Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Pidil)å'utrr.
Snugethierc.
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theils von individueller Gonstitntion oder auch vom
Futler ab. Die Gruben der Borderzahne verschwinden
viel fruher bei Pferden, die auf sandigen Weiden grafen
oder die Krippe benagen. Erfahrung muh der Theorie
zur Hilfe kommen bei Benrtheilung des Pferdealters.
Sind die augegebenen Veranberungen nach und nach alle
eingetreten, so hort das Gebih auf, zuverlassige Kennzei-
chen des Alters eines Pferdes zu liefern. Ein zmolf
Jahre ubersteigenbes Eliter vermogen auch Kenner nur
annahernd aus den Falten des Gaumens, der Farbe,
Lange und Abschleifung der Eckzahne abzusch^tzen. Hohes
Alter verrath sich ubrigens durch ftark eingefallene Augen-
gruben, weihe Haare in den Augenbrauen und unt die
Schnauze, durch die Haltung und getoohiilich auch durch
Magerkeit.
Die Lebensdauer betragt gegeu 30 — 40 Jahre, allein
im Verhaltnisse wenige Pferde mogen dieses Alter, toirk-
lich erreichen, iveit man ihnen zii grope Anstrengungen
zumuthet und sie das ungluckliche Loos haben, eine unt
so geringere Pflege zu erhalten und in unt so schlechtere
Hande zu gerathen, je alter undmufahiger sie zum Dienste
werden. Fortpflanzungsfahigkeit tritt bei Hengsten ztoi-
schen dem dritten und vierten LebenSjahre, etwas fruher
bei Stuten ein, die bis in ein sehr vorgerucktes Alter
fruchtbar bleiben, ist aber tein Zeichen volliger Reife
des Korpers. Man sollte daher Pferde in unseren Kli-
maten nicht vor Ablauf des vierten Jahres znr Arbeit
verwenden und feineren Rafsen, die uberhaupt ansmerk-
same Pflege verlangen, bis zum funsten Jahre volle
Freiheit lasten. Zwar ist die Ausdauer bei sorgfaltiger
Behandlung, guter und reichlicher Futterung sehr grop,
indeffen bleiben menige zu Harten Arbeiten benutzte Pferde
uber das sechszehnte Jahr hinaus bienstfahig; gemisse
Dienste, z. B. der Fiacre groherer Stadte, sind so er-
schopfender Art, dah nur Wenige Pferde sie langer als
drei bis vier Jahre zu leisten vermogen und in Folge ber-
selben entweder sterben, oder doch so gut Mie unbrauchbar
merdeu. Der gropte Verbrauch scheint in England Statt
zii finden, wo Zeitersparung von allen Classen der
Geschaftstreibenden erstrebt mird, chic allgemeine Nei-
ginig zur raschesten Bcwegung und Perlangen nach
schiiellsten Verbindungeii Herrscht, vortreffliche Land-
strahen die Fuhrleute zur Ueberladmig ihrer Wagen
verfuhren, Wettremien und Jagen zu den allgemeinen
Leidenschaften gehoren und die gemeine Classe ihre
Pferde mit vieler Rohheit'zu behandeln pflegt. Wenige
sollen dort sunfzehn Jahre alt werden und die • .eisten
mit zehn Jahren unbrauchbar sein.
Die Zahmung hat auf die Sinne der Pferde zwar
verandernd, ini Allgemeinen aber nicht schmachend ciitgc-
Mirkt; die Araber behanptcn, dah sie in Begleitung ihrer
Pferde ruhig in der offenen Wuste schlafen durfen, Meil
sie durch diese, melchcn Nichts entgehe, bei Annaherung
eines Feindes oder eines Raubthieres jebcnfalls geweckt
murden. In intelleetueller Beziehung zeichnen sich die
Pferde durch eine gemisse Klarheit der Auffaffung und
durch vortreffliches Gedachtnih aus; ans diesen beiden
Eigenschaften beruht die ungemein grohe Erziehbarkeit,
von welcher ziimal die gut ge;chulteii glanzende Beweisc
liefern. Sie erinnern sich der Oertlichkeiten auf das
Genaiieste, sinden in dunkelsten Nachten den Weg mieder,
den sie ein oder zmei Biale am Tage betreten haben, und
vergeffen nicht leicht gute oder schlechte Behandlung.
Jhreni Herrii gehorchen sie willig, Wenn sie von ihm
gut gehalten werden, und selbst sehr milde und leiden-
schaftliche unterwerfen sich und bezeigeii dem Reiter An-
Hanglichleit, der es verstanden hat, im Kampse uni die
Herrschaft Sieger zu merdeu und scine Macht zu betoei«
sen. Fur freundliche Behandlung haben sie fast ebeii so
vicl Empsanglichkeit wie Hunde und Elephanten und be-
zcigcii sich dann willig zu feder Anstrengung; bei Harter
Behandlung Hingegen mird ihr Gehorsam zweifelhaft,
benn wenn sie auch denselben nicht zu verweigern wagen,
so legen sie doch fruher oder spater boshaste Lanneii zu
Tage und merdeu zuletzt durchaus heimtuckisch. Ihrer
Heimath sind sie zugethan und im Siaiide, grohe An-
strengungen zu machen, um sie mieder zu erreichen.
Eine englische Zeitschrift gab vor einigen Jahren mit
englischer Breite die Geschichte eines Pferdes, Melches
in der Gegend von Blackrock sich befreiete, den sehr
reihenden und 3000 Fuh breileii Niagara zweimal durch-
schmamm, um nach Hause zu gelangen, und Hierdurch
seinen Herrn so ruhrte, dasi dieser gelobte, es bei sich
zu behalten und nicht mieder auf dem entgegengesetzten
Ufer zu beschaftigen. Eine Menge anderer Anekdoten
beweist die Anhanglichkeit des Pferdes an seinen Reiter,
scine Verstanbigkeit und Willigkeit. Muth besitzen nicht
alle in gleichem Grade, und manche sind auch bei nnisich-
tigster Erziehung nicht dazii zu bringen, Gefahren ruhig
entgegenzugehen. Die an den Krieg gewohnten benutzen
bisweilen den Augenblick, um in der Mitte des Rauches
und Domiers der Kanonen ein paar Grasbuschel abzn-
rnpfen, andere stohnen, versuchen sich niederzulegen nnd
bicteii uberhaupt das mitleidswertheste Schauspiel, so-
bald Kiigelii in ihrer 8iahe zu sansen beginnen. Man
giebt ilbrigens an, dah die durch breiten Hinterkopf und
meit von einander steheiide Ohren ailsgezeichncteii meit
muthiger sein soklen als die schmalkopfigen. Dah
Pferde Ehrgeiz fuhleii, beweisen vorzuglich die italieni-
schcli Remier ohne Reiter, anherdem auch manche all-
tagliche Erfahrung, z. B. das Benehmen der Ofstzier-
pferde bei der Reiterei, die Neigung, sich auf Landstrahen
zu uberholen u. s. w. Auf englischen Bahnen ist es vor-
gekommen, dah Renner, die das elgene Znruckbleibeii
bemerkten, den rascheren Nebenbuhler so fest mit den
Zahneii fahten und zuruckhielten, dah die Reiter abzn-
steigen genothigt murden. In der Regel sind Stutcii ge-
lehriger und sansier als Hengste, die uberhaupt viel
Kampflust besitzen und freigelassen sast immer einander
entschlossen angreifen. In Sudamerika und Ostindien,
wo man nur- der Hengste sich bedient, muffen Reiter
beini Begegnen, oder Wenn sie denselben Weg gemein-
schaftlich zurncklegeii wollen, auf ihre Thiere ununter-
brochene Aufnier.ksamkeit richten.
Die Geschichte des Pferdes in den attesten Zeiten
Hangt mit der noch uiigelosten Frage nach seiiier ursprung-
lichen Heimath eng zusammen und ist daher nicht minder
dunkel. Auf dem sehr gelehrten, aber auch der Willkur
offenem Wege etymologischer Forschung Hat man zu be-
meiseii gesucht, dah die Volker Mittelastens schon ini ent-
legensten Alterthume Pferde besessen haben und ihre eige-
neil Namen zum Theil auf ihr Reiterlebeii sich beziehen.
Stamnit das Pferb, mie man fast nicht umhin fann zu
glauben, wirklich aus senen Gegendeii, so ist es auch
mahrscheinlich, dah es als gezahmtes geranme Zeit im
Besitze der bortigen Volker sich befunden haben nioge,
che es nach Aegypten kam, wo mir ihm in Historischen
Zeiten zuerst begegnen. Die noch vorhandeneii altagyp-
tischen Gemalbe der Schlachten des Sesostris stellen eine
Menge von Kriegsrossen dar, obgleich diese von der Bi-
bel erst zu Josephs Zeiten ermahnt werden, und sind
sonach nicht in der Zeit des Helren verfertigt, den sie
verherrlichen sollen. Die Zahl der Pferde kann auch
spater keine sehr grohe gewesen sein, denn alle zur Ver-
folgung der ausziehenden Jsraeliten aufgebotenen Kriegs-
Magen Aeghptens beliefen sich nur auf sechshundert.
Moses verbot seiiiem Volke das Halten von Pferden,
Meil er beabsichtigte, dasselbe abgesondert und ferti von
der Rolle der Ervberer zu erhalten, und erst die Konige
gingen von dieser Vorschrist ab. Auch in Arabien man-
gelte es an Pferden, und selbst noch nitter Saul erbeu-
teten dK stegreichen Jsraeliten von den Arabern nur
Kanieele, Ests unb Schaafe. In ben Psalmen merben
Pferbe ^ls Besitzthum ber canaanitischen Feinbe erwahnl;
Davib lich bie in einer Schlacht erbeuteten erschlagen.
Rings um Arabien unb Juraa mar Pscrbczucht Meit
fruher heimisch vorden. In sehr alren, mit Moses
gleichzeitigen e ■ Indiens stub Pfetbeopser vorge-
schrieben, die fur besvitders Heilig und nur unt eine Sinfe
niebriger stehenb als Menschenopfer angesehen Murden.
Die biesent Opfcr beigelegte Wichtigkeit beweist bie ba-
malige Seltenheit ber Pferbe; in ctivas spateren Zeiten
merben bei Gelegenheit bieser besonbers mhstischen Ge-
brauche bereits mehrere Rassen iiamhaft gemacht. Es ist
unsicher, zu welcher Zeit bie Araber angefangen Haben
mogen, sich ber Pferbe zu bebienen; Mohammeb besah
nur zmei in seinent Heere, als er im 7. Jahrhunberte
zuerst kampfenb auftrat. Wahrscheinlich gab es auch da-
mals, so mie Hente, in Arabien Volksstamme, die, mie
die mandernden Beduinen, die Arab ibn Arab, im Besitze
vortrefflicher Pferbe waren, Mahrend andere, in burren
Gegenben mohnenbe Stamme ohne bieselbcit blieben unb
sich mit Heerben von Ziegeii unb Schaafen begnugen
ntiihten. Die ebomitischen, am norblichen Enbe bes
rothen Meeres Heimischen Araber benutzen noch fetzt zu
Reisen nur bas Kameel ober gehen zu Fuh; ihr Lanb ist
vicl zu burr, um Pferbezucht zu erlanben. Schon vor
beni Falle von Jerusalem hatten Jubeit, bie solchen
Stammen angehorten, bie in ber Gefangenschaft grohen-
theils untergegangen waren, in ber Wuste Zustucht ge-
sucht unb nitter Anfuhrern ihrer eigenen Wahl Ranber-
kriege mit ben Nachbarn gefuhrt. Sie sinb febenfalls
heritten gemesen, benn sie machten Mithribates unb scine
Bruder zu Gefangenen unb richteten ein nur aus Reite-
rei bestehenbes Heer ber Parther zu Grunde. Dah schon
zu Mvhammeb's Zeiten das Pferd in den fruchtbarereii
Gegendeii von Arabien unb Persien haufig unb seine
Zlicht unb Behanblung wohl bekaunt gemesen sei, ergiebt
sich theils aus Gebichten jetter Zeit, melche Bemeise ber
feinsten Kennerschaft bes Pferbes enthalten, theils aus
beni merkmurbigen Umstanbe, bah bie Araber vermochten,
imierhalb sechzig Jahren ihreni neueii Glauben Eingang
in ben weitentlegensten Lanbern zu verschaffen. Ein un-
berittenes Volk Mnrbe nicht im Stanbe gemesen sein,
mie bie Araber es thaien, seine siegreichen Banner zu-
gleich auf ben Pyrenaen unb am llfer bes Ganges auf«
zupflanzen. Woher jene Volker ihre Pferbe erhalten
haben mogen, ist freilich unbekannt. Man kann nicht
umhin, zu vermuthen, bah jene nutzlichen Thiere von
Hochasien aus unb von Hanb zu Hanb, meit fruhzeitiger
als man gewohnlich annimnit, nach Westasien gelangt
sind unb uberhaupt eine rasche Verbreikung in den ver-
schiedensten Richtungen erfahren haben. Abgesehen von
den utibestreitdar grofjen Zahlen von Pserden, melche
die Babylonier unb bie Volker unt ben caspischen See
besahen, uberrascht bie Thatsache, bah auch zu sehr ent-
legen mohnenben Nationen auf unenblich langen Lanb-
megen unb in verhalinihmahig kurzer Zeit bie Pferbe-
zucht gebrungen i st. Als Julius Gafar in Britannien
einstel, stellte sich ihm nicht allein ein genbtes Fuhvolk
entgegen, sonbern auch eine grohe Zahl von Reitern unb
Wagenkampfern, beren Pferbe so selmell unb ausbauemb
sich bewiesen, bah sie in kurzer Zeit eiiten geschatzten
Gegenstaiib ber nach Rom bestimmien Ausfuhr bildeten.
Man barf aus mehrercn Unistanben unb Nachrichten
folgern, bah bie Volker beS Alterthumes bie Pferbezucht
fruhzeitig mit Ausmerksamkeit behanbelt unb Hinunbmie-
ber fogar zum Gegenstande ber Gefetzgebung ober ber
Staatsvermaltung erhoben haben. In Aegypten tourben
bie Pferbe auf StaatSmeierhofen verebelt; bah sie eiiten
Hoheit Grab von Vollkommenheit erlangten, kann man
mit Deuilichkeit aus ihren llmrisfen abiiehmen, bie in
Tempeln unb Grabmalern sich erhalten haben; sie muf-
fen an Grohe ben Heutigen Arabern geglichen Haben,
aber kurzeren Rucken, bunneren, inehr gekrunimteit Hals,
kleineren Rumpf, grohe Augcii, kleine, zugefpitzte Ohren,
feiiie Fuhe unb stark behaarten Schtocif gchabr Haben.
Von ben Pserbcn ber machtigen unb civilisirten Volker
Asiens, ber Meder, Perfer, Armenier u. a. sind
zmar auf uns eben fo toenig Abbildungen gekommen als
von ren beruhmten Kriegsroffen ber Griewen, allein
bie clafsischen Schriftsteller geben so viele, wenn auch