Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugethicre.
tkunic VrdntltiK.
kurze, aufredite MAhne. Der erstere ist von autzerordent-
lid'er Hoste und verursacht fast allein die ungewohnliche
Hoste des Vorbertheiles, die der Laie irrig von einer nidit
vorhandenen, grogen Nngleichheit der Border- und Hin-
terfutze ableiten zu mussen glaubi. Die sogenannten
Kniee der Vordersuste haben vieten Umfang; im Hin-
legen sinkt die Giraffe aus dieselben nieder und ninimt
dann eine eben fo wenig begueme als zierliche Stellung
an (Kig. 856.). Der ziemlich vier Futz lange Schwan;
endet in eine starte Haarguaste. Der Kops verjungt sich
gradweis zu einer ziemlich dunnen, durchaus behaarten
Schnanze; die Oberlippe ist nicht gespalten, ragt uber die
untere toeil vor, besttzt eben so viele Betoeglichkeit als
Kraft und dient in Verbindung mit der Zunge zum Er-
greifen des Kutters. Die letztere ist schwarz, cylinbrisch,
tourmformig, sehr beweglich und gegen acht Zoll lang;
sie fann nach Willkuhr noch mestr verlangert und um
Aeste Herumgeschlungen toerben (Kig. 852. 853.) und
dient, indem sie die Nahrung znm Munde fuhrt und tastet
toie der Rufsel des Elephanten, ubertrifft diesen fogar
noch als Organ des Schmedens. Ettoas rauhe, nur bei
dem Gebrauche Hervortretende Warzchen machen, dast sie
glatte Gegenstanbe mit ziemlicher Festigteit umfastt. Die
fpaltformigen Nafenlocher tonnen nach Willkuhr geoffuet
oder geschloffen toerben; bie Augen sinb grost unb ragen
fotoeit vor, bast sie nicht nur, ohne eine Drehung bes
Kopfes zu erheischen, ben ganzen Horizont, sonbern fogar
rudtvarts liegenbe Gegenstanbe uberbliden tonnen, toie
bie Ansicht bes Kopfes von hinten bieses betoeist (Fig. 855.).
Sie flaben einen eigenthumlichen, man mochte fagen, geist-
reichen Ausbruck, sinb fchtoarz unb glanzenb .unb eine
toahre Zierbe bes Thieres. Thranengruben, toie bie Hir-
fche besitzen, fehlen. Der Horsinn ist festr fcharf, bas
austere Ohr grost, beweglich, zugefpitzt. Beibe Gefchlech-
ter tragen auf ber Stirn brei fnochige Austouchfe, bie
man nicht sur Horner im zoologifchen Sinne, fonbern fur
ben nitteren Theil eines niclit zur Enitoidelung gelangten
Ketoeihes ansehen must. Einer ber Ilnterfdnebe ztoischeu
bem eigentlichen Horne, toie Od>s unb Schaaf es tragen,
unb bent Getoeih bestehl in ber Vetbinbung beffelben
mit bent barunter liegenben Stirnbeine enttoeber mittels
einer Knochennath, bie nie volltommen verwachst, ober
mittels einer Verlangerung bes Stirnbeines selbst zu
eiuem Zapfen, ber bei Hirschen ber Rosenstock Heistt unb
an feinent oberen Enbe bas bem Wechsel untertoorfene
Getoeih tragt. Cuvier' Hielt sene Austouchse am Kopfe
ber Giraffe fur eigentliche Horuer, toelchen nur bie burch
bide, start behaarte Kopfhant angebeutete Hornscheibe
fehle; Otoeu Hingegen erklart sie fur Rosenstode, toeil bie
Nath, bie sie mit bem Stirnbeine verbinbet, mit ber Zeit
verwachst, fo basi sie sidi bann ganz verhalten toie bei bem
Hirsche. Ztvei biefer Horner stehen seitlich, bas britte in
ber Nlitte bes Stirnbeines. Sie sinb 7—8 Zoll lang,
oben platt, bleiben das ganze Leben Hinburch mit Hant
uberzogen unb tragen obenauf einen Kranz starter, anf-
recht stehenber Borsten.
Die Giraffe bewohnt, auf einen verhaltnisiiuasiig engen
Bezirk befchrankt, bie Ebenen bes mitileren unb fnblichen
Afrika, von ber Subgranze ber Wnfte Sahara bis einige
Grabe jenseits bes fnblichen Wenbekreises. In alten.
Zeiten mag sie in Nubien Hanfig getoesen sein, unb Bail-
lant fand sie nicht fern von den Granzen der Capcolonie.
Sie gehort jetzt in beiden Landerit verhaltnisintastig zu
den Seltenheiten. Jhr Naitte ist burch Verstummelung
ans bem arabischen Zuraphahia ober Zirafet entstanden,
toeld'er feinerseits von bent amharifchen Statumtvorte
Zirataka entsprungen fein fod, toie minbestens Eiyntolo-
gen behaupten. Getoohnlich Halt sie sidi in kleitteit Ge-
fellfchafteit zu 4—8 Stud zufammen, die, nitter sich einig,
nur einen Feind zu furchten Habett, den Lotoen, der, an
den Fluffeu oder ttebeit deti Trinkplatzett laueriib, urplotz-
lich auf bie arglos itabende springt, sie nicht toieder frei-
lasit und mit Krallen und Zahnen zerfleischt, bis sie am
Enbe eines rasenden Laufes, von Martern oder burch
Blutverliist erschopst, niedersturzi unb stirbt. Niemals
soll sie einen Latit ber Klage anSstosteit, vielmebr, toie bie
Eiitgeborenen von Korbofan behaupten, voilig stniititt fein.
Der englifche Reifenbe Gorbon machte eine Girasse burch
einen Schusi unfahig, vom Bobeit toieber aufzuftehen; trotz
ber fchnterzhafteit Wuiibe liest sie keinen Laut Horen. Zur
Nahrung wahlt sie weniger bie ttiebrigen, krantartigen
Pstanzen, bie bei ber grosten Hohe bes Vorberkorpers fditoer
unb unbeguem zu erreichen fein tourbeit, als Zmeige von
Baunten, nitter iveldien man eine in ben asrikanischen Wu-
stett hattfige, feinblatterige Mimose (Acacia Giraffae), beren
Dornen sie aber vertoirft, als Liebllugsfutter iiennt. Um
Gras abzutoeiben, ist sie geztoungen, bie Vorberbeine weit
anszuspreizen unb ben Hals bogenformig zu krummen ; sie
vermag inbeffen biese unbegueme Stellung im Augenblide
zu verlaffen unb bie Flucht zu ergreifen, sobalb irgenb
Ettoas ihr Schreden einstostt. Gegenben, toeldie mit
lichten unb zuganglichen Walbern bebedt sinb, giebt sie
zum Aufenthalte ben Vorztig vor ganz offenen, obgleich
sie vermvge ihrer Groste unb Schnelligkeit Angriffe von
tinberen Thieren als bem- Lotoen nicht zu furchten Hat.
Der franzosische Samntler Thibant, toelcher ber britischen
zoologifchen Gesellschaft in Korbofan vier lebenbe Giraffen
verschaffte, schilbert bie Berfolgung ber fliehenben als
ein muhsames unb unsicheres Geschaft. Auf sehr tttt-
ebeitem Bobett lauft sie schneller als alle anbere Thiere,
springt mit ber Getoanbiheit ber Ziege an Abhangeu Hiit-
ab, setzt uber bie toeiteften Spalten unb ist, vermoge ihrer
Korperverhaltnisse, nttr bei bem Berganlaufen int Nach-
theile unb mit Pferben einzuholen. Jhre Sprunge sinb
nidit sdittell, aber 12 — 16 Fusi lang unb forbern baher
sehr, muffen aber auf bie Datter ermuben, toeil sie mit
einer penbelartigen Vor- unb Nudtoartsbiegung bes Hal-
fes verbunben finb, ohne tvelche ber Schtverpunkt im
Laufen verlorett gesten toitrbe. Die Araber finb ber Jagb
auf Giraffen uKrigens leidenschaftlich ergeben, toeil fte
ihitett Gelegenheit bietet, istre Pferde zu erproben unb bei
gludlichem Erfolge eine reichliche Menge von Fleifch lie-
fert, welches uberall als Lederbisfett gefchatzt toirb. Leicht
vertvunbet ober in bie Enge getrieben, vertheibigt sich bie
Giraffe burdi Hufschlage ber Border - und Hinterfuste, bie
ft di mit unbefchreiblicher Sdmelle folgett unb, nach Vail-
lant's Versicherung, fogar ben Lotoett zurudtreiben kon-
nen. Die von Gorbon niebergestredte Giraffe fchlug im
Tobesfampfe bergeftalt mit ben Fusteit um sich her, bast
sie ben Boben rings tinther aufrif; unb Niemanb i hr zti
nahen toagte. Von ben Horneru macht sie zur emsteit
Vertheibiguiig keinen Gebraudi, inbeiit biese zu kurz sinb
unb biel zu stoch vom Bobeit stehen, um gegen getoohnliche,
niédrigere Thiere aittoenbbar zu sein. Die nach Europa
gebrachten Giraffen staben ftets einen milbeit, zutrau-
lichen Charakter betviefen; bie Gegentvart von Unbekann-
ten ist iHuen nidit unattgenehm, vielmehr bliden sie mit
Ruste auf bie betounbernste Menge, krummen ben Hals,
als toollten sie jeite besfer in baS Auge fasfen ober tint
irgenb eine Lederei bitten, tinter toelchen Zuder obeunn
stestt. Sie nahern sich ohne Scheu bem Darbietenbeit
unb versenkelt bie lange 3unge in bie stostle, ben Zuder
uiuschliefienbe Hanb. Das europaifche Klima ertragen
sie.zivar, verlangen jeboch eine fvrgsame Pstege, nameitt-
lich bie grostte Reinlichkeit. In ber Gefangenschaft fref-
feit sie Hen, Mohrruben unb Ztoiebeln unb lieben bie
letzteren ganz befonbers; tinter einanber sinb sie sehr ver-
traglich, staben sich aber in Europa felten fortgepstanzi.
In ber Menagerie ber zoologifchen Gesellschaft zu Lonbon
tourben von bemselben Weibchen ztoei Jliitge nach eiitatt-
ber geboren. Nttr bas ztoeite ertouchs zu voller Reife.
Istre Tragezeit soll 16 Monate bauern. Das Lebens-
alter fcheint auf istre Farbung Eittflust zu uben. Im
pariser Museum betoahrt man eine sehr junge, im Gati-
zen 4 Ftttz 7—8 Zoll hohe Giraffe, bie, burchaus von
utausegratter Farbe, keitte Spur von Fledeit zeigt, ttnge-
mein feitte, bent Sammet an Dichte unb Weichsteit glei-
chettbe Behaarung besttzt unb statt ber Homer brei Buschel
schtoarzer Haare tragt. Die subasrikanischen Jnbivibuen
sinb int Ganzen viel bunfler als bie nubischen, bie tveib-
lichett aber heller als bie mannlichen; bei ben nubischen '
soll bas Gegentheil Regel fein. Aus Mittelasrika brachte
Denham bas Kell eines Halbertoachsenen Thieres mit, •
toelches auf toeisteitt Gruitbe groste rehfarbene Flede trug.
Diese befanuten Abanberungeit betveisen, bast bie von
einigett Zoologen irrig angenontmenen ztvei Arten eiiter
itubisch-abysstnischett unb einer subasrikanischen Girasse
in ber Wirklidikeit nicht bestehett.,
Die elasstscheu Volker bes Alterthums' kannten bie
Giraffe unb staben mehrere Abbilbuitgett von ihr Hittter-
lassen. Eine ber beruhnttestett.'befinbei stch auf eitteitt
bem alten Pratteste angehorenben Mosaik-Fustboben. Sie
stellt ztoei Giraffen bar, bie eine in ber eigenthumlichen
Stellung bes Grafens mit ausgespreizten Vorderfttsteit
unb gefriimmtem Halse, bie anbere itu Abtoeiben von
Baulttztoeigen Legriffett..' Man verninthet, bast bieses
Kunsttoerk auf Splla's.Veranfasfung (gegen 170 ti. CHL)
von agypiifcheit Griechen ausgefuhrt morben sej. Bel-
zori fattb in Aegypten Abbilbungen an ben Weinden bes
Mentnoltiunt unb itu Tempel von Enktenis, unb Rossellini
gebenkt einer altagyptischen Zeichnung von Nubtern, tvelche'
Giraffen ftthrett. Auf eben biese toirb das im zsveiten
Budte Moses' tinter ben verbotenen Thieren aufgesuhrte
Zenter von Einigeu bezogen. Ybgleich man bie Giraffe
schoit nitter Sylla kanitte, fo fam ge erst tinter Julius
Casar lebens nach Rom, tvalirscheinlich ubev Aleraubria.
Spater sah man fte immer Haufiger Lei ben gfofjen offeitt-
lichen Spielett; Plinius beschrieb sie ziemlich genait, unb
derKaifer Gorbian 11L (239—244 n. Chr.) soll zu glei-'
dier Zeit zestit Sitick besesseit haben. Nach bem Falle -
bes Romerreiches storte ntatt, toahrenb eines tangen Zwi-
. schenraumts, nichts von ben Kameelparbern, toie bie
Romer ste nannten, tntb bas erste Beispiel einer lebenbig
nach Europa gebrachten liefert im Mittelalter bie Ge-
fdiidite bes 1215 gekrouten Kaisers Friebrich IL ■ Sie
tvar ein Geschenk bes Fursten von Dantaskus unb marb
von Albertus - Magnus tinter ben Nanteit Anabula, Se-
rapst, Oraflus unb Orasius beschrieben. .Eine anbere
erhielt gegen Enbe bes 15. Jahrhunber'ts Loreitzo von
Mebici als Geschenk vom Sultan Aeghptens; sie stanb
in Florenz in allgemeiner Gunst, giyg frei in ben Strasten
tinther unb streffte ihren Hals auf bie Balkone unb in bie
-Feufter, um von ben Franeit suste Fruchte zu erbitten.
Wahrenb viertehalb Jahrstunberten sah man in Europa'I
keiite toieber, obgleich naturstistorische Schriftsteller Ab-
bilbungen unb Beschreibungen von ihr lieferten, bie aller-
bittgs mit zahlreichen Jrrihumern unb Fabeln burchtoebt
sinb. Selbst bie ersten Abbilbungen Buffon's sinb un-
richtig, inbeiit sie ben Vorberfusteit eine ganz unnaturliche 1
Lange gebett. Die pariser Sammlung erhielt bas erste
Eretitplar gegen 1775. VaMant zeigte unb erlegte in
Subafrika einige Giraffen unb brachte bie Feste nach *
Europa. Seitte Schilberung bes lebenben Thieres unb
ber Jagbfeene ist lebhaft unb malerifch, allein in zu bitii-
ten' Farben. Von jetter Zeit au batirt sich genattere
Ketitt tit ist ui,b zugleich Befeitigung vieler regelmastig uber-I
lieferten Fabeltt. Die vier ersten lebenben Giraffen,
toelche nach langer Uiiterbrechung in Europa 1827 toieber
gefehen tourben, toaren Gefchenke, tvelche ber Pafcha von
Aegypten fur bie Moitarchen vonOesterreich, England unb
'Fxankreich unb fur ben Sultan bestimmt Hatte. Sie gelatig-
ten uber Venedig nach Wien, uber Marfeille nach Paris,
zur See nach London und Constantinopel; die londoner
unb toiener starben fchott 1829, bie letztere an Knochenkrank-
Heit. Seitbem Hat bie Zufuhr zugeitommen; bie britifche
zoologifche Gefellfchaft empfing 1836 auf einmal vier Stud,
anbere kanten zum Verkaufe, unb eiiift befaitben sidt nicht
toettiger als sieben Stud zu gleicher Zeit in Lonbon. Er-
toachsene einzitfangen, fod unmoglich fein, unb attch vieles
ber jungen gehen zu Gruitbe burch ttitbanbigen Wiber-
stanb, ben sie inbeffen bei freunblicher Behanblung nach
toenigen Tagen ausgeben. Zubereitete Felle sinb zmar