Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Wiebcrkatter.
S'ciugethicre.
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eittweber auf Reisen oder auf Bergiveiben, die ost in der
Nahe des elvigen Schnees sich befinden und ihnen ohne
Aufsicht eines Hirten uberlafsen werden. Beladen følgen
fie iin langen Znge einem mit Glocke und Banderschmucke
ausgezeichneten Leillhiere, teisten aber storrischen Wider-
stand, sturzen nieber, rollen fich Herum und enrledigen stch
der Ladung, wenn man sie zu sehr beschwert oder fle durch
Schlage zu ungewohnlichen Leistungen anzutreiben sucht.
Der Zahmung des wilden Guanaco Haben »vahrscheinlich
keine Schlvierigkeilen entgegengestanden, da der Charakter
defselben mild und furchtsam ist, allein das seit vielen
Generationen in Abhangigkeil vom Menschen geborene
und aufge»vachsene Lama ist von seinem Vorbilbe abge-
wichen, launenhast, reizbar und rachsuchlig. Bei der
geringsten Veranlassung ivirft es seinen ubelriechenden
Speichel auf den Menschen, den es nicht furchtet, sondern
von hinten durch Bisse oder durch Schlage mit den Vor-
berfuhen anfallt, Wenn es sich beleidigt meint oder plotz-
liche Anwandlungen von ubler Laune empfindet. Das
Fleisch gleicht einigermaasien dem Schaafsteische und bie-
tet mindestens der niedrigsten und armsten Classe der pe-
ruanischen Gebirgsbewohner eine angenehme Nahrung.
Die Kunst des Webens mit der Vollkommenheit, wie sie
allerdings zeitraubend und muhsam von den Unterthanen
der Jneas betrieben wurde, ist verloren gegangen, und
gegentoarlig verfertigt man aus Lamawolle nur sehr grobe,
zur Ausfuhr ungeeignete Stoffe.
Das wilde Guanaco miht in der Lange 5% Fuh und
steht an den Schultern gegen 3 Fuh Hoch. Der Hals
ist lang, etwas gekrummt, der Rucken fast wagerecht, das
Kreuz toenig erhohl, die Weichengegend auflerordentlich
zusammengezogen. Die Behaarung ist lang und dicht
und doppelter Art; zunachst der Haut steht kurzere, Halb-
filzige, blahrostgelbeWolle, tvelche am Rucken, an den Sei-
ten, dem Unterhals und ben oberen Theilen der Glieder
durch 4—5 Zoll langes, schlichtes, dunnerstehendes, toei-
ches, lebhaft rostbraunes Haar bedeckt toird. Vorderhals,
Kopf, untere Halfle der Fuhe sind kurzer behaart und fast
ohne alle Grundtoolle. Der Schivanz toird horizontal ge-
tragen und mitzt gegen acht Zoll in der Lange. Jm Gan-
zen erscheint das toilde Guanaco braunroth, doch ist die
Hellere, an der Stirne und im Geflchte in das Schivarzliche
ubergehende Farbung des. Halses und Kopfes selbst aus
der Ferne erkennbar. Spielarten scheinen gar nicht vor-
zukommen, sind aber am Lama um so getoohnlicher, toel-
ches uberdiep durch das Leben im zahinen Zustande die
das Guanaco auszeichnende Leichtigkeit und Zierlichkeit
der Formen verloren Hat, an Grose demselben jedoch
gleich geblieben ist. Man sindet braune mit toeihen
Flecken, ganz schwarze, aber auch ganz toeihe (Fig. 844.
845.), schwarz und toeih gefleckte, uberhaupt fast eben so
viel Mannichfaltigkeit in der Farbung, »vie an dem zah-
men Rindvieh und ungleich mehr als an Schaafen. Das
Haar Hat bei einigen Schlagen an Feinheit gelvoniten, bei
anderen verloren. Zu den Spielarten mit verfeinerter
Wolle gehort uuztoeifelhaft das Alpaca (Fig. 847.848.),
toelches man zur eigentlichen Species mit Unrechl erhoben
hat, iudem einntnl ein toildes Stammthier desselben nir-
gends vorkommt, andererseits aber in Peru alle Abstn-
fungeil vom rauhhaarigen, Lasten tragenden Lama des
Jndiers bis zu den seidenhaarigen Alpaca's toohlhabender
Landbesttzer nachzutoeisen sind. Es verhalt sich mit die-
sen Thieren toie mit ben Schaafen in Europa, bie boch
Niemaub in besonbere Species zu zerfalleit unternimmt,
obgleich bas feine Merinoschaaf und bas kleine, ganz un-
verebelte Schaaf mancher abgelegenen Haibelanber ben
Hochsten Grab gegenseitiger Unahnlichkeit erreichen. Un-
femitnip bieser verschiebenen, je nach ben Provinzen ober
ben Lanbgutern toechselnben Verfeinerungsstufen unb bie
in Peru selbst burchaus vernachlassigte Viehzucht unb ba=
Her entstehenbe Unkenutnisi ber Verkaufer haben jene
Ztoeifel unb Streitigkeiten im Hanbel unb in ber Wissen-
schaft Europa's veranlast, bie mit der ersten Einfuhrung
sogenannter Alpaca's begannen unb noch jetzt ihre Enb-
schaft nicht erreicht haben. Alpaca's stub Lama's einer
ebe(n, in ihrer Hochsten Vollkommenheit selbst in Peru
nicht haufigen Rasse unb burften wahrscheinlich nach
Europa felten lebenb gebracht toorben fein, inbem bie
mit biefent Namen belegten, zumal von Arica, an ber
peruanischen Kuste, nach Englanb unb von ba nach
Deutschtanb gebrachten Thiere in ber Regel nichtS mehr
unb nichts toeniger finb, als ein feinhaariger Mittelschlag
von Lama's. Die achten Alpaca's gleichen an Grohe bem
toilben Guanaco, sinb von fahlbrauner Farbung unb im
Wesentlichen baburch unterschieben, bah ihnen bas lange,
schlichte Oberhaar ganz fehlt, hingegen ihr Grunbhaar
so unigestaltet unb so enttoickelt ist, bah es,, wie bei ben
feinften Merino's, in Gestalt fingerbicker unb spannenlan-
ger, bicht neben einanber stehenben Flechten uber Rucken,
Seiten unb Unterhals gerabe Herabfallt. Diese Wolle
ist als Hanbelsgegenstanb toohlbekannt unb toirb aus
Peru, jetzt auch aus bem norblichen Chile in ansehulichen
Mengen nach Europa verschifft unb ihrer seibenartigen
Feinheit unb ihres metallischen Glanzes toegen besonbers
in Schottlanb zu Shatols unb ahnlichen Stoffen verwebt.
Ob bie Acclimatisirung ber achten Alpaca's im norblichen
Europa so gar leicht sein burfte, toie sie von enthusiasti-
schen Lanbtoirthen geschilbert toorben, mag mit Recht
beztoeifelt toerben. Geringere Rafsen, benen man aber
ben Namen ber Alpaca's beilegt, haben sich ztoar in Eng-
lanb unb auch in Deutschlanb vermehrt, inbessen burchaus
nicht in sehr gunstigem Verhaltnifse. Eine ber unaus-
hhrlich toechselnben Regierungen bes peruanischen Frei-
staats Hat 1846 bie Ausfuhr lebenber Alpaca's gerabezu
verboten, um bem Laube ben Hanbel mit einem seiner
uberhaupt nicht zahlreichen Erzeugnisse unverkummert zu
erhalten.
2. Tie Vieuna. (Auchenia Vici^a.) Fig. 849. 850.
Die Viculla erreicht an Grohe toeber bas Guanaco
noch eine von ben zahmen Spielarten bestelben unb ist
uberhaupt feiner gebauet. Sie hat bunnere Fuhe, einen
langen, schtocmenartigen Hals, eine breite, minber vor-
ragenbe Stirn, kurzen Kopf, schmale Schnauze, grohe
Augen unb lange Ohren. Der Korper miht in ber Lange
4% Fuh, ber Schwanz 10 Zoll, bas Ohr 4 Zoll ; bie
Hohe an ben Schultern betragt 2% Fuh, am Kreuze 2
Fus 6 Zoll. Den grohten Theil bes Korpers bebedt eine
sehr feine, Weiche, seibenartig glanzenbe, rothlichbraune,
an ben Oberarmen unb Oberschenkeln lebergelbe, 1—3
Zoll lange Wolle; langeres Haar fehlt fast ganz; ber Utt-
terfuh ist glatt unb kurz behaart, Bauch unb Jmienseite
ber Schenkel vollig nackt. Die Vicuna's betoohnen in
kleinen Heerben bie hochsten unb untoirthbarsten ber
Schneelinie genaherten Regionen ber Corbillera bes norb-
lichen Chile unb Bolivia's unb erinnern in ihren Sitten
an bie europaischen Gemsen. Sie sinb eben so stuchtig,
eben so fahig, auf ben untoegsamsten Felsen, toohin ihnen
kein Jager zu folgen verntag, Sicherheit zu finben, unb
nicht minber schett unb toachsam. Dennoch'toerben all-
jahrlich soviele von ben geubten Jnbiern, bie mit ber 3ngb
sich abgeben, getobtet, bah man ihre Ausrottuiig ernstlich
zn befurchten begonnen Hat. Der Eingeborene jener
Lattber, too man Jagbgesetze nicht kentti, fittbei es begne-
mer, bie Vicuna's in ihren Gebirgen aufzusuchen, unb toill
lieber Entbehrungen eriragett unb grohe Gefahren lausen,
als ben Versuch ber Zahmung machett, ber toahrscheinlich
eben so gelittgen tofirbe, toie ber in alten Zeitett mit bett
Guauaco's unternommene. Man schatzt bie Wolle in
Peru ziemlich hoch unb verarbeitet sie an Ort unb Stelle
theils zu Huten, theils zu feineren Winterzeugen. Im
europaischen Hattbel erscheint sie nur in geringen Men-
gen. Lebenbe Vicuna's sinb nicht oft nach Europa ge-
bracht toorben; selbst in Peru gehoren zahme zu bett Sel-
tenheiten, obgleich sie sich burch Anhanglichkeit an ben
Menschen, bie Zierlichkeit ber Gestalt unb ben lebhaftett,
von Klugheit zeugenben Aitsbruck bes Auges zu Hatts-
thieren empfehlen.
III. Giraffe. (Camelopardalis.)
Gattungscharakter: Vorberzahtte obett keitte,
unten acht schneibenbe; Eckzahne fehlen; Backettzahne
burch toeitett Ztoischenrattm von bett Vorberzahnett ge-
trennt, uberall sechs, mit breiten, schmelzfaltigett Kronen
unb schiefer Kauflache. Kurze, mit ber behaartett Kopf-
haut fiberzogette Horner. Vorberfnhe viel hoher als bie
Hinteren, Huse gespalten, ohne Asterzehe. Hals sehr lang.
1. Die Giraffe. (Camelopardalis Giraffa.) Fig. 851 — 859.
Die Stellnng ber Giraffe in ber systematischen Reihe
ber Wieberkaner ist in mehr als einer Hinsicht eine ztoei-
felhafte. Halt man sich an bie anheren Kettnzeichen, so
toirb ittatt toegen ber halb vollenbeten unb niemals bie
Haut burchbrechenben Hortter jettetn tvunberbarett Thiere
eittett Platz an ber Spitze ber gehornten Wieberkaner att-
toeisen muffen unb in ihm ein Verbinbungsglieb ztoischen
biesen unb ben Kameelen erkemten, mit welchem es bie
unbehaarten Schtoielett an Brttst unb Knieett gentein Hat.
Anatomische Untersuchungen Hingegen lehrett, bah bie
Giraffe ztoischen Hirsch unb Antilope in ber Mitte steht,
bah aber auch anberen entfemteren Gruppen Hin Ver-
»vaubtschaft angebeutet fei. Wie bem auch sei, so tritt
bieses Thier in so besonberer Gestalt auf, bah Verivechse-
lungett mit anberen nicht moglich sinb unb man sich toohl
erklaren kattn, toarunr man lange Zeit Hinburch feine
Eristenz ableugnete, mit ber Natur unvertraglich unb
allein itt ber Phaiitasie roher Volker begrunbet glaubte.
Wetttt man auch in Europa felten Gelegenheit Hat, eine
Giraffe lebenb zu sehett, so erfullt boch schott ber Anblick
uttvollkommen ausgestopfter Haute mit Staunen. Matt
bettki untoillkurlich an jene Periobe unserer Erbe, in
toelcher Riesenthiere bie Oberflache bedeckten unb von ihr
unbestrittenen Besitz behaupteten, unb meint einen uber-
lebettben Zeugen jetter grohen Revolutionen zu sehen,
toelche nette, aber kleittere Geschlechter Hervorriesett. In
ber Gestalt ber Giraffe liegt ein Wiberspruch gegen alle
jene Gesetze bes Ebentttaahes ober ber Verhaltnifse, bie
toir als nothtoenbige ober boch als getoohnliche von ber
Mehrzahl ber vierfuhigen Saugethiere abnehmett. Der
Korper setzt in Vertvunberung burch bie mit bett langen
Fnhett in gar keinent Verhaltnifse stehenbe Kurze, burch
bie Hohe bes Wiberristes unb bie Niebrigkeit ber Krettz-
gegettb (Skelett Fig. 815.), unb um bas Bilb ber Nnre-
gelmahigkeit zu volletiben, tragt ber erstaunlich lange Hals
einen kleinen, feingebilbeten Kopf. Die Betoegtingett sinb
nicht toeniger sonberbar als bie Korpergestalt, benn in
Folge ber Kurze bes Rumpfes unb ber Lange ber Fuhe
treten bie Hinteren Fuhe bei jebettt Schritte in bie Spurett
ber vorberett, indessen etivas seitlicher, iveil sie im Hfist-
gelenke iveiter nach austoarts gerichtet stehett. Die Fuhe
berselben Seite heben sich gleichzeitig unb ivechseln in
bieser Art mit bem enlgegengesetzlett Paare, unb toahreitb
bieses ungeschickt aussehenbett Ganges toirb ber lange
Hals nicht gerabe aufgerichtet, sonbern in berselben Linie
mit bem schiefett, nach hinten sehr abhattgigett Rucken ge-
trageit. Die Giraffe ist inbessen toeber ein ungeschicktes
noch lattgsames Thier; sie bietet mehr als irgettb ein att-
beres eittett Hochst imposanten Anblick, toentt sie mit senk-
recht ausgestredtem Halse von Baumastett bas Laub ab-
iveibet unb babei ihr grohes, klttges Attge spahenb Hertttn-
streifen laht, unb lauft, toie Denhant erprobte, mit solcher
Schttelle, bah ber stiichtigste arabische Retttter ber Wt'tste
ihr kanin gleichkommt unb auf unebenent Boben sie ttie-
tttals einholt.
Die Giraffe Hat nuler allen bekaiinteit Saugelhieren
bie hochste Statur, benn sie tttihl stehettb bis zur Slirn-
hohe 18 — 19 Fuh. Auch burch ihre an bie gesteckten
Katzett erinuerube Farbung toeicht sie von allen Wieber-
kauern ab; benn bie kurz unb gleichmapig behaarte Haut
ist gelblich gratt unb mil verfchieben gestalteten, tttehr
ober toeniger bntikelbrantten Flecken gezeichttet, bie an
bem oberern Theile ber Fuhe unb am Kopfe an Utnfang
verlierett. Vom Widerriste bis auf ben Kopf lauft eine