ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
246 Saugethiere. Uemite Vrdiiung und bewohnt die mit verstreueten Holzungen wechselnden offenen Ebenen des Westens. Man trifft ihn in Rudeln von 6 — 7 Stuck, die unter der Anfuhrung eines alten Bocks stehen, nach Richarbsøn von Gras, jungen Trie- ben von Weiden und Pappeln stch nahren und vor Allem die Knospen einer wilden Rose (Rosa blanda) lieden, die port einen gropen Theil des Uuterholzes ausmacht. Sie erlaugen sruhzeitig die Fortp stanzungsfahigteit; wenig- stens Hat man in England, wo fle sich sehr vermehrt haben, behauptet, bap eine 18 Monat alte Hindinn ein Junges gebar, eine Thatsache, die zufolge eines festen phystologischen Gesetzes auf verhaltnihmaHig kurze Le- bensdauer deutet. Die Bocke haben nicht das drohnende Geschrei unseres Ebelhirsches, sondern ftopen als Lockton oder als Warnungszeichen ein scharfes Pfeifen ans, Wie man in Canada behauptet, durch die Thranengrube, die sonach mit der Nasenhohle Verbindung haben mupte. Der Wechsel des Geweihes geschieht in den letzten Tagen Februars oder Anfang Marz; drei Monate reichen un- geachtet der anperorbentlichen Grope senes Gebildes Hin zu seiner vostigen Ersetzung. — Die Grope ist beden- tender als bei dem Ebelhirsche; die Lange des Korpers betragt 6 Fup, Schulterhbhe 4 Fup. Fuiiste Gruppe. Mahnenhirsche. Geweih runzlich, drehrund, mit grotzer Augensprofse, ohne Mit- telsprofsen, am autzersten Ende gablich; Schnauze breit; grope Thranenspalten ; Mnnnchen mit Eckzahnen ; grobe, lange Mahne.« 8. Der Mahnenhirsch, (Cervus hippelaphus.) Fig. 896. 897. Man begreift sechs bis fleben Arten von indischen Hirschen unter dem malayischen Namen Rusa als Gruppe, die, abgesehen von den angefuhrten Kennzeichen, sich durch Grope und mildes Naturell nnszeichnet, mit dem Ebel- hirsche ubrigens die breite Schnauze, den langen Schwanz, die gleichsormig dunkle Farbung theilt und gleich diejem dichte Walder zum Wøhnorte vorzieht. Der eigentliche oder grope Mahnenhirsch kommt an Grope dem Pferde gleich, ist grob behaart, nuf dem Rucken gran, an den Seicen schwarzlich; um die Schnauze zieht ein schwarz- licher Streif. Der Schwanz ist dreimal so lang als die Ohren, am Ende mit einem steifen Haarbuschel versehen und an der Wurzel mit gelblichem Ring umgeben. In Indien ist diese Art unter dem Namen Sambur bekannt. Man Hat sie bisher nur in den Vorbergen von Nepal und in Deccan gefunben, nie in der Nahe der Knste, und daher ist es zweifelhast, ob sie auch nuf den groperen Jnseln des indischen Llrchipels vorkomme, wie behnuptet worden ist. Die Jagd soll nicht ohne Gefahr sein. Eine ahnliche Art, Cal-orinn in Nepal genannt (Cervus Aristotelis), wird schon von Aristoteles recht kenutlich beschrieben und ist nvch groper als die abgebildete, mit welcher sie das Vaterland theilt. Die in Indien lebenden Englander geben ihr den Namen Elenn und beschreiden sie als ausnehmend bosartig und stark. Eine Jagbgesest- schnst traf auf eiuer Jnsel des Dschumna ein Rudel dieser Hirsche, die sich den Jngdelephanten erzurnt enigegen- stellten und endlich mit der Kraft des Rhiuoceros durch das dichtverwachsene Unterholz einen Weg bahnten. Sechste Gruppe. Axishirsche. Geweihe, wie an den Mahnenhirschen, dreiendig, aber glatt und weit dunner; Eckznhne meistens fehlend; Korperdall feiner, Grope geringer; Felt gesteckt. 9. Der Arishirsch. (Cervus Axis.) Fig. 898. Der eigentliche Aris ist wahrscheinlich der bekannteste aller indischen Hirsche und nicht astein in Menagerien nicht felten, sondern in England selbst in Parks anzu- treffeu, wo er sich fortgepflanzt Hat. An den Ufern des Ganges, uberhnupt in Bengnlen und nicht minder auf den groperen der indischen Jnseln gehort er zu dem ge- meinsten Wild, scheint indessen in mehrere, mit beson- deren Namen belegte Spielnrten zu zerfallen. Gestalt und Grope sind wie bei dem Damhirsche, das Geweih jedoch ganz verschieden. Der Korper ist im Gnuzen von dunkel rvthbrauner Fnrbe, >veip gesteckt, uber den Rucken lauft ein schwarzer Streif, der am Bock viel dunkler und zu beiden Seilen von einer Reihe kleiner, weiper Flecken eingefapl ist; die Unterseite des Korpers und innere Seite der Schenkel sind weip. Die Jahreszeit bringt in dieser Farbung keinen Unterschied hervor. Die weidlichen Jndividuen sind fast ganz fo gefarbt wie die mannlichen, aber kleiner und ohne Geweihe; auch die Jungen gleichen den Alten in der Farbung. Die Schul- terhohe betragt 2 Fup 6 — 7 Zoll. Zum Aufenthalte geben die Aris den dichtverwnchfenen Dschungels der Flupufer den Vorzng; sie sind sehr furchtfam, lieben unthntige Ruhe und fuchen nur des Nnchts ihr Fulter nuf. Ihre Jungen werfen sie in denfelben Verstecken, legen aber zu diefer Zeit ihre Furchtfamkeit foweit ab, dap die Bocke jedem Eindringling kuhu entgegentreten. In der Gefangenfchaft erweifen sie sich gutmuthig und snust und sind sehr leicht zu jenten. Gegen Futter, welches durch viele Hnude gegangen ist oder sonst einen fremdartigen Geruch oder Spuren von ttnreinlichkeit an sich tragt, verrathen sie Widerwillen. Ihr Geschrei gleicht demjenigen des Edelhirsches. Siebente Gruppe. Nche Geweihe kurz, cylindrisch, runzlich, roenn vostig entroickelt, dreiendig ; keine Eckznhne oder sehr kurze; Thrnnenspnlteu fehlen. 10. DaS gemeine Reh. (Cervus capreolus.) Fig. 893. 899. Wenn das Reh Hinsichtlich feiner Grope roeit unter dem Edelhirfche fteht, fo gleicht es i Hin doch durch die nuperen, dem Auge angenehmen, von Beroeglichkeit und Ausdauer zeugenben Kbrperverhnltnisse. Zu diesem gefal- ligen Eindrucke gesellen sich noch als Empfehlung oder doch Mitleid erroeckend seine Schuchternheit und Wehr- losigkeit und erklaren, lvarum man das Reh nllenthnlben mit groperer Theilnahme betrachtet als den kraftigeren und imponirenden Hirsch. Waren nordische Bolker so ge= neigt wie die orientalischen, einzelnen Thierarten eine sen- timentale Bedeutung unterzulegen, so burste das Reh in den Dichiupgen wvhl die Rolle spielen, die der nicht minder zierlichen Gazelle von den Arnbern uberwiesen ist. Es ist in ganz Europa und einem ansehnlichen Theile von Asien Jedermann bekannt, in Deutschland hnusiger als der Hirsch, bis zum sublichen Schweden verbreitet, in Eng- land zwar nur in Parks und selbst da nicht Hnusig, da- fur aber in Schvttland noch immer znhlreich und fehlt nur in den taltesten und pstanzenlosesten Gegenden des scandinavischen Nordens. Zum Aufenthnlt zieht es nie- drigen Buschwald vor und vermeidet einsame, roilde Forfte und rnuhe Gebirge, Halt stch vielmehr nm liebsten in der Nnhe angebauter Lnudereien auf und spricht den mit Getraide und Hulsenfruchten bestellten Feldern nicht in Rudeln zu, sondern in kleinen Familien, die aus einem Bock, 1 — 2 Weibchen (Ricken) und den Jungen bestehen. In der Wahl der Nahrung verfahrt es noch sorgsaltiger als der Hirsch , fript im Sommer die Blatter verschiedener junger Wnlbbaume, zieht im Winter die Knospen der Eichen unb Pappeln vor und tput Hierdurch den Pstanzungen nicht unbedeutenden Schaden. Auch junge Fichien sind vor seinen Angrifsen nicht sicher, in- dessen thut es den Feldgewachsen verhaltnipmapig viel roeniger Schaden als ver Hirsch, weil es nur junge Pflan- zen angreift und von reifen Getraidearten nur den Hafer geniept. Bei feiner Furchtfamkeit genugt ein kleines Ge- rausch, die Flucht zu veranlafsen, die zwar eine eilige, aber im Falle der Ueberrafchung keine befonders uberlegte ift und den verfolgenden Hunden ost leichtes Spiel ge- toahrt. Ost trifft man es fchlafend nn. Wo es gefchont wird, verliert es feine nnturliche Scheu und lapt den Menschen ruhig herankommen; gewahrt es zur rechten Zeit die Gefabp, fo entroickelt es viele List, um feine, durch eigenthumliche, starke Spur geteiteten Berfolger zu tnufchen, erreicht durch einige grope Sprunge ein seit- Warts liegendes Bersteck, legt sich bort uieber unb lapt bie Mente voruberschiepen. Erfchreckt giebt es im Augen- blicke ber Flucht einen Laut von sich, ber ganz nnbers klingt als bas lockenbe ober klagenbe Geschrei, welches bie Alten zur Zeit ber Begattung, ober roenn ihnen et- roas Schmerzliches roiberfnhren ift, horen lassen. Neber bie erwnhnte Periobe sinb ehebeni sehr entgegengesetzte Anstchten untgelaufeu. Man verlegte sie in ben Monat August. Nach zuverlnssigen Beobachtungen bauert sie von Eube Ltovembers bis Mitte Januars. Nach 21Wocben toerben zwei Junge, gemeinlich verschiebenen Geschlechts, getoorfen, toelche auf gelbrothem Grunbe toeip gesteckt sinb unb nach 2 — 3 Tagen bie Mutter uberasthin zu begleiten vermogen, ubrigens gegen 4 Monate gesnugt toerben. Die Lebensbnuer giebt man auf 12 — 14 Jahre an. Im Sommer ist bie Farbe bes Rehes rothbrnun, im Winter rothlichgrau. Im Spntjnhre erhalten beibe Ge- schlechter am Halse unb auf ber ganzen Oberfeite bes Korpers eine bichtere Behanrung unb entlnng bem Ru- cken eine bunklere Farbung. Die Augen sinb grop, schwarz unb lebhaft, bie Ohren nufgerichtet, zufammen ober auch einzeln betoeglich, gegen 6 Zoll lang, intoen- big mit bichtem, toeipen Wollhaare ausgekleibet; ber fo- genannte Spiegel ist grop unb toeip, ber Schtoanz gelb- lich, aber fo kurz, bap er kanut uber bas Haar bes Hin- tertheiles vorrngt. Man kennt viele Spielarten, unter toelchen bie toeipgefleckten unb ganz fchtoarzen wohl bie feltensten sein mogen. Haufiger kommen bie ganz toeipen vor, bie als Albino's rothe Augen haben, nur zu- fastig geboren toerben unb als Raffe nicht fortpflanzbar sinb, fonbern Junge von gewohnlicher Farbe erzeugen. Des Hubschen Ansehens toegen fangt man bergleichen ein unb zieht sie in ber Gefnngenfchnft nuf. Sie toerben toie bie gewohnlichen Rehe bei inilber Behanblung unge- mein zahm unb verlieren ihre Furchtfamkeit so toeit, bap sie Neckereien anberer Hausthiere unb selbst ber Hunbe entschlvssen zuruckweisen, inbem sie mit ben Vorberfupen kraftige Hiebe austheilen. Das Getoeih bes Rehbockes ist nicht felten fehr abgeanbert unb kaum kenutlich; in teiner anberen Art ber Gnttung tritt ber Hang zur Her- uorbringung seltsamer Getoeihfvrmen eben fo start Her- vor. Theils erscheint bie Zahl, theils bie Form ber Sprossen geaubert, bie in feltenen Fasten burch Bertoach- fung fogar schauselsormig toerben. Eigentliche Vier- øber Funfenber giebt es nicht unter ben Nehen, benn ist eine ober bie anbere uberzahlige Sprosse vorhanben, fo ift sie nie regelmapig gebilbet, fonbern in vieten Fallen eben uur Folge einer Verletzung bes jungen Getoeihes ober einer feltenen Iluregelmapigkeit. Mau tenut auch Beifpiele von Getoeihen, bie in ihrer gnuzen Lauge mit jenen kleinen Knochentonrzen uberzogen toaren, bie eigent- lich nur bie Krone bes Rofenftockes umgeben unb ge- meinhin Perlen genannt toerben. Das nørmal gebilbete Getoeih toirb bei bem jungen Rehbock gegen bie achte Wøche bes Lebens burch Austreibung ber Stirn ange- beutet unb tritt elton int fechsten Monnt nls vier Zost langer Spiep Hervør, ber bei bem jnhrlichen Wechsel langer toirb unb zuerst im vierten Jahre zwei Sprossen erhalt, im funften Jahre feine Ausbilbung erreicht, bie burch gnbelførmige Theilung bes oberen Eubes angebeutet toirb. Die Weibchen (Ricken) entbehren naturgemap bie Getoeihe, inbeffen hat man einige Falle beobachtet, too biefelben in Folge einer feltenen Ausartung vorhanben tonreu. — In Deutfchlanb unb uberhnupt auf bem Fest- lanbe zieht man bas Reh nls Wilbpret jebent anberen vor unb halt es fur zarter unb fchmackhafter; in Englnnb scheiut man entgegengefetzter Anstcht zu sein, Rehe mehr zum Schmucke ber gropen Wilbpnrts zu halten unb sie roeniger nls jagbbare Thiere zu fchatzen. Sie etliegen ubrigens in Harten Winteru in groper Zahl unb verlangen, roie bie anberen Hirscharten, getoiffe Bor- sørge unb Pstege. Geroisse, bem europaischen, welches