ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Wicberkiiuer. Snugethiere. 263 in diesem Falle Lerloren gegangen oder vielleicht die Umanberung durch Cultur so bedeutend gewesen, bah man in den wilden Arten, unter »velchen man zumal auf die Jemlahziege Thibets und Stepals hinweist, das Ur- thier nicht mehr erkennt. Die Zahl der gegenivartig vorkommenden Varietaten ist zumal in Warmeren Lan- dern ausiiehmend groh. Zu den bekanntesten oder doch »vichtigsten gehort die Kaschmir-Ziege (Fig. 949.), welche uber Thibet und von da bis in die Steppen der Kirgifen norblich vom caSpischen See verbreitet ist und ben Stofs zu den beruhmten Shawls liesert, die seibst in den fabricirenden Landern Asiens cinett ungemein hohen Werth haben und ost nicht fur Geld feil sind. Eine einzige dieser Ziegen liesert durchschuittlich drei linjen feiner Wolle, von ivelcher das Psund in Thibet eliva funf englische Schilliuge kostet. Zur Herstellung eines Shawls von vier Fusi im Quadrat ist die Wolle von zehn Ziegen erforberlich, welche, in Thibet geschoren und gewaschen, in Kaschmir Eingangszoll zahlt, dort, nach Spinnung und Farbung, erueuete Steuern erlegt, zuletzt, 5uni Shawl verwebt, mit grohen Abgaben be- schwerk ivird, die besonders bei Ausfuhrung nach In- dien die unertraglichste Hohe erreichen. Sie drohen den armen Weber zu ruiniren, der obenein fur seine Waare alle Gefahren zu furchten hat, welche bie Versendung uber bie Hochsten uub unzuganglichsten Gebirge unb burch Gegenben voll rauberischer Eintvohner mit sich bringt. Rechuet man Hinzu, bah fowohl in Jubissn als auch in Persien unb ber Turkei alle Zollamter von ben Shawls iieue Abgaben erheben, so wirb bie Seltenheit unb bie erstaunliche Theurung jenes Gegenstanbes orientalischen Lurus auf europaischen Markten sehr erklarlich. Man hal baher versucht, bie Kaschmirziege in Europa einhei- misch zu machen. Zuerst brachte A. Jaubert eine fur bie sranzosische Regierung im Kirgiseulaube unter 52° n. ær. angekaufte, 400 Stuck zahlenbe Heerbe nach Europa. Die geriuge Menge ber von ben Einzelnen gelieferten Wolle dewies balb, bah ber Versuch minbestens unter kaufmauiiischem Gesichtspunkte ein verfehlter war, in- befsen kam Polouceau auf ben Gebanken, burch Kreu- zinig ber Kaschmirziegen mit ber Augoraziege eiue Veson- bere Rasse zu erzielen. Der Versuch gelaug, unb man er- Hielt Thiere, bie nicht nur bas Klima besser ertrugen, sonbern anstalt ber gewohulichen brei linjen bei feber Scheerung breihig linjen Wolle gaben, bie burch Lange unb seibenartige Feinheit bie eigentliche Kaschmirwolle weit ubertraf. Die Zucht gebeiht zwar, inbessen geht bie Vermehrung langsam von Statten. Dieselbe nicht auf- munternbe Erfahruug Hat man 1824 auch in England mit einigen Ziegen bester Rasse gemacht, welche Tower in Thibet aufgekauft unb auf ein Lanbgut nach Esser ge- bracht hatte. Ein unternehmenber Laubbesitzer in Nen- snbwales, Riley, kaufte 1831 von Polonceau zehn Zie- gen unb brei Bocke uub brachte bieselben uber Lonbon glucklich nach Australien. Ob sie bort gebiehen unb sich vermehrt haben, ist nicht bekaunt worben. Man Hat ubrigens, aber mit llnrecht, zwischeu ber Kaschmir- unb ber Thibetziege einen llnterschieb gemacht unb sie als eigene Varietaten hingestellt. Sie weichen von einanber nur burch Lange bes Haares unb Farbung etwas ab unb 'tonnen hochstens als Rassen gelten. — Diesen seiben- ober wollhaarigen Ziegen gegenuber stehen bie grob- vber kurzhaarigen, bie in noch zahlreichere Spielarten zerfallen. Die unverebelten Ziegen Europa's geben nicht fetten ein ziemlich langes, aber allezeit harsches unb zu feineii Geweben ungeeignetes Haar. In Italien ist bieses von jeher ber Fall gewesen, benn Virgil unb Varro ge- benken bes Ziegenhaares als gering unb allein geeignet zu grobem, bem Seemanne willkommenen ober zur Be- beckung groher Kriegsmaschineu brauchbaren Zeuche, unb ini sublichsten Europa kleibet sich bie niebrigste Volks- classe, bie Halbwilben Hirten Albaniens unb bie Bauern Slavoniens unb ber Nachbarlanber noch jetzt in solche Gewebe. Glatthaarig sinb unter anberen bie sogenannten Zwergziegen, bie ursprunglich aus Westafrika gekommeu unb jetzt in Subamerika unb Westinbien sehr verbreitet sinb, haufig keine Horner, aber lange, aufrechte Ohren babeu unb mit ben europaischen Rassen maiiche Mittel- schlage erzeugten. Auch in Europa kennt man ungehornte Rassen, z. B. in Schweben unb Spanien, wo fle von weiher Farbe fliib. Aubere zeichnen stch burch Lange ober besonbere Drehung ber Homer aus, wie bie Ziege von Wales, beren Horner bis zur Halfle ber brei Fuh betra- genben Lange gerab aufsteigen unb bann Horizontal seit- warts gebreht sinb. Charakter unb Sitten ber Ziegen sinb zu bekanut, uni Erorterung zu erheischeu. Jhre Zucht bietet zwar bem Laubmanne manchen ansehnlichen Vortheil, wirb aber burch Oertlichkeit sehr beschrankt, inbeiil zwar Witterungswechsel von Ziegen ungleich leich- ter ertragen werben als von Schaafen, aber Kalle, suinp- figer Boben uub bie biesem entsprossenen Pflanzen ihnen sehr schablich sinb. Jhre Milch sagt nicht Jebermaun zu. Die Haut liesert ein fur besonbere Zwecke sehr geschatz- tes Leber. Die Fortpstanzung fallt auf ben Herbst; bie Ziege wirft nach 21 Wochen ein bis brei Junge, bie schon im zweiten Monate Horner bekommen. Die Lebens- baner betragt gegen 12 Jahre. VIII. Schaaf. (Ovis.) ^iattungscharakter: Hbrner spiral vor- unb ruckidarts gebreht, Geflchtslinie conver, Kiiin bartlos. 1. Der Mufflon. (Ovis Musimon.) Fig. 953. 954. Schaafe unb Ziegen sinb so nahe verwanbt, bah bie Gaituugscharaktere auf sehr unerheblichen Zeichen be- grunbet werben muhten, bie nicht einmal scharfe unb stehenbe sinb, sonbern Uebergauge barbieten. Schon bei ben Alten galten baher bie Schaafe fur Bastarbe, Welchen man verschiebenen Ursprung unterlegte, unb bie man zum Theil von eiiter Vermischung ber Ziege mit bem Mufflon Herleitete. Man will in verschiebenen LAnbern Bastarbe bes gemeinen Schaafes unb ber Ziege gesehen haben, ein Vorkommeu, welches allerbings bie reine Abstammung bes Schaafes sehr zweifelhaft machen wurbe, inbessen fehlen Hier bie genauen wissenschaftlichen, allein Zutrauen verbieneuben Beobachtungen. Wahrscheinlich hat man vernachlassigte Schaafe, an welchen bie Wolle bisweilen zum schlichten Haar ausartet ober sehr kurz unb rauh bleibt, verkannt, benn wo Schaafe in Gesellschaft von Ziegen sich ganz uberlaffen sinb, nur bes Fleisches wegen gehalten werben, unb wo fur ihre Verebelung uichts ge- schieht, Wie auf ben Pampas von Subamerika unb in Westafrika, behalten sie allezeit ein gewisses typisches Anseheu unb liesern minbestens keine neuen, in ber Mitte stehenben Weseii. So gering auch im Ganzen bie Ilnter- schiebe zwischeu ben beiben verwanbten Gattungen sinb, so zeichnen sich bie Schaafe immerhin burch ihren Habi- tus aus. Die ivilben Arten haben abgerunbete Korper- forinen, anliegenbes Haar, unter bemselben eine kurze, seine, aber bichte Grunbwolle, bunne Fuhe, sehr grohe, mehr ober weniger eckige, weihliche, spiralgebrehte uub seitlich gewenbete Horner. Die Bocke ubertreffeu ben Steinbock au Grohe, bie weiblichen Jubivibueu kommen uur ber Hausziege gleich unb haben kleine, zugespitzte, fast seukrechte ober auch gar keine Horner. Die Farbe ber unbezweifelt wilben Arten ist rolhlichgrau ober zieht in Dnukelrehfarben. Verbreitet ist bie Gattung uber alle Welttheile, Neuhollanb ausgenommen. Alle Arten halten sich heerbenweis zusammeu, Vewohnen bie unzu- ganglichsten Gebirge unb liesern hierburch ben Beweis, bah sie hinsichtlich ber Starke uub Abhartung nicht unter ben Ziegen stehen. Eine Art kommt sogar auf ben kat- ten Kurilen vor, wohin sie uur auf schwimmeuben Eis- scholleu gelangt sein kanu. Sie stub im Allgemeinen furchtsame Thiere, allein gleich vielen anberen Wieber- kauern neugierig uub keineswegs so bumni, wie bas Volk von bem zah?ieu Schaafe meint, sonbern mit In-> stinet ausgerustet, bessen Aeuheruugen ost wie Folgeu | einer Art von Ileberlegung erscheiueu. Au Muth uber- treffen Schaafbbcke bie Ziegenbocke. Sie kampfeu mit einanber um ben Besttz ber Weivchen, legen in ben Stoh so grohe Kraft, bah ber Besiegte bisweilen in ben Ab- grunb gesturzt wirb unb selbst ber Ochs bas Felb vor ihnen raunil, unb scheueu sich nicht, Hunbe uub Fuchse anzugreifeu, bie sie bisweilen sogar tobten. In Lanbern, wo man bie zahmen Schaafheerben stch mehr selbst uber- lahl als in ben bichtbevolkerten Gegenben von Mittel- europa, eutwickelu Schaafe eine Entschlossenheit, bie man ihnen kaum zutrauen inochte. Als Stammthier bes gemeinen Hausschaafes, minbe- stens bes europaischen, sieht man gemeiniglich ben Muff- lon an, ber ehebem uber ganz Subeuropa verbreitet ge- wesen sein mag, gegenwartig aber nur noch auf Sarbi- uien uub Corstca vorkoiumt, wo er sich am Laugsten erhielt, weil er nicht von Wolfen unb anberen Raublhie- ren in Gefahr gebracht wurbe, sonbern bie menschliche Verfolgung allein zu vermeibeu suchen muhle. Dah er in Murcia gleichfalls wilb sei, wirb zwar in vielen Schrif- ten angefuhrt, inbessen beruht biese Augabe allein auf bem Zeugnisse von Bort) St. Vincent unb hat keine spa- tere Bestaligung erhalten. Geuauere Nachrichten Haven gefehlt, vis Bonaparte, Furst vvn Musignano, ber um bie Kenntnih ber italienischen Fauna hochverbiente For- scher, sich lebenbe Stucke verschaffte unb auf Sarbinieu selbst Kunbe einzog. Der Mufflon, bessen sarbinischer Naine Muffioue jebenfalls burch Verberbung aus bem griechischen, bas Wilbschaas bezeichnenben Worte Ophiou entstanben ist, bewohut bie hochsten Rucken ber kahlen Gebirge von Corstca unb Sarbinieu uub halt sich in Heerben von einhuubert unb mehr Stutten zusammeu, bie unter ber Leitung eines alten Bockes stehen. Er ist furchtsam, aber so scharfsiniiig, bah er bie Aunaheruiig eines Jagers fast immer rechtzeitig benierkt unb allein burch Kunstgriffe, zumal burch nachgeahmtes Bloken, herbeigelockt werben kanu. Er lanst uub spriugt mit ber Leichtigkeit bes Steinbocks, sturzt sich, ohue Schaben zu nehmen, von grohen Hohen auf bie Fuhe, nicht aber auf bie Horner herab, wie ber åltere Bericht Cetti's besagt, unb Hat in Sitten unb Benehmeii viel Aehnlichkeit mit ber Ziege. Die Brunstzeit fallt ausDecember unb Januar unb zieht Harte Kampfe unter ben Bosten nach sich. Die ini Mai ober Juni zu zweieu geborenen Jungen sinb im Staube, nach wenigen Tagen ihren Mutteru zu folgeu, uub werben von bieseu mit Muth unb Kraft vertheibigt. Sie erreichen bie volle Grohe erst im britten Jahre, fchei- nen aber, ebeu so wie bie zahmen Schaafe, vorzeitig unb zwar schon ini achtzehuten Monate bie Fahigkeit zur Fortpstanzung zu erhalten. In neueren Zeiten Haven grohe Menagerien, nanientlich bie pariser, nicht felten niehrere Mufflous zugleich besessen. Nach Fr. Cuvier's Beobachtmig bewirkte bie Gefangenschaft keine Ilmaii- beruitg ihrer intellectuellen Fahigkeiten, sonbern brachte sie zur Erkenntuih ihrer Starke unb uiachte sie unbanbig. Zuchtigungeu besserten sie nicht; sie griusten nicht niinber ganz Frenibe als ihre Warter an, erlangteu niemals Zu- trauen, bewiefen niemals irgenb eiue Art von Auhaiig- lichkeit unb erschieneu souach in ungunstigerem Lichte als bie eutschiebenst reihenben Thiere, bie zuletzt sich immer gewohnen, eine gute Behanblung mit Dankbar- keit zu erwibern. Einen fast gerabe eiitgegeugefetzteu Be- richt giebt allerbings Bonaparte uber Mufflons, bie viel spater in seinem Besitze, inbessen ganz fnug einge- fangen worben Waren. Der Euglauber Blyth, ivelcher uber bie Schaafe eine Monographie Herausgab, will au bie Abstammung bes Hausschaafes vom Mufflon nicht glauven, gesteht zwar, bah biefer in ber Gefangenschaft mit bem ersteren Junge erzeugt, fetzt aber hinzu, bah man von wilben Mufflous erzeugte Bastarbe, welche unter bem Namen Unibri au niehreren Orteii erwahnt luerben, keineni neueren Zoologen vorgekouinien seieu, obwohl bie Mufflon auf ben Bergweiben ihrer Jnseln sich nicht felten unter bie Heerben Halbwilber Hausschaafe