Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugethiere.
Achtc <Ørbiiuii,i.
versirenete Nachrichten von benfelben, Lap es nid)t schwer
halt, ziemlich vortstaiibige Bilder der Wichtigeren Rusfen
zu entroerfen. Die Romer bezogen ihre Pferde zum
Theil aitå den entlegetisten Øegeiiten der damals bekann-
ten Welt, indeni fie den verschiedenen Rassen besondere
Eigenschaften zuschrieben und in der Wahl nnd Verwen-
dung sich dnrch diese Ansichten leiten lietzen. Znm Kriege
bedienten fie sich vorzugsweis gem der armenischen
Pserde, erhielten ander? an8 Spanien und verschafften sich
zuletzt alle gut erkannten Rassen, anch wenn fte nur in den
entferntesten ©egenben des weiten und raschwachsenden
Reiches anzutreffen waren. Sie erkannten die Ilnterschiede
zwischen den deutschen und niederlandischen, pannonischen
und sarmatischen Pferden und lietzen diefe an den Gran-
zen auskausen, uin gewahlte Heeresabtheiliingen beritten
zu niachen, alleiit sie scheinen fetne^ Begriff von der
Wichtigkeit der Pserdezucht fur den Staat und die Laiib-
wirthschaft gehabt zu Habeit und alfo in diefer Beziehung
den Griechen nicht gleichgekommen zu fein. Unter eini-
gen breihig verschiedenen Schriftstellern des Romerreiches
verrathen nnr sehr wenige eine genauere Bekamitschaft
mit Pferden und gutes Ilrtheil uber die Kennzeichen und
unentbehrlichen Eigenschaften derselben, keiner aber be-
sitzt klare Ansichten uber die Wichtigkeit und die Grund-
lagen einer grosiartigen und vom Staate befsrderten
Zncht. Ihre Berichte uber die Naturgeschichte des Pfer-
des enthalten nur Wiederholungen aus viel alteren
griechischen Schriften, zu welchen sie nichts Hinzufetzen
und deren Jrrthiimer sie nicht verbefsern. Glaubig nuh-
men sie die Lugen fremder, weit herumziehender Rotzkuiti-
me hin, die auch dantals dnrch allgemeine Ehrlichkeit
sich nicht auszeichneten, und glaubten die Fabelii, welche
wunderfuchtige Aieitschen in Rom felbst erfunden Hatten.
Niemand zweifelte an der Sage, dasi Cusur's Pferd
menschlich gebildete Vorberfutze hatte, und dah Hierdurch
des Reiters grosie und glanzende Zukunft angedeutet
werde, und zuletzt fuchte man diefe Nnwahrheit oder, im
ausiersten Falle, diefe Misibildung fogar dnrch eine
Statue auf die Nachwelt zu bringen. Ernsthaft gedenkt
Plinius der am Tagus heimifchen Stuteit Lusitaniens,
die vom Winde befruchtet iverben und in Rom ihrer
Schnelligkeit ivegen beruhmt waren, und aus anderen
Schriftstellern geht Herdor, dasi man Braune zur Loroen-
jagd, Graufchimmel zum Angriffe auf Baren, Rappen
zur Bertolgung des Fuchfes und kleinen Wildes fur
befonders geeignet hielt. Zivar sind auf uns einige
Schriften von Beterinararzten gekommen, welche die
Regierung den Heeren zugesertie, und wir verdanken
diefen nianche wichtige Skachrichten uber die Raffen des
Alterthumes, allein die Romer verstunden niemuls, gleich
den nordifchen oder usiutifchen Bolkern mit Pferden
umzugehen, waren fchlechte Reiter und als folche, un-
geuchtet alles personlichen Muthes, dem Feinde im Kriege
menig furchtbur. Diefer Mangel an Kenntnisi und rich-
tiger Schutzung ergiebt sich ubrigens auch daruns, dusi
man nicht eher aiifBerbefferung der Raffen dnrch offent-
liche Einricktungen beducht wur, als bis die von usiali-
schen Reitervolkern erhultenen Niederlugen die Nothroen-
digkeit befserer Vorforge bewiefen und zugleich dus Sin-
ken des grosien Reiches verruthen Hutten. Sehr reiche
Familien Roms unterhielten ulterdings Privutgcftute
in Spanien, Afrika und Asien und lietzen sie ihrer Ein-
traglichkeit wegen bewirthfchasten, indeffen bekummerten
sich in Italien so Wenige um die Zucht, dasi in gleich-
zeitigen Schriftstellern nur neun Arten von Pferden, nicht
ihrem Raffenchurakler nuch, fonttern in Geniuhheit ihrer
gewohnlichen Verwenduiig unterschieden und mit Nameit
belegt roerben. Diefe grotze Vernachlafsigung der Pfer-
dezucht in Italien tv irfte indessen insofern vortheilhaft
auf ihre Verbefferung im ubrigett Europa, als die an
den entlegensten Granzen und in gegenfeitig grohten
Entfernungen garnisonirenden Reiterabtheilungen ihre
Pferoe von den unabhungigen Bolkerschaften und im
Jnnerett unbefaunter und von der Civilisation uiibe-|
ruhrter Gegetiben aufkaufen luffen mutzten. Auf diese
Weise ntogen ettglifche oder spunische Pferde nuch Aegyp-
ten und Armenien, dalmutische titid furmutische nuch
Gulliett gekommeit und eine Heilsume Kreuzung der
Stamme entstanden fein, aus roelcher allein die grosie
Munnichfaltigkeit der in Europa vorkommenden Raffen
sich erkluren lusit. Die fpateren Einbruche kriegerifcher
Bolker in das ostromifche und dus westromifche Kaiser-
thum haben vielleicht zur Bermehrung der Russen etrous
beigetrugen, indeffen roeniger, uls man attzuttehmeti pstegt,
detttt die meisten von ihtteii hatten schon geraume Zeit
vorher an den Granzen mit dett Rontertt in Verkehr
gestanden. Ileber Gestalt und Grosie der im Alterthume
gepstegten Pferde fehlt es nicht an Nachrichten. Mit
Ausnahme einer schrourzen, itt Gallien und dem roeft-
lichen Gerntutiiett, einer bruunett, in Asien und Afrika,
und einer tveisien, in Kleinasien gezogenen Rasse, tvaren
alle ubrige unter Mittelgrosie; funfzehn Hund hohe
konnien von keinent Nutzett fein, fo lunge der Steigbugel
ttoch nicht erfunden roar. Tenophott bemuhte sich roahr-
scheinlich umfonst, die Reiter die Kunst des Aufsteigens
mit zienteiider Haltung des Korpers zu lehren. Von
fchroergepanzerten Mannern tvar leichtes Ettiporschroiit-
gett nicht zu verlungen, detin sie bedurfteit einer Hebenben
Hund oder truten auf die rechte Wade eittes Dietiers, um
den Sattel zu erreichett. Mit der im Orient uberart
Herrschenben Knechtfchuft stimnit ubrigens die Sitte, dusi
tort die vornehmsten Beumteten des Stuutes ttieberkniee-
ten und deiti Herrscher beitti Aufsteigen den Rucken zum
Tritte durboten; in der Turkei verrichtete bis in verhalt-
tiisimusiig nette Zeitcn der Grosivezier diefeti Diettst,
roenn der Sultan im vorten Staate die Mofchee befuchte.
Der Steigbugel fort, beilaufig gefagt, erst feit dem els-
ten Jahrhunderte bekamit fein; Avicenna, roelcher int
I. 1030 sturb, erwahnt ihn zuerst. In alten, aus dem
neunten Jahrhunderte stammende,t Handschriften engli-
scher Bibliotheken findett sich indeffen Zeichntittgett, die
Reiter mit Steigbugelii darstellett und betveisen, dusi
schon die Angelsachsen jettes roichtige Werkzeug gekutint
huben. Wuhrscheitilich ift dieses von den spunischen
Mutiren erfunden tvorden, urtein, roie urte bedeutende
Neuerungett, nicht uuf eintttul in artgeineinen Gebruuch
gefomiiien. Verschiedene Stumme der Muhrutten In-
diens huben den Steigbugel erst zu Ausgung des vorigen
Juhrhunberts ungenommen. Dus Hufeisen i ft ebenfurts
eine Ersindung spater Zeiteti, rour in Rom dis gegett
dus Ende der Republik unbekunnt ttttb roard erst unter
Casar urtgentein gebrauchlich. 9?ero liesi feine Pferde
mit Silder befchlagen, und fein Weib Poppua defusi
fogur Muulthiere mit gvldenem Hnfbeschluge. Mutt
fcheint ziittt Theil, roie ttoch jetzt in Persien, bittitte
Platten unter ben Hufett ungebrucht, ittbeffen auch dus
eigentliche Hufeisen gekuunt zu huden, detttt Snetonius
gedenkt besselbeti im Leben des Culigula und fugt uns-
drucklich, dutz es mit ucht Nageltt befestigt getvesen fei.
Die Turketi gebruuchten bis in sehr nette Zeiten kreis-
formige Eifenplutten, die sich von den in Persien ge-
roohnlichen dudurch unterschieden, dusi sie in der Mitte
eine Oeffnung Hatten. Dus hohe Alter deS in geroohn-
licher Form geschmiedeten Hitfeisens betveisen mehrere
Denkmaler, z. B. eitt Stein, der zu einem bei Hohettsteitt
in Weftphulen gelegenen, durch die Frunken unter Kurl
dettt Grohen zerstorten Druidentempel gehort hut, tnitt-
destetis uuS dem uchteit Juhrhunder-te stummt ttttb bie
Untriffe eittes geroohttlichett Huseisens durbietet, die mit
einer Juschrift in Runen umgebeti sind. Es fcheint
sotiuch schon zu jenett entlegeneti Zeiteti dus Hufeisen
Gegenftund des geheimnihvorteti Abergluudens geroefen
zu fein, roelcher feine Befestigung an Geduude Verunlusit
tind von Irland bis Sibirien, von Lapplund bis Abys-
sittien und von dettt Eismeere dis Canton und bis zu
dett muluiifchen Jnfeln angetroffen roird. Wure das
Huseifett eine Ersindung des uchteit Jahrpunderts gerne«
feu, fo rourbe es fchroerlich eittett Platz unter dett Sytit-
bolett des dutttuls bereits dem Uittergange ttahen Driti-
dettthutttes gefutiben Huben. Eittes der altesten bekuiinten
Hufeisen ift dus zu Tonruay im Grube des frunkischett
Konigs Childerich (sturb 480) entdeckte.
Den erstett Spuren von forgfaltiger Pstege der Pferde
und von Auftnerksumkeit uuf Erhaltung reiner Russen
begegnet man in dett Zeiten, die uuf bie Einfarte ber
mohummebunischer Volker titib ihre Eroberung enropai-
scher Provinzen folgten. Man enipfunb bus Bedurfnisi
eineS Schluges von Pserben, bie Hitireichenbe Starke be-
sitzen mutzten, um nicht urteitt eittett schroerbewuffneten
Ritter, sonbern auch eitt eigttes Punzer zu trugeti. Sie
glichen an Ban unb Grosie unferen Wagenpferben, be-
fusien ebett fo viet Kraft als Ausduner unb Muth titib
roaren nugeachtet ihrer Schroere nicht ohne geroisse
Schnelligkeit. Der Abel, ber buntals, Abenteuer unb
Kriege auffuchenb, eine Art von Nomabenleben fuhrte
unb in gatiz Europa Heruinzog, begann sehr bebeutenbe
Preife fur Kampsroffe zu zuhlett unb reizte hierburch bie
Geroiiinfncht unb ben Unternehmungsgeist Einzeliter
aus ben tiiebrigeren Volksclassen, zutitul ber Jubeti, bie
aus roeiten Eiitfernungeti, vorzitglich aus Spanien,
Pferbe herbeiholten unb grotze Markte Verunstulteteii,
z. B. ben fchon um b. I. 832 erwahnien von Beau-
cuire. Die Attgelfuchfen fcheinett vor 630 roetiig oder
nicht geritten zu fein; ihr Kottig Athelstun erhielt i. 3.
930 bie erstett deutschen Pferde, die man datnuls Rentier
nannte, die uber, tveit entsernt, den Rennpferden unserer
Zeit zu gleichen, ebett nur fchnerter touren als bie ge-
punzerten Kriegsroffe, sonst uber Starke unb Ausbaner
gettug besahen zur Leistnitg atistretigenber Dienfie. Jetter
Kottig verbet bie Ausfnhr unb fcheint Berebelung ber
Raffen gefucht zu Huben: Gefetze, bie im zehtiten Jahr-
Hunberte gegeben to lirben unb theiltveis auf bie Nachwelt
gekonimett sittb, betveisen, basi titan in Englattb unb
Wales ben hunfigen Betrugereien ber Rosikamme Vor-
zubeiigen bestrebt rour, batz inuit Pferbe sehr Hoch Hielt
unb von ihreti Eigenthuiillichkeiten, ihren Kran ;eiten
unb von ben Kennzeichen guter Zuchteit ziemlich g^nutte
Begriffe besusi. Mutt fcheint sie vor Etibe bes 10. Jahr-
hnuberts bort ziittt Pflugen unb underen Felburbeiten
nicht gebruucht zu Huben. Die Kreuzziige, bie fur bie
Civilifation Europu's vom auherordentlichsten 9ht§en
tvåren, roirkten a iich auf bie Verbefferung ber Pferbe-
ztichi; viele ber Heimkehrenben Krieger bruchteit sYrifche
titib arubifche Roffe mit sich, bie um jene Zeit in Dentsch-
lutib eittett int Verhultniffe eben fo hohen Werth befeffen
zu huben fcheinett roie Heutzutuge. Neberhunpt titttsi ber
Preis gitter Kriegspferbe bumuls roeit grohereti Schroun-
knngetl untertoorfen geroefen fein als jetzt, benn bu ber
Abel nie zu Fitsi focht unb Fithvolk uberhuupt erst einige
Juhrhnnderte fputer Wichtigkeit erlungte, fo entstunben
utis jebeiti ber Huttfigen Kriege sehr grosie, unter ittehre-
reti Jahreti nicht uuszugleichenbe Verluste an Pferben.
Pferberennen kommen zuerst in Englattb tinter Hein-
rich VIII. vor unb sittb in ihrer befonberen Gestalt bis
Etibe vorigen Juhrhunbers fast utisfchlietzlich etiglifches
Vergttiigen geblieben. Jacob II. fuhrte zuerst bie urubi-
fche Ruffe roieber eitt unb bezuhlte fur eittett ausgezeich-
neten Hetigst bie dutttuls erstuunlich grosie Summe Von
500 Pfund Sterling. Sehr zuhlreich scheinen ubrigens
in Enropu die Pferde nur in den letzten zroei Juhrhttn-
derten geroorden zu fein.,Als Elisubeth zur Abroehruitg
des gropen spunischen Angriffes ihre saiitiittliche Ritter-
schuft uufbot, brachte sie doch nnr dreitunsend Schroer-
berouffnete znsummen.
Die Russen der Pferde sind zchlreich nnd nicht
immer guttz leicht zu defittiren, bu Jndividttett vortig rei-
ner Abstainmung feltener vorfommen, als man itu ge-
meinen Leben anznnehmen geneigt ist. Fortgesetzte
Kreuzutigen unb bie munnichfaltigsten, feit vielen Jahr-
Hnnberteti anbauemben Einroirkungen knnstlicher unb
naturlicher Art huben in ben meisten Lunbern ben ur-