ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Wicberkaucr. Saugethicre. 247 bis Persien verbreitet i|l, verwandte Rehe hat man in Indien gefunden, jedoch noch nicht mit zoologischer Scharfe festgestellt. Aufden Schneegebirgen Mittelasiens ledt der Ahu (Cervus pygargus), der den Geweihen nach in die Gruppe der Rehe gehort, von Grohe eines Damhirsches ist und statt des Schwanzes einen 9 Linien langen, weichen, unbehaarten Hautlappen tragt. Einzelne Knochen und Getoeihe eines fo ssilen Rehes Hal man in der Umgegend von Orleans, mit Knochen von Palao- therium und Mastodon vermengt, aufgefunden. Jenes urmeltliche Reh weicht indessen durch seine Zahnbildung so sehr ab, dah man in ihm das gegentoartig fehlende Verbindungsglied zwischen den Hirschen und den Mo- schnsthieren zu erkennen geglaubt Hat. Achte Gruppe. Mazama oder amerika- nische Rehe. Geweihe drehrund, rauh, mit zwei bis drei etwas zusammengedruckten, Halbkreisformig ge- krummten Enden; enge, spaltfhrmige Thrsinengrube; keine Eckzahne; langer, stark behaarter Schwanz. 11. Das virginische Reh. (Cervus virginianus.) Fig. 900. Die amerikanischen Rehe sind noch keineswegs ge- nugend untersucht, und daher fehlt noch viet an einer genugenden systematischea Auseinaitdersetzuug der zu ihnen gehorenden Arten. Sie bilden indessen eine leicht kenntliche Gruppe, deren Naine Mazama oder Mazatl der toltekischen oder der aztekischen Sprache entlehnt ist und in Merico die Gattung Hirsch und vielleicht die ganze Familie der Wiederkaner bezeichnete. Die ausge- zeichnelste und bekanuteste Art ist jedenfalls das virgi- nische Reh, welches, uber ganz Nordamerika, Merico und Mittelamerika verbreitet, sogar in Colombien und bis Cayenne vorkommen soll und mit allem Recht schon ge- nannt zu werden verdient. Mit leichter und zierlicher Gestalt, einem langen, feinen Kopfe, dunnen, aber kraf- tigen Fuhen verbindet es rasche nnd gewandte Beweg- lichkeit, einen von Jntelligenz zeugenden Blick und eine gesallige Farbung. Die Geweihe sind zwar im Llllgemei- nen ruckwarts gerichtet, aber stark gekrummt, die ausier- sten Enden stehen daher vorwarts ; die Augensprosse steht dit der inneren Seite des Geweihes und ist gleichfalls gekrummt. Der Spiesi des ersten Jahres nurb im funften Jahre zu einem vierendigen Geweih, dessen hinten stehen- den drei oberen Sprossen aufwarts gerichtet sind. Bei ganz alten Jndividuen ist das obere Ende des Geweihes sehr zusammengedrurkt, und das Ganze erlangt dann das Ansehen einfach gabelformiger Theilung, misit indessen im Aeuhersten etwa 24 Zoll, in der Regel aber weit weniger. Durch eine Art von Bildungshemmung oder Ruckschreiten derselben geschiehd es, dasi bisweilen im vierten Jahre die Spiesie der ersten wieder erscheinen, ein sonst feltener Umstand, der aber veranlasit hat, dasi man eine Zeitlang an die Eristenz einer nordamerikanischen Hirschart glaubte, die auch im reisen Alter einfache, ast- lose Geweihe truge. Das Sommerkleid beider Geschlech- ter ist lebhaft zimmetbraun, das Winterkleid braungrau, weil das Winterhaar braun und gelblichgrau geringelt ist; Baiich, Jnnenseite der Schenkel und der Vorderfusie, Kehle, Brust und Unterseite des Schwanzes sind Weisi; Kops, Gesicht und Wangen braun, mit geringer graner Beimischung, Augengegend, Lippen nnd Kinn reh- gelb. Am Fersengelenk der Htnterfuhe steht eine lebhaft rostrothe Haarburste; der Schwanz ist an der Wur- zel und oben braun, weiterhin schwarz, an der Spitze weisi und 1O Zoll lang. Die Lange des Korpers betragt 5 Fusi 8 Zoll, die Schulter- und Krenzhohe 3 Fusi. Die Jungen sind lebhaft gelbbraun und im ersten Jahre mit zahlreichen weisien Flecken gezeichnet. Spielarten sind mehrmals beschrieben worden, z. B. eine von Say im tiefen Westen Nordamerikas entdeckte, die auf der Vorderseite eines jeden Fusies einen grohen, dreieckigen, weisien Fleck trug. Ausgewachsene Jndividuen wiegen 125—140 Pfund und liefern ein wohlfchmeckendes Fleisch und sehr brauchbare Haut. — In der Lebensweise scheint das virginische Reh sich wenig von den verwandten Arten zu unterscheiden. Es lebt in zahlreichen Rudeln in lichten Laubholzwaldern, die es Morgens und Abends gern ver- laht, jedoch ohne sich sehr weit zu entfernen. Seine Fort- pstanzung fallt auf die zwei letzten Monate des Jahres, und die Tragezeit dauert gegen nettit Monate. Die Zahl der jedesmal geborenen Jungen soll ttie unterzwei, Hanfig sogar drei sein. Gegen die Klapperschlattge verrath dieses Reh, wie Harlan erzahlt, eine unversohnliche Feindschaft; trisst es eine solche an, die sich, um anzugreisett, in einen vielfachen Ring zusamntettgezogen Hat, so springt es hoch empor und versucht niederfallend das Reptil mit seinen Hufen zn zerguetschen, entkommt der Verwundung durch eine rasche Bewegung und wiederholt den Sprung, bis der Feind getodtet daliegt. Den Jndietn ist das Felt zur Verfertigung der wesetttlichsten Kleider fast ttitent- behrlich. Selbst die von lange utttergegattgenett Urvol- kern Herrithrendeit Mumien, die man in Salpeter lie- fernden Hohlen entdeckte, sind in die Felle dieser Hirsch- art eingewickelt. Sudamerika besttzt zwei, dieser Gruppe angehoren- den Arten, die zuerst von Azara beschrieben tourben, ben Guazu-ti (Cervus canipestris) und Gnazn- puca (Cervus paludosus). Der erstere bewohnt offene Gegenden, ist selbst in den burren Pampas nicht felten und durch Patagonien bis zum Rio negro verbreitet, jedoch sudlicher niemals bemerkt worden. Er zieht etwas Huglichen Boden ben eigentlichen Ebenen vor, streift in Rudeln von 5 — 7 Stuck Herum und ist so neugierig, dah er vor dem langsam herbeikriechenden Jager nicht flieht, sondern sich demselben forschend nahert und nicht einmal durch einen Schuh tind den Fall einer seiner Ge- nossen sich irren laht. Der ost ertoahnte englische Na- turforscherDarwin, der sich selbst als sehr mittelmasiigett Jager schildert, fehlte in der Gegend von Bahia blanca im nordlick^en Patagonieit einst auf 80 Schritte Entfer- nung zehnmal Hintereinander denselben Rehbock, der ttur uber die in seiner Nahe den Boden anfreisiendeit Biichsenkugeln vertoundert schien und die Flucht erst daiiit ergriff, als der nngli'tckliche Schutze aufstand und atis Berdrtth zu rufen begann. Diese Furchtlosigkeit erklart Dartoin aus dem Umstande, dah Niemand in jenen Gegenden einen Weg, wie kurz er auch sei, anders als zu Pserde zurucklege und das Reh daher den Fuh- ganger als ein unbekaitntes Wesen anstaune. Reitern gestattet es niemals, sich auf Schuhweite zu nahern, und kennt sie als Feinde, die, mit den Wurfkugeln (Bolas) betoafsnet, ihm uberaus gesahrlich sind. Nur die Weib- chen und die lebhaft gefleckten Jungen liefern ehbares, jedoch keineswegs schmackhaftes Fleisch; dasjenige der Bocke ist ganz ungeniesibar, "tudem alten Korpertheilen unb sogar der vor einigen Jahren abgezogenen Haut ein bis zur Unausstehlichkett starker Knoblauchgeruch bei- toohnt, der zumal zu der Zeit, wo die Geivbihe vollkont- nteit entwickelt sind, seine g^ohte H'ohe erreicht und von Dartoin bei guustigem,Wnti 'e in Entfernung einer Hal- ben englischen Metle toahrgeuontnteit tourde. Nordlich sind bie Guazu-ti burch Paraguay. -bis fast zum Aegua- tor uberall verbreitet, too bie Walder burch offene Gras- 'triften unterbrochen toerben. Der trus ber sogenannten Tupi-Sprache-eittitommene Nante bebentet „toeihes Reh" .unb bezieht sich auf bie Farbung des Mul^eises ber Augen, bes Klimbs, Porderhalses 'und Bauches. Der ubrige Korpeg ifi.lebhaft gelbroth, das Haar schnmtzig braun,. lkber an der Spitze roth', glatt und schlicht am Rucken und den Seiten, lang unb etwas zottig am Unter=< leibe unb ber Jnnepseite-der Oberschenkel. Das Geweih erreicht 11 Zoll Lange,'ist am Ende einfach gablich, bald tttehr rauh, batd'glatffhkt eine3Vs Zoll lange Augensprosse unb wirb gegen Eintritt ber troefeuen Jahreszeit im Sep- tember getoechselt. Der Korper misit in ber Lange 4 Fuh 3 —5Zoll; bie Hohe betragt 2^ Fuh. — Der Guazu- buea (rothes Reh) ober Sumpfhir^h bewohnt in Paraguay unb Brasilien sumpfige, unbetoaldete Gegen- deu unb giebl an Grosie dem Ebelhirsche wenig nach, inbeiii er 4 Fuh Schulterhohe Hat. Er ist rothbraun, an den Lippen und der Unterseite gelblich, auf der Brust durch schwarzlichen Mittelstrich und durch dunkelbraune Fuhe und Schwanz ausgezeichnet. Das Fleisch ist eben- falls sehr gering, das Felt jedoch brauchbar. Man trifft Ritdel von 4 — 6 Stuck an, die bei drohender Gefahr in ganz uuzugaugliche Sumpfe eutfliehen, nothigenfalls aber sich muthig vertheidigen. Neuiite Gruppe. Spiest-Hirsche. Geweihe spiehformig, ohne Enden; Thranengruben klein. 12. Ter breunrothe Spieyhirsch. (Cervus rufus.) Fig. 901. Unter den zahlreichen und nur mit Schwierigkeit gut zu charakterisireudeu Gruppen, in toelche man die Gat- tung Hirsch zu zerfallen genothigt gewesen ist, ist die- jenige der sogenannten Spiehhirsche bie wenigst bekaunte. Der Umstand, dasi die weiblichen Jndividuen toeit zahl- reicher sind als bie maiinlichen, hat lange Zeit ber Mei- nuitg Gewicht verliehen, bah Amerika Hirschartige Thiere ohne Geweihe besitze, bie sonach zur Gattung ber Moschus- thiere gerechuet toerben muhteu. Man erhielt zivar end- lich Bocke, aftein ba diese nur Spiehe und niemals astige Geweihe besahen, so schlosi man, auf Analogie fuhenb, dah sie sammtlich jung seien unb ausgewachsene Judivi- buen zu eutbecken bliebeu. Gegenwartig iveih man frei- lich, bah es ivirklich eine Gruppe achter Hirsche gebe, beren Geweih bas ganze Leben hinburch keine Sprossen Hervortreibt, aftein noch fehlt es, toeit bie getoohulichen, bent Getoeih eutuommeueu Keitnzeichett hier unantoend- bar sind, au genugenden Mittelu, um alte Jndivibuen von jungen zu uuterscheibeu. Vertoechselungen sowie Jrrthumer in ber Artenbeschreibuug sind daher in dieser Gruppe nicht ganz zu vermeideu. Die Spiehhirsche ge- Horen alleiii Sudamerika an, sind sehr toeit sudlich, sogar bis Chiloe verbreitet, klein von Gestalt, zart gebauet, leben in Rudeln, die aus acht bis zehn Weibchen unb einem einzigen Bocke bestehen, unb betoohuen sumpfige Waldungen. In ber Tupi - Sprache, von welcher bie meisten ber in Paraguay unb Brasilien gesprochenen Dialekte abstammen, Heisien sie, toie alle schnellfuhige Wieberkauer, Guazu unb toerben nur burch Beiniorte von ben zum Theil vorher erivahnten Rehen mit astigen Getoeiheu unterschiedeu. Die gemeiuste Art ist die in Pa- raguay Guazu-pita genanute, von glanzend braunrother, am Bauche gelber, am Unterbauche und innerer Schen- kelseite toeiher Farbung. Man trifft diesen Hirsch in mancheu Provinzen ungemein Hanfig au Waldrandern an und faugt ihu ohne grohe Schtoierigkeit mit mittel- masiigeu Hiiiideit, insent er int Flieheu leicht ermubet. Sein Fleisch ist schlecht und das Felt im Sommer ge- meintich von den Larven groher Breutsenarteu durch- tochert. Die Jungen sind toeihgefieckt. Das Getoeih ist 3 — 4 Zoll lang, spitzig, fast ganz gerade, etivas rauh; bie Lange bes Korpers betragt 4 Fuh 5 — 6 Zoll, bes Schwanzes 5 Zoll, ber Ohren 4% Zoll, bie Schulterhohe 2 Fuh 2 Zoll, bie Hohe am Kreuze 2 Fuh 4 Zoll. 13. Der braune Spiephirsch. (Cervus nemorivagus.) Fig. 902. Der Guazu-bira ober braune Spiehhirsch theilt ntit bent vorhergehenden bas Baterlanb unb stetlt ben kleiu- sten aller amerikauischen Hirsche bar, inbem er nur 3 Fuh 8 — 9 Zoll lang wirb, an ben Schulteru nicht ganz 2 Fuh, am Kreuze 2 Fuh 1 Zoll hoch steht. Das ganze Ansehen erinnert tttehr au ein schaafartiges Thier als an' einen Hirsch. Die Ohren messen kanut 4Vs Zoll in ber Lange und find abgerunbeter als bei irgend einer anderen Art derselben Gattung; Thranengruben fehlett fast ganz, und das 2 Zoll lange Geweih ist in einiger Entfernung katittt unterscheidbar, im Mai mit Bast uber- zogett und int Juni votlig reif. Int Allgemeinen ist die Farbung graubraun; vor jedem Auge und an der Schwauzspitze steht ein toeiher Fleck ; Bauch unb Jituen- seite ber Schenkel sind gelbliebweih.