ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
210 Snugethiere. Achte lørdniing. Verhaltnifsen. Erziehung erhalt es so gut wie gar keine, deilir die Hirteii, die auf demselben durren, nur an Ros- marin und Lavendel reichen Boden wohnen, find eden so roh und fast eben so unwissend als ihre Thiere und begnugen sich damit, fte iin Herbste einzufangen und dann nach nahegelegenen bebaueteren Gegeitden zu fuhren, too sie zuitt Austreten der Waizenarndte gebraucht toer- den. Nach Beendigung dieser gegen sechs Wochen danern- den, sehr anstrengenden und einen starten Korper erhel- schenden Arbeit toerben sie zuruckgebrachi und erhalten ihre Freiheit toieder. Ihre Gestalt ist nicht regelmahIg, denn sie verbindet mit rem Kreuz des Maulthieres dunne, jedoch nicht schone Fusie und einen breiten, viereckigen Kops, lim die Mitte des vorigen Jahrhunderts legte man in der Camargue eine Stuterei an und erzielte ein- zelne schone und brauchbare Pferde; es fdteint, dah man spater diese Versuche wieder ansgegeben hat. In den Religionskriegen unter Ludwig XIV. machten die Cami- sarden ihre Reiterei mit Pferden aus der Camargue be- ritlen. Unter den Rassen der Niederlande ist die weit ver- breitete flamische (Fig. 775.) die beruhmteste. Sie dient vorzugsweis den Fuhrleuten des toestlicheii Dentsch- lands, der Niederlande und des nordlichen Frankreichs, tokb stellenweis zum Schlffzlehen gebraucht und Hat wenig Feuer, aber viele Krast. Man macht ihr den Vortourf geringer Ausdauer und sruhzeitiger Er- schopfung und einer schwer zu sattigenden Frehgier, wendet sie aber dennoch im Vorzuge vor anderen Rassen an, too es sich um gleichmahige Fortbetoegung groher Lasten handelt. In England hat man auch dieser Rafse Aufmerksamkeit zugetoendet und dnrch Kreuzung mit dem Jagdpferde einen Schlag (Fig. 776.) erlangt, der grohe Kraft mit Muth 11116 Feuer verbindet, ungleich edler ist als der ursprungliche und zur Bespannnng lehr schtoerer, auf den Strahen groher Stabte gehender Gu- tertoagen dient. Charakteristisch sind ubrigens an den slarnischen und vermandten drabanter Pferden die breite Brnst und die hoben, aber starten, langbehaarten Fuhe. Deutschland besitzt gleichfalls eine ziemlich grohe Zahl von Rassen, die jedoch in speeiellen, allgemein ztt- gangitcheii Werken so umstandlich beschrieben sind, dah sie an diesent Orte eine das Einzelne beruhrende Aus- einandersebung, die obenein nicht in das Gebiet der Zoologie gehort, nicht erhalten tonnen. Alte, achte und dabei gute Rassen sind eigentlich selten, benn toenn auch Hinundtoieber sehr besondere Schlage vorkontmen (Fig. 777. 778.), beren birecte Abstammung seit entfernten Zeiten nicht zu beztoeifeln ist, so gehoren sie boch nicht zu benjenigen, ivelche man bebenteuder Vollkommenheiten roegen auf bie Nachwelt unvermischt zu bringen streben mochte. Die roirklich guten Raffen sind ineistens neueren Ursprungs tind eben so ben Bemuhungen von reichen Privatleuten als Regierungen zu verbanken, bie rocit fruher, viel uinsichtiger unb ausbatteritber als bie fran- zosische Regierung bie beutsche Pferbezucht emporzubrin- gen unb auf achtungstoerther Hohe zu erhalteti gesucht haben. Die von alten Zeiten her beruhmten mecklenbur- ger Gestute lieferten ehebem fast alleitt bem ubrigen Norb- beutschlanb feilten Bebarf an besonbers seinen Pferben. Durch Einfuhrung von Arabern ober englischen Voll- bluthengsten hat man an vielen Orten bie gemeinen Ras- sen sehr verbeffert, zumal in Wurtemberg, too ber Vieh- zucht uberhaupt eine verbiente Aufmerksainkeit zu Theil toirb. Pferbe, wie bie nitter Fig. 779. 780. abgebilbeten, lassen luenig zu ronnschen ubrig. 2 Ter Esel. (Equus Asinus Onager.) Fig. 782. 783 784. Der Unterschied ztoischen Pferb ttttb Esel ist schon bei oberflachlicher Beschattititg so anssallig, bah Niemanb beibe Arten zu vertvechseln Gefahr laufen toirb, gesetzt auch, eS stanben ihin von ersterem nur bie kleiitsteit ttttb schlechtesten Rassen behufs bes Vergleiches zur Verftt- gung. Der Esel hat nicht allein langere Ohren, sonbern statt beS Schroeifes einen ziemlich kahiett, an ber Spitze mit einer Haarguaste versehenett Schroan; unb eine buitkler gefarbte, auf ben Schultem ein = ober zweimal guergestreifte Ruckenlinie. An ben roilben ober vertvil- berten in Hochasien lebeitbett Jitdivibuen beiber Vieten sollen biese Kennzeichen theils verschroinben, theils-ssollen sie beiben, toenn auch unbeutiicher, eigen sein unb also ihreit Werth verlieren. Man sagt, bah auch ber Grohen- unterschieb aufhore, unb glanbt, annehtnen ztt burfen, bah ans ver Vermischung toilber Pferbe ttttb Esel ein Bastarbfchlag entstanben unb eben baher jetter Mangel scharfer Kennzeichen erklarbar sei. Die gatize Frage uber bas Vorkontmen tvirklich toilber Pferbe isi aber, toie oben gezeigt wttrbe, von jeber genugenben Losung noch so ferit, unb in ben Befchreibungen ber Thiere, von toelchen man ben zahnten Esel ableitet, Herrscht eine fo grohe Vertvirrung, bah auch jetten Angaben ttttb ben gezogeneit Folgertingeit vor ber Hanb keine Bebeutung beizuiuessen ist. Dah es ztvei 9(rten von toilben Efeln gebe, fteht vollig fest; tvelche von ihitett aber als Stainin bes gezahittteil Thieres anzufehen fet, i ft keinestoegs ent- schieben. Halt titan sich zunachst an bie Farbung, fo roirb ber Kulan ber Kirgifen, Bucharen, Kaltttucken ttttb ttorblichen Perser (Asinus Onager) mit groherer Wahr- scheinlichkeit als Urthier auzusehen sein. Die Afghanen nentten benfelben Gnhr Kur, bie Tariarett Baja Mural, unb ben Alten tvar er vermuthlich unter bem griechischen Natneit Onagros bekannt. .Er ift au bem Wiberrift ztoolf Hanbe, am Krenze breizehu Hanbe Hoch, von ber Nafenspitze bis zum Schtoanze etroas uber sieben Fuh lang, Hat einen breiten, getoolbten Vorberkops, schief abgestutzte, bitte Schnanze, zugefpitzte, fast zehn Zoll lange, an ber Spitze fchtoarze, aufrechte, fehr betuegliche Ohren, kleine Attgen, bunnen Hals, anfrechte, aus tuei- chen, Halbtuolligett, brei bis vier Zoll langen Haarett bestehenbe Msihne, bie, (tinter ben Ohren ansangenb, bis an bie Schulteru lauft, verhaltnihmahig bunnen Rniitpf, fcharf zulanfenben Rfteken, feine Fuhe, enge, mit Ranbe fchmale, in ber Mitte ausgehohlte Hufe unb Schtoielen an ber inneren Seite ber Oberarme; bie Farbe bes Felles ift silbergrau, am Banche unb ben Fuhen fast tocih, ant Kopfe, Natken, Schulteru unb Oberfthenkeln (Hanken) blahgelblich ober ifnteKgelb; bie Mahne, Ruckenstreif, bas bisweilett boppelte Schttl- terkrenz, toelches ben Stiiten gemeinlich fehlt, unb bie Schtoanzgtiaste sinb bunkelbraun. Das Vaterlanb bes Kttlatt ift bie grohe Tartarei tis zuitt 48° tt. Br.; es toanberf gleich ben Zugvogelii, zieht im Winter Heerben- tveis nach Sttbeit unb verbreitet sich bis in bie Wusteu mit nitteren Jnbus unb in bas Ostliche Persien, >vo man feiit Fleifch bem Wilbpret gleichachtet unb bie Jagb auf iHit von Fursten unb Vomehmen als ein Vorrecht be- trieben toirb. Der beutsche Reifenbe Olearius tvar Zenge einer Jagb, bei tuelcher eine grohe Zahl biefer toilben Esel burch ben Schah unb seinen Hof erlegt tourben. In feinen Sitten gleicht er bem toilben Tarpaupferbe, gefellt sich zu Heerben znfamnien, bie unter ber Anfuh- rung eines Hengftes jeben verbachtigen Gegenstaub anf- merkfant beotachten unb burch eiligfte Flucht bie Gefahr vernteiben. Bei erivachseiien Hengsteit ubertviegt bie Nengierbe bie naturliche Furchtsamkeit; sie unterbrechen ihre Flucht, ftehen still, fehen sich um, laufen von Nettern unb halten balb toieber ein. Vielleicht fehlt ihitett zttin ununterbrochenen Lmife bie Langathmigkeit bes Pferbes. Sie stub eigentliche Gebirgsthiere unb fttcheit bei Ver- folgititgen unfehlbar Schtttz ztoifchen ben fchroffsten Ab- grunben ttitb ans vorragenben Felsen, bie sie ohne grohe Mt'the erreichen, ttitb von toelchen, sotalb sie sich sicher nteinen, sie rtthig auf ben getanschten Feinb Heratblicken. Im Kampfe unb bei Vertheibigung benehmeit sie sich ganz toie Pferbe. Es ist ztoeifelhast, ob ber Kulan mit getoissen anberett Arten toilber Esel zufantmenfalle, bie von asiatischen Reisenden als Betoohner ztiiit Theil weit von eiitanber entseruter Lanber ertoahnt toerben. So fpricht unter Aitberen Bell in seinen Reisen burch bie Tartarei bon einem toilben Efel, ber bem zahnten in allen Beziehungen, nur nicht in ber au ben Tiger erinnemben, nteih unb brann getoellten Farbung ahnlich feiit foll; bie Befchreibnitg i ft fehr uuvollkommeii, laht aber eine nette, ben Zoologen ttoch unbekaunte Art verntttihen. Ein anberes, Wenig bekauutes Thier, ber Ghttr ober Ghnrktib, toelchen Ker - Porter in Persien mitraf, i ft vielleicht nur Spielart bes Kulan, vielleicht elgene, toohl- unterschiebene Species. Es foll ztoolf Hanbe hoch sein, ein glattes, rothliches, ant Banche unb ben Hinterthei- len silbergranes Fell, schon geformte, feine Glieber, eine knrze, fchroarze Mahne unb fchtoarze Schtoaiizguaste habeu, aber bie getoohitliche Zeichnung, ben bunklereit Ruckenstreif und das Schulterkreuz eutbehreu. Eine dritte Art fanb Moorcroft lu Labakh. Er neniit sie Klang, behauptet, bah sie vom perstfcheit Ghur ganz verfchlebeu fel, unb schrelbt ihr elite auf bem Rucken Hell- brauite, um bie Nafe, am Unterhalfe unb Banche toeihe Farbung zu; bie Mahne foll fchwarzbraun felu. In fel- nen Sitten fcheint ber Kiang mit dem Kulan fehr uber- einzukommen; man sindet ihu nie allein, foudern immer in zahlreicheit Heerben; beint Anblicke. des Menfchen entflleht er mit relhenber Schnelligkeit unb toirb iilentals lebenb eingefangen. Die Zahl ber Stuten foll flets bie- jenige ber Hengfte tocit ubertolegen, bie aus Eiferfucht sich bekantpfeu unb in Menge umbrlugen. Alan glanbt, bah eine Stelle beS Buches Hlob sich auf blefes Thier beziehe. Blfchoss Heber fchllbert ben Klang von Cutch in Jublen als elit schones, burch Schnelllgkelt ausgezelch- uetes, ben Pferben zugethanes unb von biefeit keines- tvegs zuruckgewiefenes Thier unb bemerkt mit Recht, bah biefe Bertragllchkeit, bie auch ztoifchen bem toilben Efel von Rajputana unb ben Pferben Statt fiiibet, in alleit anberett Erbgegenbett beifpiellos fei. Man Hat n.ie einen Verfuch gemacht, ben toilben Efel einzufangen unb zttiit Reiten ztt benutzen; bie Elugeboreneu von Cutch haben nicht eiitmal an bie Moglichkelt eines folchen Ilit- ternehmeiis gebacht. Sykes glanbt nicht an fpecififche Verfchiebenheit ber ertoahnten Thiere unb erklart ben Efel von Cutch fur ibentifch mit bem Ghur von Persien unb bem Dfchiggatai bes sublichen Sibirien, Itibent er bie von eiuzelueu Befchrelbern Hervorgehobenen Ver- schlebenhelteu auf Rechnung ber je nach ber Jahreszeit toechfelubeu Farbung fetzt. Der toilbe Efel foll i* Jublen nicht fubllcher als 3O’Ű unb an ber ©ubfeite bes Hlinalaja nicht ostlicher als 75° vorkontmen, In Cutch ble falzrelcheu Wnsten unb groheit steppenartigen Ebeneit bewohneu, burch Belubchistan bis Persien unb burch bie Bucharei bis in bie Wuste bon Cobi unb tveiter bis in bie Tartarei, Thibet unb bas fublichMkibirieu berbreitet sein. 3ni ©omnier halt er sich in groheit Heer- ben an bem Aralfee auf, wanbert lut Winter subtoarts unb laht baiiit Spuren zuruck, ble, bistoeilen elne Werst brelt, ben Weg ber zlehenbeit Taufeube bezeichnen. Auch in Arabien giebt es toilbe Efel, bie vielleicht uur ver- toilberte feiit tuogeu, ubrigens zoologisch noch nicht ent- rathselt sinb. Burckharbt gebenkt threr als getobhulicher Betoohner ber steinigen Gebirge um ben Golf von Akaba. Die Araber des Stammes Scherarat jagen sie unb effen ihr Fleifch, jeboch nicht in Gegentoart von Fremben, unb verkaufen ihre Felle unb Huse an bie restenben Kra- mer von Dantascus unb Haurau. Aus ben Hufen macht man Ringe, ivelche von ben Lanbleuten ant Dauinen Ober in ber Achselgrube als Amulete gegen rheuniatische Schnterzeii getragen toerben. Noch schtoerer als uber ble astatlschen ift eln bunbiges Urthell uber ble afrikaulscheu toilben Esel, bereu viele Reifeberichte gebeiiken, unb tvelche schon bie Alten als Betoohner Aethiopleus gekanut, aber mit vermandten Thiereit Persiens und Indiens vertoechselt haben. Sie scheinen eliist am obereit Nil sehr zahlreich getoesen ztt sein, tourben ant Bahr el Abiad von Lluaut, itt Abyssi- nien von Bruce und Hoskins gefunben unb bilben luahr- schetnlich bie Staminrasse ber schon bel ben alten Aegyptern