ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
186 Saugethiere. Achte Gr-nung. und bie jetzt zu ben Seltenheiten gehoren. In Indien allein finden diese Jagden noch jetzt im grofiartigsten Maahstabe Statt; Hunderte von ausgebotenen Landlen- ten versammeln sich am Rande der dichtverwachsenen Waldnngen, dringen regelmafilg vorwarts und treiben durch furchtbares fiårmen und Schreien die Wildschweine den berittenen Jagern entgegen, die zuerst die Rnckzugs- linie abschneiden und dann zum Angriffe vorrucken. Es wird hierzu sehr viel Geschicklichkeit und taltes Blut erfordert, denn die Waffe besteht in einer langen Lanze, welche der Jager eben so bei rascher Versolgnng als zur Abwehr in nachster Nahe zu branchen verstehen mufi. Viele Pserde weigern sich, auf den wilden Eder loszu- gehen; andere werden schen, denehmen sich ungeschickl, tragen schwere Verletzungen davon und suchen dann den Reiter adzuwerfen, der unfehlbar verloren ist, roenn er in der Nahe des routhenden Gegners zu Boden fallt. 2. Das zahme Schwein. (Sus Scrofa domesticus.) Fig. 714— 716. Die Abstammung des zahnren Schweines von dem wilden ist zwar unzweiselhast, allein die Zeit der ersten Unterjochung liegt in grositer Ferne. Die altesten un= . serer geschichtlichen Urkunden sprechen von diesenl eben so nntzlichen als verachteten Thiere wie von einenr von jeher bekannten nnd allgernein verbreiteten. Wie Hero- dotus erzahlt, bestand unter den Aegyptern die religiose Verpflichtung, dem Bacchus bei jedem Vollmonde vor der eigenen Hausthure ein Schwein zu opfern; der Kor- per wurde sogleich dem Verkauser zuruckgegeben, der, als Schweinehirt fur unehrlich geachtet, in ben Tempeln keinen Zutritt sand und selbst unter den niedrigsten Kasten des Voltes niemals eine Fran erlangen komite. Jedermann weifi, wie streng die mosaischen Gesetze den Genus des Schweinefleisches verbieten und sogar die Beruhrung des Thieres fur eine Verunreinigung erkla- ren. Die nicht unerheblichen diatetischen, den Gesetzgeber bestimurenden Grunde blieben dem Volke nnbekannt oder unbegreiflich, welches, wie die von ahnlichen Verbo- ten beschrankten Mohammedaner, das in den Heiligen Buchern nur mit Verachtung erwahnte und als Sinn- bild des Schandlichen gebrauchte Schwein fortan mit allgemeinem Abschen betrachtete. Schweinehirten schei- uen bei den alten Griechen und Romern eine verach- tete Classe gebildet zn haben, und der rustige Eurnaos der Odyssee macht vielleicht die einzige Ausnahme von der Regel. Beide Volker liebten nbrigens das Schwei- nesteisch, und ein junges, nngetheilt gebratenes Ferkel galt ihncn, wie noch jetzt manchen Nationen Europa's, fur ein leckeres Gericht. In Asien und 'Afrika Wechseln in jener Beziehnng die Ansichten, je nachdcm die mahom- medanische Bevolkerung vorwiegt. In Indien verwerfen fowohl Braminen als Mahommedaner das Fleisch der Schweine, dulden aber diese in einenr halbgezahmten Zustande auf den Strafien und gestalten ihnen, sich von den Abgången der Haushaltungen zu nahren. Sykes bemerkte in den Dorfern von Deccan ganze Heerden sol- cher Thiere, aber zugleich auch den volltommensten Ab- scheu gegen den Besttz derselben. Manche Negervolker Afrika's halten solche, obgleich ihre Glaubenssatze mit mahommedanischen gemischt sind; andere, die zu den Fetischanbetern gehoren, theilen mit den Abyssiniern und Cophten den Herkommlichen Widerwillen gegen die Schweine. Die Chinesen haben sich Hingegen von den mahommedanischen Vorurtheilen nicht anstecken lassen; sie Halten nicht allein grohe Heerden von Schweinen, sondern selbst die zahlreichen auf Flosien nnd grosien Kahnen geborenen und ledenden Familien ziehen stets einige dieser Thiere des Fieisches wegen nitf. Adgesehen von der nur in lropischen Gegenden, dei besonderen Menschenstammen und in Folge zu haufigen GennsseS deurlich Hervorlrelenden nachlheiligen Wirkung des Flei- fches, liegl kein eigenllicher Grund vor zur Entschuldi- gttng deS Abschenes, der die Schweine unverdienler Weise lriffl. Wie alle Pachydermen lieden auch sie die Feuchligkeil und wålzeit sich gern im Schlamme, 11111 ihre dnnnbehaarte nnd sehr empsindiiche Haul gegen Jn- seclenstiche zn schutzen, allein keineswegs ist der Kolh ihr eigentliches Element, in welchem nnverstandige Land- wirthe, sei es aus Nachlassigkeit oder wohl gar aus dem Vorurtheile, dafi derarlige Pstege zum Feltwerden bei- lrage, sie bisweilen Hallen. Sie fressen allerdings Viel, indessen im Verhaltnisse nichl inehr als Pferd und Ochs, die sie beilanfig an Jnlelligenz weil iibertreffen, obgleich an Zahmdarkeil nichl erreichen. Die Neigung, alles irgend Verdanliche zu fressen, fuhrl sie freilich oflmals zur Wahl der widerwartigsten Stoffe, indessen mag diese Ekel erregende Gefrahigteit zum grosien Theil aus dem Leben im zahmen Zustande entsprungen sein; dasi sie vom Landwirthe selbst gefordert wird, der kein ande- res zugleich so eintragliches und verhaltnisimahig wohl- feil zu erhaltendes Hausthier besitzt, weisi Jedermann. Die Ernahrung und Fettbildung geht bei Schweinen schnelter von Slatten als bei irgend einer anderen San- gethiergattung, pstanzenfrefsende Walthiere ausgenonr- men; die sogenannte englische, die jutlandische und see- landische, besonders uber Niederdeutschland verbreitete Rasse liefert Stucke von 1200 Pfiind Gewicht. Es ist Hier nicht der Ort, die mannichfache Nutzbarkeit dieses Thieres, die leichte und flchere Aufbewahrung seines Fleisches, Specks und Fettes, seine Fruchtbarkeit und leichte Erhaltung anseinanderzusetzen, indessen sind die statistischen Angaben vielleicht nicht ohne Interesse, dah der grosite Handel mit Schweinefleisch zu Cincinnati im nordanrerikanischen Staate Ohio seineir Sitz hat und die Flotten Amerika's nnd viele Colonien von dort ans nrit ihrem Bedarfe versorgt werden, dasi Frankreich, un- geachtet einer starken Zucht, ans Deutschland nnd Bel- gien jahrlich an 175,000 Schweine und von dort und aus Ruhland 400,000 Pfund Borsten einfnhrt nnd Paris allein 90,000 Schweine in einenr Jahre verbraucht. Bis zu welchem, fast Ekel erregenden Grade die krank- hafte Fettabsonderung (Cacherie) durch ubertriebene Pstege gesteigert werden konne, beweist die Abbildung (Fig. 731.) eines aus Brasilien nach Paris gebrachten und dort in die Menagerie des Pstanzengartens abge- gebenen monstrosen Schweines. Anf Minorca sind die Schweine zum Ziehen des Pstnges abgerichtet, und nach Pennant gebrauchte man sie ehedenr in Schottland zu gleichen Zwecken. Physiologisch sind sie durch eine mit ihrer ungewohnlichen Ernahrung zusammenhangende Neigung zu Ausartungen und Misigeburten ausgezeich- net. Die Sinne des Riechens, Schineckens und Horens besttzen sie in grosier Nollkommenheit nnd nicht minder die Fahigkeit, Wetterveranderungen vorznempfinden. Aufmerksanie Beobachter errathen ans dem Geschrei, der Art des Umherlaufens und der Unruhe der Schweine den kommenden Sturnr. Die Rafseir der Schweine sind weniger untersncht und festgestellt, als diejenigen der meisten anderen zahmen Saugethiere. Man findet daher bald mehrere, bald We- nigere unterschieden, die aber alle dnrch gewisse Charae- tere, z. B. durch lange, schlafs herabhangende Ohren, durch Borsten, die dunner stehen und biegsamer sind als beim Wildschweine, und durch schmutzig Weisie Grund- farbe ubereinkommen. Im Verhaltnisse felten sind die ganz schwarzen oder schwarz gefleckten. Einige tragen Warzenformige Hautlappen an den Kinnbacken und er- innnern Hierdurch an das Warzenschwein (Phacochoe- rus). In entlegenen Weltgegenden mag es noch manche unbekannte Spielarten geben, denn kein Hausthier Hat sich so weit verbreitet noch so befahigt erwiesen, die ent- gegengesetztesten Klimate zn ertragen. Man kann kanm sagen, woher jene kleine 9(rt zaHiner Schweine stammte, welche die ersten Entdecker Polyneflens im Besitze der Eingeborenen und zwar als die grosite der dort bekann- ten Saugethiere antrafen. Bei der Entlegenheit der Festlander und der voltigen Absonderung mehrerer Jn- seln ist an gradweise Verpflanzung nicht zn denken, son- | beim anjunehinen, basi biefe Thiere schon vor ber Zeit als gezahmte vorhanben gewesen sein muffen, roo ein gewaltiges Naturereignih ein grosies, wahrscheinlich mit Asien zusaminenhangenbes ' Festland zertruinmerte, in Jnseln verwanbelte unb ben grositen Theil ber Bevolke- rung vernichlete. Dergleichen zoologische Entbecknngen beweisen, roenn sie gehorig mit anberen wohlerkannten Thatsachen in Verbinbung gebracht roerben, bas hohe Alter bes inenschlichen Geschlechtes. — Unter den be- kannteren europaischen Rassen unterscheidet man etroa folgende: 1. Die englische. Sie ist durch die besondere Sorgfalt sehr veredelt roorden, die man im Norden von England der Schiveinezucht zugeroendet hat, zeichnet sich durch gestreckten Korperbau, bis 4 Futz hohe Statur, feinere Knochen, Neigung zuin Fettroerden und sehr lange hangende Ohren vor den Rassen des Festlandes aus unb erreicht ein Geroicht von 1200 Pfund. Man hat durch kunstliche Kreuznngen Mittelschlage Hervorge- bracht, welche die guten Eigenschaften der verschiedenett Stamnithiere in sich vereinigen, auch dnrch Einfuhrung des chinesischen Schweines (Fig. 714 °) und des Hochbei- nigen neapolitanischen die Zucht wesentlich verbessert; zu den geschatzlesten dieser Unterrassen gehorte das Suf- Ifolk-Schwein (Fig. 714 r), von gedrangterem Korper- bane, Weisier Farbe und breiter Brust, das Esser- und Buckinghatn - Schwein (Fig. 715.). Das erstere ist fast Haarlos und schwarz, 2. Die franz0 si sch e, diewiederum in die Schlåge der Normandie, des Poitotl und von Perigord zerfallt, wovon die erstere charakterisirt wird durch kleinen, spitzi- gen Kopf, schmale Ohren, Hangen und dicken Korper, weniges weisies Haar, feine Fusie, dunite Fusiknochen, die zroeite durch starkeren Kopf, vorstehende Stirn, ge- rades Profil, grohe, hangende Ohren, verlangerten Kor- per, grobes Haar, dicke Beine, starke Knochen, die dritte (714 c) durch schwarzes, rauhes Haar, kurzen, dicken Hals, gedrangten Korperbau. 3. Die sudeuropaische. Sie hat einen sehr kur- zen Kopf, Hautfalten unterhall 'der Augen, dicke Kie- fern, kurzen Hals, breiten Rucken, langgestreckten Kor- per, fast ganz gerade Ohren, dnnnverstreuete Borsten. Man trifft sie am hanfigsten in Suditalien imb selbst auf ben Strahen von Neapel; in Subfrankreich wirb ihrer Zucht viel Alifmerksamkeit zugewenbet, benn sie liefert bie beruhinteti Schinken von Bayonne. 4. Die turkische. Das sudostliche Europa besitzt syte bnrch kurzen schmalen Kopf, gerabe, spitzige Ohren, bunne unb sehr niebrige Beine, gekrauseltes Haar von eisengraner, bisweilen braun unb schwarzer Farbe aus- gezeichnete Rasse, bie bei mittelmaHiger Pstege in weit kurzerer Zeit als alle anbere fett wirb unb bas Gewicht von 400 Pfunb erreichen soll. Der Uinstanb, bah bie Jungen gestreift sinb, bringt auf ben Gedanken, basi zivischen bem turkischen unb bent Wilden Schweine bie Verwanbtschaft naher sein musse, als zivischen anberen, vom Urthpus viel mehr abgewichenen Rassen. 5. Die chinesische (Fig. 714 6) gehort zn ben kleinsten unb rourde in Europa werthlos sein, Hatte man sie nicht atiwenben tonnen, tim bnrch K»euzung mit besonbers grosien Rassen einen nntzlichen Mittel- schlag zu erhalten; sie ist bunnhaarig, sehr kurzbeinig, langgestreckt, Hat hangenben, fast am Boben schleifenben Baiich, sehr kurzen Schwanz, wenige Borsten auf bem Hinterrucken unb kleine Ohren. Nach Anberen rourden bie meisten europaischen Schweine nur Mittelschlage einer und derselben Rasse, und zwar der grohohrigen sein (Fig. 714 " 716.), die in verebelter Form (Fig. 714 d c) eine ansehnliche Grosie erreicht, in Ruhland und Polen ubel gehalten .wird, ziemlich klein bleibt, indessen besonders brauchbare Borsten liefert und sonst noch tinter dem Namen der jutlandischen, seelandischen und bayerischen Rasse bekaunt ist. Die Fruchtbarkeit der verschiedenen Rassen ist nicht