ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Dickhauter. Saugrthierc. 179 ben war. Hottentotten nuv anbere Bewohner Subafrika's lauern am sichern Ufer nuf baS Flutzpftrb und tobten es burch sehr schwere Buchsenkngeln. Die schwierigste Ar- l'eit besteht in bem Lanben bed ungeheuren Korpers, ben man bisweilen im Wasser zu zerlegen gezwungen ist. Die Haut wirb in Streifen zerschnitten und zu Reitger- ten znsammengebreht, bie jeboch in Europa ihre Elasti- eitat verlieren; bas Fleisch gilt fur sehr wohlschmeckenb, ber Speck fur einen, wie Smith versichert, selbft in ber Capstabt gefchatzten Leckerbissen. In fruheren Zeilen glaubte man, bas bas Flnspferb nicht allein Pstanzen, sonbern auch Fische fresse, ein Jrrthum, »er burch fal- sche Dentung ber gewaltigen Vorberzahne entstanben, aber burch Beobachtnngen wiberlegt ist. Der Magen enthalt stetS nur grose Mengen von zerkauetem Gras, welches, nach Burchell's Beobachtung, nur im geringern Grabe verbanet ivirb unb wenig veranbert wieber abgeht. Der Darmcanal hat, wie bei allen Pflanzenfressern, eine ungewohitliche Lange; ausgestreckt mist er, nach Sparr- mann, 109 Fus; Burchell sanb ben Durchmesser beS aufgeblasenen DickbarmeS zu 8 Zoll. Ileber bie Lebens- bauer unb uberhaupt bie Naturgeschichte bieses Thieres fehlen zuverlassige unb erschopsenbe Nachrichien. Die Fortpflanznng foll nicht schnell sein, bie Tragezeit an 18 Monate bauern unb ein einzigeS Junges geworsen wer- ben, welches, etwa brei Mochen alt, schon 3% Fup in ber Lange unb 2 Fup in ber Hohe mist unb weit behaar- ter ist als bas erwachsene Thier. Funste Familie. Schweincartige Dickhauter. VI. Tapir. (Tapirus.) Gattungscharakter: Vorberzahne oben unb unten fechs, an einanber geruckt, von ben Lippen bebeckt, bie ausersten bes Oberkiefers Eckzahnen ahnlich, bie mittleren vier uberragenb ; Eckzahne uberall einer ; Backen- zahne oben sleben, unten sechs, schmelzfaltig, auf ber Kaustache mit zwei guerstehenben Schmelzleisten (Gebis Fig. 688.). Nafe verlangert, beweglich. Vorberfuse vier- zehig, ausere Zehe kurzer; Hinterfuse breizehig (Skelett Fig. 687.) ; Klanen aufsitzenb, Hufartig. 1. Tcr amerikanische Tapir. (Tapirus americanus.) Fig. 6S9—691. Die geographische Verbreitung ber Dickhauter Hat bas Befonbere, bas sie nicht allein vorzugsweis auf bie ostliche Halbkugel beschrankl ist, sonbern auf berfelben eben nur bie warmeren Lanber von Asten unb Afrika begreift. Einige Gattungen, wie Elephant, Rhinoceros, Schwein unb Pferb, toerben burch befonbere Arten in biefen beiben Welttheilen, allein nicht in Llmerika ver- treten. Es erregt VerwunberuNg, bas ein Welttheil von fo ausnehmenber Grose nur zwei Gattungen, Tapir unb Bisamschwein, enthalt, bie nicht einmal auserhalb ber tropifchen Lanber vorkommen, unb bas fonach auf bem weitfchichtigen Festlanbe Norbamerika's bie ganze Fa- milie ohne eigentlich eingeborene Vertreter geblieben ist. In fruheren Perioben ber Schopfung haben jeboch Pa- chybermen in Amerika nicht nur nicht gefehlt, fonbern fle sinb, was schon ihre sehr haustgen fofstlen Knochen beweifen, sehr artenreich gewesen. Von ben beiben jetzt lebenben amerikanischen Gattnngen bilbet biejenige ber Tapir gleichfam einen Wiberspruch gegen bie erkannten ®efe§e ber Thiergeographie, inbent sie Arten begreift, bie , ohne in ben ztoifchenliegenben Lanbern burch Neber- gangsgruppen verbunben zu sein, in gegenseitig groster Entfernung von einanber unb zwar im aguatorialen Subamerika unb auf ben Jnseln bes inbifchen Archipels leben. Die nur in Amerika Heimischen Bifamschweine Haben bebeutenbe Aehnlichkeit mit ben eigentlichen Sckiwei- nen ber ostlichen Halbkugel, allein bie Tapir sinb kanin mit einer anberen Gattung vergleichbar. Sie sinb gros, Maffenhaft, stark, in ben allgemeinen Korperumrifsen zwar bem Schweine etwas ahnlich, aber mit hoheren unb znmal bieferen Fusen versehen unb erhalten burch eine anfrechte Mahne unb kurzen, jeboch fehr beweglichen Rusfel ein eigenthumliches Anfehen. Die Haut ist an ben zwei langer bekaunten Arten fast ganz nackt, an einer britten, vor wenigen Satiren in Colombien entbeckten ist sie schlicht behaart. Der Schabel(Fig. 686.) erreicht eine fehr bebeutenbe Grose unb i ft feitlich fehr zusam- mengebruckt; bas Hinterhaupt steigt sehr hoch empor unb ift mit weitvorstehenben Knochenkammen 5ur Befestigung ber Muskeln bes starken unb gewolbten Halses versehen. Zwischen ben Schultern beginnt eine Art von Mulst, eigentlich eine nngemein verbickte Hantstelle, bie, auf bem Nacken im Durchmesser znnehmenb, bis auf ben Vorber- kopf reicht unb erst zwischen ben Angen verschwinbet. Wie bei anberen Dickhautern sinb auch Hier bie Augen klein, inbesfen noch tiefer liegenb als gewohnlich. Das Gebis hat manches Charakteristische. Die beiben anser- sten ber sechs Vorberzahne sinb Eckzahnen ahnlich; zwi- schen ben eigentlichen, von ben Lippen bebeckten Eckzah- nen unb ben Backenzahnen liegt ein leerer Ranm. Die Ohren erreichen geringe Grose, bie Nase verlangert sich in einen fast fpannenlangen, fehr beweglichen Rusfel, ber zwar in manchen Beziehnngen mit bentjenigen bes Ele- phanten verglichen toerben kamt, allein an feinein Enbe ohne fingerformigen Anhang ift, ubrigens aber mit vie- lem Geschick gebrancht toirb. Der amerikanische Tapir ist uber ganz Brasilien, Guyana unb Paraguay unb toestlich bis nuf bie Vor- berge ber peruanischen Anbes verbreitet, bewohnt alfo einen fehr iveiten, inbesfen fast nur innerhalb ber Wen- bekreife gelegenen Lanberstrich. Man trifft ihn ztoar nicht felten, aber stets vereinzelt unb nur in bichten Urival- bern nit; ungern verlast er am Tage sein an einem vor- zuglich bunkeln unb einfamen Orke befinbliches Lager unb geht nur bes Nachts aus, um fein Futter aufzusnchen, welches in vielen Arten von Pstanzen unb Pstanzen- theilen, in Blattern, jungen Sprossen, reifen Fruchten unb saftigen Wurzeln besteht, alfo uberhaupt eben so mannichfach fein mag, toie bei ben omnivoren Schwei- nen. Die in ber Nahe groser Walber gelegenen Pflan- zungen toerben burch feine nachtlichen Befuche nicht fel- ten fehr beschabigt, ziiinal in ber Zeit ber reifenben Me- lonen. Sal; fcheint ihm ein nicht ininber grohes Bebnrfnis zu fein als ben Wieberkanern. Azara fanb in feinem Magen anfehnliche Mengen von „Barrero", ei.ner in Paraguay ftellentoeis ziemlich hausigen falpe- terhaltigen Erbart. Riemals toirb er in toasserarmen Gegenben nngetroffen unb bevorzngt felbft in ben fench- ten Urwalbern bie Flusufer vor jebein ånbern Aufent- Haltsorte. Hinsichtlich ber Liebe zum Wasfer kanit er mit bem Fluspferbe verglichen toerben. Er fcheint ohne basselbe nicht beftehen zu konnen, fchwimmt geschickt unb anhaltenb, vermag aber, nach Azara, nicht zu tauchen unb verbriilgt ohne irgenb einen wesentlichen Grunb oft Halbe Tage im Wasfer. Das weibliche Thier fuhrt sein Junges fruhzeitig an ben Flus unb fcheint es mit bem neuen Elemente vertrant zu machen unb im Schtoimnien zu unterrichten; ber mannliche Tapir nimnit an biefem Geschafte feinen Theil. Bei aller Korperstarke Hat ber Tapir toenig ober nichts von ber Wilbheit, burch ivelche anbere Dickhauter selbst bem betoaffneten Menfchen furcht- bar toerben kbunen, sonbern vermeibet burch zeitige Flucht ben Kampf. Ausgerustet mit ansgezeichnet fchar-. fem Geruch unb Gehor. entbeckt er ben Feinb in anfehit- licher Entfernung unb entstieht, inbent er in moglichst geraber Linie burch bas vertoachfenste Unterholz mit fol- cher Schnelligkeit bricht, bah ihm auf gleichem Pfabe fein anberes Thier, nicht einmal flfichtige unb kleinere Hiiiibe zu folgen vermogen. Inbent er ben Kopf nieber- beugt unb alle Kraft in bie Bewegung legt, zerreist er bas bichteste Geflecht von Schlingpstanzen, beugt bie jungen Stamme, zur Seite ober bricht sie entztoei, legt auf biese Weife anfehnliche Entferitungen zurfick unb entkommt fo, nach ber Erzahlung ber Eingeboreneit, fo- gar ber verfolgenbett Oitze ober streift biefe ab, toetui sie ihn gepackt hatte. Ein ungenteitt bickes Felt schutzt ihn vor ben .Verwunbungen, toelchen wahrenb eines folchen Lanses keiit anberes Thier eiitgehen wurbe. 9?ur im nusersten Falle wenbet er sich gegen verfol- genbe Menfchen unb Hunbe tittb theilt banti sehr Heftige, nicht felten auch gefahrliche Bisfe ans. Die in ber Menagerie ber lonboner zoologischen Gefellfchaft be- toahrten Tapir toaren Anfalleit fehr toilber Launen utt- tertoorfen, sturmten bisweilen, ohne irgenb eine ausere Beraiilaffung, in ihren Behaltern aufgebracht umher unb fchnappten wie wnthenbe Schweine nach naheit Gegenstanben. Jnt freien Zustanbe geht ber Tapir lang- fam unb vorsichtig, entbeckt fast immer ben Feinb zur rechten Zeit unb entstieht bann mit groher Schnellig- keit. Die Jagb ist baher nicht ohne Schwierigkeit ititb erforbert ruhiges Aushalten im Anstanbe, obgleich Mil- lionen bIntgieriger Moskiten ben Jager umschwarnten. Die Jitbier effen bas nichts toeniger als unfchmackhafte Fleisch. Erwahnt wirb ber Tapir schon von ben fpa- nischen Schriststellern bes 16. Jahrhunberts, genauere Beschreibungen erhielt man inbesfen erst uiiter bem Nattten bes „grosen Thieres" (gran Bestia) unt bie Mitte bes vorigen Jahrhunberts burch fpamfche Mis- stonaire; fpater klarte Azara mandie Fabeln auf, bie fiber bieses in Paraguay Mborebe, in Brasilien Attfa genannte Thier umliefen ; ber Prinz von Wieb unb Rengger lieferten enblich werthvvlle Beitrage zu feiner gennueren Kenntnih. In abgelegeneren Gegenben trifft titan bei Jnbiern nicht felten gezahmte Tapir an, bie, jtiitg eingefangen, in wenigen Tagen sich an bie Mett- fchett gewohnen, fehr zntranlich werbett, frei Hernnilau- fen unb 11ie in bie Walber zu entweichen versucheit, allein als Hansthiere ganz unnutzlich sinb. Sie zeigen sich gefrasiger als Schweine, freffen fowohl rohes als gekochtes Fleisch, sinb uberhaupt Omnivoren unb be- ttagen muthwillig, was ihitett in ben Weg koiitmi, Hausgerathe unb selbst Kleiber. Die Jungen (Fig. 691.) fragett an ben Seiten sechs bis acht ununterbrochene rothfarbene Streifen unb an bem Kopfe unb ben Schen- keln zahlreiche weise Flecken. Das erwachsene Thier mist 6 Fus in ber Lange, ber Schwanz 2 Zoll; bie Farbung ist einfach grnubraun. Eine zweite Llrt, ber langhaarige Tapir (Ta- pirus Pinchague), wurbe in ber Walbregion ber Anbes von Mariguita (Bogota) burch ben fraitzosischen Na- turforscher Roeclin unt 1829 entbeckt. Sie war, wie es fcheint, schon Oviebo, bem ersten Naturbeschreiber bes fpanifchen Amerika (1520 — 1531), bekannt unb wirb von ihm, toenn auch unbentlich, beschrieben. Dttrch Grose gleicht bieser bent gewohnlichen Tapir, allein ber Korper ist mit tangent, bichten, fchwarzbrauitett Haar bekleibet, ber Nacken mahnenlos unb ber Scha- bel nach oben flacher. Die Nasenknocheit sinb langer; auf bem Hinterrucken steht jeberfeits ein kahler Fleck. Vom Kinn bis zu ben Munbwinkelit laiift ein tveiser Streifen. Verfolgt fluchtet sich ber Pinchague in bas Wasfer unb vertheibigt sich, ben Vortheil feiner Grose benutzenb, ntit Erfolg gegen bie zum Schwintmen ge- zwungeneit Hunbe. 2. Der indische Tapir. (Tapirus indicus.) Fig. 692. 693. Man kannte ben amerikanischen Tapir feit zwei Jahrhunberten unb hielt ihn fur ben einzigen Repra- fentanten einer ttur ber neuen Welt angehoreiibeii Gat- tung, als Fargnhar, Major in britifchen Diensten, im I. 1816 eine weit grohere Art in Malacea entbeckte unb zuerst beschrieb. Fast gleichzeitig uberfchickte Sib- bons, britifcher Resibeitt zu Beneoolen auf Suntatra, ber asiatifchen Gefellfchaft in Caleutla ein lebenbes Eremplar, welches 1818 von Diarb, bem fraitzosischen Naturforscher, genau beschrieben wurbe. Naffles, ber verbiente Erforscher von Suntatra, besas schon 1805 uitvollkommene Kenntnis von eiitent Thiere, welches 23*