Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Dickhauter.
Saugrthierc.
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ben war. Hottentotten nuv anbere Bewohner Subafrika's
lauern am sichern Ufer nuf baS Flutzpftrb und tobten es
burch sehr schwere Buchsenkngeln. Die schwierigste Ar-
l'eit besteht in bem Lanben bed ungeheuren Korpers, ben
man bisweilen im Wasser zu zerlegen gezwungen ist.
Die Haut wirb in Streifen zerschnitten und zu Reitger-
ten znsammengebreht, bie jeboch in Europa ihre Elasti-
eitat verlieren; bas Fleisch gilt fur sehr wohlschmeckenb,
ber Speck fur einen, wie Smith versichert, selbft in ber
Capstabt gefchatzten Leckerbissen. In fruheren Zeilen
glaubte man, bas bas Flnspferb nicht allein Pstanzen,
sonbern auch Fische fresse, ein Jrrthum, »er burch fal-
sche Dentung ber gewaltigen Vorberzahne entstanben,
aber burch Beobachtnngen wiberlegt ist. Der Magen
enthalt stetS nur grose Mengen von zerkauetem Gras,
welches, nach Burchell's Beobachtung, nur im geringern
Grabe verbanet ivirb unb wenig veranbert wieber abgeht.
Der Darmcanal hat, wie bei allen Pflanzenfressern, eine
ungewohitliche Lange; ausgestreckt mist er, nach Sparr-
mann, 109 Fus; Burchell sanb ben Durchmesser beS
aufgeblasenen DickbarmeS zu 8 Zoll. Ileber bie Lebens-
bauer unb uberhaupt bie Naturgeschichte bieses Thieres
fehlen zuverlassige unb erschopsenbe Nachrichien. Die
Fortpflanznng foll nicht schnell sein, bie Tragezeit an 18
Monate bauern unb ein einzigeS Junges geworsen wer-
ben, welches, etwa brei Mochen alt, schon 3% Fup in
ber Lange unb 2 Fup in ber Hohe mist unb weit behaar-
ter ist als bas erwachsene Thier.
Funste Familie.
Schweincartige Dickhauter.
VI. Tapir. (Tapirus.)
Gattungscharakter: Vorberzahne oben unb
unten fechs, an einanber geruckt, von ben Lippen bebeckt,
bie ausersten bes Oberkiefers Eckzahnen ahnlich, bie
mittleren vier uberragenb ; Eckzahne uberall einer ; Backen-
zahne oben sleben, unten sechs, schmelzfaltig, auf ber
Kaustache mit zwei guerstehenben Schmelzleisten (Gebis
Fig. 688.). Nafe verlangert, beweglich. Vorberfuse vier-
zehig, ausere Zehe kurzer; Hinterfuse breizehig (Skelett
Fig. 687.) ; Klanen aufsitzenb, Hufartig.
1. Tcr amerikanische Tapir. (Tapirus americanus.) Fig. 6S9—691.
Die geographische Verbreitung ber Dickhauter Hat
bas Befonbere, bas sie nicht allein vorzugsweis auf bie
ostliche Halbkugel beschrankl ist, sonbern auf berfelben
eben nur bie warmeren Lanber von Asten unb Afrika
begreift. Einige Gattungen, wie Elephant, Rhinoceros,
Schwein unb Pferb, toerben burch befonbere Arten in
biefen beiben Welttheilen, allein nicht in Llmerika ver-
treten. Es erregt VerwunberuNg, bas ein Welttheil von
fo ausnehmenber Grose nur zwei Gattungen, Tapir
unb Bisamschwein, enthalt, bie nicht einmal auserhalb
ber tropifchen Lanber vorkommen, unb bas fonach auf bem
weitfchichtigen Festlanbe Norbamerika's bie ganze Fa-
milie ohne eigentlich eingeborene Vertreter geblieben ist.
In fruheren Perioben ber Schopfung haben jeboch Pa-
chybermen in Amerika nicht nur nicht gefehlt, fonbern
fle sinb, was schon ihre sehr haustgen fofstlen Knochen
beweifen, sehr artenreich gewesen. Von ben beiben jetzt
lebenben amerikanischen Gattnngen bilbet biejenige ber
Tapir gleichfam einen Wiberspruch gegen bie erkannten
®efe§e ber Thiergeographie, inbent sie Arten begreift,
bie , ohne in ben ztoifchenliegenben Lanbern burch Neber-
gangsgruppen verbunben zu sein, in gegenseitig groster
Entfernung von einanber unb zwar im aguatorialen
Subamerika unb auf ben Jnseln bes inbifchen Archipels
leben. Die nur in Amerika Heimischen Bifamschweine
Haben bebeutenbe Aehnlichkeit mit ben eigentlichen Sckiwei-
nen ber ostlichen Halbkugel, allein bie Tapir sinb kanin
mit einer anberen Gattung vergleichbar. Sie sinb gros,
Maffenhaft, stark, in ben allgemeinen Korperumrifsen
zwar bem Schweine etwas ahnlich, aber mit hoheren unb
znmal bieferen Fusen versehen unb erhalten burch eine
anfrechte Mahne unb kurzen, jeboch fehr beweglichen
Rusfel ein eigenthumliches Anfehen. Die Haut ist an
ben zwei langer bekaunten Arten fast ganz nackt, an
einer britten, vor wenigen Satiren in Colombien entbeckten
ist sie schlicht behaart. Der Schabel(Fig. 686.) erreicht
eine fehr bebeutenbe Grose unb i ft feitlich fehr zusam-
mengebruckt; bas Hinterhaupt steigt sehr hoch empor unb
ift mit weitvorstehenben Knochenkammen 5ur Befestigung
ber Muskeln bes starken unb gewolbten Halses versehen.
Zwischen ben Schultern beginnt eine Art von Mulst,
eigentlich eine nngemein verbickte Hantstelle, bie, auf bem
Nacken im Durchmesser znnehmenb, bis auf ben Vorber-
kopf reicht unb erst zwischen ben Angen verschwinbet.
Wie bei anberen Dickhautern sinb auch Hier bie Augen
klein, inbesfen noch tiefer liegenb als gewohnlich. Das
Gebis hat manches Charakteristische. Die beiben anser-
sten ber sechs Vorberzahne sinb Eckzahnen ahnlich; zwi-
schen ben eigentlichen, von ben Lippen bebeckten Eckzah-
nen unb ben Backenzahnen liegt ein leerer Ranm. Die
Ohren erreichen geringe Grose, bie Nase verlangert sich
in einen fast fpannenlangen, fehr beweglichen Rusfel, ber
zwar in manchen Beziehnngen mit bentjenigen bes Ele-
phanten verglichen toerben kamt, allein an feinein Enbe
ohne fingerformigen Anhang ift, ubrigens aber mit vie-
lem Geschick gebrancht toirb.
Der amerikanische Tapir ist uber ganz Brasilien,
Guyana unb Paraguay unb toestlich bis nuf bie Vor-
berge ber peruanischen Anbes verbreitet, bewohnt alfo
einen fehr iveiten, inbesfen fast nur innerhalb ber Wen-
bekreife gelegenen Lanberstrich. Man trifft ihn ztoar nicht
felten, aber stets vereinzelt unb nur in bichten Urival-
bern nit; ungern verlast er am Tage sein an einem vor-
zuglich bunkeln unb einfamen Orke befinbliches Lager unb
geht nur bes Nachts aus, um fein Futter aufzusnchen,
welches in vielen Arten von Pstanzen unb Pstanzen-
theilen, in Blattern, jungen Sprossen, reifen Fruchten
unb saftigen Wurzeln besteht, alfo uberhaupt eben so
mannichfach fein mag, toie bei ben omnivoren Schwei-
nen. Die in ber Nahe groser Walber gelegenen Pflan-
zungen toerben burch feine nachtlichen Befuche nicht fel-
ten fehr beschabigt, ziiinal in ber Zeit ber reifenben Me-
lonen. Sal; fcheint ihm ein nicht ininber grohes
Bebnrfnis zu fein als ben Wieberkanern. Azara fanb
in feinem Magen anfehnliche Mengen von „Barrero",
ei.ner in Paraguay ftellentoeis ziemlich hausigen falpe-
terhaltigen Erbart. Riemals toirb er in toasserarmen
Gegenben nngetroffen unb bevorzngt felbft in ben fench-
ten Urwalbern bie Flusufer vor jebein ånbern Aufent-
Haltsorte. Hinsichtlich ber Liebe zum Wasfer kanit er
mit bem Fluspferbe verglichen toerben. Er fcheint ohne
basselbe nicht beftehen zu konnen, fchwimmt geschickt unb
anhaltenb, vermag aber, nach Azara, nicht zu tauchen
unb verbriilgt ohne irgenb einen wesentlichen Grunb oft
Halbe Tage im Wasfer. Das weibliche Thier fuhrt sein
Junges fruhzeitig an ben Flus unb fcheint es mit bem
neuen Elemente vertrant zu machen unb im Schtoimnien
zu unterrichten; ber mannliche Tapir nimnit an biefem
Geschafte feinen Theil. Bei aller Korperstarke Hat ber
Tapir toenig ober nichts von ber Wilbheit, burch ivelche
anbere Dickhauter selbst bem betoaffneten Menfchen furcht-
bar toerben kbunen, sonbern vermeibet burch zeitige
Flucht ben Kampf. Ausgerustet mit ansgezeichnet fchar-.
fem Geruch unb Gehor. entbeckt er ben Feinb in anfehit-
licher Entfernung unb entstieht, inbent er in moglichst
geraber Linie burch bas vertoachfenste Unterholz mit fol-
cher Schnelligkeit bricht, bah ihm auf gleichem Pfabe
fein anberes Thier, nicht einmal flfichtige unb kleinere
Hiiiibe zu folgen vermogen. Inbent er ben Kopf nieber-
beugt unb alle Kraft in bie Bewegung legt, zerreist
er bas bichteste Geflecht von Schlingpstanzen, beugt bie
jungen Stamme, zur Seite ober bricht sie entztoei, legt
auf biese Weife anfehnliche Entferitungen zurfick unb
entkommt fo, nach ber Erzahlung ber Eingeboreneit, fo-
gar ber verfolgenbett Oitze ober streift biefe ab, toetui
sie ihn gepackt hatte. Ein ungenteitt bickes Felt schutzt
ihn vor ben .Verwunbungen, toelchen wahrenb eines
folchen Lanses keiit anberes Thier eiitgehen wurbe.
9?ur im nusersten Falle wenbet er sich gegen verfol-
genbe Menfchen unb Hunbe tittb theilt banti sehr Heftige,
nicht felten auch gefahrliche Bisfe ans. Die in ber
Menagerie ber lonboner zoologischen Gefellfchaft be-
toahrten Tapir toaren Anfalleit fehr toilber Launen utt-
tertoorfen, sturmten bisweilen, ohne irgenb eine ausere
Beraiilaffung, in ihren Behaltern aufgebracht umher
unb fchnappten wie wnthenbe Schweine nach naheit
Gegenstanben. Jnt freien Zustanbe geht ber Tapir lang-
fam unb vorsichtig, entbeckt fast immer ben Feinb zur
rechten Zeit unb entstieht bann mit groher Schnellig-
keit. Die Jagb ist baher nicht ohne Schwierigkeit ititb
erforbert ruhiges Aushalten im Anstanbe, obgleich Mil-
lionen bIntgieriger Moskiten ben Jager umschwarnten.
Die Jitbier effen bas nichts toeniger als unfchmackhafte
Fleisch. Erwahnt wirb ber Tapir schon von ben fpa-
nischen Schriststellern bes 16. Jahrhunberts, genauere
Beschreibungen erhielt man inbesfen erst uiiter bem
Nattten bes „grosen Thieres" (gran Bestia) unt bie
Mitte bes vorigen Jahrhunberts burch fpamfche Mis-
stonaire; fpater klarte Azara mandie Fabeln auf, bie
fiber bieses in Paraguay Mborebe, in Brasilien Attfa
genannte Thier umliefen ; ber Prinz von Wieb unb
Rengger lieferten enblich werthvvlle Beitrage zu feiner
gennueren Kenntnih. In abgelegeneren Gegenben trifft
titan bei Jnbiern nicht felten gezahmte Tapir an, bie,
jtiitg eingefangen, in wenigen Tagen sich an bie Mett-
fchett gewohnen, fehr zntranlich werbett, frei Hernnilau-
fen unb 11ie in bie Walber zu entweichen versucheit,
allein als Hansthiere ganz unnutzlich sinb. Sie zeigen
sich gefrasiger als Schweine, freffen fowohl rohes als
gekochtes Fleisch, sinb uberhaupt Omnivoren unb be-
ttagen muthwillig, was ihitett in ben Weg koiitmi,
Hausgerathe unb selbst Kleiber. Die Jungen (Fig. 691.)
fragett an ben Seiten sechs bis acht ununterbrochene
rothfarbene Streifen unb an bem Kopfe unb ben Schen-
keln zahlreiche weise Flecken. Das erwachsene Thier
mist 6 Fus in ber Lange, ber Schwanz 2 Zoll; bie
Farbung ist einfach grnubraun.
Eine zweite Llrt, ber langhaarige Tapir (Ta-
pirus Pinchague), wurbe in ber Walbregion ber Anbes
von Mariguita (Bogota) burch ben fraitzosischen Na-
turforscher Roeclin unt 1829 entbeckt. Sie war, wie
es fcheint, schon Oviebo, bem ersten Naturbeschreiber
bes fpanifchen Amerika (1520 — 1531), bekannt unb wirb
von ihm, toenn auch unbentlich, beschrieben. Dttrch
Grose gleicht bieser bent gewohnlichen Tapir, allein
ber Korper ist mit tangent, bichten, fchwarzbrauitett
Haar bekleibet, ber Nacken mahnenlos unb ber Scha-
bel nach oben flacher. Die Nasenknocheit sinb langer;
auf bem Hinterrucken steht jeberfeits ein kahler Fleck.
Vom Kinn bis zu ben Munbwinkelit laiift ein tveiser
Streifen. Verfolgt fluchtet sich ber Pinchague in bas
Wasfer unb vertheibigt sich, ben Vortheil feiner Grose
benutzenb, ntit Erfolg gegen bie zum Schwintmen ge-
zwungeneit Hunbe.
2. Der indische Tapir. (Tapirus indicus.) Fig. 692. 693.
Man kannte ben amerikanischen Tapir feit zwei
Jahrhunberten unb hielt ihn fur ben einzigen Repra-
fentanten einer ttur ber neuen Welt angehoreiibeii Gat-
tung, als Fargnhar, Major in britifchen Diensten, im
I. 1816 eine weit grohere Art in Malacea entbeckte
unb zuerst beschrieb. Fast gleichzeitig uberfchickte Sib-
bons, britifcher Resibeitt zu Beneoolen auf Suntatra,
ber asiatifchen Gefellfchaft in Caleutla ein lebenbes
Eremplar, welches 1818 von Diarb, bem fraitzosischen
Naturforscher, genau beschrieben wurbe. Naffles, ber
verbiente Erforscher von Suntatra, besas schon 1805
uitvollkommene Kenntnis von eiitent Thiere, welches
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