Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Snugethiere.
Achtc tørdnuiig.
IX. Warzeiischweni. (Phacochoerus.)
Gattungscharakter: Vorberzahne oden zwei,
unten sechs oder feine, die oberen gros, drelkantig, vor=
liegend, die mittleren unteren klein, von einander ab-
stehend; Eckzahne Hervorragend, ruckwaris gekrummt,
sehr stark; Backenzahne uberall drei, ans Schichten
zusammengesetzt (Gebis; 725. 726.727.). Zehen vier, wo-
von zwei hochstehende Afterklauen. Schwanz knrz.
1. Das nbysstnischc Warzenschwein. (Phacochoerus Aeliani.)
Sig. 728. 729.
Ohne genane Kenntnisi des Gebisses wnrde selbst der
Wiffenschaftliche Zoolog nicht ini Stande fein, die Gat-
tnng Warzenschwein von den eigentlichen Schweinen zn
trennen, weil beide dnrch anperes Ansehen nnd dnrch
Sitten vollig nbereinkommen. Die Zahne allein bieten
Verschiedenheiten, die jedoch in einer und derselben Fa-
milie nicht leicht grofjer sein tonnen. Die Backenzahne
bestehen namlich, wie bei dem Elephanten, ans anfrecht
neben einander gestellten, etwas znsammengedruckten
blattrigen Knochenchlinbeni, die mit Schmelz eingehnllt
nnd dnrch Rindensnbstanz zn einent Ganzen Verbnnden
werden. Sie beburfen znr vollstanbigen Ausbildnng
ihrer Wnrzeln einen langen Zeitraum nnd werden, so
lange ste noch nicht vollig feststehen, wie bei den Masto-
donten dadnrch gewechselt, bah der vorderste ansfallt,
die Hinteren aber langsam nach vorn geschoben werden.
Die dem Wechsel nicht weiter uuterworfenen letzten
Zahne erhalten endlich feste Wurzeln; diejenigen des
Unterkitfers fallen ans nnd werden in der gewohiilichen
Art toieber ersetzt. Obere Vorberzahne fehlen der snd-
afrikanischen Art oder bleiben, weil der Zwischenkiefer-
knochen dunn nnd blattartig ist, nnentwickelt unter dem
Zahnsteische sitzen.
Die Warzenschweine sind die niisigestaltesten Geschopfe
der ganzen Ordnnng der Dickhanter. Der ungehenre
Kopf mit sehr langem, vorn uuverhaltnisimasiig breiten
Rnssel, die erstannlich grosien Haner, das tnckisch glan-
zende Auge nnd die warzenartigen Anftreibnngen an
den Seiten der Schnanze, die Hantlappen der Wangen
vereinigen sich, um ihnen ein Fnrcht einftosiendes An-
sehen zn verleihen. Sie sind von ansehnlicher Grosie,
vier bis fnns Fuh lang, gleichen in ben allgemeinen
Korpernmrissen zwar den Schweinen, sind aber von etwas
hoherer Statnr nnd verrathen ini Bane grosiere Starte
als diese. Der Korper ist zwar liberalt mit steifen Bor-
sten bekleidet, scheint aber glatt im Bergleiche mit
dem Nacken nnd dem Rncken, nber welche eine lange
Mahne verlanft. Man hat erst in unseren Zeiten die
zwei Arten, welche bis jetzr die Gattnng bilden, genau
unterschieden. Das abhsstnische Warzenschwein, dessen
shstematischer Name anf die Vermnthnng dentet, dah
es schon dem Aelian bekannt nnd von ihm, wenn anch
iinbenilich, erwahnt worden sei, wnrde von Ruppell zn-
erft in Kordofan nnd spater am ostlichen Abhange des
Tafellanbes von Abysfinien entdeckt. Es ist gegen 1 Fuh
lang nnd dnrchans von erdbranner Farbe; nber den
ganzen Korper stehen weisiliche Borsten sparsam ver-
strenet, die zn 2 — 6 ans einer Wnrzel entspringen;
vom Hinterkopse bis anf den Mittelrucken erstreckt sich
eine Mahne, deren einzelne Borsten bis 10 Zoll lang
werden, nnd an den Backen steht ein starter, vorwarts
gerichterer, steisborstiger, weisier Bart. Eine andere
Reihe langer nnd steifer Borsten vertritt die Stelle der
Augenbrauen. In der Gegend des Jochbogens entspringt
ein dicker, flacher, herabhangender Hantlappen von
1 —2 Zoll Lange. Die kleinen Angen stehen hoch oben;
die schief abgestutzten Ohren sind mit weisien Borsten
eingefaht. Der Schwanz erreicht die Lange von 1 Fnsi,
ist iinbehaarl nnd tragt nnr an der Spitze einen Haar-
buschel. Znni gewohnlichen Anfenthalt wahlt dieses
Warzenschwein niedere, dicht verwachsene Bnsche und
mit vielem Unterhvlze versehene Walder, dnrch welche
es nnr im Falle der Berfolgnng rasch Hindnrchbricht.
Gewohnlich bewegt es sich kriechend nnd mit eingeschla-
geiien Vorberfusien, schiebt sich mit den Hinterfnsien vor-
Warts nnd grabt in dieser Stellnng mit seineii grosien
Hauern die Nahrnng liefernden Wnrzeln ans.
2. Das sudafrikanischeWarzenschwein. (Phacochoerus asthiopicus.)
Sig. 726. 730.
Der wesentliche Unterschied dieser Art von der vor-
hergehenden besteht in dem Mangel an Vorderzahnen,
der gekriunmten Prosillinie, eineni iinterhalb des Auges
fast horizontal stehenden grosien, kreisformigen, Harten,
platten Hantlappen, einer grosien, knorpeligeii , uber
die Mnndwinkel Herabhangenden Oberlippe, eineni ans
langen Borsten bestehenden Stirnwirbel, der nach der
Schnanze hin in einen Kanim sich fortsetzt, den ansier-
ordentlich grosien, wie Horner gegen einander gerichte-
ten, an der ansieren nnd inneren Seite gefurchten Hanern
nnd der dunkelbrannen, nur am Banche etwas weisi-
licheren Farbung. Im Gesicht befinden sich weiche Haiit-
sacke unmittelbar initer den Lliigen und regelmasiig ge-
stellte Borstengruppen an verschiedenen Stellen. Der
ausnehmend breite nnd platte, ziemlich bewegliche Rnssel
ivird nach hinten dnrch die anftvaris gebogenen Haner
ziisammengedriickt. — Die geographische Berbreitung
dieser Art von Warzenschwein ist noch nicht genau be-
kaniit. Sie scheint einen ansehnlichen Theil von Syd-
afrika 511 begreifen, vielleicht bis an den Senegal nnd
die Cap Verd-Jiiselii zu reichen, Wenn anders die bort
vorkommenden Warzenschweine nicht einer besonberen
Art, wie Fr. Cuvier meinte, angehoren. Die Hollanbi-
schen Banerii ber Capcolonie nennen bieses Thier Vlake
Bark unb zahlten es ehebem zn beni Wild ihres Lanbes.
Sparrmann fanb es noch am Sonntagsstufse; seine Nach-
folger aber konnten es anf beni Gebiete ber Colonie nicht
niehr antreffen, unb jetzt soll es selbst an ben auhersteii
Granzen felten geworben sein. Llaher beni Wenbekreise
unb in ber neiieii Nieberlassinig von Natal ist es Hin-
gegen gemeiii unb bricht bn am hellen Tage ungescheuet
in bie Pflanzungen ein. Wo eS bie Fenergewehre kennen
gelernt, ivirb es vorsichtiger nnb toagt sich nur am fruhen
Morgen ober spaten Abenb ober in monbhellen Nachten
ans seineii Berstecken. Wirb es in bieseit aufgesucht unb
angegriffen, fo gerath es in bie ansierste Wiith nnb bringt
bie Jager nicht felten in grosite Gefahr, iiibeni es nnf
sie pfeilschnell losschiesit unb mit ben nenn Zoll langen
Haiiern ihnen ben Banch oder die Schenkel aufznschlitzen
versucht. Anch die inuthigsteii Hunde iveichen daiiii vor
ihm zuruck oder bezahlen den kuhnen Augriff mit tein
Leben. Sein Fleisch fvll an Wohlgefchmack demjenigen
des zahmeii Schweines gleichen und toird von den Hol-
landifchen Bauern, den Hottentotten und Bechuanas
gern gegeffen, Hingegen von den Kaffern nicht beruhrt,
die uberhaupt in der Wahl ihrer Speifen forgfaltiger
zn Werke gehen, als die ubrigen Bewohner Subafrika's,
nnd diejenigen Volkerschasteit mit Verachtnng anfehen,
die in dieser Beziehnng nicht gleichen Regeln folgen.
Nach Sparrmann haben die jnng eingefangenen nnd mit
ben zahmen Schweinen ausgewachfenen mit Diefen srncht-
bare Junge gezeugt.
Den Warzenschweinen naher verwandt als den ubri-
gen Pachydernien diefer Gruppe waren die von Cuvier
in den Gypsbruchen des Montmartre aufgefundenen
vorwelilicheit Anoplotherien. Sie weichen nicht
allein dnrch das Gebitz ab, fondern anch dnrch die Fusi-
bildnng nnb stellen ein Verbinbiingsglied zwifchen ben
Pachybermen nnb Wieberkauern bar. Jhre Zahne (sechs
Vorberzahne, einfache Eckzahne, siebett Backenzahne
uberall) stehen in gebrangt fortlanfenber Reihe; bie
Backenzahne gleichen benjenigen bes Rhinoceros. Sie
Hatten nnr zwei Wie am Hirfch nnb anberen Wieber-
kauern mit husahiilichen Klanen eingehullte Zehen, aber
geschiebene, nicht, wie ani Wieberkauer, zn eineni einzigen
Beitie verwachsene Mittelfusiknochen. Diefe Stellnng
zwifchen zwei in ber gegenwartigen Schopfnng getrenn-
ten Orbnungen wirb noch angebentet bitrch ben Schabel,
ber burch feine Forni an bas Kameel erinnert, inbeffen
einen verlangerten Riiffel getragen haben iniisi. Die
Glieber waren niebrig nnb bie Gestalt glich Wahrschein-
lich berjemgen bes Tapir. Ein langer, an feiner Wnrzel
platt gebinckter Schwanz biente augenscheinlich beim
Schtoinimen unb Untertauchen unb rechtfertigt bie Ver-
mnthiing, basi bie Anoplotherien nicht allein im Wasser
ober in grosien Sumpfen Pstanzen zur Nahrnng auf-
suchten, fonbern bah sie uberhaupt noch niehr Wasserthiere
getvesen sinb als bas Fluhpferb. Man hat iiiehrere Ar-
len entbeckt unb biefe nach besonberen Kennzeichen in
Untergattungen getrennt. Anoplotherien im strengen
Siline nennt man nur zwei, bas gemeine Anoplo-
theriiini (Anoplotherium cominune Fig. 732.), von
ber Grosie eines Esels, unb ein anberes (A. secundarium),
von ber Grosie eines gewohnlichen Schweines. Die ttit-
tergattungXiphobon besteht aus einer Art (Xiphodon
gracile Fig. 733.); bas hierher gehorenbe Thier Hatte
bie Gestalt einer Gazelle, war leicht unb fluchtig unb
lebte wahrfcheiiilich als Grasfrefser nnr anf bem festen
Laiibe. Eine britte Untergatlimg, Dichobnnes, enthielt
nur sehr kleine Geschopfe; niaii kennt bereits brei Arten,
Wovon eine bie Grosie eines Haafen, bie beiben anberen
nur bie Grosie eines Meerschweinchens befeffen haben.
Bon zweien biefer Thiere Hat Envier nach Ma^sigabe
ber Skelettfragmente bie Umriffe enttoorfen, bie tv ir
copirt Wiebergeben.
Sechste Familie.
Einhuser.
X. Pferd. (Equus.)
Gattungscharakter: Vorberzahne oben unb tin-
ten fechs, ritit abgeplatteter Schneibe; Eckzahne fehlen ober
sinb eitifach getoohnlich nnr bei bem Hengst vorhanben,'
klein, kurzer als bie Vorberzahne. Backenzahne uberall
sechs, ziemlich gleich grosi, auf ber viereckigen Krone
Halbmonbformig vorstehenbe Schntelzfalten. Fusie mit
einer einzigen aiiherett, burch einen Hus iimschlosseiien
Zehe.
Die Gattung Pferd ist die einzige einer nicht sehr
unifanglichen, aber dnrchans naturlichen Gruppe, uber
beren Wahren Ori im Systente tint so eher verschiedene
Ansichten Herrschen konnten, als sie abgesondert dafteht
unb nach hiner Seite hin beutliche Uebergange in anbere
Familien gewahren lasit. Die Versuche, sie mit anberen
zn einent Ganzen zu verbinben, sinbsniemals gluckliche
getvesen, svitbern erscheineit alle als niehr ober minber
gewaltsaine. So stellte Linite bas Pserb 511111 Hippopo-
taiiins, unb Errleben brachte es ztvischen ben Elephant
unb das Kameel. Das Einfachste und Naturlichste bleibt
es iitiiiierhin, mit Cuvier jene Gattung oder Gruppe
zwifchen die Dickhanter unb Wieberkauer zn stellen, weil
ihre kdrperliche Bilbung zwifchen berjenigen biefer beiben
grosien Orbnungen bas Mittel halt. Das Gebisi, ber
Magen unb befonberS bie Bilbung ber Fusie sinb Wie
bei Pachybermen; viele anbere Organe verhalten sich wie
bei ben Wieberkauern. Allein felbst in ben genaunten
Theilen ift bistveilen eine Verfchiuelzung einer befon-
beren, ber Gattung allein zukominenben Befchaffen-
Heit ntit einer anberen einer ber geiianntetl Familien
ailgehorenbeit nnverkennbar. Der nittere Theil bes
Pferbefilhes, ben man itu gemeinen Leben, ohne bie batin
verkehrte Stelliuig bes Ktties zn berticksichtigen, irrig
geitng fur ein Schiettbeiii erklart, ber eigentliche Mittel-
fttsi (Metalafsus Fig. 734 8), besteht, wie bei ben Packiy-
bermen, aus itiehreren Knochen, von welchen freilich nur
einer (eigentlich zwei verwachsene) seine volle Lange er-
reicht unb bie beiben anberen (Fig. 734 b) als sogeitamtte
Griffelknochen knrz unb unvollkommen bleiben. Diese
Bildung ist nicht so vollkonimen, wie bei ben Pachyber-
m.en, aber zusanimengesetzter als bei ben Wieberkauern,
steht jeboch in Verbinbung mit einer ben Pferbeit eigeti-
thumlichen, ber Verwachfung ber Zehenknochen (Fig.
734 b^) zu eineni einzigen, ungetrennten. Man kann