Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugethiere.
Achte cØrdituitg.
Die Schultern fine schmal, die Hufe denjenigen des Esels
ahnlich, der ziemlich kahle Schwanz tragt gegen das
Ende eine starke Quaste kurzer, krauser Haare. Das
Vaterland scheint kleine Abweichungen in der Farbung
zu bedingen, Lenn die aus sudlicheren Gegenden stain-
menden Eremplare sind am Kopfe, Halse, den Seiten
und Fusen brauner als die dem Norden angehorenden,
die am Bauche und uin die Schnauze fast silbergrau
sind. Der die Schultern kreuzende Querstreifen soll fast
immer fehlen; Mahne und Schwanzquaste sind bei allen
schwarz. Die Lange des Korpers betragt 6'/s Fuh, des
Schwanzes ohne Haarguaste 2 Fuh, der Ohren 7 Zoll.
Der Dschiggatai bilder augenscheinlich den Uebergang
vom Pferd zum Esel, steht Hinsichtlich seiner Korperver-
haltnifse zwischen beiden und ubertrifst das erstere durch
leichtere und feinere Gestalt. Sein Ansehen und sein
Benehmen deuten auf Lebhaftigkeit und Unzahmbarkeit;
im Laufe tragt er den Kops gerade ausgestreckt und rennt
mit groherer Schnelligkeit als das beste Pferd. In Sit-
ten gleicht er den ubrigen Wilben Arten seiner Gattung,
bildet Heerden, die, unter der Leitung-eines starten Heng-
stes stehend, gegen wilbe Thiere gemeinsani kampfen
oder der Gefahr durch reihend schnelle Flucht sich ent-
ziehen. Verdichtigen Gegenstanden nahert sich der Leit-
hengst mit Vorsicht; kann er ihre Beschaffenheit nicht
ergrunben, so giebt er durch einige rasche Sprunge der
Heerde das Zeichcn zum Fliehen. Jager tonnen dem
Entdecktmerden nicht entgehen, wenn sie den Wind nicht
genau beobachten; hat tin Thier der Heerde ihre Spur,
so wire es uuruhig und warnt durch sein Benehmen alle
ubrigen. Die Jagd ist daher sehr muhsam und ohne
weittragende Gewehre kaum moglich, wird indessen von
Mongolen und Tartaren des wohlschmeckenden Fleisches
tvegen viet betrieben. Wie weit nach Suben der Dschig-
galai verbreitet sein moge, steht nicht vollig fest. Dah er
im rufsischen Sibirien felter., hingegen jenseits der sud-
ostlichen Granze, in der Wuste Cobi, in grohen Heerden
vorkomme, erzahlt Pallas; nach neueren Reisenden scheint
er auch die salzreichen Steppen der Tartarei zu bewoh-
nen, in Thibet und dem Hunalaia sehr gentein zu sein
und selbst in Indien nicht zu fehlen, Wenn dieser Angabe
anders tein zoologischer Jrrthum zu Grunde liegt. Mit
ihm ist vermuthlich ein von Herodot unter dem Namen
Hemionus beschriebenes Thier Syriens identisch, welches
Theophrast und Plinius zu einem Bewohner Kappabo-
eiens machen. Pallas ist der Meinung, dah der Dschig-
gatai ganz unzahmbar sei, und bedauert dieses um so
mehr, weit er zugleich die Ueberzeugung stegt, dah die
Unterwerfung eines so starten und ftuchtigen Thieres
von grohein Nutzen setu wurde.' Aus Herodot und Je-
saiaS Hingegett geht hervor, dah man im Alterthume
dasselbe als ^ienenbes Hausthier besessen habe; bestatigt
wird diest Muthmaahung durch Duvaucel, der in Luck-
nolo in Indien eine voltige Zucht von Dschiggatai's an-
traf, die man mit Eseln zusammenspannte und bei Feld-
arbeiten brauchte.
4. Das Zebra. (Equus Zebra.) Fig. 788. 789.
Die dritte Gruppe der Pstrde ist auf ein verhaltnih-
mahig nicht grohes und sehr abgesondertes Gebiet Si'ib-
afrika's beschrankt und geht kaum t'tber den Aeguator
nach Norden. Den Alten War daher keine der zn ihr ge-
Horenden Arten bekaitnt, wenigstens gedenkt ihrer teiner .
der classtschen Schriftsteller mit entschiedener Deutlichkeit.
Nur ein Mal, und zwar tinter Caracalla, scheint ein
Zebra den Romern im Circtts und zwar unter dem Na-
mett des Pferdetigers (Hippotigris) vorgefuhrt worden
zn sein, welches auf gewaltigen Untwegen altein dorthin
gelangt sein kann, da es sogar den Aegyptern, die jedeit-
fatts tttehr Verbindungen mit Mittelafrika besahen als
die Romer, unbekannt geblieben und von ihnen ttirgends
in Bitdern dargestellt worden ist. Matt stat in Europa
die erste genauere Kenntnih von den gestreiften Pferden
durch die an den Kusten von Congo und Angsta sich
niedertassenden Portugiesen erhalstm, indessen sind die
attesten auf sotche Nachrichlen begrunbeten Abbitdungen
ungtaublich nnvostkommen und stelten theiltveis Halb
fabethafte Geschopse dar.
Bei Vergteichnug der dritlen Gruppe mit den bliden
vorhergehendeu eutdeckt man mehrere ihr eigenthumliche
Kennzeichen. Der Kopf behauptet hinsichtlich seiner
Lange ein mittleres Verhattnih, der Hals ist starter, der
Nackett gewolbter, der Umfattg des Rumpfes anfehn-
licher, die Musculatur gedrungener, der Unterkiefer ge-
rundeter, das lanzettformige Ohr weiter, die Schulter
steht schiefer, der Widerrist hoher als attt Esel; auch am
Hitfe anbern die Verhaltnisse, denu er ist hoher als am
Esel, oval nach vorn und fast viereckig nach Hinteu
(Fig. 789.) ; die Haare des Schweifes tind der anfrechten
Mahne sind nicht ganz so Hart und dick Wie am Pstrde,
attein weniger weich und biegsam als am Esel, 211te
Arten sind zum Theil oder auch uber den ganzeu Korper
symmetrisch schwarz und weih gestreift; tisweiteu lauft
zwischen den Streifen eine rothgelbe Farbung uber
Rumpf und Hats; die Fuhe sind altezeit weih, die
Stimmen sehr stark, obgteich je nach der 9lrt sehr ver-
schieden; das Gebih verhalt sich dem Gattnngsbegriffe
angemessen, ausgenommeu bei dem Quagga, too jedoch
die Abweichung wed^r bestandig noch von groher Be-
deutung zu sein scheint. Atte besitzen ausgezeichnet scharfe
Sinne, sehen bei Tag und Nacht mit gleicher Scharfe,
ubertreffen die Pferdethiere der nordlichen Hatbkuget an
naturlichem Muth und kommen ihnen durch Schnestig-
keit ganz gleich. Sie tonnen atte gezahmt lind geritten
werdeit, denit ihr atlerdings tuekischer und bostoiltiger
Character bessert sich bei aiigemessener und umsichtiger
Behanblung und tourde in der dritten oder vierten Ge-
neration wastrscheinlich ganz schwinden. Die minder
gestreiften 9(rten scheinen zur Zahntuitg vorz>igsweis
geschickt und tourben sich besonders in Sudafrika sehr
nutzlich erweisett, too sie ihr getoohntes, aus Harten und
rauheit Grasarten beftehenbes Futter altezeit erhalten
tonnen, und too die gewohnlichen Pstrde einer Menge
von Krankheiteii untertoorfen sind. Im toitdett Zustaude
gesetten sie sich ztvar zusammen, bitden aber keine sehr
groheit und unter der Leitung rittes Hengstes stehende
Heerden. Einige ziesten Gebirge, andere Hochebeuen
zum Aufeuthalte vor, titid fede Art scheint irgettd einer
besouderett Species von Wieberkanern vorzugstoeis zu-
gethan zu sein und die Geseltschast derselbett ausschtieh-
lich zu sitchen. Die Zaht der Arten betragt mindestens
dret; es scheinen noch titehr zu eriftiren, die aber uoch
nicht hinreichend untersucht nttd vietteicht nur klimatische
Abanderungen sein tnogen.
Unter diesett gestreiften Pferden ist das Zebra das
am Langsten und am Genauesten bekannte. Es steht
ohngefahr zwolf Haitbe hoch an der Schnlter und Hat
die boppelte Lange oder 7 Fuh. Die Gestalt zeichnet
sich aus durch Leichtigkeit, Ebenmaah, fein gebanete
Fuhe, mittelgrohen, nichts weniger als schwerfalhgen
Kopf; der Schwanz attein erinnert ait dett Esel, astes
Uebrige ist edler und mehr dem Tiufter des Pferdes ent-
sprechend. Die Grundfarbe des Festes ist weih in Gelb-
lich ziehend; auf ihr stehen scharf geschieden eine zieiti-
lich grohe Zahl von Streifen, die, an der Oberschnanze
lind den Seiten des Mautes schmater und rostfarben,
theits der Lange nach, theits in der Quere geordnet, tint
das Aitge einen Ring bitden und uber das Ohr ohne
feste Ordnttng queruberlaufeit. Das letztere ist in der
oberen Hatfte schwarz, an der anherften Spitze weih und
iitivendig mit grauent Haar dicht ausgekleidet. Ueber
den Hals lattfen acht schwarze Binden, zwei uber die
Schultern, zwolf uber dett Rumpf, vott welchen bie hin-
teren gradweis nit Lange abnehmen; vier Horizontale
stehen auf jebent Oberschenket (Hanken), unb eine grohe
Zahl umgiebt in Gestalt tinregelmahiger Ringe bie vier
Fuhe. Am Bauche unb ber Jnnenseite ber Schenkel
fehlen aste Abzeichmingen; sie sinb weih. Die Mahne
erreicht nirgeitbs bebeutenbe Lange, steht senkrecht entpor-
gerichtet, beginnt am vorberett Stirnrattbe, setzt sich zwi-
schen ben Ohren fort, verschwinbet auf bem Wiberriste
unb besteht aus abwechselnb schwarzett ober weiheit Haar-
buschelit, bie in ihrer Stestting ben eben so gefarbten
Streifen bes Halses entsprechen. Beibe Geschlechter glei-
chen sich in ber Farbe unb ber Anorbnung ber Streifen;
auch bie Jungen werben mit ber Livree ihrer Art gebo-
ren, nur ist an ihnen bas Bratttt ntiuber buitkel.
Das von ben Hollanbischen Cotonisten am Cap mit
ben Namen wilbes Pferb ober wilder Esel belegte Zebra
sottte, alteren Nachrichten zttfolge, vott ber Subspitze
Afrika's bis tief nach Abyssinieu Verbreitet sein. Jnbessen
hat schoit Brttce behauptet, bah es im eigentlicheu Abys-
siitien gar nicht, sonbern nur im Siibwesten bieses Lait-
bes, in bem Gebiete ber Schangastas, ben Gebirgen von
Tegla u. f. iv., vorkomme; aus netterett Forschungen
scheint ubrigens hervorzugehen, bah bas in jetten Gegett-
bett lebeube gestreifte Pferb einer anberen Species attge-
Hore. Das achte Zebra bewohnt steinige Gebirge im Jn-
itereit von Subafrika, ist vielleicht nicht uber ben st'td-
lichen Wenbekreis Hinuber verbreitet unb vermeibet sorg-
fattig alle von Menschett besuchte Lanbstriche. Seiner
Jagb stehen viele Schwierigkeiteu entgegen; bie Uttztt-
gangtichkeit ber schroffen Gebirge erschtoert bem Schutzeit
bie Atluaherung an bas aufmerksame, scharfsiitnige unb
fluchtige Thier, welches gleich ben ubrigen Arten wilber
Pferbe in Heerben sich zusammeuhalt, aber Hinsichtlich
seiner Sitten wenig bekaitnt ist. Der Dienstbarkeit unter-
wirft es sich nicht unb benutzt in ber Gefangenschaft jebe
Gelegenheit zum Wiberstaube unb zur Darleguttg eines
eben fo Heftigen als boswistigen Charakters. Am Cap
Hat man mehrere, aber stets erfolgtose Zahntungsver-
suche gemacht. Sparrinann erzahlt ein Beispiel: Ein
reicher Burger jetter Colonie Hatte junge Zebra's aufer-
zogen unb bis zu einent gewissen Punkte, in ber Libsicht
kitnfliger Bertvenbung zum Reiten unb Zuge, gezahmt.
91(5 er sie zum ersten Male an einen leichten Wagen
fpannte, geriethen sie in blinbe unb unbandige Wuth unb
sturzten fo unaufhaltfam nach ihreitt Stalle zttruck, bah
bas Geschirr zertrummert Wttrbe, ber Fuhrmann mit
genauer Noth bas Leben rettete unb fur immer bie Lust
zur Erneuerutig bes Versuches verlor. Barrow be-
hauptet, ungeachtel bieser unb sihnlicher Thatsachen, bah
bie Zahmiing wohl moglich fein werbe, nur muffe man
mit mehr Gebiilb unb Nmsicht zu Werke gehen als bie
hollanbischen Bauern ber Capcotonie unb nicht vergessen,
bah ein von Natur stolzes unb muthiges Thier' eine an-
bere Behanblung verlange als ein furchtsames unb
burch Schlage unb Mihhanblungen wohl 511111 Hartnackig-
sten Wiberstaube, nicht aber zur bemuthigen Unteriver-
futtg gebracht toerbeit fonne. F. Ctivier ist berselben
Anstcht unb beruft sich zum Beweise auf eine in Paris
bewahrte Zebraftute, welche einen saltsten unb gelehrigen
Charakter zu Tage legte unb geritten werben koniite.
Man Hat in Europa mehrmals Bastarbe von Zebra-
stuten erhalten. Biiston erklarte zuerst solche Kreuzungen
fur moglich unb machte Versuche, bie aber erfolglos blie-
ben. Lorb Clive iviederholte bieselben unb tvar gluck-
licher als sein Vorganger, nachbem er ben Gebankeit
ausgefuhrt, bie Zebraftute burch einen zebraartig ange-
iiialten Eselhengst zu tauschen. Man hat spater in ber
pariser Menagerie sotche List anzttwenben nicht nothig
gehabt unb erhielt von einer Zebrastute unb einem spa-
nischen Esel ber grohten Rasse einen Wohlgebilbeten,
Weiblichen Bastarb, ber aufwachseub bie Eselsgestalt
annahm, groher ausfiel als bie Mutter unb sich auher-
orbentlich ungelehrig erwies. Auf gleiche Art in Turin
cntsprungene Bastarbe lebten kurze Zeit. Ein in Paris
zwischen Zebra unb Pferb erzeugter, unreif geborener
Bastarb trug am Kopfe, beutlich erkenubar, bie Streifen
bes Zebra.
5. Der Dallw. (Equus Burchellii.) Fig. 792.
Reisenbe unb Naturforscher haben ben Dauiv lange
Zeit mit bem achten Zebra verwechselt; Statur unb