Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugethiere.
Uemite Vrdiiung
und bewohnt die mit verstreueten Holzungen wechselnden
offenen Ebenen des Westens. Man trifft ihn in Rudeln
von 6 — 7 Stuck, die unter der Anfuhrung eines alten
Bocks stehen, nach Richarbsøn von Gras, jungen Trie-
ben von Weiden und Pappeln stch nahren und vor Allem
die Knospen einer wilden Rose (Rosa blanda) lieden, die
port einen gropen Theil des Uuterholzes ausmacht. Sie
erlaugen sruhzeitig die Fortp stanzungsfahigteit; wenig-
stens Hat man in England, wo fle sich sehr vermehrt
haben, behauptet, bap eine 18 Monat alte Hindinn ein
Junges gebar, eine Thatsache, die zufolge eines festen
phystologischen Gesetzes auf verhaltnihmaHig kurze Le-
bensdauer deutet. Die Bocke haben nicht das drohnende
Geschrei unseres Ebelhirsches, sondern ftopen als Lockton
oder als Warnungszeichen ein scharfes Pfeifen ans, Wie
man in Canada behauptet, durch die Thranengrube, die
sonach mit der Nasenhohle Verbindung haben mupte.
Der Wechsel des Geweihes geschieht in den letzten Tagen
Februars oder Anfang Marz; drei Monate reichen un-
geachtet der anperorbentlichen Grope senes Gebildes Hin
zu seiner vostigen Ersetzung. — Die Grope ist beden-
tender als bei dem Ebelhirsche; die Lange des Korpers
betragt 6 Fup, Schulterhbhe 4 Fup.
Fuiiste Gruppe. Mahnenhirsche. Geweih
runzlich, drehrund, mit grotzer Augensprofse, ohne Mit-
telsprofsen, am autzersten Ende gablich; Schnauze breit;
grope Thranenspalten ; Mnnnchen mit Eckzahnen ; grobe,
lange Mahne.«
8. Der Mahnenhirsch, (Cervus hippelaphus.) Fig. 896. 897.
Man begreift sechs bis fleben Arten von indischen
Hirschen unter dem malayischen Namen Rusa als Gruppe,
die, abgesehen von den angefuhrten Kennzeichen, sich durch
Grope und mildes Naturell nnszeichnet, mit dem Ebel-
hirsche ubrigens die breite Schnauze, den langen Schwanz,
die gleichsormig dunkle Farbung theilt und gleich diejem
dichte Walder zum Wøhnorte vorzieht. Der eigentliche
oder grope Mahnenhirsch kommt an Grope dem Pferde
gleich, ist grob behaart, nuf dem Rucken gran, an den
Seicen schwarzlich; um die Schnauze zieht ein schwarz-
licher Streif. Der Schwanz ist dreimal so lang als die
Ohren, am Ende mit einem steifen Haarbuschel versehen
und an der Wurzel mit gelblichem Ring umgeben. In
Indien ist diese Art unter dem Namen Sambur bekannt.
Man Hat sie bisher nur in den Vorbergen von Nepal
und in Deccan gefunben, nie in der Nahe der Knste,
und daher ist es zweifelhast, ob sie auch nuf den groperen
Jnseln des indischen Llrchipels vorkomme, wie behnuptet
worden ist. Die Jagd soll nicht ohne Gefahr sein. Eine
ahnliche Art, Cal-orinn in Nepal genannt (Cervus
Aristotelis), wird schon von Aristoteles recht kenutlich
beschrieben und ist nvch groper als die abgebildete, mit
welcher sie das Vaterland theilt. Die in Indien lebenden
Englander geben ihr den Namen Elenn und beschreiden
sie als ausnehmend bosartig und stark. Eine Jagbgesest-
schnst traf auf eiuer Jnsel des Dschumna ein Rudel dieser
Hirsche, die sich den Jngdelephanten erzurnt enigegen-
stellten und endlich mit der Kraft des Rhiuoceros durch
das dichtverwachsene Unterholz einen Weg bahnten.
Sechste Gruppe. Axishirsche. Geweihe,
wie an den Mahnenhirschen, dreiendig, aber glatt und
weit dunner; Eckznhne meistens fehlend; Korperdall
feiner, Grope geringer; Felt gesteckt.
9. Der Arishirsch. (Cervus Axis.) Fig. 898.
Der eigentliche Aris ist wahrscheinlich der bekannteste
aller indischen Hirsche und nicht astein in Menagerien
nicht felten, sondern in England selbst in Parks anzu-
treffeu, wo er sich fortgepflanzt Hat. An den Ufern des
Ganges, uberhnupt in Bengnlen und nicht minder auf
den groperen der indischen Jnseln gehort er zu dem ge-
meinsten Wild, scheint indessen in mehrere, mit beson-
deren Namen belegte Spielnrten zu zerfallen. Gestalt
und Grope sind wie bei dem Damhirsche, das Geweih
jedoch ganz verschieden. Der Korper ist im Gnuzen von
dunkel rvthbrauner Fnrbe, >veip gesteckt, uber den Rucken
lauft ein schwarzer Streif, der am Bock viel dunkler
und zu beiden Seilen von einer Reihe kleiner, weiper
Flecken eingefapl ist; die Unterseite des Korpers und
innere Seite der Schenkel sind weip. Die Jahreszeit
bringt in dieser Farbung keinen Unterschied hervor. Die
weidlichen Jndividuen sind fast ganz fo gefarbt wie die
mannlichen, aber kleiner und ohne Geweihe; auch die
Jungen gleichen den Alten in der Farbung. Die Schul-
terhohe betragt 2 Fup 6 — 7 Zoll. Zum Aufenthalte
geben die Aris den dichtverwnchfenen Dschungels der
Flupufer den Vorzng; sie sind sehr furchtfam, lieben
unthntige Ruhe und fuchen nur des Nnchts ihr Fulter
nuf. Ihre Jungen werfen sie in denfelben Verstecken,
legen aber zu diefer Zeit ihre Furchtfamkeit foweit ab,
dap die Bocke jedem Eindringling kuhu entgegentreten.
In der Gefangenfchaft erweifen sie sich gutmuthig und
snust und sind sehr leicht zu jenten. Gegen Futter,
welches durch viele Hnude gegangen ist oder sonst einen
fremdartigen Geruch oder Spuren von ttnreinlichkeit an
sich tragt, verrathen sie Widerwillen. Ihr Geschrei gleicht
demjenigen des Edelhirsches.
Siebente Gruppe. Nche Geweihe kurz,
cylindrisch, runzlich, roenn vostig entroickelt, dreiendig ;
keine Eckznhne oder sehr kurze; Thrnnenspnlteu fehlen.
10. DaS gemeine Reh. (Cervus capreolus.) Fig. 893. 899.
Wenn das Reh Hinsichtlich feiner Grope roeit unter
dem Edelhirfche fteht, fo gleicht es i Hin doch durch die
nuperen, dem Auge angenehmen, von Beroeglichkeit und
Ausdauer zeugenben Kbrperverhnltnisse. Zu diesem gefal-
ligen Eindrucke gesellen sich noch als Empfehlung oder
doch Mitleid erroeckend seine Schuchternheit und Wehr-
losigkeit und erklaren, lvarum man das Reh nllenthnlben
mit groperer Theilnahme betrachtet als den kraftigeren
und imponirenden Hirsch. Waren nordische Bolker so ge=
neigt wie die orientalischen, einzelnen Thierarten eine sen-
timentale Bedeutung unterzulegen, so burste das Reh in
den Dichiupgen wvhl die Rolle spielen, die der nicht minder
zierlichen Gazelle von den Arnbern uberwiesen ist. Es ist
in ganz Europa und einem ansehnlichen Theile von Asien
Jedermann bekannt, in Deutschland hnusiger als der
Hirsch, bis zum sublichen Schweden verbreitet, in Eng-
land zwar nur in Parks und selbst da nicht Hnusig, da-
fur aber in Schvttland noch immer znhlreich und fehlt
nur in den taltesten und pstanzenlosesten Gegenden des
scandinavischen Nordens. Zum Aufenthnlt zieht es nie-
drigen Buschwald vor und vermeidet einsame, roilde
Forfte und rnuhe Gebirge, Halt stch vielmehr nm liebsten
in der Nnhe angebauter Lnudereien auf und spricht den
mit Getraide und Hulsenfruchten bestellten Feldern nicht
in Rudeln zu, sondern in kleinen Familien, die aus
einem Bock, 1 — 2 Weibchen (Ricken) und den Jungen
bestehen. In der Wahl der Nahrung verfahrt es noch
sorgsaltiger als der Hirsch , fript im Sommer die Blatter
verschiedener junger Wnlbbaume, zieht im Winter die
Knospen der Eichen unb Pappeln vor und tput Hierdurch
den Pstanzungen nicht unbedeutenden Schaden. Auch
junge Fichien sind vor seinen Angrifsen nicht sicher, in-
dessen thut es den Feldgewachsen verhaltnipmapig viel
roeniger Schaden als ver Hirsch, weil es nur junge Pflan-
zen angreift und von reifen Getraidearten nur den Hafer
geniept. Bei feiner Furchtfamkeit genugt ein kleines Ge-
rausch, die Flucht zu veranlafsen, die zwar eine eilige,
aber im Falle der Ueberrafchung keine befonders uberlegte
ift und den verfolgenden Hunden ost leichtes Spiel ge-
toahrt. Ost trifft man es fchlafend nn. Wo es gefchont
wird, verliert es feine nnturliche Scheu und lapt den
Menschen ruhig herankommen; gewahrt es zur rechten
Zeit die Gefabp, fo entroickelt es viele List, um feine,
durch eigenthumliche, starke Spur geteiteten Berfolger zu
tnufchen, erreicht durch einige grope Sprunge ein seit-
Warts liegendes Bersteck, legt sich bort uieber unb lapt
bie Mente voruberschiepen. Erfchreckt giebt es im Augen-
blicke ber Flucht einen Laut von sich, ber ganz nnbers
klingt als bas lockenbe ober klagenbe Geschrei, welches
bie Alten zur Zeit ber Begattung, ober roenn ihnen et-
roas Schmerzliches roiberfnhren ift, horen lassen. Neber
bie erwnhnte Periobe sinb ehebeni sehr entgegengesetzte
Anstchten untgelaufeu. Man verlegte sie in ben Monat
August. Nach zuverlnssigen Beobachtungen bauert sie
von Eube Ltovembers bis Mitte Januars. Nach 21Wocben
toerben zwei Junge, gemeinlich verschiebenen Geschlechts,
getoorfen, toelche auf gelbrothem Grunbe toeip gesteckt
sinb unb nach 2 — 3 Tagen bie Mutter uberasthin zu
begleiten vermogen, ubrigens gegen 4 Monate gesnugt
toerben. Die Lebensbnuer giebt man auf 12 — 14
Jahre an.
Im Sommer ist bie Farbe bes Rehes rothbrnun, im
Winter rothlichgrau. Im Spntjnhre erhalten beibe Ge-
schlechter am Halse unb auf ber ganzen Oberfeite bes
Korpers eine bichtere Behanrung unb entlnng bem Ru-
cken eine bunklere Farbung. Die Augen sinb grop,
schwarz unb lebhaft, bie Ohren nufgerichtet, zufammen
ober auch einzeln betoeglich, gegen 6 Zoll lang, intoen-
big mit bichtem, toeipen Wollhaare ausgekleibet; ber fo-
genannte Spiegel ist grop unb toeip, ber Schtoanz gelb-
lich, aber fo kurz, bap er kanut uber bas Haar bes Hin-
tertheiles vorrngt. Man kennt viele Spielarten, unter
toelchen bie toeipgefleckten unb ganz fchtoarzen wohl bie
feltensten sein mogen. Haufiger kommen bie ganz toeipen
vor, bie als Albino's rothe Augen haben, nur zu-
fastig geboren toerben unb als Raffe nicht fortpflanzbar
sinb, fonbern Junge von gewohnlicher Farbe erzeugen.
Des Hubschen Ansehens toegen fangt man bergleichen
ein unb zieht sie in ber Gefnngenfchnft nuf. Sie toerben
toie bie gewohnlichen Rehe bei inilber Behanblung unge-
mein zahm unb verlieren ihre Furchtfamkeit so toeit, bap
sie Neckereien anberer Hausthiere unb selbst ber Hunbe
entschlvssen zuruckweisen, inbem sie mit ben Vorberfupen
kraftige Hiebe austheilen. Das Getoeih bes Rehbockes
ist nicht felten fehr abgeanbert unb kaum kenutlich; in
teiner anberen Art ber Gnttung tritt ber Hang zur Her-
uorbringung seltsamer Getoeihfvrmen eben fo start Her-
vor. Theils erscheint bie Zahl, theils bie Form ber
Sprossen geaubert, bie in feltenen Fasten burch Bertoach-
fung fogar schauselsormig toerben. Eigentliche Vier-
øber Funfenber giebt es nicht unter ben Nehen, benn ist
eine ober bie anbere uberzahlige Sprosse vorhanben, fo
ift sie nie regelmapig gebilbet, fonbern in vieten Fallen
eben uur Folge einer Verletzung bes jungen Getoeihes
ober einer feltenen Iluregelmapigkeit. Mau tenut auch
Beifpiele von Getoeihen, bie in ihrer gnuzen Lauge mit
jenen kleinen Knochentonrzen uberzogen toaren, bie eigent-
lich nur bie Krone bes Rofenftockes umgeben unb ge-
meinhin Perlen genannt toerben. Das nørmal gebilbete
Getoeih toirb bei bem jungen Rehbock gegen bie achte
Wøche bes Lebens burch Austreibung ber Stirn ange-
beutet unb tritt elton int fechsten Monnt nls vier Zost
langer Spiep Hervør, ber bei bem jnhrlichen Wechsel
langer toirb unb zuerst im vierten Jahre zwei Sprossen
erhalt, im funften Jahre feine Ausbilbung erreicht, bie
burch gnbelførmige Theilung bes oberen Eubes angebeutet
toirb. Die Weibchen (Ricken) entbehren naturgemap bie
Getoeihe, inbeffen hat man einige Falle beobachtet, too
biefelben in Folge einer feltenen Ausartung vorhanben
tonreu. — In Deutfchlanb unb uberhnupt auf bem Fest-
lanbe zieht man bas Reh nls Wilbpret jebent anberen
vor unb halt es fur zarter unb fchmackhafter; in
Englnnb scheiut man entgegengefetzter Anstcht zu sein,
Rehe mehr zum Schmucke ber gropen Wilbpnrts zu
halten unb sie roeniger nls jagbbare Thiere zu fchatzen.
Sie etliegen ubrigens in Harten Winteru in groper Zahl
unb verlangen, roie bie anberen Hirscharten, getoiffe Bor-
sørge unb Pstege. Geroisse, bem europaischen, welches