ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Pirkljiiutcr. Saugethiere. 171 Weg unzerstuckt zuruckgelegt haben. Endlich gesellt sich noch zu ben Elnwurfen die erwiesene Thatsache, das sudlich vom Aralste Mammuthknochen, die nach Norden immer haufiger werden und anf den entlegensten Jnseln des Eismeeres den Haupttheil des Bodens dilden, nie gefunden worden sind. Datz Sibirien, Ruhland und uberhaupt die nordliche Halbkugel einst ein Klima von sehr hoher Temperatur besessen haben mnsse, wird ubri- gens aus den versteinerten Resten einer Pflanzenwelt nachgewiesen, deren analoge Formen der Jetztwelt nur in aquatorialeii Landern wachsen tonnen, eine Thatsache, die zu bekannt ist, um weiterer Erorterung zu bedurfen. Die grosite und am schwersten losbare illufgabe bleibt aber die Erklarung des Herganges der Vereisnng. Gegen eine langsam vorgeschrittene Erkaltung des ehemaligen schonen Klima's zeugen schon die in grosien Lagern vor- Handenen Mammuthknochen. Sie beweisen, dah die er- staunlich zahlreiche Generation aus einmal vernichtet Wurde, nicht langsam ausstarb, als der Futtermangel zunahm und selbst die warmende Behaarung, zum Schutze gegen gesteigerte Kalte, unzureichend wurde. Mit Recht fragt man nun nach den physikalischen Ursachen, die ini Stande gewesen, vielleicht in wenigen Tagen die mittlere Jahrestemperatur um 22—25 Centigrade Herabzudrucken, denn soviel betragt der thermometrische Unterschied zwi- schen dem tropischen und dem Eismeerklima der Jetztwelt. Was irgend zur Erklarung dieser furchtbaren Erscheinung, die mit eineni Male die Schhpfung ganzer Welttheile vernichtete, gesagt werden kann, gehort mehr oder minder in das Reich der Vermuthungen. Auffallig bleibt, man mag die Erkaltung erklaren, wie man ivill, die erstaun- liche Menge der gerade ini nordlichen Asien vorzugsweis aufgehansteii Reste, denn wie grosi man sich auch die einstige Fruchtbarkeit des jetzt vereisten Landes denten moge, so wurde sie doch ninimer hingereicht haben, um fast zahllose Heerden riesiger Pstanzenfresser zu ernahren. Wahrscheinlich ist das Verderben aus groheren Ferneii Herbeigezogen und hat die weit verstreueten Thiere, die zur Flucht befahigten Rhinoceros und Mammuth, aus engeren Rauin zusammengedrangt, wo sie zuletzt ihren Untergang fanden. Dasi sich ihre Reste ini polaren Klima weit beffer erhielten, als im mittleren Europa, hat nichts Wiinderdares; fin von sehr Hartem, nie schmelzenden Eis umhullter Thierkorper entgeht der Verderbnih, und selbst die offen darliegenden Knochen verwittern unter dem arktischen Himmel ungleich weniger als da, wo Haufige und bedeutende Temperaturwechsel zu den ge- Wohnlichen Ergebnisseii gehoren. Die Einbettung ganzer Korper vorweltlicher Riesenthiere in den schwimmenden Eisblocken des sibirischen Meeres erklart Lyell vurch Bezugnahme aus die in neiiesten Zeiten sorgfaltigst 1111- tersuchten Erscheinungen der Gletscher. In fortschreiten- der Bildung begriffeii, haben diese die mit Schnee und Eisrinden nberdeckten Korper eingewickelt oder in ihre Spalten aufgenommen, sind endlich in Blocke zerfallen und theils als solche am Strande liegen geblieben, theils als Eisberge fortgeschwommen. Spitzbergen, Gronland und arktische Gegenden uberhaupt bieten von diesen fortwahrenden Umgestaltungen, fast den einzigen einer sonst erstorbenen Welt, die Hanfigsten Beispiele. II, Mastodon. (Mastodon.) Gattungscharakter: Gestalt, Russel und Stosi- zahne des Elephanten. Backenzahne in der Jugeiid sechs, ini reisen Alter vier, mit doppelreihigen, kegelformigen Hockern (Fig. 661.), die, durch den Gebrauch abgerieben, geschlungeiie Schmelzleisten dilden (Fig. 662.). Alle Fuse funfzehig. 1. Der grosie Mastodon. (Mastodon giganteus.) Fig. 660. Wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Mammuth be- wohnten die Mastodon, eine vollig erloschene Gattung, eiiien ansehnlichen Theil der Erdoberstache. Man sindet ihre Reste zwar nirgends uber sehr weite Flachen so gleichmasiig abgelagert, wie diejenigen des Mammuth, indeffen trifft man sie in gegenseitig weit entlegenen Lan- dern und schlieht hieraus auf eine betrachtliche geogra- phische Verbreitung in der Urwelt. Man fennt bercits 10 — 11 Arten, die theils in Europa, theils in Nord- und Sudamerika und in Indien in den obersten Tertiar- schichten angetroffen tourben und bald kleiner, bald grosier als ein Elephant toaren. Alle haben sich in der Gestalt diesem genahert und sind, toie man aus den Kno- chen folgern »nup, fast noch schwerfalliger, indeffen dnrch- ans nicht Fleischfresser getoesen. Bian hat auf die letztere Ernahrungsweise geschlossen, indeni man die Backenzahne irrthumlich dentete, die auf der oberen Flache konische, mit der Zeit sich abnutzende Hocker tragen, je nach dem Lebensalter in groherer oder geringerer Zahl vorhanden sind und auf dieselbe Weise, toie beini Elephanten, durch Vordrangen der Hinteren erneuert tourden. Die bekannteste und am vollstandigsten vorhandene Art ist die abgebildete, die, auch unter dem Namen des Ohiothieres beschrieben, Nordamerika ausschliesilich an- zugehoren scheint, too ihre Reste in salzigen Morasten (lieks der Amerikaner), westlich von dem Alleghanyge- birge, z. B. in grosien Mengen am sogenannten Big bone liek, aber auch in den ausgetoaschenen Uferii des Ohio und anderer Flfiffe eingebettet liegen. Diese grosien Anhaufungen unbekannter Knochen erregten zuerft vor ohngefahr 120 Jahren die Aufmerksamkeit canadischer Reisender, die, im Pelzhandel begriffen, den damals noch toenig bekannten Westen besuchten, und tourden viel spater von Pallas, Hunter und Camper fur identisch mit den sibirischen Mammuthknochen erklart. Erst im Jahre 1800 gelang es dem unermfidlichen Grunder des naturhistorischen Museums zu Philadelphia, William Peale, durch grosie Anstrengungen ein ertraglich vollstan- diges Skelett zusammenzubringen. Der salzige Schlamm der reicheren Fundorte hat viel dazu beigetragen, nicht nur die Knochen des Mastodon besonders gut zu erhal- ten, sonderii sogar inanche toeiche Theile mindestens in so toeit vor volliger Zerstorung zu schutzeu, dah sie noch erkennbar sind. Barton erzahlt, dasi 1761 von Jndiern funf Mammuthskelette aufgefunden toorden sind, an deren Khpfen, nach dem Berichte der Entdecker, sich „lange Nasen mit eineni Maule unter benselben" be- fanbeii, und Kalm erwahiit ein anderes, ebenfalls von Eingeborenen zuerft in Illinois bemerktes Skelett, an »velchem der Russel zivar halb verfault, sonst aber ganz gut zu unterscheiden toar. Ztoischen solchen bei White in Virginien aufgegrabeneii Knochen lag sogar „eine Art von Sack" (also wohl der Magen), der mit eineni Hau- fen zerguetschter Pstanzeiitheile, Gras und Blatter an- gefullt toar und unter diestn eine noch jetzt in Virginien toildtoachseude Rosenart enlhielt. Solche Entdeckungen veranlatzten, dasi man eine Zeitlang ganz ernstlich glaubte, es »verde dereinst im Westen das Mastodon noch lebend angetroffen »verden. Das Land ist nun bis an die Kusteii des grosien Oceans durchforscht, Caravanen ruftiger Ansiedler durchzieheu es nach allen Richtungen, allein jene, von der Wisstiischaft schon lange mihbilligte Er- toartung ist unerffillt geblieben. Aufdie Eiubildungskraft der nordamerikanischen Jnbier ist das Vorkommen so riesiger Knochen nicht ohne Eintoirkung geblieben. 3n Canada und Louisiana schrieben sie vieselben eineni Thiere zu, toelches sie „den Vater der Ochsen" nannten. Die Shatonees glaubten, dasi zugleich mit diesen getoaltigen Thieren Menschen von entsprechender Grosie gelebt Hat- ten und dasi beide durch Donnerkeile des grosien Geisies zerstort toorden toaren. Die seit vielen Generationen ver- schtoundenen Eingeborenen Virginiens erzahlten, dah „der grosie Mann" mit stineii Blitzen einst die ganze Heerde jener furchtbaren Thiere erschlug, toeil sie die Hirsche, den Bison und anderes fur bie Menschen be- stimmte Wild vertilgten, bah aber der Bulle, toeit entferut davon, Furcht zu empfinden, die Blitze mit seiiiem ungeheureii Kopfe auffing und abschfittelte, bis er zuletzt in der Seite vertoundet toard und nach den grosien Seen stoh, too er bis zum Ende der Dinge leben »verde. Zweite Familie. Nashornartige Thiere. III. Nashvril. (Rhinoceros.) Gattungscharakter: Vorderzahne keine, oder ztoei bis vier oben und unten, klein, ungleich. Eckzahne keine. Backenzahne uberall sieben, zusammengesetzt, mit hockerigen, durch Abnutzung mannichfache Schiuelzleisteii zeigenden Kaustachen. Ruffel kurz, Horner auf der Rase und der Stirn, die nur mit der Haut verbunden sind. Fusie dreizehig. Die bekannten Arten dieser Gattung sind auf die heiheren Erdgegenden beschrankt und ziemlich gteich ztoi- schen Afrika und Asien nebst Java und Sumatra getheikt. Sie kommen alle durch ausierordentliche Maffenhaftigkeit der Korpergestalt und durch Plumpheit des Gliederbaues fiberein und sind nachst Elephant und Flusipferd die grositen alter lebenden Saugethiere. Jhr Leib ist von grosiem Nnifange und ragt zu beiden Seiten toeit vor; ein kurzer, aber senkrecht sehr hoher Hals, plumpe, breite Schultern vermehren die Schwerfalligkeit des gesammten Ansehens. Ein ziemlich haarloses, sehr grobes und dickes, Hinundwieder in grosie Knoten aufgetriebenes Fell erlangt auf dem Rucken panzerartige Harte und bildet bei einigen Arten grosie und regelmahige Falten aufHals, Schultern, Hufteii und Oberschenkeln. Der Schadel zeichnet sich durch llmfang nicht minder aus als durch Gelvicht, steigt vom hinteren Rande des Stirubeines an schroff enipor und erreicht auf dem Hinterhaupte eine be- deutende Hohe; das Profil erscheint ztoischen Nase und Stirn sehr eingedruckt, »veil die Nasenknochen, »velche das schtoere Horn tragen, nach vorn bogenformig auf- schtoellen (Schadel Fig. 664.) Die Dorufortsatze der hintersten Halstoirbel und der vordersten Ruckentoirbel streben sehr hoch empor und bieten den starten, durch die grosie Schtoere des Kopfes bedingten Muskeln entspre- chende Stutzpunkte (Skelett Fig. 663.). Die Zahne geb en keinen zur Systematik besonders brauchbaren Charakter; Vorderzahne fehlen bistoeilen ganz, oder es find vier in feder Kinnlade vorhanden, toovon ztoei sehr stark, ztoei sehr schtoach und klein sind; die Paare andern ubrigens ihre relative Stellung je nach der Species, der sie ange- Horen. Eckzahne fehlen ganz. Die oberen Backenzahne haben auf der viereckigen Kauflache niehrere convere Schmelzleisten, die unteren querlaufende Hervorragungen. An die Stelle des Russels tritt eine weiche, biegsame, empfindlicheOberlippe, die, toeit vorstreckbar, ein iinvoll- kommneres Greiftoerkzeug darstellt. Die Horner stehen enttoeder einzeln, oder zn ztoeien und dann hinter eiiian- der, haben keinen Kiiochenkern toie bei den Wiederkauern, ruhen auf den beispiellos dicken Nasenbeinen, die eine Art von Gewolbe uber die Ztvischenkieferknocheii dilden und von ungetoohnlicher Starke seiii niuhten, theils um das an sich sehr schtoere Horn tragen zu tonnen, theils lim den furchtbaren Sloffen und Erschutterungeii zu toiderstehen, »velche aus dem Gebrauche jener Waste nothivendig folgen muffen. Unmittelbare Verbindung ztoischen dem Horne und Knochen findet nicht Statt, vielmehr sitzt dasselbe nur auf der mehr als zolldickeu Haut fest, die an jener Stelle sich besonderen Unebenhei- ten und Rauhheiten des Lkasenbeiiies anfugt, kann ubri- gens nicht betoegt oder toohl gar zum Hervorbringen eines klappernden Gerausches benutzt toerden, toie altere Reisende erzahlt haben. Das Horn ist ubrigens nicht hohl und nicht von knochiger Tertur, sonderii besteht aus Fasern, die den Haaren analog und denjenigen ahn- lich sind, in welche das Fischbein mit Leichtigkeit zu zer- legen ist. Die sehr kleinen Augen stehen viel toeiter nach vorn als bei anderen Saugethieren und der Profitlinie des Schadels genahert, also sehr hoch. Die Ohren er- reichen mfihige Grosie und »verden aufrecht getragen. Aeltere Schriftsteller haben sehr uurichtig der ganz glatten 22*