Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
Mit 1100 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
PiAijiiutrr.
S'nugcthicrc.
211
gewohnlichen und von denselben abgebildeten zabmen Esels
(Fig. 784.), die noch jetzt in Aegyplen bedeutende Voll-
kommenheit erreichen. Die arabischen Namen Ahinar und
Dschaar beziehen sich wahrscheinlich auf dieseS auch von
den hebraischen Sehcrn erwahnte Thier, welches bei den
Schaustellungen des romischen Circus eine Rolle spielte,
und dessen Fullen unter deur Nanien Lalisiones von den
Feinschmeckern der Weliftadt sehr geschatzt wurden. Man
glaubt, das diese Art oder vielleicht Varietat sich ehe-
dem uber ganz Nordafrika und sogar bis aus die canari-
schen Jnseln verbreitet habe. Bis jetzt hat man noch nie
Felle von unbezweifelt »vilden und den Ruckenstreif ent-
behrenden Eseln nach Europa gebracht. Entscheidung
uber die Zahl und die Verschiedenheiten der vielleicht
eristirenden Arten und Ausklarung der noch Herrschenden
Ungewihhe.it ist ohne solche Vorlagen nicht moglich.
Das anhere, von Entartung zeugende Ansehen des
zabmen Esels beweist, dah er seit unvordenklichen Zeiren
deni Menschen unterworsen sein musse. Sein Stamm ist
zwar in viele, aber nicht so zahlreiche und niemals so
vorzugliche Rafsen zerfalten als diejenige des Pferdes.
Der Grund dieser Erscheinung ist ein doppelter und liegt
theils in der Vernachlassigung von Seiten der Menschen,
theils in der naturlich grosieren Weichlichkeit des Esels,
der bei Weitem nicht so verpstanzbar und viel unfahiger
ist zur Ertragung groher Wechsel als das Pferd, also
den mannichfachen auheren Bedingungen nicht Hat unter-
worfen »verden konnen, welche auf die Gestalt, Grohe
und Eigenschaften der verschiedenen Zuchten und Rassen
der Pferde eben so viel Einflusi geubt haben als der
Mensch mit seiner Sorgfalt und kunstlich Herbeigefuhr-
ten Kreuznug. Ganz fo heruntergekomnien wie im mitt-
leren und nordlichen Europa erscheint er indessen nicht
aller Orten; feiit eigentliches Vaterland liegt im Suden,
und dort gedeiht er nicht nur besser, fondern erfahrt auch
eine rucksichtsvollere Behandlung. Im Orient, Wo ge-
»visse Stande sich nur des Esels 311111 Reiten bedienen
durfen, erlangt er eine anfehnliche Hohe, hat statt des
struppigen Haares ein glattes, glanzendes Fell, tragt
den Kopf und die Ohren ausgerichtet, als habe er eine
Art von Bewuhtsein seiner befferen Stellung, geht, Imift
und galoppirt mit Anstand. Sit Persien zahlt man fur
rrabisths Esel -gegen einhundert spanische Thaler, lehrt
sie einen leichten und angenehmen Pahgaug, bcdient
sich ihrer auf Reisen lieber als der Pferve und hat sie so
weit veredelt, dah sie gegen sieben englische Meilen in
der Stunde laufen. In Syrien unterscheidet man drei
bis vier Rassen; eine vollig weihe, um Zobeir bei Bus-
sorah heimische, die einst den Konigen von Juda 3um
Gebrauche vorbehalten war, dient noch jetzt im Vorznge
den Priestern des Orients. Es sind ubrigens nicht alle
orientalische Rassen von ansehnlicher Grohe; in Syrien
eriftirt ein kleiner, aber muthiger, gemeinlich nur von
Frauen gebrauchter Schlag, und im wesilichen Indien
giebt es einen anderen, der eben nur die Hohe eiues neti-
fundlander Hundes erreicht, stets in Gesellschaft der Zi-
geuner angetroffen, sonst aber auch zum Lasttragen be-
nutzt wird. Man begegnet dort gelegentlich langen, mk
kleinen Salz- oder Kornsacken oder Topferthon belade-
nen Reiheii. An den im niittleren Europa gewohnlichen
Eseln ist ein bestiinniter Rassenunterschied kaum irgend-
wo aufzufinden. Sie gleichen sich durch gemeinsame Ent-
artung, schwerfalliges, stupives Ansehen, dicke, lange,
uberhangende Ohren und steifen Gang. Alle sind ge-
duldig, arbeitsam, aber langsam und halsstarrig, oft
sogar tuckisch und zwar in Folge der ungerechten, keinen
Dienst anerkennenden oder belohnenden Behandlung.
Sie unterwerfen sich keineswegs der Rohheit und Ty-
raniiei mit granzenloser Ergebung, stetschen bei fortge-
setzier Reizung die Zahne, weisen Neckereien durch Huf-
schlage zuruck, rachen schwere Mihhandlungen durch
Bisje uud kampfen im Nothfalle mit eben so viel Geschick
als Hartnackigkeit gegen ihre Feiiide. Genugsam, mit
beiii schlechtesten, von Pferden und Rindvieh verschmahien
Sutter zufrieden und daher leicht 511 ernahren, im Ver-
haltnisse zu seiner Korpergrohe starker als irgend ein
anderes Hausthier uud fahig, anstrengende Arbeit ohne
Pause und gutterung lange Zeit zu leisten, ist der Esel
uberall das Pferd der Stimen und verdieut tingleich mehr
Rucksicht, als ihm irgendwo in Europa zu Theil wird.
Gegen Kalte ist er zwar empfindlicher als das Pferd, al-
lein im Ganzen viel Wenigeren Krankheiten unterroorfen;
er ivurde dasselbe Alter wie dieses erreichen, waren Pflege
und Futter den ihm zugemutheten Leistungen angemessen.
Es fehlt ihm durchaus nicht an Erziehbarkeit, vielinehr
besitzt er scharfe Siline und ein vortreffliches Gedacht-
nih, sindet stets den Weg wieder, den er einmal betreten
hat, beguemt sich aber ungern zu einem neuen aus
Furchtsamkeit, seinent wesentlichsten und selbst durch Er-
ziehung nicht leicht zu beseitigenden Fehler. Aus Furcht
geht er nicht in das Wasser und bleibt stehen, sobald
man ihm die Augen verhullt; uberladen beschleunigt er
seine Schritte und geht vorwarts, bis er halbtodt nieder-
stiirzt. Das Pferd ubertrifft ihn nicht an Kraft uud
Ausdauer, wohl aber an Intelligenz und ist ihm des-
halb von jeher vorgezogen worden; es ivurde dieses
Verhaltnih vielleicht ein attderes sein, ware der Werth,
den die Korperkrafte eines Thieres fur den Menschen
haben, nicht bedingt durch den Umfang der sie leitenden
Intelligenz. Fur junge Colonien, namentlich in wasser-
arnten und minder grasreichen Gegendeu, z. B. fur einen
grohen Theil Nenhollanvs, bleibt der Esel immer ein
wichtiges Thier. Seine Naturgeschichte ist derjenigen
des Pferdes fast gleich; die Stute tragt elf Moitate.
Die Stiinme des Hengstes ist bekanut; sie erhalt ihre
Starke und Mihtonigkeit durch die am Kehlkopfe ange-
brachten Hohlen. Man kann Esel vor dem dritten und
uber das zehnte oder zwolfte Jahr Hinatts nicht zur Ar-
beit branchen; bei guter Behandlung, wie im Oriente,
behalten sie ihre vollett Krafte eben so lange Zeit wie
Pferde. Sie sind wahrscheinlich noch fruher als die
letzteren gezahmt worden und gehoren daher zu den alte-
sten unserer Hausthiere. Die alten Griechen besahen
sehr gute Rassen, die nach Italien verpstanzt und durch
die Romer spaterhin uber das mittlere Europa verbreitet
worden sind. Iu England scheinen sie schon unter den
angelsSchsischen Konigen eingefuhrt, aber nicht Heimisch
geworden zn sein, denn unter Elisabeth fehlten sie nber-
all; gegenwartig sind sie dort eben so gemeitt wie auf
dem Festtande, auch in Schweden nicht seiten und in
manchen Provinzen Anterika's sast noch Hanhger ats in
Europa.
Pferd uud Estt erzengen Bastarde, die, tveitn sie von
Pferdestitie und - Esethengst entsprungen sind, Maut-
thiere, hit untgekehi^en Fatte aber Mantesel Heihen,
Fortpsta»zungsfahigkeit nicht besitzen tind daher auch
eine Raffe nie begrundet Haben. JmAllgemeinen hat das '
Maulthier die Gestalt eines Esels, indessen mit Modifica-
tion einzelner Korpertheile tind bei ansehnlicherer Hohe.
Kopf und Schweif erinnern an das Pferd. Maulthiere
ertrageii Strapazen und Hunger besser und teichter als
das Pferd, begnugen sich mit einfacherem und spartiche-
rem Futter, sind Kranbhciten weniger ansgesetzt, fahig,
weit grohere Lasten zu tragen, sicherer im Gange und
besonders nyf r»uhen GAurgstvegen zuverlassiger als
jene. In Spanien, Portugal uud den g^rgigett Gegen-
den Italiens sind sieSinentbehrlikh^ in Sudamerika ver-
mitteln sie allein die Verbind^ng zwischeu den durch die
Andes geDedenen Pt^vitizeit. Sut sudlichen Frankreich
spuntti ittati-Maulthiere vor den Pstug; man zieht die
meisten in der Auvergne und den nahen Gegenden von
Gitienne und trieb ehentals mit ihnen einen bedeutenden,
jetzt Herabgekommenett Handel nach Spanien. Im nord-
tichen Europa stehen sie eben nicht in Gunst; hochstens
Halt titan sie hin und wieder in Hoheren Gebirgen zur
Veqnentlichkeit Lustreisender. Sie waren in Palastina
schon zur Zeit der ersten Konige Israels Hattfig und
kommen in der Bibel an mesteren Orten vor. Um
Bufforah bewahrt man mit Sorgfalt neben den schon
erwahnten weiheit Eseln eine Ziicht weiher Maulthiere
(Fig. 786.) von groher Schonheit, die man zur Zeit der
Kalifett von Bagdad, nach Abdulatif's Zengttiffe, ntit
achtzig oder mehr Goldstticken bezahlte, und die noch jetzt
fur die Hochsten Beamteten der Kirche und des Staates
viel gesucht »verden. Das gemeine grane agyptische oder
berberische Maulthier entwickelt viele Gelehrigkeit und
besttzt bei ansehnlicher Korpergrohe bedentepde Starke;
es ist von den christlichen und israelitischen Kanflenten der
Levante, welchen bis vor wenigen Jahrett der Gebranch
der Pferde untersagt ivar, zn Weiten Reisen benntzt
worden. Bon jeher hat man im sudlichen Europa auf
Maulthiere einen den Nordlandern unbekannten Werth
gelegt. Selbst in Paris ritten zur Zeit Ludwig's XIV.
angesehene Aerzte nur Maulthiere; in Italien ist es von
Alters her ihr Vorrecht, die Magen der Cardinale zu
ziehen, und dort sindet man allein Beispiele, dah bei
feierlichen Processionen des Mittelalters auch seinverbe-
wassnete Reiter sich ihrer bedient Habett. Sie zerfallen
in mehrere Rassen, sind gewohnlich von schwarzer Farbe,
grost tind kraftig gebanet im sudlichen Frankreich und
Spanien, dunkelbraun in Italien, too man um Bolterra
die besten zieht. Hengste sind tinter ihnen, »vie uberhaupt
unter Bastarden, toeit getoohnlicher als Stuteti; Mattl-
eselhengste kommen ztoei bis drei anf eine Manleselstute.
Im Nebrigen tragen Bastarde allental mehr den austeren
Charakter des Baters als der Mutter. Das gemeine
von einem Eselhengste entsprungene Maulthier Hat die
langen Ohren, den Kopf und Rucken des Esels; der
Manlesel hingegen gleicht hinsichilich der genaunten
Theile dem Pferdehengste, ist aber in Statur der Eselin
ahnlich. Manlesel sind in manchen Landeru von Europa
ganz unbekannt, uberall toeit seltener als Maulthiere,
gelehriger ztoar, aber iveniger nutzlich als diese, welchen
sie toeder an Korpergrohe noch an Starke gleichkomnteit.
Das Mihverhaltnih der kurzen und dnitnen Fnhe zu
dem schtoeren Rninpse veranlaht Mangel an ausdanerit-
der Kraftigkeit und Langsamkeit der Betoeguiigett. Im
Orient soklen sie so nngetoohnlich feitt, dast man auf ihre
Rechniing viele Fabeln erfonnen hat. Zu diefeit gehoren
jene Befchreibnngen monstrofer, von einem Ochsett tind
einer Eselin entspruiigener Bastarde, »velche selbst Bttf-
son nicht ganz vertoars, und die nnin bald in den Pyre-
Naen, bald in Piemont angetroffen haben ivollte. In
manchen Gegenden von Nordafrika glaubt man noch
immer an solche Ungeheuer, und die »vestlichen Araber
Halten sie sogar fur »vilde Betoohner ihres Landes, indem
sie das vertoilderte Pferd, den obeit beschriebeuen Kittit-
rah, verkenuen tind ihm ein in der Wirklichkeit nicht
vorhandenes, vchsenartiges Ansehen znschreiben. Mie
alt dergleichen Erzahluiigen und Mihverstandnisse sind,
beweist Herodot, der von einem dieser physiologisch un-
moglichen Bastarde unter dem Namen Boryes spricht..
3. Der Dschlggatai. (Equus Hemionus.) Fig. 787.
Man verdankt die genanere Kenntnih des Dschiggatai
dem hochverdientelt Pallas, der toahrend seiner langen
Reise durch die Mtisten des sudlichen Sibirien tind die
Mougvlei sotovhl mehrere Eremplare jenes vor ihm
nur von Messerschmidt fluchtig ertoahnten Thieres als
auch viele auf seine Berbreitung und naturliche Geschichte
bezugliche Nachrichten einsammelte. Gestalt und Grohe
erinnern an ein Pferd mittler Hohe; die Forulen find
leicht und zierlich, die Glieder feiit, aber kraftig gebanet;
der Kopf jst jtottr ziemlich groh und ettoas schtoer, allein
die »vohlgebildeteit Ohren stehen im angemessenen Ber-
halinisse zu demsekben und ubertreffen diejenigen des
Pferdes ettoas an Lange; die Brnst ist nach nitten breit,
das Hintertheil toeniger gedrangt und seiner als am
Esel, das Fell itu Sommer lebhaft isabellgelb; uber den
Rucken verlanft ein schwarzer, in den Lendengegenden
verbreiterter, bis zur Schtoatzwurzel reichender Streif.
Das Minterkleid besteht atts dickerem, etivas kransen
Haar und fatlt mehr in das Rosirothe als Bleichgelbe.
27*