Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

195 Pidihauter. Saugethiere. afrikanischen Ungeheuern, tie, als aus Ochs unt Pfert zusammengefetzt, von ten Alten erwahnt werten unt auch iti ten Sagen ter Araber eine Rolle spieleu. Die Entstehungsart ter groheu Heerten von Herren- lostn Pferten, tie einstens sich viel weiter uber Amerika verbreiteten als Heutzutage, ist turchaus keinem Ziuei- fel untertoorfen. Als tie Spanier in ter neuen Welt erschienen, setzteu sie tie Eiugeboreueu noch niehr turch tie wenigen mitgebrachten Pferte iu Schreckeu, als turch ihre Feuergewehre. Kein Jutier hatte jc ein Lantthier von tieser Grohe gesehen, unt toenige Reiter schlugen Tausente iu tie Flucht. 211(6 llmstaute waren ter Ber- mehruug iu Amerika gunstig; Klima, Boten unt Nah- rung sagten ten europaischen Pferten ,o zu, tah fle eine ungewohnliche Fruchtbarkeit entwickelteu unt tie kaum glaublicheu Preise (bis 5000 Ducaten), tie man in ten erfteii Jahrzehnten nach ter Entteckmig zahlte, unt 1530, als Pizarro gegen Peru zog, schon auf ten zehnleu Theil gefallen maren. Mauche maren aus ten Nieterlassungen eutkommeu unt hatten in ten Walteru ter Antitteil, mo kein einziges groheres Raubthier ledte unt Futler in Menge sich tarbot, vollige Sicherheit ge- fuuten. Am Schlusst tes ersten Jahrhunterts gab es in San Domiiigo unt auf Cuba grohe Heerten wilter Pferte, unt ahnlich gestaltete sich tie Permehrung nuf dem Coiitiueute, als tie Eroderer ^tort vortraugeu. Sie erreichte tie grohte Hohe auf ten weitausgetehuten Grassteppeu, tie vom Platastrome bis an ten Rio negro Patagoniens unt im Westen bis an ten Fuh ter Llntes reicheu. Es ist nicht genaii bekannt, zu wel- cher Zeit unt turch welche Veranlaffung tie erfteu Pferte ten Spauiern in Buenos Ayres entkamen unt ten Grimt ter verwilterten Rassen legten, tie im Laust ter Zeit sich fast bis zur Strahe Magalhaens' unt nortlich bis auf tie offenen Savanen von Paraguay verbreiteten. Eine uuverburgte Sage meltet ziuar, tah man absichtlich stchs Stuck in Freiheit gesetzt habe, intessen ist es lehr wahrscheinlich, tah auch aus ten westlichen Nieterlassnii- geu ter Portugiefen viele Pferte in tie Wiltnih entkoiii- men sein inogen. Historisch steht fest, tah tie erste grohe nach tem Platastrome bestimmie Erpetition, tieseuige tes Erzmuutsche^ Spaniens Petro te Mentoza ( 1535), duper 2500 Soldaten 72 Pferte an Bort hatte, unt tah tie Geschichtschreiber von Paraguay einhunterl Jahre spater ter Heerten ton verwilterten Pferten als ganz gewohnlich getenkeu. Kurz vor Ausbruch ter verwn- stenteli Revolution (1809) gab es viele Gutsbesitzer iu ten Pampas, tie tie Zahl ihrer milt Herumstretfeuteii, aber turch eine Brantmarke gezeichueten Pferte zu 2000 unt ntehr auschlugen. Die Burgerkriege mogen tie;e Mengen sehr vermintert habeu, intessen bleibtstne grohe Bermehrung einer ursprunglich zahnien Thierart auf vollig fremtem Boten immerhiu merkwiirtig. Wahreut tie Cultur unt Bevolkeruug auf ten Antitten sene im ersten Jahrhuilterte nach ter Eutdeckung entstauteneu milten Heerten beschrankle unt eutlich ausrottete, bil- teten sich antere im sutwestlicheu Nortamerika, tie atter Wahrscheinlichkeit nach au Zahl tiejeuigen ter Pampas meit ubertreffen unt ihre Freiheit dis Hente ungestort geniehen. Sie entsprangen bei Gelegeuheit ter Haufigen unt turchaus unglucklichen Entteckungszuge ter Spa- nier nach Florita unt Terns unt habeu spater so zuge- uommeu, tah sie tas uugeheure Steppenlaut bis Cali- fornien unt bis au ten Fuh ter Felsengebirge uber- zieheu. Im Aeuheren gleichen tie verwilterten Pferte 'limerika's niemals ten oben befebriebenen asiatischen Tarpan, tie, auch wenn sie nicht als ursprunglich luilte Thiere augeseheu werten, jetenfalls als uachste Aer- maiitte tes verloren gegaugeneu llrtypus geleen niupten. Die erftereu tragen uberatt mit groherer oter geringerer Deutlichkeit tie Spureu ter Abstammung von tem spa- nischeu Pferte an sich, welches wahrscheinlich einer ton Karthageru unt Phoniziern zuerst gepstegteu Rasse an- gehort, aus Afrika nach Spanien kam unt tort mit toeihlichen, jottig behanrien Pferten Hernni, tie ohnge- fzhr vierzehn Haute hoch fint, einen grohen Kops, Heine Augen unt Ohren, ticfe Schnanze unt kurzen, tunnen, sich mit tem Kopfe unter einem Veteutenten Winkel verbintenten Hols, kurze, flruppige Mahne, nicht 1c(i reichlichen Schweif, lange Glieter unt breite Hufe haben. Jhre eigentliche Form verschwintet unter tem barenarti- gen Pelze, ter ubrigens in jcner talten Heimath unun- terbrochener Sturine fast tie meisten Saugethiere unt selbst zahme Pferte bekteitet, besonters unter tem Kinne unt entlang ter Gurgel sehr entwickelt einen eigentlichen Bart biltet, auswentig Hart unt glatt, nahe an ter Haut weich unt fast wollig unt graugesprenkelt ist. Die Kirgisen unt Baschkiren besitzen jOttige, wahrschein- lid) von tiesem Stamme Herkommente Pferte (Fig. 741.). Der Reifente Moorcrost sah in ten Hochgelegenen Wu- sten von Khoten grofie Heerten wilter Pferte, tie, an Gestalt einer Antilope ahnlich, turch glanzentes Auge unt rasche Bewegung sich auszeichnen, ohngefahr vier- zehn Hante hoch, muskulos unt wohlgebauet sint unt tort ten Namen Kiang tragen. In ten Gebirgen von Butan unt entlang tem nortlichen lAdhange te Hinia- taja bis sider Thibet hinaus eristirt ein wilter, turch schackige Farbung merkwurtiger Schlag, ter ten Kal- mucken einen Theil ihrer Reitpferte geliefert zu haben scheint unt unter tem Namen Tangum oter Tannian von mehreren Reisenten erwahnt wirt. Stellt man tie von ten letzleren mitgetheilten Nachrichten znsammen, so erheilt, tah es ini Jnneren von Asien allertings Pferte gebe, tie, tem Menschen nicht untertoorfen, uber weite Strecken wantern unt nicht wohl fnr verwilterte ange- sehen luerten kLunen, allein vor ter Hant ist unfere Keuntnih terselben viel zu gering, unt eine strenge Be- schreibung oter gar tie systeniatische Trennung in Llrteit zu gestaiten, wie sie ter englische Monograph tiestr Gattung, ter gelehrte Hamilton Smith, vorschlug. Es steht uberhaupl tahin, od tie Frage nach ter Herkunst unseres zahnien Pfertes jemals geuiigeut zu losen sein wirt, tenn ans ten Reistberichten geht mintestens so viel hervor, tah ganz reine Schlage wilter Pferte selbst in ten unzuganglichsten Gegenten -Asiens nicht gemein sint, tah uberall nach ten Granzen Hin Vermischungen mit verwilterten Pferten vorgekommen unt in Thibet antere Rassen wilter Pferte heimisch sint als am 'Aral- see. Schon tieses Zerfallen in Rassen muh mihtrauisch machen gegen tie angebliche Urspri'inglichkett ter wilten Pferte unt wirt im besteii Falle kaum gestatten, uber tie Anspruche ter einen oter ter anteren Raste auf ten Titel reiner Herkunst unt teS Hoheren Alters zu ent- scheiten. Auch Afrika besitzt wilte oter vielleicht verwilterte Rassen, tie, abgesehen von ter specifisch verschietenen unt leichi kenubaren Gruppe ter Zebras, noch lehr uu- bekanni sint. Leo Africanus unt Marmol unt unter ten Neueren Brnce sprechen zwar von afrikanischen wilten Pferten, sagen aber nur, tah sie weit kleiner stien als tie zahnien, gelbliches oter weifiliches Fett, kurze unt struppige Mahne hatten. Solche Beschreibungen sint zu unvollkommen unt passeii ebcit auch auf ten am weihen Nil elefantenen wilten Esel. Hamilton Smith beschreidt nuler tein Namen Kuinrah ein zwischen Pfert i nt Esel in ter Mitte stehentes, im westlichen Afrika • heimisches, aber sellenes Thier als besontere Art (Equus hippagrus). Permuthlich gehorl auch tiefes nur einer etwas verkummerten Rafse wiltgewortener Pferte an. iEs soll sich in ten Bergen aufhallen, gegen 10 Hante ! hoch werten, breite Stirit, an ten briten hvhen, loust kleinen, kurzen, zugespitzlen, int Prosil salt treieckigen Kopf, kleine, braune Augen, grohe, breite Ohren unt eine . kleine Mahne Habeu. Die Gestalt eriunert uberhaupt au ten Estl; tie Huse sint hoch, tie Fesselu kurz; tie ) Schwauzrourzel ist tunn unt kurz behaart, tie Farbe rothlich braun, ohue Ruckeustreif. Vietteicht ist tie- ses uuvottkommeu bekanute Pfert itentisch mit ^ewissen anteren turch tie romischen Eroberer eingefuhrteu Ral- sen sich vermischt Hat. Sie bilten grohe, frei umherstrei- fentc Heerten, tie, nach Azara's Berechuuug, unter ein- Huntert Stuck neunzig rothlich braune unt zehu tunkler gefarbte, unter zweitaustut nur ein vollig schwarzes ent- halten; geschackte unt graue befiuteii sich bisweilen uu- ter ihiieu, intessen fint tie,e nie iu ter Wiltnih geboren, fontern aus Nieterlassungen entlaustn oter tavongejagt. Llzara halt tie rothlich braune Farbe fur tie uriprung- liche, weil tie sich stibst uberlassenen Generationen sie nach imt nach erlangeu. In ten Sitteit weichen tiest amerikanischen verwilterten Pferte von ten asiariichen so weit ab, tah man an eine Nachwirknng ter Zahuinng tenken niochte, tie theils ihre Boraltern erfuhren, theils sie selbst gelegentlich fennen lernen, wenn sie von einein sener beruchtigteu Reiter ter Pampas, ter Gauchos, eiu- gefangen, gebantigt, zu einer kurzen Dienstbarkeit ge- zwungeii nnt wieter eutlaffeu werten. Sie halten sich zwar in groheu Heerten znsammen, attelii tie Macht unt Wirksamkeir ter Anfuhrer scheint geringer; tie Leithengste habeu nur kleine, ihueu unmitlelbar auge- Horente Familien unt besitzen nicht tie grohe ^iunes- scharfe, welche ten Tarpan auch tie geriugste Gefahr zur rechten Zeit erkeunen lupt. Feinte haben sie luenige, tenn tie groheu amerikanischen Katzen laiiern am liebsten aufBaumeu unt lungen sich nicht Heraus nuf tie offenen Ebenen, luo ter tonnernte Hufschlng ter znhlreichen Heerten selbst weit gropere unt starkere Raubthiere in Furcht sttzeu tourte. Werten sie entteeft, fo sturzeu tie Hengste auf sie los unt fuchen sie nieterzutreten; tie Stiiten vertheitigen sich turch Ausschingeu uut furchten ten Menschen nicht, obgleich sie im Allgemeinen muthlos sint, tenn sie fcheinen zu toiffeu, tah nur tie Hengste Gefahr laufen, eiiigefangeii unt zu ten Hartesten Dien- sten geztoiliigen zu luerten. Die letzleren naheru sich nicht felten ten uber tie Pampas zieheuten Reifeuten, begruhen miehernt ihre fchwerbelatenen Verluautieii, fcheinen sie zur Flucht aufzufortern unt trotten ent- lich mit hocherhobenem Kopf unt Schweif luftig von tunnen. Das Verhaltnih ter verwilterten Pferte ter Pampas gestattet tie Entwickelnng ter Eigenschnsten nicht, welche ten vollig freien, mit tem Menschen nie in Beriihrung kouinieuteu Tarpan auszeichnen. Eigeuthum- lich i ft Hingegen fvwohl ihnen als ten auf ten nortame- riknuischen Prairieu herumstreifenten Heerten eine fast unerklarliche Neigung ziini plotzlichen Erschrecken, wel- ches tie Hunterte gleichzeitig ergreift unt zur rastuteu, von keinem Hinteruisst aufgehalteuen Flucht veranlasfen kann. Der Reifente Murray war auf ten einsnnieii Prai- rien Zeuge eines folchen, im uachtticheu Dunkel Graustii erregeuten Ereignisfes. Ein Anfaugs entferutes Troh- neu, welches gratweis gropere Stnrke erlnngte unt zu- legt tem Domier einer Meeresbmntuug nichts uachgab, verkuudete unt begleitete ten Poruberzug einer mit Sturmesschnelle blint forteileuten Heerte.von vielen Huiltert Pferten, welche tie Zelte tes Lagers uiiirissen, stibst turch tie Wachstuer nicht zuruckgescheucht tourten uut im Dunkel ter toilten Einote verschwanteii. Die angeblintenen Pferte ter Reisenten tourten von tersti- ben Wiith ergriffen, rissen sich los uut fturzten sich fort mit tiesem lebenten ©trom, tessen geisterhaftes Erschei- nen selbst tie kaltblutigen Jutier mit Granen ersullt zu habeu schien. Niemant kennt tie llrsache unt tie Grohe des Schreckens, ter nuf eiuninl solche Zahleu ergreifen unt zu einer Flucht treiben kann, tie Bieleii tus leben 'kostet. Die Bison sint tenselben uuerklarlichen Einfluff n untertoorfen uut sturzeu sich, von folcher Raseret ergr-f- feu, heertenweis iu Abgruute. Die vertoilterten Pferte der Burren patagouischen Ebenen geratheu bismeilen auf einmal iu einen nhnlichen Zuftant, roenn sie långere Zeit ten qunteltten Wassermangel getrageu haben. Durch Justinet geleitet, aber in toilter Wiith, sturinen sie inei- leuiueit bis an den nnchsten kleinen !eich oder Flup, sturzeu uber etnanter, treten sich meter, tommen unt 25*