Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Snugeti; icre.
Achic Ordnu»g.
Zunge eine Bedeckung mit scharstn, die beruhrende Hand
zerreigenden Dornen zugeschrieben. Zu beiden Seiten
der Oberlippe offnen sich die geraumigen Nastnlocher.
Unter den Sinnen ubertreffen Gehor und Geruch die
anderen burd) Scharst.
Die Rhinoceros leben bisweilen in Paaren oder klej-
nen Gesellschasten, andere Male in zahlreichen Heerden.
Sie nahren sich ausschlieglich kon Pflanzen, geniegen
gemeinlich zartere Baumzweige oder anch Grafer und
bedienen sich zum Abpflucken derselben ihrer Zunge mit
kielem Geschicke. Sie kermogen eine erstaunliche Menge
von Nahrung zu sich zu nehmen, kerdauen schnest, sind
daher fast immer bereit zum Fressen, werden durch Hun-
ger mild und gefahrlich und lassen in Menagerien durch
korgeworfenes Futter sich leichter besanftigen als andere
aufgebrachle Thiere. Eigentlich trag und ziemlich harm-
los, tonnen sie durch Veleidigungen in blinde Wuth ge-
rathen, entwickeln dann eden so kiel Entschlossenheit als
unkersohnliche Rachsncht und bringen durch furchtbare
^ingriffe mit den Hornern selbst die startsten und ge-
wandtesten Gegner in Gefahr. Das grogere Horn migt
bisweilen gegen 3 Fug in der Lange; es durchdringt fast
jeben Widerstand leistenden Korper und zerschmettert
sogar starte Pfosten, wenn das Thier seine kolle Krast
in den Stog legt. Die dicken Feste der Rhinoceros sinden
sowohl in Indien als in Afrika mannichfache Anwen-
dung. Europaer uberlaffen die Jagd der indischen Rhi-
noceros gemeinlich den Eingeborenen, theils wegen ihrer
wirklichen Gefahr, theils well Elephanten ungern auf
solche Gegner losgehen. In einigen atteren Reisebeschrei-
bungen ist die Rede kon einer angestammten Feindschast
beider Thiere. Sie ist spater bezweifelt worden, weil sie
sich kaum aus naturlichen Grunden erklaren lagt, und
weil beide Thiere, ohne Furcht oder besonderen Wider-
wisten zu kerrathen, in Menagerien neben einander
stehen. Jndessen hat die alte Angabe durch Wistiamson
Beftatigung gefunden, der ausdrucklich erwahnt, dag das
Rhinoceros ohne Veranlassung und nur aus wild em
Uebermuthe die Elephanten anfaste, und dag letztere bis-
weilen mit aufgerissenem Bauche gefunden worden sind.
In Asien todtet man das Rhinoceres durch Dschingals,
eine Art fehr groger Flinten, welche eiserne, sechs Loth
schwere Kugeln schiegen, zielt nach dem Auge, der Brust
oder einem anderen leicht kerwundbaren Orte und trifft
mit so groger Sicherheit, dag Hochstens zwei Kugeln er-
fordert werden, unt den Riesen hinzustrecken. Nach Wil-
liamson entwickelt das angegrifsene Rhinoceros eine
solche Lebhaftigkeit, eine so unerwartete Beweglichkeit
und sokiel Sinnenscharfe, dag Jager ohne kiele Erfah-
rung und Gewandtheit sich mit ihm nicht in Kamps ein-
lassen durfen. Man kennt in Indien sogar Beispiele, dag
einzelne Rhinoceros gewisse Gegenden ausschlieglich zu
behaupten gesucht und Reisende angefallen haben, und
dag man gezwungen gewesen ist, die Bekolkerung eines
ganzen Districts gegen sie aufzubieten. — Sowohl ein
einhorniges als ein zweihorniges Rhinoceros waren den
Alten bekannt, Wie aus ihren Schriften, Bildwerken und
Munzen herkorgeht. Welchen Arten gerade jene ange-
Hort haben mogen, lagt sich jetzt schwerlich aufklaren.
I. Das intif^e Nashorn. (Rhinoceros iudicus.) gig. 665—668.
Das indische Rhinoceros bewohnt die Waldigen Ebe-
nen kon Bengalen und Vorderindien und theilt mit den
udrigen Dickhautern die Vorliebe fur Sumpfe, in wel-
chen es sich Herumwalzt, um seine unbehaarte Haut durch
eine Schicht kon anklebendem Schlamm gegen Jnsecten
zu schutzen, geht aber auch gern in reines Wasser und
schwimmt mit Krast und Leichtigkeit. Jm gewohnlichen,
unaufgeregten Zustande schreitet es trag und schwersastig
dahin, Hebl dabei den Kops so wenig empor, dag die
Nase fast am Boden hinschleift, rupft Hinundwieder einen
Blychel Gras zur Nahrung ab oder kergnugt sich damit,
im plumpen Spiele den Boden mit dem Horne aufzu-
pstugen und Steine und Erde zur Seite zu werfen.
Das kerwachsenste llnterholz weicht feinem gewichtigen
Andringen, und Verwustnng bezeichnet seinen tenntlichen
Pfad. Jm Gefuhle der eigenen Starke scheinbar sorglos
dahinwandernd, ist eS nie kostig unauftnerksam. Ver-
dachtige Dinge entgehen ihm nicht, denn es hort und
riecht mit solcher Scharfe, dag der Jager, der nicht den
Vortheil des Mindes fur sich hat, nie hoffen darf, sich
unbemerkt zu nahern. Bisweilen, jedoch nicht immer,
geht es der Gefahr aus dem Wege und entweicht lang-
sam in die Dschungels, das beruchtigte, dem Menschen
undurchdringliche Unterholz indischer Malder. Jst das
Nashorn eben kampflustig oder erzurnt uber den unoer-
muthet erschienenen Feind, so schnauft es Luft ein mit
gerauschkosten Zugen, wirft den Kopf wild umher und
sturzt dann, ohne den Angriff abzuwarten, rasend aus
den Gegner. So gefahrlich diese Jagd anch ist, so wird
sie doch kon Eingeborenen gern betrieben, weil eine gluck-
lich treffende Kugel ihnen zu einem nach Verhaltnig fehr
werthkollen Presse kerhelfen kann. Man braucht die
bretartig dicke Haut fur manche Zwecke, zumal zu Schil-
dern, die einer gewohnlichen Musketenkugel undurchdring-
bar sind, schatzt das Fett als wichtiges Heilmittel, legt
aber, und zwar seit den altesten Zeiten, dem Horn einen
sehr hohen Werth bei. Der Volksglaube schreibt ihm
eine groge Empfindlichkeit gegen Gifte zu; die aus ihm
kerfertigten Becher werden mit edeln Metallen besetzt nnd
theuer bezahlt, denn kergiftete Gelranke brausen, wie
man korgiebt, in ihnen auf, bis sie uber den Rand stro-
men ; reines Wasser aber, mus ihnen getrunken, besitzt be-
sondere Heilkraft, zumal wenn es so lange nrit einem
eisernen Nagel umgeruhrt worden ist, dag die abgeschab-
ten Horntheile es getrubt Haben.
Man sieht das indische Rhinoceros zwar gelegentlich
in Menagerien, indessen gehort es immer zu den Sellen-
Heiten. Man rechnet, dag kon 1790 — 1840 in dem schiff-
reicgen England nur kier angekommen sind. Von dem
Werthe solcher Thiere erhalt man erst einen Wahren Be-
griff, wenn man erfahrt, dag eines jener Nashomer
1799 fur 1000 Pf. Sterl. nach Schonbrunn kerkauft
wurde (wohin es jedoch nicht gelangte), und dag der lon-
doner Elephant, dessen Hinrichtung oben erwahnt wurde,
900 Guineen gekostet hatte. Die Romer, die uberhaupt
uber uns jetzt unbegreistiche Zahlen feltener wilder Thiere
kerfugten, kannlen das einhornige, also Wahrscheinlich
das indische Nashorn sehr gut, und Plinius nennt es in
seiner Beschreibung der Spiele des Circus geradezu „ ein
ost gesehenes Thier". Die unterscheidenden Kennzeichen
dieser Art liegen in dem einzelnen, zwei Fug langen
Horne und in der tiefgespalteten Haut. Von diesen Fal-
ten lauft eine quer uber die Schulter, kerbreitet sich auf
dem Nacken zu einer harnischartigen Platte und um-
schliegt kon dort an den Hals ringformig. Eine andere
erstreckt sich uber das Kreuz und kon da an entlang den
Bauchseiten; andere figen auf den Schenkeln und Vorber-
fugen. Haare sind nur an Wenigen Orten der dunkel-
grauen, in den Falten blauschwarzlichen Haut zu be-
merken; sie sind sehr kurz und stehen einzeln und dunn.
Die Hohe des Korpers betragt an den Schultern 5 Fug,
bie Lange des Korpers 11 Fug, des Schwanzes 2 Fug.
Beide Geschlechter sind mit einem Horne oersehen, wel-
ches aber die in Menagerien bewahrten Jndikiduen (Fig.
667.) gemeinlich an den Staben ihrer Kafige sehr ab-
iiutzen. Das weibliche Thier tragt 18 — 20 Monate und
wirft nur ein Junges, dessen Haut in den ersten Mona-
ten dunkelroth erscheint, und saugt es zwei Jahre. Die
Lebensbauer soll sehr bedentend sein und, dem Volks-
glauben nach, 100 Jahre ubersteigen. Hodgson sah zu
Katmandu in Nepal ein erwachsen eingefangenes Nås-
horn, welches nach 35jahriger Gefangenschafl noch keine
Spur kon Abnahme kerrieth.
2. Das javanische Nashorn. (Rhinoceros sondaicus.) gig. 669.
Das jakanische Rhinoceros kommt durch Zahl der
Vorderzahne nnd ein einziges Horn mit dem indischen
zwar uberein, unierscheidet sich aber haupisachlich ba-
dnrch, dag seine Hautoberstache kleine kieleckige Erhohun-
gen tragt, aus deren kertieftem Mittelpunkte einige
wenige Borstenhaare Herkorragen. Augerdem ist der
Korper weniger massenhaft und steht hoher; der Schabel
(Fig, 664.) ist im Verhaltnisse langer und auch leichter
gebauet als bei anderen Arten. Es bewohnt Jaka, wird
kon der Seekuste bis auf ziemlich hohe Gebirge gefunden,
zieht diese kor, lett in kleinen Heerden, liebt, wie die an-
deren Arten, sich im Schlamme zu walzen, bahnt sich
tief ausgetretene Gange durch die Maldungen, kerbirgt
sich furchtsam bei Annaherung kon Menschen und geht
' "ur des Nachts aus, thiit aber dann nicht felten den
Jtaffee« und Pstfferpflanzungen bedeutenden Schaden. In
der Gefangenschaft wird es, nach Horsfield, sehr zahnr
und kerrath keine Mildheit oder Tucke. Schon Bontius,
der 1629 uber Jaka schrieb, war mit ihm bekannt. Es
ist 10 Fug lang, an den Schultern 4 Fug Hoch.
3. Das sumatranische Nashorn. (Rhinoceros sumatranus.) gig. 670.
Eine der altesten '(1793) und gemeinlich in zoologi-
schen Merken benutzten Beschreibnngen des sumatrani-
schen Nashorns ruhrt kon Best Her, einem englischeir
Arzte, der sich tangere Zeit in Bencooten auf Sumatra
aufhielt, indessen gab schon kor ihm C. Mister, gleich-
fasts ein ehemaliger Bewohner kon Sumatra, kon jenem
erst feit kurzeni gut gekannten Thiere einige Nachrichten.
Bell's Eremplar wurde unsern Fort Martborough er-
schossen und schien nicht ganz ausgewachsen. Es war
mannlichen Geschtechts, niaag 4 Fug in Schutterhohe,
8 Fug in der Lange, glich in seinen Umrifsen einem
Schweine und war kon braunlich aschgrauer Farbung.
Man besitzt jetzt genauere Beschreibnngen, zumal durch
die steigigen Naturforscher, die aus Regierungskosten
jahrelang das hollandische Indien dereisten und Vortreff-
liches geleistet haben. Unterscheidend fur die Art sind
zwei Horner, deren korderes mittellang, das hintere sehr
kurz ist; die dunne Haut bildet nur an den Schultern
eine Herkortretende Falte, ist mit kleinen Raithheilen und
dunnem Haar besetzt und schwarz. Den Schadel zeichnet
bedeutende Lange aus; derjenige des Meibchens sost mas-
ftker sein. Die beiden seillichen Vorderzahne fallen-zeitig
aus. Meit entfernt dakon, wild und grimmig zu sein,
entwickelt dieses Nashorn nicht eininal gewohnlichen
Muth. Man hal gesehen, dag es kor einem einzigen wil-
den Hunde die Flucht ergriff. Raffles meinte, dag ein
anderes, kon den Eingeborenen Tennu genanntes, die
Malder Sumatra's bewohnendes Thier eine noch unbe-
kaiinte einhornige Art kon Rhinoceros sein konne, in- *
dessen scheint den undeullichen Erzahlungen der Jndier
eine Verwechselung zu Grunde gelegen zu haben und
der malayische Tapir gemeint gewesen zu sein.
4. Das schwarze Nashorn. (Rhinoceros bicornis.) gig. 671. 672.
Zu der Zeit, wo die Hostanber die ersten durstigen
Grundlagen der jetzt bedeutenden Capcolonie leglen, war
das schwarze Nashorn tin ganz gewohnlicher Bewohner
aster bebuschten Berge in der unmitlelbaren Nahe der
Tafelbai, allein es ist seitdem immer weiter kor den
sichertreffenden Schutzen zuruckgewichen und lebt gegen-
warlig nur in bedeutenden Enlfernnngen kon der Kuste.
Sinith begegnele ihm haufig auf den ausgedehnten wal-
digen Ebenen unfern kom Mendekreise und erzahlt, dag
es zwar Busche und junge Baume niedertrete und uberall
Spuren seiites kerwustenden Durchganges zuriicklasse,
allein nicht im Verhaltnisse zu seiner Groge fresse, uber-
haupt hinsichtlich seines Futters sehr Wahlerisch sei und
nur zarte Zweige besonderer Pflanzen geniege. Sein
Gehor und Geruch sind ungemein schars und leisten ihm
Ersatz sur schwaches Gesicht. Sager muffen ihm den
Mind abgewinnen, unt unentdeckt zu bleiben, sich kor
jedem Gerausche huten und n>o moglich kerborgen Her-
anschleichen. Kann auch das Nashorn sie nicht erken-
nen, so werden sie doch kon den Vogeln bemerkt, die