Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugethiere.
tlnnite cørlnuitg.
Gras fallt in ten Pausen, ter tein Kropfe ter Pogel
Hinsichtlich seiner Bestiinmung verglichen iverten mug,
unt erfahrt oorr eine erste oter Vorvertauung. Nach
Beentigung terselben tritt tie Nothiventigkeit ciiter er-
neueten unt genaueren Zerkleinerttng turch tie Zahne
unt nochinaliger Vermischung mit lem Speichel etn.
Jetzt leginnt las Geschæft tes Wieterkauens, melchem
sich tie Thiere nur int Ziistante ter Rtihe unterziehen.
Trotz aller Forschungeit, nitter tvelchen tiejenigen tes
franzostschen Phhsiologeit Flonrens turch Umfaug unt
Gruntlichkeit sich ausjeichnen, kennt man ten Verlanf
jenes Geschaftes noch nicht in allen Eiitzelitheiten. Am
Wahrscheinlichsten ist es, tast Pausen nnt Netzmagen
sich znsammenziehen unt tas Halbvertanete Flitter gegen
ten geschlossenen Spalt ter Schlnntrinne trangen, ter
sich ostnet, eiiteit Theil absondert nnt sich tann luielerunt
schliegt. Dnrch murmsormige Hin- unt Herbewegung
tes niitersten Theiles ter Speiserohre murle tieser Bis-
sen eine kugelformige Gestalt erhalten unt mittels einer
ler gemohitlichen entgegengesetzten Zitsantmenziehung ler
eigentlichen Speiserohre Heraufgetrieben, nicht krampfig,
mie bei tem Erbrechen, Herausgemurgt werleit. Das
znm zweiten Male lurchkanete Futter gleicht einent dint-
uen Brei unt gleitet, wie ermahnt, als solcher in tie
Hinteren oler unteren Alagenabtheilungen, 1o o tie zweite,
mehr chentische Vertanung beginnt. Da las junge, von
ler Muttenuilch sich nahrente Thier kein festes Futter
geniegt, so ist in jetter Lebensperiode ler Pausen meit
kleiner als ler Laabntagen unt erlangt sein normales
Perlmttnig erst spater in lem Mange, mie eine Art von
Nahruug mit ter aitleren gralmeis gemechselt miri.
Ebenso, mie turch tie eigenthumliche Structur tes Ma-
gens gesorgt ist fur pollkommenere Vertanung tes an
Nahrnngsstoffen nicht reichen Futters, so sint anch int
Darntkanal Vorkehrungen getroffen znr ferneren Er-
reichnug tesselben ZmeckeS. Unter allen Thieren Halen
Wieterkaner len langsten Darntkanal; er ist niemals
kurzer als tie elf Mal genommene Korperlange, bei
einigen Wiederkauern sogar zmeiundztvanzig bis vier-
uulzwauzig Mal langer alS ler Korper. Nothmenlig
ning ans lem Futter tvahreud so verlangerten Durch-
ganges alles vom Orgauismus irgeni Vermentbare aus-
gesogeu rnerten. Mit tieser vollkontmenen Ernahrung
Hangt naturgentag tie starke Milch- nul Fettabsonterung
znsantnteti, melche tie Wieterkaner zu len schatzbarsten
Hansthieren erheben. Jhr Fett (Talg) unterscheitet sich
von lentjenigen aller anleren Thiere lalurch, lag es
einen Hohen Grat von Festigkeit erlangt.
Die Sinne ler Thiere tieser Orinung steheit ans
einer Hohereit Stuse ler Entmickelung. Von lent scho-
iieit Auge ler Gazelle sprachen von jeher tie arabischen
Dichter mit Beivunderung; mie anslrucksvoll las Ange
les Hirsches sei, meig Jelerntaun. Sellst am gemeinhin
fur lumiit erklarten Ochsen ist las Auge nicht unbedeu-
tend; es sieht fast aus, als zeuge es von Nachlenken.
Eigenthumlich ist ubrigens ten Wielerkauern eine fast
ovale, quergesteilte Pupille. Das augere Ohr ist ttteh-
rentheils lang, fehr bemeglich unt bei jelent Gerauschein
Thatigkeit; tie Scharfe tes Hotsinnes ergiebt sich ans
ler schlennigen Flncht, melche ler mehrlofere Wieder-
kaner ergreift, sobald er einen vertachtigen Latit vernimmt.
Oberlippe, Oiasenscheidemand tint Ranler ler Nasenlo-
cher verbiitlen sich zu einent trustgen, unbehaarten, int-
mer fetichten Kissen, lem eben so mie ten Lippeit ein fei-
ner Tastsiun iumohnt. Wie scharf unt bis zn melchen
Eutfernnugen reicheul las Witteruugsvermogeu sei, leh-
ren tie nier Hirsche tint Gemsen vorliegenten alltag-
lichen Jagererfahrungeu. Die Ztinge ist in einigen
Gattungen breit, grog uno iveich, mit kurzen unt ein-
fachen Warzchen besetzt nnt tann gemohitliches Schmeck-
merkzeng; in anleren i st sie Hart, meniger ein Sinites-
organ als mechanisches Werkzeug bei lem Fressen; bei
ter Giraffe erreicht sie tie grogte Lange nnt erfiillt tie
Bestimmung tes Greifens. Schmeck- nnt Riechsinn
ftiegen mahrscheinlich ilb vielen Fallen znsammeit ooer
vertreten sich gegenfeitig; es i ft nicht glaublich, tag tie
frefsente Kuh tie Giftigkeit gemisser Kranter, tie sie
uitberuhrt stehen lagt, turch ten Geschmack ersorsche/
ler Geruch, vielleicht selbst eine gemisse mit lem Tastsinn
vermantte nul uns freutle Sinnesthatigkeit, tie in ten
Lippeit unt ler Nase ihreit Sitz hat, vermitteln las Er-
keitnen ter lunt turch einanter machsenleit Pflauzen.
Das Hirn steht zn ter Masse les ubrigen Korpers in
meit ungunstigetein Verhaltnisse als bei len Saugethie-
ren hoherer Ordniingen; es ist klein zn nennen nnt in
mehreren Hinsichten von einfacher Striictur. Int Gan-
zen ntogen Wieterkaner mohl fur etmas beschrankte
Thiere gehalten rnerten, inlessen vertienen nur menige
len Pormurf mirklicher Dunimheit, ter las Hansschaaf
trifft, melches, ohne Muth, Scharssinn unt Hohere Er-
ziehbarkeit, mohl nur turch meuschlichen Einstng entar-
tete tint lent naturlich mehr begunstigten milten Stamme
unahnlich mart. Mit ler korperlichen Gestalt steht ge-
rale in tieser Orinung iie psychische Ansrustnug in
einent vorzugsmeis lentlichen Verhaltnisse. Die leicht
gebaueten, znnt Springen oder znm Gange anf schmin-
lelnleit Hoheit besoudets besahigten Ziegen und Anti-
lopen sint lebhaft, kuhit, mnthmillig unt listig; tie
schmerfalligen Rinier haben von allen liesen Eigenschaf-
ten keine, besitzen aber vieles Phlegma, nehinen sich ernst
unt gleichgiltig, sint aber anch int Gefuhle ler Krast
ler furchtbursten Ausbruche fahig unt verharren tint fo
langer int Zustante ler muthenden Verblendung, je star-
kere nnt anhaltentere Reizungen erforlerlich sint, unt
sie in jenen zn verfetzen. Die Allen naturliche Gesellig-
keit inacht sie meiftens zu leicht zahmbaren nnt lem
Menschen gelullig sich nntermerfenlen Geschopfen, mel-
chen es nicht einfallt, ihre gemaltigen Krafte znr Ab-
fchutteluitg tes trucfenten Joches auzumenteu. Sie
gehorchen, sint bis zn einent gemisfen Grate znr Llbrich-
tiing fahig, gemohnen sich vollstanlig nit ten Menschen,
initerscheiten Warter unt sonstige Bekannte von Frent-
leii, e'.tmickeln aber niemals Anhauglichkeit oler mirkliche
Trette. Man mug sie fur tie lem Menschen nutzlichsten
Thiere erklaren, menn man ermagt, melche Vortheile sie,
somohl int milten als anch int zahinen Znstanle, ge-
mahren. Fast kein Theil ihres Korpers ist ohne An-
menobarkeit sur irgeni eine Art technischer oler okono-
mischer Zmecke; sie ziehen niti tragen Lasten, sint leichter
511 ernahreii tint meniger Krankheiten untermorfen als
las Pferl, passen sich ten verschielensten Klimaten an
unt halen eine beletitenle Lebenstaiier. Zahmnug tint
Ziicht ler Wieterkaner bezeichnet in ler Geschichte der
Volker tie Zeit, mo tie Rohheit tes vereinsamten Lebens
schmintet, Gesellschaften zusamntentreten nnt tie ersten
Grundlagen knuftiger Staaten gelegt rnerten. Der Ver-
mehritug ler Heerten stehen nur la mirkliche Schmie-
rilfkeiten entgegen, mo Wassermangel oler ler sehr talte
Himmelsstrich len Pstanzenmuchs beschranken oler ganz
unmoglich machen, lenn einzelne Arten ler fur tins 10
ungentein michtigen Wieterkaner sint von ter Natur be-
fahigt, selbst unter ten ungunstigsten Verhaltiiissen ans-
zulanern, unt geteihen nicht, mo ein milteres Klima
herrscht nnt ler Bolen tie reichlichste Nahruug larbietet.
Das Renuthier gehort zu tiefeu; es billet len Reich-
thurn vieler arktischen Volker, tie ohne solchen Besitz
nicht aus lem Znstanle ler Rohheit unt tes Mangels
getreten maren, melcher tie minier begunstigten antark-
tischeu Feuerlander urnfangt. Somohl tie zahnien als
tie milten Wieterkaner zeichnen turch Fruchtbarkeit sich
ans, tie mit lem Ueterftuffe nit einer muhelos zu erlan-
geulen Nahruug in Verbintung steht tint festen, turch
kunstliche Pstege allertings etmas abzuanlernlen Ge-
fetzen untermorfen i ft. Die geschlechtliche Erregung i ft
bei allen an bestimmte Perioden geknupst unt fallt in
jetem Klima in tiejenigen Monate, melche ler Entmicke-
lnitg ler Pstauzentvelt am Gunstigsten sint. Sie miri
nicht felten turch augere Erscheinnugen begleitet, mie
turch LLielerersetzuitg ler einige Zeit vorher algemor-
feuen Gemeihe oler turch Verlaugerung ler Hornigen
Scheiten, melche tie augere Halfte ler hohlen Horner
aitsntacheii. An Gattungen mit unbemehrter Stim tritt
tann Abfonterung eigeuthumlicher Fenchtigkeiten ein,
tie gemeinlich turch ftarken Geruch, menn anch nicht
immer fo fehr mie ant Moschusthiere, sich auszeichnen.
Selteu mirt mehr als ein Junges als Frucht tiefer Pe-
riole geboren. Man bemerkt ubrigens, lag unter jelent
Himmelsstriche tie Gebnrt in tie freuntlichste nnt an
Nahruug reichste Jahreszeit fallt. Die Mutter nehinen
sich ler Nachkommen, tie sehr lait ihre Glieter zn ge-
brauchen int Stante sint, mit groger Zartlichkeit an
unt fangen fte zientlich lange Zeit turch Euter, tie stets
zmischen ten Hinterfugen gelegen nnt mit vier bis funf
Zitzen versehen sint. Anch tie schmacheren nnt mehrlofe-
ren verlieren ihre Furcht unt Mnthlosigkeit, so lange
sie von lent noch Hilfsbelurftigen Jungen begleitet iver-
len, entlecken mit ungemvhnlichem Scharssinne tie
Irohenlen Gefahren, treten liesen kuhn entgegen unt
kantpsen, menu ihnen tie nothige Kraft zu Gebote steht,
mit mahrhaft fnrchtbarer Wtith gegen jeten, menn anch
ubermstchtigen Feinl.
Mit Ausnahme von Neuhollanl unt vielen Jiiseln
ler Sulfee reicht tie geographifche Verbreitung ter Wie-
derkauer uler ten ganzen betvohubaren Erdkreis. Die
Alehrzahl ler Arten gehort zn len grogen Familien ler
Hirsche unt ler Antilopen. Die erste tieser Familien ist
in Julien nnt Amerika vorzuglich artenreich, tie letztere
fann man als mesentlich afrikanische betrachten; jene
gefallt sich in schattigen Waldern, sucht len Schatten
unt tritt nur tes Åbents hervor ans offene Wiesen, tiese
levolkert in nnzahlbaren Schaaren laumlose Grasftep-
pen unt scheint tie Hitze les senkrechten Sonnenstrahles
nicht zn fuhlen. Beile Familien finte zmar anch in
Europa vertreten, allein theils sint tie Arten nicht zahl-
reich, theils erhalten sie sich nur als sorgfaltig gehegte
mil gep stegte Jagtthiere, tie ohne solche Vorforge in
ubervolkerten Lantern seit germaner Zeit verschmunleit
sein murten. Die anleren Familien legreifen viel meni-
ger Arten, sint aber fur ten Menschen gerate tie tvich-
tigften unt nutzlichsten. Die uber Afrika, Julien unt
tie Aiites verbreitete kleine Gruppe ter Kameele enthalt
znm Theil Thiere, tie man nur als gezahntte kennt, unt
leren Ursprung unt Urstamin in unseren Zeiten keine
Forschung nachzumeisen vermag. Ganz isolirt unt in
threr abenteuerlichen Fortit ihres munterreicheu Welt-
theils murlig, erscheint tie Giraste als Bemohuerin eines
Theiles von Afrika. Die Gattungen ler Schaafe unt
Ziegen sint ziemlich gleichmagig nber Asien, Afrika unt
Amerika verbreitet; tie mit laitgem Haar unt feiner
Wolle verseheneit sint mehrentheils in len Alpenlaniern
Asiens Heimisch. Von ten fur tie Lanlmirthschaft
uberall fo michtigen Ochsen leben ztvei in Amerika, einer
in Afrika, tie ubrigen, zahlreicheren unt zum Theil seit
alten Zeiten gezahmten int marineren Asien, lem Lante,
lem mir tie Mehrzahl unferer Hausthiere unt Cultur-
pstanzen verlanken.
Die fystematische Eintheilung ter ganzen Orinung
beruht anf lent Mangel oter lem Vorhanlenfein, enl-
lich auf Befchaffenheit ler Horner. Die Gattungen sint
mit Ausnahme ter Schaafe unt Ziegen leicht zu lesiniren
unt ftellen taher ler fystematischen Anortnung keine
erheblichen Schivierigkeiten entgegen. Die Arten sint
theils auf besontere, von len Hbruern oler Gemeihen
largebotene Kennzeichen, theils auf Farbung, eigenthum-
licheit Haarfchmuck u. f. m. begrundet und nur in der
Familie der Hirsche etmas schmerer erkeunbar.
Erste Familie.
Ungehornte Wiederkauer.
I. Kamecl. (Camelus.)
Gattungscharakter: Vorderzahne schneidend,
olien ztvei, nitten sechs ; Eckzahne kegelformig, einer uberall;