.) Fig. 660.
Wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Mammuth be-
wohnten die Mastodon, eine vollig erloschene Gattung,
eiiien ansehnlichen Theil der Erdoberstache. Man sindet
ihre Reste zwar nirgends uber sehr weite Flachen so
gleichmasiig abgelagert, wie diejenigen des Mammuth,
indeffen trifft man sie in gegenseitig weit entlegenen Lan-
dern und schlieht hieraus auf eine betrachtliche geogra-
phische Verbreitung in der Urwelt. Man fennt bercits
10 — 11 Arten, die theils in Europa, theils in Nord-
und Sudamerika und in Indien in den obersten Tertiar-
schichten angetroffen tourben und bald kleiner, bald
grosier als ein Elephant toaren. Alle haben sich in der
Gestalt diesem genahert und sind, toie man aus den Kno-
chen folgern »nup, fast noch schwerfalliger, indeffen dnrch-
ans nicht Fleischfresser getoesen. Bian hat auf die letztere
Ernahrungsweise geschlossen, indeni man die Backenzahne
irrthumlich dentete, die auf der oberen Flache konische,
mit der Zeit sich abnutzende Hocker tragen, je nach dem
Lebensalter in groherer oder geringerer Zahl vorhanden
sind und auf dieselbe Weise, toie beini Elephanten, durch
Vordrangen der Hinteren erneuert tourden.
Die bekannteste und am vollstandigsten vorhandene
Art ist die abgebildete, die, auch unter dem Namen des
Ohiothieres beschrieben, Nordamerika ausschliesilich an-
zugehoren scheint, too ihre Reste in salzigen Morasten
(lieks der Amerikaner), westlich von dem Alleghanyge-
birge, z. B. in grosien Mengen am sogenannten Big
bone liek, aber auch in den ausgetoaschenen Uferii des
Ohio und anderer Flfiffe eingebettet liegen. Diese grosien
Anhaufungen unbekannter Knochen erregten zuerft vor
ohngefahr 120 Jahren die Aufmerksamkeit canadischer
Reisender, die, im Pelzhandel begriffen, den damals
noch toenig bekannten Westen besuchten, und tourden
viel spater von Pallas, Hunter und Camper fur identisch
mit den sibirischen Mammuthknochen erklart. Erst im
Jahre 1800 gelang es dem unermfidlichen Grunder des
naturhistorischen Museums zu Philadelphia, William
Peale, durch grosie Anstrengungen ein ertraglich vollstan-
diges Skelett zusammenzubringen. Der salzige Schlamm
der reicheren Fundorte hat viel dazu beigetragen, nicht
nur die Knochen des Mastodon besonders gut zu erhal-
ten, sonderii sogar inanche toeiche Theile mindestens in so
toeit vor volliger Zerstorung zu schutzeu, dah sie noch
erkennbar sind. Barton erzahlt, dasi 1761 von Jndiern
funf Mammuthskelette aufgefunden toorden sind, an
deren Khpfen, nach dem Berichte der Entdecker, sich
„lange Nasen mit eineni Maule unter benselben" be-
fanbeii, und Kalm erwahiit ein anderes, ebenfalls von
Eingeborenen zuerft in Illinois bemerktes Skelett, an
»velchem der Russel zivar halb verfault, sonst aber ganz
gut zu unterscheiden toar. Ztoischen solchen bei White
in Virginien aufgegrabeneii Knochen lag sogar „eine Art
von Sack" (also wohl der Magen), der mit eineni Hau-
fen zerguetschter Pstanzeiitheile, Gras und Blatter an-
gefullt toar und unter diestn eine noch jetzt in Virginien
toildtoachseude Rosenart enlhielt. Solche Entdeckungen
veranlatzten, dasi man eine Zeitlang ganz ernstlich glaubte,
es »verde dereinst im Westen das Mastodon noch lebend
angetroffen »verden. Das Land ist nun bis an die Kusteii
des grosien Oceans durchforscht, Caravanen ruftiger
Ansiedler durchzieheu es nach allen Richtungen, allein
jene, von der Wisstiischaft schon lange mihbilligte Er-
toartung ist unerffillt geblieben. Aufdie Eiubildungskraft
der nordamerikanischen Jnbier ist das Vorkommen so
riesiger Knochen nicht ohne Eintoirkung geblieben. 3n
Canada und Louisiana schrieben sie vieselben eineni Thiere
zu, toelches sie „den Vater der Ochsen" nannten. Die
Shatonees glaubten, dasi zugleich mit diesen getoaltigen
Thieren Menschen von entsprechender Grosie gelebt Hat-
ten und dasi beide durch Donnerkeile des grosien Geisies
zerstort toorden toaren. Die seit vielen Generationen ver-
schtoundenen Eingeborenen Virginiens erzahlten, dah
„der grosie Mann" mit stineii Blitzen einst die ganze
Heerde jener furchtbaren Thiere erschlug, toeil sie die
Hirsche, den Bison und anderes fur bie Menschen be-
stimmte Wild vertilgten, bah aber der Bulle, toeit
entferut davon, Furcht zu empfinden, die Blitze mit
seiiiem ungeheureii Kopfe auffing und abschfittelte, bis
er zuletzt in der Seite vertoundet toard und nach den
grosien Seen stoh, too er bis zum Ende der Dinge leben
»verde.
Zweite Familie.
Nashornartige Thiere.
III. Nashvril. (Rhinoceros.)
Gattungscharakter: Vorderzahne keine, oder
ztoei bis vier oben und unten, klein, ungleich. Eckzahne
keine. Backenzahne uberall sieben, zusammengesetzt, mit
hockerigen, durch Abnutzung mannichfache Schiuelzleisteii
zeigenden Kaustachen. Ruffel kurz, Horner auf der Rase
und der Stirn, die nur mit der Haut verbunden sind.
Fusie dreizehig.
Die bekannten Arten dieser Gattung sind auf die
heiheren Erdgegenden beschrankt und ziemlich gteich ztoi-
schen Afrika und Asien nebst Java und Sumatra getheikt.
Sie kommen alle durch ausierordentliche Maffenhaftigkeit
der Korpergestalt und durch Plumpheit des Gliederbaues
fiberein und sind nachst Elephant und Flusipferd die
grositen alter lebenden Saugethiere. Jhr Leib ist von
grosiem Nnifange und ragt zu beiden Seiten toeit vor;
ein kurzer, aber senkrecht sehr hoher Hals, plumpe, breite
Schultern vermehren die Schwerfalligkeit des gesammten
Ansehens. Ein ziemlich haarloses, sehr grobes und
dickes, Hinundwieder in grosie Knoten aufgetriebenes Fell
erlangt auf dem Rucken panzerartige Harte und bildet
bei einigen Arten grosie und regelmahige Falten aufHals,
Schultern, Hufteii und Oberschenkeln. Der Schadel
zeichnet sich durch llmfang nicht minder aus als durch
Gelvicht, steigt vom hinteren Rande des Stirubeines an
schroff enipor und erreicht auf dem Hinterhaupte eine be-
deutende Hohe; das Profil erscheint ztoischen Nase und
Stirn sehr eingedruckt, »veil die Nasenknochen, »velche
das schtoere Horn tragen, nach vorn bogenformig auf-
schtoellen (Schadel Fig. 664.) Die Dorufortsatze der
hintersten Halstoirbel und der vordersten Ruckentoirbel
streben sehr hoch empor und bieten den starten, durch die
grosie Schtoere des Kopfes bedingten Muskeln entspre-
chende Stutzpunkte (Skelett Fig. 663.). Die Zahne geb en
keinen zur Systematik besonders brauchbaren Charakter;
Vorderzahne fehlen bistoeilen ganz, oder es find vier in
feder Kinnlade vorhanden, toovon ztoei sehr stark, ztoei
sehr schtoach und klein sind; die Paare andern ubrigens
ihre relative Stellung je nach der Species, der sie ange-
Horen. Eckzahne fehlen ganz. Die oberen Backenzahne
haben auf der viereckigen Kauflache niehrere convere
Schmelzleisten, die unteren querlaufende Hervorragungen.
An die Stelle des Russels tritt eine weiche, biegsame,
empfindlicheOberlippe, die, toeit vorstreckbar, ein iinvoll-
kommneres Greiftoerkzeug darstellt. Die Horner stehen
enttoeder einzeln, oder zn ztoeien und dann hinter eiiian-
der, haben keinen Kiiochenkern toie bei den Wiederkauern,
ruhen auf den beispiellos dicken Nasenbeinen, die eine
Art von Gewolbe uber die Ztvischenkieferknocheii dilden
und von ungetoohnlicher Starke seiii niuhten, theils um
das an sich sehr schtoere Horn tragen zu tonnen, theils
lim den furchtbaren Sloffen und Erschutterungeii zu
toiderstehen, »velche aus dem Gebrauche jener Waste
nothivendig folgen muffen. Unmittelbare Verbindung
ztoischen dem Horne und Knochen findet nicht Statt,
vielmehr sitzt dasselbe nur auf der mehr als zolldickeu
Haut fest, die an jener Stelle sich besonderen Unebenhei-
ten und Rauhheiten des Lkasenbeiiies anfugt, kann ubri-
gens nicht betoegt oder toohl gar zum Hervorbringen
eines klappernden Gerausches benutzt toerden, toie altere
Reisende erzahlt haben. Das Horn ist ubrigens nicht
hohl und nicht von knochiger Tertur, sonderii besteht
aus Fasern, die den Haaren analog und denjenigen ahn-
lich sind, in welche das Fischbein mit Leichtigkeit zu zer-
legen ist. Die sehr kleinen Augen stehen viel toeiter nach
vorn als bei anderen Saugethieren und der Profitlinie
des Schadels genahert, also sehr hoch. Die Ohren er-
reichen mfihige Grosie und »verden aufrecht getragen.
Aeltere Schriftsteller haben sehr uurichtig der ganz glatten
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