Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Wieberkauer.
Saugethiere.
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Gejagt wirb er von den Cussis oder Lunetas, einem die
Berge ostlich von Chatgaong bewohnenben Volksstamme,
ist aber auch von diesem in alten Zeiten unterworfen
Worben und kildet daher grose, zahme Heerden. Der
Werth der letzteren besteht nur im Fleische, welches be-
sonders zart und wohlschmeckend sein solt, und in den
Hauten, aus welchen Schilde zum Kriegsgebrauche ver-
fertigt werden. Zur Arbeit tvenden die Cussis niemals
den Gayal an, den sie, beilaufig gesagt, Methana oder
Scheiral nennen; auch legen sie aus die Milch keinen
Werth, die zwar nur in sehr kleinen Mengen zu erlangen
ist, aber durch Gule sich auszeichnet. Die Heerden strei-
fen den ganzen Tag uber in den Malbern Herum und
kehren Abends freiwillig zuruck, indem sie in ver Jugend
durch regelmahiges Futtern mit Salz, welches sie sehr
lieden, an das Haus gewohnt worden sind. Die Hindus
von Chatgaong todten niemals einen zahmen Gayal und
betrachten ihn mit demselben religiosen Vorurtheile, wie
die gewohnlichen Kuhe; den wilden jagen und erlegen sie
Hingegen, eben so wie den Buffet, ohne alles Bedenken.
Versuche haben bewiesen, bah die zahme Rasse mit den
Zebus Kreuzungen eingehet; ob die von beiden entstan-
denen Bastarde zur Fortpstanzung fahig sind, ist noch
unentschieden. Grotze und Gestalt verhalten sich ol-nge-
sahr wie bei einem starken Ochsen guter europaischer
Rasse; die kurzen, seitlich zusammengedruckten Horner
stehen an der Wurzel weit von einander und steigen leicht
gekrummt nitch oben und ausen; aus der breiten und
platten Stirn erhebt sich ein langer, aufrechter, oben
ubergebogener, Hellgefarbter Haarschopf. Der Kops
verschmalert sich schnetl von der Stirn gegen die Nase;
die langen und breiten Ohren stehen seitlich, die Augen
sind klein. Von dem zieinlich schlanken Halse Hangt eine
mittelmasig lange, mit krausen Haaren gesaumte Wamme
herab. Ein Fetlhocker fehlt, indessen erreicht der Wider-
rist eine sehr ansehnliche Hohe. Der mit einer Haar-
quaste versehene Schwanz reicht uber die Hacken Hinaus.
SchlichteS, dunkelbraunes Haar bedeckt den ganzen Kor-
per; am Bauche ist es etwas heller als aus dem Rucken,
anden Fusen und dem Gesicht weis. Die initgetheilte Ab-
bildung (Fig. 896.) ist Copie einer von einem indischen
Kunstler versertigten, durch Coleridge zuerst bekannt ge-
machten, fur sehr treu geltenden Zeichnung. Der Kops
(Fig. 897.) gehorte einer Kuh und ward von Hardwicke
gezeichnet.
Der sogenannte Dschungel-Ochs (Bos frontalis,
Fig. 988. 989.) galt langere Zeit als besondere, vom
Gayal verschiedene Art, faltt aber laut genauen Nach-
forschungen mit demselben zusaminen. Die von Lambert
veroffentlichte erste Beschreibung desselben war theils
aus die Anstcht eines 1802 nach London gebrachten und
dort gestorbenen Eremplars, theils aus die von einem
ehemaligen Beamteten der ostindischen Compagnie, Georg
Harris, gegebenen Nachrichten begrundet. Sie past im
Wesentlichen auch aus den Gayal; die Horner allein schei-
nen verschieden und sowohl kurzer als tveniger gekrummt
zu sein, was jedoch am wahrscheinlichsten aus dem Zu-
stande der Zahmung, in welchem das abgebildete Thier
lebte, vietleicht auch aus seiner gemischten Abstainmung
sich wird erklaren laffen. Harris' ubrige Notizen stiminen
mit den spater aus Indien erhaltenen uberein. Die Kuh
ist kleiner als der Ochs, ihm sonst ziemlich ahnlich, sehr
zahmbar, an Feldarbeiten leicht zn gewohuen, pflanzt
sich mit gewohnlichen Hausochsen fort und giebt eine
sehr gute, aber sparliche Milch. Als Hausthier gedeiht
der Dschungel-Ochs nur in der Provinz Chittagong
und Tipperah, nirgends aber in Bengalen. Duvaucel
jagte am Fuse der Berge von Silhet den wilden; er
sand ihn ungemein scheu und gab nach erlangter Ansicht
dieses im freien Zustande die Walber bewohnenden Thie-
res seine fruher gehegte Meinung aus, das dasselbe vom
gewohnlichen europaischen Hausochsen nicht unterschie-
den und der Stammvater desselben sei.
4. Der Gaur. (Bos Gaurus.) Fig. 990.
Eine vollig zuverlasstge ilibbildung des Gaur, des
grvtzien aller in Indien einheimischen Ochsen, scheint
nirgends vorhanden zu sein, denn selbst die von Cuvier
in dem grosen Werke uber die Saugethiere gegebene ist
nicht allein sehr unvvllkommen, sondern wahrscheinlich
auf eine andere, die astatischen Jnseln bewohnende Art
(Bos sondaicus) zu beziehen. Horner, wie sie Hardwicke
abgebildet hat, finden sich in mehreren Sammlungen
Englands, Hochst selten in denjenigen des Continents.
Sie sind stark, von aschgrauer Farbe, schwarz an den
sehr scharfen, 15 Zoll von einander abstehenden Spitzen.
Zufolge der von dem englischen Offizier Rogers mitge-
theilten Nachrichten lebt der Gaur in mehreren Gebirgs-
landern von Mittelindien, Hauptsachlich nuf Mine-Pat,
einem isolirten Bergzuge der Provinz Sergojah im sud-
lichen Bahar, der eine 24 engl. Meilen breite, 36 engl.
Meilen lange, elwa 2000 Fus uber das umgebende Land
erhabene Tafelebene tragt. Seine sehr schroff absallcnden
Seiten sind durch enge, dichtbewaldete und wohlbewas-
serte Schluchten eingcschnitten, in welchen der Gaur sich
vorzugsweis gern aufhalt. Wird er in benselben gestort,
so zieht er sich in die den Menschen vollig uudurchdring-
lichen Dickichte der sogenannten Saul-Baume zuruck.
Seine Verfolgung wurde den Jager in grotze Gesahr
bringen, denn in jenen dunkeln, dichtverwachsenen Milb-
nissen liegen uberall grose, von oben Herabgesturzte Fels-
trummern umher, welche den Tigern, Baren und Hyaneir
sichere Schlupfwinkel darbieten. Die Men^e dieser reitzen-
den Thiere ist so gros, dah die 25 Dorfer, welche einst
auf dem offenen Tafellande lagen, von den Einwohnern
verlassen worden sind. Unter diesen furchlbaren Umge-
bungen behauptet sich indessen der Gaur seit den altesten
Zeiten und zwingt sogar die Raubthiere, khm gewisse
Strecken ganz zu uberlassen. Selbst der Tiger ist dem
ausgewachsenen Ochsen kein angemessener Gegner, ver-
mag ihn, wie die Jndier behaupten, nicht zu bestegen und
bemachtigt sich hochstens von Zeit zu Zeir eines schwachen
oder unbewachten Kalbes. Auch der verwandte Buffel,
welcher die Ebene am Futze des Gebirges bewohnt, furck)-
tet den Gaur und versucht nie das grunende Gebiet des-
selben zu betreten, wenngleich bei anhaltender Hitze die
Vegetation der Ebene vertrocknet und Hunger alle pstan-
zenfressende Thiere qualt und zu Wanderungen zwingt.
Rogers wagte dennoch, auf zahlreiche Begleiter vertrauend,
in jene Wildnih einzudringen und erlegte in der That
mehrere Gaur, die, angeschossen, sich wuthend gegen die
Jager roenben und daher nie von Einzelnen angegriffen
werden. Die Gefahr der Jagd ist um so grotzer, als der
Gaur immer in Heerden von 10 - — 20 Stuck sich zusam-
menhalt. Zum Futter Wal-lt er junge Blatter und Schos-
linge verschiedener Baume und Busche, grast aber auch
an den freieren Ufern der Waldstrome, bie er besonbers
in heitzem Wetter besucht; in ber kuhleren Jahreszeit
sucht er Schutz zwischen ben Dickichten ber erwahnten
Saul-Baume unb in ben engen, nie von einem Winbe
getrvffenen Schluchten. Niemals walzt er sich im
Schlamme wie ber Buffel. Gefaugenschaft soll er nie
ertragen lernen; selbst bie jung eingefangenen Kalber
siechen, wenn man sie aus ihren Bergen entfernt, und
sterben, ohngeachtet aller Vorsorge, nach kurzer Zeit.
Die Tragezeit soll zwolf Monate dauern, die Kuh im
August gebaren. Nach Traill, einem englischen Militair-
arzte, welcher lange in Indien lebte, erreicht ver Gaur
eine sehr bedeutende Grose; er mist von der Nasenspitze
bis zum Schwanzende ziemlich 10 engl. Fus, ist an den
Schultern 6 Fus hoch und hat starke, indessen seine und
gewiffermaasen zierliche, mehr an den Hirsch als an den
Ochsen erinnernde Glieder. Der Rucken ist stark ge-
krummt, und am ruhig stehenden Thiere bildet die Linie
von der Nase bis zur Schwanzwurzel einen gleichmasig
fortlaufenden, stachen Bogen. Sie wird theils durch bie
Wolbung des Kopfes, hauptsachlich aber burch einen
merkwurbigen Hautkamm hervorgebracht, ber bei ansehn-
licher Dicke sechs bis steben Zoll uber ben Rucken Hin-
ausragt, am letzten Halswirbel beginnt unb, bis auf bie
mittleren Ruckenwirbel fortlaufenb, nach und nach an
Hohe abnimmt, schon bei den Jungen vorhanden ist unb
roeber mit bem Fetthocker bes Zebu verwechselt Werben
barf, noch bemselben uberhaupt ahnlich ist. Die am
Gayal sehr bemerkliche Kehlwamme fehlt ganz. Die
Behaarung ist im Allgemeinen kur; unb sehr glatt,
gleichsam olig in ihrem Ansehen unb also berjenigen ber
Seehunbe nicht unahnlich, ubrigens bunkel schwarzlich-
braun, in Blauschwarz ziehenb. Zwischen ben Hornern
steht ein Buschel krausen, schmutzigweihen HaareS, unb
ein ahnlich gefarbter Ring umgiebt jeben Huf.
5. Der Anoa. (Bos depressicornis.) Fig. 991.
Von einigen Zoologen ist ber sehr seltene Anoa zu
ben Antilopen, von anberen zu ben Ochsen gerechnet
worben, eine Ungewihheit, bie bas Vorhanbensein von
Ilebergangen aus ber einen Gattung in bie anbere an-
beutet unb bisher barum noch nicht vollstanbig hat gelost
roerben konnen, roeil von bem in Rebe stehenben, seit
manchem Jahre von ben Reisenben erwahnten Thiere
bisher nur Schabelbruchstucke unb Horner nach Europa
gelangt stub. Die letzteren stehen senkrecht auf ber Stirn,
sinb vollkommen gerabe, an Lange bem schmalen Kopfe,
b. H. 8—10 Zoll, gleichenb, vorn abgeplattet, unregel-
masig gerunzelt, nach oben glatt unb am Enbe scharf
zugespitzt. An ben mit Resten bes Felles versehenen
Kopfen englischer Sammlungen ist bas Haar blaulich-
grau, kurz unb bicht. Pennant hat ben Anoa zuerst er-
wahnt, allein keine genaue Beschreibung geliefert; er
betrachtet ihn als einen zwerghaften Buffel, giebt ihm
bie Grotze eines mittelmasigen Schaafbvckes unb erzahlt,
auf bie Mittheilung von Soten, einem ehemaligen Gvu-
verneur ber Jnsel Celebes, sich stutzenb, bah er nicht
allein sehr schwer einzufangen sei, sonbern in ber Gefaii-
genschaft allezeit unbanbig bleibe, unb bah einer vierzehn
Hirsche, bie sich auf berselben Weibe befanben, in einer
einzigeu Nacht getobtet habe. Der Arzt Lorb 9lmherst's,
Nr. Abel, fammelte, auf ber Ruckreise von ber verun-
gluckten Gesanbtschaftsreise nach China, mehrere Scha-
bel, bie alle von Celebes gekommen maren. Gehort ber
Anoa nicht zu ben wahren Antilopen, so bilbet er boch,
aller Wahrscheinlichkeit nach, eine elgene, ben Ochsen
verwanbte Gattung.
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6. Ter Buffel. (Bos Bubalus.) Fig. Æ9St=aaM
Die innerhalb ber Gattung Ochs eine besonbere
Gruppe barstellenben Buffel sinb gewohnlich von be-
beutenber Grotze, stark gebauet, stehen im Verhaltniffe
zur Lange unb Schwere ves Korpers nicht hoch, haben
daher niedrige, aber starke und feste Glieder, grotzen
Kopf, schmale, aber ungemein feste und dabei sehr ge-
wolbte Stirn, verlangerte, gerade und platte Gefichts-
linie, breite Schnauze, platigedruckte, seitlich und etwas
nach hinten gebogene und daher zum Stose weniger
brauchbare Horner, grose, trichterformige, niemals auf-
rechte Ohren, grotze Augen, eine kleine Kehlwamme,
geraben Rucken, langen unb bunnen Schwanz, schwarze
Haut, aschgraues ober schwarzliches, bisweilen braunes
ober weitzes Haar. Ein Ruckenhocker ist niemals vor-
Hanben. An ben Eutern ber Kuhe sinb bisweilen statt
der sonst gewohnlichen vier Zitzen nur zwei entwickelt.
Die Buffel vermeiden bergige Gegenden, geben vielmehr
"ls Futter den groben unb rauhen Grasern unb Kran-
tern ber Walbungen ober sumpfigen Nieberungen ben
Vorzug, walzen sich gern im Schlamme, verbringen
wohl auch mehrere Stunben im Wasser Halbversenkt,
schwimmen gut unb sturzen sich baher ohne Zogerung
in bie breitesten Fluffe, gel-en schwerfallig unb ungeschickt,
laufen mit gerabe ausgestrecktem Kopfe, inbem sie sich
vorzuglich burch ben Geruchsinn leiten lassen, werben
aber hierburch gehindert, unter sich zu blicken unb il-re
Horner vortheilhaft zu gebrauchen. Im Kampfe stosen
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