Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Wiederkauer.
Saugethiere.
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halt; er ist toeniger gros, hat ahnliche Horner, seinere
und regelmasigere Gestalt, toeise Farbe und ist nach
Cuba und Jamaica verpstanzt worden. Die sicilische
Raste besitzt ungemein grose und durch Regelmasigkeit
ausgezeichiiete Horner, die an der Wurzel 10y3 Zoll im
Umfange, in gerader Linie in der Lange3 —3% Fus messen.
Au/ Malta und Lipari sind die verpsianzten sicilischen
Ochsen bis zur Unkenntlichkeit ausgeartet. Das aufCor-
sica und Sardinien einheimische Rindvieh ist gleichfalls
sehr klein und mager. In Spanien und Portugal bieten
ausgedehnte und unbewohnte, theils ostene, theils dunn
bcwaldete Flachen den groven Rinderheerden Hinreichende
Weide, die ohne Aufstcht frci Herumtoandern und nur
don Menschen gelegentlich gestort werden. Sie stiehen
eiligst, weiin sie die letzteren erblicken, tonnen aber durch
Harte Verfolgung zum Umkehren und touthenden An-
griffe gebracht werden. So gefahrlich daher das Einfan-
gen diefer Ochsen ift, so geben doch die reichen Landbe-
sitzer und die Geubten unter den Stadtern gerade diesem
Geschafte stch mit Vorliebe hin. Zumal in der Provinz
Alemtejo stellen sie gemeinsame Jagden zu Pferde an,
sondern durch Nmschliesnng die verlangte Zahl ab und
zwingen sie durch Stose mit langen, aber unbewaffneten
Lanzen, den Weg nach der Stadt zu nehmen, wo fle
einige Zeit aus eingeheatem Weidegrunde zubringen und
zuletzt durch rustige ur • bewegliche Fuskampfer, die an
Muth und Geschick ben bei regelmahigen Stiergesechten
dienenden Nichts nachg ben, geseffelt und gebandigt wer-
den. Ziemlich viele M.nschen verlieren alljahrlich Hier-
bei ihr Leben; indessen ischreckt solcheS Ungluck i11 Portu-
gal eben so wenig ab als in Italien, wo Bullhatzen in
vielen Provinzen das Lieblingsvergnugen des gemeinen
Mannes ausmachen. Zu den eigentlichen Stiergesechten
Spaniens, Resten jener grausamen Spiele, an welchen
das romische Volk einst den leidenschaftlichsten Antheil
nahm, gebraucht man gleichfalls Ochsen einer Halbwilden
Raste, die durch Starte, Grose, Gewaltigkeit der Horner
und Muth vor alten anderen stch auszeichnet. — Der
Sudosten Europa's besitzt Rinderheerden von groser
Schonheit, uber deren Rassenunterschiede jedoch wenig
bekannt ist. Sie sind in der Wallachei und Moldau so
zahlreich, das man von ihnen die dort seit der Urzeit
sortbestehende Liebe der Bevolterung zu einem Halbnoma-
dischen Leben am Besten herleiten kann. Alle Erzeug-
niffe des Landes werden in leichte, sonderbar gestaltete
Karren verladen, an welche drei oder mehr Paare von
Ochsen gespannt sind, und so cntstehen unabsehbar lange
Caravanen (gig. 978.), die, Tag fur Tag langsam sort-
ziehend, gewaltige Entfernungen zurucklegen.
5. Nordeuropaische Rassen. Jnnerhalb des
Polarkreises weicht zwar der Ochs dem Rennthiere, allein
Island besitzt noch grose und werthvolle Rinderheerden.
Die Raste gleicht an Grose und allgemeinem Ansehen
derjenigen der schottischen Hochlande, ist aber in der
Regel ungehornt, indessen von guter Gestalt, sehr ergie-
big und der Ausartung nicht unterworfen, obgleich die
Islander fur die Verbesterung der Zucht nicht das Ge-
ringste thun. Die ungemein grose Ausfuhr von Talg
beweist, das im mittleren und nordlichen Rusland die
Zahl des Rindviehes sehr gros sein musse. Die Mehr-
zahl besselben ist vollig weis, der Schlag aber im Allge-
meinen nicht gros, denn durchschnittlich erreichen ausge-
Wachsene Stucke nicht mehr als 700 Pfund Gewicht.
6. Auhereuropaische Rassen. Zu der Zeit,
Wo die Hollander vom Cap der guten Hoffnung Besitz
ergriffen, waren die Hottentotten ein eigentliches Hirten-
Volk und reich an Ochsen, die nach des alten Kolbe
Beschreibung durch Grose und gewaltige, vorwarls und
nach oben gekrummte Horner die Ankommlinge in Ver-
Wunderung setzten, gemeiniglich mit grosen, schwarzen
oder braunen Flecken gezeichnet waren und nicht allein
zu gewohnlichen Zwecken, sondern auch zum Reiten
dienten, die Heerden bewachten und vertheidigten und,
gut abgerichtet, in Gefechten sich aus die Linie des Fein-
des sturzten. Vaillant, der 1781 Sudafrika besuchte, be-
statigt in allen Stucken jenen Bericht. Nach anderen
Aussagen ist Hingegen die jetzt in der Capcolonie ge-
wohnliche, vom alten Stamme entsprungene und noch
unveredelte Rasse klein und von geringem Werthe. Sie
sindet sich im Besitze aller nomadischen Volkerschafteii,
von den Kaffern der Kuste bis zu den Bitschuana's und
bis in die Nahe des Wendekreises, und soll, nach Bar-
row, durch die unangenehme Eigenschaft eines sehr ubeln
Athems auffallen, die man vom Futter der salzigen Step-
pen jenes Welttheiles ableitet. Ueberall dienen ubrigens
die Ochsen als Reitthiere und zwar sogar in vielen Ge-
gendeii von Mittelafrika, wo Denham eine besonders
schone, leicht galoppirende Raffe antraf, die er nicht
naher beschreibt. In Abyssinien ist neueren Reisenden
zufolge eine grose, meistens ganz weise, disweilen aber
auch geschadte Raffe zu Hatts; in Nubien scheint es
mehrere durch Grose sehr unterschiedene Schlage zu
geben, deren Horner bisweilen sonderbar gewunden sind,
wahrscheinlich durch kunstliche Einwirkung der Menschen,
indeni mindestens die Namaqua's ihren Ochsen spirale
Horner verschaffen. Dem kuhnen, aber ungludlichen
Reisenden Clapperton verdankt man genaue Nachrichten
uber die Rasse von Bornu in Mittelafrika. Sie ist gros,
mit Ruckenhockern wie der Zebu Indiens versehen, weis
und hat, der Kruminung nach gemessen, 3 Fus 7 Zoll
lange, ungewbhnlich dicke, Horizontal nach vorn und
an der spiralgedrehten Spitze unterwarts gebogene Hor-
ner, deren ausere Hulle nicht bider als der Nagel eines
Menschen und so weich und faserig ist, das man den
Punkt, wo die Haut in dieselbe ubergehi, nicht unter-
scheiden kann. Auch der Knochenzapfen ist so zellig,
vas das Paar sammt dem eigentlichen Horn nur vier
Pfund wiegt. Die amerikanischen Rassen sind, se nach-
dem sie den Colonien angehoren, wo man auf Ver-
edelung bedacht ist, oder in Halbwildem Zustande ihren
ursprunglichen Typus beibehalten haben, ungemein ver-
schieden. Wo Englander und Deutsche sich auserhalb
Europa anstedelten oder altere Niederlassungen anderer
Europaer eroberten, wie in Sudafrika oder in Indien,
ist uberall, in Canada sowohl als auf Neufeeland, in
Australien und Westindien, verbesserte Viehzucht einge-
fuhrt worden, aber nicht so, wo die tragen Spanier uud
Portugiesett gebieten. Ware die aus Spanien nach Sud-
amerika schoti tint 1540 verpflanzte Rasse nicht von Le-
sonderer Gute und das Klima und die gesammte Natur
der netten Welt an den nteisten Ortett der Rinderzucht
nicht gunstig gewesen, so ntusie schon vor langer Zeit
vollkommene Entartung eingetreten sein. Zwar haben
die Ochsen manche Abanderung ersahren und besitzen se
nach den Weiten Provinzen, welchen sie angehoren, natur-
lich entstandene Merkmale, allein sie haben, mindestens
auserhalb der Wendekreise oder vielmehr der Heisen,
sumpfigen und dicht bewaldeten Niederungen, nicht an
guten Eigenschaften verloren. Es ist uberhaupt eine selt-
same Erjcheiitung, das die Mehrzahl unserer nach der
netten Welt verpflanzten Hausthiere dort leicht wild
wurde und in diesem Zustande sich in unberechenbaren
Zahlen vermehrte. Ehe der endlose Burgerkrieg Ruin
uber die Platastaaten brachte, schwarmten die grotzen
Ebenen von zahllofen Rindern, die eben Niemandem oder
nur Demjenigen angehorten, aus dessen weiten und unbe-
wohnten Landereien sie angeiroffen wurden. Man fuhrte
ehedern jahrlich an 800,000 Ochsenhaute von Buenos
Ahres nach Europa aus. Selbst auf den traurigen,
baumlosen und durch ununterbrochenen Sturm Heirnge-
suchten Falklandinseln, die zu mehreren Malen von den
Colonisten wieder verlassen worden sind, hat sich das
Rindvieh, welches die Spanier zuerst dorthin brachten,
im wunderbarsten Grade vermehrt, ist vollkommen wild
geworden, kann aber mit jeder unserer kunstlich gepsteg-
ten und in der Fortpstanzung sorgfaltig uberwachten
Rassen den Bergleich aushalten. Wohin irgend die Euro-
paer vorgedrungen sind, haben sie, seit sie das Coloni-
siren nicht allein kluger, sondern auch inenschlicher be-
treiben als die ausrottenden Eroberer des 16. Jahrhun-
derts, die Rinderzucht verpstanzt. Otto von Kotzebue
bemerkt, das mit dem Erscheinen Vancouver's fur die
Sandwichinseln ein neues Zeitalter begonnen habe, und
das von der damals geschehenen Einfuhrung des ersten
Ochsen mit seiner Kuh die Civilisation der Jnsulaner
beginne. Man kann mit nicht geringerem Rechte daffelbe
von den vielen Eilanden der Sudsee, die seit jener Zeit
europaische Anstedler erhielten, von der Nordwestkuste
Amerika's und von Neuholland sagen, wo jener Zweig
der Landwirthschaft seit einigen Jahrzehnten stch zur stau-
nenswerthen Hohe erhob. In Asien und den angranzen-
den Provinzen Afrika's hat sich der Ochs von jeher im
Zustande vollkommener Zahmung befunden und nebst
Ziegen und Schaafen den Reichthum der Hauptliiige und
kleinen Fursten ausgemacht, die in patriarchalischer Ein-
fachheit es nicht verschmahten, an der Beaufsichtigung,
Zucht und Verniehrung ihrer Heerden den lebhaftestett
Antheil zu nehmen. Schon in der Genesis sindet man
tinter den Besttzthumern des wohlhabenden Abraham
zahlreiche Heerden erwahnt, welche durch die Geschenke
Pharao's vermehrt wurdeit. Llus mehreren Stellen der
auf spstere Zeiten bezuglichen Bucher des alten Testa-
nients geht hervor, das in Syrien und den Nachbarlan-
dern eine wilde Ochsenrasse sich geraume Zeit neben der
gezahmten erhalten habe. Die erstere wird in den niosai-
schen Bestinimtingen uber den Genus des Fleisches ver-
schiedener Thiere ausbrudlich erwahnt. In den auf uns
gekommenen Bilbern der alten Aegypter, in welchen Wir
uberhaupt die altesten Darstellungen der Hausthiere an-
treffen, und die daher, trotz aller ihrer Unvollkommen-
Heiten, nicht geringen geschichtlichen Werth haben, sind
Ochsen ost dargestellt, bald als gejagt von Bogenschutzen
und Hunden, bald als eingefangen mit der Wurfschlinge
oder dem Lasso (Fig. 980.), der auch tinter amerikani-
schen Volkern sich wiederfindet. Die Nutzlichkeit dieser
Thiere wurde schon in den Urzeiten so dankbar anerkannt,
das man sie tinter den Emblemen religioser Verehrung
der altesten Volker ohne Muhe Herausfindet. Die Ueber-
lieferungen aller celtischen Volker setzen die Kuh unter
die altesten und toerthvollsten Besitzthumer und leiten sie
von der Gottheit selbst Her. Bei den alten Aegyptern
ward der Gott Apis in Gestalt eines Ochsen angebetet,
und Herodot beschreibt die Gebrauche bei der Wahl die-
ser Gottheit, zu deren Ehre attdere, von den Priestem
ausgewahlte Ochsen geschlachtet Wurden. Von demselben
Volke ward die Gottin Isis unter der Gestalt eines ntit
Kuhhoritern versehenen Weibes dargestellt, und Gleiches
thaien die Griechen mit ihrer Jo. Beidett opferte man
Ochsen, niemals Kuhe, welche der Isis besonders Heilig
Waren. Nach Herodot herrschte auch in Lybien derselbe
Cultiis der Kuhe, deren Milch man genos, und die man
so viel els mogltch zu vervielfaltigen suchte, indessen
niemals als Schlachtvieh behandelte. Unter den Weibern
von Cyrene galt es sogar sur ein Verbrechen, eine Kuh
zu schlagen. In Indien, wo in vielen Beziehungen Ge-
brauche und religiose Anstchten dieselben geblieben sind
wie itit alten Aegypten, toar der Ochs einst dem ganzett
Volke heilig und ist es jetzt mindestens den Braminen.
Zufolge alter Glaubenssatze, die seit den enilegensteit
Zeiten in dichterischen Werken aufbewahrt tourden, ist
die Kuh das erste aller geschaffenen Wesen und der Ochs
Naitda der Wachter des ettten der beiden Himmelsthore.
Die Vermischung astronomischer Beziehungen mit uralter
Mythologie ist in diesent Falle nicht zu »ertennen. Der
Eintritt der Soittie in das Zeichen des Stieres toar ein
allgemeines, das Aegtiinoctium bezeichnendes Fest aller
indo-scythischen, von den Knsten des Mittelmeeres bis
an den indischen Ocean verbreiteten Volker. Es ist kattitt
nothig, darattf Hinzudenten, toie der Thierdienst ver indi-
schen und agyptischen Nationen auf den Cultus oder
doch auf bie Volksansichten der Jsraeliten Einfius geubt
Hat und sich in, toenn auch undeutlicheren Spuren bei toeit