ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
194 Snugcthicrc. Achte Vrdituttg. Gestillgkeit volten Schutz gegen Ueberrafchniigen. Einige Arten ziehen offene Ebenen, andere felsige, theils fogar bergige ©egenben juni Wohnorte vor; bie wenigsten Halten sich in Walbern auf. Gegen bie Witternng nnb Warmeverhaltnifse ihrer Heimathen beweisen sie sich meistens fehr unempfinblich; bie asiatischen Arten ertra- gen bie furchibarsten, bas Continentalklima bezeichnenben Kastegrabe, ohne je nach Suben zn wanbern, nnb ziehen sich allein in geschutztere Thaler, unt bort ein sparsames Futter nnter bent Schnee hervorznscharren. Selbst am gemeinen Pserbe ist biese Unempfinblichkeit nachwUsbar, benn es ertragt, wenn es nicht verweichlicht worben, eine Kalte, ber ziemlich jebes anbere Thier erliegi, nicht min- ber aber auch bie gluhenbe Hitze bes norblichen Afrika nnb Jnbiens. Die tu ilben Esel snchen bie burrsten nnb heihesten Felsgegenben znm Wohnorte auf, Halten aber niebrige Temperaturen nicht ans. Die Gruppe ber ge= streiften Pserbe, ber Zebras nnb Quaggas, lebt in einer ber helhesten Erbgegenben, unb bennoch sinb einzelne schon ost nach Europa gebracht worben unb haben bei mittelmahiger Vorsorge ben norblichen Winter gut nber- stanben. lleber bie intellectuellen Fahigkeiten ber Thiere bieser Gruppe lastt sich etwas Allgemeines nicht wohl sagen, weil nicht uber jebe Art genauere Beobachtungen vorliegen unb bas in bieser Hinstcht Bekannte eine groHe Ungleichheit gewahren lasit. Am Hochsten burste inbessen bas zahme Pferb stehen, welches in Fahigkeiten bem Hunbe tuenig nachgiebt, ein fast eben fo genaues Ge- bachtnih hat wie bieser, fast eben so viete Spuren einer oirt von Urtheilskrast zn Tage legt nnb ungeachtet ber Hausig nur 5u rohen unb grausamen Behanblung Wohl- wollen, Anhanglichkeit nnb Ebelmuth anhert. Obgleich bie Gattung ber Pserbe nicht sehr artenreich ist, so fann man sie boch in folgenbe brei Gruppen thei- len: 1) Eigentliche Pserbe; Schwanz bis zurWur- zel langhaarig; gleichmahig abfalfenbe Mahne; Hoher Wiberrist; Huse runb; (Fig.739.) zwei Zitzen; Stimme wiehernb; 2) Esel; Schwanz mit enbstanbiger Haar- quaste; Siirn gewblbt; Nasenlocher weit nach vorn ge- ruckt; Wiberrist niebrig; ungleiche, kurze, aufrechte Mahne; lange Ohren; Sohle bes Huses oval; zwei Zitzen; Farbe silbergrau, mit bunklerem Ruckenstreif; Stimme ubelflingenb, nicht wiehernb; 3) Zebras; Schwanz balb wie bei bem Pserbe, balb wie am Ejel; Wiberrist mittelhoch; Ohren lang unb breit; Mahne einen aufrechten Kamnt bilbenb; Sohle bes Huses vorn oval, hinten viereckig; Fell weisilich ober rothlich, regel- måsiig schwarz gestreist; Zitzeit zwei ober vier; Stimme verschieben. I. Das Pserd. (Equus Cahallus.) Fig, 743. Die Frage nach bem eigentlichen Vaterlanbe bes ge- gentvartig uber bie ganze Erbe verbreiteten unb in un- zahlige Rafsen unb Spielarten zersallenen PferbeS ist noch immer nicht gelbst, obgleich 3lei|enbe, Zoologen unb Geschichtforscher eifrigst bemuht gewesen sinb, That- sachen zu fammeln, zusammenzttstellen unb aufzuklaren. Es bleibt namlich immerbar zweiselhaft, ob bie frei Herumstreifenben Pserbeheerben mancher fast unbetvohn- ten Lanber wirklich wilbe ober nur verwilberte sinb. Fast scheint es, als ob bie Voraussetzung ber Verwilberung bie wichtigeren Grunbe fur sich habe, unb bag man so- nach ein voKig reines, von ber menschlichen Einwirkung frei gebliebettes Stammthier nicht mehr fenne. Zufolge einer alten Ueberlieferung ware Mittelasien bas eigent- liche Vaterlaub bes PferbeS nnb bieses bort noch jetzt in feinent naturlichen Zustanbe anzutrefsen. Forster unb Pallas wollen zwar bie Mbglichkeit eines solchen Vor- kommens ntchi ganz leugnen, sinb aber entfchieben ber Meinung, basi minbestens innerhalb ber Granzen bes rufsischen Reiches wirklich wilbe Pferbe nicht eristiren, unb basi bie zwischen bem llrat unb ber Wolga Herreu- los herumstreifenben von zahmen abstammen unb in ihrettt Ansehen sich uberhaupt ben gewbhniichen russischen Rassett itaherit, wahrenb bie weiter bstlich unb bis nach Bokhara verbreiteten ben Charakter ber nnter ben Kir- gisen unb Kalmucken gebrauchlichen Rassen irageit. Giebt es uberhaupt wirklich wilbe Pserbe, so tvirb i Hr Vaterlaub viet weiter ostlich unb zwar auf ben Hoch- ebenen zu fuchen seitt, bie zwischen bem kleinen Altai, bem Himataja unb Hinbukusch, steltenweis 16000 Fuh uber bem Ocean liegenb, bie Sanbwuste von Gobi mit einbegreisen, aber noch von feinent Europaer betreten worben sinb. Man faun nicht anbers als mit grosiem Misitrauen bie Erzahlungen von wilben Pferben lestit, welche in verhaltnisimahig netten Zeiten einen grosien Theil beS ostlichen Europa, z. B. Polen, bie Ufranc unb bas Steppentanb, bewohnt haben sollen. Der Ge- banke an eine bort eingetretene Verwilberung ber Pferbe brangt sich auf bei Erinnerung an bie geschichtlich nach- gewiescnen Hin- unb Herzuge grosier Volferntasfeit, bie wie bie Jnbogertnanen, Hunnen, Bulgaren, Magharen unb Tartaren burch jene Lanber ihren Weg nahnten unb zahlreiche zahme Pserbe mit sich fuhrten, bie nicht felten enttaufen ober fonst verloren gegangen sein mogen. Die Tartaren unb Kosakken haben keine Ketininih von ber Streitfrage, unterscheiben aber zwischen Tafsa ober Muziit, verwitberten Pferben, unb T arpan (Fig. 740.), bie sie als wirklich wilbe ansehen. Die letzteren bilben mehrere Hunbert Stust zahlenbe Heerben, bie wieberum in kleiite, nnter ber Leitung eines starken Hengstes stehenbe Gesellfchaften zerfallen. Mur in ben bstlichsten, ber chiiie- sischen Graitze nahen Gegettben ber Tartarei erscheint ber Schlag reitt unb gleichartig; je weiter nach Westen unb je ttaher bet? Sitzen einer starteren, viete Pferbe Hattenben Bevotkerung, unt so unreiner unb verntengter isi sener angeblich ivilbe Stamm. Die Tarpatt Wahleit zum Anfenthaltsorte iveite, offene, Hochgelegene Steppen, wanbern grasenb in tangen Reihen unb gegen ben Winb, sinb scheu unb aufmerksam, blikken mit hocherhobenem Kopfe Hausig unther unb besitzen ein fo scharfes Gesicht, basi sie bie uber ben bebufchten Horizont in grosier Ferne Hervorragenbe Lanzenspitze eines Kosakken ertennen. Der Hengst macht von Zeit zu Zeit bie Nttitbe unt fritte Fa- milie unb bulbet in bersetben seliett jungere, aber ertvach- fene Hengste, bie ben Geseltschasten in einiger Entfernung folgeit mussen, bis sie Gelegenheit finbett, sich eine eigctte Familie zuzulegen. Falst ber Heerbe irgenb Etwas auf, so macht sie Halt, verrath aber keine besonbere Uttruhe unb sctzt ben Marsch fort, wenn ttichfs Ungewohnliches sich 5titragt. Wenn aber ein junger, bie Heerbe einfant beglel- teitber Hengst Verbacht fasit, zn schnauben unb bie Ohren rasch zu bewegen beginnt, mit hochgehaltenem Kopfe unb gerab ausgestrecktem Schweife nach einer bestimmien Richtung trabt, unt etwas Verbåchtiges zu reeognos- eireit, fo wirb bie ganze Heerbe aufmerkfam; sie gatoppirt mit erstaunlicher Schnelligkeit bavon, fobalb jetter ztir Warnung ein besonberes gettenbes Gewieher erschailen lasit. Die Hengste bilbeti ben Nachtrab, Halten bisweilcn cittett Augettblikk, unt zuruckzublicken, unb schutzen, Front machenb, nothigenfalls bie Stuteii unb Fohlen, bie nut untruglichem Instinkt ber nachstett Vertlefung bes Bo- bens zulaufeit, unt sich zu verbergen, ober hinker stachen Erhohungeit wie burch Zauber verschwinben unb nur erst in grosier Entfernung unb zwar tinter bem Wittbe bes Feinbes wieber sichtbar iverben. Baren unb Wolfe sotgen bisweilcn ber Heerbe, wagett aber nicht, sie anzu- greifen, benn ber Leithengst eilt solchen Feinben ;ogleich entgegen unb schtagt sie, inbent er sich hoch emporbaumt, mit ben Vorberfusieu nieber. Sollte bieser Vorfampfer unterliegen, so tritt sogteich ein anberer Hengst an seitte Stelle, unb alle vereinigen sich zum gemeinsatnen Angriffe, sobatb eine Truppe von Wolfen bie Sitttett bebroht, welche unt bie Fohlen einen Kreis bilbett. Raubthiere erfangen baher gegen sie ntemals betrachttiche Erfotge unb kbnneit sich hochsteits vereiiizetter Nachzugler ober alter unb kranfer Jnbivibuen beinachtigen. Der Leit- hengst behalt ubrigens bie Herrschaft nur so tange, ato er start genug ist, sie zu behaupten, unb ist oft gestvuit- gett, mit jungeren Nebenbuhlerit zu kampfen. Der ttn- terliegenbe Theil wirb aus ber Heerbe ansgestosien. Aechte Tarpan-Pferbe sinb nicht grosier als gewohnliche Maulthiere, stets ntehr ober minber lohbraun gesarbt, • biSive,Hen fast isabellgetb ober maufegran, Uebergange, bie burch Lange ober Verminberung bes weisilichen Ober- haares entsteheti, welches tut Nachsominer Hervorkbmint, int Winter eine schutzenbe Decke abgiebt unb lut Mal abgeworten tvirb. Das Winterhaar i ft nicht altein lang, fonbern liegt auch fo bicht, bah es tut Ansuhlen eiitent Barenfelte gleicht; es fallt zwar im Sommer aus, boch bleibt ein Theil auf Rucken unb Krettz stehen. Der Kops ist nicht grosi, bie Siirn fehr gewblbt, bie balb langen, balb kurzen Ohren stehen weit Hinieit, bie kleinen Augen haben einen boshaften Ausbrutt. Kiittt unb Lippett trageit tange Borsten; auf bem etwas bunnen Hatfe er- Hebt sich eitte struppige Mahne, bie, wie ber Schweif unb bie Haarbuschel bes Fusigelenkes, schwarz gesarbt ist. Der Schweif relcht nur zum Hakken bes Hiiiterfuhes unb befteht aus grobent, etwas frauseit ober tvellenfor- mig gebogenen Haar, welches ben Schwanz bis an feine Witrzel beflelbet. Kreuz unb Wiberrist sinb von gleicher Hohe, bie Huse schntal, hoch unb etwas spitzig. In Hat- tung, Bewegung unb allgenteinent Ansehen erinnert ein Tarpatt ntehr an ein storrisches unb unbanbiges Biaul- thier als an bas eble Pferb, wie es in bevolkerten Ge- geitben ats gutgezogener unb zuverlafsiger Diener bes Menfchen erscheint. In voltiger Reinheit ivcrbeit biese wilben Pferbe nur am Karakum, sublich vom Aralfee an bem Flusse Toin, im Gebiete ber Kalfas, ben Einoben ber Mongolel unb in ber Wufte Gobi gesunbeit. Jnner- Halb ber russischen Granzen kommen zwar, zuniat tit ber Nahe fester Nieberlassungen, ebensalls einzelne Heer- ben vor, altein sie verrath en Verntengung mit entlaufe- nen gewohnlicheit Pferben theils burch bie Bunthkit ihrer Farbuttg, theils baburch, basi sie bie Nahe menfch- licher Wohnuttgeit eher fuchen als Vermciben. Die wirklich wilben Tarpatt wanbern itu Sommer reget- titahig nach Norben, bis lu betrachtstche Eniferttungen, unb fehrett int Herbste nach Suben zttrutt. Sie ertragen Gesangetischaft nicht tange, fonbern sterben Hinsiechenb, wetttt man sie einsperrt; zur Zahmung foden sie ganz unfahig seitt, burch gewattsamen Wiberstanb unb Sturze eher sich selbst tobten, als bettt Menschett sich unterwer- fett, zahme Pferbe angreifen unb tv o moglich umbringett unb, auf bent Hliiterthelle aufgerichtet, tvuthenb beihett unb mit ben Vorberfusieu unt sich schtagen. In benfelben Gegettben streifen verwilberte Pferbe Heer- bentveis Herutit, bie man Muzin (Fig. 742.) nennt. Matt erfennt sie teicht att ber Unorbitung ihrer Beweguitgen, ber bunten Ftucht unb bem Mangel teitenber unb kattt- psenber Hengste, ihrer bunfelbrautten ober stlbergrauen Farbuttg, ben ost wcihett Fusiett, bettt groperen Kopse unb furzereiu Halse. Jhr Winterklelb ist fast eben fo bicht unb schtver tvie am Tarpaii. Man solt nnter bieseit Heer- ben stets einige aus ihreni eigenttichen Stamme vertrie- bene Tarpanhengste antreffen. Diese Muzin snchen zahme Stiiten zu sich zu verlocken, sollen breite Strbnte ichwitn- menb kreuzen, wahrenb bie Tarpatt bas Masser tcheuett, einen ungemeiit scharfett Gerttch besitzen unb mittels btt- ses Sinttes sogar bie Uebergange unb Fuhrten in ber. tvest ausgebehnten, sublich vom Arat gelegenen Sumpfen entbecken. Im Winter besuchen sie, ebenso tvie bie Tar- patt, hochgelegene Orte, wo ber Winb ben Schnee weg- gefegt unb bie fparlid'e Vegetation bloSgelegt hat, ober sie scharrett mit ben Vorberfusieu unb zerstampfen bas Els, unt zu bettt Futter zu getangen. — Wahrschetn- stch sinb bie and 'in anberen Gegenbett bes Innersten Asien verfommenben wilben Pferbe nicht als Arten, aber boch als Rafsen von ben befchriebenett Tarpatt ver« schieben. Auf ber 17000 Fuh uber bettt Meere gelegettett Hockebene von Pantere, tv o ber OrttS, Jarartes unb einige Arme bes Jttbtts entfpringen, streifen Heerben von