Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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åutzerllcher Unterschleb nicht vorhanden; das welbllche
Thier wirst jahrlich ein Mal zwei Smige, von gleichartig
rostrother Farbung, die, frnhzeltig eingefangen, sehr
zahm werden. In der pariser Menagerie tebten vie
Pecaris mit Hunden und andereii Thieren in grotter
Einigkeit, zogen sich freiwillig in lhren Stall ziirnck,
kamen uuf den Ruf Hervor, lleseti sich gerit liebkosen,
liebten aber die Freiheit und snchten bei jeder passenden
Gelegenheit zn entkommen. Bisweilen hatten sie Anfalle
von nbler Laune, versuchten danii zn beisen unb verwun-
deten einsi einen jungen Eber, ben man 511 ihnen gesperrt
hatte. Sie snchten die Sonnenhitze ans, litten viel durch
Kalte, wurdeii im Winter ganz mager, erhielten znr ge-
Wohnlichen Nahrung Brot und Fruchte, frasen aber, wie
die zahmen Schweine, alle andere irgend geniesbaren
Stoffe. In London hat man ahnliche Erfahrungen
gemacht, welche von Bennett aufgezeichnet worden sind.
Die Pecaris des zoologischen Gartens waren zahm und
ruhig, musten aber flets mit einiger Vorsicht behandelt
Werden, Weil fle bisweilen, ohne irgend einen bemerklichen
Grund, in bosartige Launen verfielen und jeden sich
Nåhernbeii zu beisen versuchten. ■— Das Flelsch i|t nicht
so fett wie dasjenige des zahmen Schweines, indessen
sehr wohlschmeckend; die Iagd wird daher von den Sn-
diern eifrig betrieben.
2. DaS HatSband.Blsamschwein. (Dieotyles torquatus.) Sig. 709.
Die zweite Art der in Rede stehenden Gattnng be=
wohnt, wie die beschriebette, die grosen Waldebenen des
tropischen Amerika, gleicht jener an Gestalt und Grose,
unterscheidet sich aber durch ziemlich gleichartig gråne
Farbung. Die sehr dickeu und Harten, beim Bernhren
rauschenden Borsten sind abwechselnd schwarz nnb gelb-
lich weis geringett; nuf dem Nackeii und Vorderrucken
bilden sie elite Art von Mahne, die wie die ubrige Be-
Haaruiig steif anfgerichtet wird, wenn irgend etwas den
3Dril des Thieres erregt hat. Von den Schultern lauft
an den Seiten des Halses und schief itach tinten elite
breite, bisweilen undeutliche Binde von weislichen Bor-
sten und auf dem Rncken ein schwarzer Streiseii. Die
Fuse und der Kopf sind kurzbehaart und schwarzlich.
Die Ruckenbriise liegt ties tinter den Bedeckungen, wird
aber anserlich durch wirbelformig gestellte Haare ange-
deiitet. Das Thier scheint Vergnngen daratt zn findeit,
dieseit Theil zn reiben ; wenigstens suchen die zahmen sich
mit dem Rucken an die Fuse bekannter Personen zn
drangen. Die wilden streisett vereinzelt oder familien-
Weis, niemals in grosen Heerdett durch die Walder, sind
Weit surchtsamer als die weislippigen Pecaris tind flitch-
ten bei Anitaheriing elites Feinbes in Locher tinter der
Erde oder in hohle Baumstamme. Sie leideii viel durch
die Versolgung der Onzen und fast nicht minder der
Iitdier, die ihnett der Zerstorung wegen sehr abgeneigt
sind, die sie des Nachts in den kleinen Psianzungen von
Znckerrohr, Bataten und Mais anrichten. Nur Itu
attsersten Nothfalle setzen sie sich znr Wehr, geben aber
den Kamps sogleich auf, wenn sich Gelegenheit znr
Ftticht darbietet. Man hat sie ost lebend nach Europa
gebracht. Die itt den grosen Menagerien zn London
tind Paris beobachteten unterschieden sich itt ihren Sitten
dtirchaus nicht von dem weislippigen Pecari, tttir schienett
sie fahiger, das nordische Klima zu ertragen und Hielten
in London eittige Winter in getoohnlichett Stallen ans.
VIII. Schwein. (Sus.)
Gattungscharakter: Vorderzahne oben sechs
oder vier, nitten sechs, die oberen kegelformig, die nitte-
ren schief vorwarts liegenb; Eckzahne dreikaiitig, spitzig,
Hervorragend, anfwarts gebogen; Backenzahne uberall
siebett oder fttiif, mit Hockerigen Schmelzkroneit, die vor-
derett leicht anssallende Lttckenzahne (Gebis Flg. 710.,
Schadel Fig. 711 " >-). Nase in bewegllchen, vorn scheiben-
formig abgestntzten Rnffel auslaufend. Zehett an allett
Fusen nier, wovoit zwei hochstehende Afterzehen.
Schwanz mittellang.
I. Das Wildschwein. (Sus scrofa aper.) Fig. 712. 713.
Alle Zoologen ttehmen an, das die itt mannichfache
Rassett zerfallenen zahmen Schweine von dem Wilb-
schweine abstammen, indessen Dermag Niemand nachzu-
weisen, toamt die ersten Zahmiingsversiiche gemacht tind
das Besitzthum der itoch rohen Volker ttitt elite sehr nutz-
ttche Thierart vermehrt worden ist. Alan darf ubrlgens
annehmen, das die Umwattdluttg des wildett Stammes
itt Hatisthlere kelne besonderen Schtolerigkelten geboten
habe, denit Vlelfache Erfahrungen bewelsen, das jitng
eingefangene Wildschwelne sich sehr leicht an Gefangen-
schaft gewohnen und mit dem netten Verhaltniffe in
Kttrzem ebenso ztifrieden sind, wie die seit vieten Gette-
ratiotien zahmen Verwandten. Diese bel den melsteit
Pachydermen beinerkllche Lelchtlgkelt der Zahmnng wird
freilich wieder aufgetoogeit durch Neigung zttr Ruckkehr
in den wilden Znstand. Wo man, wie itt Amerika, die
Schweine sich selbst uberlast, entweichen fte bald in die
Walder und bilden da ziemlich wilde Heerbeit; der ge-
lehrige Elephant, der in Indien feiitett Wårtern ent-
kommt, weitdet sich gern in die Walder, behalt aber die
Gewohnhelt des Gehorsams itoch fo lange, das er, zeltig
aufgefunden, dem Befehle zur Ruckkehr gehorcht. In
Sudamerika verwildern zwar Pferde leicht und fchnell,
alleitt sie werden eben so leicht wieder gezahmt; der
wilde Bewohtter der Pampas fangt ein solches frei Her-
uittstreifendes Pferd ein, last ihm eine kttrze Zeit die
Obermacht seitter Reitkunst fithleii tind verwandelt es in
ein gehorsaines Thier, dem er tinter Umstanden seitte
Freiheit tind die Erlanbnis zttr ertteiieten Verwilderung
erthellt. Ueberhanpt ist es ziemlich sichere Regel, das
die titts nutzlichsten tind nnentbehrlichsten Thiere vor
allen anderen dttrch natnrliche Zahmbarkeit ansgezeichnet
sind nnv zitin Theil sogar grose Anhattglichkeit an den
Menschen entwickeln, je nachdem sie alleilt zahmbar oder
zn einer eigentlichen Erziehnng fahig sind.
Das Wildschwein kOmnit als ungezahmter Bewohner
dlchter Walder in Enropa, Asien und Afrika vor, vor-
ausgesetzt, das die den letzteren Welttheilen eigenthuni-
licheit Schweine nicht besondere Arten darstellen, toag
nicht ganz ttnwahrscheinllch sein bitrfte. Die Lange selnes
Korpers betragt 5 Fus, des Schtoanzes 1 Ftts, die
Schittterhohe 20 — 30 Zoll. Die allgemeine Farbe ist
brannschwarz; die einzelnen Haare zeigen gelbliche
Spitzen, sind an den Ohren dicht und tveich , an anderen
Korpertheilen Harter, auf dem Nacken, Hals und Rucken
toerdeit sie zn harten, theiltoeis sehr langen Borsten.
Die Sungen sind blasgelblich und unregelmahig brnun
gestreift tind erhalten die Farbung des reifen Alters erst
nach dem sechsten Monate. Das volle Wachsthum tolrd
nicht vor dem sechsten Sahre erreicht; die Lebensdauer
ist auf 25 — 30 Sahre anzitschlagen. Obgleich die nahe
Vertoandtschaft nicht zn verkennen ist, so bemerkt titan
doch bel Vergleichung erhebllche Nnterschlede ztolschen
der Gestalt des tolldeit tind des zahmen Schtoelnes; das
erstere ist von lut Verhaltnisse mehr gedrungeueut Bane,
Hat kurzere Beine und groseren Kopf. Ans der Vilvting
des Schadels (Flg. 711.) kann man leicht auf die Le-
bensweise schlietzen, denn bei kelner anderen Form bes-
selben totirde krastiges, zur Auffludung der Nahrung
nnentbehrliches Wuhlen gleich moglich getoesen sein.
Sut Allgemeinen von kegelformiger Gestalt, erhalt er
durch die Nasenbeine eine bedeuteude ritsselforntige Ver-
langerung und die Fahigkeit kraftvoller Betoegung durch
sehr entwickette Nackeimtuskeln, die an einer schroffen,
an der Vereliilguiigsnath der Seltenbeine lind des Hitt-
terhaupibetnes entstandenen Leiste angehestet sind. Die
am Eber ihr voltes Maas erreichenden Eckzahne oder
Haner rågen gekrummt ans bent Matile Heraus, sind
nicht felten 8— 10 Zoll lang und stellen surchtbare
Waffett bar, mit welchen iitt Vorubersansen, btirch plotz-
liche Seltenbrehuiig deS Kopfes, bent Felttbe lange nnb
tiefe Wunben beigebracht toerben. Nitter den Slitnen
ist fedenfalls der Gerttch am meisten enttoickett und bient
alleitt bel bem Anfsuchen ber Nahrung, benn lubem bas
Schwein ntit ber bnrch befottbere Mttskeln betoegten nnb
burch einen eigenthumlichen Kttocheu gestutzten Knorpel-
scheibe bes Ruffels toahlt, toirb auch ber kleinste Wurm
entbeckt, ben bas ungunftig gestellte nnb toahrscheinlich
toenig scharfe Attge nicht zn erblicken vermag. Sit
Frankreich rlchtet man ble Schtoeine zur Aufspurntig ber
nitter bem Boben verborgenen Truffeln ab, unb in Ettg-
lattb hat man ein Schtoeln einst sogar zu Dienstleistnugen
bel ber Sagb erzogen nnb gefunben, bas es, nicht mitiber
gelehrig, bie besten Hunbe ubertraf unb an bem neuen
Geschafte eben so viele Luft fniib als biefe. Ziemlich
feber irgenb geniesbare Stoff ist bent Wilbschtoeiite als
Futter gleich toilttommen; iu ben Walberu nahrt es sich
von Eicheln, Bitchensaaliten, Wtirzeln unb Hervorgegra-
benen Snsectenlarven nnb Wurmern, bricht aber auch
bes Nachts hervor unb besucht Getraibefelber unb Wein-
berge, ble es im ansersten Grabe vertonstet. Die Eber
leben vom britten Lebensjahre an einsam nnb fnrchtlos
ihren Waffett uertrauenb in ben bitttkelsten Orten groher
Forste; sie verlassen bas Lager nicht am Tage. Die
Bachett verbinben sich Hingegen zn kleinen Gesellschasteit
unb vertheibigen gemeinsam ihre Sungen, inbent sie tint
biese einen kanut aiigreifbareit Kreis bilben. Sie stub
zn atiberen Zeiteit nicht gefahrlich unb sliehen vor bem
Menschen. Sut December ober Sanuar toahlt feber
Eber eine Bache, ble er in ben nachsten 30 Tagen nicht
toleber verlast, ble aber spater sich von ihm znrnckzieht
unb besonbers ble uetigeborenen Sungen sorgfattigst vor
der Frehgler ihres Erzengers zu verbergen beftrebt ist.
Sie fangt dieselben 3—4 Monate, berneift ihnen ttber-
Haupt bie groste Zartlichkeit unb scheint sie spater nnb
ungerner ans ber Pflege zn entlassen als anbere toeib-
llche Thiere, benn bistoeilett sieht man eine alte Bache
von iitehrereu Fatttilieit umgebeti, ble alle aug ihren
Llbloiumlingett bestehen unb ztoel big brel Sahre alte
Mitglieber enthalten. Der Eber ist von griinmlgent
Charakter, relzbar, rachsuchtig nnb vollig fnrchtlos. Ge-
stort vom Sager, erhebt er sich langfam, aber erznrnt von
selnent einsamen Lager, knirfcht mit ben Zahnen, schanint
vor Wuth unb erwartet nun, tuckisch blickenb nnb mit
geseiikteut Kopfe, ben Angriff, ober er sturzt auf elttmal
auf ben Gegner los, vertonnbet rechts unb links bie un-
vorbereiteten Hunbe, schleudert sie mit aufgerissenent
Batiche zur Seite nnb geht sogar bisweilen, zur Rache
entschlossen, auf ben Menschen los. Die Sagb aufWilb-
schweine ist baher zu allett Zeiteit als eine sehr gefahrliche
nnb ben Maitn befonberg ehrenbe angesehett ttttb ehebem
vorzngsweis von Ftirsten betrieben, jetzt aber inehrett-
theils attfgegebett worben, weil sie ble Erhaltnug elites
grosen nnb kostsplellgett Sagbftaates erhelschte unb bie
Entschablgnttg ber Lanbtoirthe ba uberall grose Sunt-
ttteit verschlang, wo matt zivar bas inittelalterliche Vor-
recht unb Vergnngen belbehlelt, aber genug Sltiit fur
Gerechtigkeit Hatte, ttitt ble gerlngeren Volksclassen bes-
Halb nicht in Nitgltick ztt bringen. Sit England sind
Wildschwelne seit unvordenklichen Zeiteit attsgerottei,
obgleich die Sagbgesetze ber tyranitischen Normannen nicht
wohl strenger sein konnten. Eine Verorbnnng Wilhelm
bes Eroberers (i. S. 1087) bestimmt, bas Detitfeulgen
ble Attgeit ausgestochen tverben sollen, ber unbefugt
einen Hlstch, Rehbock ober tollven Eber tobtet, nnb
fast scheint es, als ob man Sagbfrevler bisweilen burch
langsame Martern Hingerlchtet Habe. Sit Deutschlanb
Hegt man bas sogettanute Schtoarzwild jetzt uur nocki
in toenigen Gegenben mit besonberer Sorgsalt, Hat
aber an bie Stelle ber atten Sagbart mit Spies unb
Waibmeffer bie viel ungefahrlichere mit ber Kiigelbtichse
gesetzt. Diese Vetanbernng hat bas grabweise Anssterben
einer Htiuberasse veranlast, ble man ehebem moglichst
reiii zn erhalten unb zu verbessern stichte; sie bestanb
ans ben sogenanuten Saurnben, Hunbeit von erstaunlichet
Grose unb angemeffetter Kraft, ble Rtebluger nnb anbere
Darsteller ber Sagdscenen vergangeiter Zelten abbilben