ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
178 Saugethicre. Achte Orbimug. Dl-reii. Er ift em harmloser imd furchtsamer Bewohiter der Felsspalten und Erblocher schroffer Berge, soll selbst aus dent vielbesuchten Tafelberge nichts weniger als felten fein, wird aber dennoch nicht ost gesehen, well er, von dem afrikanischen Geieradler (Aquila vulturina) viel verfolgt, meist nur des Slachis ausgeht. Jm Winrer wagt er stch Haufiger hervor, um sich z>l sonnen, aber stels stellen die kleinen Gesellschaften eine Wache aus, die bei dem geringsten Verdaehte ein scharfes, lange ait- Halteudes Warnungsgeschrei erschalten last. Auch sind die Bewegungen der Fliehenden so schnell, Verstecke aller Art so Haufig und so nahe, dast Jager gegen diese kleinen Thiere sekten viel Gluck haben. Zeitig eingefangene Jungen iverden zahm und zutraulich. Die Nahrung be- steht in den zarteren Sprossen von allerlei Buschen, den Spitzen der Blumenstengel, verschiedenen Grasern und Pstanzen, besonders den stark aromatischen. Die Lange des Korpers betragt 16 Zoll, die Schulterhohe 7 Zoll. 2. Der syrische Klippschliefer. Fig. 681. 682. Bruce beschrieb vor langen Jahren unter dem antl-a- rischen Namen Aschkoko oder Askoko ein Thier, welches Cuvier fur identisch mit dem capischen Klippschliefer er- klart hat. Es sindet indessen zwischen beiden ein uiizwei- selhafter Unterschied Statt. Der nordasrikanische bis Syrien verbreitete Klippschliefer ist nicht nur bedeutend groher, sondern auch durch einzelne, lang Hervorragende, Harte,, fast stachelnde Haare (Aschkok im Amharischen) ausgezeichnet; auherdem ist er oben gelbbraun, unten weihlich und aus der Mitte des Ruckens init tinem grosten gelblichen Fleck gezcichnet. Man hat ihn in den felsigen Gebirgen des Hored und Sinai, in Arabien, Syrien und Abyssinieu gefundeu. Schon die Bibel gedenkt seiner unter dent Namen Schaphar, und die hentigen Araber netmen ihn „Lamm Israels", Gannain oder Gannim Israel nach Bruce, nicht Daman, wie Shaw angiebt. Der letztere, wenn auch unrichtige Name hat in iiatur- l-istorischeit Schriften ein gewisses Burgerrecht erlangt. In der Lebensart gleicht der syrische Klippschliefer ganz dem capischen, bewohnt vorzugsweis die steilsten Berg- seiten und sucht unter uberhangenden Felsen, in tiefen Spalten und Hohlen Zuflucht. Er ist sehr gesellig; ganze Heerden sitzen aus platteren Steinen an der Mun- dung der in kleinen Unikreistit angelegten Hohlen, son- nen sich oder tummeln in der Abendkuhle lustig spielend umher. Ergriffeu theilen sie mit ihren grohen Vorber- zahnen tuchtige Bisse aus, werden aber bald zahm und zutraulich. — In der Borwelt ist diese Gattung ubri- gciis auch vertretcn geweseu. Omen hat den in Hcrne- Bay in England aufgefundenen Schabel cines Thieres genau beschrieben, welches dem Klippschliefer ungemein nahe gestanden haben muh. Vierte Familie. FluHpferde. V. Fluhpferd. (Hippopotamus.) Gattungscharakter: Vorderzahne oben und unten vier, von den Lippen bebecki, kegelformig, die oberen von tinander abstehend, gerade, die unteren schief- liegcnd, spitzig, die mittleren langer, vorn leicht gefurcht; Eckzahne uberall einer, die oberen kurzer als die Vor- derzahne, die unteren langer als dieselben, zuruckgebogen, schies abgestutzt; Backenzal-ne oben sechs, unten sieben, schmelzfaltig, die vorderen kegelformig, die Hinteren aus der Kaustache mit kleeblattahnlichen Schmelzleisten. Suste mit vier aufsitzenden Hufen; Zehen durch gemeiit- saiue Haut bedeckt. 1. Das Fluhpferd. (Hippopotamus amphibius.) Fig. 683 — 685. Der sehr alte griechische Name des Fluhpferdes be- weist, dah schon vor einigen Jahrtausenden die classischen Volker Europa's von dem furchtbaren Bewohner der afrikanischen Flusse Kenntnih gehabt haben, alleiit er verrhth zugleich, dah diese Kenntnih keine irgcnd genaue I gewesen fein koinie, indeni von der im Namen angedeu- teten Aehnlichkeit nicht die entfernteste Spur wirklich vorhanden ist. Eben so ubel gewahlt ist der allerdings weniger bekannie, von den Hollandischen Ausiedlorn in Sudafrika erfundene Name Seekuh. Wir kennen in der gegeitwartigen Thierschspfung tein zweites Beispiel von so unbeschreiblich plumpem und so schwersallig festem, mit erstaunlicher Gruste verbundenen Korperbaue, Wie das Fluhpferd, gleichsam der wurdige Reprasentant einer untergegangenen Schopfung, es darbietet. Der utige- heure tonnenformige, von dicken, saulenartigen Fusten getragene Leib schleift fast am Boden hin; der gewichtige Kopf geht ohne austerlich bemerkbaren Absatz in den Hals i'iber; das platte Gesicht erscheint viereckig und von ansehnlicher Breite, weil die vorn senkrecht abgestutzte Schnauze utiformlich angeschwollen und im Querdurch- messer der Stirn gleich ist. Die Lippen, aus Welchen lange Borsten von der Dicke gewol^ilicher Drahte stehen, bedecken zwar die Zahne, aber der Rachen kann so wcit geofsnet werden, dah er einen Menschen in der Blitte des Leibes umfaht. Die kleinen Augen stehen hoch oben in einer Linie mit den ebenfalls kleinen zugespitzten Ohren und den weit geoffneten Nafenlochern; die Lage der drei wichtigsten Sinnesorgane in derselben Ebene gestattet dem Thiere, im Wasser verborgen zu bleiben und das Gesicht allein etwas lider die Oberstsiche zu erheben, um zu athinen und seine Feinde zu entdecken. Den ganzen Korper Hulli ein grobeS, undehaartes, auf dem Rucken und an den Seiten zwei Zoll dickes Fetl ein. Die auster- lich fast ungespaltenen Zehen kragen vier breite, platte Hufe; die Sohle ist fast viereckig. Unter der Haut liegt eine mehrere Zoll dicke Schicht von Haldflufsigem Fett, welches der unformlichen Korpermasse im Wasser speci- fische Leichtigkeit verleiht. Die allgemeine Farbe ist braunrvthlich, an den Seiten und Gliedern in Dunkel- roth ziehend, an dem Bauche, Lippen und Augeulidem Heltbraun in Fleischrothlich; an den Hintertheilen und dem Bauche stehen verstreuete dunkle Flecke. Das maiin- liche Fluhpferd ist weit groher als das Weibliche, 11Vs bis 12 Fuh lang, nn den Schultern 5 Fuh hoch; der Leib mistt im Umfange 10 — 11 Fuh. Das Fluhpferd bewohnt ausschliehlich Afrika. Ob es wirklich in zwei Arten zerfalle, wie Desmoulitts be- Hauptet, ist ti od) sehr ungewih, benn die Verschiedenheiten in den Vorberzal-nen des senegalischen und des sudafri- kanischen sind nicht bedeutend geiiug, um die Begrundung von specifischen Charakteren zu gestatten. In fruhesten Zeiten ist die geographische Verbreitung jedenfalls eine weit grohere gewesen und hat sich bis an die Munbung des Nils erstreckt, allein sie ist durch unadlassige Verfol- gungen schon unter den romischen Kaisern sehr beschrankt wordeil. Heutzutage sindet man das Fluhpferd nur in dem oberen Nil und seineii Seiteitflusseii. Auch am sudlichen Ende Afrika's ist es ausgerottet oder vertrieben worden. Ehedein roar es genteitt in den Kustenfluffen ostlich vom Cap; gegenwariig kennt man es bort nicht inehr, und Smith traf es erft in ben Flussen nahe am sublichen Wen- bekreise an, inbessen in so grosten Zahlen, bast roenige seiner Jager in anberthalb Stunden sieben Stuck erlegten. Hatte man gewunscht, noch mehrere zu erhalten, so rourbe es geltugt haben, ben Teich zu umstellen, in wel- chent sich augenscheinlich eine kleine Heerbe verborgen Hielt. Wo Feuergeroehre in ben Hanben ber Bevolke- rung sinb, itehmen Fluhpferbe rasch ab; in Dottgola tobtet man jal-rlich itur ein bis zwei Stuck; in ben Jahren 1821 bis 1823 einschliehlich tourben neun erlegt, roovott vier von Ruppell uttb seitten Begleitern. Burck- Harbk traf sie vhttgefahr 20 Jahre fruher in berselben Provinz als elite Haufige uttb gefurchtete Plage ber Laiib- feute; es hatte soitach eine kurze Zeit hingereicht, ihre Zahl zu verminberit. Weiter sublich roerben sie haufiger.' Salt bemerkte im Facazze, einem burch Abyssinien stie- steitben Seitenstrome bes Stils, viele Flustpferbe, bie sich in ben tiefen Stellett bes stachen, an Fallen reicheit Flust- l'ettes aushalten uttb in ihren Beroegungen ititb ihrem Heminroalzen an ben gemeiitett Tummler, eine Art von ' Delphin, erinnerten; Richard uttb John Lander fanben sie ini Niger sehr zahlreich, Clapperton itit See Muggaby in Boritott uttb im grohen See Tschab uttb seinen Fluf- settc Ihre Nahrung besteht itur itt Psiattzeit, Hauptfach- lich in Gras, roelches sie am User abroeiben. Smith, ber unter ben Netteren roohl bie beste Gelegenheit gehabt, sie in Menge zu beobachten, sagt, bah sie in bevolkerten Gegenben ben Tag ini Wasser verbringen ititb nur bes Nachts Hervorkommen, um zu iveiden, in menschenleeren Einoben aber einen Theil bes Tages sowohl als ber Nacht auf bem Festlanbe zubringen. Sie bleiben in ber Nahe ihreS Lanbungsortes ober begeben sich itach laitbeinwarts gelegeiteit Weibeplatzen, je ttachbent sie ben Tag in einem Teiche ober Flusse ober itit Meer zuge- bracht haben niogeit, besseit Stranb gewohnlich keitt paf- settbes Sutter barbietet. Ueberhaupt scheitteit sie nicht mit jeber Art von Gras gleich znfrieben zu seiit iittb eine seine Zititge zu haben, lassett manche Triften ganz unberuhrt uttb geden desonberS solchen ben Vorzug, auf welchen ttiebrige Busche mit ber Vegetation naturlicher Wiefert abwechseln. Man trifft oft ihre Spurett an, bie mitten burch fruchtbare, aber underuhrt gelassene Triften nach ber burren uttb an guten Futtergrafern armeren Buschregion ftthren. Die Fahigkeit, eden so leicht in bem gesalzenen Wasser ber Fluhmunbungen, als itt ben susten Gewassertt dinnenlanbischer Teiche uno Flusse aus- jubauern, theilen udrigens bie Flustpferbe mit ben Ma- natis ttnb gewiffen Delphinen. Man hat gewohnlich angenoiitnten, bah bieses groste, geroaltige ttnb, wie titan voraussetzett mochte, itit ttnge- reizten Zustanbe ganz harmlose Geschopf unter bett ttdri- gett Thieren katttit einen Feinv haden mochte, ber ktthn bett Angriff wagen tvurbe. Inbessen haben eittige Schrift- steller bem Krokobil biesett Miith zugeschrieden ttnb Kantpfe zwischen deiben Thieren ausgemalt, bie in ber Wirklichkeit niemals Statt finbeit. Wahrenb seiner Jagb auf Nilpferbe bemerkte Salt Haufig mehrere Krokobile, bie, in ber unmitteldaren Nahe bes Fluhpserbes attf- tauchenb, weber von biesett demerkt zu werbett schieitett, noch sich selbst um ben riesigett Nachbar kummerten. Edenso hat Tttckey, Wahrenb ber Hochst unglucklichen Entbeckungsreise auf bettt Zaire ober Congo, unzfihlige Fluhpferbe ttnb Krokobile neden einanber im frieblichsten Verhaltnisse deodachtet. So ruhig uttb ungeneigt znm Angriffe bas erstere auch fein ntag, fo uderlastt eS sich bvch ber dlinbesten Wuth, fodalb es burch eine Zufallig- keit gereizt ober offendar angegriffen Wirb. Auf bem Latibe uderrafcht, fucht es Anfangs nach bent Fluffe zu entkommen; wirb es hart verfolgt, fo kehrt es ploylich utit iiitb sturzt sich, mit weit offenent furchterlichen Rachen, auf ben Feinb, tritt ihn nieber ober zermalmt ben Erfahten mit ben lang vorragenben, Schrecken erre- geiibeit Zahnen. Von einem Bote aus ein Flusipserb anztigreifen, ist bas gefahrlichfte aller Jagerwagnisse. Der derul-mte Erforscher ber Kusten von Neuhollanb uttb Subostafrika, Capitain Diven, traf mehrmals auf sehr bebettkliche Art mit Flustpferben zufammen. Wah- renb ber Unterfuchung bes itt bie Delagoabay eiitmun- bendeit Temdyfluffes ftthlie titan int Boote plotzlich einen von unten kontntenben ttnb zwar fo l-eftigett Stoh, bah ber steuernbe Dfficier ttder Bvrb fiel. Im Augenblicke nachher erhob sich ein Flustpferb aus bemWasser, sturzie mit weit offenent Rachen auf bas Fal-rzeug los tiitb rih mit einem einzigen feitter furchtbaren Bisse sieben ber Seitenplanken ad, tauchte eittige Secunben unter, kam von Netient herdei, wurbe ader glucklicherweise burch eine bas Gesicht treffenbe Flinteitkugel sur ben Augendlick zuruckgeschreckt. Es gelatig ber ganzen Mannschaft, unverfehrt bas wenige Fuh entfernte Ufer zu erreicheti, el-e bas Boot fank, uttb auch bett Dffizier zu retten vor Wieberkel-r bes aufgebrachten Thieres, besseit dreiter Rucken wahrschetnlich vom Kiel bes Bootes derul-rt wor-