ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Wiederkauer. Saugethiere. 271 halt; er ist toeniger gros, hat ahnliche Horner, seinere und regelmasigere Gestalt, toeise Farbe und ist nach Cuba und Jamaica verpstanzt worden. Die sicilische Raste besitzt ungemein grose und durch Regelmasigkeit ausgezeichiiete Horner, die an der Wurzel 10y3 Zoll im Umfange, in gerader Linie in der Lange3 —3% Fus messen. Au/ Malta und Lipari sind die verpsianzten sicilischen Ochsen bis zur Unkenntlichkeit ausgeartet. Das aufCor- sica und Sardinien einheimische Rindvieh ist gleichfalls sehr klein und mager. In Spanien und Portugal bieten ausgedehnte und unbewohnte, theils ostene, theils dunn bcwaldete Flachen den groven Rinderheerden Hinreichende Weide, die ohne Aufstcht frci Herumtoandern und nur don Menschen gelegentlich gestort werden. Sie stiehen eiligst, weiin sie die letzteren erblicken, tonnen aber durch Harte Verfolgung zum Umkehren und touthenden An- griffe gebracht werden. So gefahrlich daher das Einfan- gen diefer Ochsen ift, so geben doch die reichen Landbe- sitzer und die Geubten unter den Stadtern gerade diesem Geschafte stch mit Vorliebe hin. Zumal in der Provinz Alemtejo stellen sie gemeinsame Jagden zu Pferde an, sondern durch Nmschliesnng die verlangte Zahl ab und zwingen sie durch Stose mit langen, aber unbewaffneten Lanzen, den Weg nach der Stadt zu nehmen, wo fle einige Zeit aus eingeheatem Weidegrunde zubringen und zuletzt durch rustige ur • bewegliche Fuskampfer, die an Muth und Geschick ben bei regelmahigen Stiergesechten dienenden Nichts nachg ben, geseffelt und gebandigt wer- den. Ziemlich viele M.nschen verlieren alljahrlich Hier- bei ihr Leben; indessen ischreckt solcheS Ungluck i11 Portu- gal eben so wenig ab als in Italien, wo Bullhatzen in vielen Provinzen das Lieblingsvergnugen des gemeinen Mannes ausmachen. Zu den eigentlichen Stiergesechten Spaniens, Resten jener grausamen Spiele, an welchen das romische Volk einst den leidenschaftlichsten Antheil nahm, gebraucht man gleichfalls Ochsen einer Halbwilden Raste, die durch Starte, Grose, Gewaltigkeit der Horner und Muth vor alten anderen stch auszeichnet. — Der Sudosten Europa's besitzt Rinderheerden von groser Schonheit, uber deren Rassenunterschiede jedoch wenig bekannt ist. Sie sind in der Wallachei und Moldau so zahlreich, das man von ihnen die dort seit der Urzeit sortbestehende Liebe der Bevolterung zu einem Halbnoma- dischen Leben am Besten herleiten kann. Alle Erzeug- niffe des Landes werden in leichte, sonderbar gestaltete Karren verladen, an welche drei oder mehr Paare von Ochsen gespannt sind, und so cntstehen unabsehbar lange Caravanen (gig. 978.), die, Tag fur Tag langsam sort- ziehend, gewaltige Entfernungen zurucklegen. 5. Nordeuropaische Rassen. Jnnerhalb des Polarkreises weicht zwar der Ochs dem Rennthiere, allein Island besitzt noch grose und werthvolle Rinderheerden. Die Raste gleicht an Grose und allgemeinem Ansehen derjenigen der schottischen Hochlande, ist aber in der Regel ungehornt, indessen von guter Gestalt, sehr ergie- big und der Ausartung nicht unterworfen, obgleich die Islander fur die Verbesterung der Zucht nicht das Ge- ringste thun. Die ungemein grose Ausfuhr von Talg beweist, das im mittleren und nordlichen Rusland die Zahl des Rindviehes sehr gros sein musse. Die Mehr- zahl besselben ist vollig weis, der Schlag aber im Allge- meinen nicht gros, denn durchschnittlich erreichen ausge- Wachsene Stucke nicht mehr als 700 Pfund Gewicht. 6. Auhereuropaische Rassen. Zu der Zeit, Wo die Hollander vom Cap der guten Hoffnung Besitz ergriffen, waren die Hottentotten ein eigentliches Hirten- Volk und reich an Ochsen, die nach des alten Kolbe Beschreibung durch Grose und gewaltige, vorwarls und nach oben gekrummte Horner die Ankommlinge in Ver- Wunderung setzten, gemeiniglich mit grosen, schwarzen oder braunen Flecken gezeichnet waren und nicht allein zu gewohnlichen Zwecken, sondern auch zum Reiten dienten, die Heerden bewachten und vertheidigten und, gut abgerichtet, in Gefechten sich aus die Linie des Fein- des sturzten. Vaillant, der 1781 Sudafrika besuchte, be- statigt in allen Stucken jenen Bericht. Nach anderen Aussagen ist Hingegen die jetzt in der Capcolonie ge- wohnliche, vom alten Stamme entsprungene und noch unveredelte Rasse klein und von geringem Werthe. Sie sindet sich im Besitze aller nomadischen Volkerschafteii, von den Kaffern der Kuste bis zu den Bitschuana's und bis in die Nahe des Wendekreises, und soll, nach Bar- row, durch die unangenehme Eigenschaft eines sehr ubeln Athems auffallen, die man vom Futter der salzigen Step- pen jenes Welttheiles ableitet. Ueberall dienen ubrigens die Ochsen als Reitthiere und zwar sogar in vielen Ge- gendeii von Mittelafrika, wo Denham eine besonders schone, leicht galoppirende Raffe antraf, die er nicht naher beschreibt. In Abyssinien ist neueren Reisenden zufolge eine grose, meistens ganz weise, disweilen aber auch geschadte Raffe zu Hatts; in Nubien scheint es mehrere durch Grose sehr unterschiedene Schlage zu geben, deren Horner bisweilen sonderbar gewunden sind, wahrscheinlich durch kunstliche Einwirkung der Menschen, indeni mindestens die Namaqua's ihren Ochsen spirale Horner verschaffen. Dem kuhnen, aber ungludlichen Reisenden Clapperton verdankt man genaue Nachrichten uber die Rasse von Bornu in Mittelafrika. Sie ist gros, mit Ruckenhockern wie der Zebu Indiens versehen, weis und hat, der Kruminung nach gemessen, 3 Fus 7 Zoll lange, ungewbhnlich dicke, Horizontal nach vorn und an der spiralgedrehten Spitze unterwarts gebogene Hor- ner, deren ausere Hulle nicht bider als der Nagel eines Menschen und so weich und faserig ist, das man den Punkt, wo die Haut in dieselbe ubergehi, nicht unter- scheiden kann. Auch der Knochenzapfen ist so zellig, vas das Paar sammt dem eigentlichen Horn nur vier Pfund wiegt. Die amerikanischen Rassen sind, se nach- dem sie den Colonien angehoren, wo man auf Ver- edelung bedacht ist, oder in Halbwildem Zustande ihren ursprunglichen Typus beibehalten haben, ungemein ver- schieden. Wo Englander und Deutsche sich auserhalb Europa anstedelten oder altere Niederlassungen anderer Europaer eroberten, wie in Sudafrika oder in Indien, ist uberall, in Canada sowohl als auf Neufeeland, in Australien und Westindien, verbesserte Viehzucht einge- fuhrt worden, aber nicht so, wo die tragen Spanier uud Portugiesett gebieten. Ware die aus Spanien nach Sud- amerika schoti tint 1540 verpflanzte Rasse nicht von Le- sonderer Gute und das Klima und die gesammte Natur der netten Welt an den nteisten Ortett der Rinderzucht nicht gunstig gewesen, so ntusie schon vor langer Zeit vollkommene Entartung eingetreten sein. Zwar haben die Ochsen manche Abanderung ersahren und besitzen se nach den Weiten Provinzen, welchen sie angehoren, natur- lich entstandene Merkmale, allein sie haben, mindestens auserhalb der Wendekreise oder vielmehr der Heisen, sumpfigen und dicht bewaldeten Niederungen, nicht an guten Eigenschaften verloren. Es ist uberhaupt eine selt- same Erjcheiitung, das die Mehrzahl unserer nach der netten Welt verpflanzten Hausthiere dort leicht wild wurde und in diesem Zustande sich in unberechenbaren Zahlen vermehrte. Ehe der endlose Burgerkrieg Ruin uber die Platastaaten brachte, schwarmten die grotzen Ebenen von zahllofen Rindern, die eben Niemandem oder nur Demjenigen angehorten, aus dessen weiten und unbe- wohnten Landereien sie angeiroffen wurden. Man fuhrte ehedern jahrlich an 800,000 Ochsenhaute von Buenos Ahres nach Europa aus. Selbst auf den traurigen, baumlosen und durch ununterbrochenen Sturm Heirnge- suchten Falklandinseln, die zu mehreren Malen von den Colonisten wieder verlassen worden sind, hat sich das Rindvieh, welches die Spanier zuerst dorthin brachten, im wunderbarsten Grade vermehrt, ist vollkommen wild geworden, kann aber mit jeder unserer kunstlich gepsteg- ten und in der Fortpstanzung sorgfaltig uberwachten Rassen den Bergleich aushalten. Wohin irgend die Euro- paer vorgedrungen sind, haben sie, seit sie das Coloni- siren nicht allein kluger, sondern auch inenschlicher be- treiben als die ausrottenden Eroberer des 16. Jahrhun- derts, die Rinderzucht verpstanzt. Otto von Kotzebue bemerkt, das mit dem Erscheinen Vancouver's fur die Sandwichinseln ein neues Zeitalter begonnen habe, und das von der damals geschehenen Einfuhrung des ersten Ochsen mit seiner Kuh die Civilisation der Jnsulaner beginne. Man kann mit nicht geringerem Rechte daffelbe von den vielen Eilanden der Sudsee, die seit jener Zeit europaische Anstedler erhielten, von der Nordwestkuste Amerika's und von Neuholland sagen, wo jener Zweig der Landwirthschaft seit einigen Jahrzehnten stch zur stau- nenswerthen Hohe erhob. In Asien und den angranzen- den Provinzen Afrika's hat sich der Ochs von jeher im Zustande vollkommener Zahmung befunden und nebst Ziegen und Schaafen den Reichthum der Hauptliiige und kleinen Fursten ausgemacht, die in patriarchalischer Ein- fachheit es nicht verschmahten, an der Beaufsichtigung, Zucht und Verniehrung ihrer Heerden den lebhaftestett Antheil zu nehmen. Schon in der Genesis sindet man tinter den Besttzthumern des wohlhabenden Abraham zahlreiche Heerden erwahnt, welche durch die Geschenke Pharao's vermehrt wurdeit. Llus mehreren Stellen der auf spstere Zeiten bezuglichen Bucher des alten Testa- nients geht hervor, das in Syrien und den Nachbarlan- dern eine wilde Ochsenrasse sich geraume Zeit neben der gezahmten erhalten habe. Die erstere wird in den niosai- schen Bestinimtingen uber den Genus des Fleisches ver- schiedener Thiere ausbrudlich erwahnt. In den auf uns gekommenen Bilbern der alten Aegypter, in welchen Wir uberhaupt die altesten Darstellungen der Hausthiere an- treffen, und die daher, trotz aller ihrer Unvollkommen- Heiten, nicht geringen geschichtlichen Werth haben, sind Ochsen ost dargestellt, bald als gejagt von Bogenschutzen und Hunden, bald als eingefangen mit der Wurfschlinge oder dem Lasso (Fig. 980.), der auch tinter amerikani- schen Volkern sich wiederfindet. Die Nutzlichkeit dieser Thiere wurde schon in den Urzeiten so dankbar anerkannt, das man sie tinter den Emblemen religioser Verehrung der altesten Volker ohne Muhe Herausfindet. Die Ueber- lieferungen aller celtischen Volker setzen die Kuh unter die altesten und toerthvollsten Besitzthumer und leiten sie von der Gottheit selbst Her. Bei den alten Aegyptern ward der Gott Apis in Gestalt eines Ochsen angebetet, und Herodot beschreibt die Gebrauche bei der Wahl die- ser Gottheit, zu deren Ehre attdere, von den Priestem ausgewahlte Ochsen geschlachtet Wurden. Von demselben Volke ward die Gottin Isis unter der Gestalt eines ntit Kuhhoritern versehenen Weibes dargestellt, und Gleiches thaien die Griechen mit ihrer Jo. Beidett opferte man Ochsen, niemals Kuhe, welche der Isis besonders Heilig Waren. Nach Herodot herrschte auch in Lybien derselbe Cultiis der Kuhe, deren Milch man genos, und die man so viel els mogltch zu vervielfaltigen suchte, indessen niemals als Schlachtvieh behandelte. Unter den Weibern von Cyrene galt es sogar sur ein Verbrechen, eine Kuh zu schlagen. In Indien, wo in vielen Beziehungen Ge- brauche und religiose Anstchten dieselben geblieben sind wie itit alten Aegypten, toar der Ochs einst dem ganzett Volke heilig und ist es jetzt mindestens den Braminen. Zufolge alter Glaubenssatze, die seit den enilegensteit Zeiten in dichterischen Werken aufbewahrt tourden, ist die Kuh das erste aller geschaffenen Wesen und der Ochs Naitda der Wachter des ettten der beiden Himmelsthore. Die Vermischung astronomischer Beziehungen mit uralter Mythologie ist in diesent Falle nicht zu »ertennen. Der Eintritt der Soittie in das Zeichen des Stieres toar ein allgemeines, das Aegtiinoctium bezeichnendes Fest aller indo-scythischen, von den Knsten des Mittelmeeres bis an den indischen Ocean verbreiteten Volker. Es ist kattitt nothig, darattf Hinzudenten, toie der Thierdienst ver indi- schen und agyptischen Nationen auf den Cultus oder doch auf bie Volksansichten der Jsraeliten Einfius geubt Hat und sich in, toenn auch undeutlicheren Spuren bei toeit