ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
234 Saugethicre. tkunic VrdntltiK. kurze, aufredite MAhne. Der erstere ist von autzerordent- lid'er Hoste und verursacht fast allein die ungewohnliche Hoste des Vorbertheiles, die der Laie irrig von einer nidit vorhandenen, grogen Nngleichheit der Border- und Hin- terfutze ableiten zu mussen glaubi. Die sogenannten Kniee der Vordersuste haben vieten Umfang; im Hin- legen sinkt die Giraffe aus dieselben nieder und ninimt dann eine eben fo wenig begueme als zierliche Stellung an (Kig. 856.). Der ziemlich vier Futz lange Schwan; endet in eine starte Haarguaste. Der Kops verjungt sich gradweis zu einer ziemlich dunnen, durchaus behaarten Schnanze; die Oberlippe ist nicht gespalten, ragt uber die untere toeil vor, besttzt eben so viele Betoeglichkeit als Kraft und dient in Verbindung mit der Zunge zum Er- greifen des Kutters. Die letztere ist schwarz, cylinbrisch, tourmformig, sehr beweglich und gegen acht Zoll lang; sie fann nach Willkuhr noch mestr verlangert und um Aeste Herumgeschlungen toerben (Kig. 852. 853.) und dient, indem sie die Nahrung znm Munde fuhrt und tastet toie der Rufsel des Elephanten, ubertrifft diesen fogar noch als Organ des Schmedens. Ettoas rauhe, nur bei dem Gebrauche Hervortretende Warzchen machen, dast sie glatte Gegenstanbe mit ziemlicher Festigteit umfastt. Die fpaltformigen Nafenlocher tonnen nach Willkuhr geoffuet oder geschloffen toerben; bie Augen sinb grost unb ragen fotoeit vor, bast sie nicht nur, ohne eine Drehung bes Kopfes zu erheischen, ben ganzen Horizont, sonbern fogar rudtvarts liegenbe Gegenstanbe uberbliden tonnen, toie bie Ansicht bes Kopfes von hinten bieses betoeist (Fig. 855.). Sie flaben einen eigenthumlichen, man mochte fagen, geist- reichen Ausbruck, sinb fchtoarz unb glanzenb .unb eine toahre Zierbe bes Thieres. Thranengruben, toie bie Hir- fche besitzen, fehlen. Der Horsinn ist festr fcharf, bas austere Ohr grost, beweglich, zugefpitzt. Beibe Gefchlech- ter tragen auf ber Stirn brei fnochige Austouchfe, bie man nicht sur Horner im zoologifchen Sinne, fonbern fur ben nitteren Theil eines niclit zur Enitoidelung gelangten Ketoeihes ansehen must. Einer ber Ilnterfdnebe ztoischeu bem eigentlichen Horne, toie Od>s unb Schaaf es tragen, unb bent Getoeih bestehl in ber Vetbinbung beffelben mit bent barunter liegenben Stirnbeine enttoeber mittels einer Knochennath, bie nie volltommen verwachst, ober mittels einer Verlangerung bes Stirnbeines selbst zu eiuem Zapfen, ber bei Hirschen ber Rosenstock Heistt unb an feinent oberen Enbe bas bem Wechsel untertoorfene Getoeih tragt. Cuvier' Hielt sene Austouchse am Kopfe ber Giraffe fur eigentliche Horuer, toelchen nur bie burch bide, start behaarte Kopfhant angebeutete Hornscheibe fehle; Otoeu Hingegen erklart sie fur Rosenstode, toeil bie Nath, bie sie mit bem Stirnbeine verbinbet, mit ber Zeit verwachst, fo basi sie sidi bann ganz verhalten toie bei bem Hirsche. Ztvei biefer Horner stehen seitlich, bas britte in ber Nlitte bes Stirnbeines. Sie sinb 7—8 Zoll lang, oben platt, bleiben das ganze Leben Hinburch mit Hant uberzogen unb tragen obenauf einen Kranz starter, anf- recht stehenber Borsten. Die Giraffe bewohnt, auf einen verhaltnisiiuasiig engen Bezirk befchrankt, bie Ebenen bes mitileren unb fnblichen Afrika, von ber Subgranze ber Wnfte Sahara bis einige Grabe jenseits bes fnblichen Wenbekreises. In alten. Zeiten mag sie in Nubien Hanfig getoesen sein, unb Bail- lant fand sie nicht fern von den Granzen der Capcolonie. Sie gehort jetzt in beiden Landerit verhaltnisintastig zu den Seltenheiten. Jhr Naitte ist burch Verstummelung ans bem arabischen Zuraphahia ober Zirafet entstanden, toeld'er feinerseits von bent amharifchen Statumtvorte Zirataka entsprungen fein fod, toie minbestens Eiyntolo- gen behaupten. Getoohnlich Halt sie sidi in kleitteit Ge- fellfchafteit zu 4—8 Stud zufammen, die, nitter sich einig, nur einen Feind zu furchten Habett, den Lotoen, der, an den Fluffeu oder ttebeit deti Trinkplatzett laueriib, urplotz- lich auf bie arglos itabende springt, sie nicht toieder frei- lasit und mit Krallen und Zahnen zerfleischt, bis sie am Enbe eines rasenden Laufes, von Martern oder burch Blutverliist erschopst, niedersturzi unb stirbt. Niemals soll sie einen Latit ber Klage anSstosteit, vielmebr, toie bie Eiitgeborenen von Korbofan behaupten, voilig stniititt fein. Der englifche Reifenbe Gorbon machte eine Girasse burch einen Schusi unfahig, vom Bobeit toieber aufzuftehen; trotz ber fchnterzhafteit Wuiibe liest sie keinen Laut Horen. Zur Nahrung wahlt sie weniger bie ttiebrigen, krantartigen Pstanzen, bie bei ber grosten Hohe bes Vorberkorpers fditoer unb unbeguem zu erreichen fein tourbeit, als Zmeige von Baunten, nitter iveldien man eine in ben asrikanischen Wu- stett hattfige, feinblatterige Mimose (Acacia Giraffae), beren Dornen sie aber vertoirft, als Liebllugsfutter iiennt. Um Gras abzutoeiben, ist sie geztoungen, bie Vorberbeine weit anszuspreizen unb ben Hals bogenformig zu krummen ; sie vermag inbeffen biese unbegueme Stellung im Augenblide zu verlaffen unb bie Flucht zu ergreifen, sobalb irgenb Ettoas ihr Schreden einstostt. Gegenben, toeldie mit lichten unb zuganglichen Walbern bebedt sinb, giebt sie zum Aufenthalte ben Vorztig vor ganz offenen, obgleich sie vermvge ihrer Groste unb Schnelligkeit Angriffe von tinberen Thieren als bem- Lotoen nicht zu furchten Hat. Der franzosische Samntler Thibant, toelcher ber britischen zoologifchen Gesellschaft in Korbofan vier lebenbe Giraffen verschaffte, schilbert bie Berfolgung ber fliehenben als ein muhsames unb unsicheres Geschaft. Auf sehr tttt- ebeitem Bobett lauft sie schneller als alle anbere Thiere, springt mit ber Getoanbiheit ber Ziege an Abhangeu Hiit- ab, setzt uber bie toeiteften Spalten unb ist, vermoge ihrer Korperverhaltnisse, nttr bei bem Berganlaufen int Nach- theile unb mit Pferben einzuholen. Jhre Sprunge sinb nidit sdittell, aber 12 — 16 Fusi lang unb forbern baher sehr, muffen aber auf bie Datter ermuben, toeil sie mit einer penbelartigen Vor- unb Nudtoartsbiegung bes Hal- fes verbunben finb, ohne tvelche ber Schtverpunkt im Laufen verlorett gesten toitrbe. Die Araber finb ber Jagb auf Giraffen uKrigens leidenschaftlich ergeben, toeil fte ihitett Gelegenheit bietet, istre Pferde zu erproben unb bei gludlichem Erfolge eine reichliche Menge von Fleifch lie- fert, welches uberall als Lederbisfett gefchatzt toirb. Leicht vertvunbet ober in bie Enge getrieben, vertheibigt sich bie Giraffe burdi Hufschlage ber Border - und Hinterfuste, bie ft di mit unbefchreiblicher Sdmelle folgett unb, nach Vail- lant's Versicherung, fogar ben Lotoett zurudtreiben kon- nen. Die von Gorbon niebergestredte Giraffe fchlug im Tobesfampfe bergeftalt mit ben Fusteit um sich her, bast sie ben Boben rings tinther aufrif; unb Niemanb i hr zti nahen toagte. Von ben Horneru macht sie zur emsteit Vertheibiguiig keinen Gebraudi, inbeiit biese zu kurz sinb unb biel zu stoch vom Bobeit stehen, um gegen getoohnliche, niédrigere Thiere aittoenbbar zu sein. Die nach Europa gebrachten Giraffen staben ftets einen milbeit, zutrau- lichen Charakter betviefen; bie Gegentvart von Unbekann- ten ist iHuen nidit unattgenehm, vielmehr bliden sie mit Ruste auf bie betounbernste Menge, krummen ben Hals, als toollten sie jeite besfer in baS Auge fasfen ober tint irgenb eine Lederei bitten, tinter toelchen Zuder obeunn stestt. Sie nahern sich ohne Scheu bem Darbietenbeit unb versenkelt bie lange 3unge in bie stostle, ben Zuder uiuschliefienbe Hanb. Das europaifche Klima ertragen sie.zivar, verlangen jeboch eine fvrgsame Pstege, nameitt- lich bie grostte Reinlichkeit. In ber Gefangenschaft fref- feit sie Hen, Mohrruben unb Ztoiebeln unb lieben bie letzteren ganz befonbers; tinter einanber sinb sie sehr ver- traglich, staben sich aber in Europa felten fortgepstanzi. In ber Menagerie ber zoologifchen Gesellschaft zu Lonbon tourben von bemselben Weibchen ztoei Jliitge nach eiitatt- ber geboren. Nttr bas ztoeite ertouchs zu voller Reife. Istre Tragezeit soll 16 Monate bauern. Das Lebens- alter fcheint auf istre Farbung Eittflust zu uben. Im pariser Museum betoahrt man eine sehr junge, im Gati- zen 4 Ftttz 7—8 Zoll hohe Giraffe, bie, burchaus von utausegratter Farbe, keitte Spur von Fledeit zeigt, ttnge- mein feitte, bent Sammet an Dichte unb Weichsteit glei- chettbe Behaarung besttzt unb statt ber Homer brei Buschel schtoarzer Haare tragt. Die subasrikanischen Jnbivibuen sinb int Ganzen viel bunfler als bie nubischen, bie tveib- lichett aber heller als bie mannlichen; bei ben nubischen ' soll bas Gegentheil Regel fein. Aus Mittelasrika brachte Denham bas Kell eines Halbertoachsenen Thieres mit, • toelches auf toeisteitt Gruitbe groste rehfarbene Flede trug. Diese befanuten Abanberungeit betveisen, bast bie von einigett Zoologen irrig angenontmenen ztvei Arten eiiter itubisch-abysstnischett unb einer subasrikanischen Girasse in ber Wirklidikeit nicht bestehett., Die elasstscheu Volker bes Alterthums' kannten bie Giraffe unb staben mehrere Abbilbuitgett von ihr Hittter- lassen. Eine ber beruhnttestett.'befinbei stch auf eitteitt bem alten Pratteste angehorenben Mosaik-Fustboben. Sie stellt ztoei Giraffen bar, bie eine in ber eigenthumlichen Stellung bes Grafens mit ausgespreizten Vorderfttsteit unb gefriimmtem Halse, bie anbere itu Abtoeiben von Baulttztoeigen Legriffett..' Man verninthet, bast bieses Kunsttoerk auf Splla's.Veranfasfung (gegen 170 ti. CHL) von agypiifcheit Griechen ausgefuhrt morben sej. Bel- zori fattb in Aegypten Abbilbungen an ben Weinden bes Mentnoltiunt unb itu Tempel von Enktenis, unb Rossellini gebenkt einer altagyptischen Zeichnung von Nubtern, tvelche' Giraffen ftthrett. Auf eben biese toirb das im zsveiten Budte Moses' tinter ben verbotenen Thieren aufgesuhrte Zenter von Einigeu bezogen. Ybgleich man bie Giraffe schoit nitter Sylla kanitte, fo fam ge erst tinter Julius Casar lebens nach Rom, tvalirscheinlich ubev Aleraubria. Spater sah man fte immer Haufiger Lei ben gfofjen offeitt- lichen Spielett; Plinius beschrieb sie ziemlich genait, unb derKaifer Gorbian 11L (239—244 n. Chr.) soll zu glei-' dier Zeit zestit Sitick besesseit haben. Nach bem Falle - bes Romerreiches storte ntatt, toahrenb eines tangen Zwi- . schenraumts, nichts von ben Kameelparbern, toie bie Romer ste nannten, tntb bas erste Beispiel einer lebenbig nach Europa gebrachten liefert im Mittelalter bie Ge- fdiidite bes 1215 gekrouten Kaisers Friebrich IL ■ Sie tvar ein Geschenk bes Fursten von Dantaskus unb marb von Albertus - Magnus tinter ben Nanteit Anabula, Se- rapst, Oraflus unb Orasius beschrieben. .Eine anbere erhielt gegen Enbe bes 15. Jahrhunber'ts Loreitzo von Mebici als Geschenk vom Sultan Aeghptens; sie stanb in Florenz in allgemeiner Gunst, giyg frei in ben Strasten tinther unb streffte ihren Hals auf bie Balkone unb in bie -Feufter, um von ben Franeit suste Fruchte zu erbitten. Wahrenb viertehalb Jahrstunberten sah man in Europa'I keiite toieber, obgleich naturstistorische Schriftsteller Ab- bilbungen unb Beschreibungen von ihr lieferten, bie aller- bittgs mit zahlreichen Jrrihumern unb Fabeln burchtoebt sinb. Selbst bie ersten Abbilbungen Buffon's sinb un- richtig, inbeiit sie ben Vorberfusteit eine ganz unnaturliche 1 Lange gebett. Die pariser Sammlung erhielt bas erste Eretitplar gegen 1775. VaMant zeigte unb erlegte in Subafrika einige Giraffen unb brachte bie Feste nach * Europa. Seitte Schilberung bes lebenben Thieres unb ber Jagbfeene ist lebhaft unb malerifch, allein in zu bitii- ten' Farben. Von jetter Zeit au batirt sich genattere Ketitt tit ist ui,b zugleich Befeitigung vieler regelmastig uber-I lieferten Fabeltt. Die vier ersten lebenben Giraffen, toelche nach langer Uiiterbrechung in Europa 1827 toieber gefehen tourben, toaren Gefchenke, tvelche ber Pafcha von Aegypten fur bie Moitarchen vonOesterreich, England unb 'Fxankreich unb fur ben Sultan bestimmt Hatte. Sie gelatig- ten uber Venedig nach Wien, uber Marfeille nach Paris, zur See nach London und Constantinopel; die londoner unb toiener starben fchott 1829, bie letztere an Knochenkrank- Heit. Seitbem Hat bie Zufuhr zugeitommen; bie britifche zoologifche Gefellfchaft empfing 1836 auf einmal vier Stud, anbere kanten zum Verkaufe, unb eiiift befaitben sidt nicht toettiger als sieben Stud zu gleicher Zeit in Lonbon. Er- toachsene einzitfangen, fod unmoglich fein, unb attch vieles ber jungen gehen zu Gruitbe burch ttitbanbigen Wiber- stanb, ben sie inbeffen bei freunblicher Behanblung nach toenigen Tagen ausgeben. Zubereitete Felle sinb zmar