Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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S'ciugethiere.
Kennie ©rbnuitg.
alS Wilbpret geschatzt. Ein ausgewachsenes Thier giebi
10 — 12 Pfund Talg, 30 — 40 Pfund Fleisch und die
zur Lederbereitung brauchbare Haut, Hat also im Gan-
zen keinen grohen Werth, ist aber dennoch Gegenstand
einer Jagd, die zwar an Mnhseligkeit und Gefahr alle
anderen ubertrifft, von den Alpenbewohnern indessen
mit anherster Leidenschust betrieben Wird, obwohl all-
jahrlich mehrere Jager umkommen und die uberlebenden
felten ein hoheres Alter unverkruppelt erreichen. Ehe-
dem maren die Gemsen Haufiger als jetzi; am seltensten
sind sie in den osterreichischen Alpen, wo sic jedoch Hin-
undwieder von den reichen Grundbesitzern nach waib-
mannischer Art wie Hirsche und andcres Hochwild gehegt
Werden. Im gezahmten Zustande entwickeln sie einen an
die Ziegen erinnernden Charakter. Man unterscheidet
in der Schweiz zwei Varietaten, die beibe groher sind
als die pyrenaische und perstsche.
Siebente Gruppe. Mazama-Antilopen.
Horner nur an den Bocken vorhanden, oberhalb der
Basis gabelformig gctheilt. Thranenspalten und Drusen-
gruben fehlen. Fuhe ohne Asterzehen.
I3. Die gabelhornige Antilope. (Antilope furcifera.) Fig. 924.
Die Gruppe der Mazama-Antilopen gehort auS-
schliehlich den Westlichen Gegenden von Slordamerika an,
gleicht im Aeuheren theils den Rehen, theils den geinei-
nen Gemsen und weicht von allen anderen ab durch die
Gabeltheilung der runhen, runzlichen, gerade aufsteigen-
den und mit den Spitzen hakenformig ubergebogenen
Horner. Die abgebildete Art war schon dem ersten llla-
turbeschreiber Merico's, Hernandez, unter dem Rumen
Muzaniu bekannt, dewohnt die Ebenen Californiens und
Reumerico's vom 530 an sudwarts und ivundert je
nach der Jahreszeit Hin und her. Sie ist gesellig, ver-
meidet bewohnte oder bewaldete Gegenden mit gleicher
Sorgfalt und soll vorzuglich haufig sein am sudlichen
Arme des Saskutschewan und in den Ebenen am oberen
Columbiu. Sie ist start und gedrungen gebauet, schnell
und uusdunernd im Luuse, laht uuf gewohnlichem Boden
die meisten underen Thiere Weit Hittter sich, wird aber
nach eittem leichten Schneefalle ohne Schwierigkeit von
einem gewohnlichen Pferde eingeholt. Wie viele andere
Wiederkhuer entwickelt auch sie unter Umstanden eine
Art von dummer Neugierbe, die ihr, den Jndianern und
den Wolfen gegenuber, leicht verderblich wird. Wenn
sene sich niederlegen und sonderbare Stellungen unneh-
men oder mit den Gliedern allerlei ungewohnliche Be-
wegungen machen, bleiben die Gabelbocke (Prongbucks),
wie die Nordamerikaner sie heihen, stehen, umkreisen,
immer naher kommend, den ihre 9?eugierbe reizenden
Gegenstand und gelangen endlich in die.Schuhweite des
listigen und sein Ziel niemals fehleiiben Jagers. Der
Wolf verfahrt uuf ahnliche Weise und wirst sich zuletzt
mit einem Sprunge uuf das getauschte Opser. Das
Fleisch ist indessen so gering, duh die Jndier nur zur
Zeit der Noih sich mit dieser Jagd abgeben. Die Horner-
losen Weibchen wersen zeitig im Juni ein bis zwei Junge.
Der Gabelbock iniht 5 Fuh in der Lange, in der Hohe
vorn 2 Fnh 6Zoll, Hinten 3 Fuh und ist im Allgemeinen
rehfarben, an den Hinterbacken rothbraun, an Lippen,
Kinn, Kehle und Bauch weihlich; ein breiter, weiher
Spiegel umgiebt den 7Zoll langen Schwanz und erstreckt
sich bis aus das Kreitz. Im Sommer ist dus Haar ktirz,
im Winter nicht nur sehr dicht, sondern es steht auch
von der Oberstache ab und ' ist dabei von ganz besonderer
Tertur. Jedes einzelne stellt einen rohrenformigen Cy-
linder dar, der so sprobe und ohne alle Elasticitat ist,
bah er bei der geringsten Biegnng abbricht und, zwischen
den Fingern gedruckt, eine platte Form annimint und
behalt. Es uberzieht den Rumps, erreicht da uber zwei
Zoll Lange und wird auf dem Hallo zur eigentlichen
Mahne. An Kopf, Ohren und Fu en ist die Behaa-
rung dicht, aber von gewohnlicher Beschaffenheit.
AchteGruppe. Waldziegen Antilopen.
Horner in beiden Geschlechtern kurz, parallel, leicht zu-
ruckgebogen, an der Basis geringelt und langsgestreift.
Schnauzenspitze unbehaart. Thranenspalten kreisformig.
Drusengruben in den Weichen und Haarbursten der
Fersengelenke fehlen. Weibchen mit vier Zitzen.
14. Cambing-Antilope. (Antilope sumatrensis.) Fig. 925.
Die sumatrunische Antilope, Cambing-utan, d. H.
wilde Ziege, der Malayen, bahnt noch mehr als die
vorhergehenden den Uebergang zu den Ziegen, indem an
ihr nicht nur die leichten, rehartigen Formen weit mussen-
Hafteren weichen, sondern auch ihr Kopf eine Gestalt
annimint, welche den malayischen Namen vollkommen
rechtfertigt. Sie bildet mit mehreren anderen, sammtlich
in Indien heimischen Arten eine Gruppe, die schon auher-
lich durch den weihen Kehlsieck kennbur ist, der, wie es
scheint, niemals fehlt. Die Cumbing-Antilope ward zu-
erst von Marsden in der Geschichte von Sumutra be-
schrieben, iniht 4 Fuh 6 Zoll in der Lunge, 2 Fuh 4 Zoll
in der Hohe und hat 6 Zoll lunge Horner, die, mit der
Stirn in einer Flucht fortluufend, oben nach Hinten sich
krummen und mit 10 — 12 Ringen versehen sind. Kopf
und Korper sind mit schwarzem, der Nacken von den
Hornern bis zum Widerrist mit weihem Haar bekleidet,
ivelches am letzteren Orte mahnenartig herabhangt. Der
Schwanz, die hohen ziegenartigen Hufe und die Fuhe
sind gleichfalls schwarz. Die Stelle der Thranengriibe
nimmt ein nackter Streif ein, der allezeit eine stark-
riechende Feuchtigkeit absondert.
Neuitte Gruppe. Ochsen-Antilopen.
Horner dick, massiv, meist lang und sturk geringelt, bald
in beiden, bald nur in einem Geschlechte vorhanden.
Korpergrshe meistens bedentend, Gestalt mehr oder »tin-
der an die Ochsen erinnernd. Kopf groh, schwer, Hals
kurz, Widerrist hoch, Glieder sturk.
Die Gestalt der in diese Gruppe gehorenden Antilo-
pen ist so abweichend von den ubrigen, dah sie in Indien
und Afrika, ihrem Vaterlunde, von den Eingeborenen
als ganz verschieden ungesehen und, wie schon Aristoteles
geihan, mit Namen belegt werden, die sich auf die Aehn-
lichkeit mit Ochsen bezieheit. Nicht alle Formelt stehen
so isolirt, sondern einzelne, wie der Nylgau, Haben noch
einige Verwandtschaft mit den wahren Antilopen. Sie
sind daher in sechs Unterabtheilungen gebracht tvorden,
die sich durch die Gestalt der Horner wesentlich unter-
scheiden.
15. Der Nylgau. (Antilope picta.) Fig. 926. 927.
Der Nylgau lebt einzeln oder paurweis in den dichten
Walbern Indiens und ubertrifft an Bosartigkeit und
Entschloffeitheit alle Verwandte. Versolgt kehrl er sich
mit Wiith gegen den Jager und ist bei sciner Starte
und Bewaffnung ein durchaus nicht veruchtlicher Feind.
Sogur im Zustande lunger Gefangenschaft und Geivsh-
nung un den Menschen bleibt er gefuhrlich und vurf nie
mit Zutrauen behundelt werden. Um den Gegner uiizu-
greifen, laht er sich auf die Kniee nieder, itahert sich in
dieser Stellung gradiveis dem Feinde und wirst sich
dunn auf Einmal und mit erstaunlicher Gewalt uuf den-
selben. Ungeachtet ftiner Kuhnheit und Furchtlostgkeit
wird er aber dem Tiger ost zur Beute. Am Tage ver-
birgt er sich in dem Walde, des Lluchts oder in den ersten
Morgenstunden kommt er auf offenes Land hervor und
fugt bebaueten Feldern nicht geringen Schaden zu. Man
Hat ihn in Indien von jeher gerit eingefangen, um mit
ihiit die Wildgarten der einheimischen Fursten zu
schmucken; auch ist er in neueren Zeiten nicht felten
lebend nach Europa gebracht worden und hat sich sogar
in der Gefangenschaft fortgepstanzt. Das ungehornte
Weibchen trugt acht Monat und wirst jedesmal zwei
Junge. Der Bock ubertrifft jenes bedentend an Grohe,
ist 4 Fuh an blu Schultern hoch, im Ganzen schiefer-
grau, an Lippen, Kinn und Bauch weih und hal an
Kehle, Wungeit und Stirn einen weihen Fteck. Weib-
chen und Junge sind rothlich. Von dem Vorderhalse tind
dem Widerrist Hangt ein Bundel langen, schwarzen Haa-
res herab, und auf dem Nacken steht eine kurze, aufrechte
Mahne. Die ganze Gestalt erscheint nur dann im rich-
tigen Ebenmaahe, wenn die Fuhe zusammengezogen in
senkrechter Stellung den Korper unterstutzen und der
Schwanz zwischen die Hinterfuhe eingezogen ist. Die
Horner sind kurz, fast dreieckig, an der Wurzeldick, theil-
weis gekielt, nach vorn gebogen, schwarz und 7 Zoll
lang. Die Thranenspalten sind weit, die Drusengruben
zwischen den Zehen sind deutlich, fehlen aber in ven
Weichen. Die breite, unbehaarte Schnauze rechtfertigt
den Vergleich mitOchsen. Das Weibchen hat vier Zitzen.
16. Die Koba-Antilope. (Antilope Koba.) Fig. 928.
Die franzoshchen Colonisten am Senegal nennen die
bort Heimische Koba „bie grohe braune Wilbkuh" zum
Uiiterschiebe von einer jhnlichen, aber kleineren Art bes-
selbett Lanbes. Von ihren Sitteii im wilben Zustanve
ist ilichts bekannt; kann man nach Eremplaren urtheilen,
bie lebeitb nach Englanb uitb Frankreich gebracht wor-
ben siitb, so ist sie eben so gutmuthig als zahmbar. Skur
ber Bock hat gestreckte, oben etwas nach auhen nnb mit
ben Spitzen nach vorn gebogene, ungeringelte, 1 Fuh 10
Zoll lange Horner unb Weber Thranenspalten noch Haar-
bursten an ben Knieen. Das grobe Haar ittihi gegen
6 Zoll in ber L^nge tiitb bilbet in ber Schultergegenb
obenauf einen Haarwirbel. Ohren, Mattl unb Kinn
sinb grauweih, Ruckett unb Seiteil rsthlich graubraun,
Bauch unb Unterhals schwarzgrau, Fefsel unb Huf weih
gesaumt; ber Ranb ber Hinterbacken ist weih, ebenso
bie Unterseite bes sonst rothbraunen Schwanzes. Thra-
nenspalten fehlen, Drusengruben ber Weichen sinb vor-
Haitben. Das Weibchen (Fig. 928.) Hat vier Zitzen.
17. Die Addar-Antilope. (Antilope Addax.) Fig. 929.
Unter ben ochsenartigen Autilopen bilben bie Oryr
ober Hirschantilopeit eine burch lange, geringelte, gerabe
Horiter ausgezeichnete Familie. Sie sinb meistens von
ansehitlicher Grohe, Haben lange Ohren, kleitte ober
(eine Thranenspalten, einen bunkelgefarbten Streif uber
bas Gesicht, anfrechte Mahne, langen, mit Haarguaste
versehenen Schwanz, weber Drusengruben in ben Wei-
chen noch Kniebursten unb in ber Regel eine rothliche
Farbititg. Wahrscheinlich hat irgenb ein hierher gehori-
ges Thier zu ber uralten unb weitverbreiteten Fabel vom
Einhorit Veranlassung gegeben. Die Arten sinb zahl-
reich unb bewohneit ben weiten Laitbstrich vom sublicheit
Persien bis zum Cap ber guten Hoffnuiig, Vermogen
mit bent burren Futter ber Wuste sich zu itahren, sinb
ungemein schnell nnb Wanbern, Vlahrung fuchenb, weit
uiither. Dem Angriffe setzett sie eine entschlossene Ver-
theibigung entgegen unb gehen nicht sekten aus betit
Kantpfe siegreich Hervor. Viele tvåren schon ben Akten
genait bekannt, tinter ihnen ber Abbar, beffen Panten,
wie schon Plinius sagt, afrikanischett Ursprungs ist, uwv
welchen bie Griechen Strepsieervs hiehen. Hemprich
nnb Ehrenberg, bie gewisserntaaheit bieses Thier Wieber
entbeckt haben, erzahlett, bah es in Dongola Abu-Abbas
Heihe, unb bah es in Senaar, nicht aber in Abyssinien
vorkomme. Ruppell fanb es in Nubieil. Es scheintpaar-
weis in ber offenen Wuste zu leben unb besttzt in ber
That in seinett breiten Hufeit bie Mittel, um schnell unb
leicht uber bie sanbigen Einoben Hinzueilen, bie burch
Mittelafrika fast bis an ben Ocean reichen. Von ben
Sitten bes Abbar ist sonst nichts bekanitt. Er steht an
ben Schultern 3 Fuh hoch, ist langer als 5 Fuh, schwer-
falligen Ansehens, von weihlicher, rostroth uberlaufener
Farbung, bie Hittunbivieber in bas Rostbraune ober bas
ganz Weihe ubergeht, Hat eine kurze, Harte Behaarung,
uber 2 Fuh lange, mit zwei Spiralumgangen verfehene,
tinten vielmals geringelte Horner.
18. Der Blaubock. (Antilope leucophaea.) Fig. 930.
Der Blaubock ist eines von benjenigen Thieren, bie man
vielleicht sehr balb zu ben ausgerotteten zu zahlen Haben