Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Snugethiere.
Achte lørdniing.
Verhaltnifsen. Erziehung erhalt es so gut wie gar keine,
deilir die Hirteii, die auf demselben durren, nur an Ros-
marin und Lavendel reichen Boden wohnen, find eden
so roh und fast eben so unwissend als ihre Thiere und
begnugen sich damit, fte iin Herbste einzufangen und
dann nach nahegelegenen bebaueteren Gegeitden zu fuhren,
too sie zuitt Austreten der Waizenarndte gebraucht toer-
den. Nach Beendigung dieser gegen sechs Wochen danern-
den, sehr anstrengenden und einen starten Korper erhel-
schenden Arbeit toerben sie zuruckgebrachi und erhalten
ihre Freiheit toieder. Ihre Gestalt ist nicht regelmahIg,
denn sie verbindet mit rem Kreuz des Maulthieres dunne,
jedoch nicht schone Fusie und einen breiten, viereckigen
Kops, lim die Mitte des vorigen Jahrhunderts legte
man in der Camargue eine Stuterei an und erzielte ein-
zelne schone und brauchbare Pferde; es fdteint, dah man
spater diese Versuche wieder ansgegeben hat. In den
Religionskriegen unter Ludwig XIV. machten die Cami-
sarden ihre Reiterei mit Pferden aus der Camargue be-
ritlen.
Unter den Rassen der Niederlande ist die weit ver-
breitete flamische (Fig. 775.) die beruhmteste. Sie
dient vorzugsweis den Fuhrleuten des toestlicheii Dentsch-
lands, der Niederlande und des nordlichen Frankreichs,
tokb stellenweis zum Schlffzlehen gebraucht und Hat
wenig Feuer, aber viele Krast. Man macht ihr den
Vortourf geringer Ausdauer und sruhzeitiger Er-
schopfung und einer schwer zu sattigenden Frehgier,
wendet sie aber dennoch im Vorzuge vor anderen Rassen
an, too es sich um gleichmahige Fortbetoegung groher
Lasten handelt. In England hat man auch dieser Rafse
Aufmerksamkeit zugetoendet und dnrch Kreuzung mit
dem Jagdpferde einen Schlag (Fig. 776.) erlangt, der
grohe Kraft mit Muth 11116 Feuer verbindet, ungleich
edler ist als der ursprungliche und zur Bespannnng lehr
schtoerer, auf den Strahen groher Stabte gehender Gu-
tertoagen dient. Charakteristisch sind ubrigens an den
slarnischen und vermandten drabanter Pferden die breite
Brnst und die hoben, aber starten, langbehaarten Fuhe.
Deutschland besitzt gleichfalls eine ziemlich grohe Zahl
von Rassen, die jedoch in speeiellen, allgemein ztt-
gangitcheii Werken so umstandlich beschrieben sind, dah
sie an diesent Orte eine das Einzelne beruhrende Aus-
einandersebung, die obenein nicht in das Gebiet der
Zoologie gehort, nicht erhalten tonnen. Alte, achte und
dabei gute Rassen sind eigentlich selten, benn toenn auch
Hinundtoieber sehr besondere Schlage vorkontmen (Fig.
777. 778.), beren birecte Abstammung seit entfernten
Zeiten nicht zu beztoeifeln ist, so gehoren sie boch nicht
zu benjenigen, ivelche man bebenteuder Vollkommenheiten
roegen auf bie Nachwelt unvermischt zu bringen streben
mochte. Die roirklich guten Raffen sind ineistens neueren
Ursprungs tind eben so ben Bemuhungen von reichen
Privatleuten als Regierungen zu verbanken, bie rocit
fruher, viel uinsichtiger unb ausbatteritber als bie fran-
zosische Regierung bie beutsche Pferbezucht emporzubrin-
gen unb auf achtungstoerther Hohe zu erhalteti gesucht
haben. Die von alten Zeiten her beruhmten mecklenbur-
ger Gestute lieferten ehebem fast alleitt bem ubrigen Norb-
beutschlanb feilten Bebarf an besonbers seinen Pferben.
Durch Einfuhrung von Arabern ober englischen Voll-
bluthengsten hat man an vielen Orten bie gemeinen Ras-
sen sehr verbeffert, zumal in Wurtemberg, too ber Vieh-
zucht uberhaupt eine verbiente Aufmerksainkeit zu Theil
toirb. Pferbe, wie bie nitter Fig. 779. 780. abgebilbeten,
lassen luenig zu ronnschen ubrig.
2 Ter Esel. (Equus Asinus Onager.) Fig. 782. 783 784.
Der Unterschied ztoischen Pferb ttttb Esel ist schon
bei oberflachlicher Beschattititg so anssallig, bah Niemanb
beibe Arten zu vertvechseln Gefahr laufen toirb, gesetzt
auch, eS stanben ihin von ersterem nur bie kleiitsteit ttttb
schlechtesten Rassen behufs bes Vergleiches zur Verftt-
gung. Der Esel hat nicht allein langere Ohren, sonbern
statt beS Schroeifes einen ziemlich kahiett, an ber Spitze
mit einer Haarguaste versehenett Schroan; unb eine
buitkler gefarbte, auf ben Schultem ein = ober zweimal
guergestreifte Ruckenlinie. An ben roilben ober vertvil-
berten in Hochasien lebeitbett Jitdivibuen beiber Vieten
sollen biese Kennzeichen theils verschroinben, theils-ssollen
sie beiben, toenn auch unbeutiicher, eigen sein unb also
ihreit Werth verlieren. Man sagt, bah auch ber Grohen-
unterschieb aufhore, unb glanbt, annehtnen ztt burfen,
bah ans ver Vermischung toilber Pferbe ttttb Esel ein
Bastarbfchlag entstanben unb eben baher jetter Mangel
scharfer Kennzeichen erklarbar sei. Die gatize Frage
uber bas Vorkontmen tvirklich toilber Pferbe isi aber,
toie oben gezeigt wttrbe, von jeber genugenben Losung
noch so ferit, unb in ben Befchreibungen ber Thiere, von
toelchen man ben zahnten Esel ableitet, Herrscht eine fo
grohe Vertvirrung, bah auch jetten Angaben ttttb ben
gezogeneit Folgertingeit vor ber Hanb keine Bebeutung
beizuiuessen ist. Dah es ztvei 9(rten von toilben Efeln
gebe, fteht vollig fest; tvelche von ihitett aber als Stainin
bes gezahittteil Thieres anzufehen fet, i ft keinestoegs ent-
schieben. Halt titan sich zunachst an bie Farbung, fo
roirb ber Kulan ber Kirgifen, Bucharen, Kaltttucken ttttb
ttorblichen Perser (Asinus Onager) mit groherer Wahr-
scheinlichkeit als Urthier auzusehen sein. Die Afghanen
nentten benfelben Gnhr Kur, bie Tariarett Baja Mural,
unb ben Alten tvar er vermuthlich unter bem griechischen
Natneit Onagros bekannt. .Er ift au bem Wiberrift
ztoolf Hanbe, am Krenze breizehu Hanbe Hoch, von ber
Nafenspitze bis zum Schtoanze etroas uber sieben Fuh
lang, Hat einen breiten, getoolbten Vorberkops, schief
abgestutzte, bitte Schnanze, zugefpitzte, fast zehn Zoll
lange, an ber Spitze fchtoarze, aufrechte, fehr betuegliche
Ohren, kleine Attgen, bunnen Hals, anfrechte, aus tuei-
chen, Halbtuolligett, brei bis vier Zoll langen Haarett
bestehenbe Msihne, bie, (tinter ben Ohren ansangenb,
bis an bie Schulteru lauft, verhaltnihmahig bunnen
Rniitpf, fcharf zulanfenben Rfteken, feine Fuhe, enge, mit
Ranbe fchmale, in ber Mitte ausgehohlte Hufe unb
Schtoielen an ber inneren Seite ber Oberarme; bie
Farbe bes Felles ift silbergrau, am Banche unb ben
Fuhen fast tocih, ant Kopfe, Natken, Schulteru unb
Oberfthenkeln (Hanken) blahgelblich ober ifnteKgelb;
bie Mahne, Ruckenstreif, bas bisweilett boppelte Schttl-
terkrenz, toelches ben Stiiten gemeinlich fehlt, unb bie
Schtoanzgtiaste sinb bunkelbraun. Das Vaterlanb bes
Kttlatt ift bie grohe Tartarei tis zuitt 48° tt. Br.; es
toanberf gleich ben Zugvogelii, zieht im Winter Heerben-
tveis nach Sttbeit unb verbreitet sich bis in bie Wusteu
mit nitteren Jnbus unb in bas Ostliche Persien, >vo man
feiit Fleifch bem Wilbpret gleichachtet unb bie Jagb auf
iHit von Fursten unb Vomehmen als ein Vorrecht be-
trieben toirb. Der beutsche Reifenbe Olearius tvar Zenge
einer Jagb, bei tuelcher eine grohe Zahl biefer toilben
Esel burch ben Schah unb seinen Hof erlegt tourben.
In feinen Sitten gleicht er bem toilben Tarpaupferbe,
gefellt sich zu Heerben znfamnien, bie unter ber Anfuh-
rung eines Hengftes jeben verbachtigen Gegenstaub anf-
merkfant beotachten unb burch eiligfte Flucht bie Gefahr
vernteiben. Bei erivachseiien Hengsteit ubertviegt bie
Nengierbe bie naturliche Furchtsamkeit; sie unterbrechen
ihre Flucht, ftehen still, fehen sich um, laufen von Nettern
unb halten balb toieber ein. Vielleicht fehlt ihitett zttin
ununterbrochenen Lmife bie Langathmigkeit bes Pferbes.
Sie stub eigentliche Gebirgsthiere unb fttcheit bei Ver-
folgititgen unfehlbar Schtttz ztoifchen ben fchroffsten Ab-
grunben ttitb ans vorragenben Felsen, bie sie ohne grohe
Mt'the erreichen, ttitb von toelchen, sotalb sie sich sicher
nteinen, sie rtthig auf ben getanschten Feinb Heratblicken.
Im Kampfe unb bei Vertheibigung benehmeit sie sich
ganz toie Pferbe. Es ist ztoeifelhast, ob ber Kulan mit
getoissen anberett Arten toilber Esel zufantmenfalle, bie
von asiatischen Reisenden als Betoohner ztiiit Theil weit
von eiitanber entseruter Lanber ertoahnt toerben. So
fpricht unter Aitberen Bell in seinen Reisen burch bie
Tartarei bon einem toilben Efel, ber bem zahnten in allen
Beziehungen, nur nicht in ber au ben Tiger erinnemben,
nteih unb brann getoellten Farbung ahnlich feiit foll;
bie Befchreibnitg i ft fehr uuvollkommeii, laht aber eine
nette, ben Zoologen ttoch unbekaunte Art verntttihen.
Ein anberes, Wenig bekauutes Thier, ber Ghttr ober
Ghnrktib, toelchen Ker - Porter in Persien mitraf, i ft
vielleicht nur Spielart bes Kulan, vielleicht elgene, toohl-
unterschiebene Species. Es foll ztoolf Hanbe hoch sein,
ein glattes, rothliches, ant Banche unb ben Hinterthei-
len silbergranes Fell, schon geformte, feine Glieber,
eine knrze, fchroarze Mahne unb fchtoarze Schtoaiizguaste
habeu, aber bie getoohitliche Zeichnung, ben bunklereit
Ruckenstreif und das Schulterkreuz eutbehreu. Eine
dritte Art fanb Moorcroft lu Labakh. Er neniit sie
Klang, behauptet, bah sie vom perstfcheit Ghur ganz
verfchlebeu fel, unb schrelbt ihr elite auf bem Rucken Hell-
brauite, um bie Nafe, am Unterhalfe unb Banche toeihe
Farbung zu; bie Mahne foll fchwarzbraun felu. In fel-
nen Sitten fcheint ber Kiang mit dem Kulan fehr uber-
einzukommen; man sindet ihu nie allein, foudern immer
in zahlreicheit Heerben; beint Anblicke. des Menfchen
entflleht er mit relhenber Schnelligkeit unb toirb iilentals
lebenb eingefangen. Die Zahl ber Stuten foll flets bie-
jenige ber Hengfte tocit ubertolegen, bie aus Eiferfucht
sich bekantpfeu unb in Menge umbrlugen. Alan glanbt,
bah eine Stelle beS Buches Hlob sich auf blefes Thier
beziehe. Blfchoss Heber fchllbert ben Klang von Cutch in
Jublen als elit schones, burch Schnelllgkelt ausgezelch-
uetes, ben Pferben zugethanes unb von biefeit keines-
tvegs zuruckgewiefenes Thier unb bemerkt mit Recht,
bah biefe Bertragllchkeit, bie auch ztoifchen bem toilben
Efel von Rajputana unb ben Pferben Statt fiiibet, in
alleit anberett Erbgegenbett beifpiellos fei. Man Hat n.ie
einen Verfuch gemacht, ben toilben Efel einzufangen unb
zttiit Reiten ztt benutzen; bie Elugeboreneu von Cutch
haben nicht eiitmal an bie Moglichkelt eines folchen Ilit-
ternehmeiis gebacht. Sykes glanbt nicht an fpecififche
Verfchiebenheit ber ertoahnten Thiere unb erklart ben
Efel von Cutch fur ibentifch mit bem Ghur von Persien
unb bem Dfchiggatai bes sublichen Sibirien, Itibent er
bie von eiuzelueu Befchrelbern Hervorgehobenen Ver-
schlebenhelteu auf Rechnung ber je nach ber Jahreszeit
toechfelubeu Farbung fetzt. Der toilbe Efel foll i*
Jublen nicht fubllcher als 3O’Ű unb an ber ©ubfeite
bes Hlinalaja nicht ostlicher als 75° vorkontmen, In
Cutch ble falzrelcheu Wnsten unb groheit steppenartigen
Ebeneit bewohneu, burch Belubchistan bis Persien unb
burch bie Bucharei bis in bie Wuste bon Cobi unb tveiter
bis in bie Tartarei, Thibet unb bas fublichMkibirieu
berbreitet sein. 3ni ©omnier halt er sich in groheit Heer-
ben an bem Aralfee auf, wanbert lut Winter subtoarts
unb laht baiiit Spuren zuruck, ble, bistoeilen elne Werst
brelt, ben Weg ber zlehenbeit Taufeube bezeichnen. Auch
in Arabien giebt es toilbe Efel, bie vielleicht uur ver-
toilberte feiit tuogeu, ubrigens zoologisch noch nicht ent-
rathselt sinb. Burckharbt gebenkt threr als getobhulicher
Betoohner ber steinigen Gebirge um ben Golf von Akaba.
Die Araber des Stammes Scherarat jagen sie unb effen
ihr Fleifch, jeboch nicht in Gegentoart von Fremben,
unb verkaufen ihre Felle unb Huse an bie restenben Kra-
mer von Dantascus unb Haurau. Aus ben Hufen macht
man Ringe, ivelche von ben Lanbleuten ant Dauinen
Ober in ber Achselgrube als Amulete gegen rheuniatische
Schnterzeii getragen toerben.
Noch schtoerer als uber ble astatlschen ift eln bunbiges
Urthell uber ble afrikaulscheu toilben Esel, bereu viele
Reifeberichte gebeiiken, unb tvelche schon bie Alten als
Betoohner Aethiopleus gekanut, aber mit vermandten
Thiereit Persiens und Indiens vertoechselt haben. Sie
scheinen eliist am obereit Nil sehr zahlreich getoesen ztt
sein, tourben ant Bahr el Abiad von Lluaut, itt Abyssi-
nien von Bruce und Hoskins gefunben unb bilben luahr-
schetnlich bie Staminrasse ber schon bel ben alten Aegyptern