ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
174 Snugeti; icre. Achic Ordnu»g. Zunge eine Bedeckung mit scharstn, die beruhrende Hand zerreigenden Dornen zugeschrieben. Zu beiden Seiten der Oberlippe offnen sich die geraumigen Nastnlocher. Unter den Sinnen ubertreffen Gehor und Geruch die anderen burd) Scharst. Die Rhinoceros leben bisweilen in Paaren oder klej- nen Gesellschasten, andere Male in zahlreichen Heerden. Sie nahren sich ausschlieglich kon Pflanzen, geniegen gemeinlich zartere Baumzweige oder anch Grafer und bedienen sich zum Abpflucken derselben ihrer Zunge mit kielem Geschicke. Sie kermogen eine erstaunliche Menge von Nahrung zu sich zu nehmen, kerdauen schnest, sind daher fast immer bereit zum Fressen, werden durch Hun- ger mild und gefahrlich und lassen in Menagerien durch korgeworfenes Futter sich leichter besanftigen als andere aufgebrachle Thiere. Eigentlich trag und ziemlich harm- los, tonnen sie durch Veleidigungen in blinde Wuth ge- rathen, entwickeln dann eden so kiel Entschlossenheit als unkersohnliche Rachsncht und bringen durch furchtbare ^ingriffe mit den Hornern selbst die startsten und ge- wandtesten Gegner in Gefahr. Das grogere Horn migt bisweilen gegen 3 Fug in der Lange; es durchdringt fast jeben Widerstand leistenden Korper und zerschmettert sogar starte Pfosten, wenn das Thier seine kolle Krast in den Stog legt. Die dicken Feste der Rhinoceros sinden sowohl in Indien als in Afrika mannichfache Anwen- dung. Europaer uberlaffen die Jagd der indischen Rhi- noceros gemeinlich den Eingeborenen, theils wegen ihrer wirklichen Gefahr, theils well Elephanten ungern auf solche Gegner losgehen. In einigen atteren Reisebeschrei- bungen ist die Rede kon einer angestammten Feindschast beider Thiere. Sie ist spater bezweifelt worden, weil sie sich kaum aus naturlichen Grunden erklaren lagt, und weil beide Thiere, ohne Furcht oder besonderen Wider- wisten zu kerrathen, in Menagerien neben einander stehen. Jndessen hat die alte Angabe durch Wistiamson Beftatigung gefunden, der ausdrucklich erwahnt, dag das Rhinoceros ohne Veranlassung und nur aus wild em Uebermuthe die Elephanten anfaste, und dag letztere bis- weilen mit aufgerissenem Bauche gefunden worden sind. In Asien todtet man das Rhinoceres durch Dschingals, eine Art fehr groger Flinten, welche eiserne, sechs Loth schwere Kugeln schiegen, zielt nach dem Auge, der Brust oder einem anderen leicht kerwundbaren Orte und trifft mit so groger Sicherheit, dag Hochstens zwei Kugeln er- fordert werden, unt den Riesen hinzustrecken. Nach Wil- liamson entwickelt das angegrifsene Rhinoceros eine solche Lebhaftigkeit, eine so unerwartete Beweglichkeit und sokiel Sinnenscharfe, dag Jager ohne kiele Erfah- rung und Gewandtheit sich mit ihm nicht in Kamps ein- lassen durfen. Man kennt in Indien sogar Beispiele, dag einzelne Rhinoceros gewisse Gegenden ausschlieglich zu behaupten gesucht und Reisende angefallen haben, und dag man gezwungen gewesen ist, die Bekolkerung eines ganzen Districts gegen sie aufzubieten. — Sowohl ein einhorniges als ein zweihorniges Rhinoceros waren den Alten bekannt, Wie aus ihren Schriften, Bildwerken und Munzen herkorgeht. Welchen Arten gerade jene ange- Hort haben mogen, lagt sich jetzt schwerlich aufklaren. I. Das intif^e Nashorn. (Rhinoceros iudicus.) gig. 665—668. Das indische Rhinoceros bewohnt die Waldigen Ebe- nen kon Bengalen und Vorderindien und theilt mit den udrigen Dickhautern die Vorliebe fur Sumpfe, in wel- chen es sich Herumwalzt, um seine unbehaarte Haut durch eine Schicht kon anklebendem Schlamm gegen Jnsecten zu schutzen, geht aber auch gern in reines Wasser und schwimmt mit Krast und Leichtigkeit. Jm gewohnlichen, unaufgeregten Zustande schreitet es trag und schwersastig dahin, Hebl dabei den Kops so wenig empor, dag die Nase fast am Boden hinschleift, rupft Hinundwieder einen Blychel Gras zur Nahrung ab oder kergnugt sich damit, im plumpen Spiele den Boden mit dem Horne aufzu- pstugen und Steine und Erde zur Seite zu werfen. Das kerwachsenste llnterholz weicht feinem gewichtigen Andringen, und Verwustnng bezeichnet seinen tenntlichen Pfad. Jm Gefuhle der eigenen Starke scheinbar sorglos dahinwandernd, ist eS nie kostig unauftnerksam. Ver- dachtige Dinge entgehen ihm nicht, denn es hort und riecht mit solcher Scharfe, dag der Jager, der nicht den Vortheil des Mindes fur sich hat, nie hoffen darf, sich unbemerkt zu nahern. Bisweilen, jedoch nicht immer, geht es der Gefahr aus dem Wege und entweicht lang- sam in die Dschungels, das beruchtigte, dem Menschen undurchdringliche Unterholz indischer Malder. Jst das Nashorn eben kampflustig oder erzurnt uber den unoer- muthet erschienenen Feind, so schnauft es Luft ein mit gerauschkosten Zugen, wirft den Kopf wild umher und sturzt dann, ohne den Angriff abzuwarten, rasend aus den Gegner. So gefahrlich diese Jagd anch ist, so wird sie doch kon Eingeborenen gern betrieben, weil eine gluck- lich treffende Kugel ihnen zu einem nach Verhaltnig fehr werthkollen Presse kerhelfen kann. Man braucht die bretartig dicke Haut fur manche Zwecke, zumal zu Schil- dern, die einer gewohnlichen Musketenkugel undurchdring- bar sind, schatzt das Fett als wichtiges Heilmittel, legt aber, und zwar seit den altesten Zeiten, dem Horn einen sehr hohen Werth bei. Der Volksglaube schreibt ihm eine groge Empfindlichkeit gegen Gifte zu; die aus ihm kerfertigten Becher werden mit edeln Metallen besetzt nnd theuer bezahlt, denn kergiftete Gelranke brausen, wie man korgiebt, in ihnen auf, bis sie uber den Rand stro- men ; reines Wasser aber, mus ihnen getrunken, besitzt be- sondere Heilkraft, zumal wenn es so lange nrit einem eisernen Nagel umgeruhrt worden ist, dag die abgeschab- ten Horntheile es getrubt Haben. Man sieht das indische Rhinoceros zwar gelegentlich in Menagerien, indessen gehort es immer zu den Sellen- Heiten. Man rechnet, dag kon 1790 — 1840 in dem schiff- reicgen England nur kier angekommen sind. Von dem Werthe solcher Thiere erhalt man erst einen Wahren Be- griff, wenn man erfahrt, dag eines jener Nashomer 1799 fur 1000 Pf. Sterl. nach Schonbrunn kerkauft wurde (wohin es jedoch nicht gelangte), und dag der lon- doner Elephant, dessen Hinrichtung oben erwahnt wurde, 900 Guineen gekostet hatte. Die Romer, die uberhaupt uber uns jetzt unbegreistiche Zahlen feltener wilder Thiere kerfugten, kannlen das einhornige, also Wahrscheinlich das indische Nashorn sehr gut, und Plinius nennt es in seiner Beschreibung der Spiele des Circus geradezu „ ein ost gesehenes Thier". Die unterscheidenden Kennzeichen dieser Art liegen in dem einzelnen, zwei Fug langen Horne und in der tiefgespalteten Haut. Von diesen Fal- ten lauft eine quer uber die Schulter, kerbreitet sich auf dem Nacken zu einer harnischartigen Platte und um- schliegt kon dort an den Hals ringformig. Eine andere erstreckt sich uber das Kreuz und kon da an entlang den Bauchseiten; andere figen auf den Schenkeln und Vorber- fugen. Haare sind nur an Wenigen Orten der dunkel- grauen, in den Falten blauschwarzlichen Haut zu be- merken; sie sind sehr kurz und stehen einzeln und dunn. Die Hohe des Korpers betragt an den Schultern 5 Fug, bie Lange des Korpers 11 Fug, des Schwanzes 2 Fug. Beide Geschlechter sind mit einem Horne oersehen, wel- ches aber die in Menagerien bewahrten Jndikiduen (Fig. 667.) gemeinlich an den Staben ihrer Kafige sehr ab- iiutzen. Das weibliche Thier tragt 18 — 20 Monate und wirft nur ein Junges, dessen Haut in den ersten Mona- ten dunkelroth erscheint, und saugt es zwei Jahre. Die Lebensbauer soll sehr bedentend sein und, dem Volks- glauben nach, 100 Jahre ubersteigen. Hodgson sah zu Katmandu in Nepal ein erwachsen eingefangenes Nås- horn, welches nach 35jahriger Gefangenschafl noch keine Spur kon Abnahme kerrieth. 2. Das javanische Nashorn. (Rhinoceros sondaicus.) gig. 669. Das jakanische Rhinoceros kommt durch Zahl der Vorderzahne nnd ein einziges Horn mit dem indischen zwar uberein, unierscheidet sich aber haupisachlich ba- dnrch, dag seine Hautoberstache kleine kieleckige Erhohun- gen tragt, aus deren kertieftem Mittelpunkte einige wenige Borstenhaare Herkorragen. Augerdem ist der Korper weniger massenhaft und steht hoher; der Schabel (Fig, 664.) ist im Verhaltnisse langer und auch leichter gebauet als bei anderen Arten. Es bewohnt Jaka, wird kon der Seekuste bis auf ziemlich hohe Gebirge gefunden, zieht diese kor, lett in kleinen Heerden, liebt, wie die an- deren Arten, sich im Schlamme zu walzen, bahnt sich tief ausgetretene Gange durch die Maldungen, kerbirgt sich furchtsam bei Annaherung kon Menschen und geht ' "ur des Nachts aus, thiit aber dann nicht felten den Jtaffee« und Pstfferpflanzungen bedeutenden Schaden. In der Gefangenschaft wird es, nach Horsfield, sehr zahnr und kerrath keine Mildheit oder Tucke. Schon Bontius, der 1629 uber Jaka schrieb, war mit ihm bekannt. Es ist 10 Fug lang, an den Schultern 4 Fug Hoch. 3. Das sumatranische Nashorn. (Rhinoceros sumatranus.) gig. 670. Eine der altesten '(1793) und gemeinlich in zoologi- schen Merken benutzten Beschreibnngen des sumatrani- schen Nashorns ruhrt kon Best Her, einem englischeir Arzte, der sich tangere Zeit in Bencooten auf Sumatra aufhielt, indessen gab schon kor ihm C. Mister, gleich- fasts ein ehemaliger Bewohner kon Sumatra, kon jenem erst feit kurzeni gut gekannten Thiere einige Nachrichten. Bell's Eremplar wurde unsern Fort Martborough er- schossen und schien nicht ganz ausgewachsen. Es war mannlichen Geschtechts, niaag 4 Fug in Schutterhohe, 8 Fug in der Lange, glich in seinen Umrifsen einem Schweine und war kon braunlich aschgrauer Farbung. Man besitzt jetzt genauere Beschreibnngen, zumal durch die steigigen Naturforscher, die aus Regierungskosten jahrelang das hollandische Indien dereisten und Vortreff- liches geleistet haben. Unterscheidend fur die Art sind zwei Horner, deren korderes mittellang, das hintere sehr kurz ist; die dunne Haut bildet nur an den Schultern eine Herkortretende Falte, ist mit kleinen Raithheilen und dunnem Haar besetzt und schwarz. Den Schadel zeichnet bedeutende Lange aus; derjenige des Meibchens sost mas- ftker sein. Die beiden seillichen Vorderzahne fallen-zeitig aus. Meit entfernt dakon, wild und grimmig zu sein, entwickelt dieses Nashorn nicht eininal gewohnlichen Muth. Man hal gesehen, dag es kor einem einzigen wil- den Hunde die Flucht ergriff. Raffles meinte, dag ein anderes, kon den Eingeborenen Tennu genanntes, die Malder Sumatra's bewohnendes Thier eine noch unbe- kaiinte einhornige Art kon Rhinoceros sein konne, in- * dessen scheint den undeullichen Erzahlungen der Jndier eine Verwechselung zu Grunde gelegen zu haben und der malayische Tapir gemeint gewesen zu sein. 4. Das schwarze Nashorn. (Rhinoceros bicornis.) gig. 671. 672. Zu der Zeit, wo die Hostanber die ersten durstigen Grundlagen der jetzt bedeutenden Capcolonie leglen, war das schwarze Nashorn tin ganz gewohnlicher Bewohner aster bebuschten Berge in der unmitlelbaren Nahe der Tafelbai, allein es ist seitdem immer weiter kor den sichertreffenden Schutzen zuruckgewichen und lebt gegen- warlig nur in bedeutenden Enlfernnngen kon der Kuste. Sinith begegnele ihm haufig auf den ausgedehnten wal- digen Ebenen unfern kom Mendekreise und erzahlt, dag es zwar Busche und junge Baume niedertrete und uberall Spuren seiites kerwustenden Durchganges zuriicklasse, allein nicht im Verhaltnisse zu seiner Groge fresse, uber- haupt hinsichtlich seines Futters sehr Wahlerisch sei und nur zarte Zweige besonderer Pflanzen geniege. Sein Gehor und Geruch sind ungemein schars und leisten ihm Ersatz sur schwaches Gesicht. Sager muffen ihm den Mind abgewinnen, unt unentdeckt zu bleiben, sich kor jedem Gerausche huten und n>o moglich kerborgen Her- anschleichen. Kann auch das Nashorn sie nicht erken- nen, so werden sie doch kon den Vogeln bemerkt, die