ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Pidil)å'utrr. Snugethierc. 199 theils von individueller Gonstitntion oder auch vom Futler ab. Die Gruben der Borderzahne verschwinden viel fruher bei Pferden, die auf sandigen Weiden grafen oder die Krippe benagen. Erfahrung muh der Theorie zur Hilfe kommen bei Benrtheilung des Pferdealters. Sind die augegebenen Veranberungen nach und nach alle eingetreten, so hort das Gebih auf, zuverlassige Kennzei- chen des Alters eines Pferdes zu liefern. Ein zmolf Jahre ubersteigenbes Eliter vermogen auch Kenner nur annahernd aus den Falten des Gaumens, der Farbe, Lange und Abschleifung der Eckzahne abzusch^tzen. Hohes Alter verrath sich ubrigens durch ftark eingefallene Augen- gruben, weihe Haare in den Augenbrauen und unt die Schnauze, durch die Haltung und getoohiilich auch durch Magerkeit. Die Lebensdauer betragt gegeu 30 — 40 Jahre, allein im Verhaltnisse wenige Pferde mogen dieses Alter, toirk- lich erreichen, iveit man ihnen zii grope Anstrengungen zumuthet und sie das ungluckliche Loos haben, eine unt so geringere Pflege zu erhalten und in unt so schlechtere Hande zu gerathen, je alter undmufahiger sie zum Dienste werden. Fortpflanzungsfahigkeit tritt bei Hengsten ztoi- schen dem dritten und vierten LebenSjahre, etwas fruher bei Stuten ein, die bis in ein sehr vorgerucktes Alter fruchtbar bleiben, ist aber tein Zeichen volliger Reife des Korpers. Man sollte daher Pferde in unseren Kli- maten nicht vor Ablauf des vierten Jahres znr Arbeit verwenden und feineren Rafsen, die uberhaupt ansmerk- same Pflege verlangen, bis zum funsten Jahre volle Freiheit lasten. Zwar ist die Ausdauer bei sorgfaltiger Behandlung, guter und reichlicher Futterung sehr grop, indeffen bleiben menige zu Harten Arbeiten benutzte Pferde uber das sechszehnte Jahr hinaus bienstfahig; gemisse Dienste, z. B. der Fiacre groherer Stadte, sind so er- schopfender Art, dah nur Wenige Pferde sie langer als drei bis vier Jahre zu leisten vermogen und in Folge ber- selben entweder sterben, oder doch so gut Mie unbrauchbar merdeu. Der gropte Verbrauch scheint in England Statt zii finden, wo Zeitersparung von allen Classen der Geschaftstreibenden erstrebt mird, chic allgemeine Nei- ginig zur raschesten Bcwegung und Perlangen nach schiiellsten Verbindungeii Herrscht, vortreffliche Land- strahen die Fuhrleute zur Ueberladmig ihrer Wagen verfuhren, Wettremien und Jagen zu den allgemeinen Leidenschaften gehoren und die gemeine Classe ihre Pferde mit vieler Rohheit'zu behandeln pflegt. Wenige sollen dort sunfzehn Jahre alt werden und die • .eisten mit zehn Jahren unbrauchbar sein. Die Zahmung hat auf die Sinne der Pferde zwar verandernd, ini Allgemeinen aber nicht schmachend ciitgc- Mirkt; die Araber behanptcn, dah sie in Begleitung ihrer Pferde ruhig in der offenen Wuste schlafen durfen, Meil sie durch diese, melchcn Nichts entgehe, bei Annaherung eines Feindes oder eines Raubthieres jebcnfalls geweckt murden. In intelleetueller Beziehung zeichnen sich die Pferde durch eine gemisse Klarheit der Auffaffung und durch vortreffliches Gedachtnih aus; ans diesen beiden Eigenschaften beruht die ungemein grohe Erziehbarkeit, von welcher ziimal die gut ge;chulteii glanzende Beweisc liefern. Sie erinnern sich der Oertlichkeiten auf das Genaiieste, sinden in dunkelsten Nachten den Weg mieder, den sie ein oder zmei Biale am Tage betreten haben, und vergeffen nicht leicht gute oder schlechte Behandlung. Jhreni Herrii gehorchen sie willig, Wenn sie von ihm gut gehalten werden, und selbst sehr milde und leiden- schaftliche unterwerfen sich und bezeigeii dem Reiter An- Hanglichleit, der es verstanden hat, im Kampse uni die Herrschaft Sieger zu merdeu und scine Macht zu betoei« sen. Fur freundliche Behandlung haben sie fast ebeii so vicl Empsanglichkeit wie Hunde und Elephanten und be- zcigcii sich dann willig zu feder Anstrengung; bei Harter Behandlung Hingegen mird ihr Gehorsam zweifelhaft, benn wenn sie auch denselben nicht zu verweigern wagen, so legen sie doch fruher oder spater boshaste Lanneii zu Tage und merdeu zuletzt durchaus heimtuckisch. Ihrer Heimath sind sie zugethan und im Siaiide, grohe An- strengungen zu machen, um sie mieder zu erreichen. Eine englische Zeitschrift gab vor einigen Jahren mit englischer Breite die Geschichte eines Pferdes, Melches in der Gegend von Blackrock sich befreiete, den sehr reihenden und 3000 Fuh breileii Niagara zweimal durch- schmamm, um nach Hause zu gelangen, und Hierdurch seinen Herrn so ruhrte, dasi dieser gelobte, es bei sich zu behalten und nicht mieder auf dem entgegengesetzten Ufer zu beschaftigen. Eine Menge anderer Anekdoten beweist die Anhanglichkeit des Pferdes an seinen Reiter, scine Verstanbigkeit und Willigkeit. Muth besitzen nicht alle in gleichem Grade, und manche sind auch bei nnisich- tigster Erziehung nicht dazii zu bringen, Gefahren ruhig entgegenzugehen. Die an den Krieg gewohnten benutzen bisweilen den Augenblick, um in der Mitte des Rauches und Domiers der Kanonen ein paar Grasbuschel abzn- rnpfen, andere stohnen, versuchen sich niederzulegen nnd bicteii uberhaupt das mitleidswertheste Schauspiel, so- bald Kiigelii in ihrer 8iahe zu sansen beginnen. Man giebt ilbrigens an, dah die durch breiten Hinterkopf und meit von einander steheiide Ohren ailsgezeichncteii meit muthiger sein soklen als die schmalkopfigen. Dah Pferde Ehrgeiz fuhleii, beweisen vorzuglich die italieni- schcli Remier ohne Reiter, anherdem auch manche all- tagliche Erfahrung, z. B. das Benehmen der Ofstzier- pferde bei der Reiterei, die Neigung, sich auf Landstrahen zu uberholen u. s. w. Auf englischen Bahnen ist es vor- gekommen, dah Renner, die das elgene Znruckbleibeii bemerkten, den rascheren Nebenbuhler so fest mit den Zahneii fahten und zuruckhielten, dah die Reiter abzn- steigen genothigt murden. In der Regel sind Stutcii ge- lehriger und sansier als Hengste, die uberhaupt viel Kampflust besitzen und freigelassen sast immer einander entschlossen angreifen. In Sudamerika und Ostindien, wo man nur- der Hengste sich bedient, muffen Reiter beini Begegnen, oder Wenn sie denselben Weg gemein- schaftlich zurncklegeii wollen, auf ihre Thiere ununter- brochene Aufnier.ksamkeit richten. Die Geschichte des Pferdes in den attesten Zeiten Hangt mit der noch uiigelosten Frage nach seiiier ursprung- lichen Heimath eng zusammen und ist daher nicht minder dunkel. Auf dem sehr gelehrten, aber auch der Willkur offenem Wege etymologischer Forschung Hat man zu be- meiseii gesucht, dah die Volker Mittelastens schon ini ent- legensten Alterthume Pferde besessen haben und ihre eige- neil Namen zum Theil auf ihr Reiterlebeii sich beziehen. Stamnit das Pferb, mie man fast nicht umhin fann zu glauben, wirklich aus senen Gegendeii, so ist es auch mahrscheinlich, dah es als gezahmtes geranme Zeit im Besitze der bortigen Volker sich befunden haben nioge, che es nach Aegypten kam, wo mir ihm in Historischen Zeiten zuerst begegnen. Die noch vorhandeneii altagyp- tischen Gemalbe der Schlachten des Sesostris stellen eine Menge von Kriegsrossen dar, obgleich diese von der Bi- bel erst zu Josephs Zeiten ermahnt werden, und sind sonach nicht in der Zeit des Helren verfertigt, den sie verherrlichen sollen. Die Zahl der Pferde kann auch spater keine sehr grohe gewesen sein, denn alle zur Ver- folgung der ausziehenden Jsraeliten aufgebotenen Kriegs- Magen Aeghptens beliefen sich nur auf sechshundert. Moses verbot seiiiem Volke das Halten von Pferden, Meil er beabsichtigte, dasselbe abgesondert und ferti von der Rolle der Ervberer zu erhalten, und erst die Konige gingen von dieser Vorschrist ab. Auch in Arabien man- gelte es an Pferden, und selbst noch nitter Saul erbeu- teten dK stegreichen Jsraeliten von den Arabern nur Kanieele, Ests unb Schaafe. In ben Psalmen merben Pferbe ^ls Besitzthum ber canaanitischen Feinbe erwahnl; Davib lich bie in einer Schlacht erbeuteten erschlagen. Rings um Arabien unb Juraa mar Pscrbczucht Meit fruher heimisch vorden. In sehr alren, mit Moses gleichzeitigen e ■ Indiens stub Pfetbeopser vorge- schrieben, die fur besvitders Heilig und nur unt eine Sinfe niebriger stehenb als Menschenopfer angesehen Murden. Die biesent Opfcr beigelegte Wichtigkeit beweist bie ba- malige Seltenheit ber Pferbe; in ctivas spateren Zeiten merben bei Gelegenheit bieser besonbers mhstischen Ge- brauche bereits mehrere Rassen iiamhaft gemacht. Es ist unsicher, zu welcher Zeit bie Araber angefangen Haben mogen, sich ber Pferbe zu bebienen; Mohammeb besah nur zmei in seinent Heere, als er im 7. Jahrhunberte zuerst kampfenb auftrat. Wahrscheinlich gab es auch da- mals, so mie Hente, in Arabien Volksstamme, die, mie die mandernden Beduinen, die Arab ibn Arab, im Besitze vortrefflicher Pferbe waren, Mahrend andere, in burren Gegenben mohnenbe Stamme ohne bieselbcit blieben unb sich mit Heerben von Ziegeii unb Schaafen begnugen ntiihten. Die ebomitischen, am norblichen Enbe bes rothen Meeres Heimischen Araber benutzen noch fetzt zu Reisen nur bas Kameel ober gehen zu Fuh; ihr Lanb ist vicl zu burr, um Pferbezucht zu erlanben. Schon vor beni Falle von Jerusalem hatten Jubeit, bie solchen Stammen angehorten, bie in ber Gefangenschaft grohen- theils untergegangen waren, in ber Wuste Zustucht ge- sucht unb nitter Anfuhrern ihrer eigenen Wahl Ranber- kriege mit ben Nachbarn gefuhrt. Sie sinb febenfalls heritten gemesen, benn sie machten Mithribates unb scine Bruder zu Gefangenen unb richteten ein nur aus Reite- rei bestehenbes Heer ber Parther zu Grunde. Dah schon zu Mvhammeb's Zeiten das Pferd in den fruchtbarereii Gegendeii von Arabien unb Persien haufig unb seine Zlicht unb Behanblung wohl bekaunt gemesen sei, ergiebt sich theils aus Gebichten jetter Zeit, melche Bemeise ber feinsten Kennerschaft bes Pferbes enthalten, theils aus beni merkmurbigen Umstanbe, bah bie Araber vermochten, imierhalb sechzig Jahren ihreni neueii Glauben Eingang in ben weitentlegensten Lanbern zu verschaffen. Ein un- berittenes Volk Mnrbe nicht im Stanbe gemesen sein, mie bie Araber es thaien, seine siegreichen Banner zu- gleich auf ben Pyrenaen unb am llfer bes Ganges auf« zupflanzen. Woher jene Volker ihre Pferbe erhalten haben mogen, ist freilich unbekannt. Man kann nicht umhin, zu vermuthen, bah jene nutzlichen Thiere von Hochasien aus unb von Hanb zu Hanb, meit fruhzeitiger als man gewohnlich annimnit, nach Westasien gelangt sind unb uberhaupt eine rasche Verbreikung in den ver- schiedensten Richtungen erfahren haben. Abgesehen von den utibestreitdar grofjen Zahlen von Pserden, melche die Babylonier unb bie Volker unt ben caspischen See besahen, uberrascht bie Thatsache, bah auch zu sehr ent- legen mohnenben Nationen auf unenblich langen Lanb- megen unb in verhalinihmahig kurzer Zeit bie Pferbe- zucht gebrungen i st. Als Julius Gafar in Britannien einstel, stellte sich ihm nicht allein ein genbtes Fuhvolk entgegen, sonbern auch eine grohe Zahl von Reitern unb Wagenkampfern, beren Pferbe so selmell unb ausbauemb sich bewiesen, bah sie in kurzer Zeit eiiten geschatzten Gegenstaiib ber nach Rom bestimmien Ausfuhr bildeten. Man barf aus mehrercn Unistanben unb Nachrichten folgern, bah bie Volker beS Alterthumes bie Pferbezucht fruhzeitig mit Ausmerksamkeit behanbelt unb Hinunbmie- ber fogar zum Gegenstande ber Gefetzgebung ober ber Staatsvermaltung erhoben haben. In Aegypten tourben bie Pferbe auf StaatSmeierhofen verebelt; bah sie eiiten Hoheit Grab von Vollkommenheit erlangten, kann man mit Deuilichkeit aus ihren llmrisfen abiiehmen, bie in Tempeln unb Grabmalern sich erhalten haben; sie muf- fen an Grohe ben Heutigen Arabern geglichen Haben, aber kurzeren Rucken, bunneren, inehr gekrunimteit Hals, kleineren Rumpf, grohe Augcii, kleine, zugefpitzte Ohren, feiiie Fuhe unb stark behaarten Schtocif gchabr Haben. Von ben Pserbcn ber machtigen unb civilisirten Volker Asiens, ber Meder, Perfer, Armenier u. a. sind zmar auf uns eben fo toenig Abbildungen gekommen als von ren beruhmten Kriegsroffen ber Griewen, allein bie clafsischen Schriftsteller geben so viele, wenn auch