ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Wieberkauer. Saugethiere. 275 Gejagt wirb er von den Cussis oder Lunetas, einem die Berge ostlich von Chatgaong bewohnenben Volksstamme, ist aber auch von diesem in alten Zeiten unterworfen Worben und kildet daher grose, zahme Heerden. Der Werth der letzteren besteht nur im Fleische, welches be- sonders zart und wohlschmeckend sein solt, und in den Hauten, aus welchen Schilde zum Kriegsgebrauche ver- fertigt werden. Zur Arbeit tvenden die Cussis niemals den Gayal an, den sie, beilaufig gesagt, Methana oder Scheiral nennen; auch legen sie aus die Milch keinen Werth, die zwar nur in sehr kleinen Mengen zu erlangen ist, aber durch Gule sich auszeichnet. Die Heerden strei- fen den ganzen Tag uber in den Malbern Herum und kehren Abends freiwillig zuruck, indem sie in ver Jugend durch regelmahiges Futtern mit Salz, welches sie sehr lieden, an das Haus gewohnt worden sind. Die Hindus von Chatgaong todten niemals einen zahmen Gayal und betrachten ihn mit demselben religiosen Vorurtheile, wie die gewohnlichen Kuhe; den wilden jagen und erlegen sie Hingegen, eben so wie den Buffet, ohne alles Bedenken. Versuche haben bewiesen, bah die zahme Rasse mit den Zebus Kreuzungen eingehet; ob die von beiden entstan- denen Bastarde zur Fortpstanzung fahig sind, ist noch unentschieden. Grotze und Gestalt verhalten sich ol-nge- sahr wie bei einem starken Ochsen guter europaischer Rasse; die kurzen, seitlich zusammengedruckten Horner stehen an der Wurzel weit von einander und steigen leicht gekrummt nitch oben und ausen; aus der breiten und platten Stirn erhebt sich ein langer, aufrechter, oben ubergebogener, Hellgefarbter Haarschopf. Der Kops verschmalert sich schnetl von der Stirn gegen die Nase; die langen und breiten Ohren stehen seitlich, die Augen sind klein. Von dem zieinlich schlanken Halse Hangt eine mittelmasig lange, mit krausen Haaren gesaumte Wamme herab. Ein Fetlhocker fehlt, indessen erreicht der Wider- rist eine sehr ansehnliche Hohe. Der mit einer Haar- quaste versehene Schwanz reicht uber die Hacken Hinaus. SchlichteS, dunkelbraunes Haar bedeckt den ganzen Kor- per; am Bauche ist es etwas heller als aus dem Rucken, anden Fusen und dem Gesicht weis. Die initgetheilte Ab- bildung (Fig. 896.) ist Copie einer von einem indischen Kunstler versertigten, durch Coleridge zuerst bekannt ge- machten, fur sehr treu geltenden Zeichnung. Der Kops (Fig. 897.) gehorte einer Kuh und ward von Hardwicke gezeichnet. Der sogenannte Dschungel-Ochs (Bos frontalis, Fig. 988. 989.) galt langere Zeit als besondere, vom Gayal verschiedene Art, faltt aber laut genauen Nach- forschungen mit demselben zusaminen. Die von Lambert veroffentlichte erste Beschreibung desselben war theils aus die Anstcht eines 1802 nach London gebrachten und dort gestorbenen Eremplars, theils aus die von einem ehemaligen Beamteten der ostindischen Compagnie, Georg Harris, gegebenen Nachrichten begrundet. Sie past im Wesentlichen auch aus den Gayal; die Horner allein schei- nen verschieden und sowohl kurzer als tveniger gekrummt zu sein, was jedoch am wahrscheinlichsten aus dem Zu- stande der Zahmung, in welchem das abgebildete Thier lebte, vietleicht auch aus seiner gemischten Abstainmung sich wird erklaren laffen. Harris' ubrige Notizen stiminen mit den spater aus Indien erhaltenen uberein. Die Kuh ist kleiner als der Ochs, ihm sonst ziemlich ahnlich, sehr zahmbar, an Feldarbeiten leicht zn gewohuen, pflanzt sich mit gewohnlichen Hausochsen fort und giebt eine sehr gute, aber sparliche Milch. Als Hausthier gedeiht der Dschungel-Ochs nur in der Provinz Chittagong und Tipperah, nirgends aber in Bengalen. Duvaucel jagte am Fuse der Berge von Silhet den wilden; er sand ihn ungemein scheu und gab nach erlangter Ansicht dieses im freien Zustande die Walber bewohnenden Thie- res seine fruher gehegte Meinung aus, das dasselbe vom gewohnlichen europaischen Hausochsen nicht unterschie- den und der Stammvater desselben sei. 4. Der Gaur. (Bos Gaurus.) Fig. 990. Eine vollig zuverlasstge ilibbildung des Gaur, des grvtzien aller in Indien einheimischen Ochsen, scheint nirgends vorhanden zu sein, denn selbst die von Cuvier in dem grosen Werke uber die Saugethiere gegebene ist nicht allein sehr unvvllkommen, sondern wahrscheinlich auf eine andere, die astatischen Jnseln bewohnende Art (Bos sondaicus) zu beziehen. Horner, wie sie Hardwicke abgebildet hat, finden sich in mehreren Sammlungen Englands, Hochst selten in denjenigen des Continents. Sie sind stark, von aschgrauer Farbe, schwarz an den sehr scharfen, 15 Zoll von einander abstehenden Spitzen. Zufolge der von dem englischen Offizier Rogers mitge- theilten Nachrichten lebt der Gaur in mehreren Gebirgs- landern von Mittelindien, Hauptsachlich nuf Mine-Pat, einem isolirten Bergzuge der Provinz Sergojah im sud- lichen Bahar, der eine 24 engl. Meilen breite, 36 engl. Meilen lange, elwa 2000 Fus uber das umgebende Land erhabene Tafelebene tragt. Seine sehr schroff absallcnden Seiten sind durch enge, dichtbewaldete und wohlbewas- serte Schluchten eingcschnitten, in welchen der Gaur sich vorzugsweis gern aufhalt. Wird er in benselben gestort, so zieht er sich in die den Menschen vollig uudurchdring- lichen Dickichte der sogenannten Saul-Baume zuruck. Seine Verfolgung wurde den Jager in grotze Gesahr bringen, denn in jenen dunkeln, dichtverwachsenen Milb- nissen liegen uberall grose, von oben Herabgesturzte Fels- trummern umher, welche den Tigern, Baren und Hyaneir sichere Schlupfwinkel darbieten. Die Men^e dieser reitzen- den Thiere ist so gros, dah die 25 Dorfer, welche einst auf dem offenen Tafellande lagen, von den Einwohnern verlassen worden sind. Unter diesen furchlbaren Umge- bungen behauptet sich indessen der Gaur seit den altesten Zeiten und zwingt sogar die Raubthiere, khm gewisse Strecken ganz zu uberlassen. Selbst der Tiger ist dem ausgewachsenen Ochsen kein angemessener Gegner, ver- mag ihn, wie die Jndier behaupten, nicht zu bestegen und bemachtigt sich hochstens von Zeit zu Zeir eines schwachen oder unbewachten Kalbes. Auch der verwandte Buffel, welcher die Ebene am Futze des Gebirges bewohnt, furck)- tet den Gaur und versucht nie das grunende Gebiet des- selben zu betreten, wenngleich bei anhaltender Hitze die Vegetation der Ebene vertrocknet und Hunger alle pstan- zenfressende Thiere qualt und zu Wanderungen zwingt. Rogers wagte dennoch, auf zahlreiche Begleiter vertrauend, in jene Wildnih einzudringen und erlegte in der That mehrere Gaur, die, angeschossen, sich wuthend gegen die Jager roenben und daher nie von Einzelnen angegriffen werden. Die Gefahr der Jagd ist um so grotzer, als der Gaur immer in Heerden von 10 - — 20 Stuck sich zusam- menhalt. Zum Futter Wal-lt er junge Blatter und Schos- linge verschiedener Baume und Busche, grast aber auch an den freieren Ufern der Waldstrome, bie er besonbers in heitzem Wetter besucht; in ber kuhleren Jahreszeit sucht er Schutz zwischen ben Dickichten ber erwahnten Saul-Baume unb in ben engen, nie von einem Winbe getrvffenen Schluchten. Niemals walzt er sich im Schlamme wie ber Buffel. Gefaugenschaft soll er nie ertragen lernen; selbst bie jung eingefangenen Kalber siechen, wenn man sie aus ihren Bergen entfernt, und sterben, ohngeachtet aller Vorsorge, nach kurzer Zeit. Die Tragezeit soll zwolf Monate dauern, die Kuh im August gebaren. Nach Traill, einem englischen Militair- arzte, welcher lange in Indien lebte, erreicht ver Gaur eine sehr bedeutende Grose; er mist von der Nasenspitze bis zum Schwanzende ziemlich 10 engl. Fus, ist an den Schultern 6 Fus hoch und hat starke, indessen seine und gewiffermaasen zierliche, mehr an den Hirsch als an den Ochsen erinnernde Glieder. Der Rucken ist stark ge- krummt, und am ruhig stehenden Thiere bildet die Linie von der Nase bis zur Schwanzwurzel einen gleichmasig fortlaufenden, stachen Bogen. Sie wird theils durch bie Wolbung des Kopfes, hauptsachlich aber burch einen merkwurbigen Hautkamm hervorgebracht, ber bei ansehn- licher Dicke sechs bis steben Zoll uber ben Rucken Hin- ausragt, am letzten Halswirbel beginnt unb, bis auf bie mittleren Ruckenwirbel fortlaufenb, nach und nach an Hohe abnimmt, schon bei den Jungen vorhanden ist unb roeber mit bem Fetthocker bes Zebu verwechselt Werben barf, noch bemselben uberhaupt ahnlich ist. Die am Gayal sehr bemerkliche Kehlwamme fehlt ganz. Die Behaarung ist im Allgemeinen kur; unb sehr glatt, gleichsam olig in ihrem Ansehen unb also berjenigen ber Seehunbe nicht unahnlich, ubrigens bunkel schwarzlich- braun, in Blauschwarz ziehenb. Zwischen ben Hornern steht ein Buschel krausen, schmutzigweihen HaareS, unb ein ahnlich gefarbter Ring umgiebt jeben Huf. 5. Der Anoa. (Bos depressicornis.) Fig. 991. Von einigen Zoologen ist ber sehr seltene Anoa zu ben Antilopen, von anberen zu ben Ochsen gerechnet worben, eine Ungewihheit, bie bas Vorhanbensein von Ilebergangen aus ber einen Gattung in bie anbere an- beutet unb bisher barum noch nicht vollstanbig hat gelost roerben konnen, roeil von bem in Rebe stehenben, seit manchem Jahre von ben Reisenben erwahnten Thiere bisher nur Schabelbruchstucke unb Horner nach Europa gelangt stub. Die letzteren stehen senkrecht auf ber Stirn, sinb vollkommen gerabe, an Lange bem schmalen Kopfe, b. H. 8—10 Zoll, gleichenb, vorn abgeplattet, unregel- masig gerunzelt, nach oben glatt unb am Enbe scharf zugespitzt. An ben mit Resten bes Felles versehenen Kopfen englischer Sammlungen ist bas Haar blaulich- grau, kurz unb bicht. Pennant hat ben Anoa zuerst er- wahnt, allein keine genaue Beschreibung geliefert; er betrachtet ihn als einen zwerghaften Buffel, giebt ihm bie Grotze eines mittelmasigen Schaafbvckes unb erzahlt, auf bie Mittheilung von Soten, einem ehemaligen Gvu- verneur ber Jnsel Celebes, sich stutzenb, bah er nicht allein sehr schwer einzufangen sei, sonbern in ber Gefaii- genschaft allezeit unbanbig bleibe, unb bah einer vierzehn Hirsche, bie sich auf berselben Weibe befanben, in einer einzigeu Nacht getobtet habe. Der Arzt Lorb 9lmherst's, Nr. Abel, fammelte, auf ber Ruckreise von ber verun- gluckten Gesanbtschaftsreise nach China, mehrere Scha- bel, bie alle von Celebes gekommen maren. Gehort ber Anoa nicht zu ben wahren Antilopen, so bilbet er boch, aller Wahrscheinlichkeit nach, eine elgene, ben Ochsen verwanbte Gattung. 9 793 6. Ter Buffel. (Bos Bubalus.) Fig. Æ9St=aaM Die innerhalb ber Gattung Ochs eine besonbere Gruppe barstellenben Buffel sinb gewohnlich von be- beutenber Grotze, stark gebauet, stehen im Verhaltniffe zur Lange unb Schwere ves Korpers nicht hoch, haben daher niedrige, aber starke und feste Glieder, grotzen Kopf, schmale, aber ungemein feste und dabei sehr ge- wolbte Stirn, verlangerte, gerade und platte Gefichts- linie, breite Schnauze, platigedruckte, seitlich und etwas nach hinten gebogene und daher zum Stose weniger brauchbare Horner, grose, trichterformige, niemals auf- rechte Ohren, grotze Augen, eine kleine Kehlwamme, geraben Rucken, langen unb bunnen Schwanz, schwarze Haut, aschgraues ober schwarzliches, bisweilen braunes ober weitzes Haar. Ein Ruckenhocker ist niemals vor- Hanben. An ben Eutern ber Kuhe sinb bisweilen statt der sonst gewohnlichen vier Zitzen nur zwei entwickelt. Die Buffel vermeiden bergige Gegenden, geben vielmehr "ls Futter den groben unb rauhen Grasern unb Kran- tern ber Walbungen ober sumpfigen Nieberungen ben Vorzug, walzen sich gern im Schlamme, verbringen wohl auch mehrere Stunben im Wasser Halbversenkt, schwimmen gut unb sturzen sich baher ohne Zogerung in bie breitesten Fluffe, gel-en schwerfallig unb ungeschickt, laufen mit gerabe ausgestrecktem Kopfe, inbem sie sich vorzuglich burch ben Geruchsinn leiten lassen, werben aber hierburch gehindert, unter sich zu blicken unb il-re Horner vortheilhaft zu gebrauchen. Im Kampfe stosen 35*