ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Wiederkauer. S'nuge1hiert. 251 sind lang, zugespitzt, beiveglich und inwendig mit brei Streisen toeiher, don der dunkleren Haut sich abhebenber Haare versehen, die Augen niehr^ntheils durch Groste, dunkle Farbung, Glanz und bedeutsamen Ausdruck aus- gezeichnet. Thranenspalten fehlen felten, sind aber bis- weilen sehr klein und gleichsam punktformig, manchmal aber auch sehr groft und dann, tote es scheint, in Ver- bindung mit dem Nasencanale. Die Schnauze schtoiilt niemals zu dem Umfange an, toie bei den Ochsen, er- reicht indessen bistoeilen bei den Hirschen getoohnliche Groste; die Nasenlocher umgiebt enttoeder cin drustges, immer feuchtes Kissen oder seltener eine behaarte Haut. Manche der kleineren Arten haben in den Weichen Haut- salten, toelche Drnsenansgange verbergen und eden so wie die Thranengruben eine eigenthumliche, meist stark- riechende Substanz absondern, deren eigentliche Bestim- mung noch unersvrscht ist. Aehnliche Apparate finden sich nicht selten ztoischen den Zehen und dienen, toie man glanbt annehmen zn durfen, zur Schlupsrigmnchung der Huse und sonach zur Befordermig des Lanses aus dur- rem, Heisten und staubigen Boden. Die Faste sind immer fein und zierlich und bensenigen der Hirsche sehr ahnlich, die vorderen gemeinlich etions niedriger als die Hinteren. Der Schtoanz andert in den verschiedenen Gruppen, ist bald von bedentender Lange, bald sehr kurz, mit einer Haarqnaste, selten mit eigentlichem Schtoeif versehen, bisn-eilen kurz-, manchmal sogar ztoeizeilig behaart. Die Stellung des Korpers erinnert mehr an diejenige der Ziegen als der Hirsche und ist namentlich viel toeniger gestreckt als bei den letzteren, toeil die Fuste mehr ge- nahert und senkrechter stehen, eine Eigenthumlichkeit, durch toelche der rasche Laus und die toeiten Sprnnge moglich toerden, toelche die Antilopen zu den stuchtigsten aller Wieberkaner machen. Die Groste toechselt sehr; die kleinsten Arten gleichen ettoa den Aguti's, die grostten den Pferden. Ein Theil ahnelt in seinen Umrissen den Ziegen, ein anderer den Hirschen, und eine nicht groste Gruppe nahert sich den Ochsen. Die Farbung ist auster- ordentlich verschieden, meistens aber sehr angenehm, ost auffallig bunt, and einzelne Arten behalten das ganze Leben hindurch, toie Damhirsche, toeiste Flecken nuf dunklerem Grunde. Das Haar liegt meist glatt an, ent- toickell sich selten zur weichen Wolle, zeigt aber kaum jemals so viele Ranhheit und Bruchigkeit toie bei Hir- schen. Am Halse und Kopse stehen bistoeilen Mahnen und an den Fersengelenken dichte Haarbuschel oder Bur- sten. Die Zahnbilbung zeigt nichts Besonderes oder von dem Typus der Wiederkauer sehr Abtoeichendes. Jm ivilden Zustande scheint jede Art von Antilope irgend ein bestimmtes Lieblingsfutter zu haben, welches bis- toeilen ans sehr Harten und dornigen Getoachsen, z. B. ans Mimosen, besteht; manche gelen den Grasern den Vorzng und toerden daher zn gefahrlichen oder doch lastigen Rachbarn des Landmannes. Sogar bittere oder narkotische Psianzen finden unter den Antilopen Lieb- Haber, und der sonst allen Thieren verhahte Tabaksranch soli einige anziehen. Bon manchen ist beobachtet worden, dast fte ihre Ereremente an demselben Orte abznsetzen suchen. Nur die kleinsten leben einsam oder paartoeis und verbergen sich in den dichtesten und dunkelsten Wal- dern, die Mehrzahl liebt Lust und Licht und bevolkert ostene Ebenen in Gesellschaften, die znmal, sotoeit sie aus den mit spiralsormig gedrehten Hornern versehenen Gazellen bestehen, Tausende von Jndividuen begreisen. Getoisse Gruppen scheinen daraus angetoiesen, die durr- sten Wusten zu betoohnen, und andere verlassen niemals freitoillig die Hochsten und nnzuganglichsten, dem etoigen Schnee nahen Gebirgskamme, too sie mit surchtloser Sicherheit am Rande unergrundlicher Absturze schnell dahinlausen und durch stannenstoerthe Sprnnge uber die breitesten Spalten setzen. Die aus den Ebenen tooh- nenden uberireffen an Schnelligkeit alle anderen Sauge- thiere, indein sie mit dem Galopp lange Sprnnge wech- seln lasten; andere springen ztoar toeniger, lansen aber meileniveit mit gleichsormiger und reistender Geschtoin- digkeit. Ihre Sinne sind schars, vor Allem ihr Witte- rungsvermogen, und daher entgehen ste leicht den Nach- stellungen ihrer zahlreichen Feinde. Die aus Unbetoehrt- Heit und Schtoache entspringenden Nachtheile und Gesahren beseitigen sie durch scharse Wachsamkeit; sie uberlassen sich niemals vollkommener Sorglosigkeit, verrathen aber bistoeilen eine auch den Hirschen und Schaasen eigene Neugierbe, die ihnen, dem erfahrenen und listigen Jager gegenuber, leicht verberblich toird. Selten hort man ihre schtoache Stimme, die, se nach der Art, blokend, stohnend oder pseisend ist, bei einer Art sogar entferntem Hundegebell gleicht. Sie sind meistens Heitere, lebhaste Geschopse, die sich in raschen Betoe- gungen gefallen und da, too sie in grosten Mengen vor- kommen, der vielleicht wusten und unbewohnten Land- schast einen eigenthumlichen Reiz mittheilen. Unter sich leben sie sriedlich, ausgenommen in der Brnnstzeit, too die Bocke erbittert mit einander kampfen und uberhaupt eine an BoSheit granzende Reizbarkeit verrathen, die bei den in der Gesangenschaft ausgetoachsenen bistoeilen zu Plotzlichen Angriffen aus Menschen fuhrt und mit der sonstigen Furchtsamkeit int Widerspruche steht. Weib- licke Jndividuen toerden leicht zahm und enttoickeln dann viele Anhanglichkeit an ihre Warter. Als jagdbare Thi^e schntzt man einige Arten, z. B. in Erlropa die Gemses und andere in Sudasrika, allein im Allgemeinen ist ihr Fleisch mager und schmeckt ettoas nach Moschus. Die grosteren Raichthiere sind, toenigstens in Afrika, aus sie vorzugstoeis angetoiesen, und stlbst bie Adler stellen ihnen 'n^d).' Ei^i^e sind seit uralten Zeiken bekannt und sogar 'beruhnwz (o die Gazelle, die in ben arabischen Gebichten eine groste Rolle spielt, unb bie gemeine inbische Anti- lope, toelche unter bem Namen Sasin in ber stltesten Mythologie Jnbiens vorkvmmt, in bem Thierkreise ber Hinbus bie Stelle bes Steinbocks einnimmt unb nedst vielen anberen Arten ber Gottin Tschanbra ober bem Monbe geheiligt ist. Die Mehrzahl ber Antilopen ge- Hort ubrigens Afrika an; in Asien leben toeniger, Ame- rika besitzt ztoei ober brei, bie von benjenigen ber ostlichen Welt bebentenb abtoeichen, ganz Europa nur ztoei unb Australien nicht eine. Erste Gruppe. Gazellen. Horner leierfor- mig, in beiben Geschlechtern vorhanben. Thranenspalten beutlich, beweglich. Drustge Gruben zwischen ben Zehen unb in ben Weichen von ansehnlicher Grbste. Weibchen mit ztoei Zitzen. 1. Die arabische Antilope. (Antilope arabica.) Fig. 905 — 908. Die erste Gruppe ber Antilopen umfaht bie zierlichsten Arten ber nmfangreichen Gattung, unb nuf ste beziehen sich bie in ben Gebichten ber orientalischen Bolker Han- figen Lobpreisungen. Alle sinb leicht unb fein gebauet, ben Hirschen ahnlich, sinchtig in ihren Betoegungen, Hei- ter unb sogar mnthtoillig unb leicht zahmbar. Ihre Hor- ner stehen toeit nach vorn unb fast unmittelbar uber ben Brauen, sinb in ber Mitte nach austen, mit ben Spitzen aber nach innen gebogen unb stellen baher, von vorn gesehen, bie elassische Lyra bar. Ursprstnglich mag biese toohl auch aus ben durch das Slirnbein verbunbenen Hornern bestanben haben, ztoischen welchen gnerlaufenbe Stege fur bie Saiten angebracht toaren; toenigstens er- kennt man biese Form in allen spateren Umgestaltungen senes Jnstrumentes toieber. Die arabische Antilope be- toohnt bie Wusten von Arabien unb Syrien unb gesellt sich zu Heerben zusammen, bie, bei be^Annaherung ziehen- ber Caravanen bie Flucht ergreifenb, ein ungentein scho- nes Schauspielbarbieten. Sie ist so schnell, bast ber hefte Winbhunb ohue fremben Beistanb nicht vermag, sie ein- zuholen. Den Arabern sagt inbessen bie Jagb auf sie eben so zu toie ben alten Aegyptern, bie uns von ihr manche Abbilbungen in ihren Wanbgemalben Hinterlassen haben (Fig. 942.). Jene nahern sich ber Gazelle so toeit als irgenb moglich, lassen dann die Hunde, zugleich aber auch einen wohlabgerichteten Falken los, der mit Flugelschlagen Kops unb Augen bes Wilbes anfallt unb es ben Hunben mhglich macht, herbeizukommen. Zu Burckharbt's Zeiten gab es an ben ostlichen Granzen von Syrien besonbere mehr zur Vernichtnug ober Ausrottung als zur regel- mastigen Jagb ber Gazellen bestimmte Reviere. Auf ber offenen Ebene unb in ber Nahe ber von ben Gazellen be- fuchten Tranken fchlost man ein Viereck von anberthalb englifchen Meilen Lange nach brei Seiten hin mit einem nus Steinen ausgethurmten Zaune ein, ber hoch genug tour, unt bem Wilbe bas Hinuberspringen zu toehren. Hin unb toieber befanben sich in bemfelben breite, nuf ber Austenfeite burch tiefe Fullgruben gefperrte Oeffnun- gen. Verfchiebeue Haufen arabifcher Bauern hielten sich in ber Nahe verborgen, bis ste eine Heerbe Gazellen be- merkten, bie umgangen unb bene umfchlossenen Raume langfam zugetrieben tourben. Gelang biefes, fo erhoben bie Verfolger ein lautes Gefchrei, fetzten sich in raschen Lanf unb ztoangen bie erfchreckten Thiere, senen verrnthe- rifchen Oeffnungen zuzueilen. Die Ansuhrer ber Heerbe sprungen stets zuerst, alle ubrigen solgten blinblings unb ersullten nach toenigen Augenblicken bie Fallgruben. Man fing nuf biese Art Hunberte, bie sogleich getobtet unb aw bie Fellnhs ber Untgegenb verknuft tourben. Das Felt richtete man sorgfaltig zu unb gebrauchte es zum lleberziehen kleiner Haubtrommeln, bie in ber Musik ber Syrer eine groste Rolle spielen. Jung eingefnngen toirb bie sonst so scheue Gazelle vollig zahm unb getoinnt an ben Menschen eine besonbere Anhanglichkeit. Man trifft sie baher in Syrien als allgemeinen Liebling ber Familien Haufig an. Sie ist von Groste eines Rehes, oben bunkelgelbbraun, unten iveist; beide Farben sind burch einen bunkelbraunen, ben Korperseiten entlang laufenben Streisen geschieben. Ein Flecken aus bem Na- senrucken unb ein Streif von ben Augen bis zu ben Munbtoinkeln ist schtourz, bie Wangeit unb Gesicht sinb ubrigenS toeistlichrehgelb. Die zehn Zoll langen Hbrner sinb sehr schlank, toeniger geschtoeist als bei anberen Arten berselben Gruppe, an ber Spitze mehr ausmarts als eintoarts gebreht unb, mit Ausnahme berselben, mit Hervorspringenben Ringen ober Wulsten regelmastig umgeben. 2. Die Gazelle. (Antilope Dorcas.) Fig. 909. Die eigentliche Gazelle ist mit ber arabischen Anti- lope haufig vertoechselt toorben, iiibem ste nicht allein ziemlich bieselben Gegenben betoohnt, sonbern auch in ber Farbung Aehnlichkeit hat. Vorzuglich Haufig ist sie im norblichen Afrika, too sie, sei es aus Nothtoenbigkeit ober aus angestammter Neigung, gefellig, in grosten Heer- ben bas an ber Granze ber Wuste Sahara liegenbe an- gebauete Lanb, theils auch bie Wuste felbst burchstreift. Sie tomnit inbessen auch in Aegypten unb tonhrfcheinlich in Syrien unb Arabien vor, toenn auch feltener als in Afrika. Zum Leben in ber Wuste ist sie fchon burch bie Fahigkeit, Durst geraume Zeit zu ertragen, geschickt; sie fucht nur einmal in vierunbztoanzig Stunben bie Quellen unb Teiche auf unb scheint uberhaupt nur bei Tages- anbruch zu trinken. Ein versolgtes Rubel solcher Gazel- len entsiieht mit unbeschreiblicher Schnelle, bleibt aber in angemEener Entfernung stehen, sicht sich neugierig nach dent ^figer unt unb setzi, toenn bieser sich betoegt, bie Flucht M boppelter Eile sort. Vom Feinbe in Ge- fahr gebrachr) zerstreuet es sich nach verschiebenen Rich- tungen, vereutigt sich aber balb toieber; eingeschlossen und angegriffen bilben die Bocke einen Kreis, dessen Mitte von den WLlelMiiinb den Jungen eingenommen toird und vertPMftnHtb auherst entschlossen mit den Hor- nern unb susten. Dem Sotoeit unb Panther toer- ben biMM^Mn in groster Menge zur Bente. Beibe Geschsechter sinb von gleicher Farbung, oben Hellisabetl'- gelb, unten unb an ben Seiten bes Kopses toeist. An den Seiten bes Korpers lanst ein branner Streif, ein anderer bunkelbrauner erstreckt sich vom Augentoinkel zum Munb- toinkel. An ben Fersengelenken stehen Haarbursten; bie 32*