Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Piikljiuitcr.
Snugethiere.
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Grihe sind bel beibeit ziemlich biefelien. Der erstere isi
an den Schultern vhngefahr breizehn Hande hoch, Hat
einen fast cylindrischen Rumpf, starke Fsihe, schr ge-
wilbten Nacken, aufrecht stehende, kanimartige, fsiitf
Zoll hohe, schwarz und weih gestreiste Mahne, die
Ohren schmaler und Wenlger offen als das Zebra und
mit einem einfachen schwarzen Ouerstreiseit und weisier
Spitze gezeichnet, einen fast pferdeartigen und beinahe
bis zur Wurzel behaarten, 36 Zoll langen Schwanz,
schwarzliche Schnauze, dlah-hellbrauiien Kopf, Hals und
Rsicken, Weihen Bauch und Weihe Fsihe. Zahlreiche
schwarze Striche dilden auf dem Gesichte ovale Zeich-
nungen; sie erlangen an den Kinnladen grihere Breite,
stehen am Halse senkrecht, auf dem ubrigen Korper etwas
schief und sind auch unten gadelformig getheilt. Ueber
die Mitte des Ruckens lauft ein schwarzer, weih einge-
fasiter Langsstreif. Die Fsihe sind ohne alle Zeichnuiig,
die Hufe schwarz. Der deruhmte Jager Harris schreibi
der Stilte ein mit vier Zitzen versehenes Euter zu. Die
Jungen tragen die Zeichnung der Aeltern und unterschei-
den sich von denselben nur durch jugendliche Formen und
geringere Grihe.
Der Dauw bewohnt die Ebenen nirblich vom Gariep-
flusse und ist von da aus, viel weiter als je europaische
Reisende gedrungen sind, nach Jlorden verbreitet, indeni
der von Hamilton Smith unterschiedene Angola- oder
Congo-Dauw mit ihin zusammenfallen und keine elgene
'Art dilden durfte. Wahrscheinlich halt er sich auch in
den ssiblichen Granzlandern Abyssiniens auf, beim die
Hauptlinge der Gallas schmncken den Hals ihrer Pferde
mit Fransen, die aus Streifen von Mahnen des Dauw
zusammengesetzt sind. Nicht minder ist eg'ber Dauw
und nicht das Zebra, welches, nach den von Hoskins
mitgetheilten Beschreibuiigen der Araber, in der Wnste
oberhalb der fiinften Katarrakte des Nils, also etwa
unter dem 18° n. Br. gefunden wird. Der ssibasrikani-
fche Dauw bildet gleich den anderen Pferden ansehnliche
Heerden, bie von Zeit zu Zeit, jedoch nicht in regel-
mahigen Zwischenraumen, answanbern, sobalb bie Flsisse
unb Teiche ber grosien Binnenebenen villig versiechen.
Mit bem Wassermangel stirdt zugleich bie Vegetation
ab; bie von Hunger nnb Durst zugleich gegnalten
Schaaren von Antilopen, Zebra's unb anderen grosien
Saugethieren eilen besseren Gegendeit zu und fallen
endlich, verwustenden Stromen vergleichbar, in das be-
dauete Land, wo sie, die unablassigen Verfolgungen der
gesibtesten und rustigsten Jager nicht achtend, verweilen,
bis bie eingetretene Regenzeit ihneii bie Rsickkehr in bie
heimathlichen Wilbnisse geftattet. Der Dauw ist stark
unb mnskiilis gebauet unb finitte vielleichi dem Men-
schen iintzlich gemacht werden. Er laht sich ohne Schwie-
rigkeit dis zu einem gewiffen Grade zahmen, tind gele-
gentlich soli in Capstadi einer oder der andere mit einem
Neiter auf bem Rucken znm Verkaufe aiisgestellt zu
sehen sein. Jndefsen detrachten ihn erfahrene Eingeborene
sener Colonie keineswegs als so zuverlassig unb leitbar,
wie er auf den ersten Andlick erfcheinen mag, sondern
Hallen ibn fur tuckisch, boshaft und Widerspenstig. Eine
bemerkenswerthe Thatsache ist bie zwischen ben Dauws
unb Strauhen bestehende Geselligkeit; die letzteren sollen
oft mitten in den Heerdeir der Danws weiden, ohne
Belastigung zu erfahren. Fliehend vor dem Jager bieten
sie ein uberans schones Schauspiel. Jhre Fluchtigkeit
ist indesseil nicht grosi genug, um sie aus dem Bereiche
1 gulberittener Jager bringen zu finnen, die sie mit Spee-
reii zu erstechen pstegen. Die Eingeborenen schatzen das
Fleisch, welches sibrigens Burchell dem Pferbesteische
ganz ahnlich und daher einem europaischen Gaumen
toenig zusagend fand.
6. Das Quagga. (Equus Quagga.) Fig. 790, 791.
Das Quagga nShert sich dem Pferde durch Form
unb Verhaltnisse der Kirpertheile, burch leichtere Ge-
stalt, kleineren Kopf unb Ohren, desitzt aber den Schwan;
des Esels. Es kininit einem Pferde von mittler Grisie
gleich, hat an ben Schultern ohngefahr vier Fuh Hihe,
dleibt aber Hinter bem Dauw an Schinheit und Zierlich-
keit weit zuriick. Die Grundfarbe des Felles ist braun,
dnnkler am Kopfe und dem Halse, heller auf dem Rucken,
Kreuz, den Rippen unb Hanken ; ber Bauch, bie innere
Seite ber Schenkel und die Schwanzhaare sind reinweisi ;
lider den fchwarzbraunen Kopf und Hals lansen grau-
weisie Streifen, die hiiiundwieber in bas Rithliche
ziehen, auf der Stirn, der Nase unb ben Schlafen
schmal unb gerabe sinb, auf ben Wangen unb bem Uii-
terkiefer guerlanfen unb zwischen Auge unb Munbwinkel
breieckige Zeichnungen Hervordringen. Am Halse stehen
zehn etwas schiefe Streifen, bie sich uder bie kurze, dsir-
stenformige unb ansrechte Mahne fortsetzen. Auf ber
Schulter verlieren bie Streifen immer mehr ihre bent-
liche Fardung nnb verschwinben ganz in ber Gegenb
bes Kreuzes. Ueder ben Rsicken nnb dis znm Schwanze
erstreckt sich ein schwarzer Streif, ber an bie Verwanbt-
schaft mit bem Esel erinnert. Die Stille iinlerscheibet
sich in ber Fardung nicht von dem Hengste, den man,
der verwascheneii Streifen toegen und nach unvollkom-
menen Fellen iirtheilenb, in Europa langere Zeit fsir die
State des viel bunteren Zebra angesehen Hat. Das
Vaterland des Quagga ist gleichfalls Ssidasrika; vor-
zugsiveis bewohnt es die weiten, nach Norden an den
Orangeflusi granzenden Ebenen, die siberhaupt Unzah-
fen von grihen Saugethieren ernahren. In Sitten steht
es dem Zebra nach, obgleich es bieses vermeidet unb
keins in ben einzelnen Heerden buldet. Ein eigentliches
Wiehern laht es niemals hiren, allein anstalt besselden
einen ranhen, oft wiederholten Schrei, ber von Einigen
ben Sylden Quah — guah, von Anbern bem Morte
Quacha verglichen wirb unb ben Namen ber Art erklart.
Unter ben gestreisten Pferben ist wahrscheinlich das
Quagga itoch am ersten zur Zahmung fahig. Die
Baltern der Capcolonie soklen isters gelungene Ver-
stiche gemacht und solche Thiere sogar znm Zitge adge-
richtel haden; in London Hat man lange Zeit ein bem
dekannlen Sherifs Parkins gehirendes Paar gesehen,
welches, an einen leichten Phaelon gespanni, eden so
schnell und ansdauernd lies, eden so viele Gelehrigkeit
unb Leitdarkeit durch Zsigel unb Gedisi dewies wie ge-
wihnliche Pferde. Nach anderen, bie grihte Wahr-
scheinlichkeit fsir sich Hadenben Berichten weichen sie
■ inbessen Hinsichilich bes Charaklers von ben beschriede-
nen Verwanbten nicht ab, sind tsickisch, unbestandig, un-
znverlassig unb fahig, wetin sible Laiiite sie ergreift, bas
Geschirr zu zertriimmern unb burch Beisien unb Aus-
schlagen Alles aus ihrer Nahe zu vertreiben. Die
Bauern von Ssibafrika erziehen sie gern unter ben ge-
wihnlichen Heerben, weil sie, muthiger unb wilber als
biefe, auf Hyanen unb anbere Ranbthiere losgehen, biese
vertreiben unb soiiiil bie muthloseren Hausthiere schsitzen.
Es scheint sibrigens bas Quagga in ber Fardung debeu-
lenben Wechselii nnterworfen zu sein, Weitit anbers das
von Vaillant im Lande der Namagnas gesehene, isabell-
gelbe, ganz ungestreifte Zebra nicht eine besonbere, noch
ungekannie Art darftelll. Das britische Museum in
London hat lange nach Vaillaitt's Zeiten ein Fell uitbe-
kannlen Ursprungs erhalten, welches mat: auf senes
zweifelhafte Zebra oder Quagga bezog. Es gehirte
einem Hengste an, der kleiner als ein Quagga war, villig
weisie Nase, Ohren und Mahne Halte, ist durchans von
ledergelber Farde, am Kopf und Mangen undeuflich
braitii gestreist und tragt auf Hals, Nacken, Rsicken und
Kreuz eine Menge senkrecht gesiellter, kiirzer, nicht
schwarzer, sondern reinweisier Streifen. Der Meinung,
dah diese ungewihnliche Farbung aus hohem Alter ent-
standeu oder Zeichen eines Albino's sei, widerspricht das
ganze von Kraftigkeit zeugende Ansehen des Thieres
und die reinschwarzen Fesseln und Huse, die 6et einem
Albino nothtoenbig ireip getvesen sein tourben.
3li den Pachybermen sinb wahrscheinlich einige vor-
weltliche Gattnngen zu rechnen, beren Stelluttg bish^
noch streitig blieb. Sie scheinen einer in der Jetztwelt
durchans nicht reprasentirten Gruppe anzugehiren tind
zwischen die Walthiere unb Dickhauter zu passen, na-
mentlich ben Manati's verwandt gewesen zu sein und
vielleicht nicht entfernt von bem Tapir gestanben zn
Haben. Von keiner ist ein vollstandiges Skelett vorhan-
den, unb daher haden sie den mit fossilen Knochen sich
beschaftigenben Zoologen einen reichen Stoff geboten zur
Uebuitg des Scharfsinnes und zur Anwendung physio-
logisch - aitaiontischer Lehrsatze auf die Deutung tiitvoll-
kommener Ueberreste. Zu ben interessantesten bieser
erloschenen Thiergattungen gehirt bie von Kanp ent-
beckte unb mit bem Namen Dinotherium (Fig. 793.
dis 800.) belegte. Der Schabel (Fig. 795.) bieses unge-
wihnlich gedilbeten Thieres miht brei Fuh in ber Lange
unb tvarb, mit Resten vorweltlicher Tapir, Pferbe, Rhi-
noceros, Mastodon, Schweine, Liwen, Baren, Viel-
frasie tt. a. untermengt, in ben tertiaren Bobenschichten
bei Eppelsheiin, unfern Mainz, ausgefunben; Trsimmer
bes Dinotherium ftitb spater auch dei Orthes am Fupe
ber Pyrenaen in tertiaren Kalkbilbungen ausgegraben
worbett. Die Nasenhihle (Fig. 796.) ist von ungemein
grohent Umfange, liegt hoch oden, ein Bau, ber eden so
bei alfen im Masser ledenden Saugethieren vorkimmt;
bie Hihle ist mit weiter vorragenben Nasenknochen uni-
geden wie an bem rsisseltragenben Tapir unb ben Ver-
wanbten besselden. Die Augenhihlen nehmen Wenigen
Raum ein, um so griher sind aber bie Schlasengrubett,
von welcher man attf gewaltige Kanmuskeln schliehen
muh. Obere Vorderzahne tind Eckzahne haben gesehlt;
Backenzahne waren siberall funf, also zusammen zwan-
zig, vorhanden (Fig. 797.800.); sie waren von doppelter
Beschaffenheit, ber vorderfte schneibenb, bie sidrigen mit
Querhsigeln versehen. Attt Spnberdarsten ist ber Unter-
kiefer (Fig. 799.) gedilbet, inbent er am berberen Ratibe
zwei ungeheure Vorderzahne (Stohzahne) tragt, bie, in
ettisprecheitb gerauniige nnb tiefe Zellett ober Zahnbetten
eiitgepslanzi, nach unten gerichtet unb sanst rsickwartsge-
dogeti stehen. Skeletttheile, bie ganz undestreitbar zu
bieseiti Schabel gehiren, sind noch nicht gefunden wor-
den, benn ein Schulterdlatt unb ganz gewaltige Krallett,
bie man in ber Nahe aufgrud, unb welche Kanp auf bas
Dinotherium bezog, sinb von Citvier nnb tutberen For-
schern fur Reste eines noch itnbekanitten, den Schtippen-
thieren verwandten Riesenthieres ber Vorwelt erklart
worbett. Die Bilbnng des Hinterhaiiptes (Fig. 795. 797.
798.) bentet an, dah der Schadel in geradliniger Fort-
legung an der Wirbelsaule beststigt gewesen sei, also sich
verhalten hade wie bei affen im Masser ledenden Sauge-
thieren, tvahrend bei Landsangethieren die lange Are
des Schadels zur Wirbelsaule allezeit einen Winkel bil-
det und hierdurch die Stellung des Kopfes eine ganz
andere wird. Die vorragenden Nasenknochen haben kei-
nen Rsissel, sondern vermuthlich nur eine plumpe flei-
schige Schnauze unterftsitzt. Die aus dem Durchmeffer
der Schlafengriiben sich ergebenben gewaltigen Hebemus-
keln des Unterkiefers dienten nicht affetn beint Kanen,
sondern sie waren auch utteiitbehtlich bei Anwendung
ber wuttderbar nach unten gefrummten Vorderzahne,
bie nach Maahgabe ihrer Richtung wohl kaum als
Waffen, inbessen zu zwei ganz anberen Ztvecken bienen
konnten. So tvie das unbehilsliche Waltoh, mitcels der
grohen, krummen Eckzahne des Oberkiesers sich fest att-
Hakend, seinen gewichtigen Kirper aus dem Masser tind
auf das Festland zieht, so mag auch das Dinotherium
seiiier unteren Vorderzahne sich bedient haben. Wahr-
scheinlich wiirden biefe auherbem ttoch wie grohe Rechen
angewenbet, um die Murzeln ober Stengel ber Wasser-
pflanzen vom Boben zu lifen, welche bas wesentliche
Flitter ausmachten, unb enblich migen sie usitzliche An-
ker gewesen sein, um ben fchweren Korper in Strimuti-
gen zu befestigeit. Da bie Knochen bes Skeletts vor ber